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Recht und Armut.

Vor dem Gesetz ist jeder Deutsche gleich. Dieser rechtliche Fundamentalsa sezt voraus, daß auch dem ärmsten Deutschen in einem Rechtsstreit die Wahrung seiner Rechte gewährleistet sein muß. In rund 60 000 Fällen mußte in den Verfahren vor den Berliner Gerichten im verflossenen Jahre den Rechtsuchenden ein Anwalt gestellt werden, dessen Kosten die Allgemeinheit tragen mußte. In den meisten Fällen handelte es sich bei dieser Bemilli­gung des Armenrechts an die Prozeßparteien um Verfahren bei den Amts- und Landgerichten in erster Instanz. Nur annähernd 4000 Fälle wurden bis zur Berufungsinstanz und 6500 bis zum Kammer­gericht weitergeführt.

Bei den rund 2,3 millionen 3ivilprozessen bei den Berliner Amtsgerichten und den in die Hunderttausende laufenden Straffachen vor den einzelnen Strafgerichten ist der Prozentsatz der Verfahren, die im Armenrecht geführt wurden, verhältnismäßig gering. Ihre Zahl ist aber im sprunghaften Steigen begriffen als ein Zeichen der Wirtschaftsnot, die eine starke Vermehrung der Rechtsstreitigkeiten zur Folge hat. Abgesehen von den Klagen im Mietrecht, den Kündigungs- und Kündigungs- und Räumungs flagen und den vielen Mahn- und Wechselprozeffen, mehren sich auch die Fälle von rein familienrechtlichen Ausein andersetzungen. Die steigende Zahl der Ehescheidungs­flagen ist in vielen Fällen ein Maßstab für die Wirkungen von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsnot auf den festen Bestand der Familien. Es ist bezeichnend, daß ein großer Teil gerade dieser Magen im Armenrecht geführt werden und oft beide Parteien die Anerkennung ihrer Bedürftigkeit beantragen.

Selbstmord eines Bankdirektors.

Beruntreuungen bisher nicht festgestellt.

Stuttgart , 8. September.

Am Dienstag früh fand man in der Hohenlohe Bant in Dehringen den Direktor Adolf Denner erschossen auf. Er hielt noch den Revolver, so daß tein Zweifel darüber bestehen fann, daß er selbst Hand an sich gelegt hat. Die Hohenlohe - Bant gibt öffentlich die Erklärung ab, daß ein Grund zu Beunruhigungen nicht vorliege, da der Einlagebestand nicht gefährdet sei. Ein Heil­ bronner Treuhänder ist mit der Aufstellung des Status beauftragt.

600 000 Marf Lotteriegewinn.

Gleiwik, 8. September.

In der Sonnabendziehung der Preußisch- Süddeutschen Klassen lotterie entfiel ein Hauptgewinn von 300 000 Mart auf das Los Nr. 285 245. Das Glückslos befindet sich in beiden Abteilungen im Besiz eines Gleimiger Kaufmanns, der das ganze Doppel­los allein spielt. Er würde demnach Anspruch auf zusammen 600 000 Mart haben. Es dürfte bisher selten vorgekommen sein, daß ein so hoher Gewinn einem einzigen Losinhaber ungeteilt zufällt.

Sonntag auf Scharfenberg.

Diesmal hatte fich die Schülergemeinde Scharfen berg in ein fizilianisches Gewand gesteckt, um der Fröhlichkeit und dem Erfinderglückt seiner Insassen die bunte Folie zu geben, damit auch die vielen Gäste, die zur Scharfenberger Kirmes kommen, etwas von dem wahren Geiste verspüren, der dieser Versuchsschule Berlins

probieren fie es mit List, die Dörfler zu überrumpeln, wobei zwei Stegreifdichter elend verjagen, ein Räuberhauptmann in eine Wassertonne fällt und ein Toter zum Leben auferweckt wird. Das Spiel ist von den zwei jüngsten Jahrgängen der Schule gemeinsam gedichtet und einstudiert worden. Später wandert die Festgesell­fchaft auf die Spielwiese an der Südspitze der Insel, wo auf einer Freilichtbühne Schillers Braut von Messina" von den älteren Schülergruppen aufgeführt wird. Sturmwolten drohen über dem See, als die Gäste die Insel verlassen.

