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DaS Herrenhaus, das heute außer ewigen kleinen Vor- läge» ebenfalls nur Petitionen erledigte, wird morgen noch ein- mal zu einer kurzen Sitzung zusammentreten. Nachmittags um L Uhr wird der Landtag geschlossen werden. In Köln hat heute der Prozeß Hofrichter begonnen. der eigentlich Prozeß Munter zu heißen verdiente, da sich dabei wieder im Kern der Sache um die Rolle des ehemaligen Gendarmen, jetzigen Korpsschreibers Münter im Essener Meineidsprozeß handelt. Den Bericht über die Kölner Verhandlungen finden unsere Leser unter Gerichtsberichten. An dieser Stelle wollen wir nur einen Beitrag zur Münter - Frage mittheilen, den unser Dortmunder Partei-Organ, dieRheinisch- Westfälische Arbeiterzeitung" ermittelt hat. Das Blatt begründet die Veröffentlichung mit folgenden Worten: Aus Bochum wird uns nachfolgende Mittheilung ge- macht, die auf Münter's Wahrheitssinn kein günstiges Licht wirft. Der Fall wird in der Kölner Verhandlung zur Sprache gebracht werden. Ob der Gerichtshof nun seine Erörterung zuläßt oder nicht, in jedem Falle wird die Veröffentlichung besonders im gegenwärtigen Augenblicke nicht ohne Interesse sein." Die so eingeführte Notiz selbst lautet: Bochum . 17. Juni. (Münter's Rolle beider Entdeckung eines Pferde- Dieb st ahls.) Dem Kauf- mann(Holzhändler) K. Hierselbst wurde ein Pferd gestohlen. Dieb und Pferd wurden aber ermittelt. Das Pferd aus dem einem Gemeindevorsteher der Nähe gehörigen Stalle dem Eigen- thümer wieder zuzuführen, wurde der Gendarm Münter . damals in Weitmar , beauftragt. Er kam diesem Austrage nach in der Begleitung zweier Bochumer Polizisten. Münter erzählte nun dem Eigenthümer Herrn K. eine Geschichte, wonach er mit seinem großen Scharfsinne den Dieb entdeckt habe; die Bochumer Polizisten könnten so etwas nicht; die beiden Dabeistehenden z. B. seien Schafsköpfe, mit ihm verglichen; er deutete an, daß er auch Aus- lagen gehabt habe; endlich als den Glanzpunkt seiner Leistung stellte er hin, daß er den Dieb, den er in Wirklichkeit gar nicht gesehen hatte, derb durchgeprügelt habe. Der Kaufmann K. wollte deshalb dem Münter eine klingende Anerkennung spenden; er sollte SO M. bekommen, und zwar, damit er nicht mit dem Strafgesetz in Konflikt gerathe, durch Vermittelung seines vor- gesetzten Brigadechess. Da Münter aber meinte, wenn das Geld erst an die Brigade ginge, so bekäme er garnichls, Herr K. möge es ihm deshalb lieber direkt geben, so erhielt er die SO M. sofort. Als Herr K. später den Schwindel erfuhr, forderte er brieflich von Münter Rückgabe und drohte anderenfalls mit An- zeige. Darauf sandte M. das Geld zurück." DieRheinisch-Westfälische'Arbeil«r-Zeitung",sügt dieser Ver- öffentlichung dann noch hinzu: Wir haben diese Mittheilung erst veröffentlicht, nachdem sie uns von Zeugen, die auch zur eidlichen Erhärtung bereit sind, bestätigt worden ist und nachdem der Postabschnitt, worauf Münter , Weitmar " als Absender der SO M. genannt ist, einem unserer Redakteure vorgelegen hat." Herr v. Eynern versucht sich noch einmal dafür zu gloristziren, daß er als Aufsichtsrath diverser Aktien- gesellschaften im Dienste des Kapitalismus goldene Früchte einheimst. Herr v. Eynern will dabei den Lesern der National- Zeitung" abermals weiß machen, daß der Abgeordnete SingerAnschuldigungen" gegen ihn erhoben hat. Wie unser Genosse Singer nach- gewiesen, hat er keineAnschuldigungen erhoben", sondern Thatsachen mitgetheilt, die Herr v. Eynern selbst als richtig anerkannt hat. Trotzdem fabelt Herr v. Eynern davon, daß Singer denschleunigsten Rückzug" angetreten habe. Klugerweise verzichtet Herr v. Eynern�jedoch aus den Versuch, diese Ausgeburt seiner