( Zinsen für kommerzielle Schulden 0,4 Milliarden Mark und Reparationen 0,9 Milliarden Mark) fehlten 0,2 Milliarden Mark.
In den sieben Monaten sind etwa 2,9 milliarden furzfristige Gelder abgezogen worden.
Außerdem hat das Ausland langfristige Anlagen in Deutsch land , Pfandbriefe und dergleichen abgestoßen, und Deutschland hat lange und kurzfristige Anlagen im Auslande erworben. Insgesamt dürften diese Bewegungen etwa 3,5 Milliarden Mark ausmachen. Dieser Abfluß ist mit etwa 1 Milliarde Mark aus den Auslandsguthaben der Banken, mit 2 Milliarden Mark aus den Guthaben der Reichsban( einschließlich der etwa 630 Millionen Mark, die der Reichsbant von der B33 . und den Zentralbanken sowie einem New- Yorker Syndikat durch Vermittlung der Golddiskontbank zur Verfügung gestellt worden sind) und der Rest aus anderen deutschen Guthaben im Auslande gedeckt worden.
Deutschlands fünftige Zahlungsbilanz.
Der Bericht erklärt weiter: Ob es Deutschland unter normalen Berhältnissen möglich ist, aus seinen eigenen Ersparnissen das gesamte Kapital zu beschaffen, das für Deutschlands innere Entwicklung sowie dafür benötigt wird, ganz oder teilweise den kommerziellen und staatlichen Berpflichtungen gegenüber dem Ausland nachzukommen; oder aber, ob Deutschland , wie in den letzten sieben Jahren, sowohl für seinen inneren Kapitalbedarf als auch bei der Aufnahme der Gelder, die erforderlich sind, um seine ausländischen Verpflichtungen zu erfüllen, auf die Hilfe des Auslandes angewiesen ist, ist eine Frage, die wir nicht zu entscheiden haben. ,, Wir möchten nur betonen, daß, wenn man weitere Verpflichtungen zu der Schuld hinzukommen läßt, die Last der Zinsen und Tilgungsperpflichtungen aus tommerziellen Schulden ständig zunehmen muß, und wenn ein großer Teil der wachsenden Schulden furzfristig aufgenommen worden ist, Deutschland in steigendem Maße derartigen Krisen ausgesezt sein wird, wie es sie gegenwärtig durchmacht. Es ist aber auch nicht nötig, eine Antwort auf diese Frage zu suchen, da es sich jetzt darum handelt, Deutschlands sofortigen Kreditbedarf festzustellen, da die deutsche Zahlungsbilanz für 12 Monate so gut wie ganz von den Reparationszahlungen entlastet iſt."
Sofortiger Bedarf.
Die Gesichtspunkte, auf die wir besonders unsere Aufmerksam feit gerichtet haben, sind erstens die Frage, ob es möglich ist, eine weitere Abziehung von Mittein aus Deutschland zu ver hindern und die fällig werdenden furzfristigen Kredite zu er= setzen, und zweitens, ob es notwendig ist, das bereits zurückgezogene Kapital unbedingt zum Teil aus ausländischen Quellen zu erfezen.
Stillhalte Vereinbarungen.
Hinsichtlich des ersten Punktes haben wir uns mit den Bankfreisen in Berbindung gefeßt, die mit Deutschland über die Bedingungen verhandeln, zu denen die bestehenden kurzfristigen Kredite aufrechterhalten werden sollen.
Die zurückgezogenen Gelder.
Was den Ersatz der zurückgezogenen Gelder anbetrifft, so ist es jelbstverständlich, daß die heimische Wirtschaft Deutschlands weiterhin solange unter äußerstem Druck stehen wird, bis die Lage ber, Meidshant retta ftet und wenigstens ein Teil beg um
laufender Kapitals, das plöglich aus der deutschen Wirtschaft herausgezogen worden ist, ersetzt worden ist.
Hinsichtlich der Umwandlung eines Teils der kurzfristigen Kredite in langfristige jagt der Bericht, daß
in Anbetracht der politischen Gesamtlage und der auf Deutschland ruhenden Lasten es zur Zeit und auch späterhin, wie schon auf der Londoner Konferenz zum Ausdruck fam, unmöglich sei, eine langfristige Anleihe für Deutschland aufzunehmen.
