Nr. 413» 43. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Freitag, 4. September 4931
Keine T odesopf er in T reptow Alle Verunglückten auger Lebensgefahr.— Wo liegt die Schuld?
Tas schwere Explosionsunglück in der ApparatefabrL der AEG. in Treptow Hut glücklicherweise bisher keine Todesopfer gefordert. Mehrere schwerverletzte Arbeiter liegen zwar noch vernehrnungsunfähig danieder — sie haben schwere Brandwunden erlitten, trotzdem sind die Aerzte der bestimmten Hoffnung, daß für ihr Leben keine Gefahr mehr besteht. Ein großer Teil der Leichwerleßten dürfte schon in den nächsten Tagen aus dem Krankenhaus wieder zur Entlassung kommen. Nach den endgültigen polizeilichen Feststellungen sind folgende Personen durch Rettungswagen den Krankenhäusern zugeführt worden: Willi Maaß, 37 Jahre, Gottschedstr. 16, Max Kruschinski, 45 Jahre, Buttmannstr. 16, Paul Münzberg. 46 Jahre, Hosftnonnstr. 19, Georg Hartig, 33 Jahre, Dunckerstr. 68, Fritz K e m p e, 57 Jahre, Hussitenstr. 39. Otto Kretschmann.57 Jahre, Alexandrinenstr. 82, Kurt G a e r i ck e, 36 Jahre, Höchste Str. 21, Erwin Becker, 36 Jahre, Zepernick , Heinz Roloff, 26 Jahre. Lichters elde, Pots- damer Str. 64, Kurt Jost, 63 Jahre, Koloniestr. 127, F. G o w i n, 35 Jahre, Tegelort, K. Harnisch, 29 Jahre, Fritschestr. 22, und Ilona Weidkunat, 19 Jahre, Keibelstr. 12. Die Kriminalpolizei war gestern längere Zeit an der Unglücks- statte, um die notwendigen Nachforschungen anzustellen. Ein ob- schließendes Ergebnis über die U r f a ch e n des furchtbaren Unglücks wird jedoch erst dann möglich sein, wenn sämtliche Verunglückten ver- nommen werden können. Als besonderer Glücksumstand ist nock) die Tatsache anzusprechen, daß die Explosion im 5. Stockwerk erfolgt ist. Der gewallige Druck fand in dem Mauerwerk des Dachgeschosies wenig Widerstand: weit schlimmer wären die Folgen dagegen für die Belegschaft gewesen, wenn die Explosion in einem tieferyelogenen Stockwerk erfolgt wäre, wo der Luftdruck zweifellos gefährlichere Folgen gehabt hätte. Der materielle Schaden ist erheblich, jedoch durch Versicherung gedeckt.
A« Unfallstelle war gestern nachmittag noch das Ziel zahlreicher Schaulustiger. Zum großen Teil waren es Angehörige der um- liegenden Betriebe, die bereits in den Mittagsstunden die weithin hörbare Detonation vernommen hatten.
Spur im Frauenmord. prostituierte als Opfer?— Suche nach Ilse König. Bei Verfolgung der viele» Spuren vermißter Mädchen, die die Mordkommission zur Aufklärung des Leichenfundes bei Spandau vor- nimmt, ist man auf ein Mädchen namens Ilse König gestoßen, das mit dem scheußlichen verbrechen in Verbindung gebracht wird. Das Mädchen, das am 3. Oktober 1967 geboren ist, wohnte in der Grenadierstraße und suchte allabendlich in der Nähe des Alex- andcrplatzes Herrenbekanntschaften. In der Gegend war sie als ..Ilse" bekannt. Noch Art der Mädchen prahlte sie gern mit ihren Bekanntschaften und äußerte, daß sie auch außerhalb Berlins reiche Freund« habe. Am 12. August sagte sie abends, daß sie noch einen Freund besuchen wolle, erwähnte aber weder seinen Namen noch seine Wohnung. Seit diesem Tage ist Ilse König verschwunden. Ihre geringen Habseligkeiten hat sie zurückgelasien. Auf diese Spur hin sind andere Mädchen aus dem Viertel und Verwandte der Ver- schwundenen herbeigeholt worden. Einige wollen in dem Licht- bild des Kopfes Ilse König wiedererkennen, andere behaupten, daß sie keine Aehnlichkeit finden. Auch über das charakteristische Gebiß gehen die Meinungen auseinander. Von einer Seite wird erklärt, Ilse König habe Goldzähne gehabt, während andere wieder nichts davon gesehen haben wollen. Ob diese Spur zu einem end- gültigen Erfolge führt, steht noch dahin.
