Einzelbild herunterladen
 
Stichard Qerlach: 011/621 IHIlfl tBeobachiungen im Dogelfchutsgebiet Siiddenfee
Hiddensee ist die oogelreichstc Insel der deutschen   Ostsee  . In vier ausgedehnten Schutzgebieten haben die Meeroögel eine Frei- statte gefunden. Die Zahl der brütenden Möwen und Seeschwalben geht in die Tausende. Besonders die Südspitze der Insel, der Gellen, ist so entlegen, daß die Vögel hier völlig ungestört leben. Alt-Bessin am Nordzipfel der Insel ist durch ein Gestrüpp von wilden Rosen, Brennesseln und Holunder und durch Schilfsümpfe undurchdringlich. Zwischen Bitte und Neuendorf liegt ein kleineres Schutzgebiet in der Heide. Die größte Bogelzahl in beschränktem Raum findet sich aber auf der Fährinsel im stillen Wasser des Boddens, wo es nach Rügen   geht. Auf dieser nach allen Seiten übersehbaren Insel, die von Hiddcnses durch eine schmale, seichte Wasserstraße getrennt ist, stehen nur die beiden Häuser der Fährleute. Im Sommer kommt ein Bogelwärter vor. Stralsunder   Ornithologischen   Verein hinzu, außerdem noch hier und da ein Badegast oder Naturfreund. Die ?nsel soll nur in Begleitung des Logelwärters durchstreift werden. Es bedurfte einer besonderen Redeleistung, bis ich den dieses Jahr diensttuenden Herrn überzeugen konnte, daß ich weder Eier mit- nehmen noch aus Versehen zertreten würde; vor einigen Iahren hat ein allzu sammeleifriger Gelehrter für seine Eiersammlung am Gänsewerder einige Gelege der seltenen Säbelschnäbler ausgeräubert, und dieses Vorkommnis hat die Stralsunder   Ornithologen mißtrauisch gemacht. Ich erhielt schließlich aber doch die Erlaubnis, allein los- zuziehen. Sobald man nur einige Schritte in die Wiese hinein tut, schallt es schon rings von Vogelrufen. Austernfischer und Kiebitze Erheben sich, Rotschenkel schießen flötend auf, von den Singvögeln sind die Feldlerchen, die Stare, die Rauchschwalben, die Wiesenpieper und Dorngrasmücke überall munter, im Röhricht klettert ein Rohrammer. Je näher ich dem eigentlichen Brutgebiet komme, um so mehr Vögel steigen schreiend in die Luft, Rufe schwirren und knirschen herab, Möwen und Seeschwalben gleiten aufgeregt über mir. Ich habe den Blick am Boden. Hier unten wimmelt es von Eiern und jungen Vögeln. In die Steine gedrückt sitzt das Zwerg- seeschwalbenküken, ein weiches schwarzgetüpfeltes Federbällchen mit rosigem Schnabel. Ich nehme es in die Hand, es ist ganz warm: es strampelt ein.wenig, aber nicht viel. Doch will ich es nicht ängstigen, ich lege es gleich in seine Vertiefung zwischen den Steinen zurück. Ein Stückchen weiter gehe ich, da stoßen plötzlich die Sturm- möwen besonders böse aus mich herab. Vor mir liegt eine halb erwachsene Sturmmöwe, fast wäre ich darüber gestolpert. Sie preßt den Kopf in die Steine und beobachtet mich mit ihren schwarzen, zuckenden Augen. Der Wind spielt mit den Daunen. Sie bleibt ruhig liegen und macht keinerlei Fluchtversuch. Einen Schritt weiter liegen zwei Eier der Flußseeschwalbe auf den bloßen Steinen, olioengrün mit schwarzen Klecksen. Dicht hinter mir ist eine alte zierliche Zwergseeschwalbe niedergegangen und trippelt zu ihrem Jungen, das ich übersehen hatte. Wie ich mich über die junge .Sturmmöwe herabbeuge, sind die beiden Alten ganz dicht über mir. Das Junge duldet nicht, daß ich mit der Hand nahe komme, sondern versucht, zuzuhacken, läßt sich dann aber doch die Stirn streicheln. Unoermittelt stiebt die ganze Möwenwolke in eine andere Rich- tung, über mir ist es ganz leer. Ihr Schreien ist voller Angst. Sin Raubvogel beunruhigt sie. Hin und her rauscht der Schwärm,
