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Die Freude am Schwindeln.

Kommunistisches Märchen über den öfferreichischen Putsch.

Wenn die kommunistische Presse heute morgen über die Ber­sammlung im Sportpalast lügt, daß sich die Balten biegen, so muß man ihr zugute halten, daß sie sich in größter Berlegenheit befindet, ja die Wahrheit gar nicht eingestehen kann. Aber der kennt die fommunistische Presse schlecht, der meint, daß sie nur aus Not lügt. Sie tut es auch dort, wo es reiner Lurus ist, gewissermaßen aus Sportleidenschaft. Das Lügen ist ihr nicht zur zweiten Natur" ge= worden, es ist ihre erste Natur.

Da ist z. B. der österreichische Heimwehrputsch. Was würde es der kommunistischen   Presse schon schaden, wenn sie ihren Lesern die Dinge so darstellen würde, wie sie fich wirklich abgespielt haben? Aber was tut fie? Sie benüßt die Tatsache des Butsches dazu, um einen fommunistischen Tendenzroman um fie herumzuschreiben, der den folgenden Inhalt hat:

In Desterreich haben die Heimwehren geputscht. Schuld daran hat nur die SPD.  , denn sie hat den Faschismus hochkommen lassen. Die Führer der österreichischen Sozialdemokratie haben sich zu dem Putsch ,, wohlwollend" verhalten. Aber entgegen ihren Parolen haben sich die sozialdemokratischen Arbeiter in roter Ein­heitsfront mit ihren fommunistischen Klassengenossen zusammen­geschlossen und unter Führung der KPDe. den Butsch zusammen­gehauen.

So liest man es ungefähr in der ,, Roten Fahne", und so lieft man es fast wörtlich- draußen geht es noch beffer- in der fommu­nistischen Provinzpresse. Der in Halle erscheinende Klassentampf" 3. B. schwingt sich sogar zu der folgenden Balfenüberschrift auf: Mißglückter Heimwehr  - Putsch.

Wohlwollende Haltung der sozialdemokratischen Führer. Der ganze fommunistische Tendenzroman über den Heimwehr­putsch ist auf zwei Motive aufgebaut. Das eine ist die zarte Liebe der sozialdemokratischen Führer zur Heimwehr und das andere ist die alles zerschmetternde Kampfkraft der KPDe.

Wer durch dauernde Lektüre kommunistischer Zeitungen hin­reichend politisch ,, gebildet" ist, dem fällt es nicht schwer, an die stille Zuneigung Otto Bauers zu Dr. Pfriemer zu glauben. Was aber die ungeheure Kraft der KPDe. betrifft, so braucht der fommunistische Zeitungsleser ja nicht zu wissen, daß diese enorm tüchtige Partet noch nie ein Mandat erobert, ja es noch nie in ganz Desterreich zu mehr als 20 000 Stimmen gebracht hat. Desto wichtiger ist für ihn die Schlußfolgerung:

Die Lehren, die das deutsche Proletariat aus den österreichischen Vorgängen ziehen muß, find ernst genug. Auch bei uns zeigen sich die gleichen Erscheinungen im faschistischen Lager, auch bei uns fann über Nacht die Verzweiflung banfrotter Führer zu ähnlichen Aktionen führen. Niemand aber zweifelt daran, daß die Haltung der deutschen sozialfaschistischen Führer ein solches verzweifeltes Unternehmen zum mindeffen ebenso begünstigen würde, wie es die Haltung der österreichischen sozialdemo­fratischen Führer am Sonnabend und Sonntag gegenüber der Heimwehraktion getan hat.

Kann man sich über so etwas entrüsten? Kann man darüber auch nur lachen? Nein, man steht staunend vor einem natur­geschichtlichen Problem. Wie sieht es wohl in den Hirnen aus, die dergleichen produzieren oder es willig aufnehmen?

Ruhiger Verlauf der Nacht.

Disziplinierter Rüdmarsch der sozialdemokratischen Maffen.

Der Rüdmarsch der sozialdemokratischen Massen und Reichsbannerformationen nach der geftrigen Sportpalaffund­gebung in ihre Wohnbezirke hat sich in vollster Ruhe voll­zogen.

Erfreulicherweise ist es zu nennenswerten Zwischenfällen nir­gends gekommen. In der Umgebung der Potsdamer Straße   wurden noch einige Kommunisten, die Störungsversuche unternahmen, fest genommen und der Politischen   Polizei übergeben. Insgesamt sind im Laufe des gestrigen Abends bis nach Mitternacht 20 Personen festgenommen worden. Ein Teil der Festgenommenen wird sich wegen Aufruhrs, Auflehnung, Beleidigung und Nichtbefolgung zu verantworten haben.

