Die Lugend will den Frieden Große Kundgebung der Berliner Sozialistischen Arbeiterjugend
Die Kundgebung der Sozialistischen Arbeiterjugend Groh- Berlins in den kammersälen, über die wir heute morgen im„Vor- würts" einen kurzen Borbericht brachten, hat einen lmposanlen B erlauf genommen. Sie war ein Beweis dafür, dah die Sozia» listifche Arbeiterjugend fest und stark im Kampf gegen jede Reaktion steht, mag diese nun das Zeichen des Kremls von Moskau oder des Braunen Hauses von München tragen. Der große Saal war mit roten Fahnen und Transparenten reich geschmückt. Der gemeinsame Gesang des Liedes von der Jungen Garde leitete die Kundgebung ein. Dann folgte das treffliche Streich- orchefter der Arbeiterjugend mit der Festmufik von Caspar Ferdinand Fischer. Der Vorsitzende der Berliner Arbeiterjugend, Gcnosie Erich Schmidt, wies darauf hin, daß diese große Kundgebung gerade am 2. September stattfände, dem Tage, an dem die Reaktion zur Erinnerung an die Schlacht von Sedan einst rauschende Feste ver- anstaltete. Den Rcvanchepredigern stehe die proletarische Front mit dem Rufe gegenüber„Krieg dem Kriege, Freiheit und Wohlfahrt für alle Völker". Wenn die Kommunisten und die Bürgerlichen den Kundgebungen der Arbeiterjugend besondere Aufmerksamkeit zu- wenden, so sei dies der Beweis, daß wir auf dem richtigen Wege find. Wir werden in den Reihen der internationalen Sozialdemo- kratie auf diesem Wege fortschreiten. Herzlich begrüßt nahm dann Lionel Eloin-Eugland, Dozent an der Universität Cambridge , das Wort:„Och bin heute auf einer Kundgebung sozialistischer Jugend, wie ich sie in dieser Größe in England nie erlebt habe. Ich darf Ihnen von den englischen politischen Verhältnissen erzählen. Es bestehen Unter- schiede zwischen unseren beiden Ländern. Wir haben nicht den Faschismus und den Kommunismus in dem Maße bei uns wie Deutschland . Aber wir haben einen gemeinsamen großen Feind, den Kapitalismus . Das hat die gegenwärtige Krifis bewiesen. Die Arbeiterregierung hat für die Arbeiterklasse viel versucht und manches erreicht. Das letzte Kabinett ist zusammengebrochen durch den Kampf, den das internationale Finanzkapital gegen sie führte. Die jetzige„nationale Regie- rung" ist eine Regierung der bürgerlichen Parteien. Nur vier Minister, die sich ihr aus persönlichen Ueberzeugungen anschlosien, verliehen die Reihen der Arbeiterpartei. Wir wollen Wacdonald nicht persönlich angreifen, wir würdigen seine Ueberzeugungen, aber die Arbeiterpartei steht geschlossen und in voller Einigkeit hinter hendersoo gegen diese Regierung.(Stürmischer Beifall.) Bürgerliche Außenpolitik will in England nach dem alten Satze vom Gleich- gewicht der Mächte einen Gegensatz zwischen Frankreich und Deutsch - land. Wir Arbeiter wollen mitFrankreichundDeutsch- land zusammen den Frieden in Europa . Er wäre da, wenn, wie bis vor kurzem in England, auch in Frankreich und Deutschland sozialistische. Regierungen beständen. Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich dient auch der englischen Arbeiterklasse. Deshalb kämpfen wir für den Weltfrieden und den Sieg des Sozialismus."(Anhaltender Beifall.) Nach Elvin spracht mit besonderem Beifall empfangen, Marcel Vrun-Paris : „Der Anblick dieser Riesenversammlung hat mich tief bewegt. Ich weiß jetzt mit Bestimmtheit, daß die sozialistische deutsche Ar- beiterjugend eine Macht ist, mit der die Reaktion rechnen muß. Aber mit Traurigkeit erfüllte mich vieles, was ich über das Los der deutschen Arbeiterklasse in dieser Woche gesehen habe. Die wirt- schaftliche Lage bei Ihnen ist außerordentlich schwer. Aber gerade deshalb wäre es gut. wenn Franzosen und Deutsche sich kennen- lernen, um Not und Sorgen der anderen zu erfasien. Aus dem Kennenlernen kommt die Freundschaft, das habe ich jüngst in Nimes , im sonnigen Südfrankreich , erlebt, als mein deutscher Freund und Genosse Ostrowski uns mit 53 jungen Deutschen besuchte. Vervielfachen wir diese Besuche, verinnerltchen wir das Gefühl des Kontaktes und der Zusammengehörigkeit. Wir Fran- zosen haben Ihnen gegenüber einen Dorteil. wir kennen nicht die hohe Ziffer der Arbeitslosigkeit bei uns, wie Sie in Deutschland und auch England und Amerika sie haben. Wir Sozialisten sind keine Kapitalisten und Kaufleute. unsere Kzerzen sind bei den deutschen Brüdern, die im Elend leben. (Stürmischer Beifall.) Organisatorisch marschiert die deutsche Sozial- demokratie an der Spitze der Internationale. Deshalb will man gerade sie schlagen. Wir Franzosen sehen mit Bewunderung Ihren Kampf gegen die Reaktion. Sie wollen und Sie werden Ihre junge Republik retten und erhalten.