Es bleiben dann noch zwei grundlegende Schwierigkeiten, die offen aufgezeigt werden müssen. Die erfte ist das damit verbundene politische Risiko. Solange die Beziehungen zwischen Deutsch land
und anderen europäischen Mächten nicht auf der Grundlage freundschaftlicher Zusammenarbeit und gegenseitigen Bertrauens beruhen und dadurch nicht eine wesentliche Ursache der inneren politischen Schwierigkeiten für Deutschland beseitigt wird, ist feine Gewähr für einen dauernden und friedlichen Wirtschaftsfortschritt vorhanden. Die zweile grundlegende Schwierigkeit ist die Tatsache, daß die Welt in den vergangenen Jahren versucht hat, zwei verschiedene sich widersprechende politische Prinzipien zu verfolgen, indem sie die Entwicklung eines internationalen finanziellen Systems zuließ, welches
die jährliche Zahlung großer Summen von Schuldnerländern an Gläubiger mit sich brachte, und gleichzeitig der freien Güterbewegung Hindernisse in den Weg legte. Der Ausschuß hält es daher für seine Pflicht, die Gründe auseinanderzusehen, die es zur Zeil unmöglich machen, endgültige Maßnahmen zu empfehlen, um für Deutschland langfristige kredite zu fichern. Wenn der Ausschuß davon absehe, in Einzelheiten gehende Borschläge zu machen, fo gefchehe dies nur in der Ueberzeugung, daß man sich erst zu Maßnahmen, auf deren Ergreifung er feinen Einfluß habe, entschließen müsse, ehe irgendwelche langfristigen deutschen Anleihen, wie gut sie auch gedeckt sein mögen, untergebracht werden können.
Die Zustimmung amerikanischer Banfiers.
Der Beschluß des Wiggin- Ausschusses, der die jofor: tige Revision des Young- Planes empfiehlt, erregt in Amerika allergrößtes Aufsehen. Pressekommen tare liegen noch nicht vor, da die Nachricht aus Basel erst spät abends einlief. Nichtsdestoweniger wird die Mel bung aber in sämtlichen Blättern in sensationeller Aufmachung veröffentlicht. Ein führender WallstreetBankier erklärte dem Vertreter der Telegraphen- Union in New York , daß der Baseler Beschluß in der amerifanischen Finanzwelt um so begeistertere Aufnahme finden werde, als man in den Bank und Börsen. freisen vielfach befürchtet habe, daß wiederum politische Widerstände zustande kommen würden, die eine derartige Empfehlung vereiteln könnten.
Zeitungsverbot. Der Oberpräsident der Provinz Sachsen hat die in Erfurt erscheinende fommunistische Zeitung ,, Thüringer Bolfsblatt" auf drei Wochen verboten. Das Berbot ist erfolgt, weil in Aujjäßen der Zeitung die Juiz als Einrichtung des Staates beschimpft und böswillig verächtlich gemacht wurde.
Justizbeamter als Erpresser
Er wollte den Nazi- Holtz retten/ Gegen entsprechendes„ Trinkgeld"
Nachdem erst fürzlich ein Justizangestellter der Staats anwaltschaft I , der Falschgeld unterschlagen hatte, vom Geridt abgeurteilt wurde, stand heute wieder ein Kollege dieses Mannes als Angeklagler vor Gericht.
Der Justizangestellte Rechlin war wegen passiver Bestechung angeklagt. Als das Verfahren gegen den nationalsozialistischen Reichstagskandidaten und Oberlehrer Holz, der wegen Erregung öffentlichen ergernisses zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden ist, noch bei der Staatsanwaltschaft I schwebte, nahm der dort beschäftigte Rechlin eines Tages die Aften in dieser Sache an sich und erschien in der Wohnung des Angeklagten Holtz.
Ohne einen Grund für seinen Besuch anzugeben, sprach der Angestellte mit dem Oberlehrer über den bevorstehenden Termin und meinte, daß das Verfahren doch noch gut enden könne. Dann legte er die Akten auf den Tisch des Zimmers, in dem diese Besprechung stattfand, und ging mehrmals auffälligerweise hinaus.
Der Racheengel.
Am Volks Entscheid haben sich nicht
beteiligt:
LANDRAT KLEINE LEHRER MEIER APOTHEKER Pütz FRAU HENNING BUUHHANDLER KLUSE HERR F. KOHLER
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FLO RAFU
„ Diese Leute werden wir jetzt aber gesellschaftlich boyfottieren."
„ Aber Mutti, die haben doch nie mit uns verfehrt."
Leberraschende Gesamtdemission.
Budapest , 19. Auguft. Ministerpräsident Graf Bethlen unterbreitete heute vormittag dem Reichsverweser Horthy die Gesamtdemission der Regierung, die angenommen wurde. Dieser Rücktritt kam völlig überraschend und über die Gründe ist näheres noch nicht zu erfahren. Man nimmt an, daß Graf Bethlen sich die Möglichkeit schaffen will, die schon seit längerer Zeit geplante Refonstruktion der Regierung, namentlich in den Finanz- und Wirtschaftsressorts, durchzuführen.
