Nr. 382 48. Jahrgang
Montag 17. August 1931
Die Urantöngc der Radiotedinlh
Zur Grofjen Funkausstellung
vom 21. bis 30. ilugust findet in den Ausstellungshallen am kaijerdamm die diesjährige Junkausflelluog statt. Sie wird das Neueste auf dem Gebiete der Radiotechnik bringen. Deshalb wird auch der folgende Aufsatz Interesse bei unseren Lesern und Zunkfreunden finden. Er führt in die Uranfänge der Funktechnik zurück. Es find einige wenige Namen, die sich um die Uranfänge der Radiotechnik, also um die Entstehung dieses großartigen, weit- und menschenverbindenden technischen Begriffs, gruppieren. Der größten einer, die sich auf diesem technischen Gebiet der Menschheit verdient gemacht haben, ist M i ch a e l F a r a d a y, der wohl der größte Forscher und Entdecker aus dem Gebiete der experimentellen Physik gewesen ist. Er wurde am 22. September 1731 in Newington Butts bei London geboren, erlernte das Buch- bindcrhandwerk, bildete sich autodidaktisch und fand endlich in Sir Humphrey Davy einen Gönner, der ihm eine Stellung bei der Royal Society in London verschasfte. 5iier stieg Faraday in wenigen Jahren vom Laboratoriumsgehilfen zu einer der be- deutendsten wissenschaftlichen Persönlichkeiten seiner Zeit empor. Bon dem Physiker O e r st e d stammt die Entdeckung, daß der elektrische Strom durch einen Magnet beeinflußt wird. Faraday begann, diese Entdeckung nachzuprüfen und fand die engen Bc- Ziehungen zwischen Elektrizität und Magnetismus. Ein Landsmann von ihm, der große Engländer James Clerk Maxwell , ist der Mann, der die Faradayschen Phänomene in ihrer wahren Natur klarlegen und das Medium finden konnte, durch das die elektrischen Auswirkungen in den Raum übertragen werden. Anknüpfend an die Schriften und Versuche Faradays stellte Maxwell die Be- hauptung auf, daß sich die Elektrizität durch den gleichen Aether fortpflanzen würde, der auch als Träger der Lichtstrahlen erkannt war, und er kam zu dem Schluß, daß Lichtwellen ebenfalls elektro- magnetische Wellen seien. Es müßte deshalb möglich sein, daß eine andere Art elektromagnetischer Wellen unsichtbar fei, und daß die bei Faraday beobachteten Erscheinungen auf eben diese elektro- magnetischen Wellen zurückzuführen sind. Bekanntlich pflanzt sich das Licht mit einer Geschwindigkeit von 300 000 Kilometern in der Sekunde fort. Hiervon leitete Maxwell die Behauptung ab, daß, wenn die Geschwindigkeit der elektrischen Wellen gemessen werden könnte, die bei den Jnduktionserscheinungen der Faradayschen Ver- suche austreten, sich zeigen würde, daß auch die elektrischen Wellen mit 300 000 Kilometer in der Sekunde durch den Aether eilen. In dem Werk„Elektrizität und Magnetismus", das Maxwell 1873 er- scheinen ließ, entwickelte er diese Ansicht, die leider von ihm experi- mentell nicht nachgeprüft werden konnte, da er bereits im Jahre 1879, 48jährig, starb. Es mußten nunmehr die Maxwellfchen Theorien nachgeprüft werden, und es sollte einem deutschen Professor, Heinrich Hertz , vorbehalten bleiben, deren praktische Bestätigung der Wissenschaft- lichen Welt vorzulegen. Hertz erzeugte elektrische Funken und kleine künstliche Blitze in einem Bersuchsfeld, dem ein sogenannter Resonator gegenüber- gestellt war. Der Resonator bestand aus einem Metallring, der nicht ganz geschlossen war. Wenn nun in dem Sendeapparat Funken erzeugt wurden, so traten winzige kleine Funken in der Lücke des Metallringes auf. Wenn auch dadurch noch nicht bewiesen war, daß Lichtwellen und magnetische Wellen gleich sind(wie Maxwell es behauptet hatte), so zeigten doch die Hertzschen Versuche, daß