Heute LBA. -ErSffnung. 250 Firmen aus aller Welt stellen aus. Heute wird auf dem Mcsiegelände am Funkturm die 7. Internationale Büroausstellung eröffnet werden. 250 ausstellende Firmen aus Deutschland . Amerika. England. Frank- reich, den skandinavischen Ländern, Oesterreich und der Schweiz be- teiligen sich an dieser Schau der Internationalen Bürotechnik. Mit der IBA. wird die Reihe der großen Ausstellungen dieses Jahres, die ununterbrochen vom Januar ab gezeigt worden sind, ab» geschloffen. Die Internationale Büroausstellung, die viel Neues und Verbessertes der bürotechnischen Industrie bringt, ist in dem größten Raum des Ausstellungsgeländes, der AutoHalle I, unter- gebracht. Die IBA., die heute um 16 Uhr eröffnet wird, läuft bis zum 13. September und ist von 16 bis 26 Uhr zu besichtigen. Sonnabend und Sonntags sind die Ausstellungen bereits um 9 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt 1 Mark. Erwerbs- lose kaufmännische Angestellte können bei ihren zuständigen Ver- mittlungsstellen Ausweise anfordern, die zum einmaligen, auf 36 Pf. ermäßigten Besuch der IBA berechtigen. Die Besichtigung der Ausstellung zu diesen Vorzugspreisen, die auf Antrag auch für die Ehefrau bzw. den Ehemann bewilligt werden, ist ohne Einschrän- kung während der ganzen Dauer der Ausstellung und auch Sonn- tags möglich. Da die Ausgabe dieser Ausweise ausschließlich an eingetragene erwerbslose kaufmännische Angestellte durch die zu- ständigen Angestelltenoermittlungsstellen erfolgt, kann die Anforde-
rung derartiger Vorzugskarten unmittelbar bei den Kasten der IBA. nicht berücksichtigt werden. Lteberfall aus Verwalterin. Oer Täler nach aufregender Jagd festgenommen. Die Hausoerwalterin Erna T. hatte gestern im Norden Ber - lins in einem der von ihr betreuten Häuser insgesamt 966 Mark Mieten kassiert. Als sich die Frau aus dem Heimweg befand, wurde sie an der Ecke Jagow- und Agriculastraße von einem Manne angefallen, der ihr einen wuchtigen Faustschlag ins Gesicht versetzte und die Aktentasche entriß, in der sich die kassierten Gelder befanden. Mit der Beute suchte der Täter das Weite. Auf die Hilferufe der Ueberfallenen nahmen Passanten die Verfolgung des Flüchtigen auf. Nach aufregender Jagd durch die Straßen konnte der Täter im Vorbau der Synagoge in der Levetzowstrahe, wo er sich versteckt hatte, gestellt und festgenommen werden. Das Geld wurde ihm wieder abgenommen. Auf dem Polizeirevier wurde der Täter als ein 25jähriger Walter St. festgestellt.
Für das zweitägige Sommerfest der Berliner Feuerwehr am' Sonnabend und Sonntag dieser Woche hat die Direktion des Luna- parks ein großes Sonderproaramm aufgestellt. Der Festbeginn ist auf 4 Uhr nachmittags angesetzt. Die Darbietungen im Park beginnen um 5 Uhr. Der Ertrag der Veranstaltung fließt in die Kaste des Erholungsheims der Berliner Feuerwehr.
