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Beilage

Montag, 7. September 1931

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Der Abend

Shalausgabe des Vorward

Gestalten aus großer Zeit

Die Gräfin von Lichtenau/ von Trude E. Schulz

Im Jahre 1765 heiratete der Neffe und Thronfolger Friedrichs II., der spätere König Friedrich Wilhelm II.  , seine Rusine Elisa­beth, die Tochter des Herzogs von Braunschweig  . Die Ehe, die beide Partner nicht sehr genau nahmen, wurde 1769 mit Einwilligung Friedrichts II. geschieden, der allerdings nur deshalb seine Zu­stimmung gab, weil fein Nachfolger aus ihr hervorzugehen schien, obgleich er dessen Produktion durch einen Kammerherrn bei der Prinzeffin fozusagen amtlich befohlen hatte. Der große" Friedrich, den seine Verehrer so gern als den fürsorglichen Vater seines Volkes rühmen, war in Wahrheit während seiner Regierung diesem Bolte, das er zehn Jahre lang in ehrgeizigen Eroberungstriegen opferte, immer fremd geblieben, und der alternde König sah als wichtigstes Ziel die Erhaltung der Dynastie. Daß diese sich aus dem ausschweifenden, zum Verwalter eines Staates völlig unfähigen Neffen fortpflanzen würde, war ihm daneben unwesentlich. Gleich nach seiner Scheidung ehelichte der Kronprinz Friederike Luise  , die Tochter des Landgrafen von Hessen- Darmstadt  , die denn auch vier Söhne und drei Töchter zur Welt brachte. Doch obwohl sie ihren Mann überlebte, wurde dieser noch der Gatte von zwei weiteren, ihm kirchlich angetrauten Frauen.

Er schloß, mit feierlicher Einwilligung eines geistlichen Kon­fiftoriums, zwei Chen ,, zur linken Hand".

Zuerst mit Julie von Boß, die 1789 nach der Geburt eines Knaben starb. In der Gunst des Königs war sie bereits durch die Gräfin Dönhoff verdrängt worden, mit der sich dieser dann 1790 durch den Hofprediger Zöllner trauen ließ. Doch rasch wurde Friedrich Wilhelm II.   auch dieser Gattin überdrüffig, und bereits 1792 verbannte er sie vom Hofe. Aus dieser Ehe hatte der König zwei Kinder, die den Titel Graf und Gräfin von Branden burg erhielten. Der Sohn der Julie von Voß   bekam den Namen Graf von Ingenheim.

Der Verbrauch des Königs an Liebschaften neben diesen Ehen war ungeheuer groß. Eine Frau aber erhielt sich dauernd in seiner Gunst:

Wilhelmine Ente, die Tochter eines föniglich preußischen Wald­horniffen.

Bodurch gelang ihr das Wunder? Vieles Wichtige an Briefen und Dokumenten, was ihr Verhältnis zu Friedrich Wilhelm II.   Plären fönnte, ist von seinem Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm   III. verbrannt worden. Dennoch existierten noch genug aufzeichnungen, die ihr Charakterbild spiegeln und so den Schlüffel zum Verständnis dieser dauerhaften Verbindung geben. In einem Roman ,, Wil. helmine Ente"( Berlag Ulstein) versucht Bruno Stümte eine Deutung, die aber so falsch ist, wie fast alle ähnlichen Bersuche in historischen Romanen; der Held" oder die ,, Heldin" find hier ja geradezu technische Notwendigkeiten. Die Wilhelmine Ente dieses Romans ist keine Wirklichkeit, sondern eine füßlich getuschte Legende, die auch gleich das Porträt des zugehörigen föniglichen Herrn mild mit einfärbt.