Lachmöwen, Sturmmöwen und Seeschwalben durcheinander. Jetzt umkreisen sie eine Stell«. Dort hat der Raubvogel eine Möwe geschlagen. Als ich hinzurenne, läßt eine Rohrweihe ein fast flügges Möwenjunges aus den Fängen fallen und saust mit raschen Flügel- schlügen davon. Nun beruhigt sich die Wolke wieder, die Möwen kehren zu ihren Jungen zurück. Doch nach einer Weile tritt ein Augenblick völliger Stille ein, sekundenlang, und dann wird das Schreien um so greller, die Rohrweihe ist wieder aufgetaucht. Zwischen den tausend Fliegern kann ich den Raubvogel nicht er- kennen. Nur das Hin- und Hergerausch der Vogelwolke verrät, wo er ungefähr sein muß. Aber schließlich werden die Möwen mäßiger, der Feind ist wohl abgestrichen. Im Heidekraut haben die' Lachmöwen ihr Gebiet höher auf dem Lande, nicht so unmittelbar am Wasser wie die Sturmmöwen. Als ich in ihre Zone komme, flüchten Dutzende von Jungen durch die Sträuchsr, schnell vorwärts strebend, oft stolpernd, jeden Busch als Deckung benutzend. In der Luft kreischen die Alten, eine Art von Gegacker ringt sich aus ihren Kehlen, ganz nahe schießen sie auf mich herab, ihr schwarzer Kopf stößt einen halben Meter an meinem Gesicht vorbei. Ich erkenne auch die Alte, deren Jungem ich am nächsten bin. Sie schwebt bald rechts, bald links vor mir. Jetzt ziehe ich das Junge an einem Bein aus dem Wacholder. Es krächzt auf und erbricht sich vor Erregung, und da es gerade auf den Rücken zu liegen kommt, bleibt es so liegen. Aber ich will ihm Helsen  , ich drehe es um: nun sucht es eilig rennend das Weite. Die Gebiete der Sturmmöwe und der Lachmöwe sind streng getrennt, zwanzig Meter von hier beginnt das Reich der Sturm- möwen, keine Art duldet die andere unter sich. Mit den Seeschwalben brüten die Möwen dagegen ohne weiteres im gleichen Revier. Während ich im Lachmöwengebiet bin, befinden sich die Sturm- möwen fast alle noch auf der Erde, hoch ragt ihr weißer Kopf mit dem honiggelben Schnabel. Der ganze Lachmövenschwarm ver- rauscht, als ich in das Sturmmöwengebiet übergehe, und nun er- heben sich diese. Hundertfach gellt jetzt ein hellerer Schrei um mich, kühner stoßen sie nach mir herab. Aus einem Wacholderstrauch fliegt das Weibchen des wittleren- Sägers ab. Als ich die stach- ligen Zweige auseinanderbiege, liegen da im Flaum zehn elfenbein- farbene Eier von Hühnereigröße Ich fasse eins an. es ist ganz warm: so gehe ich schnell, damit der Vogel weiterbrüten kann. Nun komme ich dem Ufer nahe, abgeschliffene Steine leuchten aus dem kümmerlichen Gras, lieber mir knirscht das Rufen der Flußseeschwalben. Zwischen den Steinen sind überall zu zweit oder dritt die Eier verstreut, ohne eine Spur von Nest, kaum vom Unter- grund zu unterscheiden. Ich finde ein schon ziemlich großes Küken, vielleicht vierzehn Tage alt. Ganz flach hat es sich hingedrückt, als ich es berühre, wehrt es sich ein bißchen. Ein zweites Küken steht auf und tippelt dem Ufer zu. Ich setze mich hin, um zu sehen, wie die Flucht weiter geht. Aber auch das Küken macht jetzt halt. Etwas weiter unten stehen zwei junge Sturmmöwen vor der Brandung. Ein Halsbandregenpfeiser zupft am Grase herum. Plötzlich erhebt sich vor meinen Füßen noch eine junge Seeschwalbe und schnärrt schon auf dieselbe Weise, wie die Alten oben. Mittlerweile ist das erste Junge fortgehuscht. Und ich starre benommen in das ollgemeine Krabbeln. Schwirren und Flattern...
