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Beziehung zum Kunalwerk

Die eigentliche Arbeit der deutschen Sendegesellschasten ließ sich mif der Funkausstellung kaum andeuten. Denn wie will man einem schau lustigen Publikum Werte vorführen, deren Eigenart es gerade ist, daß sie durch das Ohr Gestalt gewinnen? Die meisten Sende- gesellschaften begnügten sich denn auch damit, neben statistischen und symbolhaften Objekten P r o g r a m m a n d e u t u n g e n zu bringen, die von Lichtbildern illustriert wurden und die mehr von der Breite als von der Tief« der täglichen Sendungen verrieten. Eine auf- fallende Ausnahme machte die S ch l e f i s ch e F u n k st u n d e. Eine Wandaufschrift in ihrer Abteilung trug diese Inschrift: Schriftsteller, Dichter, es geht um die Entwicklung der Hör- kirnst; hört selbst und studiert ihre Gesetze Das Schrifttum kann nur Material für den Rundfunk fein. Erst ein a k u st i s ch e r Einfall bringt es zu hörmäßiger Wirkung. Fassen wir zu- sammen: Hörfolge, Hörspiel für Musik, Lehrstück und reines Hör- spiel. Diele Formen, viel« Möglichkeiten. Allen gemeinsam die akustische Phantasie des Autors." Die Sätze stammen aus einer Hörfolge, die die Schlefische Funk- stunde dem Besucher bot und die gleichsam«in Hörspiel über Hörspiele war. Der schlestsch« Sender hatte von den Hörspielen, die er im Rahinen seiner Programme verbreitete, einige heraus­gesucht, die er als charakteristischste Typen und wohl als die künstle- risch besten ihrer Gattung ansah, und er brachte nun die verschiedenen Ausschnitte, von erläuternden Worten verbunden, den Ausstellungs- besuchern zu Gehör. Aber die Ausstellungsbesucher interessierten sich gar nicht so sehr dafür, obgleich sie die unsichtbare Stürme vor Be- ginn jeder Veranstaltung eindringlich zum Stehenbleib»«* die Wen­dungPlatz nehmen" war, da es keine Stühle gab, nur allegorisch gemeint einlud. Man hätte denken können, daß alle Berliner Ausstellungsbesucher die hier gebotene Möglichkeit, ihre Senderdar- bietungen an denen eines anderen Senders kritisch zu messen, be- geistert benützt hätten. Denn weim natürlich auch dies« Samnilung von Kostproben keineswegs zu einem Vergleich mit S-ndefpielen her- angezogen werden konnte, so waren doch die meisten in ihr angedeu- teten Werke bereits auf Berlin übertragen worden und es galt also nur, die Erinnerung ein wenig aufzufrischen. Doch die Menschen- Haufen ballten sich vor den Kojen, wo es Lichtbilder zu sehen gab nicht etwa irgendwelche neuartigen, bewegten Bilder, sondern stehende Photos wie in irgendeiner Zeitschrift. Was sie darstellten, war einmal aktuell gewesen, ebenso wie die Worte, die der Laut- sprechet dazu in die Menge sprach. Aber kaum ein Mensch hörte auf diese Worte. Eine schaulustige Meng« starrt« auf die Bilder und wartete auf das Erscheinen des nächsten, das natürlich genau so Bekanntes, genau so Vergangenes zeigen mußte wie das voran- gegangen«. Vom Auge zum Che.

