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Beilage

Freitag, 21. August 1931

Der Abend

Shalausgabe des Vorwärt

Zwei Zeitalter und eine Nacht

Ein nicht durchweg trübfeliges Nokturno/ Von Heinrich Hemmer

Herr Morand stellt sich vor...

Längst wollte ich einmal jenes eminent tote Zeitalter wieder­erweckt sehen, dem wir entsprossen sind, und von dem wir in unserem Ueberlegenheitsdusel nichts mehr wissen wollen. Ich hatte ja bereits die Schatten der vorigen Generation auf der Leinwand vor überhuschen sehen, eine verständnislos und unverstanden zusammen­geflicte Reihe lebender Bilder aus der begrabenen Zeit der Jahr­hundertwende; einem altväterlichen Sput, der das Kinopublikum zu einem Lachen reizte, das mir peinlich flang. Auch tauchen in illustrierten Blättern gelegentlich Photos aus diesem hastig eingefargten Zeitalter der Berirrungen auf, das man ruhig das ge= schmacklose nennen kann.

Lezte Nacht sah ich nun ein Jahr, das ich in Paris verlebt habe, einen ganzen runden Jahrgang vergessener Aktualität und Noch­nichtgeschichte, lebensvoll und geschicht konzentriert, vor mir auf­erstehen, mit allen zugehörigen dramatischen Figuren und Figür­chen, wie sie sprachen und taten, in Salons, Klubs, auf der Straße. Zu diesem Wunderwerk verhalf mir ein Tischgenosse, ein Fran­zose mit ziseliertem Graubart und einer wohltuend- legeren Geistes­art, indem er mir ein rosa Päckchen unter den Arm schob, das ich zu Hause auf dem Nachttisch öffnete und aus dem ein geschwägiger Robold heraussprang( so war mir wenigstens). Jedenfalls wurde meisterlich, hegenmeisterlich die Chronik des Jahres 1900 frizziert.

Das ist das Jahr der Jahre( erfuhr ich) in dem die Vergangen heit mit der Zukunft goldene Hochzeit feierte... in dieser Stadt der Städte: denn Paris ( weiß ich) war zur Weltausstellungszeit tat­fächlich und unbestrittenermaßen die Hauptstadt der Welt. Bor meinen erstaunten Augen, die seinerzeit nichts gesehen zu haben schienen, rollte eine feierlich- grotske Epopée vorüber, durch die der ,, frivole Prinz"( dann König:) Eduard spazierte, die Hosenbügelfalte freierend und so manches Bündnis... und die großen Halbwelt­damen sah ich, wie sie aufs legte Detail die großen Weltdamen imitierten( heute ist es umgelehrt). Die Affäre"( Dreyfus) riß Frankreich ( Freunde, Familien, Liebespaare) mitten auseinander und die Weltausstellung leimte es wieder zusammen,.. auf der zum erstenmal die ganze Welt sich Rendezvous gab, alle möglichen 1900 noch ein letztes von einander unabhängiges Eigenbrötler- Leben führende Völker, während folgend die Aera kommerzieller und in tellektueller Liäsonen ist, die sich über Europa hinaus von Kontinent zu Kontinent, von Hemisphäre zu Hemisphäre hinüberspinnen.

Reine zwei aufeinanderfolgenden Epochen der Weltgeschichte stehen einander so himmelweit ferne wie unsere und die vorange gangene, das wurde mir flar. Nicht von Napoleon , sondern viel mehr von uns, die wir das ,, traurige Binilegium" hatten, im vorigen Jahrhundert geboren zu lein, tann man mit Fug behaupten, daß wir zwei Welten aufeinander folgen gesehen haben. 1900 und 1931 find so weit auseinander wie Moabit und Maoriland, wie Savonarola und Charlie Chaplin . Wir verstehen 1900, aber 1900 hätte 1931 niemals verstehen können. 1900 trug das Herz offen in der Hand: so wie 1931 Intelligenz befigt, Intelligenz bis in die Fingernägel. 1900 kultivierte das Klavierspiel, aber erst 1931 hat das richtige Gehör. 1900 lebt in Irrtümer verrannt dahin, die es hätschelt, bis sie famten glänzen... dieses goldene Zeitalter täuscht sich mit Wonne etwas vor: sein Monokel macht es blind. 1900 glaubt an nichts und verschludt alles; 1900 versteht seine Amüse­ments mit einer Perfektion zu organisieren, die man im 18. Jahr hundert und auch im Empirezeitalter nicht gekannt hat, denn es gab bereits den Komfort ohne die Katastrophen, die er seither mit herbei­geführt hat....