«rieh grijitr:'7) IC WohUUnQ Ich weiß noch genau wie es war, damals als der Peter geheiratet hat. Wir waren noch auf der Hochzeit und es hat viel Klamauk gegeben. Bis zum anderen Morgen hat der Spaß ge- dauert und es wurde viel gestichelt und gehetzt, weil alle gerne wollten, daß der Peter mit seiner Frau oerschwinden sollte.' Aber er tat uns den Gefallen nicht und als wir einsahen, daß er auf nichts einging, hörten bald alle Anzüglichkeiten auf. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, obwohl jeder einsieht, daß es nicht richtig war, daß der Peter bis züm anderen Morgen in unserer Mitte blieb. Aber wohin hätte er auch gehen sollen. Er wohnte bei seinen Ellern   und seine Frau bei den ihren. Und dos würde wohl noch eine Zeitlang so weiter gehen, denn eine Wohnung hatten sie nicht, als st« heirateten. Den Peter hat dos nicht weiter gekümmert, daß er keine Wohnung hatte. Cr hatte sich pslichtgetreu beim Wohnungsamt eintragen lassen und wartete nun mit ollem Optimismus, den nur die Jugend aufbringt, daß sich das Wohnungsamt eines Tages bei ihm melden würde. Kinder hatten sie ja vorläufig noch nicht und so ließ es sich auf der einen Stube, die die Eltern seiner Frau ihnen eingeräumt,' ganz gut leben. Vielleicht würde er demnächst in eine bessere Stellung aufrücken und dann würden sie sich sogar eine bcschlagnahmefreie Wohnung leisten können. Peter war Optimist und sah sich schon in einer geräumigen Wohnung den Hausvater spielen. Aber es kam anders. Eines Tages kam die Hebamme yrit ihrem Koffer zu Peters Frau und Peter ging zum Standesamt, einen Sohn anzumelden.»Jetzt wurde es ein wenig eng in der kleinen Stube, aber dafür hatte Peter jetzt größere Aussicht, zu einer Wohnung zu kommen. Schiiehlich war er jetzt ein richtiger Familienvater. Und der Staat, der ein so große» Interesse daran hat, daß die unter seiner Kontrolle ge- schlossenen Ehen nicht kinderlos bleiben, würde auch wohl dafür sorgen, daß er jetzt eine Wohnung bekäme. Schließlich bleibt ja kein Füllen, das von seinem Reichswehrpferde zur Welt gebracht wird, ohne Stall, wie soll da ein künftiger Soldat ohne Obdach bleiben. Und Soldat soll der Junge doch werden, was hätte der Staat sonst für ein Interesse an ihm? Aber Peter bekam keine Wohnung, sondern einen Dringlichkeits- schein. Mit dem in der Hand wartete er drei Jahre. Nun war er dreißig und daß wußte er, wer dreißig ist, hat sogar einen gesetz- lichen Anspruch auf eine Wohnung. Visher war er eben zu jung gewesen. Das war klar. Der Staat wollte nicht, daß die Leute so jung zusammenkaufen, Ehen gründen und nichts zu essen haben für ihre Kinder. Der Staat ist ein treuer Vater und wer trotzdem schon mit fünsundzwanzig eine Ehe gründet, muß seine Strenge fühlen. Und ohne Wohnung bleiben. So reimte Peter sich das zusammen. Aber der Staat verhalf ihm auch jetzt nicht zu einer Wohnung. Wohl wurden in der letzten Zeit mehr und mehr Wohnungen angezeigt. Aber es waren sogenannte beschlagnahme- 1 freie Wohnungen, die Peter nicht bezahlen konnte, denn er hatte Pech gehabt, er war in seinem Beruf doch nicht so vorwärts ge- kommen, wie er sich das erhofft hatte. Zu allem Unglück hatte ihm seine Frau auch noch mitgeteilt, daß sie ei« zweites Kind erwarte. Er mochte einen letzten Versuch und eilte zum WoHnungs- amt. Man versprach ihm, sobald das Kind da sei, würde er eine Wohnung bekommen. Er könne sich daraus verlassen. Und dann war er ein paar Monate glücklich. Leider wurde er, ehe das Kind
