Der Abend
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B 209 48. Jahrgang
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Kommunisten kneifen!
Sie wollen 30 Pf. Eintrittsgeld!-Künstler lehnt ab, ihnen die Kaffe zu füllen!- Die Sozialdemokratie lädt nun ein zum nächsten Montag!
zu der die Kommunisten eingeladen sind.
Die Auseinandersehung zwischen dem Kommunisten| sondern in unsere eigene, zu der jeder freien Eintritt hat und Heinz Neumann und unserm Genossen Franz Künstler, die morgen abend in der Neuen Welt" stattfinden sollte, ist von der Kommunistischen Partei durch einen üblen Kniff bis auf weiteres vereitelt worden.
Nachdem für die Versammlung alles verabredet war, er ließen die kommunistischen Veranstalter plötzlich in ihrer Presse die Ankündigung, daß sie ein Eintrittsgelb von 30 Bf. erheben würden.
Genosse Künstler sollte also als Zugkraft wirken, um die tommunistische Kaffe zu füllen! Die sozialdemokratischen Arbeiter sollten ihre Groschen für die KPD. hergeben! Mit Recht hat Genosse Künstler seine Mitwirkung unter diesen Umständen abgelehnt. Er hat heute vormittag der Berliner Bezirksleitung der KPD. folgendes Schreiben zugehen laffen: In der Welt am Abend" vom Sonnabend, dem 5. September 1931, und der Roten Fahne" vom Sonntag, dem 6. September 1931, fordern Sie für die vereinbarte Bersammlung in der Neuen Welt" ein Eintrittsgeld von 30 Pf., außerdem von den Erwerbslosen ein solches von 10 f.-
Diese aus Ihrer Angst geborene Forderung entspricht nicht dem Zweck der Auseinander fegung.
Der Bezirksvorstand Berlin der SPD. lehnt eine finanzielle Belastung der Versammlungsbesucher, besonders der Er= werbslosen, ganz entschieden ab.
In der Roten Fahne" vom 2., 3., 4. und 5. September 1931 erschienen vier große Ankündigungen ohne jeden Hinweis auf Erhebung eines Eintrittsgeldes.
Erst als der sozialdemokratische Bezirksvorstand in der Morgenausgabe des Vorwärts" vom Sonnabend, dem 5. September 1931, zum Besuch der Versammlung aufforderte, erschien am selbigen Tage in der Welt am Abend" die Mitteilung, daß ein Eintritts gelb erhoben wird.
Diese Ankündigung und deren Wiederholung in der Roten Fahne" vom Sonntag, dem 6. September 1931, zeigen uns flar und deutlich, daß Sie einer Auseinandersetzung ausweichen wollen.
Die Sozialdemokratische Partei und befon ders die Erwerbslosen sind nicht gewillt, die Kassen der Kommunistischen Partei zu füllen. Ich lege Wert darauf, öffentlich festzustellen, daß ich die Abrechnung
mit der KPD. unentgeltlich vornehme.
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Da Sie nicht in der Lage sind, unentgeltlich eine solche Verfammlung durchzuführen, sondern die in schwerer Not befindlichen Erwerbslosen mit Eintrittsgeld belasten wollen,
Wie wir hören, wird Genoffe Künstler am Montag, dem 14. September, in der neuen Welt" feine Abrechnung mit den Kommunisten halten. Die KPD. wird aufgefordert werden, zu dieser Bersammlung einen Redner zu entfenden. Diesem werden die gleichen Rechte zugesichert, die bei den Abmachungen über die vereifelte Diensfagversammlung für Genoffen Künstler vereinbart waren.
Die
Santiago de Chile , 7. September. Die Regierung gibt bekannt, daß die vor Coquimbo liegende aufständische Flotte am Sonntagnachmittag von Regierungsflugzeugen bombardiert worden ist. Bombenabwürfe, verbunden mit Maschinengewehrfeuer, währten 20 Minuten. Die Aufständischen erwiderten das Feuer nicht, da sie in den unteren Räumen der Schiffe Schutz gesucht hatten. Sechs Kriegsschiffe wurden schwer beschädigt. Zahlreiche Tote und Verwundete sind zu Kurz vor Redaktionsschluß wurde uns die Abschrift eines verzeichnen. Fünf Kriegsschiffe, darunter zwei U- Boote, Schreibens übermittelt, das von der kommunistischen Bezirkshißten die weiße Flagge. Kriegsminister Vergara kün leitung an den sozialdemokratischen Bezirksvorstand gerichtet digte an, daß jeder zehnte Aufständische nach der Ers worden sein soll. In diesem Brief wird behauptet, daß die gebung oder Gefangennahme standrechtlich erschossen fommunistische Bezirksleitung auf die Erhebung eines Eintrittsgeldes verzichte.
Neuer Winkelzug.
bens nachzuprüfen.
werde.
Es war uns nicht mehr möglich, die Echtheit des Schrei- zeuge wurde ein breimotoriges Flugzeug von den Aufständischen Bei der Bombardierung der Kriegsschiffe durch Regierungsflug abgeschoffen. Das Flugzeug ging in Flammen auf. Kapitulation!
In der heutigen Ausgabe des fommunistischen Abend. blattes wird jedoch trotz des Briefes die Eintrittsgeld. forderung aufrechterhalten.
Beruhigte Börse.
Affienfurse uneinheitlich- Rentenmarkt feft.