(Stürmischer, anhaltender Beifall.) Bleiben Sie der großen Sozialdemokratischen Partei treu, damit einst über die ganze Erde die rote Sonne des Friedens leuchte und das Wort wahr werde:„Nie wieder Krieg I" Als Brun die Worte„Nie wieder Krieg" in deutscher Sprache ausrief, ertönte ein Beifall, der kein Ende nehmen wollte. Ein Teil der Versammlung hatte sich von den Plätzen erhoben, um immer wieder dem französischen Genossen„Freundschaft" und„Nie wieder Krieg" zuzurufen. Brun fuhr in tiefer Bewegung fort:„Ihr Beifell schließt die Verpflichtung für uns alle ein: Fort mit den Militärbudgets! Nie wieder wollen wir kämpfen gegen unsere Freunde, auch wenn die Regierungen sie als Feinde hinstellen. Brüderlichkeit und Frieden zwischen den Völkern!"(Wieder setzte der jubelnde Beifall ein.) Sodann sprach Genosse Surf Löwenstein: „Der Appell zur internationalen Solidarität hat stärksten Wider- hall bei uns gefunden. Marcel Brun sprach im Geist- von Jean Jauräs, dem ersten teuren Opfer des Völkermordens. Genosse Elvin zeigte jenen Geist, der schon im Kriege englische Sozialiften gegen den Krieg protestieren und ins Gefängnis gehen ließ. Erst jetzt wieder Hot unsere englisch- Bruderpartei den starten Kampfgeist bekundet, als sie sich mit solcher Energie und Geschlossenheit loslöste von der Regierungsgewalt. Englands. Frankreichs. Deutschlands Proletarier kennen als höchstes nur eins: Genossen, Genossen und nochmals Genossen zu sein.(Stürmischer Beifall.) Die vorgetäuscht« Vaterlandsliebe der Nationalisten ist eine Sumpf- und Giftpflanze. Wir Sozialdemokraken lieben unser Land von ganzem herzen. Wir rufen:„Unser die Sonne, unser die Erde ". Alle Völker mühten in diesem Geiste zusammenstehen, und wenn im nächsten Jalire mitten m Frankreich eine große internationale sozial! st i- sch« Kinderrepublit errichtet wird, dann ist das ein inter - nationaler Baustein. Auch in Deutschland sind die Worte der Bürger-
lichen über nationale Regierung und Volksgemeinschaft nichts als ein Versuch, der Arbeiterklasse das Fell über die Ohren zu ziehen.(Stür- mische Zustimmung.) Sorgen wir dafür, daß durch die Umtriebe der Reaktion, durch Stahlhelmdemonstrationen und Panzerkreuzer das politische Vertrauen des Auslandes nicht immer wieder auf harte Proben gestellt wird. Bei unserer tiefst innerlichen Verbundenheit zu unseren deutschösterreichischen Brüdern müssen wir doch sagen, daß die Art, wie die nur vorgemachte Zollunion eingeleitet wurde, grundfalsch war. Wir lehnen die Nationalisten von Curtius bis Hitler ab. Wir haben auch nicht das geringste Vertrauen zu der sogenannten nationalen Selbsthilfe. Nur internationale Zusammenarbeit kann Rettung bringen. Die Bürgerlichen haben für die Jugend Worte des Bedauerns, ober sie lehnen es ab, die Mittel zu bewilligen, damit der Jugend geholfen wird. Stegerwald hat in Frankfurt gesagt, daß der Jugend der Glaube an die Zukunft fehle. Unsere Jugend hat
Glauben an die Zukunft, aber sie will nich>t dulden und«tragen, sie will sammeln, kämpfen und die rote Fahne des Sozialismus einst als Siegerin begrüßen. Das Wort unseres Borsitzenden Wels:„Gebt u n s d i e M a ch t", ist nur zu berechtigt, und es hat seine besondere Bedeutung für die Jugend. Wir sagen euch: Laßt euch nicht in Berzweiflung treiben, sondern reiht euch aneinander, gerade in den Zeiten der Rot, zur Front der Disziplin und der Solidarität im Dienste der Arbeiterklasse und des Sozialismus."(Stürmischer Beifall!) Wieder spielte das vortreffliche Streichorchester unserer Arbeiterjugend. Dann trugen die„Roten Rebellen" das Chorwerk „Die junge Generation" vor. In einer politischen Satire zeigten sie mit Hieben, die saßen, die gemeinsame Front der Kommunisten und Hitlerianer auf. der Lakaien von Schwerindustrie und Großgrund- besitz. Begeistert sangen Junge und Alte die Internationale. Komnmnistische Störenfried« vermochten den erhebenden Eindruck dieser Jugendkundgubung nicht zu stören. Einige Schreier wurden entfernt. Berlins Jimgarbeiter und Jungarbeiterinnen stehen zur Sozialdemokratie, das hat auch die gestrige Kundgebung wieder mit aller Deutlichkeit gezeigt.
