Reichsmietertag in Leipzig . Forderungen der Mieter: Ein soziales Miet« und Wohnrecht. Im Verlauf des Reichsmietertages berichtete Bundesvorsitzender Dzieyk-Berlin über die aktuellen Fragen der Mieterpolitit. Er bezeichnete die ungeheure Arbeitslosigkeit, das Wohnungselend und die Ueberteuerungen der Mieten als die schlimmsten Uebel, unter Vnen das deutsche Volk zu leiden habe. Es werde höchste Zeit, das Gewissen der verantwortlichen Personen wachzurütteln und von men eine grundlegende Wandlung ihrer Auffassungen über die ufgaben des Staates auf diesem wichtigen Lebensgebiet zu ver- jngert. Die deutschen Mieter hätten ollen Anlaß, die gesetzlichen und behördlichen Maßnahmen hinsichtlich des Miet- und Wohn- vesens unter dem Gesichtswinkel der politischen Entwicklung in Deutschland zu betrachten. Die politischen Machtverhältnisse seien auch in dieser Beziehung entscheidend. Das haben der Abbau des Mieterschutzes und die Notoerordnungen gezeigt. Die mieterseind- liche Haltung der Reichsregierung gehe besonders aus der Notver- ordnung vom 1. Dezember 1330 hervor. Ueber den Charakter dieser Notverordnung dürfe auch die Tatsache nicht hinwegtäuschen, daß Reichsmietengesetz und Mieterschutzgesetz im Jahre 1336 nur dann außer Kraft treten sollten, falls bis zu diesem Zeitpunkt ein Gesetz erlassen werde, das die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Miete nach sozialen Gesichtspunkten ausgestalte. Der Mietertag protestierte sodann mit aller Entschiedenheit gegen die vor einigen Tagen in Würzburg aufgestellten Forderun- gen der Haus- und Grundbesitzer, die dahin zielen, auf das Grund- und Hauseigentum im Wege der„Verrentung" der Hauszinssteuer eine Staatshypothek von IS Milliarden Mark einzutragen und dafür die Hauszinssteuer wegfallen zu lassen. Dies würde dazu führen, daß die ärmere Bevölkerung, besonders das große Heer der Arbeits- losen, den bisherigen Genuß der vorläufigen Stundung der Haus- zmssteuer verlieren würde, wodurch wiederum die Wohlfahrt s- etats der Gemeinden ins Unermeßliche steigen würden. Ab- gesehen davon, laufe eine derartige Maßnahme nur auf eine be- trächtliche Senkung der Leistungen der Hausbesitzer hinaus, ohne daß gleichzeitig die Mieten gesenkt würden. Der vom Reichsverband ausgearbeitete Gesetzentwurf für«in soziale» Miet- und W o h n r e ch t wurde eingehend beraten. An der Aussprache bc- teiligten sich u. a. neben namhaften Rechtsanwälten verschiedene Reichstagsabgeordnete und Mitglieder des Wohnungsausschusses des Reichstags, unter ihnen ganz besonders der Vorsitzende des Aus- schusses. Reichstagsabgeordneter Genosse L i p i n s k i, die starken Beifall fanden. Der Gesetzentwurs des Bundes soll nochmals durch eine Kommission überprüft und endgültig festgelegt werden. In einer Entschließung wurden als wichtigste Forderungen des Reichs- bundes deutscher Mieter zusammengefaßt: I. Schaffung eines sozialen Miet- und Wohn- rechts. 2. Sofortige Verabschiedung des Wohnheim- stättengesetzes. 3. Senkung der überhöhten Mieten mindestens aufden Friedensmietsatz unter entsprechender Herabsetzung der Hauszinssteuer. Der nächste Reichsmietertag wird voraussichtlich in Duisburg stattfinden. Das Bundespräsidium wurde einstimmig wiedergewählt, und zwar Dzieyk-Berlin tVorsitzender). Grothaus-Berlin (Schatz- nieister) und Arzel-Magdeburg(Schriftführer).