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Nach dem Wahlsieg unter dem größtenteils öffentlichen Wahlsystem und im Besitz einer Mehrheit, die nur um wenige Mandate vermindert wurde, kann der Rücktritt nicht erfolgt sein, um einem Sturz der Regierung durch das neue Parlament vorzubeugen; es bleibt nur die oben geäußerte Vermutung denn daß etwa die Treibereien um den Otto Habsburg irgendwelche größere Bedeutung schon erlangt haben sollten, ist nicht anzunehmen. Die dauernde Wirtschaftskrise des schwer verstümmelten und von volksfeindlichen Grund- und Bankherren regierten Landes hat sich freilich nach dem Wiener und Berliner Banffiasko zur schärfsten Finanzkrise gesteigert.
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Als erste politische Persönlichkeit ist der gewesene Finanzminister Johann Teleszky von Horthy empfangen worden. Teleszky befürwortet seit Jahren große Sparmaßnahmen, allerdings auchdie Auswertung der Kriegsanleihen! Sparen fönnte man vor allem an der Geheimarmee der„ Levente" und an der überreichlichen Polizei, aber daran denken die Beherrscher Ungarns sicher nicht!
Die Revolte in der Wirtschaftspartei.
Seit vielen Monaten gärt es in der sogenannten Wirtschaftspartei, deren ,, Führer" bisher der Berliner Bäckermeister Drewis war. Nachdem zuerst einige Abgeordnete ihr unter Protest gegen gewisse Manipulationen des Herrn Drewiß den Riiden gelehrt Rücken hatten, sind ganze Wahlkreisorganisationen gefolgt. Sie haben das Tischtud zwischen sich und der Parteileitung zerschnitten, weil sie es, wenigstens auf der Drewitz - Seite, nicht mehr für ganz sauber hielten.
Der Führer" aber blieb von alledem ganz unberührt. Er ließ jedesmal erklären, daß der Austritt eines Wahlkreises nichts zu bedeuten habe, meil ja die Wähler geschlossen hinter ihm ständen! Der immer wiederholten Aufforderung, durch gerichtliche Schritte die gegen ihn erhobenen Borwürfe zu entfräften, mich er beharrlich aus. Aber jetzt hat das Spiel doch ein Ende gefunden: In der gestrigen Sigung der Reichstagsfrattion der Wirt schaftspartei und ihrer Parteileitung hat man Drewig furzerhand feiner Parteiämter entfleidet, bis er sich im Privatllageverfahren vor den ordentlichen Gerichten von den Vorwürfen gereinigt habe. Das heißt, er wird auf seinen Posten nicht mehr zurückkehren.
Jetzt ist die Führung" der zusammengeschrumpften Partei dem
3um Schluß meinte der Retter", Holz möge fich ihm doch era fenntlich zeigen, da er als gering bezahlter Angestellter mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Die Sache fam zur Kenntnis der Justizbehörden. Rechlin wurde sofort frista los entlassen. Im Strafprozeß fonnte der Angeklagte plötzlich feinen Grund für sein Verhalten entdecken. Angeblich hatte er damals einen Frühschoppen zu sich genommen, und danach hätte er sein Verhalten nicht mehr recht abschätzen können. Das Schöffengericht Charlottenburg sah das Vera gehen des Angeklagten als passive Beste chung an, da er für pflichtwidrige Handlungen ein Entgelt gefordert hatte, und ver urteilte ihn zu sechs Monaten Gefängnis. Obwohl der Angeklagte das Ansehen der Justiz sehr geschädigt hatte, wodurch das Gericht veranlaßt wurde, über den Antrag des Staatsunwalts auf vier Monate Gefängnis hinauszugehen, wurde ihm doch für diese Strafe Bewährungsfrist zugebilligt, da er die Tat nur aus Leichtsinn und unter dem Einfluß des Alkohols verübt habe.
Professor und zeitweiligen Reichsjustizminister Dr. Bredt übers tragen worden. Es wird jedoch auf allen Seiten daran gezweifelt, ob es möglich sei, den Schwund aufzuhalten. Der Interessentenhaufen, der sich in der Reichspartei des Mittelstandes" zusammen gefunden hatte, wird von innen heraus wieder gesprengt, wie alle seine Vorläufer mit gleichen Bestrebungen.
Die Not der Junglehrer.
220 Junglehrer sollen entlassen werden.
Der Magiftrat hat heute beschloffen, zum 1. Oktober 220 Junglehrer zu entlassen, die an den Bolksund Mittelschulen infolge Erhöhung der Pflichtffundenzahl überzählig werden.