Bolksbühnenarbeii im Zeittheater
Für die Berliner Volksbühne müssen jetzt alle Kräfte angespannt werden, um ihr über die nächsten schweren Monate hinwegzuhelfen und ihr die organisatorische Wasis in der Mitgliedererfassung zu geben, deren sie dringend bedarf. An Kulturerrungenschaften wird oft gar zu schnell gespart. Dabei soll nicht verkannt werden, die soziale Not dieser Zeit riß in den Arbeiteretat große Lücken und läßt wenig für besondere Bedürfnisse übrig. Andererseits aber muß unbedingt getrachtet werden, daß das, was sich die Arbeiterschaft in Jahrzehnten schweren Ringens schaffen konnte, ihr auch erhalten bleibt. Und dieses gilt in besonderem Maße auch von der Volks- bühnenbewegung und dem schönen Theater am Bülowplatz. Es ist in letzter Zeit viel diskutiert worden über Spielplan- fragen und Kulturaufgabcn der Volksbühne. Dabei ist nicht zu verkennen, in wie starker Weise in der Arbeiterschaft durch den ungeheuren Druck der Alltagsnot das Verlangen nach Auf- heiterung in der Freizeit gestärkt wird. Aber die Kulturinsti- tutionen der Arbeiterschaft— und mit ihnen die Volksbühne— haben letzten Endes ja nicht nur die Aufgabe, die Arbeiterschaft an den Kulturerrungenschastcn der Gesellschaft maßgebend zu beteiligen, sondern ihnen erwächst zugleich die Pflicht, vorwärtsweisend in sozialistischem Sinne wirksam zu sein. Soweit in dieser Hinsicht Kunstgenuß in Frage kommt, kann es sich bei dem sozialen Erlebnis der Gegenwart allerdings nicht allein um bloße Elendsmalerei aus dieser Zeit handeln. Diel wichtiger ist noch, Probleme derZeit in guter künstlerischer Gestaltung so mit lebendigen Impulsen zu
erfüllen, daß das Erlebnis über den Tag hinausgeführt wird und die Kampfesstärke im alltäglichen Ringen um die primitivsten Menschenrechte in besonderem Maße vermehrt. Die Volksbühne war sich auch dieser Ausgabe immer bewußt. Sie hat nur, weil letzten Endes alle Dinge und alle Entwicklungs- wege zeitgebunden sind, sich nicht immer Einwirkungen zu entziehen vermocht, die— ausgehend vom Kreis um Piscator— hinzielten zum reinen parteipolitischen Tendenztheater in journa- listischer Aufmachung. Das ist überwunden, seitdem die kommu- nistischen Richtungen sich mit allerdings fragwürdigem Erfolge iso- lierten. Es bleiben aber bestehen die Sonderabteilungen, die besonders geschaffen wurden, um dem modernen, von einem sozialistischen Lebensgefühl beeinflußten Gesinnungstheater weiteren Spielraum zu geben. Das muß auch für die Zukunft so bleiben. Um aus dem Kunst- genuß und aus dem Kunsterlebnis Aktivität im gesellschaftlichen Lebenskampf zu formen, werden die Sonderabteilungen der Volks- bühne immer wichtige Aktivposten unseres Kulturkampfes sein. Darum ist ihre besondere Förderung auch weiterhin wichtig: sie liegt im Interesse des sozialistischen Kulturaufbaues. Die Kreise der sozio- listischen Jugendbewegng und der erwachsenen Arbeiterschaft, die solchen Gedankengängen besonders nahe stehen, sollten aber alle ihre Kräfte einsetzen zur intensivsten Förderung solcher lebendigen Volksbühnenarbeit.»l.