Gtandrechi gegen Bohrtürme. Produktionsdrosselung mit Gewalt in Texas . Austin (Texas ). 13. August. Das von dem Gouverneur des Staates Texas , Sterling, übe» das neu erschlossene Petroleumgebiet in Ost-Texas verhängte Standrecht wird rücksichtslos durchgeführt. Dies gilt vor allein für die Grafschaften Rusk, Gregg. Smith und Upshur. In einem Gebiete, das eine Fläche von 2815 Meilen Länge und 1600 Meilen Breite bedeckt, sind sämtliche Bohrtürme außer Betrieb gesetzt worden. * Die Anarchie der Petroleumerzeugung in den Bereinigten Staaten hat�u einem Preissturz geführt, der jede Produktion un- rentabel machte. Versuche, die Produktion durch Zureden anteils- mäßig einzuschränken, haben natürlich nichts gefruchtet, da jeder Produzent die Produktionseinschränkung nur bei dem anderen vorgenommen sehen möchte. Der so entstandene Preisdruck ist der- ort, daß der Gouverneur von Texas jetzt mit Gewoltmaßnahmen vorgegangen ist. Die Landesregierung von Texas fühlte �ich um so mehr zu einer Aktion gezwungen, als die Steuereinnahmen dieses Staates überwiegend von den Einnahmen aus dem Petroleum- vertauf stammen: Texas ist größer als Deutschland , hat nur 4'/» Millionen Einwohner.
Hakenkreuzpriester dars schimpfen. Pfarrer Krieger ist hierin kein Llnbekannter. Wir haben berichtet, daß der Pfarrer Krieger soeben von dem Schöffengericht in Dresden freigesprochen worden ist trotz erwiesener schwerer Beschimpfungen der Republik und obwohl die Staatsanwaltschaft Bestrafung des Pfarrers unter Versagung mildernder Umstände verlangt hatte. In diesem Zusammenhange dürfte es interessant sein, daran zu erinnern, daß der gleiche Pfarrer Krieger aus»inen Antrag der Republikanischen Beschwerdestelle Berlin wegen Veröffentlichung eines die Republik unerhört beschimpfenden Brieses im„Reichswart" des Herrn Graf Reventlow von der 3. Strafkammer des Land- gerichts l in Berlin zu 600 M. Geldstrafe verurteilt worden ist. Der Schimpfbrief war ursprünglich an den Ober- lcutnant a. D. Schulz ins Gefängnis gerichtet, aber von der Gefängnisverwaltung nicht ausgeliefert worden. Trotz dieser Vorstrafe kann also anscheinend dieser Nazi-Pfarrer da» Schimpfen nicht lassen.
Spionage in der Mongolenwüste. Deutscher Postflieger verurteilt. Nach einer aus Urga eingegangenen Mitteilung, soll angeblich der Führer de« in der äußeren Mongolei beschlagnahmten Post- flugzeuge, der deutsch -chinesischen Luftverkehrsgesellschast Eurasia wegen Spionageverdachts zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt worden sein. Von seilen aller beteiligten deutschen und chinesischen Stellen werden Schritte unternommen, um dieses Urteil rückgängig zu machen, da dem Flugzeugführer bei der Ueberfliegung mongolischen Gebietes selbstverständlich jede Spionagsabsicht ferngelegen hat. Sein Begleiter, Funkermaschinist Kälber, der einer Bein- Verletzung wegen ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, be- jiad� pH auj dem Wege der Bcherung.
Wetthetze gegen den Sozialismus Er soll an der kapiialistischen Krise schuld sein
Paris , 18. August.(Eigenbericht.) In einem Artikel des„Populaire" wendet sich Leon Blum gegen die Behauptung einiger bürgerlicher französischer Zeitungen, vor allem des„Temps", daß für die wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten Deutschlands und Englands die gefährlichen Experi- meirte des Sozialismus in beiden Ländern verantwortlich sind. Die Ergebnisse dieser sozialistischen Politik sind nach der Ansicht der betreffenden Zeitungen so vernichtend, daß Deutschland und England jetzt gezwungen seien, ihren Irrtum einzusehen und den Kapitalismus um Hilfe anzurufen. Dazu bemerkt Leon Bluni, niemand könne bestreiten, daß der Sozialismus an der Arbeitslosigkeit in England und Deutschland nicht schuld sei. Im übrigen habe der Sozialismus in beiden Ländern nicht allein die Macht ausgeübt, und er sei bisher noch nicht einer regel- mäßigen und loyalen Probe unterworfen worden. In England handele es sich um eine Minderheitsregierung, in Deutsch - land seien die Sozialdemokraten nur an Regierungen der Koalition und der republikanischen Verteidigung betelligt gewesen. Ein Beweis dafür, daß die Arbeitslosigkeit in beiden Ländern nichts mit dem Sozialismus zu tun habe, sei die Tatsache, daß in dem allmächtigen Land des Kapitalismus, in den Vereinigten Staaten , wo der Sozialismus nicht den geringsten Einsluß auf das öffentliche Leben ausübe, ebenso große Arbeitslosigkeit herrsch«. Der Sozialismus befindet sich also in