Hinaus mit den Nazis! Oer fkaodalöfe Mietsvertrag.— Was geschieht mit Herrn Bouffet? Die Vermietung des der städtischen Zlordsübahn A.-G. gehören- den Hauses Stralauer Straße Z 6 an die Nationalsozialisten, die das Haus zu einer Zentrale ihrer SA.-Vlordkolounen umgestalten wollen, stellt sich immer mehr als ein öffenllicher Skandal dar. Es zeigt sich fehl, daß es für die Stadt gar nicht so einfach ist, die lästigen Mieler wieder loszuwerden. Die Rechtslage ist nun einmal so, daß ein gültiger Miet- vertrag zwischen jenem Herrn Lorenz, dem Beauftragten der Nazis und der Nordsüdbahn A.-G. abgeschlossen worden ist. Der Vertrag soll überdies so abgeschlossen worden sein, daß eine Kündi- gung nur möglich ist, wenn das Haus abgerissen oder von einer städtischen Dienststelle bezogen würde. Man hat sich daher im Rathaus gezwungen gesehen, in„gütliche" Verhandlungen zur Lösung des Vertrages einzutreten. Damit scheint man aber bei den Nazis auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein. Die Stadt will nun eine An- f e ch t u n g des Vertrages wegen Täuschung über den Zweck der Ver- mietung vornehmlich und eine einstweilige Verfügung herbeiführen. Angesichts dieser Sachlage erscheint uny die Frage berechtigt, was mit Herrn B o u f f e t geschieht, der als verantwortlicher Di- rektor der Nord-Südbahn-A.-G. jenen famofen Mietvertrag ab- geschlossen hat. Ein Mann, der städtische Häuser den Nazis zur Verfügung stellt, obgleich er weiß oder wissen muß, welchen Zwecken die Häuser dienstbar gemacht werden sollen, und der damit der Stadt Berlin schweren moralischen Schaden zugefügt hat, muß zur Rechenschast gezogen werden! Es ist anzunehmen, daß die Stadtverordnetenversammlung, die zu ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag, dem 16. September, zusammentritt, sich mit dem Vorkommnis beschäftigen wird. Wie wir hören, wird der Oberbürgermeister noch heute die geplante Verfügung unterzeichnen, wonach in Zukunft keine städtsschen Mietverträge mit politischen Organisationen staatsfeindlichen Charakters abgeschlossen werden dürfen. Berlin ehrtRaabe: Spreestraße wir dSperlingsgasse Wie der Polizeipräsident bekanntgibt, hat er die Um- benennung der Spree st raße in Sperlingsgasse ge- nehmigt. Berlin ehrt damit das Andenken WUHelm R a a b e s, des Dichters der„Chronik der Sperlingsgasse", dessen Geburtstag sich am 8. September zum hundertsten Male jährt. Schönes Wochenende? Aussicht auf Wetterbesferung.— Es soll aber kühler werden. In den gestrigen Vormittagsstunden erreichte die Thermometer- skala für die vorgeschrittene Jahreszeit eine ungewöhnliche Höhe. Bereits um 11 Uhr wurden 26 Grad Wärme gemessen. Damit war auch die Höchsttemperatur des Tages erreicht, denn kühle Luftmassey,, die aus Südwesten Heranflossen und Feuchtigkeit mit sich brachten. führten gegen 14 Uhr zu einem kurzen aber heftigen Gewitter, das von einem wolkenbruchartigen Regen begleitet war. Das Gewitter hatte jedoch mir einen schwachen Temperatur- rückgang zur Folge. Die Gewitterfront erstreckte sich über das ganze Gebiet östlich der Elbe, zum großen Teil waren die Niederschläge sehr stark. Heute wird unser Gebiet noch im Bereich des füdwest- lichen Luststromes verbleiben, allerdings wird es etwas kühler als am Vortage sein. Dies« Wetterlag« wird bedingt durch zwei Tief- druckgebiete, die mit ihrem Kern über Schweden und England liegen. Ein Regengebiet ist in der Nacht ziemlich rasch vorübergezogen und am heutigen Tage dürfte es nur noch zu vereinzelten Schauern kommen. Für die nächsten Tage sieht es weiter nach Abkühlimg aus, doch ist wieder mit Aufheiterung zu rechnen. Der Druck- anstieg, der sich bemerkbar macht, scheint diese Prognose zu bestätigen.
