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Der Derderber Schacht. Oer Verein Deutscher Maschinenbauanstalten bestätigt seine Schuld. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, daß die von, ehe- maligen Rcichsbankpräsidenten Dr. Schacht betriebene Drosselung der langfristigen ausländischen Anleihen eine der 5)aupwrsachen der fehlerhasten kurzfristigen Verschuldung und des Zusammenbruches des deutschen Kreditsystems im Juli gewesen sei. In der Zeitschrift Maschinenbau ", die von, Verein Deutscher Maschinenbauanstalten herausgegeben wird, wird diese Schuld Dr. Schachts nachdrücklich unterstrichen. Es heißt dort in Heft IS vom 6. August: Eine wesentliche Ursache dieser widerspruchsvollen Entwicklung lag in der Drosielungspolitit gegenüber langfristigen Ausländsanleihen, die seit Ende 1926 von dem damaligen Reichs- bankpräsidenten Schacht und der auf seine Veranlassung einge- richteten und unter seinem Einfluß arbeitendenBeratungs- stelle für Auslandskredite" betrieben wurde. Auch so- weit sich diese Drosselungspolitik gegen kommunale Ausländsan­leihen richtet tatsächlich wirkte sie sich aber mittelbar auch aus die private Anleiheausnahme aus war sie sinnlos, solange man keine Mittel hatte, das Ausweichen in die kurzfristige Auslands- Verschuldung zu verhindern. In der Tat hat sich die unter der Kapitalnot leidende Wirtschaft dadurch geholfen, daß sie jene Mittel, die ihr in der ungefährlichen langfristigen Form vorent- halten wurden, in der ungleich gefährlicheren Form des kurzfristigen Kredits doch aus dem Ausland holte... Bei diesem Sachverhalt, daß nämlich i>er langsristige Kapitalbedarf zu seiner Befriedigung weitgehend aus den Geld kapitalmartt abgedrängt war, lag es natürlich besonders nahe, daß die hereingenommenen Kurzkreditc entgegen ihrer natürlichen Bestimmung zimi Teil für Zwecke verwendet werden würden, aus denen sie bei Abruf nicht mit der notwendigen Kurzfristigkeit wieder her- auszuziehen sind." Eine so scharfe Verdammung von Schachts Anleihepolitik, die nur unsere seit Jahren vertretene Auffassung bestätigt, ist von deutschen Unternehmern bisher noch nicht ausgesprochen worden. Und dieser Mann soll in Deutschland jemals wieder eine Rolle spielen?

Lnsiruktionssiunde unterm Sowjetstern.