Gegenwart in einer Lage, deren Ursachen auf das k a p i t a l i st i s ch e System selbst zurückzuführen sind. Deshalb müsse man die Frage auf- werfen, ob die Anstrengungen des Sozialismus, die Opfer des Kapi- talismus vor dem Hungertode zu bewahren, verurteilt werden sollen. Man behaupte, die Arbeitslosenunterstützung ermutige die Träg- h e i t und ruiniere die Staaten. Darauf sei zu erwidern, daß der Kapitalismus den Arbeitslosen doch Arbeit verschaffen möge. Dann werde man sehen, ob die Erwerbslosen die Arbeit verweigern. Wenn der Kapitalismus dazu unfähig sei, dann spreche er damit sein eigenes Todesurteil aus. Die Sozialisten hätten also recht, den Kapitalismus anzuklagen, weil die Arbeitslosigkeit aus den Uebertreibungen der Produktion und dem Fortschritt der Wissenschaft und Technik entstehe. Die Sozialisten hätten nichts anderes zu tun, als nach besten Kräften das Elend derjenigen zu erleichtern, die die Opfer der kapitali - ftifchen Wirtschaft sind. Wenn das Steuer zu stehen komme, dann sn das nicht die Schuld der Sozialisten. Man möge zunächst andere Ausgaben herabsehen, vor allem die für Kanonen, Flugzeuge und Kriegsschiffe. Schließlich fragt Leon Blum den„Temps" und die anderen Zei- tungen ähnlicher Richtung, welche Methoden sie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vorschlagen. Solle man die Arbeitslosen vielleicht Hungers st erben lassen, oder sie, wie vor 100 Jahren in Eng- land, in Strafwerk st ätten einsperen, oder sie zum bewaffneten Aufstand hetzen, um sich ihrer wie im Jahre 1848 in großer Zahl zu entledigen?
Von Wolfgang Harlmann
Dieser Tage jährt sich bereits zum dritten Male der Todestag des allzufrüh verstorbenen Dichters Klabund . Viele Jahre herzlicher Freundschaft verbanden uns. Meine erste Begegnung mit dem Dichter datiert in die Zeit unmittelbar vor dem Kriege zurück, da Klabund in München im Kreise des„Krokodils" von sich reden machte, freche, satanisch-sröhliche Gedichte im„Simplicissimus " und in der„Jugend" verössentlichte und die Tafelrunde in der Torgger- stube mit Max Halbe und Wedekind an her Spitze, mit seinem Talent in Erstaunen setzte. Später, im Jahre 1016, trafen wir uns in Zürich wieder und zwar im Kabarett„Voltaire ", das der auch bereits verstorbene Hugo Ball zusamnien mit einigen jungen Dadaisten eben gegründet hatte. Damals verfaßte Klabund seinen berühmten„Kaiserbries", den die„Neue Züricher Zeitung " an leitender Stelle veröffentlichte und damit begreifliches Aufsehen er- regte. Eines Morgens, an einem Sonntag, faß ich mit Frank Wedekind , der in Zürich gastierte, am Seekai. Er hatte gerade den „Kaiserbrief" gelesen und war begeistert. Dann studierte er ihn noch einmal in seiner gründlichen Art und wurde immer»rnster. Die Muskeln in seinem Gesicht spannten sich, seine Schläfensältchen zogen tiefere Furchen, und schließlich schüttelte er bedenklich den Kopf und meinte ganz ernsthaft:„Man hätte dem Kaiser doch nicht so wehtun sollen!" Der Patriot in Wedekind war getroffen worden durch Klabunds Brief. Wenige Minuten später tauchte auch schon Klabund selber am Seekai auf und kam geradewegs auf uns zu. Klabund blinzelte mich an, denn er hatte die„Neue Züricher Zeitung " in der Hand Wedekings bemerkt und wußte, was los war. lind mit seiner wunderbaren frechen Sorglosigkeit fragte er Wedekind , der peinlich schwieg, aus den Kopf zu:„Nun, wie gefüllt Ihnen mein Brief an den Kaiser?" Wedekind , sichtlich oerlegen, räusperte sich und sagte dann meinem maßlosen Erstaunen:„Ausgezeichnet!" Der junge Dichter machte große Augen, denn er traute der Sache nicht recht. Und nun ging Wedekind ganz ernsthast auf das heikle Thema ein und nach einer halben Stunde hatte er Klabund dennoch seine wahre Meinung über den Brief gesagt und seiner Enttäuschung Luft gemacht. Er liebte diesen jungen begnadeten Menschen und er hatte es nicht fertig gebracht, ihm weh zu tun. Selten habe ich Wedekind , der sonst brutal seine Ansichten äußerte, ohne Rücksicht auf Person und Wirkung, so sanft und väterlich ge- sehen. Diese Szene war rührend schön in ihrer gütigen Mensch- lichkeit.