lebendigen Phantasie zu begründen. Statt dieser Pflicht zu genügen erzählt er, daß der verstorbene Windthorst Mitglied des Aussichtsraths der Hannoverschen Bank" gewesen ist. Wir müssen es der Zentrumspresse überlassen, ob sie etwas auf diese Mittheilung zu erwidern bat. Jedenfalls beweist dieselbe nicht das geringste gegen* die von Singer angeführten Thatsachen, macht aber den Eindruck, als habe Herr v. Eynern sie nur deshalb herbeigezerrt, um die Auf- merksamkeit von seiner eigenen werthen Person abzu- lenken. Zur amerikanischen Präsidentenwahl. Die republikanische National-Konvention" von Sl. Louis hat gestern MacKinley einstimmig zum Präsidentschastskandidaten ernannt: Das betreffende Telegramm lautet: Saint Louis. 18. Juni. Mc Kinley wurde zum republikanischen Kandidaten für die Präsidentenwürde gewählt. Bei der Abstimmung erhielten Mc Kinley 66U/z, Reed 84»/». Ouay 61'/,, Morton 58, Allison 35V2 und Cameron eine Stimme. Das Ergebniß wurde mit unbeschreiblicher Begeisterung aufgenommen. Durch einen späteren Beschluhantrag wurde haben in den letzten Jahrzehnten so garnichtS an Kriegs- glorie erbeutet, sie haben der Welt keine Gesetze diktirt; das ist doch für die Herrscher von heute der Maßstab zur Beurtheilung der nationalen Werke. Aber welchen Respekt muß man vor diesen kleinen, geistig beweglichen Volksgemeinschaften haben. Schweden und Norwegen war nie zuvor auf einer Berliner Aus- stellung so trefflich vertreten, wie diesmal. Es würde den knappen Raum überschreiten, wollte ich in allen Einzelheiten auf diese Abtheilung hinweisen. Nur einige Namen seien hier hervor- gehoben. Wie geistvoll weiß Andreas Zorn , der Schwede. eine Pariser Nachtszene zu malen! In der einen Mädchen- gestalt im Vordergrund eine«indringliche soziale Studie, der Hauch welker Ptkanterie geht von ihr aus: In Wahrheit ohne jede Tendenzmalerei ein tiefdunkles Nachtbild aui der Großstadt. Welche leichterregbare Naturempfindung, die jedem leisen Land. schastsreiz zu folgen vermag, offenbart Filif P e t e r s e n, der Norweger , oder Fritz Thaulow , sein Landsmann. Wie originell enthüllt sich das Thierleben vor dem scharfen Blick des schwedischen Liljefors. Auch wo die Landschaft mit phantastischen Gestalten bevölkert wird, wie bei Ha»S Heyerdahl in Ehristiania, ist die liebe- volle Naturbetrachtung bemerkenswerth. Treffliche Porträts sind von Chr. Krohg(alte Frau), Björck-Stockholm und Wallander zu sehen. S o o t von den Norwegern hat eins von den wenigen auf's Gruseln berechneten Sensationsbtlder der Jubiläumsschau auS- gestellt, eine Kindesmörderin. Bei den stilleren D ä n e n ist eins der kostbarsten Bilder der ganzen Ausstellung anzutreffen, R r o y e r'sKomiteesitzung französischer Künstler", ein Gruppen- bild voll feinster Beobachtung. Sonst sind die Dänen die be- schaulichsten unter den Skandinaviern. Anchers' prächtige Fiscker bei einem Boot" sind in Berlin bereits bekannt gewesen. Mit den niederländischen Gästen ist man� in Berlin seit einer Reihe von Jahren vertraut. Die Niederländer von heute sind keine Himmelsstürmer. Sie sind auch in ihrer Kunst bedachtsam. Aber tüchtige Gediegenheit und saubere Arbeit ist ihnen eigen. In ihrer Abtheilung ragt Israeli mit seinem Tagelöhner" und seinemAnkerauswurf" besonders hervor. Mit voller, klarer Bestimmtheit erscheinen seine kernhasten Gestalten. Neben dem lange berühmten Maler des Meeres W. H. Mesdag ist diesmal auch ein jüngerer Maler aus Haag W. B. Thol en, ei» Landschafter, der in seiner Heimath bereits zu Ansehen gelangte, nach Berlin gekommen. Auch einen neuen Belgier, Jes L e m p o e l s. kann man jetzt in Berlin kennen lernen. Im Vorjahre machte seine seltsame AllegorieSchicksal und Menschen- sodann