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Nr. 394

48. Jahrgang

Technik

Montag

24. August 1931

Die große Funkausstellung

Grad von Elektrifizierung auf; so ist zum Beispiel nach Aus­führungen des Vorstandsmitgliedes Dr. B. Cohn vom Berband der Funkindustrie das dicht besiedelte Gebiet des rheinisch- westfälia

Auch die diesjährige, bis zum 30. Auguft geöffnete Funt-| Der Preis dieses Vierröhren- Dreitreis- Spißengerätes wird noch in Frage kommenden Länder weisen noch einen relativ geringen und phonoausstellung am Kaiserdamm ist noch in starkem Maße eine Lehrfchau, wie ihre Borgänger. Aber man merkt, daß es nicht mehr in erster Linie darauf ankommt, neuestes in ver­blüffendsten Ausmaßen zu zeigen. Die Grundlinien liegen fest und das Stadium rascher Entwicklung scheint überwunden. Man fon­ftruiert weiter in ruhiger und besonnener Weise, hält Erprobtes fest und vertieft es und experimentiert nicht mehr so viel.

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Die großen Massen wissen jetzt Bescheid in den technischen Dingen, denn der Rundfunk ist Allgemeingut geworden, und das Radio ein Gebrauchsgerät, durchkonstruiert bis aufs äußerste. Die Epoche der Bastelei scheint überwunden; sie hat einiges Wesentliche hervorgebracht, aber konstruktiv nicht vervollkommnen können. Diese Aufgabe hat die Funkindustrie übernommen, ihre Spezialisten, ihre Techniker.

Man verlangt heute ein einfaches Gerät,

dessen Konstruktionsteile gut eingeschlossen sind, das eine einfache Be­dienung ermöglicht und je nach den Anschaffungskosten eine Auswahl unter möglichst vielen Sendern gestattet. Der Empfänger mit der Einknopfbedienung, der Riesenskala von vielen, namentlich ge­

Kurzwellen- Superheterodyne Schaleco als Vorsatzgerät nannten Stationen( nicht nur nach Wellenlängen bezeichneten) gilt als Jdealgerät. Die einfachste Bedienung läßt sich vorläufig mur bei den kostspieligeren Geräten durchführen, die billigeren Apparate lassen sich zunächst nur unter Zuhilfenahme mehrerer Einstellvor­richtungen bauen. Je teurer der Apparat ist, desto einfacher ist diese Einfnopfbedienung. Die hohe Röhrenzahl spielt teine Rolle mehr. Bier, Fünfröhrenempfänger leisten heute das Beste in Wirkung und. Selektivität.

Die Frage der Selektivität

ist es überhaupt, die auf dem Radiobau am meisten lastet. Die dicht ... nebeneinander liegenden Stationen der europäischen Großsender er­fordern die feinste Trennmöglichkeit, um nicht gleich einen ganzen Haufen fremder Sender im wüsten Durcheinander im Lautsprecher zu haben. Abstimmschärfe und die Zahl der Abstimmtreise laufen aber gleich mit dem Begriff der Verstärkung. Die Mehrkreis­empfänger z. B. sind Neukonstruktionen, bei denen die Zahl der Abstimmkreise u. Röhren so angepaßt wurde, daß an jedem Empfangsort alle Stationen einwandfrei getrennt werden können. Auch der störende Ortssender in nächster Nähe muß dabei aus­geschaltet werden können. Telefunken hat einige Apparate dieser Mehrkreisklasse durchkonstruiert und sie mit einer sogenannten Autostala ausgerüstet. Statt der Zahlen der Wellenlänge liest man die Namen der Sendestationen. Einrichtungen dieser Art gab es natürlich schon früher, aber sie veralteten sehr schnell, weil bei Wellen­änderungen irgendeiner Station die Skala nicht mehr stimmte. Dann las man auf der Stala aber auch zuviel Stationen, die am

Siemens- 45 W- Dreikreis- Netzempfänger Einknopfbedienung und Riesenskala Empfangsort niemals zu empfangen waren, was die Uebersichtlich

feit sehr einschränkte.

