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Abendausgabe

Nr. 392

B 196

48. Jahrgang

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Der Borwarts" erscheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend". Illustrierte Beilage Bolt und Zeit". Ferner Frauenstimme". Technik, Blick in die Bücherwelt" Jugend- Borwärts" u.Stadtbeilage

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Vorwärts

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Berliner Boltsblatt

196 Sonnabend 22. August 1931

10 Pfennig

Die etnipalt Nonpareillezetle 80 31 Reflamezeile 5,- RM. Kleine An zeigen das fettgebrudte Wort 25 Bl. ( zuläffig zwet fettgebrudte Worte), jedes weitere Wort 12 Bi. Rabatt It. Tarif Stellengesuche das erste Wort 15 Bf jedes weitere Wort 10 Pt. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmarkt Belle 60 Pf. Familien anzeigen Beile 40 f. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochen täglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich das Recht der Ablebnung nicht genehmer Anzeigen vorl

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutſchlands

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Kampf um die Gemeindelöhne

Der Stand in der Mittagszeit- Ein neuer Vorschlag

Die Verhandlungen im Konflikt um die Neurege­lung der Löhne der Gemeindearbeiter wurden in der vergangenen Nacht gegen 22 Uhr unterbrochen und heute mittag um 12 Uhr wieder aufgenommen. Wie wir erfahren, drehen sich die Verhandlungen um einen neuen Borschlag.

Um 122 Uhr mittags dauerten die Verhandlungen noch an. Es war bei Redaktionsschluß noch nicht abzusehen, wann die Verhandlungen beendet sein werden und ob eine Verstän­digung doch noch herbeigeführt wird.

15 neue Verhaftungen.

Die Untersuchung der politischen Mordtaten. Auf Grund der Ermittlungen der Abteilung IA des Polizeipräsidiums wurden im Laufe des heutigen Vor­mittags weitere 15 Kommunisten zwangs. gestellt, die im Verdacht stehen, an den politischen Bluttaten der letzten Zeit beteiligt gewesen zu sein. Die noch andauernden Vernehmungen sollen Klä. rung bringen, ob die Vermutungen der Polizei und die Angaben aus dem Publikum zu Recht bestehen.

Kommunistenverhaffungen in Dresden .

Dresden , 22. August. Wie das Polizeipräsidium Dresden mitteilt, ist gegen 13 An­gehörige der KPD. richterlicher Haftbefehl erlassen worden.

Bei den Straftaten handelt es sich um Fortführung des ver­botenen Roten Frontkämpferbundes und um hochverräterische Treibereien, über die aber, um den Fortgang der bereits in den Händen des Oberreichsanwalts liegenden Untersuchung nicht zu ge= fährden, Näheres vorläufig nicht mitgeteilt werden kann.

Die Sichtung des insbesondere im kommunistischen Parteibüro beschlagnahmten umfangreichen Materials ist noch im Gange, doch steht bereits fest, daß im KPD. - Büro zahlreiche illegale. Straßen, 3ellen und Betriebszeitungen her. gestellt worden sind, desgleichen auch der sogenannte Sonder­pressedienst, der das Material für anderwärts hergestellte derartige Beitungen enthält. Auch sonst ist bei der Durchsuchung des KPD. ­Büros und bei anderen zahlreichen Hausdurchsuchungen sehr wichtiges Material für bereits schwebende oder noch einzuleitende Strafper­fahren gefunden worden.

Das Kabinett berät.

Vor der Entscheidung in der Bantenreform. Heute vormittag, furz nach 10 Uhr, sind der Wirtschafts­ausschuß des Reichskabinetts, Reichsbankpräsident Luther und die bekannten neun Sachverständigen zu einer Beratung über die Neugestaltung des deutschen Bankwesens zusammengetreten. Es ist wahrscheinlich, daß heute eine endgültige Ent scheidung über diese Frage getroffen wird.

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In der heutigen Nachmittagsfißung wird sich die Reichs­regierung mit der Frage der Aufhebung der Verordnung über die Ausreisegebühr von 100 Mart, sowie mit der Steueramnestie beschäftigen. Es wird eine neue Verordnung ,, über steuerliche Erfassung bisher nicht erfaßter steuerlichen Werte­und über Steueramnestie" festgelegt werden. Infolge dieser Aenderung der schon früher erlassenen Verordnung werden auch die Termine, sowohl für die Abgabe der Vermögenserklärung, als auch die Amnestiefrist bis etwa Mitte September d. J. ver= längert werden.