Friedrich Wilhelm II.   fannte mur ein Lebensziel: höchst en Genuß für sich selber. Auch die Versuche im Beginn seiner Regierungszeit, sich populär zu machen, entsprangen nicht, wie im Roman vorgetäuscht wird, dem ernsten Willen für die Wohlfahrt des Bolkes, sondern waren impulsive Handlungen, die die Gunst des Voltes erkaufen sollten. Eine Wilhelmine Ente, wie Stümle sie zu zeichnen versucht, hingebend und voll Idealismus für Bolt und Königtum, hätte diesen König nicht auf lange Dauer fesseln können. Nur ein Mensch, der wie er den Genuß zu schäßen wußte, mit derben, aufnahmebereiten Sinnen, redete seine Sprache und konnte sich mit ihm verständigen, wenn eine rasche Leidenschaft längst verflogen war. Lord Malmesbury, der englische   Gesandte am Hofe Fried­richs II., beschreibt 1776 die 24jährige Wilhelmine als groß von Ge­ftalt, von munterem Aussehen, nachlässig in der Kleidung; sie gewährt die Vorstellung von einer vollkommenen Bacchantin". Das ist nicht das zarte ,, Minchen", das bei Stümte in biedermeier­licher Stille auf den föniglichen Geliebten wartet, den sie mit viel Tränen und Sanftmut beschwört, ihr Menschenkönig", der gerechte Vater seines Landes zu werden, aber es ist die wirkliche Wilhelmine Ente aus Fleisch und Blut, die jene aus der Revolution hervor­gegangene Bolabel ,, roi des hommes" als Modephrase in ihren Briefen anwendet. Und diese Wilhelmine   ist viel interessanter als Stümpes romantische Helbin, weil ihr von Lieb- und Leidenschaften bewegtes Dasein das Leben der Oberschicht ihrer Epoche spiegelt, während das Minchen des Romans, feltsames Gemisch aus deutschem Gretchen und Shawscher Heiliger Johanna, ein zerfließendes Schatten wesen ist.

Wilhelmine   lebte feinesfalls, wie Stümte feine Leser glauben machen möchte, nur ihrem geliebten Friedrich Wilhelm  . Außer den beiden Kindern vom König, die die Titel eines Grafen und einer Gräfin von der Mart betamen, feßte fie

noch mehrere andere von verschiedenen Bätern ins Leben. Ihre zahlreichen Liebschaften waren kein Geheimnis. Friedrich Wilhelm   störte das übrigens wenig. Er wäre auch bereit gewesen, die Frau mit seinem Kammerbiener Rig zu teilen, mit dem sie sich auf sein Zureden und auf Verlangen Friedrichs II. sehr gegen ihren Willen vermählen mußte; Stümte stellt diese Ehe als ein rührendes freiwilliges Opfer Wilhelminens dar, das diese bringt, um den Kronprinzen zum Wohle des Landes aus dem Ein­fluß der Rosenkreuzer zu befreien. Ihr Mann wird nur gelegentlich als der brave Diener seines Herrn erwähnt, obwohl ein Porträt von ihm, das in einigen Zügen wenigstens der Wirklichkeit nahe ge­tommen wäre, manches zur Charakteristik des Milieus und der Hauptpersonen hätte beitragen fönnen. Ritz war ein übler Schleicher, geduldiger Brügelfnabe feines jähzornigen Herrn und fein Vermittler in vielen Liebesaffären, der gegen andere seinen Bertrauenspoften mit brutalem Hochmut ausnutte. Daß Wilhelmine Ente fich später rühmen konnte, mit diesem ganz gemeinen Menigen, wie ihn ber Kriegsrat Cölln in seinen vertrauten

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Briefen nennt, nie unter einem Dache gelebt zu haben, beweist, daß| mur seine Gunst, sondern gelegentlich wenigstens auch ein offenes ihr Instinkt immer noch um vieles sauberer war als die Genußsucht Ohr schenkt. ihres königlichen Geliebten.

Aber Wilhelmine Ente war viel zu flug, um dieser Genußsucht nicht Rechnung zu tragen.

Sie führte Friedrich Wilhelm   selber die Geliebten zu und war dabei sehr auf Abwechslung bedacht, und zwar ließ sie ihm diese Fürsorge" besonders als König zuteil werden, um den mit ihren Reizen allzu Bertrauten auf diese Weise an fich zu feffeln. Natürlich berührt Stümte auch diese Vorgänge mit feiner Gifbe. Nur den Kronprinzen macht das Meinchen seines Buches auf zwei schöne Operetten(?) fängerinnen aufmerksam, um durch ein paar flüchtige, aber standalerregende Liebschaften Friedrich II.   die Augen darüber zu öffnen, eine wieviel taftvollere Geliebte sie für seinen Neffen abgegeben habe.