Oer Stand der �eichsbank. Oer Lombardsah von llS auf 12 Prozent herabgefeht. Die Reichsbank hat aus Grund des Ausweises vorn 15. August beschlossen, dcu Lombardfaß mit Wirkung von heute vou 15 aus 12 Proz. zu ermäßigen. Diese Mitteilung der Reichsbank paßt zu dem von ihr gestern veröffentlichten Ausweis vom 15. August, der in den wichtigsten Positionen eine deutliche Normalisierung erkennen läßt, nachdem seit einigen Tagen über die fast reibungslose Wiederher- stellung des Zahlungsverkehrs bei Banken und Spartassen Klarheit besteht. Wenn man bedenkt, daß in der Woche zum 15. August Bereitschastsansorderungen der Sparkassen in nicht unbeträchtlichem Umfange von der Reichsbank befriedigt wurden, dann ist die ein- getretene Entlastung bei den Wechsel- und Lombardkreditcn um 543 Millionen Mark recht beträchtlich. Frellch wird man in der erheblichen Entlastung der Reichsbank die Auswirkung des Kredit drosselnden Notdiskonts von 15 Proz. in erster Linie er- blicken müssen. Die Wechselbestände gingen gegen die Vorwoche um 358,7 auf 3194, die Lombarddarlehen um 67,7 auf 99 Millionen zurück. Die Reich-schatzwechselbestände der Reichsbank mit 116,5 Millionen vom Ende der Vorwoche wurden ausverkauft, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Absenkung der zinsfreien Geloer auf Girokonto um 255 auf 525,6 Millionen Mark. Ein Teil der Banken hat die rentable Anlag« in Schatzwechseln der unverzinslichen Anlage auf dem Girokonto selbstverständlich vor­gezogen, nachdem allmählich auch auf dem Geldmarkt die Der- hchtnisse etwas übersichtlich geworven sind. Der No t e n u m l a u f hat sich um 138,3 auf 4237,3, der an Rentenbankscheinen um 5,8 auf 493,3 Millionen Mark o e r- r i n g e r t. Der Rückgang des Notenumlaufes hat sich also fort- gesetzt. Bei seiner Höhe ist zu berücksichtigen, daß immer noch«in« nicht unerhebliche Notenmenge von U eberängstlichen zu Hause aufbewahrt wird. Das Deckungsverhältnis der umlaufend«» Noten hat sich v e r b e s s e r t. Die Goldbestände wuchsen um Millionen auf 1365,8 und die Bestände an deckungsfähigen Devisen um 9,8 auf 317 Millionen Mark. Die Notendeckung durch Gold und Dt- visen betrug am 15. August 39,7 gegen 38,2 Proz. in der Borwoche, hat sich also dem gesetzlichen Deckungsvcrhöltnis von 49 Proz. wieder sehr genähert. Dabei ist freilich zu berück- sichtigen, daß die ausländischen Notenbankkredite in dem Deckung-;- Verhältnis eingerechnet sind. Die geringe Zunahm« der Bestände an deckimgsföhigen De­visen kann nicht als erfreulich bezeichnet werden. Es wäre schlimm, wenn in den knapp 19 Millionen, die in der zweiten Augustwoche hinzugekommen sind, die Gesanitauswirkung der Maß- nahmen gegen die Kapitalflucht und des Notdiskonts von 15 Proz. zu erblicken wären, nachdem der Außenhandel in unerhörter Weise sich aktiviert hat und Reparationszahlungen überhaupt nicht mehr durchzuführen sin». Unter diestm Gesichtspunkt ist die Entwicklung der Reichsbank nicht als günstig zu betrachten. Oer Siaai von Brest -Liiowsk. politische Gefangene als Sträflinge. Warschau » 18. August. Wie der sozialistischeftobotitik" mitteilt, solle« vom 1. Oktober d. I. au iu de« polnischen Gefängnissen die politischen Gefangenen wie Strafgefangene behandelt. also der Erleichterungen beraubt werden, die selbst der Zarismus denPolitischen " nicht verweigert hat. wenn sie nicht zur Zwangsarbeit und zumVerlust aller Rechte" verurteilt waren. Dieser Tage erst ist bekannt geworden, daß über 299 politische Gefangene in Grodno , der Hauptstadt des Polen zugeschlagenen Teiles von Weißrußland , in den Hungerstreik getreten sind, weil man ihnen alle diese Erleichterungen entzogen hat. Es scheint fast, als ob die Antwort der Pilsudski -Clique. die Polen regiert, in dergesetz- lichen" Verallgemeinerung dieses Zuftandes besteht. Wenigstens ruhige Außenpolitik. Warschau , 18. August. Unterstaatsfekretär im Außenmimsteirnm. Oberst Beck, ver- teidigt in einem Interview die zurückhaltende Politik Aalestis und wendet sich gegen die Befürworter einer weitgehenden polnischen Initiative in der Außenpolitik. Zaleski habe es verstanden, aus Polen ein Element der Stabilisierung in der Welt zu machen, wodurch das polnische Ansehen gestiegen sei. Das Element der polnischen Sicherheit und des politischen Bertvauens besitze einen nicht geringereo Wert als Gold m der Notenbanl.

»Wir haben jetzt sämtliche Methoden des Straßenkampfes durchgesprochen. Wie verhält sich nun der echte Ztatfrontmann nach gelungener Tat?»Er vadrückt sich."»Gut. Llnd wenn er von der Polizei gekappt wird."»Dann sind's eben imma die andern jewesen."»Sehr gut. llnd wenn er von der verruchten Schandjustiz verurteilt wird?"»Dann schreien wa alle Amnestie!"

Gleiches Recht für Sparkassen! programmatische Korderungen des Oeutschen Sparkassen- und Giroverbandes.