die Bekanntgabe der Programmfolge an Stelle der niedlichen In der Plaza besorgt jetzt der rheinische Komifer Jacoby Nummernträgerin. Er macht das mit sehr viel Wig, und trockenen rheinischen Humor bringt er auch bei seinem programmgemäßen Auftreten. Auf Riesenkugeln produzieren sich drei Damen, die Li­viors, die dieser alten Balancekunst neue Seiten abzugewinnen wissen. Friz Adelly spielt virtuos Akkordeon, begleitet seine Kunstpfeiferei selbst und läßt sich auch von seiner hübschen Assistentin zur fingenden Säge begleiten. Die Rever hos jonglieren mit frappierender Sicherheit auf dem Drahtseil. Mit der Magik hat es auch aus dem Gruseln nicht herauskommen läßt. Der ,, originellste Hadji Sambalo, der die Zuschauer aus dem Staunen, aber Einradfahrer" Nilsson trägt seinen Titel mit vollem Recht.

Mit den baulichen Mißständen der städtischen Handelsschule Prenzlauer Berg , Gethsemanestr. 4, befaßte sich eine überfüllte Elternversammlung. In einer einstimmig angenommenen Resolu= tion wurde sofortige Bereitstellung eines Schulgebäudes verlangt. das dem Beschulungswillen der Elternschaft und den hygienischen Anforderungen entspricht.

Stiftungsfest des Neuköllner Sängerchors. Der Neuköllner Sängerchor( Mitglied des DASB.) feiert am Sonntag, dem 13. September, 17 Uhr, im Saalbau Friedrichshain sein zehn­Liederfreunde"," Fichte- Georginia", sowie Friedrich Heger- Chor. Martha John bringt Rezitationen. Eintritt 50 Pfennig.

Die unterschlagenen Einschreibebriefe. innewohnt. Da find auf dem Landeplatz zwiſchen Scheune, Kuh. jähriges Beſtehen unter Mitwirkung der Männerchöre Berliner

15 000 Mart des gestohlenen Geldes herbeigeschafft. Die Unterschlagungen des Postbeamten Richard Hennig vom Postamt W. 48 in der Französischen Straße reichen nach den neuesten Feststellungen bis in das Jahr 1929 zurück. Die Zahl der Einschreibebriefe, die Hennig nachweislich beraubt hat, beläuft sich bisher auf vier, aus denen er 20 000 Marf erbeutete. Da aber in seiner Abteilung noch mehr Briefe verschwunden sind, ist mit einer Erhöhung dieser Summe mit Sicherheit zu rechnen. Für das Geld, das er mit nach Hause nahm, hatte Hennig allerlei Verstecke ausgesucht. Seine Wohnung wurde von den Kriminal­beamten von vorn bis hinten abgesucht. In den Polstern eines Sessels fand man Geld, anderes war wieder im Keller verborgen. Insgesamt konnten bisher 15 000 Mart herbeigeschafft und beschlagnahmt werden, so daß vorläufig der Schaden 5000 m. beträgt. Die weitere Untersuchung, die sich auch auf die frühere Zeit erstreckt, wird ergeben, wie hoch die Unterschlagungen seit 1929 gewesen sind.

Wohltätigkeitsfest der Feuerwehr.