Giillstand in Detroit . Die große Stille, die in den F o r d- W e r k st ä t t e n mit ihrem früher so brausenden Leben und ihrem fiebernden Arbeits- tempo heute eingezogen ist, hat ein von Grund auf verwandeltes BUd hier an der Stätte des Schaffens hervorgerufen. Der Held von Detroit , Henry Ford , ist nicht mehr der gefeierte Mann. Welch unheimlichen, ja fast gespensterhaften Eindruck diese Stadt der Arbeit, die, wie es beschönigend heißt, augenblicklich Ferien hält, auf den Besucher macht, das schildert A. I. Cummings in eiitem Londoner Blatt. Seine Hoffnung, Henry Ford selbst sprechen zu können, wurde freilich enttäuscht, denn auch er befand sich für kurze Zeit in den Bergen, um Ferien zu machen.„Einer der wenigen, nicht auf Ferien weilenden Beamten fuhr mich durch die vorzüglich gehaltenen Straßen zu den verschiedenen Fabriken und Wertstätten", berichtet Cummings.„Das Stillstehen dieses machtvoll schlagenden Herzens war ein befremdender und furchterregender Anblick. Hier sah man sichtbar die große Wirtschaftskrise vor Augen. Mit Ausnahme der Kraftzentrale, der Schmelzöfen und eines oder zwei anderer Schlüsselpunkte der Fabrikation war alles industrielle Leben erstorben. Verlassen war das große Dersammlungshaus. Auto- mobile in jedem Stadium der Anfertigung lagen bewegungslos auf dem berühmten laufenden Band, das mit Hilfe einiger weniger menschlicher Handgriffe Mengen roher Eisenrahmen in Mengen fer- tiger Automobile umwandeln kann—«in jedes in weniger als einer Stunde. Ford erzeugt bei voller Arbeitsleistung 8000 Wagen in einem Tag. Von seinen Hunderttausenden von Arbeitern arbeiten in diesem „Ferien"-August kaum 40 000 in ganz Amerika . Infolge einer seiner seltsamen Launen ist Ford imstande, etwa 1000 sonst Arbeitslose als Gärtner zu beschäftigen. Auf einem un> geheuer großen Terrain in der Nähe seiner Werke hat er zeitig in diesem Frühjahr hunderte von Acres mit Zwiebeln, Karotten, Melonen, Kartosseln, Sonnenblumen und anderen Nutzpflanzen be- pflanzen lassen. Durch diese Farm wurde ich auch geführt. Keiner von Fords Angestellten weiß aber, was er mit der Ernte tun will. Vielleicht, daß er eine Verteilung an die notleidenden Familien von Detroit im nächsten Winter im Sinne hat. Wozu aber die weiten Flächen voller Sonnenblumen? Die Stillegung der Ford-Werke hat die ganze Stadt Detroit in engste Mitleidenschaft gezogen, wie ihr phantastisch schnelles Auf- blühen mit dem Riesenwerke ursächlich verbunden war. Ist doch ihre Bevölkerung seit dem Jahre 1900 von 28S 00 auf 1 lA Millionen angewachsen, und in den Glanztagen der Fordschen Aera herrschte hier ein Wohlstand, an dessen Ewigkeitsdauer ihre Einwohner fest glaubten. Detroit war in den letzten Jahren eine Stadt wilder Landspekulanten geworden. Grundbesitzermillionäre wuchsen wie die Pilze im Regen. Heute stehen viele von ihnen ohne einen Pfennig da._ Die Berliner Theaierkrise. Aus Berliner Theaterkreisen wird uns geschrieben: Die für November angesetzte Zwangsversteigerung des Theaters am Nollendorfplatz stellt nur den Ansang einer Reihe von Vcr- steigerungen dar, die den hauptsächlichsten Zweck versolgen, die über- trieben hohen Presse für die Theatergrunds tücke auf ein normales und der heutigen Zeit erträgliches Maß herunterzusetzen. Aus diesen Grundstückspressen resultieren in erster Reihe die hohen Pachten, die weder die Pachtgesellschast noch der Direktor heute noch aus- bringen kann. Zugleich aber wird der Steuerwert und damit auch die Höhe der Lnstbarkeitsstcuer nach dem Grundstückswert angesetzt. Wenn man sich jetzt entschließt, den heute möglichen Pachten die Grundstückspreise anzugleichen, so werden sich auch zweifellos Be- werber finden für die zahlreichen leerstehenden Theater.— Eine
Aufhebung der heute geltenden Pachwerträge ist ja zugleich auch eine Borbedingung für die einzelnen Notgemeinschasten von Schau- spielern, die aus Teilung spielen wollen.