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Das rosa Päckchen war natürlich ein Buch, das 160 fran­zösische und noch keine deutsche Auflage erlebt hat... und Paul Morands neuestes Werk darstellt, betitelt: 1900. Koboldartig spuft die ganze ,, hohe" Politik und Literatur darin herum, das schon 60 Kilometer fahrende Löftöf, das neu geprägte Wort high life in dieser inpisch niedrigen Epoche" und die verschnörkelte Makkaroniſtil Kunst und dito Moral.

Und noch eine Begegnung.

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Was soll man mit einer durch Lettüre angebrochenen Nacht be­ginnen: id) las auch noch schamlos das zweite Buch durch, das sich in meiner sonst literaturreinen Kammenate vorfand und sonderbarer weise ebenfalls von einem Zeitalter ins andere spielt aber dies= mal von hinten nach vorne blickend. Ich sage gleich, daß dies von 2 bis 3. fleingeschriebene Buch ,, Trotz de m" mein Freund Adolf Loos verfaßt hat, von dem ich all die Jahre, die mir an einem ge= meinsamen( Wiener) Stammtisch diskutierten, teine Zeile gelesen habe, in der gegenseitigen Annahme, in der man dahinlebte, daß, wo immer Genie zu erwarten ist, bei Freunden keinesfalls. Nun druckt der Verleger( Brenner, Innsbruck ) ein Fachurteil mit ab, in dem( ich hatte auch davon keine Ahnung) der jetzt( ist's möglich) 60jährige Architekt Loos als ein Mann dargestellt wird, der sein ganzes Leben seiner Zeit voraus war und dem die Architektur der heutigen Welt feine Grundgedanken verdankt": ich muß mir ihn doch noch einmal genau anschauen. Seinerzeit sprach Loss sowie ich von Reiseplänen, so er von großen in die Tausende gehenden fabelhaften Interieur entwürfen und Bauprojekten... und beide hatten wir keinen Pfennig in der Tasche.

Loos ' Losungswort in seinen( jetzt auch aus den Jahren 1900 bis 1931) gesammelten losen Auffäßen und Vorträgen ist: los vom Ornament. Wie ein Widder rannte er von allem Anfang an gegen diesen vorerwähnten Graus fezessionistisch verschnörkelten Bauten, Möbel, Kronleuchter, Tapeten, Kämme, Hüte, Kleider an, der sich in der Domäne seines Ursprungs, in Wien , einer offi­ziellen hofrätlichen Protektion erfreute. ,, Wehe dem Lande", rust Loos aus, dessen Revolutionen die Hofräte besorgen!" Der Herr Architekt"( der es vorzieht, einfach bei seinem Namen genannt zu werden, ist stolz auf einen Freibrief als Maurer, den er vorweisen fann; er tobt und wettert über die Reißbrett- Architektur von dena turierten, in Fachschulen und Ranzleien verbogenen Menschen die sich wie die Kunstgewerbler( die ,, angewandten Künstler") darüber entsetzen, daß wir heute feinen Stil haben, und, nachdem sie alle alten Stile fopiert, den Stil der Zeit erfinden wollten.

Also sprach Loos. Loos tritt voll und warm für das Werf= stattbewußtsein des erzeugenden Handwerkers ein und hat

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in seiner Zeitschrift der Andere", die bald nach ihrem und meinem| stürmisch angefeindeten und dann vielfach als Muster edler Einfach­Erscheinen einging, viele dieser und alles andere das ,, moderne" Leben betreffenden Rundfragen gestellt und beantwortet mur mit dem Wort modern will er nicht gern was zu tun haben. Was mit Werkstattradition gut und richtig und zeitentsprechend gemacht wird, ist eo ipso, was wir modern nennen, und alles andere ist geschraubt und ,, ordinär".

