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Beilage

Donnerstag, 3. September 1931

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studiealle Der Abend

dontoddbol Salausgabe des vorwärts

B

Dr. S.

Weinberg Wege zur Volksbildung

Martin Böttcher : 131-19tisdA

Bausteine zum Frieden

herbeizuführen.

dauerliche Tatsache, daß die deutsche Schule im Gegensatz zur Bei der Behandlung der Unterrichtsfragen ergab sich die be= französischen ihre Aufgabe im Dienst der Völker verständi­gung nur sehr unvollkommen erfüllt. Die französischen Lehrer sind in ihrer überwältigenden Mehrheit Friedensfreunde. Die Macht der Lehrergewerkschaft in Frankreich ist so groß, daß durch ihren Boykott chauvinistische Geschichtsbücher aus dem Unter­richt verschwinden und die französischen Verleger es daher gar nicht mehr wagen, solche Bücher auf den Markt zu bringen.

Das Boltsbildungswesen wird in der Zukunft eine weit größere Rolle spielen als in der Gegenwart. Je weiter die Mechanisierung des Erwerbslebens fortschreitet, um so weniger tann die Mehrheit der Berufstätigen in ihrer Arbeit volle Befriedigung finden. Die eintönige Arbeit am laufenden Band einer modernen Fabrik In der Woche vom 16. bis 23. August fand in Marseille Unterrichts einen breiten Raum in den Beratungen ein. Die ist nur erträglich, wenn den im Beruf brachliegenden Interessen des der zweite deutsch - französische Studententongreß Forderungen der deutschen und französischen Studenten gehen dahin, Arbeiters eine außer berufliche Entwicklungsmög= statt. Auf deutscher Seite waren alle verständigungsbereiten durch Anerkennung der im anderen Land abgelegten Examina und lichkeit gegeben wird. Die Mechanisierung der Arbeit macht das Gegengewicht ernster Bildungsarbeit notwendig. Die erforderliche Studentengruppen von der sozialistischen Studentenschaft bis zu Prüfungen einen stärkeren deutsch - französischen Studentenaustausch Im Zeit zur Befriedigung seiner fulturellen Bedürfnisse wird der Ar- den Hochschulgruppen der Deutschen Volkspartei beteiligt. vorigen Jahre waren zum erstenmal auf Einladung des Deutschen beiter und der Angestellte finden, sobald die starke Arbeitszeitver- Studentenverbandes deutsche und französische Studenten in Mann­fürzung eingetreten sein wird, die infolge der Rationalisierung mit heim zusammengekommen. Die dort begonnene Zusammenarbeit Studentenverbandes deutsche und französische Studenten in Mann­Notwendigkeit kommen wird. Der Sechsstundentag ist heute nicht mehr eine bloße Utopie. Wird dieses Ziel einmal erreicht wurde nunmehr auf französischem Boden fortgesetzt. sein, dann ist Raum geschaffen für eine ernsthafte Er der Beratungen standen. Die deutsche Delgation mußte zunächst die Es ist verständlich, daß die politischen Fragen im Vordergrund wachsenenbildung. Es wird die Aufgabe der Gesellschaft der Beratungen standen. Die deutsche Delgation mußte zunächst die sein dafür zu sorgen, daß die durch die Arbeitszeitverkürzung frei Feststellung machen, daß sich ihre Betrachtungsweise von der werdende, nicht mehr in der Berufsarbeit aufgebrauchte Arbeits- französischen merklich unterschied. Die Franzosen wollten in erster Linie die Fragen der Vereinigten Staaten von fraft sinnvoll in den Dienst der Kultur gestellt wird. Dazu find Einrichtungen nötig, in denen das geistige Bildungsbedürfnis der Europa behandelt wissen, während wir Deutsche naturgemäß Massen fruchtbar entwidelt werden tann. Sind dies Aufgaben der auf die praktischen Fragen, wie Abrüstung, Revision der Ver­Zukunft, so ist es schon in der Gegenwart möglich, in Theorie und träge, deutsch - österreichischen Anschluß den größten Wert legten und Praris die richtigen Methoden der Erwachsenenbildung zu er= eine Regelung dieser Probleme als die Boraussetzung für einen arbeiten. Die Bolkshochschulen, besonders der Borkriegszeit, find europäischen Zusammenschluß bezeichneten. Es gelang der deutschen vielfach in Mißkredit geraten, weil sie falsche Wege einschlugen. So Delegation ohne weiteres, bei den Franzosen Verständnis für die glaubte man in den Anfängen der Bewegung, es genüge, populäre Notlage Deutschlands zu finden. Einmütig wurde das moralische und juristische Recht Deutschlands anerkannt, von den übrigen Vorträge über die verschiedensten Wissensgebiete halten zu lassen. und juristische Recht Deutschlands anerkannt, von den übrigen Diese Methode war verfehlt; fie erzeugt leicht wenig wertvolle Halb- Staaten Europas die Abrüstung zu fordern, und es wurde der bildung. Auf das Wissen allein kommt es nicht an. Die moderne Appell an die französische Regierung gerichtet, alles zu tun, um der Erwachsenenpädagogit hat daher mit Recht den Gedanken der Abrüstungskonferenz im nächsten Jahre zum Erfolg zu verhelfen. eigenen Arbeit des Volkshochschülers in den Mittelpunkt ge= Marc Sangnier , der Führer der katholischen Linken in Frank stellt. An die Stelle der Vorträge tritt immer mehr die Arbeits reich, wies in einem mit lebhaftem Jubel aufgenommenen Referat gemeinschaft, in der die Hörer nicht passiv einen dargebotenen Stoff auf die Verpflichtung Frantreichs zur Abrüstung aufnehmen, sondern gemeinsam um die Klärung weſentlicher Bro bin. Er erkannte auch das Recht Desterreichs zum Anschluß an bleme ringen. Die neue Volkshochschule will nicht allein der an und erinnerte die Mehrheit des deutschen Volkes revanchelüftern ist. Kundgebungen Linke sei, die den Anschluß fordere. Ein Zusammenschluß der Demokratien Deutschland und Desterreich wird in Mitteleuropa einen unerschütterlichen Block des Friedens bilden."