geboren wurde, gekündigt. Betriebseinschränkungen, sagte die Firma. Er versuchte, neue Arbett zu bekommen. Er nannte sein Alter. Ueber dreißig? Da werden wir nicht lange Freude' miteinander haben. Zu alt. Das begriff er nicht. Kaum dreißig Jahre und schon zu alt. Aber es war so. Wenn nicht bessere Zeiten kämen, würde er also in seinem Beruf nicht wieder hineinkommen. Aber es würden wohl bald bessere Zeiten kommen. Peter ist immer noch Optimist. Und er hat recht behalten. Als das zweite Kind geboren wurde, hielt da» Wohnungsamt Wort, es wies ihm eine Wohnung an. Drei Zimmer, nicht teuer. Nur 42 Mark Miete im Monat. Peter war froh. Und nur dos eine bekümmerte ihn, daß er das Angebot nicht annehmen konnte, denn wovon sollte er von seinen paar Mark Stempelgeld jetzt die Miete bezahlen für eine Wohnung. Hatten sie solange auf der einen Stube gehockt, würden sie wohl Äuch jetzt noch einige eit darauf hocken können. Wenigstens bis er wieder Arbett hatte. Der Direktor des Wohnungsamtes jedoch hielt bei der nächsten Monatsversammlung des Vereins zur Bekämpfung der Wohnungs- not einen Vortrag, in dem er darlegte, daß es faktisch keine Wohnungsnot gebe, denn einmal ständen große Wohnungen seit Jahr und Tag leer und zum anderen stelle sich immer wieder heraus, daß sogenannte Wohnungsuchende, die seit Jahr und Tag die Wohnungsämter mit ihren Gesuchen um Ueberweisung einer Wohnung belästigen, wenn man ihnen wirklich eine Wohnung an- weise, das Angebot ablehnten, was ein schlüssiger Beweis dafür sei, daß die Behauptung, es gebe eine Wohnungsnot, ein demagogischer Kniff gewissenloser Hetzer sei.
C.-5. Jf lesgen: 3>ie verhexle Slalche Die Kinder werfen wieder nach den korallenen Perlen in Kastanienbäumen. Die alten Gärtnersrauen ziehen schon ihre Harken über die Grasflächen der Anlagen und tragen das erste Laub in Körben hinter den Geräteschuppen. Hin und wieder bückt sich eine der Frauen unter einen StrMich oder Busch nach einem Taschen- spiegel oder sonstigen Liebesandenken, das in heißen Sommernächten hier verlorenging. Auf einer Bank neben mir lassen sich zwei alte Bekannte nieder. Ihre Philosophie beschäftigt sich nicht mit dem Problem der Arbeit. Ihnen sallsn die Groschen von selbst in den abgegriffenen Hut. Dem Aelteren, der trotz seiner Betilerkluft aus Sauberkeit hält, schaut eine alte Kleiderbürste aus der Manteltasche. Er knüpft sich elegant den Mantel zu, ehe er sich niedersetzte, und legt die Mantelzipsel über seine zerlöcherten Hosen. Dann zieht er mit großer Anstrengung eine Literflasche aus dem seidenen Innen- futter seines Mantels, entkorkt die Flasche behutsam, hebt den Fusel hoch gegen die gallig umrancel« Sonne und trinkt sein Viertel weg. Andächtig nimmt der andere die Flasche, verklärt sein Gesicht, trinkt ebensoviel und gibt die Flasche mit verkniffenen Lippen zurück.% Der Aeltere stellt die von der Körperwärme widerlich erwärmte Flasche zum Abkühlen zwischen seine Beine unter die Bank. Um- stündlich kramt er ein neues Paket aus dem anderen Mantelfutter und entblättert der Zeitung zwei galdfrische Räucherheringc. Die Fische glänzen wie in Oel   getauchtes Gold. Die güldene Außen- haut hat ein« fette, silberne Innenseite. Sie belecken sich die würze!-