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Etwa um die gleiche Zeit( 1792/93), wo die historische Wilhelmine Ente Briefe empfängt wie diesen von einem uns Unbekannten aus dem rheinischen Hauptquartier: Für Ihren so freundschaftlich hin­reißenden Brief, gefährliche Minette, danke ich Ihnen von ganzer Seele, ohnerachtet ich's eigentlich nicht tun sollte. Denn da denkt man sich natürlich bei der, die ihn schrieb, und nebenher die reizendste Art des Dantes und dann! wird der Strohsad zum Rohlenbeden- und ausgemacht wahr soll es sein, daß der mit Mohnköpfen bekränzte Gott des Schlafes fein Liebhaber von Feuer­qualen sein soll. Gut, daß ich bei Carthäusern wohne! täglich hundertmal will ich über ihren Türen das trostreiche Memento mori  nachlesen, und alle Abend will ich mein Bette mit Weihwasser be vielleicht gewährt dies meinem Blute und meiner Seele spritzen; einen gewissen Grad von falter Ruhe, der vor gewissen Blicken und leider, in elektrische Funken übergeht." um diese Zeit Briefen unterhalten sich bei Stümke Friedrich Wilhelm II.   und Wilhelmine fo: Er nahm ihre Hand und füßte sie: Ich habe nichts mehr als bich, suche keinen anderen mehr als dich!"- Still, Friedrich, still. Ich weiß es. Wir werden noch Schweres erdulden müssen. Und dennoch wird das Kommende leichter fein als das Vergangene. Biel Teichter, weil der Glaube an unsere Treue uns stärtt."

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Stümfe verfälscht in seinem Roman eben nicht nur einzelne Typen, er verfälscht eine ganze Epoche. Das Volf, unterdrückt, aus­gehungert, durch ungeheure Abgaben verarmt, das er noch im An fang feines Buches zu gestalten versucht, wird bei ihm allmählich durch Wilhelmine  , das Kind aus dem Bokke, ersetzt, dem der Rönig nicht

In Wirklichkeit drang auch nicht ein Lüftchen freiheitlicher Gedanken in den Lebensraum dieses Königs,

und die 1796,, wegen ihrer dem königlichen Hause von Jugend an be­wiesenen Hingebung und ,, Aufopferung" zur Gräfin von Lichtenau er­hobene Wilhelmine Ente war niemals ein selbstloses, nur auf das Wohl der anderen bedachtes Wesen. Ihr Lebensweg wurde ihr von einem primitiven Ich- Bewußtsein diftiert. Sie besaß den Instinkt eines Tieres, und deshalb handelte sie schlecht und gut, flug und dumm, und deshalb war sie feins von allem. Um eine Verfechterin freiheit­licher Gedanken zu werden, dazu besaß sie weder selbstlosen Idealis­mus noch politischen Weitblick. Wo sie politischen Einflüsterungen zugänglich war, waren diese in ihrem Schlafzimmer, von nächtlichen Liebesschwüren untermischt, an ihr Dhr gedrungen und diese Ein­flüsterungen dienten sicher nicht der Freiheit. So erhielt sie sich über dreißig Jahre als die Maitresse eines Kronprinzen und Königs, deren eigener Lebenshunger darum auf seine Rechnung fam, weil sie mit ihren für Genuß geschärften Sinnen es stets verstand, den Lüsten ihres Herrn zu dienen. Sie war ihrem Geliebten in ihren Bedürf nissen sehr ähnlich; was sie zu ihrem Vorteil von ihm unterscheidet, find mur ihre gesünderen und darum weniger schmutzigen Instinkte.