Wissensvermehrung dienen, ihr Ziel ist eine Vertiefung des daß es ja gerade die friedensfreundnzösische Deffentlichkeit daran,

ganzen Menschen durch aktive, verantwortliche Bildungs­

arbeit.

Der Jugend­

Die besten Methoden für die Bolksbildungsarbeit sind noch nicht gefunden. Es wäre völlig falsch, wenn man das Verfahren an den Jugendschulen einfach auf die Erwachsenen übertragen wollte. Der Erwachsene hat andere Interessen, andere Arbeitsweisen und vor allem andere Lebenserfahrungen als das Kind. Deshalb muß die Erwachsenenbildung eigene Wege gehen. unterricht verfügt über eine lange Tradition, während der Er­wachsenenunterricht in seiner modernen Form Neuland aufsuchen muß. Für den berufstätigen Erwachsenen ist vor allem Lebens nähe auch in der Bildungsarbeit notwendig. Eine wesentliche Auf­gabe ist die Erziehung zum Selbstdenken und zur Selbsttritif. Dieses Problem behandelt Reinhard Buchwald in seiner Schrift " Dentschulung in der Erwachsenenbildung"( Leo­

pold Klog Verlag, Gotha , 1931).

Die Volkshochschule darf weder nur bloßes Wissen vermitteln, noch auch ernste Berstandesarbeit vernachlässigen. Den ersten Fehler machte das Volksbildungswesen alten Stils, das sich im wesentlichen auf Veranstaltung von Vorträgen beschränkte. Die zweite Gefahr lag nahe, als man furz nach dem Kriege Musit, Geselligkeit und Laienspiele zu sehr in den Vordergrund rückte. Die Pflege dieser Kulturfaktoren ist notwendig, aber die Erziehung zum Selbstdenken darf darüber nicht vernachläffigt werden. Buchwald verlangt, daß auch die Denkschulung in der Erwachsenenbildung lebensnah sein soll. Er untersucht die Rolle, die das Denken im Haushalte des Lebens spielt, er zeigt, wie sich das Denken zu Gefühl und Bille verhält. Werden diese Beziehungen richtig beachtet, dann verschwindet die Gefahr, daß die Denkerziehung zu einer bloßen Einseitigkeit wird. ,, Das eigentliche Problem der Denkerziehung liegt in ihrem Einbau in den Bildungsprozeß und das Leben des Menschen überhaupt." Verstandes- und Willensschulung dürfen nicht getrennt werden, sie sind aufeinander angewiesen im Ganzen der Bildungsarbeit. Durch lebensnahe Denkschulung kann die Er­Die wachsenenbildung wahrhafte Lebenstunde vermitteln. regende Schrift von Buchwald sei jedem empfohlen, dem der Aus= bau der Volksbildung am Herzen liegt.