auch die elektrischen Wellen gleich dem Licht von geeigneten Oberflächen reflektiert werden. Die„Hertzschen Wellen", wie man die neuentdeckten Schwingungserscheinungen nannte, wurden durch die Wissenschaftler der ganzen Welt studiert. Dem Engländer Sir William C r o o k e s gebührt das Verdienst, als erster die elektrischen Wellen zur Weitergabe von Nachrichten benutzt zu haben. Er veröffentlichte im Jahre 18S2 einen Artikel, in dem er die Anwendungsmöglichkeitcn der Faradayschen und Maxwellfchen Theorien umschrieb. Die Auslastungen zeigten, daß er die Nutz- anwendung der Theorie der elektrischen Wellen richtig erkannte. So weil war die Wissenschast der Radiotechnik im Jahre 1896 angelangt. Man konnte elektrische Wellen nach der Hertzschen Methode aus- senden und durch geeignete Vorrichtungen, die als„künstliche
Augen" bezeichnet wurden, wieder auffangen. Don ollen Wissen- schaftlern, die sich mit diesen Neucntdeckungen beschäftigen, war jedoch keiner auf den Gedanken gekommen, die Versuche auch prak- tisch durchzuführen. In diesem Entwicklungspunkt trat der Italiener Guglielmo M a r c o n i auf den Plan, der 1896, im Alter von 22 Jahren, fein erstes Patent erhielt, dos eine drahtlose Sende- und Empfangsstation zum Gegenstand hatte. Schon ein Jahr später konnte Marconi über eine Strecke von 6 Kilometer Morsezeichen geben, und Ende des gleichen Jahres ließen sich drahtlos Entfernungen bis 50 Kilometer überbrücken. Nun jagten sich förmlich die Fortschritte auf dem Gebiete der Radiotechnik. Neue Namen, neue Erfinder und Entdecker tauchten auf und führten das Wunder der unsichtbaren elektromagnetischen Wellen zu immer größeren, immer wertvolleren Leistungen im Dienste der Menschheit. Von dem Engländer Sir Oliver L o d g e stammt das Prinzip der Resonanz. Er schuf eine Einrichtung, die es gestattete, nur eine Welle bestimmter Länge und Schwingungszahl auszusenden, wobei die Empfangsstation auf diese Welle abgestimmt war, so daß verschiedenartige Wellenlängen die betreffende Station nicht beein-
flussen konnten. Erst durch diese große Entdeckung waren dem drahtlosen Verkehr ungeahnte'Möglichkeiten erschlossen. Marconi , der sich mit Lodge zusammenfand, konnte durch dieses System den Wirkungsgrad seiner Anlage wesentlich steigern. Das Jahr 1906 sah in der Radiotechnik eine weitere sehr wichtige Entwicklungs- stufe durch die Erfindung der Verstärkerlampe. Der amerikanische Radioingenieur D r F o r e st hatte entdeckt, daß durch die Einschaltung eines Gitterwerkes zwischen den Glllhdraht einer elektrischen Lampe eine wesentliche Verstärkung des aufge- nommenen Tones entstand. Durch Hinzufügen einer beliebigen Zahl von Verstärkerlompen konnte man die von der Sendestation herrührenden Zeichen und Töne noch mehr verstärken. Die Eni- deckung der Verstärkerlampe muß als ganz besonders radiotechnische Großtat angesprochen werden? erst durch diese Erfindung tonnte die Radiotechnik ihren großen Aufschwung nehmen. War es doch jetzt erst möglich, unbegrenzte Entfernungen drahtlos zu überbrücken. Wenn auch in dieser kurzen Uebersicht so mancher Name großer Erfinder und Entdecker auf diesem Gebiet keine Erwähnung ge- funden hat, so bleiben doch deren Werke und Entdeckungen mit dem technischen Wunder des Radios für alle Ewigkeit verbunden. Neue Namen und neue Ideen werden weitere, wertvolle, der Menschheit zum Segen dienende technische Erkenntnisse schaffen? sie werden dabei niemals die Namen der großen Pioniere der Radiotechnik, auf deren Forschungsergebnissen sie basieren, vergessen machen können. �Ikreck Nanck.