Bei der Autostala find fleine Stationsschildchen vorhanden, die auf die Skala beliebig aufgesetzt und wieder entfernt werden können. Damit ist die erwünschte Beweglichkeit gegeben. Wichtig aber ist, daß bei dem jeweiligen Besizer der Anlage überhaupt nur diejenigen Stationsnamen aufgesetzt werden, die bevorzugt empfangen werden,

so daß

die Autostala überall ganz individuell für den jeweiligen Empfänger geeicht erscheint. Die technische Lösung bei der Autostala ist dabei so geschicht getroffen, daß nach Aufsetzen des Stationsschildchens die Stala den Eindruck macht, als ob die Stationsnamen auf die Stala selbst geägt sind. Das Spißengerät der neuen Mehrkreisklasse, Telefunken 340 W( Schirmgitter- Bierer für Wechselstrom), enthält außer den erwähnten drei Abstimmkreisen noch einen weiteren Reservekreis, der bei der Abstimmung automatisch mitläuft, nämlich die abstimm bare Antenne, so daß hier vier Abstimmtondensatoren mit einem Griff bedient werden. Da vor der Hochfrequenzröhre bereits zwei Abstimmtreise liegen, wird eine Bandfilterwirkung erzielt. Eine be­sondere Nullfopplung scheidet auch den stärksten Ortsfender ohne Anwendung eines Sperrfreises unbedingt aus. Die Fernempfangs leistung ist so start, daß überall auch Tagesfernempfang ohne Hoch­antenne erreicht werden kann. Die eingebaute Lichtantenne gestattet in der Mehrzahl aller Fälle, überhaupt ohne Antenne zu arbeiten.

unter 260 m. einschließlich Röhren liegen, so daß der ungeheure Fortschritt der Funfindustrie gegenüber dem Vorjahre durch kein anderes Gerät besser erwiesen werden kann. Daß trotz dieses Daß trotz dieses niedrigen Preises das erlesenste Material verwendet wurde, sei nur am Beispiel der Hochfrequenzschaltkontakte bewiesen, die erstmalig bei diesen Empfängern aus Platin- Iridium bestehen. Der Vier­röhren- Dreitreis- Empfänger Siemens 45 W" ist

der wirkliche Einknopf- Fernempfänger,

eine einzigartige Neuerscheinung auf dem deutschen Rundfunkmarkt. Durch einfaches Drehen des Abstimmtnopfes fann man jeden be­liebigen Sender sofort einstellen. Der Siemens 45 W ist also der ideale Empfänger für alle die Hörer, die von einem Rundfunkgerät ausgezeichneten Fernempfang verlangen, ohne daß sie sich vorher mit der Handhabung des Gerätes besonders vertraut machen müssen. Der Preis liegt je nach Wahl des Lautsprechers etwa zwischen 430 m. und 510 M. Daß auch auf ein geschmackvolles Aeußere be­sonderer Wert gelegt wurde, versteht sich von selbst. Ein bewährter Fünfröhren- Neutro- Gerät Fernempfänger ist das ,, Siemens 50", das in verschiedenen Ausführungen geliefert wird. Es kostet für Nezanschluß und je nach Wahl des Lautsprechers etwa 360 M. bis 450 M.

Aus der gegenwärtigen überragenden Stellung des Netzanschluß­geräts im Fabrikations- und Verkaufsprogramm der deutschen In­dustrie kann jedoch nicht ohne weiteres auf die Berteilung der ver­schiedenen Apparatetypen bei den im Betrieb befindlichen Geräten geschlossen werden. Noch immer ist die Zahl der Hörer, die ein Batteriegerät benutzen, faum fleiner als die Zahl derer, die sich eines Neganschlußgerätes bedienen. Bemerkenswert ist ferner, daß selbst der Detektorapparat heute noch von etwa 15 Broz. aller Hörer, namentlich in der Nähe einzelner Sender, benutzt wird. Auch für die Zukunft wird das Batteriegerät weiter eine erhebliche Bedeutung haben. Weite Gebiete Deutschlands und der übrigen für den Export

Autositze aus Stahlrohr Einfach, raumfördernd, mottensicher

Die neuen Formen, die sich aus der Verwendung von Stabl. rohr für Möbel ergeben haben, verschaffen sich neuerdings auch Eingang in den Automobilbau. Die insbesondere für Siz­gelegenheiten wichtige Federung wird beim Stahlrohrsessel im Gegensatz zum bisher üblichen Bolstersiz durch die dem Rohrgerüst eigene Elastizität erreicht, so daß man auf diese Weise die. Polster­federn entbehren kann.

