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Attentat in Offgalizien.

Pilsudsfi- Mann ermordet.

Thaddäus Holumto war sozialistischer Abgeordneter. Als nach dem Maiputsch 1926 Pilsudski   die mit Hilfe der sozialistischen  Arbeiter gewonnene Macht immer gern gegen seine früheren Ge nossen anwandte und die PPS. zum Kampf um die Demokratie und gegen das Pilsudsti- Regime sich genötigt sah, fielen einige Führer, die Pilsudski   über die Partei stellten, ab. Holuwko schloß sich ihnen an und wurde Leiter des Amts für die Minderheitsfragen in Ostpolen  . Ob er nun persönlich für die Weitertreibung der Unter drückung der Utrainer und Weißrussen   bis zu jener schändlichen ,, Beruhigungsattion" im vorigen Herbst verantwortlich war oder nicht jedenfalls stand er an verantwortlicher Stelle und gehörte zum Regime. Seither ist er freilich ausgeschieden und hat Versöhnungsversuche mit den Utrainern eingeleitet; sie sind ge=

scheitert.

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Nun ist Holuwto, während er zur Erholung in dem ost: galizischen Kurort Trustawjec war, von Unbekannten überfallen und erschossen worden. Die neuen ukrainischen Attentate cegen Bolen lenten auch diesmal den Berdacht in diese Richtung. Der Boden wäre solchen Attentaten entzogen, wenn die ostgalizischen Utrainer endlich die feierlich versprochene Autonomie und die Millionen Utrainer in Polen   genügend Schulen und Kulturfrei­

heit erhielten.

Polnische Chauvinistenblätter hezzen bereits aufs neue. Am geftrigen Sonntag find in Trustamjec und in der Umgebung Massenrevidierungen und Verhaftungen vorges nommen worden. Das zahlreiche ukrainische Verbände umfassende Zentralutrainische Komitee nennt in einer Kundgebung das an Holumko begangene Verbrechen einen abscheulichen Mord und ein Werk der Feinde des polnischen und ukrainischen

Volkes.

Woldemaras freigesprochen.

Der Prozeß des Erdiktators.

Kowno  , 30. Auguft. Im Woldemaras- Prozeß wurden nach wochenlanger Berhand­lung zehn Angeklagte, darunter Woldemaras und zwei seiner Adju­tanten, wurden freigesprochen. Zwölf Angeklagte wurden zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt, davon zwei mit Bewährungs­frist. Baitkevicius erhielt 15 Jahre Zuchthaus, fein Helfer Pupalaigis 12 Jahre Zuchthaus, beide Berlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebensdauer.rs old sell

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Heerschau in Frankfurt   a. M.

Maffenfundgebung zum Gewerkschaftskongres

F. E.   Frankfurt   a. M., 30. Auguft.( Eigenbericht.) nationalen Gewerkschaftsbundes, zeigte, mie heute Der Nachhall des Treffens der Sozialistischen Arbeiter- Jugend eine kleine Minderheit über Krieg oder Frieden entscheidet, vor einer Woche ist kaum verklungen, und schon gab es am Sonntag über das Wohl und Wehe der Wirtschaft. Diese fleine Minderheit war überall, in Desterreich, in Belgien  , in Frankreich   und Deutsch­eine neue sozialistische Maffent undgebung in Frankfurt   a. M. land und jetzt wieder in England am Werke, um die sozialdemo als Einleitung zum Gewerkschaftskongreß. Die Ge- fratische" Regierung zu stürzen, die zwar noch nicht sozialdemokratisch wertschaftsmitglieder in Groß- Frankfurt, Heffen und Heffen- Nassau, waren, aber doch die Arbeiterinteressen nicht ganz hintenan stellen in Verbindung mit der Gewerkschaftsjugend, der Sozialistischen Ar- fonnten. beiterjugend, dem Reichsbanner, den Sportlern und den Arbeiter­fängern, strömfen schon am frühen Morgen den Sammelplätzen zu, um dann in fünf verschiedenen Zügen nach dem Festhallen gelände am Platz der Republik   zu marschieren.