die Wahl Mc Kinley's zu einer einstimmigen gemacht. Als Vizepräsident wurde Hobart-New-Jersey nominirt. Hierauf vertagte sich die Konvention auf unbestimmte Zeit. Das Programm derKonvention" oder desKonvents", wie es in deutschen Blättern vorzugsweise heißt, empfiehlt den Ankauf der dänischen Inseln, damit die Ver- einigten Staaten auf den Antillen eine Flottenstation er- halten könnten, da ein dringendes Bedürfniß hierzu vorliege. In betreff der Frage der Monroe-Doktrin erklärt das Programm, daß die gegenwärtigen Besitzungen der e u r o p ä i- scheu Mächte auf der westlichen Hemisphäre unter keinen Umständen erweitert werden dürfen. Das Pro- gramm drückt ferner die lebhafte Hoffnung aus, den eventuellen Rückzug aller europäischen Mächte aus Amerika zu sehen, und spricht sich schließlich rückhaltslos zu gunsten der Unabhängigkeit Eubas aus. Das sind bedeutungsvolle Punkte. Noch bedeutungsvoller jedoch ist, daß Mac Kinley in seiner Person das Programm des Hochschutzzolls ist und daß er entschieden für die Gold- Währung eintritt und zu deren Aufrechterhaltung sich der Konvention verpflichtet hat. Wie die Tinge liegen, ist aber an der Wahl Mac Kinley's kaum zu zweifeln. Gin Theil der republikanischen Schutzzöllner ist allerdings von der Partei abgesprungen und hat einen eigenen Silber- währungs-Kandidaten, den Senator Teller auf- gestellt; die Silberleut» hatten jedoch in der Konvention von zu- sammen 923 Stimmen im ganzen blas IlöV» Stimmen gegen 812»/», welche letzteren sich ausnahmslos auf Mac Kinley vereinigt haben. Da auch die demokratische Partei in ihrer großen Mehr- heit gegen die Doppelwährung oder wie die praktischen Ameri- kaner es nennen: gegen dasschlechte Geld"(unsounck money) ist, so hat die Silberkandidatur keinerlei Aussichten. Die in sich gespaltenen und zerfahrenen Demokraten werden aber schwerlich den Sieg Mackinley's verhindern können. Unter solchen Umständen ist es im höchste» Grade wahrscheinlich, ja beinahe gewiß, daß der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sowohl den letzten spanischen Hoffnungen auf Nieder- werfung des kubanischen Aufstandes, als auch den Hoffnungen der Silberleute(Bimetallisten) ein Ende bereiten wird. Und außerdem müssen wir uns auf ein neues Steigen der Hochschutzzoll-Bewegung gesaßt machen; Mac Kinley kann zwar denfCleveland'schen Tarif ebensowenig im Handumdrehen beseitigen, wie Cleveland vor 4»/» Jahren den Mac Kinley Tarif, allein eine Verschärfung zum Nachtheile Deutschlands ist jedenfalls zu erwarten. Ueber den britisch-venezolanische» Grcnzkonflikt sind aus englischen Quellen zwei einander einigermaßen wider- sprechende Mitlheilungen eingelaufen. Im englischen Unterhause erklärte Chamberlain, nach einer ihm zugegangenen telegraphischen Meldung hätten einige venezolanische Soldaten die Grenze von Brilisch-Guiana überschritten und mit Vermessungsarbeiten be- schäftigl« britische Beamte behelligt. Dagegen erfahren dieDaily News", es habe kein Zusammenstoß zwischen Engländern und Venezolanern stattgesunde». Die letzteren hätte» nur i» friedlicher Weise Einspruch gegen einen angeblichen Uebergriff britischer Beamter erhoben. Sehr wichtig scheint der Vorfall also nicht zu sein, obgleich bei der hochgespannten politische» Temperatur in den Vereinigten Staaten auch eine Geringfügigkeit neue Sprühfunken aus der Monroe- Doktrin herausschlagen kann." In England sucht man jedenfalls einen Konflikt mit den Vereinigten Staaten sorgsam, zu vermeiden. So hat gestern Lord Salisbury beim Empfange einer Deputation der inter - nationalen Schiedsgerichls-Liga betont, daß die Verhandlungen mit Amerika einen befriedigenden Verlauf genommen haben. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß England und die Vereinigten Staaten der Welt des er sie Beispiel einer Ein- richtuna zur Abschaffung d«S Kriege? geben würden. Die Liga sei ja ernsthaft bedacht, mit zioilisirten Mitteln zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen den Staaten zu wirken, das Poblem könne jedoch nur Schritt für Schritt zur Lösung ge- führt werden.. Chronik der Mnjestätsbeleidigungs» Prozesse. In Oldenburg wurde am 18. Juni ein MajestätSbeleidigungs- prozeß vor den Schranken deS hiesigen Landgerichts verhandelt. Angeklagt war der anS der Haft vorgeführte Heizer Otto Köpfe l aus Stolzenberg, am 10. Mai d. I. zu Nordenham den deutschen Kaiser beleidigt zu haben. An dem genannten Tage hielt der Kriegerverein Nordenham das Fest seiner Fahnen- weihe. Als nun der Vorsitzende«ine Rede auf den Kaiser, den Großherzog und das deutsche Vaterland hielt, erklärte Köpsel, daß er pfeifen werde. Er pfiff dann auch bei dem Hoch drei- mal sehr laut, indem er den Finger in den Mund steckte. Bei seiner hierauf erfolgten Festnahme äußerte sich Köpsel noch einmal in ungeschickter Weise. Das Pfeifen ist ihm heute theuer zu stehen gekommen. indem er dafür zu einer G e- fängnißstrafe von drei Monaten verurtheilt wurde. ** * Pflicht" in der Münchener Sezession viel von sich reden. ES bleibt immer ein mißliches Ding, philosophische Räthsel in malerischer Erscheinung lösen zu wollen. Man kann den Reich- thum an Phantasie be» LeempoelS anstaunen, die reine malerische Wirkung bleibt doch aus. Hunderte und Aberhundert« von er- hvbenen Fingern sind aufwärts gerichtet gegen das starre Haupt, welche? das ewig gleiche, unabänderliche niemals zur Antwort bereite Schicksal symbolisirt. Reich an Werken, die bis zu einem gewissen Grade auch von ansehnlichem Können Zeugmß geben, ist die spanisch-portugiesische Ausstellung. Die spanischen Maler sind ein sarbensrobe» Ge- schlecht. Allein die Armuth ihrer Heimath, der wirlhschastliche Niedergang darin zwingt sie häufig dazu, ihr Talent in den Dienst geschäftlicher Betriebsamkeit zu stellen. So muß G a l l« g o s z. B. immer die gleichen, heileren Kirchen-Jnterieurs malen. Das Bedürfniß des Weltmarktes will eS so. G r a n e r muß bei seinen lustigen Trunkenbolden bleiben; und an heiteren Genrestücken, wie sie der kapitalkräftige Käufer verlangt, wie an pathetisch vor- getragenen Historien, für die freilich unser künstlerische Geschmack sich kaum mehr erwärmt, ist bei den Spaniern kein Mangel. Eine treffliche Charakterstudi« ist der alle Mann von Josö B e n n l i u r« und intereffante. realistische Schauspielerbildnisse bringt der Portugiese Columbano. Auch der unermüdliche Josö Villegas ist mit seiner lebensfreudigen Kunst vertreten. Die englischen Künstler haben den kaufkräsligfien Markt in ihrer eigenen Heimath. Die englische Anstokratie gehorcht noch den alten Ueberlieferungen; sie zählt eine stattliche Anzahl von Kunstsammlern und dem Beispiel des AdelS folgt die reich gewordene Bourgeoisie gerne; und so kommt es, daß die englische Künstlerschaft sich im allgemeinen gegen fremde internationale Ausstellungen spröde verhält. Die Schule der Schotten(tde boys of Glasgow ) geht aus alter Vorliebe gern nach München , weil sie durch München vor mehreren Jahren zu Ehren kam und weil man dort mit großem Nachdruck auf das ursprüngliche und zarte Naturempfinden der schottischen Künstler hinwies. So kann der Saal der Engländer, so tüchtige PorträtS und Thierstücke er enthält, kein annähernd anschauliches Bild englischer Kunst- entwicklung geben. Georg S a u t e r, der ein GemäldeSprechstunde beim Pfarrer Kneipp" ausstellt, ist, wie sein älterer und be- rühmterer Kunstgenosse Hubert Herkam er in London bayerischer