Eine einfache Bespannung des Rohrrahmens an Siz und Rückenlehne mit sehr festem und elastischem Spezialtuch gewähr leistet einen bequemen, weichen Siß, dessen Weichheit durch Einbau besonderer Bandfedern zwischen Stahlrahmen und Sizbespannung noch gesteigert werden kann. Mit angenehmer Kühle im Sommer verbindet ein solcher Siz die weiteren Vorteile verminderter Feuers­gefahr und geringer Unterschlupfmöglichkeit für Motten und Un­geziefer. Ein Faktor, der namentlich für Kleinwagen von Bedeutung ist, ist die gewonnene Raumersparnis. So können die hinten fizenden Personen ihre Beine bequem unter den Vordersitz stecken, was die gebogene Form des Rohrrahmens erlaubt. Die Möglichkeit zum Kippen des ganzen Sizes oder nur der Rückenlehne nach vorn ermöglicht ein leichtes Aus- und Einsteigen; auch kann man den Siz in Fahrtrichtung auf Schienen verstellen. Die Kosten stellen sich im allgemeinen niedriger als für Polstersize, da die zur Herstellung des Etahlrohrgerüftes notwendigen Werkzeuge in der Anschaffung nicht teuer und immer wieder zu verwenden sind und Reparaturen, die fich lediglich auf die Erneuerung des Tuches beschränken, bei meitem nicht so forstspielig sind, wie umständliche Instandsetzungsarbeiten an Polstersesseln.

Ein schwimmendes Kraftwerk Die Tatsache, daß der amerikanische Flugzeugträger Lexington" 30 Tage lang die Stadt Tacoma im Staate Washington USA . mit Strom belieferte, da die dortige Wasserkraftanlage megen großer Trockenheit den Strombedarf nicht decken konnte, veranlaßte die New England Public Service Co., die die Küsten der Staaten Maine und New Hampshire mit Strom versorgt, diesem Beispiel zu folgen. Wie die E. T. 3. hierzu mitteilt, wurde nach sorgfältigen Untersuchungen das 7000 Tonnen große Frachtschiff Jacona" zu einem schwimmenden Kraftwert von 20 000 Kilowatt Leistung um­gebaut. Das erreichte man durch Einbau neuer Hochdruckkessel mit Delfeuerung, zweier Turbogeneratoren von je 10 000 Kilowatt und aller für den neuzeitlichen Betrieb notwendigen Verbesserungen. Die auf diese Weise erzielte Ersparnis an Leitungskosten ist be= trächtlich, da das Schiff in jedem beliebigen Hafen verwendet werden fann, falls irgendwo Strommangel auftritt. In diesem Falle ist nur erforderlich, die Verbindung vom Kraftwerkt zu den Berbrauchern herzustellen und für die Brennstoffzuführung zu sorgen. Die Ber­billigung der Kosten des Kondenswassersystems und der Fundamen­tierung ist weiter recht vorteilhaft, so daß man für den Fall, daß sich diese erste Anlage rentiert, mit dem Bau mehrerer solcher Schiffe rechnen kann, die dann die Stromlieferung an Küsten, auf Seen oder schiffbaren Flüssen übernehmen werden.

Ein Haus wird versetzt

In Indianapolis ( Staat Indiana USA.) wurde das acht Stock­werke hohe Gebäude des Fernsprechamtes etwa 16 meter weit ver­schoben und alsdann um 90 Grad geschwenkt. Das Gewicht des Hauses von rund 11 000 Tonnen ruhte dabei auf zwischen Stahl­platten laufenden Stahlwalzen. Während der zur Durchführung der Arbeiten einschließlich der Vorarbeiten benötigten Zeit von etwa 100 Tagen wurde der Fernsprechdienst voll aufrechterhalten. Zu diesem Zwecke wurden in die Fernsprechtabel Unterwassertabel von je 60 Meter Länge eingefpleißt, ferner erhielten die für Gas, Wasser,

ROMP

Auto- Skala

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RAHA

TELE FUN KEN

schen Industriereviers nur in verhältnismäßig fleinem Umfange elektrifiziert. Nach den neuesten Erhebungen tann angenommen werden, daß mehr als 30 Broz. aller Haushaltungen in Deutschland nicht an ein Elektrizitätsnetz angeschlossen sind. Es ergibt sich hieraus, daß das Batteriegerät auch weiterhin über ein nicht unbe­trächtliches Absatzgebiet verfügen tann, sofern die Industrie- wie dies in jüngster Zeit geschehen ist ihr Interesse wiederum dent Batteriegerät und seiner weiteren technischen Vervollkommnung zu­wendet.

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Abwasser und Heizdampf bestimmten Rohrleitungen biegsame Rohre mit Absperrventilen, die ein Verlängern der Leitungen entsprechend der Fortbewegung des Gebäudes auf einfache Weise ermöglichten. Sogar der Fahrstuhlbetrieb wurde teilweise weitergeführt.