Mit dem ersten Juge tamen die Kongreßdelegierten. Die sozialdemokratische Rathausfraktion fam geschlossen an. Bald nach 11 Uhr war der Riesenplatz des Festhallengeländes voll besetzt.

Nach kurzem stimmungsvollem Konzert des Orchesters der arbeitslosen Musiker traten 1500 Sänger auf den Plan und brachten unter Leitung von Mar Barts das von Bringsheim brachten unter Leitung von Mar Bartsch das von Bringsheim vertonte Arbeiterlied zu mitreißendem Vortrag.

Genosse Misbach vom Bezirksausschuß des ADGB.   begrüßte die Erschienenen, worauf Genoffe Eggert vom Bundesvorstand des ADGB  . eine Ansprache hielt. Der Kongreß dante der Frank­ furter   Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenschaft für die gewaltige Kundgebung und erwidere die herzliche Begrüßung. Die Kund­gebung bedeute jedoch weit mehr als nur eine Begrüßung. Sie richte sich zugleich

Die kleine Minderheit von Finanztönigen

verantwortlich zu machen, unter der die Völker leiden. Diese kleine ist für die Mißverwaltung der Wirtschaft und für die Finanznot Minderheit ist in jedem Lande bereit, sobald es in ihrem Interesse liegt, die Völker gegeneinander zu hetzen. Sie hat nicht den Willen, die deutsche   und die europäische   Wirtschaft wieder aufs trođene zu bringen. Ihr gegenüber steht geschlossen die deutsche  , die französische  und die englische Arbeit erschaft, die Arbeiterschaft der ganzen Arbeitnehmerschaft aufs stärkste interessiert ist. Die deutsche Arbeiter= Welt. Wir stehen in einem Kampf, an dessen Ausgang die gesamte schaft bildet in diesem Kampfe die Borhut.

Im Namen des JGB. mit 14 Millionen organisierter Arbeiter in 26 Ländern begrüßt Schevenels den Kongreß und appelliert an die feste, geschlossene Solidarität der Arbeiterschaft. Arbeiter der ganzen Welt. Im Vertrauen auf den Sieg der deut Die Niederlage der deutschen   Arbeiterschaft wäre die Niederlage der schen Arbeiterschaft und die internationale Solidarität überbringt er die Grüße und Wünsche des Internationalen Gewerkschafts­bundes.

Genosse Schorsch- Wien betont die enge Verbundenheit der gegen alle Feinde der Gewerkschaftsbewegung, d österreichischen mit der deutschen   Arbeiterschaft. sowohl gegen die rechts wie die fints von uns stehenden, insbesondere Wir find an einem Wendepunkt des privatkapitalistischen Wirtschafts­aber gegen das ganze tapitalistische Wirtschaftssystems angelangt. Dieses System hat die ganze Produktion auf den system. Fünf Millionen deutsche Arbeiter und Angestellten stehen Massentonjum eingerichtet, verhindert jedoch den Massen draußen vor den Betrieben, vergeblich auf Arbeit wartend. Das konsum durch Lohnkürzungen, die den Mangel an Kaufkraft ver­privatkapitalistische Wirtschaftssystem steht als Angeklagter vor dem größern. Die Beschlüsse dieses Gewerkschaftsfongresses werden weit Gewerkschaftstongreß. Die ganze Tragit des Arbeitslosenelends liegt über die deutsche Grenze hinaus bewertet werden. Es muß ein in dem Widerspruch dieses Systems zu einer geordneten Wirtschafts- Weg gefunden werden, der aus der fapitalistischen Wirrnis hinaus­führung. Der Kongreß wird die Ursachen feststellen, die zur Ber­führt. and schärfung der Krise beigetragen haben. Gegen die Mängel- und Aus wüchse dieses Systems werden wir den Kampf aufnehmen. Es muß überwunden werden durch die sozialistische Gewerkschafts und Barteibewegung. Ein System, das mit so großen Gefahren für die wird der Kongreß