Die Schwierigkeiten bei den Sparkassen während der Wochen der Finanzkrise haben zu Ueberlegungen geführt, wie man in kritischen Augenblicken Zahlungsstockungen vermeiden, also die Liquidität(die Bersorgung mit flüssigen Mitteln) der Sparkassen bessern kann. Natürlich versuchen Interessentengruppen der Privatwirtschaft die gegenwärtige Situation zu benutzen, um alte Forderungen durchzusetzen und die öffentliche Geldwirt- schast zurückzudrängen. Es handelt sich hier um Forderungen, die nicht im Interesse unserer Wirtschast liegen. Demgegenüber betont der Vorstand des Deutschen Sparkassen« und Giro- verbände?, die Spitzenorganisation der deutschen Sporkasten, in einer Entschließung, daß aus Grund der Erfahrungen der letzten Wochen die sich als notwendig ergebenden Maßnahmen zur För­derung der Liquidität der angeschlossenen Geldinstitute beschleunigt durchzuführen sind. Man ist jedoch auch der Auffassung, daß eine ausreichende Sicherung der Liquidität der Sparkassen in Krisen- zeiten nur dann gegeben ist, wenn auch die Sparkassen auf einen stärkeren Rückhalt bei der Reichsbank rechnen können. Es kommt hier vor ollem der Ausbau de» Wechsel- maßigen Geschäfts in Frage- Ganz historisch hat sich bei der Reichsbank die durch die Wirt- schaftsentwicklung seit langem überholte Auffassung herausgeb lldet, daß die Reichsbank mit ihrer Kredithilfe nur für die Privat- Wirtschaft da sei. Das nicht nur für die öffentliche Wirtschaft, sondern auch für das Gewerbe und die kleinen und mittleren Be- triebe wichtige, ja ausschlaggebende Gebiet des öffentlichen Geldwesens, das zum großen Teil bei den Sparkassen konzentriert ist, läßt man unberücksichtigt- Es handelt sich zweifellos bei der Reichsbank um einen Anachronismus, um eine unverantworkliche Veralterung, die möglichst schnell beseitigt werden muß- Noch dieser Richtung muß sich eine Reform der Sparkassen be- wegen. Von den 12 Milliarden Mark Einlagen bei den deutschen Spar- kassen, die von 18 Millionen Sparern aufgebracht werden, sind rund 19 Milliarden Mark Spargelder, Einlagen auf Spar- bücher. Der Rest ist sogenanntes Girat gelb(Einlagen auf Kontokorrcntkonto). Im Kontokorrentverkehr entwickelte sich hier ein kurzfristiges Kreditgeschäft vorzugsweise mit kleinen Gewerbetreibenden, aber auch mit kleinen und mittleren Industrie- betrieben. Wir sind überzeugt, daß dieses Personalkreditgeschäft für die Sparkassen nicht allzu rentabel ist. Das Geschäft hat aber wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung, und man kann es schon begreifen, daß sich der Deutsche Sparkassen- und Giro» verband entschlossen hat, sich gegen eine unnatürliche Einschränkung dieses Geschäftes mst allen Kräften zu wehren. Gerade das kurzfristige Geschäft ist eine Garantie dafür, daß die Spargelder bei den Sparkassen liquide, also so angelegt werden, daß man sie immer schnell flüssig machen kann. Wenn das private Bankgewerbe die Sparkassentrise benutzen will, um die Spar» kassen von diesenbankmäßigen" Geschäften abzudrängen, dann wird in der Endwirkung gerade das Gegenteil erreicht; die Liquidstät muß bei den Sparkassen dann zurückgehen. Anders liegt es bei dem langfristigen Geschäft, bei dem Hypothekargeschäft der Sparkassen. Man hat den Sparkassen nach der Inflation immer wieder gepredigt, daß dieses langfristige Geschäft ihr eigentliches Ge- biet sei. Der Spartassen- und Girooerband hat auch den Sparkassen empfohlen, die ihnen anvertrauten Einlagen bi« zu 49Proz. langfristig anzulegen. Hier ist eine Flüssigmachung naturgemäß sehr schwer. In vielen Fällen sind die Sparkassen auch über die Grenze von 49 Proz. hinausgegangen. Der Sparkassen- und Giro- verband hält es ll r g e b o t e n, die langfristigen Hypotheken bei den Sparkossen allmählich wieder auf die Grenze von 49 Proz. zurückzuführen. In der Oosfentlichkeit wird für die in den vergangenen Wochen «ingetretene Illiquidität der Sparkassen immer wieder der Kam- wunalkredit verantwortlich gemacht, Ein« solche Aufsasjlmg