Belly Wolfheim: Die Kleiderfrage

Kinder

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an=

Es gibt viele Mütter, die sich nicht genug tun können, um ihre besonders die kleinen Mädchen herauszupuken. Man beobachte daraufhin einmal die Sonntagsspaziergänger: Wie menige Kinder find zwedentſprechend angezogen, wie wenige dürfen sich so bewegen, wie sie mögen, ohne durch mütterliche Ermahnung: ,, Dent an das gute Kleid", behindert zu werden.

Es gibt aber auch andere Mütter, die wollen ihre Mädels vor Eitelkeit bewahren. Sie fallen nach der anderen Seite in Ueber treibung, wollen jede Freude an hübschen Kleidern unterdrücken, ziehen die Kinder übertrieben einfach", d. h. meist unschön an und beantworten jedes Eitelkeitsanzeichen mit Vorwurf.

An sich muß die Kleiderfrage der Kinder so gelöst werden, daß immer das für die gegebene Gelegenheit Zweckmäßige auch das Beste ist. Daß aber dieses Zweckmäßige durch die gewählte Farbe und durch entsprechendes Material hübsch aussehen kann, darf nie­mals übersehen werden. Warum soll man die Freude an hübscher Kleidung im Mädchen nicht wecken oder, wo sie von selbst in Er­

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scheinung tritt, nicht pflegen? Gehört es nicht zu den Pflichten der Menschen männlich wie weiblich, sich äußerlich angenehm zu machen? Wo ist die Grenze zwischen Schönheit, Sauberfeit und Ordnung in der Kleidung zu ziehen?

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ab, dem Aeußeren Beachtung zu schenken, werden wir es auch Lassen wir diesen Gesichtspunkt gelten, lehnen wir es also nicht ohne in Uebertreibungen zu verfallen als unsere Aufgabe ansehen, den Geschmack in bezug auf die Kleidung zu bilden. Nicht durch Reden und Erklärungen, wohl aber durch Betätigung und Meinungsäußerung des Kindes. Meist wird aber das Gegen teil hiervon getan: Mütter wollen es für unpassend erflären, wenn fich ein Kind beim Einkauf eines Kleides hineinmischt und seinen Wünschen Ausdrud verleiht. Mancher Zusammenstoß zwischen den Erwachsenen und den Kindern ließe sich vermeiden, wenn man hier einsichtiger wäre. Kinder, die bereits einen bestimmten Geschmed hefunden, sollten ihn auch zur Anwendung bringen dürfen. Selbst menn uns des Kindes Geschmack nicht zusagt, sollte er beachtet wer­ben. Auch dann, wenn mir unser Kind dadurch unserer Meinung nach unvorteilhaft gekleidet sehen. Der Bersuch, umzuleiten, sei gemacht, mehr aber nicht, und wenn gewisse Berschrobenheiten, wie

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Der sozialistische Kammerdeputierte Chebrun zeigte die foziale Notwendigkeit der deutsch - französischen Verständigung auf. Nicht nur aus pazifistischen Gründen, sondern gerade aus sozialen Motiven müßten die Grenzschranken in Europa fallen. Es gelte, den arbeitslosen Massen Mitteleuropas zu helfen. Eine solche Hilfe sei aber heute nur noch auf übernationaler Grundlage möglich. Frankreich , heute noch von der Weltwirtschaftskrise ziemlich un­berührt, werde auch eines Tages hineingezogen werden in den allgemeinen Strudel der Weltarbeitslosigkeit. Auch der Goldvorrat werde Frankreich nicht davor schüßen fönnen. Daher müsse man gerade im Interesse der arbeitenden Bevölkerung Frankreichs zu einer europäischen Verständigung gelangen. Bei dieser Ver­ftändigungsarbeit habe Frankreich eine große Mission zu erfüllen. einer europäischen Berständigung gelangen. Bei dieser Ver­Voraussetzung aber zu jeder europäischen Annäherung sei die deutsch französische Verständigung. Studienplanangleichung Neben diefen politischen Fragen nahmen die Probleme der und des öffentlichen

Hilde Carow:

Der äußere Rahmen des Kongresses, Enipfang durch den Ober­bürgermeister von Marseille , durch den Präsidenten der Handels­fammer, Begrüßung durch den Präfekten , die Unterstützung durch den deutschen Generalkonsul Dr. Reuter, Uebertragung des mehrere Stunden dauernden Schlußbanketts durch Radio beweisen, welch große Bedeutung die französische Deffentlichkeit solchen deutsch­französischen Kongreffen beimißt. Vor allen Dingen aber glauben wir deutsche Teilnehmer, daß das Marseiller Treffen in großem Maße mit dazu beigetragen hat, die psychologischen Voraussetzungen für den Erfolg einer Außenpolitik zu schaffen, die auf die Ver­ständigung beider Länder abzielt. Die in Frankreich leider sehr stark verbreitete Rechtspresse versucht systematisch, dem Durchschnitts­franzosen die Angst vor Deutschland einzuimpfen und zu erhalten. Die blutrünſtigen Tiraden eines Hitler oder Seldte werden in dieser Presse groß aufgemacht, um zu beweisen, daß die der republikanischen Organisationen schweigt dieselbe Presse nach Möglichkeit tot. Wie schädlich für die deutsche Außenpolitik Stahlhelmparaden und Naziaufmärsche sind, erkennt man erst, wenn man einmal in Frankreich war, und mit dem ein­fachen Franzosen gesprochen hat. Besonders erfreulich ist es dann zu sehen, einen wie großen Eindruck das Scheitern des preußischen Volksentscheids gemacht hat.

Veranstaltungen wie das Studententreffen in Marseille sind außerordentlich gut geeignet, der französischen Oeffentlichkeit einmal zu zeigen, daß es auch gerade in der deutschen Jugend weite Kreise gibt, die dem Phrasentum unserer Reaktionäre nicht erliegen, und daß die französische Rechtspresse unrecht hat, wenn sie Aeußerungen eines Hitler als Meinung des gesamten deutschen Bolles hinzustellen versucht. Nur in dem Maße, in dem es gelingt, das Mißtrauen des einen Volkes vor dem anderen zu beseitigen, werden die offiziellen Stellen mit Erfolg die so notwendige Politik der Ber­

ständigung führen können. Die republikanischen Studenten Deutsch . lands werden nicht ablaffen, zu ihrem Teil an der Verständigung der beiden Länder zu arbeiten, allen Berleumdungen zum Troz. Diesem Gedanken hat auch der Führer der deutschen Delegation in Marseille , Genosse Kurt Berlowig, Ausdrud gegeben.

Sozialistische Jugend in Frankreich

So entstand die sozialistische Jugend nicht als Be­wegung der Jugend, sondern hundertprozentig als politische Be wegung, politisch nicht im Sinne aktiven Eingreifens in die Ge­schehnisse eine Gruppe ist sogar aus diesem Grunde ausgeschlossen worden sondern im Sinne der politischen Schulung. Möglich, daß diese politische Ausschließlichkeit eine Mitursache für die geringe Beteiligung der Frauen ist, die ja in Frankreich fein Stimmrecht haben. Sie beträgt nur etwa 10 bis 15 Prozent.

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Die Erkenntnis der Notwendigkeit, gegenüber der faschistischen| vereine, die von den Schulen der örtlichen Behörden und den großen Gefahr alle Kräfte zu sammeln und insbesondere in Frankreich Zeitungen ins Leben gerufen worden waren. der numerisch bedeutenden Jeunesse patriote"( patriotische Jugend) eine starke Jugendorganisation der Sozialisten entgegen zustellen, hat eigentlich erst in den lezten beiden Jahren zu Re­fultaten geführt. Der Wiener Kongreß des Sommers 1929 bot den französischen Delegierten Bergleichsmöglichkeiten. Sie ließen ihn sich französischen Delegierten Vergleichsmöglichkeiten. Sie ließen ihn sich zur Lehre dienen. Seitdem ist ein ständiges Wachstum der Be­wegung zu verzeichnen, die im Jahre 1920 bei der Spaltung der Partei auf dem Kongreß in Tours auf wenige hundert Mitglieder zusammengeschmolzen war. Sie zählte im Jahre 1928 5000 Mit­glieder und schnellte bis Oktober 1930 auf 8000 hinauf. Hierin nicht inbegriffen sind die etwa 600 sozialistischen Stu denten, die in Paris allein 300 zählen.d

Wenn man berücksichtigt, daß der Franzose als ausgeprägter Individualist Vereinen und Organisationen wesentlich fremder gegen übersteht als der Deutsche, so stellt die erreichte Zahl schon eine Leiſtung dar. Dennoch bleibt als Hauptaufgabe neben der politiſchen Schulung die Propaganda. Ihr dienen häufige öffentliche Ber sammlungen, sportliche Veranstaltungen, die man mit der in Frant­reich viel später erwachten Sportbegeisterung erst neuerdings der Bewegung nutzbar machen konnte, Schulungswochen, zu denen die Sektionen auf ihre Kosten Delegierte entsenden. Die zweitenmal veranstaltete Solegiene endeuren. Die biesjährig zu

in Lille , zu der auch deutsche Teilnehmer geladen waren, wies einen Besuch von 120 Teilnehmern auf gegenüber 60 im Vorjahr. Der Propaganda dienen ferner das Parteiorgan Le Populaire", die monatlich erscheinende Zeitschrift der Jungen Le cri des Jeunes" und die Zeitschrift der studentischen Settionen Frankreichs , Belgiens und der franzöfifchen Schweiz " L'étudiant socialiste", sowie das Organ der kürzlich in Paris gegründeten Gruppe italienischer Jungsozialisten " Il giovane socialista". maist

Es ist gut, sich die Voraussetzungen flarzumachen, aus denen die sozialistische Jugend in Frankreich erwuchs, um fie in ihrer ganzen Eigenart zu begreifen.