Alle Arbeiter haben nur das eine Interesse: die Befreiung von dem fapitalistischen System. Genosse Schorsch schloß mit dem freudig erwiderten Gruß unserer österreichischen Genossen: Freundschaft! Nach weiteren fünstlerischen Darbietungen fand die Kund­

Eines jener Kriegsgerichte, die Woldemaras als Diftator Litauens   über Sozialisten ungeheure Strafen verhängen ließ, hat Wirtschaft verbunden ist, ist reif zu verschwinden. Lauter denn je gebung ihren Abschluß in einem Hoch auf den internatio=

ihn jetzt als Angeklagten vor sich gehabt. Es war die Hauptaufgabe dieses Gerichtes, festzustellen, ob die Organisation Eiserner Wolf", deren Führer Woldemaras war, nach ihrer Auflösung durch den Generalsekretär des Innenministeriums, Oberst Stenzel, auf Beranlassung der Regierung als illegale Organisation be­stehen blieb und unter Führung von Woldemaras einen Umst ur 3- plan vorbereitete. Während der Hauptangeklagte und Haupt­attentäter gegen den Polizeioberst Rusteika, Waitkevicius, aussagte, daß er nur auf Anweisungen von Woldemaras und in feiner Eigenschaft als Mitglied des Eisernen Wolfes" gehandelt habe, behauptete Woldemaras, daß er nach seinem Rücktritt das Amt als Führer des Eisernen Wolfes" niedergelegt habe. Die Führung habe dann die Regierung übernommen. Eine Reihe Angeklagter und Zeugen haben Woldemaras in diesem Punkt entlastet.

Woldemaras behauptete ferner, daß   Litauen, nachdem es mehrere Putsche erlebt habe, in einer Angst vor neuen Butschen lebte, und deshalb sei auch dieser Prozeß entstanden. Waittevicius erschien in diesem Prozeß in einem zweifel­haften Licht. Er war ständiger Begleiter und Vertrauensmann von Woldemaras, zugleich eifriger Agent der Kriminalpolizei. Der zweite Attentäter, Bu palaifis, erklärte, daß er nur auf Ver­anlassung von Waitkevicius das Attentat gegen Oberst Rusteika aus­geführt habe, und Waitkevicius sei auch bei der Ausführung des Attentats mehr als Leiter, der Anweisungen erteilte, denn als aktiver Teilnehmer tätig gewesen.

Im Laufe des Prozesses fonnte nachgewiesen werden, daß das Attentat gegen Oberst Rusteita nicht, wie Woldemaras behauptet, erdichtet worden ist. Es fonnte hingegen nicht festgestellt werden, daß das Attentat auf einen Beschluß des Eisernen Wolfes" hin ausgeführt wurde, genau so, wie auch die Frage noch nicht auf geklärt werden konnte, ob Woldemaras nach seinem Rücktritt an der Spize des illegalen Eisernen Wolfes" gestanden hat. Es fonnte ferner festgestellt werden, daß eine Anzahl der Angeklagten Flug und Schmähschriften verbreitet und Handlungen gegen die Regie­rung begangen hat.

Die Aussagen des früheren Gerealstabschefs Plechavicius darüber, wie man ihn für die Umsturzpläne gewinnen wollte, spielten eine nicht geringe Rolle. Es fonnte aber nicht einwandfrei erwiesen werden, daß Woldemaras der Drahtzieher dieser Machen­schaften gewesen ist, ebensowenig, daß Woldemaras Zusammenfünfte mit den angeklagten Offizieren über die Borbereitung eines Um fturzplanes abgehalten hat.

Thron zu vergeben."

Komische Oper.