Das ganze Problem, mit dem die geistig« Entwickluirg des Rund- sunks heute noch zu kämpfen hat, trat hier zutage. Der Mensch arbeitet aus jahrhundertealter Kulturgewohnheit mit den Augen rascher, leichter, müheloser als mit den Ohren. Es ist heute bei d«n meisten Menschen heinahe so, daß, wenn sie die Augen benutzten, die Ohren nur unbewußte Tätigkeit verrichten können. Zeitungen und Zeitschriften sprechen durch Bilder und bildhafte Schlagzeilen zu ihnen. Selbst das gedruckte Wort, das sie inwendig hören sollten, verhallt oft spurlos. Die geistige Zentral«, die Worte und akustische Eindrücke verarbeitet, scheint gestört. Man kann daraus dem Menschen keinen Vorwurf machen. Die gesamte moderne Entwicklung hat zu diesem Ergebnis geführt. Wir leben in einem sich von Tag zu Tag steigernden Geräuschchaos, wir werden von den verschiedensten Instanzen zerstreut, unterHollen, sogar belehrt unter Zuhilsenohme von Lärm und Mißtönen, die nur sehr abgehärtete Tronmielfelle zu ertragen imstande sind. Das Ohr Hai sich gegen sie durch einen unablässig gesteigerten Grad von Empfindungslosigkeit gewappnet. Ehe die Menschen nicht wieder zu einem verfeinerten, leicht aufnahmefähigen Gehör erzogen sind, fehlt die wichtigste Grundlage für die Eirtwicklung jeder Rundsunkkunst.

Die Geräuschkulisse.

Das heißt aber nun nicht, daß mir Lehr stunden zur H ö r c r e r z i e h u n g notwendig erscheinen, obgleich man sich sogar vorstellen kann, daß ein sehr guter Menschenkenner sie recht erfolg- reich abhalten könnte. Aber am einfachsten erzieht man den Men- schen durch Kunst zur Kunst. Die Möglichkeit, Lärmübertagc- rungen zu produzieren, hat jahrelang«ine Art von Geräuschkulissen lieroorgebracht, die beständig über den Werken zusammenstürzten. Allerdings scheint mir der B r e s l a u e r I n t e n d a 11 t in seiner in der Funkausstellung bekanntgegebenen Auffassung, daß es überhaupt keine Geräuschkulisse geben solle, doch nicht ganz recht zu haben. Dr. Bischofs meint, daß jedes dem W«rk eingefügte Geräusch nur dann Berechtigung habe, wenn es Teil der Handlung sei. In vielen Fällen ist seine Auffassung sicher richtig. Schritte z. B. werden für den Hörer ein sinnloses Geräusch, wenn sie zur Dar- stellung der bühnentechnischen Wendunger geht ab" gebraucht wer- den; sie können aber im Heran- oder Fortklingen zum ausdrucks- vollsten Entwicklungsmoment der.Handlung werden, können unmiß- verständlicher, starker Ausdruck eines ergreifenden, sensationellen, freudigen Geschehens sein. Aber wie ist es mit Windgeräuschen, wie mit Straßenlärm, um nur von einigen der beliebtestenGe- räuschkulissen" zu reden? Daß möglichst hundertprozentig notur- getreue Uebertragungen«ine Scheußlichkeit darstellen, darüber dürf- ten sich heute all« einig sein. Auch Wirklichkeitsähnlich- keit ist Unsinn, wenn es sich um einen Sturm höchster Wind- stärke oder um die Hochflut des Grohstadtstraßenverkehrs handelt. Es gibt immer noch sehr viele Rundsunlhören, die beides nie in Wirklichkeit erlebt haben und für die schon aus diesem Grunde solche akustischen Explosionen nichts anderes darstellen als obsch«ulichen Krach. Ob also Geräuschkulisse oder Teil der Handlung, solche Klang- nüancen" sind aus jeden Fall unangebracht. Die Notwendigkeit, Geräusche zu stilisieren, ergibt sich eigentlich von vornherein, wenn sie als Teil der Handlung gedacht sind. Denn sie müssen dann auch dem, der die zugrunde liegenden Laute gar nicht kennt, ihre Vision schassen. Aber wenn nun der Wind nicht zwischen die Sätze eines Hörspiels seinen Sang von Ein- samkeit oder Gefahr peitscht, wenn der Straßenlänn nicht gegen einen Menschen kämpft, um ihn in sein Chaos hineinzusaugen, son- dern wenn ihre Töne nur dann und wann in die Dialoge herein- klingen, um eine Stimmung zu untermalen, einen Hintergrund an- zudeuten dann sollen sie überflüssig sein? Ich glaube, Geräusche im Hörspiel können sehr wohl das werden, was die künstlerische Kulisse im Theater ist: nicht unbedingt notwendige Bestand- teile der Handlung, die aber dadurch, daß sie in sie hineinschnielzen, die Aufnahmefähigkeit des Publikums für das Werk steigern.