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Ihre Primitivität und ihre geistige Beweglichkeit gemann ihr manchen Freund, der ihr auch nach ihrem Sturz treu blieb. Denn obwohl sie von vielen gemahnt wurde, durch rechtzeitige Kapital­anlagen im Auslande sich wirtschaftliche Sicherstellung nach dem Tode Friedrich Wilhelms II.   zu schaffen, verzichtete sie darauf. Sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm   III. tonfiszierte ihren Besitz und setzte sie in Glogau   gefangen, ließ sie dann aber frei, als die Verdächtigungen, daß die Gräfin Landesverrat getrieben habe, sich als unberechtigt erwiesen hatten, und ermöglichte ihr ein Leben in Wohlstand. Wilhelmine   heiratete 1802 den Theaterdichter Franz von Holbein  , der sie vier Jahre später wieder verließ; 1820 starb fie, 67 Jahre alt. Das Volt, von dem sie nichts wußte und nie gewußt hatte, war unfrei, von Lasten bedrückt. Friedrichs II. Staatsschatz von über 50 Millionen, den die Steuerschraube aus dem Volte herausgepreßt hatte, mar von Friedrich Wilhelm II.   in elf Re­gierungsjahren nicht nur vergeudet worden, sondern darüber hinaus hatte dieser 48 Millionen Schulden hinterlassen; was Wilhelmine   zu­geflossen war, machte sehr beträchtliche Summen aus, aber trotzdem nur einen fleinen Teil dieser Beträge.

Volkstheater in Griechenland  

Schattenspiele der Wirklichkeit von Dr. Heinrich Kahane

Ligourion, im Auguft.

Nach wandert, wie seit Jahrhunderten, der Schatten. spieler mit seiner fleinen Bühne durch Griechenland  . In diesem Lande der Traditionen, in dem die Zeit langsam, ganz langsam dahinzieht und nichts so heilig und unantastbar ist wie die Gewohn­heit, hat auch das reizvollste und geheimnisreiche Spiel des Theaters fich faum verändert. Ein Bretterverschlag, dem Publikum gegenüber durch eine gestraffte Leinwand unterbrochen, ist sein Haus; und zwischen der Leinwand und scharfem Licht bewegen sich, dem Zu­fchauer als Schatten sichtbar, die Pappfiguren, zu deren Gesten der eine Spieler mit jeweils verstellter Stimme spricht. Karago ez: so heißt, mit türkischem Namen, nach seiner Haupt­figur das Spiel, das von den Türken übernommen wurde; viele der stereotypen Figuren, der Vezir, der Bey, Fatme die Verliebte, find, wie der Karagoez selbst, türkischen Ursprungs, Typen, die dem Volke vertraut geworden sind, die ihre bestimmte und unpersönliche Auf­gabe und Rolle im Drama haben, den festgefügten Bau darstellend, in dem sich die Streiche und Wize des Karagoez abspielen. Hinter den Späßen und Scherzen aber lebt ein starter Birklichkeitssinn. Raragoez, der ewige Habenichts, der Clown des Alltags, der arme Teufel, ty: betrügen will und ge= prügelt wird, gehört zu jenen realistischen, unpathetischen, erdnahen Figuren der Weltliteratur, die neben den feierlichen und erhabenen in ununterbrochener Entwicklung von der Antike bis zum heutigen Tage ihr sündenfrohes Leben gelebt haben. Es ist das fleine Leben des untragischen Menschen neben dem großen Schicksal des tragischen Helden. Dieses Drama, das seine stärksten und immer lebendigen, immer erneuten Kräfte aus dem Bolte zieht, findet im Volk auch das freudigste und dankbarste Publikum: es lebt, ob es Karagoez oder Kasperletheater heißt, ob es der Schatten oder der Marionetten fich bedient, am Rande der Literatur im Vorstadttheater, im 3irfus, auf Jahrmärkten sein unentwegtes Dasein der anspruchslofen Ergözung fort.

Der Mimus, wie diese Dichtgattung von der Wissenschaft ge­nannt wird, hat seine eigenen Lebensgefeße. Das letzte, ewige und immer unerreichbare Ziel des Karagoez, sich satt zu essen, sich den Magen zu stopfen, ist der Ausgangspunkt für alle diese kleinen und heiteren Stücke, die leichthin von der Last, lachend von der Trüb­feligkeit des täglichen Lebens berichten; sie sind realistisch, weil ihre Geschehnisse die Schicksale von Jedermann und Allerwelt sind, feine großen und erregenden, aber unabwendbare und quälende. Raragoez, der Held der sieben niederen Lebensfreuden, der ewige Ahasverus des leeren Magens, hält dem Publikum einen ver­zerrenden Lachspiegel vor.