Frankreich hat nie eine eigentliche Jugendbewegung besessen.

Stufe stellte, in der eine liberale Atmosphäre größere Bewegungs­In der alten Demokratie, die Regierende und Regierte auf gleiche freiheit auch der Jugend gestattete, erschien der Gegensatz zwischen den Generationen meniger ausgeprägt. Der Jugend, von keinem autokratischen System bedrückt, war zur Auflehnung wenig Ver­anlassung gegeben. Und für ihren Zusammenschluß zur Pflege geistiger und sportlicher Interessen bestanden seit langem Jugend­

fie bei den Heranwachsenden aufzutreten pflegen mag es über­triebene Eitelkeit oder überbetonte Interesselosigkeit sein zum Durchbruch tommen, müssen sie mit in den Kauf genommen wer­den. Wer einmal, sei es als Kind oder als Erwachsener, erfahren hat, wie unfroh man sich in einer uns nicht gemäßen Kleidung fühlt, der wird es auch vermeiden, sein Kind in aufgezwungene leider zu stecken.

Ein weiteres Moment bestimmt ihre Eigenart. Das bürgerliche Frankreich , das Frankreich der starken Bauernschaft hat seinen Lebensstil auch der Arbeiterschaft aufgedrückt. Außer in den In­duſtriebezirken des Nordens ist er dem des Kleinbürgers so verwandt, daß Organisation und Propaganda der jungsozialistischen Führer ihn respektieren müssen. Der deutsche Jungfozialist wird nach dem Borgesagten nicht verwundert sein, statt Fahrten", Ausflüge im Auto, statt bes 211 verwundert sein, statt ahrten im S

des Abkochens im Grünen im Hotel und Bankette und bei Festen Jazzmusik und Gesellschaftskomödien statt Volkstänzen und revolutionär- aktuellem Drama anzutreffen. Er wird einen eigenen Stil proletarischer Jugend bei diesen Ge­legenheiten vermissen. Indes beginnt sich, durch häufige Besuche in und aus Deutschland angeregt, deutscher Einfluß geltend

zu machen. Man veranstaltete Ostern ein 3eltlager im De­partement Eure mit gutem Erfolg und steht im Begriff, eine Gruppe der Campeurs roujes"( Rote Falken etwa) zu gründen. Auch im Vorjahr wurden schon versuche in dieser Rich­tung unternommen. Man beginnt sich für Jugendherbergen gründen. Auch im Vorjahr wurden schon Versuche in dieser Rich­zu intereffieren.( Die erste auf französischem Boden wurde ver­gangenen Sommer von der um Marc Sangnier gefcharten Jeune Republique" eröffnet) und der kürzlich gegründete Verein für Jugendherbergen gewinnt in der sozialistischen Jugend Anhänger. Eine Umwandlung der rein politischen Bewegung in eine Bewegung der Jungen streng nach deutschem Vorbild typisch dafür, daß selbst die Hymne der Jungsozialisten ,, La jeune Garde" eine Ueber­

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der alten Kultur des bürgerlichen Frankreich im Bolte, stößt die fegung aus dem Deutschen darstellt- scheint sich anzubahnen. Aus dem gleichen Grunde, wegen der tiefen Verwurzelung Kulturarbeit im sozialistischen Sinn auf Schwierig­feiten. Man flagt über das Fehlen geeigneter moderner dramati­scher Literatur. Das aktuelle politische Drama fehlt ganz. Durch man Abhilfe zu schaffen.und and update Uebersehungen aus der deutschen und russischen Literatur versucht

Indessen bleibt, wie schon angedeutet, die eigentliche politische Arbeit im Vordergrund. In den wöchentlichen Zusammenfünften der Sektionen, in den gemischten Ausschüssen( Angehörige der Bar­tei und Jugend) in Propaganda- und sonstigen Komitees wird fonzentrierter und systematischer gearbeitet als in Deutschland . Wich­tig ist das auf allen Veranstaltungen wiederholte Glaubensbekennt­nis zur internationalen Verständigung, zur Abrüstung, zur Be­friedung der Welt. or un