Ursprünglich wollte die Stadt die erforderliche Ersparnis unter Bermeidung von Entlassungen dadurch erreichen, daß man das Arbeitsmaß und entsprechend die Dienstbezüge sämtlicher Hilfslehrfräfte fürzte, eine Lösung, die nur bei einem Teil der Lehrerschaft Zustimmung gefunden hätte, die aber rechtlich durchaus vertretbar erschien. Nachdem sich jedoch herausstellte, daß dies eine Einfemmensminderung bis zu 23 Proz. neben der durch die Notperordnung bedingten Gehaltstürzung zur Folge haben würde, mußte fie als für einen großen Teil, namentlich der verheirateten Junglehrer als untragbar aufgegeben werden. Sie war auch sicher nur unter der Voraussetzung zu rechtfertigen, daß im Laufe des Winterhalbjahres, spätestens aber zum 1. April 1931, die Sonderkürzung der Bezüge, die aber dadurch in Fortfall kommen fönnte, daß sich infolge natürlichen Abgehens( durch Pensionierung ufm.) einen neuen Bedarf an Hilfslehrkräften ergeben würde. Da aber leider nunmehr für das Schuljahr 1932 mit neuen tiefgreifenden Sparmağ= nahmen gerechnet werden muß, war die Entlassung der 220 Junglehrer nach Ansicht des Magiffrats nicht mehr zu vermeiden. Für die Entlassung fommen zunächst die nicht fest angestellten veza heirateten Lehrerinnen in Frage. Bei der weiteren Ausmahl der von der folgenschweren Maßnahme Betroffenen müssen zur Vermeidung der größten Härten die sozialen Verhältnisse besondere Berücksichtigung finden.
Schießerei im Norden Berlins .
Den Freund aus Rache niedergefnallt.
Zu einer schweren Schießerei fam es am Mittwoch früh um 2.20 Uhr in der Swinemünder Straße, im Norden Berlins .
Vor dem Hause Nr. 85 waren zwei Männer in einen Wortwechsel geraten. Plötzlich frachte ein Schuß und einer der Streitenden brach auf dem Bürgersteig zusammen. Ein Nachtwächter, der auf den Schuß herbeieilte, sah den Schützen noch davonlaufen. Er schickte ihm mehrere Schüsse nach, hat aber anscheinend nicht getroffen. Der Angeschossene ist ein 25 Jahre alter Arbeiter Ernst Mehliz, der in der Swinemünder Straße 49 wohnt. Er hat, wie im Birchow- Krankenhaus festgestellt wurde, einen schweren Rückensteckschuß erhalten und kann nicht eingehend vernommen werden. Nach den menigen Worten, die er sagen fonnte, Ra che die Waffe gegen Mehliz gerichtet habe. Der Beschuldigte soll der Schüße ein Bekannter von ihm gewesen sein, der aus ist ein Julius I. , der auch in der Gegend wohnt. Er wurde am Mittwoch früh von Kriminalbeamten aus seiner Wohnung geholt. 3. bestreitet ganz energisch, geschossen zu haben. Er muß aber im Gewahrsam bleiben, bis Mehlitz genau vernommen werden fann.
Blutige Zigeunerschlacht.
Im Lübecker Hafen. Ein Mann totgestochen. Lübed, 19. Auguſt. Heute morgen tam es am Lübecker Hafen zu einer schweren 3igeunerschlacht. Während der Nacht waren Zigeuner, die hier lagerten, bereits vom lleberfallkommando auseinander getrieben worden. In den Morgenstunden fam es auf der Wallhalbinsel zu einer blutigen Schlägerei, in deren Verlauf der Zigeuner Weiniger von einem anderen Zigeuner in die Brust geschossen wurde. Der Tod trat sofort ein. Der Täter, der durch mehrere Messerstiche schwer verlegt worden war, flüchtete und wurde von anderen Zigeunern verfolgt. Unterwegs lief der Flüchtige einem des Beges tommenden Kriminalbeamten in die Arme, der den Täter festnahm.
Königsgüter dem Staat!
Eine spanische Maßnahme.
Die spanische Regierung hat einem vom Justizminister ausgearbeiteten Erlaß zugestimmt, monach alle Besigtümer und Rechte dem Staat verfallen, auf deren Nugnießung die Könige verDon ihnen aufgenommene Anleihen zu zichtet hatten, um garantieren. Die Inhaber der Befigtümer müffen in längstens machen, die sie aus der Nutznießung dieses Eigentums gezogen haben. 6 Monaten der Regierung eine genaue Aufstellung der Erträge Sollten sie mehr daraus gezogen haben, als sie ursprünglich geliehen hatten, so haben sie den Ueberschuß an den Staat abzuliefern. Im entgegengesezten Falle erhalten sie vom Staat den ihnen zu stehenden Betrag in Staatsanleihepapieren.