Der Wunschzettel der Industrie. Schen vor der Veröffentlichung.

Der Reichsverband der Deutschen Industrie hat der Reichsregierung ein Memorandum überreicht, in dem Wünsche der Industrie zur gegewärtigen Wirtschaftslage zum Ausdruck ge­bracht werden. Eine Veröffentlichung der Wünsche ist vorläufig nicht beabsichtigt, weil man eine Diskussion der Pläne vermeiden will. In der Hauptsache liegen die der Reichsregierung vorgeschlage­nen Wünsche auf dem Gebiet der Steuerpolitik, der allgemeinen Wirtschaft und der öffentlichen Finanzen.

Ein Schupo als Bandenführer

Polizeiauto für Einbrüche benutzt

Köln , 22. Auguft.( Eigenbericht.)

In Köln wurde ein Oberwachtmeister der Polizei unter dem Verdacht verhaftet, der Führer einer Einbrecher bande zu fein. In der Sonnabendnacht war in Koblenz in einem Zigarren­geschäft ein Einbruch verübt worden, wobei die Nummer des Autos, das die Einbrecher benützt hatten, festgestellt wurde. Es stellte sich heraus, daß der Kraftwagen einem Kölner Autoverleiher gehörte, der angab, daß dieser Wagen schon seit längerer Zeit von dem Ober­wachtmeister angeblich zu wichtigen Berufsfahrten ge­braucht worden war. Natürlich gibt der Oberwachtmeister die Anschuldigungen nicht zu. Man glaubt jedoch, daß er als Bandenchef in Köln , Koblenz und Düsseldorf mitgewirkt hat.

Der Verhaftete stand bereits vor einem Jahr im Verdacht, an Einbrüchen teilgenommen zu haben und es wurde auch ein Verfahren gegen ihn eingeleitet, das aber wieder eingestellt werden mußte, da die Beweise zu schwach waren. Der Verhaftete wurde sofort in das Untersuchungsgefängnis eingeliefert. Auf das Konto der Räuber­bande kommen, wie bisher befannt wurde, Einbrüche in Bonn , in der Nähe Bonns , in Wermelskirchen , Koblenz , Refrath bei Köln , in Düsseldorft und sogar in Köln in derselben Straße, in der das Polizeipräsidium liegt.

Zum Ozeanflug gestartet.

Heute früh auf dem Tempelhofer Feld.

über Cyon- Marseille . Der Flugzeugführer ist Christian Johannsen, außerdem fliegen der Flugzeughalter Willy Rody und ein Portugiese mit.

Neuer Banküberfall

Räuber mit schwarzer Maste.- 6000 Marf erbeutet. Altona , 22. August.

Auf die Filiale der Westholsteinischen Bank in Altona - Stellingen wurde heute vormittag ein Raubüberfall verübt. In einem Auto fuhren drei Männer vor, die schwarze Masken trugen und fofort in das Bankgebäude eindrangen. Den Bankvorsteher hielten fie mit vorgehaltener Waffe in Schach . Die Räuber erbeuteten, soweit bisher bekannt geworden ist, etwa 6000 Mart und flüchteten dann mit dem Auto in Richtung Eimsbüttel- Hamburg . Klempnermeister versuchte, die Verbrecher auf seinem Motorrad zu verfolgen, mußte jedoch bald davon Abstand nehmen, da er von den Räubern mit der Waffe bedroht wurde. So find die Täter zunächst entkommen.

Fährbootkatastrophe.

Ein

Neun Insassen eines überlasteten Bootes ertrunken. Bukarest , 22. August.( Eigenbericht.)

In der Nähe von Corabia tenterte am Freitag ein Die Junkersmaschine, die Levine auf seinem Ozeanflug geflogen hat, die von einem gewiffen Willy Rody aufgekauft war Fährboot mit 22 Personen. Alle Insassen des und inzwischen eingehend überholt wurde, ist heute morgen auf dem überlasteten Bootes stürzten ins Wasser. 9 Personen Tempelhofer Feld um 7.03 Uhr zum Ost- West- ertranten. 7.03 Uhr zum Ost- West- ertranten. Die Regierung hat eine strenge Unter­Atlantit- Flug aufgestiegen. Sie hat Kurs auf Lissabon fuchung des Vorfalls angeordnet.

Verbrecherjagd fordert sechs Tote.

Feuergefecht in den Straßen New Horks.