Was ist Bakelite ?

Ein Universalwerkstoff

Ein Werk- und Baustoff, der sich im letzten Jahrzehnt die vers schiedensten Industriezweige erobert hat, ist das Bakelite. Es ist ein Kunstharzprodukt, das aus zwei wertvollen Rohmaterialien, den Phenolen( ein Nebenprodukt der trockenen Destillation der Steinkohle) und dem Formaldehyd( einem Holzdeftillationsprodukt) hergestellt wird. Beide Stoffe vereinigen fich unter bestimmten Voraussetzungen zu einem flüssigen und schließlich festen Harz . Unter Wärmebehandlung geht es in ein bernsteinartiges Harz über, das gegen chemische, atmosphärische und mechanische Einflüsse sehr widerstandsfähig ist. Bereits 1872 hat 2dolph von Baeyer fest= gestellt, daß er die beiden Rohstoffe des Bakelites aufeinander reagieren. Jedoch ist es erst 1907 dem Deutschen H. Lebach und dem Amerikaner L. H. Baekeland gelungen, technisch verwertbare Kunstharzprodukte herzustellen. Seitdem hat die Chemische Industrie noch andere, dem Bakelite ähnliche Produkte hergestellt, die alle auf das Kunstharz zurückzuführen sind.

Nach den Vorschriften des Verbandes Deutscher Elektrotechniker ist es als hochwertiges Isoliermaterial zugelaffen. Es kann ohne zersetzung bis auf 300 Grad erhitzt werden und ist gegen Feuchtig= feit, verdünnte Säuren und Alkalien unempfindlich. In der Hoch spannungstechnik findet deshalb das aus Bakelite und Papier her gestellte Hartpapier als Isolier- und Baustoff Anwendung. Die elektrisch und mechanisch start beanspruchten Teile in der Hochs frequenztechnik werden fast nur noch aus Batelite- hartpapier her* gestellt. Daß auch die Radiotechnik fast alle der Isolation dienende Teile in Bakelite ausführt, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.( Drehknöpfe, Stalenscheiben, Schalter, Kopfhörer, Lauts sprechergehäuse usw.) Ja sogar Zahnräder werden aus dem be­sonders hochwertigen Bakelite- Hartstoff hergestellt und finden in der Automobilindustrie Anwendung. Desgleichen sind Steuerräder, Kurbeln, Klemmleisten vielfach aus Bakelite . Bemerkenswert ist auch die Tatsache, daß Bakelite und zerkleinerte Faserstoffe zu­sammen einen Preßstoff ergeben, der zu Formstücken jeder beliebigen Art verpreßt werden kann. Bei den Bakelite - hartpapierplatten können die äußeren Papierbahnen bedruckt werden, wodurch Imi­tationen edler Hölzer, Steinnachahmungen oder tapetenartige Muster entstehen.

Die heute bei den Damen so sehr beliebten Halsketten, Arm bänder und Schmuckstücke sind größtenteils aus Bakelite hergestellt; desgleichen Wirtschaftsartikel wie Messer- und Gabelgriffe. Waagen, Eierbecher, Teller und Tassen. So wurde im Haus der Damen auf der Bauausstellung der Kaffee in unzerbrechlichen, geschmackvollen Kännchen und Tassen aus Bakelite gereicht.

Radio im Kopftiffen. Um Krankenhauspatienten den Gebrauch der lästigen Kopfhörer zu ersparen, die ja für leidende Personen, die zu Bett liegen, besonders unbequem sind, hat eine amerikanische Radiogesellschaft jetzt besondere Kopfkissen aus porösem Schwamm­gummi tonſtruiert, die mit regelrechten Kissenbezügen versehen sind und in ihrem Innern einen kleinen, mit einer Zentralempfangs= station verbundenen Lautsprecher enthalten. Die Tonstärke des Apparats ist so gering, daß der Patient nur dann hören kann, wenn er den Kopf auf das Kissen legt; andere, im selben Raum unter­gebrachte Krante werden nicht im geringsten gestört. Das neue Radiofiffen eignet sich, wie es heißt, auch für an Schlaflosigkeit leidende Personen; angeblich soll die leise, gedämpfte Mufit außer ordentlich schlaffördernd wirken. Jedenfalls aber gibt es allen denen, die Kopfhörer verabscheuen, die Möglichkeit, Radio zu hören, ohne andere Leute unnötig zu belästigen.