Erziehung zur Musik. Aber noch ein Wort zur Hörererziehung, deren Rot- wendigkell sich an diesem Ausstellungsbeispiel so deutlich dokumen- tierte. Nicht nur das Hörspiel, die Klarheit seiner Dialoge, die Durch-

sichtigkeit seiner Inszenierung, müssen dazu beitragen, sondern min- bestens ebenso sehr die musikalischen Darbietungen. Man setzt den Hörern vielfach in Menge moderne musikalische Experimente vor und wundert sich, daß ein großer Teil dafür nicht dos geringste Beb- ständnis ausbringt. Der Vergleich aus der bildenden Kunst liegt nahe: was wird zu einem Menschen, der kaum Gelegenheit zur Be- trachtung von Kunstwerken hatte, eh«r sprechen, eine Plastik von Rodin oder eine von Archipenko ? Wird er sich eher mit einem Bild von Tizian oder Rubens oder mit einer expressionistischen Koni- Position befreunden? Der durch sein Leben disharmonisch gewor- den« Mensch findet in allen Fällen am leichtesten ein Verhältnis zu einen, Kunstwerk, das gerade emporstrebt zu einer klaren Harmonie. Will man, was durchaus notwendig erscheint, wie man zu der dar­gebotenen modernen Kunst im Einzelfalle auch stehen mag, den Rundfunkhörer auch zum Verständnis der modernen Musik führen, so kann das nur auf dem Wege über eine Musikerziehung geschehen, die ihm zuerst die klassischen Werke erschließt. T e s.

fast wünschen, daß Latzko, nachdem man sich mit seinen Konstruk« tionen einmal abgefunden hat, nun ganz im Romanhaften geblieben wäre und etwa den in des Arbeiters zerschlissenen Kleidern steckenden Baron auf der Basis dieses Tausches zu einem zweiten, noch viel besonntcrem Leben, als sein erstes eines war, verholfen hätte: das Wort, daß dem Reichen gegeben und dem Armen genommen wird, dahin variierend, daß dem Glückhasten letzten Endes auch die schliinme Situation zum Guten ausschlägt und dem armen Hund in die ausnahmsweise einmal schmackhafte Suppe schließlich doch noch ein Sabznäpfchen gekippt wird. Aber der zweit« Teil des Buches ist leider viel weniger spannungsgeladen als der erste Teil. Aus dem Baron wird ein Menschenfreund, ein besorgter Vater seiner Arbeiter. Er legt sich also eine, wie man weiß, erfreuliche Eigenschaft zu, die nur leider den Nachteil hat, das soziale Probien, nicht gerade zu lösen. Hans Bauer,

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e Buch

Andreas Xalsko:Sieben?aye Bei Andreas Latzkos neuestem, im Krystall-Verlag erschienenen RomanSieben Tage" fühlt man sich, im guten und bösen, etwas an Suderinaim erinnert. Dieser Autor dringt nicht sonderlich in die Tiefe, und die Situationen, die er erfindet, sind nicht immer sehr lebenswahr, aber ihn zeichnet, was man heute nicht übertrieben oft antrifft, Phantasie und Gefühl für starken Stoff aus. Ein schwerreicher Hamburger Industrieller, Baron von Mangien, fährt am Weihnachtsabend nach Berlin , um mit seiner Geliebten, einer verheirateten Adelsdame, in der Abwesenheit ihres Mannes ein paar frohe Tage und Nächte zu verbringen. Indes, es kommt alles sehr viel anders, als er denkt. Ein verbitterter Arbeiter, der von früher her mit dem Baron ein Hühnchen zu rupfen hat, erfährt von dem Geheimnis und sinnt eine eigenartige Rache an dem gehaßten Repräsentanten des Reichtums aus. Unter der Dro- hung, das Liebesabenteuer andernfalls dem betrogenen Ehemann preiszugeben, zwingt er den Baron, einen Tag lang ols� Arbeiter zu leben, während er, der Arbeiter, einen Tag lang als Baron lebt. Aber dem armen Teufel bekommt der Tausch schlecht: wie sein Leben, so ist auch sein Tod ein Dokument von der Unzulänglichkeit der Weltordnung. Er büßt den Triumph seiner Rache mit den nicht ihm, sondern dem Mann, desien Kleider er trägt, geltenden Revolverkugeln des plötzlich heimgekchrten Ehemannes. Man möchte