Seit Lehars ,, Lustiger   Witwe" verlegen Operettenlibrettisten die Handlung gern in ein jagenhaftes Ballanländchen, wo Pleiten und Banditen hoch im Kurse stehen. Allerdings fleben heute die fürstlichen Herrschaften nicht mehr so zäh an ihren wackelnden Thrönchen. Die Prinzessin Lydia von Migrelien entjagt gern und folgt dem bekannten Ruf des Herzens. Ein amerikanischer Del magnat, dessen Schloß in Bantom stand, kauft die ganze Herrlichkeit auf. Begler Beç, der brane Bandenführer, hat wieder einmal recht zeitig ftimmungsvolle Revolution gemacht.

Auguft Neidhart mirt diese Dinge, die das Publikum an geblich noch immer erfreuen, mit routinierter Hand. Revuegirls find auch vorhanden, und zeitgemäße Gloffen umspielen arabesten haft die Handlung. Zu den harmlosen Borgängen schreibt Bert Bitmann eine Mufit, die glatt dahinfließt und das Tänzerische bevorzugt, ohne aber irgendeinen Höhepunkt zu erreichen. Sula Lewitsch verleiht ihr mit seinem Orchester gestraffte Haltung.

Es tommt nur darauf an, daß das Ganze reibungslos abrellt. Jeder Bersuch einer Bertiefung würde die Gichtbrüchigkeit des Librettos betonen. Der Regiffeur Hermann einer gibt Temp und quirlendes Leben. Zwei schöne Stimmen stehen ihm zur Ber­fügung: das dunkle, fultivierte Organ der Lori Leur, und Elfe Elsters jugendfrischer, heller Sopran. Kurt   Lilien stattet den Millionär aus Pantom mit der fachlichen Schlagfertigkeit des Berliners aus, und Hugo Werner Rables Banditenhäuptling würde auch in jedem romantischen Film eine prächtige Figur machen.

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Protest gegen den wahnwitzigen Lohnabbau erheben und gegen den Abbau der sozialen Leistungen als Sparmaß nahme. Es gibt feinen gefahrvolleren Weg für die Wirtschaft als den, die Kauftraft der Massen immer tiefer zu fenten. Der Ge­werkschaftskongreß wird weiter fordern, daß in   Deutschland eine Wirtschafts- und Außenpolitit getrieben wird in der Richtung auf Verständigung mit den übrigen Bölkern, vor allem auf eine Berständigung mit grant reich. Es muß endlich Frieden werden!( Lebhafter Beifall.)

nalen Sozialismus.

Alsdann formierte sich unter Borantritt des Reichsbanners, dem die Kongreßdelegierten und die Jugend folgten, ein einheitlicher Zug, der am   Hauptbahnhof vorüber durch die Kaiserstraße zur Haupt­wache führte, von wo die einzelnen Züge nach ihren Auflösungs­plätzen abmarschierten. Der Vorbeimarsch der Zehntausende währte nahezu eine Stunde.

Die Massentundgebung war vom schönsten Wetter begünstigt und verlief ohne jede Störung. Frankfurt am   Main erlebte nach dem Tag der Jugend eine zweite gewaltige Kundgebung für den Sozialismus, die eine würdige Einleitung des Gewerkschaftsfongresses

Genosse Schevenels, der Generalsekretär des Interbildete.

Die Blume von Hawaii."

Metropol Theater.