I schwarzen Finger. Das weiße Rückenstück ist ein einziger, gräten- loser Streifen schmelzendweichen Fischfleisches. Die dünne Unterhälfte ist gespickt von Gräten. Was aber ein Feinschmecker ist, der hat Geduld und zieht sich eine Gräte nach der anderen durch die Lippen. Die Gärtner drüben am Geräteschuppen schärfen ihre Spaten und spitzen Baumpfähle für die jungen Bäume. Dabei fliegen Witze und Lachen von einer Gruppe zur anderen. Die beiden Helden haben bei ihren Heringen den Sommer und den Part vergessen Die nadelspitzen Gräten fordern Vorsicht, und die scharfäugigen Gärtner drüben haben schon lange die Schnaps- flasche unter der Bank erspäht. Sie ziehen mit ihrem Lachen alle Aufmerksamkeit im Park auf sich. Plötzlich kriecht jemand hinter mir im Gebüsch herum. Einer der Gärtn-r ist in weib-m Bogen um den Geräteschuppen bis nach den Bänken geschlichen. Ehe ich die Lage überschaue, hat er die halbe Flasche Schnaps unter den Füßen der sorglos Dasitzenden erwischt und verschwindet damit unbemerkt. Die alten Bekannten neben mir lassen noch einmal die Fisch- gräte kitzelnd über ihre Zungen gehen, und gemächlich greift der Aeltere unter die Bank zwischen seine Beme, greift nach links, nach rechts, nach vorn, nach hinten... Er faßt tiefer und greift weiter im Kreise herum. Verdutzt steht er auf und lehnt sich unwillig über die Bank... Der Schnaps?..." Sein? Stimme überschlägt sich in der Höhe. Er betastet sich nachdenklich von oben bis unten, befühlt den anderen. Sie msten sich gegenseitig ab.Verhext! Rein wie verhext! Hast du... Hab ich..." Mißmutig wenden sie sich um. Sie sehen, wie die Gärtner mit Spatenstielen drohend dastehen, die halbe Flasche Fusel johlend in den Wasserkasten des Schleifsteins gießen und damit ihre Spaten schärfen. Die beiden feuerdurstigen Gesellen schütteln ihre grauen Köpfe imd stehen da wie berufeneStatisten" desUnverstandes dieser Welt"._ Dr.'.R. dt. drance: Schnecpjlan&en im Sommer Jeder Bergsteiger hat schon von einer Schneeflora gehört: manche haben sie auch selbst gesehen, jene vielbcrühmten und oft beschriebe- neu Schneealgen, den roten Schnee der Firnfeldcr, der schon seit den Zeiten des A r i st o t e l e s bekannt ist, ohne daß den meisten seine wahre Natur klar wäre. Er ist eine Erscheinung des Sommers, denn vor Mitte Juni hat man ihn fetten beob- achtet; um diese Zeit jedoch sieht man, gewöhnlich nach lang an- dauerndem schönen Wetter, auf den höchsten Firnfeldern ansehnliche Strecken mit zartem Karminrot überzogen, das an den Rändern gelblich erscheint, hier und da sich auch zu lebhafterer Färbung ver- dichtet Schreitet man über solch ein rotes Firnfeld, dann quillt es unter den Füßen auf wie Blut, so daß sich nicht wenige unheimliche Sogen an diese Erscheinung geknüpft haben. Sie kommt in ollen Teilen der Alpen, wo ausgedehnte Firnfelder zu finden sind, vor: man hat sie in den Saooyer und Walliser   Bergen ebenso beobachtet wie im Berner Oberland  . Ein berühmtes rotes Schneefeld befand sich am R h o n e g l e t s ch e r: die Erscheinung kehrt wieder am G l ä r n i s ch und S ä n t i s, an der Sil- oretta, in den Stubaier und Oetz   taler Bergen und im großen Firngebiete der Hohen Tauern. Nirgends jedoch liegt hier ein Widerschein von Alpenglühen oder von Bluttaten vor. wie die Sagen erzählen, wenn muh die Alpen  viel unschuldig vergossenes Blut widerspiegeln könnten, sondern fast' stets ist es eine einzellige Pflanze, die