Bescheidene 3 wischenbemerkung.

( Nun hatten wir hier die Bauausstellung: streng lineal, glatt und furchtbar eben.. und zu gleicher Zeit hatten wir Bernard Shaw , der ebenfalls ein sozial, genial denkender und glauben, daß sich das Volk auf die Dauer mit einem solchen müch­schon fast patriarchischer Mensch ist und Shaw sagte, er könne nicht fernen Stil zufrieden gäbe... es braucht etwas Phantasieanregen­hoffe nur, Loos hat nichts davon vernommen.) But, ausgezeichnet. Ich bin gauz der Meinung von Shaw und

des, Suggestives.

Die Vorführung geht weiter.

Nach dem Kriege fand ich Loos als Chefarchitekt des roten" Wiener Siedlungsam te s wieder, und das war ein herrliches Feld für ihn, in dem er den Edenern" nicht unähnliche Siedlungsideen und Tatkräfte entwickelte aber zu meinem größten Staunen hatte Loos auch ein mächtiges Haus gebaut: glatt gegen über der Hofburg . Sein Schneider, der auch mein Schneider war, hatte Loos, weil seine Rechnung nie kleiner wurde", diesen erst

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heit und Anpassung hingestellten Großbau bestellt. Und Loos hatte überdies seine eigene Bauschule in den Unterrichtsräumen einer bekannten Wiener Philantropin eingerichtet. Was Adolf Loos in Paris alles aus- und eingerichtet hat, steht nicht im Buche, trotzdem glaube ich zu wissen, daß er Herrn Poincaré ein originell- ein­faches Heim eingerichtet hat, in dem wahrscheinlich die Möbel schon tunlichst abgeschafft" sind.

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Es gibt keine modernen Möbel: also spricht Adolf Loos . Alle Möbel, die nicht mobil sind, haben in den Wänden zu verschwinden Schränke usw. Messingbett, Tisch, Stühle sind Dinge, die von unseren Handwerkern( niemals Architekten) ,, modern" Loos spricht noch als arbiter elegantiarum gar manches und gibt erzeugt werden. Wir brauchen Tischlerkultur, nicht Kunstgewerbe. unfehlbare Moderatschläge. Was wollen Sie noch wissen? Daß

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man in Amerika den Strohhut nicht vor dem 21. Mai tragen kann sonst wird er einem in den Kopf geschlagen. Er sagt's. Daß Batik in die Tinte gestupten Maitäfern gleicht, die über ein Stüd Seide laufen. Was Wohnen- Lernen, Kochen, furze Haare anlangt, dazu reicht's hier nicht mehr....

Zum Schluß mur noch das: ich sage dir, spricht Adolf Loos , es wird eine Zeit fommen, in der die Einrichtung einer Gefängniszelle vom Hoftapezierer Soundso oder Professor Soundso als Straf­verschärfung gelten wird. Also: Muß man den Loos nicht gern haben, auch wenn einem vor lauter Lesen die Augen brennen? Gute Nacht!

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Zwischen Bingen und Bonn

Vorfabel.

Studie/ Von Heinrich Heining

In alten Zeiten stand eines Tages der Rhein vor einer be= deutsamen Entscheidung. Er war schon die Hälfte seines Weges gewandert, als er plötzlich sah, daß er nicht weiter fonnte. Links waren Berge, in der Mitte waren Berge, rechts waren Berge. Ein ungeschlachtes Gemirr von schiefrigen Bergzügen und felsigen Wän­den hemmte den Weg. Sollte er umfehren und auf die Bermählung mit dem nördlichen Meere verzichten oder sollte er sich durchbeißen und seine eigene strömende Kraft geçen die beharrende Kraft der Natur ausspielen? Er nahm den Kampf auf und besiegte den trozigen Feind. Schritt für Schritt durchfraß der Strom das ge­birgige Land, hartnäckig und furagiert erzwang er Station um Station, und schreckte nicht vor einem Kompromiß zurüd, wenn jein Scharfblick eine Möglichkeit witterte, eine schon zwischen den Höhen bereitete Niederung seiner Bahn dienstbar zu machen. Dieser fühne und zähe Brautzug des Rheinstromes gab dem Land die Form und das Gesicht.( Bielleicht gab er ihm seine Geschichte. Be­stimmt gab er ihm seine Geschichte.)