steht im Gegensatz zu der tatsächlichen Entwicklung. Die deutschen Sparkassen haben von den Gesamteinlagen nur 17 proz. für Kommunalkredite verwendet. Wenn man nur die Spareinlogen berücksichtigt, errechnet sich ein Satz von 24 Proz. gegenüber der in den Satzungen vor- gesehenen Grenze von 25 Proz. Es soll zugegeben werden, daß diese Grenze in einzelnen Gemeinden überschritten wurde. Einzelne Mißgriffe, dürfen aber nicht zu verfehlten Maßnahmen führen, und es wäre unsinnig, die Sparkassen vom Konwnu« nalkreditgeschäft zu trennen. Beide sind fast 199 Kohrs eng verbunden. Di« Spitzenorganisation wird daräuf zu achten haben, daß die entsprechenden Satzungen für den Kommunal- kredft überoll innegehalten werden, und man ist bereit, mit schwe- ren Strafen gegen jede lleberschreitung der Grenze vorzu- gehen. Wenn sich aus dem Kommunalkredit Schwierigkeiten ergeben haben, dann beruht das auf der Stellungnahme der Reichsbank gegenüber der Liquiditötsreserve, die di« Spar- kassen satzungsgemäß in Höhe von 25 Proz. in m ü n d« l f i ch e r c n Papieren Anleihen von Gemeinden, Ländern, Provinzen und Reich uifterhalten müssen. Noch dem Gesetz sind diese Papier « von der Reichsbank zu beleihen. Die Reichsbank Hot ober an der Praxis festgehalten, mit dem Lombardgeschäft zurückzuhalten. Es sind von der Reichsbank nur einzelne dieser Werte in der Liste der- jenigen Papiere registriert, die sie beleiht. In den kritischen Tagen der jetzigen Krise hat die Reichsbank sich auch geweigert, hier überhaupt Lombardkredite zu geben. Zweifellos hat das die Lage der Sparkassen unnötigerweise verschlechtert und die Unruhe gesteigert. Die Sparkassenreform muh hier eine Aendenmg bringen und

geben.

den Sparkassen ihr Recht

Außer der erwähnten Liquidationsreserve sind die Sparkassen gehaften, eine weitere Reserve in Höhe von 19 Proz. bei den Girozentralen, die die Sparkassen einer Provinz zu- sammenfassen, zu unterhalten. Die Praxis hat ergeben, daß diese Vorschrift für Krisenzeiten, wie wir sie in den letzten Wochen erlebt haben, bei weitem nicht genügt. Vielfach verlangten die Spar- kassen einen hohen Zins, was die Girozentrale wieder zwang, das Geld mit Fälligkeiten bis zu drei Monaten anzulegen. Wenn auch viele Girozentralen in der schlimmen Zeit der letzten Wochen die an sie gestellten Ansprüche durchaus befriedigen tonnten, be- weist das nichts gegen das Bedenkliche dieser Regelung. Der Spar» kassen- und Girooerband hat die Frage erörtert, ob diese Liquidotitätsreserve von 19 Proz. überhaupt genügt. Man ist der Auffassung, daß hier die Beziehungen zwischen Girozentralen und Deutscher Girozentrale, die wieder die einzelnen Girozentralen zusammenfaßt, geändert werden muß. Der aufnehmende Teil muß ohne Zweifel die Deutsche Girozentrale sein. Diese kann die bei ihr zusammenfließenden Gelder der Reichsbank anvertrauen und den Sparkassen den Weg zu der Kredithilfe der Reichs- dank in Krisenzeiten öffnen. Voraussetzung ist jedoch dabei, daß sich die Reichsbank bereit erklärt, diese Gelder, entgegen ihrer s o n st i g e n Gewohnheit Giralgelder werden bei der Reichsbank nicht verzinst, eine Ausnahme macht sie nur bei Beträgen der Arbeitslosenversicherung, zu verzinsen. Das vom Deutschen Sparkassen- und Girooerband entwickelte Programm hat Hand und Fuß. Wenn die Reichsbank Verständnis für das Wesen der öffentlichen Geldwirtschaft zeigt, leistet sie der Gesamtwirtschaft einen großen Dienst und trägt dazu bei, das Vertrauen in den Sparerschichten wieder herzustellen.

Rudolf Rrandsch. siebenbürgischcr Deutschcnsührcr und rumäni­scher Staalssekrelär für Minderheitswesen, hat in einer Rede zu Reu-Arad u. a. den Zusammenbruch Deutschlands auf schlecht« Fredensverträg« zurückgeführt. Die chauvinistische Press« greift ihn deshalb heftig an und verlangt feinen Rückiritt, da ja auch Ru» mänie« de« Vertrag von Vcrjaille» mverzeichnet hat.