Abstammung. Italiens beste Künstler, der herb-ernste Segantini, wie der naiv srohgemulhe, temperamentvolle M i ch e t t i sind daheim geblieben. Dafür macht sich niederes Kaufgenre, schön- färberische Vergyüglichkeit in Jlalieus Ausstellung ungebührlich Deutsches Reich . Eineplötzliche" Enthüllung sucht auch den Grafen Mirbach heim. DieNational- Zeitung", die den agrarischen Silberpropheten keineswegs grün ist, erzählt nämlich folgende amüsante Geschichte: Dieselben Leute, welche durch ihre Börsengesetzgebung daS Publikum bei der Anlage feines Kapitals schützen zu wollen be- haupten, gerathen außer sich, wenn man sich erlaubt, i» der ob- jektivsten Art die von ihnen emittirten Schuld- verschretbungen aus ihre Sicherheit zu prüfen. Speziell bei dem Grasen Mirbach würde diese Erregung allerdings sehr verständlich sein, wen» sich bestätigte, was uns dieser Tage aus Königsberg berichtet wurde: ein dem Grafen Mirbach besonders genau bekannter oft preußischer Großgrundbesitzer und Bi- m e t a l l i st e n f ü h r e r soll vergeblich eine bedeutende Hypothek auf seine Güter unterzubringen versucht haben, obgleich er sogar sein bimetallistisches Glaudensbekenntniß dergestalt in die Schanze zu schlagen bereit war, daß er die R ü ck z a h l u n g des eifrig gesuchten Darlehns in Gold zusichern wollte!" Wenn jener ostpreußische Grundbesitzer und Bimetallisten- führer solche Schwierigkeiten hat bei der Aufnahme von neuen Hypotheken, da begreift es sich, daß er in dem heiligen Feuer tugendsamer Entrüstung dafür eifert, die Abzahlung bereits ge- machter Hypothekenfchulden durch Verschlechterung der Währung zu erleichtern. Zur Herausforderung des Abg. Barth durch den Abg. Graf Mirbach bemerkt dieBerliner Zeitung ": Es fragt sich nun, ob der Staatsanwalt, der im Falle Liebknecht unberechtigter Weise vor- gegan genist, hier, woereinRecht dazu hätte. eingreifen wird, denn unmöglich gehören zum Berufe eines Reichstagsabgeordneten Duellheraußforderungen. Justiz- minister Schönstedt wohnt- übrigens der ganzen Szene bei. Von ihm stammt aber allerdings das Wort:Wenn zwei dasselbe thu», ist es nicht dasselbe." Erfurt , 18. Juni. In dem von der Staatsanwaltschaft gegen den Genoffen Stegmann anhängig gemachten Prozeß wegen Begünstigung ist demAngeklagten " wirklich der Eröffnungsbeschlnß und die Ladung zugegangen. Der Termin ist auf den 23. d. M. angesetzt worden. Die Begründung der Anklage ist, wie zu erwarten war, sehr dürftig. Die Anklage hat übrigens in der gesammten Presse, auch in der nicht- sozialistischen, das größte Aufsehen erregt; derBoss Ztg." koinmt sie so ungeheuerlich vor. daß sie an der Richtigkeit der Nachricht zweifelt und erst weitere Meldungen abwarten will, ehe sie sich zur Sache äußert. Di« Zweifel des Blattes werden nun wohl behoben sein. Tanzig, 13. Juni. (Eig. Ber.) Zu der am 25. Juni statt. findenden Reichstags-Ersatzwahl im Kreise Schwetz sind keine neuen Wählerlisten aufgestellt. Die Wahl findet vielmehr nach einer Bekanntmachung des Magistrats zu Schwetz nach de» Listen vom Jahre 1893 statt. Dies verstößt direkt gegen den§ 8 des Reichstagswahl-GesetzeS. Wenn diese Nachricht, was nnS kaum glaublich erscheint, richtig ist, dann wird der Kreis dank der Gesetzeskunde der lokalen Behörde zweimal im Lause eines Jahres zu wählen habe». AuS dem Wahlkreis Rostock erfährt dieVolks- Zeitung" eine Nachricht, die sie unter Reserve wiedergiebt. An- geblich gedenkt nämlich Staatsrath v. B ü l o w zum 1. Oktober d.J. aus dem Amte zu scheiden. Als sein Nachfolger soll der jetzige mecklenburgische außerordentliche Gesandte in Berlin , Geh. Leaationsrath v. Oertzen und zu dessen Nachfolger wieder der bekannte mecklenburgische