Das nun schon traditionell gewordene Sommerfest der Berliner Feuerwehr im Lunapark zugunsten des Er­holungsheims der Beamten stand diesmal unter einem recht un günstigen Stern. Am Sonnabend wurde das Fest im wahrsten Sinne des Wortes zu Wasser. Der starke Regen hielt die erwarte ten Massen fern. Berödet lag der große Vergnügungspart da, taum 200 Besucher hatten sich eingefunden. Bereits um 20 Uhr schloß der Lunapark seine Pforten. Von etwas mehr Glück begünstigt war die vorgesehene Wiederholung der Beranstaltung am Sonntag. Das Wetter war zwar recht unfreundlich, dennoch hatten einige tausend Freunde der Berliner Feuerwehr den Weg nach Halensee gefunden. Das reichhaltige Programm fand ein dankbares Publi fum. Konzert und Kabarett wechselte mit ausgezeichneten turne­rischen Vorführungen der gut geschulten Feuerwehrbeamten. Luft akrobaten produzierten sich hoch am Turmseil und zum Schluß wurde ein grandioses Feuerwerk abgebrannt. Leider dürfte der Ueberschuß der zweitägigen Veranstaltung mur gering sein. Der Feſtausschuß plant deshalb eine Wiederholung bei beständigerem Wetter. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekanntgeçeben. Nichtbenutzte Karten behalten ihre Gültigkeit.

Allgemeine Wetterlage.

8.Sept. 1934, abds.

stall, dem Braunhaus und den Werkstätten ganze Budenstraßen ent­ftanben. Unter flatternden Girlanden und Weinlauben wandert man bahin und Aufschriften mit italienischen Bezeichnungen locken zum Betreten des Café Laguna oder zum Würstchenstand, an dem echte, füdlich heiße Messiener" feilgeboten werden. Am Stand mit dem Glücksrad tann man Bücher, Holzschnitte, einen lebenden Hahn oder Körbe mit Eiern, Tomaten usw., richtige Scharfenberger Er­zeugnisse, gewinnen, oder man probiert sein Glück beim Kegelspiel, am Schießstand und beim Taubenstechen. Vor dem großen Scheunen­ihr eifriges Schnabulieren von einer Räuberschar neidisch verfolgt tor sizt eine fizilianische Bauerngesellschaft, die gar nicht merkt, wie wird. Und da die Räuber ebensoviel Hunger wie Feigheit besigen,

Neue Zahlstelle der Arbeiterbant in Neukölln . Die bisherige Zahlstelle der Arbeiterbank bei A. Niejewand, Neukölln , Pflüger­straße 74, ist wegen Geschäftsverkauf nach gegenüber Bigarren­geschäft Alfred Seiffert, Berlin- Neukölln, Pflügerstraße 6, ver­legt worden.

Militärkonzert im Stadion. Am Sonnabend, dem 12. Sep­tember, 19 Uhr, veranstaltet das Wehrkreiskommando III ein großes Musikfest im Deutschen Stadion. 20 Musikkorps des Wehr­Heeresmusifinspizienten Schmidt geleitet, Werte von Wagner, freises III und Spielleute( zirka 800 Teilnehmer) werden, vom C. M. von Weber u. a. zum Vortrag bringen.

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HIER WOHNTE 1854 u. 1655.

WILHELMS RAABE

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wolkig. bedeckt RegensGraupain Schnee, Nebel, GewitterWindstille

Im Norden und Often von Deutschland herrschte auch heute nera änderliches Wetter. Es traten wiederholt Schauer auf, die aber nur im Nordwesten und Nordosten bedeutendere Niederschlagsmengen brachten. Der Westen und Süden waren troden. Die Temperaturen stiegen hier auf 16 bis 17 Grab, während im Norden und Often meist mir 5 Grad erreicht wurden. Die Beruhigung des Wetters, die durch einen Hochbrudausläufer über West- und Süddeutschland hervorgerufen wird, macht nur fangfame Fortschritte.

*

Wetteraussichten für Berlin : Teils heiter, teils woltig und tags­über ein menig märmer; weiter abnehmende Niederschlagsneigung. Für Deutschland : In West, Süd- und Mitteldeutschland ruhig und porwiegend troden, im Norden und Nordosten veränderlich mit ein Beinen Schauern,

JOSETTI JUNO

Jn diesen Tagen greift der Berliner zu

der ,, Chronik der Sperlingsgasse" dem liebenswerten Buch von Wilhelm Raabe , dem Dichter, der zwar hier nicht geboren, aber so eng dieser Stadt verbunden ist, wie die Cigarette, die Heimatrecht im alten und neuen Berlin fand:

Josetti Juno

Berlins meistgerauchte Cigarette M. 6 Stück 20