Viele Köche verderben den Brei. Das Textdichter- Triumvirat der neuen Paul   Abraham- Operette, die Sonnabend im Metropol Theater ihre Uraufführung erlebte, die Herren Grünwald, Löhner­Beda und Földes, sie haben sich nicht gerade ſehr ausgezeichnet. Schauplatz der Handlung ist   Hawaii in der uns wohlbekannten, in der lange schon tonfilm und schallplattenfähig gewordenen Südsee, die zu rührseligen Liedern, erotischen Rhythmen und nackten braunen Mädchen willkommenen Anlaß und farbenprächtigen Hintergrund bietet. Ein Prinz liebt eine Prinzessin, die hat einen anderen er­wählt; der andere, ein amerikanischer Marinefapitän, soll sie per­haften, da sie sich zur Königin von   Hawaii frönen läßt, das   Amerika gehört. Er bringt es nicht über das liebende Herz und setzt so seine Karriere aufs Spiel, der Prinz will sich umbringen all dies ist weder sehr neu noch sehr spannend, wenn auch zweifellos traurig. Mit falschem Pathos und geradezu erschütternder Sentimentalität wird auch nicht gespart. Der letzte Aft, er spielt in einer Bar in Monte   Carlo, bringt alles in Ordnung. Nicht weniger als vier Liebespaare halten sich felig umschlungen, der Prinz insbesondere ist doch noch zu seiner Brinzessin gekommen. Auch die virtuosesten Tanzeinlagen helfen nicht darüber hinweg, daß jeder einzelne Aft zu lang ist; der letzte aber, der musikalisch so gut wie nichts Neues mehr bringt und nur von Reminiszensen lebt, ich mehr als lang, er ist langweilig.

Das Trauerspiel ist in den Jahren 1802 bis 1803 entstanden, in einer Zeit also, in der die große   Französische Revolution por turzem ihren Abschluß gefunden hatte. Goethe hatte den Umsturz, der ganz  Europa und auch sein Weltbild erschütterte, aus nächster Nähe erlebt. So fürchterlich und wesensfremd ihm der revolutionäre Gedanke war, so wenig verschloß er sich doch der Not des Volkes und den Fehlern auf seiten der   französischen Monarchie. Und um sich selbst Klarheit über das neugeschaffene Weltbild zu bilden, wollte er sich in einer Trilogie über die neuen umwälzenden Gedanken Rechenschaft ablegen. Die Exposition zu diesem großen Wert, das ihm vorschwebte, bildet Die natürliche   Tochter".

Goethe selbst hat an dem Trauerspiel nicht viel Freude gehabt. Es wurde nur wenige Male aufgeführt, erfuhr vielfach Ablehnung und schließlich verlor er an der Bollendung seiner Trilogie die Luft. Das Trauerspiel ist also ein Torso. Man fann sich nicht recht vorstellen, wie sich aus diesem weltabgewandten und fymbolhaften Stück die Auseinandersetzung mit der Idee der Revolution entwideln sollte. Nur andeutungsweise finden sich im Trauerspiel Anspielungen auf das Anbrechen einer neuen Zeit. Die Handlung erschöpft sich in einem höfifchen Intrigenspiel, zu dem uns jegliche Beziehung fehlt.

Die ,, natürliche Tochter" hat fein romantisches Leben und nicht einmal einen Abschluß. Sie ist ein großangelegtes Gedicht, in dem allerdings die Mufit der goetheschen Sprache überwältigt. allerdings die Mufit der goetheschen Sprache überwältigt. Lothar Müthels Regie ist weniger darauf bedacht, die Hand­lung vorwärts zu treiben, als die erhabene Schönheit der Verse zur Geltung zu bringen. In ruhiger Abgeflärtheit folgen die Auftritte, und es entsteht zuweilen der Eindruck erhabener Deflamation. Der Zuschauer gerät von der ersten Szene an in eine Art feierlicher Weihestimmung, zu der auch die bewußt- einfachen und stilisierten Bühnenbilder von Hermann 3 weigenthal beitragen.

In all der Feierlichkeit bewahrt Maria   Koppenhöfer als Hofmeisterin warm- lebendige Züge. Theodor   Loos, Paul   Bildt und Günther Hadant fügen sich als würdige Sprecher dem klassischen Rahmen der Aufführung ein. Nur die natürliche Tochter ber Maria   Schanda sprengt diesen Rahmen. Sie übersteigert fich anfangs in forgloser Kindlichkeit und später in unglaubhaft zur fich anfangs in sorgloſer Kindlichkeit und später in unglaubhaft zur Schau getragenem Schmerz.