Ein wohlwollender Freund und ein erbitterter Feind Bülows treten hier vor die Oefentlichkeit. Münz ist«in alter liberaler Journalist und langjähriger Mitarbeiter derNeuen Freien Presse" in Wien . Seine Berusstätigkeit brachte ihn in Fühlung mit vielen Berühmtheiten Europas , und er gewann das besondere Wohlwollen des Fürsten Vülow. Der alte Herr plaudert in der behaglichen und feingeschliffenen Art eines Journalismus, der uns heute etwas alt- modisch vorkommt. Aber sein Buch ist ganz amüsant zu lesen und bringt manche bemerkenswerten Details über die Vorkriegspolitik. Bei aller Sympathie für Bülow verschweigt Münz auch die Schwächen dieses nur zu geschickten Faktikers nicht. S p e c t a t o r ist jener anonyme Autor, der nun glücklich die dritte literarische Bombe gegen die Memoiren Bülows lcksläßt. Das Arsenal , aus dem der Sprengstoff stammt, ist wieder dasselbe. nämlich das große Aktemverk des deutschen Auswärtigen Amtes. Der Verfasser will auch diesmal zeigen, wie Bülow als Minister und Kanzler Wilhelms II. ganz anders geschrieben hat, als dann spätr in seinen Memoiren. Wiederum führt Spectator den Fürsten Bülow als den dämonischen Verderber des deutschen Reiches vor, und er setzt damit die gewollte oder ungewollte Entlastungs­offensive für Wilhelm II. fort. Auch dieses dritte Buch wird das objektive Urteil über Bülow nicht ändern können. Er war ein sehr problematischer Charakter und alles andere als ein Staatsmann. Aber man kann ihn nicht als den Sündenbock an sich mit aller Schuld des kaiserlichen Deutschland belasten. Das Bild, das Bülow in seinen Memoiren von Wilhelm II. zeichnete, bleibt authentisch, auch wenn derselbe Bülow früher demselben Kaiser noch so viel« Schmeicheleien gesagt hat. �rtdur RosenKerg.

*) Sigmund Münz: Fürst Bülow , der Staatsmann und Mensch Aufzeichnungen, Erinnerungen und Erwägungen.(Berlin , Verlag für Kulturpolitik.) Spectator: Fürst Bülow und der Kaiser. Mit einer Wiedergabc aus ihrem geheimen Brieswechscl.(Carl Reißncr, Verlag, Dresden .)

WAS DER TAG BRINGT

Hiwtimuiumninmniminniiiii«numimmitiimiiiimnumniimiwimiHiHuiimiiiiiminiiniiinHimiiiiHmimMwiimimMumiimiKiiiimiitiimiiiuiuiiniiiiimiiiMimiB