Hingerichtete Insekten Ein elektrischer Stuhl tür Fliegen und Mücken Beträchtliche Aufregung in den Kreisen des fliegenden Ungeziefers dürfte die Nachricht hervorruscn, daß der Mücken-, Fliegen- und Wespenplagc neuerdings auch mit dem elektrischen Strom zu Leibe gegangen wird. Eine Elektrosirma hat sehr wirksame Fang- apparate herausgebracht, die weder die Klebrigkeit, noch die Unappe- titlichkeit der üblichen Fliegenfänger besitzen, unauffällig sind und fast unberechenbar kleine Strommengen verbrauchen. Es handelt sich um zwei verschiedene Apparate, von denen der eine zur Vertilgung von Fliegen und Wespen, der andere zur Ver- nichtung von Stechmücken bestimmt ist. Der Fliegentöter besteht aus einem tastensörmigen Aluminiumkasten mit einem Gitterdeckel aus Isoliermasse, der mit Kupferdraht umwickelt ist. In die Tasche kommt Honig, Zucker oder Obst als Köder? dann wird der Apparat mit der nächsten Steckdose verbunden, und die von dem süßen Geruch angelockten Fliegen sterben, sobald sie den Rahmen be- rühren, eines blitzartigen Todes. Sämtliche stromführenden Teile des Fängers sind durch einen Vorschaltwiderstand gesichert? infolge- dessen ist der Fänger für Menschen vollkommen ungefährlich und daneben auch kurzschlußstcher. Der Stechmückenfänger beruht auf demselben Prinzip? nur � wird statt Zucker das elektrische Licht als Köder benutzt. Der todbringende, kupferdrahtbewickelte Rahmen ist bei diesem Apparat kreisförmig zusammengerollt und wird mittels einer einfachen Vorrichtung an den Schirm der nächsten Glühbirne gehängt. Die Stromentnahme erfolgt aus der Lampenfassung. Eine drittes Modell ist zum Einbau in Moskito- netze bestimmt. Nach Ausschneiden einer entsprechenden Oesfnung in dem Netz wird der Rahmen, der eine Klemmvorrichtung besitzt. in diese Oefsnung gesetzt. Ein besonderer Vorzug der elektrischen Fänger ist die rasche Abtötung der Insekten, die sich an den bisher üblichen Kleberollen stundenlang quälen müssen, außerdem besitzen sie im Gegensatz zu anderen Fangapparaten fast unbegrenzte Lebensdauer.