Die Sünden der Textdichter rächen sich am Komponisten. Zur Verlegenheit um formale Gliederung des Ganzen stehen die Be mühungen um die große zu weit gesponnene Form der einzelnen Nummer in schroffem Gegensatz. Weniger wäre hier mehr gewesen. Die Musit Paul Abrahams hat durchaus kein scharfes Profil, im Gegenteil: sie hat viele Gesichter. Zahlreiche Völker und Zonen liehen ihr die Eigenart;   Wien-   Hawaii,   Budapest- Südsee, das ist schwer zu unterscheiden. Alles aber gut gemacht, reizvoll instrumen tiert, handwerklich vollendet. Am gelungensten die raschen, schmif­figen Tänze im Viervierteltakt, die sich immer wieder def dankbaren Aufgabe unterziehen müssen, den Zuhörer von allzu fränenjeligen Melodien zu erlösen. Die wunderschöne Anni Ahlers entzückte in Melodien zu erlösen. Die wunderschöne Anni Ahlers entzückte in ihre Doppelrolle als Prinzessin Laya und Susanne Provence. Rosy Barsfony, Harald   Paulsen und Friz Steiner feierten Triumphe tänzerischer Arobatit. Sie und alle anderen wie Gergel Abranovic, Alfred   Jerger, Claire   Rommer trugen zum Erfolg der Aufführung bei, die der Komponist dirigierte. Alfred   Grünwald führte Regie, Alfred   Rotter war für die künstlerische Gesamtleitung verantwortlich. Beifallsstürme erzwangen zahlreiche Wiederholungen.

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Arnold Walter.

,, Die natürliche Tochter." Staatliches Schauspielhaus.

Die Aufführung von Goethes Trauerspiel Die natürliche Tochter", mit der das Staatliche Schauspielhaus die Theatersaison einleitet, ist wohl als Auftakt zum kommenden Goethe- Jahr zu be trachten. Es ist durchaus anerkennenswert, daß das Staatstheater aus dem vielgestaltigen Werk des Dichters eins auswählt, das noch nicht zum allgemeinen Kulturgut geworden ist, und Interesse für eine Dichtung zu erweden versucht, die bisher auf der Bühne noch nicht Fuß hat fassen fönnen.

Ob das Staatstheater uns diesen Goethe erschlossen hat, bleibt zweifelhaft. Der Beifall war achtungsvoll, aber in die Weihe­stimmung des Abends hatte sich doch ein bedenklicher Schuß Lange­

weile gemischt.odromalais

Dgr.

Raabe- Ehrung in   Berlin. An der   Berliner Wohnstatt von Wilhelm   Raabe, Spreestraße 11, wird der Verband   Deutscher Er­zähler am 8. September 1931 zum Beichen seiner dauernden Ber­bundenheit mit dem Dichter einen Kranz mit folgender Widmung anbringen laffen: Dem Chroniſten der Sperlingsgaffe- Der Ber band Deutscher Erzähler."

Tun

Die Wochenschan." Das in der Kantstraße 163 gelegene Lichtspiel­theater wird am 10. September als erstes Wochenschautheater   Deutschlands eröffnet werden. Es wird als einziges Programm eine Spezialausgabe der " For Tönenden Wochenschau" bringen. Die Borführungen dauern jeweils 1 Stunde und gehen von 12 Uhr bis mitternachts vor sich. Sigrid  

Onegin tritt in der Städtischen Oper zum ersten Male in dieser Spielzeit am Dienstag auf. Sie fingt die Anneris in Aida".

Im Verein Berliner Künstler, Bellevuestraße 3, wird Donnerstag eine

Ausstellung Grauenbildniffe unserer Beit" eröffnet werden.

Im Planetarium, dessen Besucherzahl sich dauernd hebt, findet Diens­tag um 5, 7 und 9 Uhr die Uraufführung des Filmes Wiva, das Ver­mächtnis eines Missionars" statt. Boraus geht ein astronomischer Vortrag: Unter dem Kreuz des Südens.