Der tafelfreudigen Welt des Karagoez ist eine andere, ebenso sehnsuchtserfüllte gegenübergestellt: die Welt der Liebende n. Die Stüde   sind nach einem festen Schema fonstruiert, nach dem der einzelne Typus fein typisches Schicksal, seine stereotypen Nöte und Sorgen erleiden muß: der Arme hat Brot, der Reiche hat

Liebesforgen zu haben. Aus solchem System der geordneten Unordnung erwachsen die Berwicklungen der Handlung. Von der Natur sind die beiden Welten, die des Herzens und die des Magens, getrennt, aber die eine bedarf, um zum Ziel zu gelangen, der anderen, der arme Teufel braucht das Geld der Liebenden, die immer freigebig find, immer todtraurig und todkrant, weil sie nicht zu einander können; die Liebenden aber, die zu verliebt und zu edel sind, um mit den Listen und Verschlagenheiten der irdischen, mimischen Welt ihr Unglüd in Glück zu verwandeln, sind auf des armen Teufels Wig und Einfälle angewiesen, der nie versagt, wenn das Geld wintt.

Stereotyp wie die Schicksale der beiden Sphären sind auch die werden: die immer gleiche Dekoration zeigt links die Hütte des

äußeren Mittel, mit denen sie dargestellt und verdeutlicht

Karagoez, rechts den Palast des Vezirs; die Sprache, die mit den einzelnen Figuren wechselt, zeigt eine reiche Fülle von Abstufungen; die 3 weisprachigkeit der Griechen, die neben der all­gemein gesprochenen Umgangssprache eine dem alten Griechisch an­genäherte Schriftsprache tennen, wird ausgenußt, wie auch das Sprachgemisch von türkischen, italienischen und albanesischen Ele­menten und der Reichtum der Dialekte: so wird es möglich, die sechs oder acht Figuren eines Stückes, die ja alle von einem Schatten­spieler geführt und gesprochen werden, erkennbar zu unterscheiden und gleichzeitig zu charakterisieren, die Liebe spricht eine andere Sprache als der Hunger und die roheste von allen der albanesische Sflave des Palastes, der nichts zu tun hat als zu prügeln.

Gemeinsam ist den Komödien auch das älteste und beliebteste aller Komödienelemente: die Verkleidung. Die Komödie in der Komödie. Karagoez bedarf zu seinen Listen des Kostüms, und es gibt feines, in dem er nicht den Reichtum zu betrügen versuchte, er fommt uns als Arzt und Totengräber, als Hebamme und als miß Griechenland  . Der feste Rahmen wird durch die Neuerungen der Zeit, die Variationen und feine Veränderungen find, nicht gesprengt.

Fest und unwandelbar wie die Weltanschauung, die Psychologie, die Charakteristik, die äußeren Mittel, der Inhalt, der Aufbau find auch die künstlerischen Elemente, die dem Schattenspiel des Karagoez den eigenen Reiz geben: das Lied und die Prügel. Alles beginnt mit Musik und endet mit Schlägen: die Lyrik des Alltags vor der Dramatik des Alltags. Die Prügel, mit oder ohne Grund in jede Handlung, jede Szene gepfropft, werden zum fünft­lerischen Ausdruck der Weltanschauung, die diesen Komödien des Alltags zugrunde liegt. Drüben, vor dem Serail, schallen die Küffe der glücklich Vereinigten, und hier, vor der Hütte des Karagoez, tnallen die Schläge auf den armen, betrogenen Betrüger herab. Das Publikum aber lacht und empfindet, schadenfroh gestimmt und unbekümmert um das eigene Schicksal, die Prügel des Karagoez als happy end.

Der aber, blau geschlagen, erhebt sich schließlich und kündet, ein ewiges Stehaufmännchen, lustig für morgen ein neues Stüd an.