Geographie.

Wir werden sachlicher: bei Bingen stößt der Strom hinein in das Massiv; bei Bonn , wo schräg gegenüber zum Abschied sieben Berge grüßen, breitet sich wiederum sein Beit wohlig nach den Bestimmungen seiner Willkür.

Zwischen Bingen und Bonn : Berge schließen sich auf beiden Ufern zu einer lückenlosen Kette. Dörflein und kleine Städte lagern an den Hängen, deren Flächen graugrüne, scheinbar quadratische Felder bemustern. Das nennt man Weinbau.( Wir kommen darauf zurück.)

Da, wo die Mosel sich gezwungenermaßen mit dem Rhein betreffs des Weges und seiner Richtung solidarisch erklärt, fiegt Koblenz . Man muß, wenn man sich geistig zwischen Bingen und Bonn aufhält, dieser Stadt gedenken. Sie ist ehrwürdig, weil sie alt ist; sie ist sehenswürdig, weil sie schön ist; sie ist denkwürdig, weil ihre Bewohner den Nachkrieg hundertfach verspürten und sein Auswirken tapfer und besonnen ertrugen.

Zur Geographie sei noch bemerkt, daß sich bei Bingen dem Rhein die Na he naht und in der Nähe von Remagen die Ahr , die im übrigen ihr privates Weinschicksal hat. Bon Often spaziert die freundliche Lahn herbei, um südlich von Ehrenbreitstein ihre eigene Eristenz aufzugeben und in den Strom zu purzeln. Wenn man noch bucht, daß die winzige Wied irgendwo, etwas nörd­licher, vor dem großen Bruder kapituliert, darf man sich einiger maßen sicher fühlen, die geographischen Tatbestände zwischen Bingen und Bonn einigermaßen gewissenhaft verzeichnet zu haben.

Jahrgang.

Wenn im Sommer der Himmel Regentränen weint, meinen im Herbst auf der Erde die Menschen zwischen Bingen und Bonn . Von wegen des schlechten Jahrganges meinen sie, vor wegen des geringen Zuckergehalts, der fehlenden Sprißigkeit und der kümmerlichen Blume. Jahrgang: in diesem Begriff fulminiert die wirtschaftliche Existenz der Bevölkerung dieser Rheindörfer. Der Jahrgang im wirtschaftlichen Sinne resultiert aus folgen dem Vorgang im botanischen Sinne: an hohen Stangen ranten fletternde Weinstöcke, die unabhängig vom rankenden Kletterprozeß, nach der Blüte Früchte ansehen, als Weintrauben alljeitig bekannt und beliebt. Größe und 3udergehalt der Trauben bestim­men den Grad der Qualität, die ihrerseits von der Sitze abhängig ist. Der Higegrad ist wiederum, ganz fonsequent, eine Funktion des Winkelgrades, in welchem die Sonnenstrahlen die Fläche des Weinberges treffen. Es gibt, zumal auf den Rüdesheimer Bergen, Weinbaufelder, deren winkelmäßiges Verhältnis zur Sonne gerade zit ideal ist. Also: falls nicht verdammte Regentränen den glut gierigen Schieferboden beneßen, ist der Jahrgang gut. Somit ist alles gut: für den Winzer und für den Wirt. Aus diesen beiden Berufsgruppen rekrutiert sich die Bevölkerung dieser Gegend. Wenn im Sommer der Himmel lacht, lachen im Herbst auf der Erde die Menschen zwischen Bingen und Bonn .

Burgen.

Auf hohen Bergen borgen Burçen dem Landschaftsbild ihre Reize. Es ist freilich vermessen, es den Dichtern gleichzutun und falls man sich nicht in poetischer Steigerung zu äußern vermag, diese Baumrads Burgen zu nennen. Seien mir gewissenhaft und stel­len fest: diese Burgen sind lediglich ehemalige Burgen, also Ruinen.