Friedenspredigt des Kriegsschreckens. Zu den Luftmanövern über Nasscy veröffentlicht die „Liga pazifistischer Frontkämpfer" folgende ironische Resolution: „Die Gruppe Nancy der„Liga pazifistischer Frontkämpfer" be- glückwünscht die Regierung aufs herzlichste zu ihren Erfolgen bei den Luftmanövern über der Stadt. Diese haben besser als jeder Vortrag gezeigt, welche furchtbare Gefahr ein neuer Krieg darstellt. Die Er- regung in der Bevölkerung beweist, dah das Ziel erreicht wurde. Alle, die sich Gedanken machen, wissen jetzt, daß es nur ein Mittel gibt, die Katastrophe zu vermeiden: den Krieg nicht zu wollen und infolgedessen den Grundsatz unserer Liga anzunehmen:„Friede mit allen Mitteln." Die pazifistischen früheren Kriegsteilnehmer danken daher der Regierung sehr für ihre pazifistische Propaganda."
Eine Rubens-Erwerbung der Berliner Museen. Das Kupfer- st i ch k a b i n e t t der Berliner Museen hat ein Studienblatt des Peter Paul Rubens erworben, eine besonders großartige und wichtige Äktdarstellung des Meisters. Ein nacktes Weib ist von der Seite gezeichnet, in schreitender Bewegung, in etwas antikisierender Form- gevung, wie sie der ersten Zeit des Malers eigentümlich ist. Die schöne Zeichnung wurde im Vorraum der graphischen Sammlung neben drei anderen neuerworbenen Zeichnungen alter Meister aus- gestellt: der kostbaren Landschaftszeichnung Jacob van Ruisdaels, neben einer deutschen Renaissoncezeichnung des Dürer -Schülers Georg Pencz und einer exakten Vorstudie des französischen Meisters Claude Mellan für einen Bildnisstich. Die Museen in der Wirtschaftskrise. Auf der Tagung des Deutschen Museums-Bundes in Ulm konnte die erfreuliche Fest- ftellung gemacht werden, daß in den letzten Monaten der Museums- besuch im allgemeinen zugenommen hat. Direktor Dr. Hartlaub, der Leiter der Mannheimer Kunsthall«, setzte sich im Hauptreserat der Tagung dafür ein, daß die Existenzmöglichkeiten der deutschen Museen durch den Abbau des Kulturctats nicht betroffen werden. Die Museen seien wie keine anderen Kulturinstitute dazu berufen. in Zeiten allgemeiner wirtschaftlicher Notlage durch besondere Ver- anstaltungen der Kulturerziehung zu dienen, ohne daß dadurch neue Kosten im Etat der Städte und Länder entstehen. Europas höchster Schornstein. Auf dem Krastwerk Neuhof der Hamburger Elektrizitätswerke , das über den größten Dieselmotor der Welt verfügt und gegenwärtio mit IS 000 Pserdekräften arbeitet, ist jetzt ein Schornstein fertiggestellt worden, der mit 150 Meter der höchste Europas ist. Eine Gottfried-Keller-Gesellschafl. In Zürich wurde, wie die Monatsschrift„Die Literatur berichtet, eine Gottfried-Keller-Gesell- schaft gegründet, die es sich zur Aufgabe macht, eine kritische Ce- samtausgabe der Werke Kellers zu veranstalten, bei der jedem Mitglied jährlich ein Band als Geschenk überwiesen werden soll, ferner Kellers Arbeitszimmer im Haufe zu Thaleck in Hottingen wieder herzustellen und Besuchern zugänglich zu machen und das Keller-Archio und die Keller-Ausstellung zu fördern.
Die Stadtverordnetenversammlung findet nicht, wie im heutigen Morgenblatt irrtümlicherweise gesagt worden ist. am 7. September, sondern am 10. September statt. Zraktionssihung ist am S. September. 17 Uhr. Welter für Berlin : Wechselnd bewölkt, ohne nennenswerte Niederschläge, wenig Wärmcändcrung, mäßige westliche Winde. Für Deutschland : Im Südosten keine Aenoerung, im Westen und an den Küsten einzelye Regensälle, sonst wechselnd' bewölkt, ohne wesentliche Niederschläge, im Nordwesten ziemlich kühl.