New York , 22. Auguft. Gestern abend spielte sich in dem New- Yorker Stadt­feil Brong eine wilde Verbrecherjagd ab, der fünf Menschen zum Opfer fielen. Drei Banditen erschossen bei einem Geldraub einen Polizisten und entfamen in einem auf sie wartenden Auto. Die Polizei nahm sofort die Berfolgung auf, und es entspann sich ein Feuergefecht zwischen den dahinrasenden Autos, das stundenlang andauerte. Es wurden Hunderte von Schüssen gewechselt, die etwa fünfzehn Passanten verlehten, darunter ein Kind tödlich. Während der Verfolgung gelang es schließlich, alle drei Verbrecher unschädlich zu machen. Durch die Schüsse der Banditen wurde einer der verfolgenden Polizeibeamten ebenfalls getötet.

Choleraepidemie in China .

56 Todesopfer im Hanfauer Bezirk.

Moskau ( über Kowns), 22. August. Nach einer Meldung der Telegraphen- Agentur der Sowjetunion aus Schanghai , ist in Hankan die Cholera ausgebrochen. Die Choleraepidemie hat innerhalb der letzten 24 Stunden stark zugenommen und soll bereits 56 Opfer gefordert haben.

Furchtbares Familiendrama. Zwei Söhne vom Vater niedergeschossen. Hof, 22. August.

Der 48jährige Fabrifweber Leber schoß heute früh auf seine zwei Söhne und brachte sich hierauf selbst Schußverletzungen bei. Der Vater war mit dem Lebenswandel seiner Söhne, einem 17jährigen Kaufmannslehrling und einem 19jährigen arbeitslosen Schlosser, unzufrieden. Da die Mutter zu den beiden hielt, kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen den Eheleuten. Am Sonnabendmorgen entspann sich abermals ein reger Wortwechsel

zwischen Mann und Frau, in dessen Verlauf Leber plötzlich einen Revolver zog und auf seine Frau anlegte. Sie konnte sich jedoch in Sicherheit bringen und begab sich zur Polizei. Als sich die Frau aus dem Zimmer entfernt hatte, legte der Vater auf seinen älteren Sohn an und traf ihn in den Kopf. Den auf den Lärm herbeieilenden jüngeren Sohn traf Leber in den Leib. Hierauf brachte er sich selbst Schuhwunden am Kopfe bei. Der Zustand der beiden Söhne ist hoffnungslos. Der Vater ist leichter verletzt.

Raubüberfall auf Bestellung.

Auf der Chauffee bei Großbeeren wurde fürzlich ein Land­wirt G. überfallen, niedergeschlagen und seines Fahrrades Raubdezernat wegen dieses Ueberfalles anstellte, haben ein über­und 800 m. baren Geldes beraubt. Die Nachforschungen, die das raschendes Ergebnis gehabt. Es hat sich gezeigt, daß der Ueber­fall, bestellt war.

Ein Freund des G. hatte sich fleinere Unterschlagungen zuschulden kommen lassen, die er jetzt abzahlen mußte. Da G. von dem veruntreuten Gelde etwas abbekommen hatte, mußte auch er bei den Abzahlungen mittun. Die Freunde waren dadurch in einer Geldklemme geraten und beschlossen, dem Uebelstand durch einen Raubüberfall" abzuhelfen. Einer der Leute, die G. zu beauf­sichtigen hat, wurde ins Bertrauen gezogen, weil er am Schlesischen Räuber", einen Ringvereinsmann Franz M. Pünktlich nach Ver­Bahnhof gut bekannt ist. Der Vertrauensmann besorgte den einbarung begab sich Franz nach der Chaussee und wartete auf sein ,, Opfer". Als G. mit dem Rade daherkam und anhielt, versetzte ihm Franz, damit die Sache auch echt sei, einen hieb mit dem Schlagring, nahm das Rad und die Aktentasche an sich und verschwand damit nach Berlin . Wie nicht anders zu erwarten war, dachten Franz und der Vertrauensmann nicht daran, das Geld an den ,, Beraubten" zurückzugeben. Sie teilten sich die Beute und ver jubelten sie.

Der Landwirt scheint übrigens dem Frieden ohnehin nicht recht getraut zu haben, denn, ehe der lleberfall vonstatten ging, nahm er selbst aus der Tasche 200 M. und steckte sie ein. Die betrogenen Verschwörer müssen jetzt nicht nur die alten Schulden bezahlen, sondern auch die 600 m. ersehen. Sie sind also vom Regen in die Traufe gekommen.