Ein Jahr später waren wir wieder zusammen im südlichen Locarno am Lago Maggiore . Klabund war wieder einmal sehr krank. Er hatte sich ein kleines Häuschen oben auf dem Monte Trinita, nahe bei Ascona , gemietet und schrieb, trotzdem er fieberte, eifrig an einem neuen Buch. Wieder genoß er nach Verhältnis- mäßig kurzer Zeit wie schon des öfteren, und wir konnten unsere nächtlichen Bummel durch die Tessiner Landschaft und ihre gemüt- lichen Kneipen wieder aufnehmen, zechen und diskutieren. In jene Zeit der hoffnungsfrohen Genesung siel seine Begegnung mit Irene, einem blonden deutschen Mädchen, hauchzart wie er selber. Sie wurde seine Frau. Dies war wohl das glücklichste Jahr im Leben Klabunds, fast gänzlich ohne Krankheit und inmitten der zauberhaft unwirklichen Pracht des Tessin . Unvergeßliche Tage und Nächte in einem ununterbrochenen Schwelgen in Schönheit und Glück. Der Knabe Klabund strahlte wie ein Kind und kam nicht aus der Ver- wunderung heraus, daß sein Leben jetzt so ichön und heiter ge- worden war. Und dann, wie ein Fluch der Götter, der Absturz in furchtbarste Tiefen. Das Grippejahr 1018 warf sie beide gleich- zeitig aufs Krankenlager, Irene hatte eben erst ein Kindchen ge- boren und schon nach wenigen Tagen erlag die Blühende dem holzen Fieber. Das Kindchen folgte nach und Klabund, vom Hauche des Glücks gestreift, war wieder mutterseelenallein, verlassener denn je. Selbst noch ein Todkranker, gebrochen und verelendet, schrieb er im größten Jammer den„Sang an Irene", jene erschütternde Toten- klage eines verzweifelten Herzens. Wer ihn damals sah, hielt es für menschenunmöglich, daß er die Krise überstehen werde. Nur roch ein Schatten war dieser einst so lebensfrohe Jüngling. Wie«in Betrunkener torkelte er durch die Stunden, geblendet und verstummt in unfaßbarem Schmerz. Und eines Tages war er fort, nieinand wußte wohin. Dann endlich kam Nachricht aus Pofilano, er badete im Meer und begeisterte sich wieder an der südlich fremden Land- schaft. Dann ein schönes Wiedersehen in München , von neuem ver- liebt und eben im Begriffe, die reizende Karola Neher zu heiraten, die er an den Kammerspielen kennengelernt hatte. Immer blieb er seinem Typ treu: das verträumte, lachend-frohe Mädchen, mit etwas Zigeunerblut in den Adern, war sein Ideal. Cr wurde noch einmal sehr glücklich, es war wie ein Märchen, er vermochte es selbst nicht zu fassen, daß das Leben so seltsam mit ihm spielte. Und noch immer können wir alle, die wir ihn kannten und liebten, es nicht fassen, daß er nicht mehr unter uns weilt und fingt und dichtet!