Die Stimmung an der Berliner Börse war heute bei ziemlich starkem Geschäft noch sehr uneinheitlich. Allgemein ist man etwas beruhigter; aber eine einheitliche Kursbildung konnte sich noch nicht durchsehen. Es fieht so aus, als ob man sich in dem noch fortdauernden allgemeinen Durcheinander auf Chancen befinnen würde, die mit Sicherheit bei einigen Wertpapieren vorhanden sind.
erkannt sichereren Papieren und auch b; esonders auf dem So zeigen sich einige bemerkenswerte Kurssteigerungen bei an Pfandbriefmartt. Siemens erhöhte sich gegen Freitag von 102 auf 105, JG.- Farben von 93 auf 96%, Salzdetfurt stiegen von 140 auf 146, Reich s bantanteile erhöhten sich von 102% auf 108. Dagegen gingen Rheinisch- Westfälisches Elektrizitätswert ( RE.) noch von 78 auf 74 und Deutsche Bank und Dis tontogesellschaft von 74 auf 71% zurüd. 8prozentige Pfandbriefe wurden ziemlich start gesucht und konnten sich um 2 Prozent und darüber verbessern. Auch Kommunalobgligationen
waren bei erhöhten Kursen st är ter gefragt.
Mittags mird aus Buenos Aires gedrahtet:
Nach einer chilenischen Meldung haben sich die Aufständischen der Regierung bedingungslos ergeben. Die Nachricht wurde in der Hauptstadt bejubelt, man tanzte und sang auf den Straßen. Eine amtliche Meldung fagt, daß die Waffenstreckung der. Aufständischen nach der Androhung eines neuen Bom bardements erfolgt ist.
Kämpfe bis zur Erschöpfung.
London , 7. September. Der Times"-Korrespondent in Santiago de Chile meldet: Die nachmittag an. schweren Kämpfe in Talcahuano dauerten den ganzen Sonntag Die Regierungsstreitkräfte griffen das dritte und legte Fort, das in den Händen der Aufständischen geblieben war, an und eroberten es. Talcahuano befindet sich jetzt völlig in den Händen der treu gebliebenen Regierungsstreitkräfte. Der Zerstörer Riveros wurde zweimal von der Küstenverteidigungsartillerie getroffen und fapitulierte. Später strandete er. Das Schlacht schifft Capitan Prat wurde beschädigt. Die U- Boote, die ihre Mutterschiffe verlassen hatten, wurden von Flugzeugen bei Los Bilos festgestellt. Es sind Maßnahmen getroffen worden, um zu verhindern, sich mit der Hauptflotte in Coquimbo zu vereinigen, deren
wird nunmehr die Sozialdemokratische Partei eine Versamm Der revidierte Fünfjahresplan. Befahung nach fünf ſchlaflofen Nächten Zeichen der Erschöpfung
lung mit dem gleichen Thema einberufen.
Die Berliner Bezirksleitung der KPD. ist natürlich nicht so dumm, daß sie diese Wirkung ihres Schrittes nicht vorausgesehen hätte. Offenbar ist ihr bei der Sache nicht wohl gewesen, und auf der Suche nach einem Ausweg ist sie auf die Idee der 30- Pf.- Forderung gekommen. Damit hat sie die Auseinandersetzung, der sie mit großen Besorgnissen entgegensah, zunächst verhindert. Aber nur zunächst! Denn nunmehr wird die Sozialdemokratische Partei die Beranstaltung in ihre Hände nehmen und eine Versammlung mit fostenlosem Eintritt einberufen, in der neben Künstler ein Bertreter der KPD . mit gleicher Redezeit wie der Referent sprechen darf. ER
In die morgige 30- Pf.- Versammlung der Kommunisten geht tein Sozialdemokrat! Die KPD. wird vielleicht noch verschiedene Anreißerkunststücke versuchen, um den sozialdemokratischen Arbeitern dennoch die Groschen aus der Tasche zu loden. Kein Genosse darf darauf hereinfallen!
Wir geben nicht in bie tommunistische Bersammlung
W
Kalinin:„ Wir müssen ihm die Pferdefur um ein Jahr fürzen, der Zorowatschi geht uns sonst dabei ein".
zu zeigen beginnt.
Der Kreuzer General O'Higgings soll gesunten sein. Der Auss schuß der Meuterer an Bord des Almirante Latorre, mit dem man verhandelt hatte, bestand aus 80 Unteroffizieren. Aber als eine Vereinbarung schon sicher schien, weigerten sich die Matrosen, die vorgeschlagenen Bedingungen anzuerkennen.
Amtliche Meldungen besagen, in Valparaiso herrsche nach der Rapitulation aller Befestigungen. Ruhe. Die Luftstreitmacht in Quinteros, die sich am Donnerstag den Rebellen angeschlossen hatte, hat sich bedingungslos ergeben. Ferner wird amtlich versichert, daß Heer und Polizei in der ganzen Republik zuverlässig seien. Regierungsflugzeuge bewarfen die bei Coquimbo liegenden U- Boote 20 Minuten lang mit Bomben und machten zwei Don ihnen tampfunfähig. Die meuternden Besagungen der beiden Fahrzeuge schwammen an Land. Auch ein Zerstörer foll tampfunfähig gemacht worden sein.
Der Kriegsminister General Bergara hat den Befehl erteilt, alle Kommunistenführer zu verhaften, da man annimmt, daß die Matrosenmeuterei auf fommunistischen Einfluß zurückzuführen ist. Ueber ganz Chile ist für vorläufig 30 Tage der Belagerungszustand verhängt worden.