Reichstags- Abgeordnet«, Oberlandes- gerichtsrath Dr. v. B u ch k a, in Aussicht genommen sein. Sollte sich diese Mittheilung bestätigen, so würve der 5. mecklenburgische Wahlkreis zum Herbst einer Neuwahl entgegengehen. Unsere Genossen in Rostock werden zu einer solchen Nach- wähl, die ihnen günstige Aussichten bietet, jedenfalls gerüstet sein. Miinchen, 16. Juni. (Eig. Ber.) Bayern scheint sich nach und nach zum Dorado der Zeitungsschreiber zn entwickeln. Denn trotz gräulicher Hitze und bedenklicher Nähe der Hundstage regnet es hier förmlichwichtige" politisch« Ereignisse. Da haben wir LandtagSschluß, Prinzenreden, Regentschaftsjubiläum, Bauern- bund- Aktion und außerbem haben wir Hosiannah!die wichtigste parteipolitische Erfcheinun'g in Bayern seit 1893". Dieses wichtigste aller Vorkommniff» ist nämlich nach der maßgebenden Versicherung der ultramonkanen Presse die Wahl des Professors Frhrn. v. H e r i l i» g zum Reichstags-Abgeordneten. Unser« Zentrumsbayern sind demnach doch nicht so unbescheiden, wie rmmer behauptet wird. Im Gegentheil sie acceptiren sogar freudestrahlend nachstehendes für di. derzeitigen ullramontanen ReichStagsbayern nicht ganz un» zweifelhafte Lob derAllg. Ztg.":Dem Zentrum erwächst jedenfalls ein Gewinn, zu dem es sich grat uliren kann." Zum Wahlvorgang selbst ergiebt sich, nachdem nun endlich das amtliche Resultat vorliegt, folgender Vergleich zwischen den letzten und diesen Wahlziffern: breit. Werke von stark charakteristischem Gepräg« fehlen und Gemälde wie Rot t'sgroße Jrrenhausftudie" sind ebenso auf Sensation berechnet wie die mannigfachen überzuckerten Volks- lustbarkeiten in den italienische» Säle». Viel Geschäftssinn und wenig künstlerischer Ernst, das ist das Ergebniß der leichtfertig gemachten Sammlung der Italiener. Die slavische Abiheilung endlich ist kaum als wesentlich zu betrachte». Die Polen sind in verschiedenen Schulen verstreut, in Paris , München , Wien und Berlin ; und was Rußland ge» sandt dat. ist zu arm, sowohl der Meng« wie der AuS- lese nach. Vielleicht wird die übergroße Masseuhaftlgkeit der Jubiläums« schau über 4000 Kunstwerke sind eingelaufen auch für Berlin das Gute zeitige», daß man einsehen wird: So geht es nicht weiter. Solle» die i»teriiatio>iale» JahreSausstellungen wirtlich kunstfördernd und oolkserzuhlich sein, so muh das Jayr» marklmäßige, das in Berlin überhand nimmt,»ingedämmt und «ine edlere Auslese getroffen werden. Oder man erkläre eiufach und klar: Künstlerische Grundsätze gelte» hier nicht. In unseren Riesenmagazinen müssen wir vor allen Dinge» aus die Handels- messe bedacht sein. Bun# und AVistcnpkzaft. Im Schiller- Theater kommt Montag Bauernfeld's Lust- spielBürgerlich und Romantisch" zum ersten Male zur Auf- sührung. Außer Frau Clara Meyer, welche die Katbarina von Rosen a. G. spielt, sind in weileren Hauptrollen beschäitigt die Damen Levermann, Werner und die Herren Patry, Reimann und Cchmasow. Heute Abend wird der SchwankVergnügte Flitterwochen" von Brentano und Keller wiederholt. Tas Theater Alt- Berlin bringt nun heute ein modernes Stück,«ine neue dreiaktige Gesangsposse von Keller und H e r r m a n n: �Fiddicke u. Sohn", zu der Gustav Steffens die Musik geschrieben hat. Die Direktion vom Theater de? Westens ersucht un? mitzurheilen, daß die Abonnements- listen für Montag und Freitag mit Ende dieser Woche geschlossen werden. Das Bureau befindet sich bis zur Fertig- stellung des BaueS Kantstr. 153, 2 Tr. Gymnasien ohne Latein. AuS Ehristiania wird be- richtet; Das Odelsthing nahm mit 46 gegen 39 Stimmen ein Amendement zum Artikel 3 des Gesetzes für höhere Schulen an. wonach die lateinische Sprache als Unterrichlsgegenstand vo>>' Gymnasium ausgeschlossen wird.