,/0\t Oubarry." Theater im Admiralspalast . „Gräsin Dubarry" hieß vor 50 Jahren eine Operette von tlarl Millöcker, dem Komponisten des„Bettelftudenten", der als sein bestes Wert seinen Namen lebendig gehalten hat. Operette von einst, verstaubt, verklugen, vergessen. Nun haben Rotters sie ausgraben lassen und eröfsnen damit die neue Saison im Admiralspalast . Nicht die alte Operette selbstverständlich, wie sie damals war: sondern neu bearbeitet, zurechtgemacht für die Bedürfnisse des heutigen Publikums, sie haben e» sich erzogen: sie wissen, was sie ihm bieten müssen und zumuten dürfen. Es ist ja immer wieder dasselbe: ein Schwelgen im Kitsch und billigem Glanz, eine Orgie von pro- vinzieller Vornehmheit und Protzerei. Paul K n e p l e r und I. M. W e l l e m i n s k y haben dieses lächerliche, läppische, lang- weilige Spiel in neun Bildern(dessen Inhalt heut« jeder aus dem „Dubarry". Film kennt) für die Bühne hergerichtet. Theo M a ck c b e n hat Millöckers bescheidener Musik den schmalzig auf- dringlichen Klang einer schlechten Lühar-Operette von heute gegeben. So wird es hier verlangt. Im Mittelpunkt der Aufführung und des Erfolgs, der nicht ausbleibt, steht der Star: Gitta A l p a r. Als Sängerin viel zu schade für dies Milieu, in das sie sich im übrigen geschickt einfügt. Mit Hilse ungezähller Wiederholungen, gegen deren Unfug nicht laut genug protestiert werden kann, dehnt sich der Abend bis in die erste Morgenstunde. Die Berliner Theater gehen einem schweren Winter entgegen. Um der vielen tausend Existenzen willen, die aus dem Spiel stehen, müssen wir wünschen, daß sie ihn bestehen. Wir können es nicht wünschen, um eines Theaters willen wie jenes, mit dem gestern die Spielzeit eröffnet wurde. IL P.
Mosaiken in Herculanum. Die Ausgrabungen in Herculanum , der Schwesterstadt von Pompeji , bei denen vor allem jetzt die öffentlichen Bäder vollständig freigelegt werden sollen, haben zu der Entdeckung zweier unbe- jchädigter Mosaikfußböden geführt, die in der Schönheit des Eut-
wurfs und der Vollendung der Ausführung allen bisher in Pompeji gefundenen überlegen sind. Sie wurden in zwei großen Räumen der öffentlichen Bäder freigelegt, die wahrscheinlich als Ankleide- räume gedient haben. Das schönste Mosaik ist ganz in Schwarz auf weißem Grunde gehalten. In der Mitte befindet sich eine große prächtige Gestalt des Herkules, der ein Ruder auf seiner Schulter hält. Die Figur endet in dem Schwanz eines Delphins oder einer Seejungfcr. Auch das zweite Mosaik ist ganz tn Schwarz aus weißem Grunde gehalten, aber einfacher in der Zeichnung. Es besteht aus einem Schmuckfries, der eine Anzahl geometrischer Zeichnungen enchält. Ferner wurden sieben runde Säulen in einem guten Er- haltungszustande gefunden, die jetzt an ihrer ursprünglichen Stelle wieder ausgerichtet sind. Auch die Eintrittshalle des Bades ist aus- gegraben, an die ein großer Raum angrenzt. Da Herculaneum anders als Pompeji von einem Schlammstrom begraben wurde, in dem sich hölzerne Gegenstände gut erhielten, so ist auch«ine Anzahl Möbel- stück« gefunden worden, die oft unseren modernen überraschend ähn, lich sind.
Deutsch-amerikanischer Mediziner-Austausch. Anläßlich des Ber - liner Besuches des New-Porker Stadtinedizinalrates Dr. Schröder wurden Pläne bekannt, nach dem Muster der Austaujch-Professoren jetzt auch einen dauernden Austausch von Assistenten Berliner Kran- kenhöuser und gesundheitlicher Anstalten mit Assistenten der gleichen Anstalten in New Pork ins Leben zu rufen. Es sind Vorbereitungen im Gange, regelmäßig verschiedene Berliner Assistenten in New- Yorker Anstalten und Neiv-Yorker Assistenten an Berliner Anstalten zu beschäftigen. Der Philh-rmouisch, Chor(Tirigent: Otto Klemperer ), der mit seinen Proben am 24. August beginnt, wird in diesem Winter«in neue« Oratorium von D i n d e in i t h, Messen von P a l e st r i n a und die ungekürzte Matlhäus-Passion von Bach zur Aussührung bringen. Anmeldung von Mitgliedern bei der Geschästsstelle, Lindauer Str. 6(Pallas 83L3). Da» Schauspielhaus am veudarmenmarkt eröffnet die neue Spielzeit Sonnabend, 29. August, als Auftakt des Äoethe-IohreS mit einer Äoetbc- Erstausführung:„Di- natürliche Tochter". Ter Vorverkauf beginnt Mitt- woch, 26. August. Die«rohe Berliner Kunstausstellung im Schloß Belledue wird während der Umänderung in die lt. Abteilung nicht geschlossen; sie bleibt vielmehr wie bisher von 10 bis 7 Uhr täglich geöffnet.