Jeder anständige Berg am Rhein hat seine Ruine. Das ist für ihn Ehrensache. Fehlt ihm diese ruinierte Krone, so ist er zweit­flasfig; er muß sich damit abfinden.( Er tut es um so licber, als er von dem Gefragel amerikanischer und sächsischer Sendlinge ver­schont bleibt.)

Was ist das Geheimnis dieser Ruinen, was macht sie zu einer so gewaltigen Attraktion? Ist es ihre Geschichte? Nein. Ihre Geschichte ist immer die gleiche: in grauen Seiten nisteten Ritter in ihnen und raubten dem lieben Gott die Zeit, falls sie nicht gerade einen armen Kaufmann seiner Habe beraubten. Gründet sich nun die Attraktion etwa auf die architektonische Sonderheit? Nein. Nackte Mauerstümpfe und ein schmählich verkommener Turm sind feine architektonischen Wunder.

Das Geheimnis ihrer unerhörten Wirkung ist überhaupt nicht bei den Ruinen selbst zu suchen, sondern in der Verbindung zum Berge, zum Strom und, was das Wichtigste ist, zum Wein. Somit

fämen wir zu den

Wechselbeziehungen.

Von oben nach unten: Ruine Berg- Strom sind das zu photographierende Objekt. Wird die Linse, also das Auge, durch den Genuß einiger guter Flaschen einiger guter Marten einiger guter Jahrgänge geschärft, gewinnt das Bild weit über das Maß einer billigen Photographie hinaus romantischen Zauber. Die Ruinen werden Burgen und stolz und hehr, die Berge beginnen zu singen und zu sagen, der Strom wird deutscher als deutsch und stolzer als stolz. So ist es.

Kein Mensch kann sich, falls er gesunden Sinn hat, der Kraft des schönen Landschaftsbildes entziehen. Es ist der stille Zauber der Romantik, dessen Wirken Brentano , Novalis und Heine fesselte. Aber: aus dem stillen Zauber machten die letzten Jahrzehnte einen lauten, oft auch einen faulen Zauber und in­dustrialisierten die Ruinenschau. Wer einmal in den letzten Jahren den Drachenfels hinaufkletterte, weiß ein Lied davon zu fingen: die laute Offerte an billigem Rotwein, den das Gewerbe Drachenblut nennt, an armen Efein, auf denen man, falls man ein Unmensch ist, hinaufreiten kann, an Speiseeis, Ansichtskarten und warmen Würstchen erstickt die stille Offerte der Natur.( Hinzu­kommt noch die Singesucht entfesselter Regelvereine.)

Publikum.

Das ist es ja gerade, daß die Leute es so wollen. Daß die Leute es so wollen, das ist es ja gerade.( Offen gestanden: die rheinischen Gastgeber mären schön dumm, wenn sie es so machen würden, wie die Leute es nicht wollen.) Das Publikum ist der

Ton, der die Musik macht.

Finale.

Wer zwischen Bingen und Bonn die Landschaft erwandern will, suche sich versteckte Pfade. Nur im Schatten der Einsamkeit offenbart sich der bezwingende Reiz dieses Landes. Es ist symp= tomatisch und seltsam zugleich, daß gerade hier, wo der Mensch, um zu genießen, privat bleiben muß, der follettive Ausflugstrieb einen Betrieb zeitigt, der im sonntäglichen Wannsee nicht überboten wird. Wer, allein, von einem Hang in das abendliche Land schaut, empfindet in der Stille den musikalischen Rhythmus der unaufhör­lichen Bewegung. Man gewinnt herzliche Eindrücke von dem hymnisch- heroischen Vorstoß des Stromes gegen die Bergwände; man fühlt im Anblick gespenstischer Umrisse nackter Ruinen ihre verlorene Bergessenheit. Dieser Gegensatz zwischen dem ewig rollenden Lauf des Wassers und der trostlosen Berkommenheit bau­licher Zeugen einer versunkenen Zeit spricht aus dieser Landschaft als offenbarendes Symbol: der strömende Wille marschiert rastlos durch alle 3eit; an seinem Wege trauern, im Todestampf noch wie zum Hohn umjubelt, als traurige Denkmäler einer traurigen Zeit, traurige Ruinen.