Bescheidenheit Hänschen feiert seinen siebenten Geburtstag und hat feine Schulfreunde eingeladen. Natürlich nurseine liebsten". Aber da man im Alter von sieben Jahren meist noch sehr vielliebste Freunde" hat, so hatten Hänschens Eltern eine nicht unbeträchtliche Zahl von Schulfreunden abzufüttern. Berge von Kuchen türmen sich aus und verschwinden. Nur Kurtchen-Kurtchen ist sagenhaft bescheiden. Das erste Stück Kuchen akzeptiert er widerspruchslos. Das zweite nach langem Nötigen. Beim dritten streikt er. Hänschens Mama erkundigt sich teilnahmsvoll:Bist du trank, Kurtchen?" Nöö." Bist du wirklich schon ganz satt?" N n öö." Warum willst du denn dann keinen Kuchen mehr?" Ich darf nicht." Aber Kurtchen, wer hat es dir denn verboten?" Meine Mama. Mehr als zwei Stück darf ich nicht �nehmen, hat sie gesagt." Aber weshalb denn?" Mama sagt, sie hams auch nicht so dick«."

70 OOO Patentschriften jährlich Wenn man hört, daß in Deutschland jährlich 70 000 Erfindungen gemacht werden, dann kann man verstehen, daß im Reichspatentamt in Berlin «in Stab van Beamten damit beschäftigt ist, dies un- geheure Material zu kontrollieren und zu verwalten. Die 1300 Beamten haben damit reichlich Arbeit. Die Menschen sind doch erfindungsreicher, als man im allgc- meinen denkt. 70 000 Erfindungen, große und kleine, wichtige und unwichtige, brauchbare und unbrauchbare, werden durchschnittlich alljährlich in Deutschland gemacht. Die genialsten Einfälle, die«in Menschenhirn haben kann, wandern, wenn sie wohldurchdacht und bis ins kleinste berechnet und schriftlich niedergelegt sind, den Weg ins Reichspatentamt, damit dem Erfinder seine Rechte gewahrt bleiben. Ebenso für die winzigen Dinge des täglichen Lebens, ffir Reißverschluß und Manschettenknöpfe neuester Konstruktion, werden Patente nachgesucht und auch erteilt. Von den 70 000 Patentschriften, die dem Reichspatentamt zur Beurteilung im Jahre zugehen, werden allerdings mehr als zwei Drittel im allgemeinen abgelehnt. Durchschnittlich finden nur 20 000 vor den Augen der kontrollierenden Beamten Gnade. Jede«inzelne Sache wird von mehr als 300 Prüfstellen auf ihre Originalität hin geprüft. Zeitschristen und Patentschriften werden durchgesehen, ob im Laufe der letzten hundert Jahre nicht eine Erfindung gemacht worden ist, die der in der neueingegangenen Patentschrift beschrie- benen gleicht. Ist irgendwo oder irgendwann einmal dieselbe Idee schon patentiert worden, dann ist das Schicksal der zur Prüfung eingereichten Patentschrist besiegelt. Ost ist viel mühevolle Arbeit umsonst gewesen, und große Hoffnungen werden enttäuscht. Ein anderer hat vorher schon denselben Gedanken gehabt und hat sich seine Idee patentieren lassen. Wenn die erste Instanz, die außer den deutschen, die franzö- sischen, englischen, amerikanischen und schweizerischen Patentschriften kontrolliert, eine Erfindung ablehnt, so bleibt dem Ersinder, der sich damit nicht zufriedengeben will, noch die Anrusung der zweiten Instanz übrig, die dann eine nochmalig« Kontrolle vornimmt. Die Eingänge, die als patentfähig anerkannt werden, sind damit noch nicht endgültig patentiert. Um jeder Gefahr, daß man doch eine gleichartige Erfindung bei der Fülle des vorliegenden Materials übersehen haben könnte, vorzubeugen, werden all« Patentanmel- düngen noch eine bestimmt« Zeit öffentlich aufgeboten. Auch hier dürfen sich genau wie vor einer Eheschließung während dieser Sperr- frist noch diejenigen melden, die irgend etwas gegen die Patent- anmeldung wie im anderen Fall gegen die Eheonwärter vor-