211 „So siehste aus!" Lili fährt empört hoch.„Ach Kinder. ihr wißt doch gar nicht, was es heißt, zu arbeiten. Sitz du mal den ganzen Tag im Kiosk und verkaufe Zeitungen. Oder ärgere dich im Büro herum wie meine Schwester Vilms. Oder gehe mit Wein hausieren wie mein Vater!" Sie denkt eine Weile nach.„Und am meisten arbeitet Muttel. Sie flitzt ständig von der Wohnung in den kleinen Loden, hin und her, und kommt überhaupt nie zur Ruh und ist dabei immer so nett! Ich habe Muttel sehr gern!" Lili setzt den Schaukelstuhl in energische Schwingungen. „... und was hat sie davon? Zwei ungeratene Töchter und einen versoffenen Mann! Aber helfen kann man ihr nicht, trotzdem es mir leid tut. ihr Kummer zu machen. Gib mir noch etwas Wein!" Gert reicht ihr das Glas. „Oder glaubst du nicht, daß sie sich über Vilma wer weiß wie kränkt? Eine Tochter, die nicht zu Hause wohnt und in derselben Stadt lebt! Das ist doch zu viel für die lieben Nachbarn und ollen Klatschtanten. Ich möchte nur wissen, woher die Leute alle so genau orientiert sind. Jedenfalls kennt jeder die Geschichte mit Silvester und mokiert sich darüber. Ein verheirateter Mann. Gott behüte! Vilma bringt sich halb um mit ihrem Iammes"— Lili spricht den Namen ab- sichtlich immer deutsch aus,—„aber ich glaube, sie liebt ihn aar nicht. Sie ist nur ehrgeizig, pfui Deibel! Die feine Madame, die legitime Frau Silvester, wird ja auch schon was haben läuten hören, aber solche Damen sitzen wohlbehütet und sicher vor allem Gerede in ihren Zwölfzimmerwohnungen. Die einzige, die es trifft, ist meine Mutter!" Lili schreit die letzten Worte und sieht Gert böse an. � „Ich kann doch nichts dafür", versichert er und vergrabt die Fingen in seinem braunen, glaltten Haar. „Ich mach dir ja auch keine Vorwürfe", begütigt Lili und lacht:„Was wir hier für weise Reden halten!" „Wo man doch etwas viel Netteres tun könnt«..■" Gert reicht Lift die Hand und zieht sie aus dem Schaukelstuhl
zu sich heran.„Noch schnell, bevor man sich aufhängt z. stößt er zwifäzen den Zähnen hervor. „Wie, bitte?" „Na ja, oder sich sonst irgendwie umbringt", sagt Gert gleichmütig. „Ich hätte Angst!" Lili reißt die Augen weit auf und starrt den Freund an. „Wovor? Daß der ganze Blödsinn ein Ende hat?" „Manchmal kann der Mist doch auch ganz schön sein", schmeichelt Lili. Einträchtig begibt sich das Paar in Gerts Zimmer unter Mitnahme des restlichen Weines und der Gläser. Hier brennt noch immer die buntbeschirmte kleine Lampe. „Mir ist zu warm." Lili zieht ihre Bluse aus. Gert sieht zu der Freundin hinüber, während er die Vor- hänge am Fenster herunterläßt. Er betrachtet die schlanken Anne, die kräftigen Schultern, deren Breite das Sportsmädel erkennen läßt, die Hüsten, die in dem dunkelblauen, eng an- schließenden Rock schmaler ausseben als sie in Wirklichkeit sind. Sein Blick bleibt an Lilis gelbblonden, kurz geschnittenen Haaren hängen. Sie ist doch ein netter Kerl. Er setzt sich zu ihr.