Die l,utt als Isolierstoff beim Häuserbau In der Bauausstellung wurde an verschiedenen Beispielen dar- gestellt, wie die Luft als Jsoliermittel gegen Wärmeoer- lust, gegen Kälte und gegen Schall Verwendung findet. Nach den Ergebnissen der Forschung ist nur ruhende Luft als Isolierstoff ge- eignet, wenn sie in horizontal verlegten Luftkammern eingesperrt ist. Die aufgebauten Leichtwände aus porösen Ziegelsteinen und Platten mit horizontal laufenden Hohlräklmen entsprachen diesen Anfor- dcrungen. Als schlechtes Beispiel sah man eine Außenmauer, 30 Zentimeter stark, zweimal halbstein, mit 6 Zentimeter Luftschicht gemauert,
deren Luftraum in der ganzen Stockwerkshöhe durchgeht. Bel diesem System wird durch die Beheizung der Innenräume die Lust erwärmt, sie steigt dann hoch. Bei nächtlicher Abkühlung bildet sich an den Innenseiten der Mauer Schwitzwasser, das herunterläuft und bald zum Faulen der Balkenköpfe führt. Diesem Uebel kann ober abgeholfen werden, wenn man beim Hochmauern in Abständen von je einem halben Meter die Luftschicht mit Mauersteinen dicht abdeckt. Dann ist das Prinzip der horizontal abgesperrten Luft- kammer erfüllt und die 30 Zentimeter starke Außenmauer kann dann als isoliert gelten. Für massive Decken wurden auch verschiedene Baustoffe dar- gestellt, so z. B. gelochte Steine in Ziegel und in Schlacke für Decken mit Eisenträgern und für trägerlose Decken, deren tragendes Element Rundeisen ist. Bei den Trägerdecken muß der Höhenunterschied zwischen Deckenstein und Träger mit Stampfbeton ausgefüllt wer- den, der die Isolierwirkung der porösen, gelochten Deckensteine zum größten Teil beseitigt. Diese Massivdeckcn sind hellhörig und fuß- kalt. Man verwendet sie in Miethäusern meist nur für die Keller- decke. Die notwendige Derbilligung der Baukosten wird ober dazu führen, an Stelle der altmodischen, hellhörigen Balkendecken, mit Staakung, Schüttung, Rohrputz und Holzfußböden in allen Ge- schössen die trägerlose Deck« vorzusehen. Das sind fertige schallsichere und wärmehaltende Decken, die sich um 20 bis 25 Proz. billiger als Balkondecken stellen. Da die trägerlosen Decken je nach Spannung 8 bis 13 Zentimeter schwächer sind als Balkendecken, werden bei einem Großbau Hunderte von Kubikmetern Mauerwerk gespart. Daß alle Fußböden der Wohnung fugenlos sind, ist in hygienischer Hinsicht von größter Bedeutung. I'aul Lstilk-xol, Architekt. Kleineisensammler aus der Landstraße. Jenseits des großen Teiches werden die merkwürdigsten Berufe ausgeübt, die auf den ersten Blick absonderlich erscheinen, bei näherem Zusehen aber den eminent praktischen Blick der Amerikaner für Verdienstmöglichkeiten beweisen. So gibt es dort drüben schon lange den„Magnet-Bill", wie der amerikanische Volksausdruck für die Kleineisensammler auf den Landstraßen lautet, die sich zu ihrer Arbeit eines an einen Stab gebundenen Magnets bedienen. Allerdings war die Arbeit bisher mehr eine Bettelkunst als eine wirklich lohnbringende Beschäftigung. Die wurde sie erst, als man zum maschinellen Absuchen der Land- straßen überging, um die Beschädigungen der Autoreifen zu ver- ringern. So hat ein Magnet-Straßenabsucher oder Nagelklauber, der vom Straßenamt Nord-Dakotoh vor einem halben Jahre in Betrieb gesetzt wurde, in 61 Arbeitstagen 1900 Kilometer befahren und 6300 Kilogramm Eisenteile aufgeklaubt. Das Gerät fährt während der Arbeit mit einer Geschwindigkeit von 10 Kilometer- Stunden und überstreicht einen Streifen von 2,4 Breite. Um eine Landstraße vollkommen abzusuchen, muß sie daher dreimal be- fahren werden. Im Tagesdurchschnitt sucht die Maschine etwa 30 Kilometer Straße ab.
Seekabel Deutschland-Dänemark Ein neues Telephonkabel ist kürzlich zwischen Warnemünde und Gjedser verlegt worden Es gestattet, 44 Gespräche gleichzeitig zu führen, ist 89 km lang, 5,5 cm dick und wiegt 12 000 Zentner
Die fleckrolle des Kabeldampfers Das Kabel im Lagerraum des Schiffes Der, Landtransport des Kabels