zubringen haben. Da erlebt dos Patentamt trotz sorgfältigster Vorarbeiten immer noch wieder Ueberraschungen. Da werden dann aus d«n eiülegendsten Winkeln der Erde noch in letzter Minute Patentschriften gebracht, aus denen hervorgeht, daß ein anderer vielleicht in Japan oder China schon dieselbe Erfindung gemacht hat und sich patentieren ließ. Dann ist die Erfindung eben nicht neu und somit ist es auch keine Erfindung mehr! Welche Fülle von Patentschristen sich im Laufe der Jahre im Patentamt angesammelt haben, davon kann man sich kaum eine Vorstellung machen. Di« S00 000. Patentschrift hat man kürzlich gedruckt. Von jeder einzelnen werden 25 Exemplare im Patentamt aufbewahrt. Das bedeutet, daß bisher 12,5 Millionen Patentschriften in den Registrawren aufgestapelt worden sind. Der Umfang der einzelnen Patentschriften ist außerordentlich verschieden. Hier erklärt der eine in wenigen Zeilen seine Idee, ein anderer braucht für die seine«in ganzes Buch. Riefige Räume mit meterhohen Regalen sind mit all diesem Druckmoterial angefüllt. Die großen Firmen tauchen unter den Patentanmeldungen am häufigsten auf. Unter ihnen füllen allein die von der AEG. ange­meldeten Patente im vergangenen Jahr schon sechs Seiten der Anmeldebücher, die im Lesesaal des Patentamts öffentlich ausliegen.

3X flanschen

1.

Häuschen ist ein Großstadtkind. Trotz seiner zweieinhalb Jahre hat er noch nie Gelegenheit gehabt, die volle runde Sonne am Himmel zu sehen. Nur schwach dringen ihre Strahlen in den Hinterhof und durch das Küchenfenster oder zwischen den hohen Miethäufern hindurch in die Straße, wo er manchmal mit der drei Jahre älteren Schwester spielen darf. Heut« nun hat er sie entdeckt. Leuchtend rot stand sie am Horizont, als er abends mit der Mutti von der Großmutter heim kam, die hinter dem großen Feld eine kleine Laude bewohnt. Mutti", hat er da freudestrahlend gerufen,Mutti, schau die Sonne ist angeknipst!" 2. Hansi läßt die Erscheinungen des Lebens nicht an sich vorüber- gehen, ohne tief über sie nachzudenken. Worte sind für ihn Wesen und hinter den Namen der Dinge sucht er nach ihrem tieferen Sinn. Neulich ist er mit Mutti zu Besuch und die Tante gibt ihm einen Teller mit Obst, darunter auch Weintrauben. Nachdenklich hebt er die Trauben hoch:Mutti, wie heißt dos?" Das sind doch Weintrauben, Hansi." Sein Gesicht wird tiefernst. Immer noch hält er die Trauben hoch in seiner Hand. Na Hansi", fragt die Tant« frendlich,ißt du Weiiürauben nicht gern?" Hansis kleiner Mund zuckt. Dann beugt er sich ganz nah zur Mutter und flüstert ihr ins Ohr: Mutti, weinen die?" 3. Hansi hilft der Mutter immer mit Begeisterung beim Abwaschen. Leider sieht sie sich öfters genötigt, seiner Abwaschbegeisterung«inen Dämpfer aufzusetzen, da es nicht immer ohne Scherber» abgeht. Und Scherben bringen zwar Glück, ober auch'Ausgaben mit sich. Heute minhilft" Hansi wieder einmal in der Küche. Plötzlich sieht er, wi« die Mutti ein paar grüne Stachelbeeren in den Mund steckt. Es ist aber noch gar nicht lange h«r, da hat sie ihm erklärt: wenn er grüne Stachelbeeren«ssen würde, so würde er sterben. Mutti, sagt er nachdenklich, nachdem er sie eine Weil« verstohlen beobachtet hat, wenn du sterbst, darf ich dann immer abwaschen?"

Die knieenden Stühle Manfred steht modern« Stahlmöbel. Begeistert ruft«r ousj 2lch, sieh mal, Mutti, die Stühle knien!"