„Wie denken Sie darüber, gnädiges Fräulein, sich auch den Rock auszuziehen...?" Alls Lili vor dem Spiegel ihren verstruwelten Scheitel in Ordnung bringt, seufzt sie:„Du hast recht, kleiner Gert, man sollte sich umbringen! Gleich danach!" Vor ihr taucht der staubige, muffig riechende Kiosk auf. in dem sie von 8 bis 6 Uhr Zeitungen verkauft. Jeden Tag. Ein Stumpfsinn ohne Ende mit 120 Mark Monatsgehalt. Aber die Stellen in den Büros sind knapp, und in dem kleinen Häuschen am Markt lebt man freier als unter den wachsamen Argusaugen eines Ehefs. Vilma könnte sie bei Ed. Silvester n. Söhne unterbringen, aber Vilma will nicht. Sie wird ihre Gründe haben. Und mit irgendeinem dicken Mann ins Bett zu gehen, um sich von ihm beschenken zu lassen, das kann Lili nun einmal nicht. Trotzdem ihr Vilma in schwesterlicher Liebe geraten hat:„Mach die Augen zu und denk, es ist Butter!" Gert lümmelt sich faul auf dem Diwan herum, den die verwitwete Frau Regierungsrat Telles für ihren Sohn schon zur Nacht vorbereitet hat, ohne zu ahnen, daß sie einen Altar der Venus errichtete. Er schmiegt seinen Kopf in das küble Kissen. Es lohnt nicht, sich noch einmal anzukleiden. Mit- leidig verfolgt er Lilis Bewegungen vor dem Spiegel. Jetzt beschmiert sie sich das Maul mit dem Lippenstift. Wozu
eigentlich? Armes Tierchen! Er freut sich, daß er zu Hause sitzt und nicht noch wie Lili eine langweilige Fahrt in der Elektrischen vor sich hat. So wie er ist, kann er einschlafen. Herrlich! „Weißt du, was schön wär'?" „Gute Nacht", antwortet Gert. Er ahnt Böses.„Der Hausschlüssel ist in meiner Jakettaschc. Ich komm, ihn mir morgen gegen Mittag vom Kiosk abholen." Lili schlägt den Kragen ihres braunen Kamelhaarmantels hoch.„Du hast die Wahl, Herr stud. jur., entweder begleitest du mich jetzt nach Hause oder ich gebe dir einen Tritt in den Bauch!" Gert dreht sich zur Wand.„Dann gib mir schon lieber einen Tritt in den Bauch!" Fluchend kleidet er sich an, während Lisi eine Zigarette raucht und dafür sorgt, daß von den Weinbeständen der Witwe Telles nicht das Geringste übrigbleibt. „Es riecht direkt nach Frühling", schnuppert sie, als sie an Laubenkolonien vorbeikommen. Die Rosolfs wohnen in einem kleinen Borort der Stadt. Der Weg führt an unbe- bauten Feldern und Wiesen entlang. Spärliche Laternen lassen schwach die Umrisse von Zäunen und ländlichen Häus- chen erkennen. Regen hat die Luft gereinigt. Die Erde ist noch feucht und bleibt in Klumpen an den Schuhen hängen. „So mächt' ich. sterben..." sagt Lili leise. ,Vn so einer Nacht, und es muß auch gerade geregnet haben..." Gert legt den Arm um Lilis Schultern.„Vielleicht tun wir es eher, als du heute ahnst!" Ein paar Verse kommen ihm in den Sinn: ..... Dunkel ist es, und es hat geregnet, Doch du spürst nicht mehr den Druck der Wolken, Die da hinten noch den Himmel hüllen In sanften Sammct..." Und der das schrieb, Alfred Lichtenstein , ist schon lange verfault und vermodert. Oder seine Asche ruht irgendwo in einer Urne. Jedenfalls hat er es überstanden. Im Gehen küßt Gert Lili auf den Mund. Ganz leicht � und wunschlos. Wie ein Bruder die Schwester küßt. Die Westkohle ist voll heschäftigt. Die letzte Bilanz zeigt ein sehr freundliches, vertrauenerweckendes Gesicht. Die Aktionäre können mit der Dividende zufrieden sein, Abschrei- bungen sind ebenfalls vorgenommen worden. Dazu hat man� Gehälter und Löhne reduziert, wie es eine ernste Zeit er- fordert. Der Laden klappt, und trotzdem fallen die Aktien. Unerforfchliche Wege des Schicksais!(Fortsetzung joigt.)