der'Botaniker als, Spharealla nivalis bezeichnet, die den Schnee bis zu einer Tiefe von etwa ö Zentimeter in Millionen und aber Millionen Exemplaren durchsetzt. Es ist eine sehr eigentümliche Lebenswelse und ein, sehr merkwürdiges Geschöpf, das sich ihr hingibt. Eine kleine Kugel, die gewöhnlich in einer dünnen Hülle ruht, aber in den Stunden, da sich der Firnschnee erweicht und sich Pfützen stehenden Wassers auf ihm bilden, zwei Bewegungsfäden Hervorstreckt, mit deren Hilfe das zierliche Ding, von dem etwa 50 auf 1 Millimeter gehen, ein Weil- chen umherschwimmt. Seine rote Farbe scheint ein Schutzmittel gegen intensives Licht und die Kälte zu sein. Am Nachmittage, wenn die laut murmelnden Gletschergewässer verstummen und der Gletscher für fast 16 Stunden zu seinem eisigen, nur durch das Krachen der Gletscherspalten unterbrochenen Schweigen zurückkehrt, oirsinken auch die Blutalgen des Schnees wieder in ihren Schein- tod Wovon sie sich nähren, ist schwer festzustellen. Sie arbeiten zwar im Hochlicht, sind aber in bezug auf mineralische Nahrung wahrscheinlich auf den kosmischen Staub angewiesen, der sich aus den? Himmelsraum auch auf die höchsten und reinsten Firne herab- senkt, so daß diese im Sommer nur zu häufig oerstaubt und schmutzig auesehen._ sDas erfle Shahefpeare Thriller Die Shakespeareschen Dramen wurden zuerst von der unter Shakespeares eigener Leitung stehenden Schauspieltruppe in dem Globe-Theater in London   gespielt, das im Jahre 1Z97 erössnet wurde Als Sinnbild seines Namens zeigte es über dem Eingang zur Bühne eine Erdkugel, von Herkules getragen, und am Giebel die lateinische Inschrift:Die ganze Welt spielt Komödie"(Tolus raundus agit histrionernl. Im übrigen war es ein einfacher, ziegelrot angestrichener Holzbau. Dekorationen, die ausgewechselt werden konnten, kannte man damals noch nicht. Den Hintergrund bildet meist ein Teppich. Tag und Nacht wurden, wie man an- nimmt, dadurch kenntlich gemacht, daß, um zu zeigen, daß eine Szene am Tage spielte, oberhalb des Teppichs ein blauer, für die Nacht ein dunkler, wahrscheinlich brauner Leinwandstreisen ange­bracht wurde. Zeichnungen des Theaters aus alter Zeit werden heute im Britischen   Museum in London   ausbewahrt. Das Theater, eine Sommerbühne, lag in einer Vorstadt Londons  , in der wie etwa vor 50 Jahren in der Hasenheide in Berlin   allerlei damals zeitgemäße Voltslustbarketten stattfanden, wie Ringkämpfe. Weit- laufen, Bärenhatz, Hahnenkämpfe. Heute ist die Gegend zur Fabrik- gegend geworden. In den ersten Ausführungen desHamlet  " im Globe-Theater   hat Shakespeare   selbst den Geist von Hamlets Vater gespielt.__ Rätsel um die Sahara  . Wie aus den Forschungsergebnissen einer französischen   Expedition zu ersehen ist, besteht die Möglichkeit, daß die Sahara   während der europäischen   Eiszeit fruchtbar war und über eine dichte Bevölkerung verfügte. Als Beweis für diese Be- hauptungen sieht die Expeditionsleitung eine ganze Reihe wertvoller Waffenfunde an, ferner mehrere Töpfereigegenstände, die einen hohen kulturhistorischen Wert aufweisen. Northcssff besitzt in England und Amerika   siebzig Zeitungen. Zur Gewinnung des Papiers hat er in Neufundland   2l)!)0 Quadrat- meilen Land mit Woldbcstand gepachtet. Die meisten Gewitter kommen in Abesjinien vor, wo sie an manchen Stellen zweihundertvierzehnmal jährlich im Durchschnitt austreten.