Da bei den Drohungen der organisierten kommunistischen  Störungstrupps nach Beendigung der Kundgebung in den Außen­bezirken mit Zwischenfällen gerechnet wurde, hatte die Polizei in vorsorglicher Weise alle Maßnahmen ergriffen, um Zusammenstöße

zu verhüten. Starte Polizeistreifen und Autos mit Bereitschafts­beamten durchfuhren die Straßen der bekannten Unruheherde. In beamten durchfuhren die Straßen der bekannten Unruheherde. In feinem Falle brauchten die Beamten jedoch einzugreifen.

Neue Unterstützungssätze.

Verfügung an die Bezirksämter.

Der Oberbürgermeister hat den Bezirksämtern eine Verfügung zugehen lassen, die Bestimmungen über die Neufestsetzung der Unterstüßungssäge ab 1. Oftober 1931 trifft. In dieser Bestimmung heißt es:

,, Infolge des erheblichen Sintens der Reichsrichtzahl betragen die Unterstützungsrichtsätze vom 1. Oftober 1931 ab: in der all­gemeinen Fürsorge: für Alleinstehende 37 M., für Ehepaare usw. 55,50 M., für jedes Kind unter 6 Jahren 14 M., für jedes Kind im Alter von 6 bis zu 15 Jahren 16 M. In der gehobenen Für forge: für Alleinstehende 47 M., für Ehepaare usw. 70,50 m., für jedes Kind unter 6 Jahren 14 M., für jedes Kind im Alter von 6 bis zu 15 Jahren 16 M. In der Fürsorge für Erwerbslose, soweit auf sie 3iffer C I 2 der Verfügung vom 4. Juli 1931 Lawohl 1 zutrifft: für Alleinstehende 47 M., für den Haus­haltungsvorstand 42 M., für Ehepaare ufw. 60,50 m., für jedes Kind unter 6 Jahren 14 M., für jedes Kind im Alter von 6 bis zu 15 Jahren 16 M.

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Die Verfügung weist ausdrücklich darauf hin, daß die Unter­stüßungsrichtsätze feine Mindest- oder Höchstsätze, sondern lediglich Richtsäge sind. Die Festsetzung des im Einzelfalle erforderlichen Unterstügungsbetrages soll daher wie bisher auf Grund einer genauen individuellen Nachprüfung der wirtschaftlichen Lage erfolgen.

Stadtfämmerer über Berlins   Finanzlage. In der heutigen Sigung des Haushaltsausschusses der Stadt­verordnetenversammlung, der ersten Zusammenkunft des Ausschulfes nach den Stadtverordnetenferien, erstattete Stadttämmerer Asch einen ausführlichen Bericht über die augenblickliche Finanzlage der Reichshauptstadt. Der Stadttämmerer mies noch einmal auf den Ernst der finanziellen Lage Berlins   hin und wiederholte seinen Appell an das Reich, die Reichshauptstadt vor dem 3usam. menbruch zu bewahren.

Die Abrechnung mit der KPD  .

Ein Luftmörder gesteht

Verbrechen an einer Vierjährigen aufgeklärt

3: 57: 3

In der Ortsschaft Alexanderdorf im Kreise Teltow   wurde| Indizien überführen zu können glaubte, stritt 2. und behauptete am 1. August dieses Jahres ein schweres Berbrechen verübt. Das unschuldig zu sein. vierjährige Töchterchen des Landarbeiters Braun wurde in einer Sandfute unweit der Ortschaft ermordet aufgefunden. Augen­fcheinlich war die kleine einem£ ust mord zum Opfer gefallen.

Die polizeilichen Ermittelungen führten sehr schnell zur Fest: nahme des mutmaßlichen Täters. In Alexanderdorf wohnte ein 53 Jahre alter Dreher Gustav Loose. L. ist verheiratet und Bater zweier erwachsener Kinder. Mehrere Zeugen behaupteten, Loose am Mordtage in Begleitung des Kindes gesehen zu haben. Außerdem geriet der Mann ohnehin in den Kreis der Verdächtigen, da er wegen mehrerer Sittlichkeitsdelikte bereits vorbestraft war. Vom Amts­gericht in 3ossen wurde Loose nach Berlin   gebracht, wo er die Tat| bisher energisch in Abrede stellte. Auch als man ihn auf Grund von

Hepp! Hepp!

Förderung völkischer Belange" durch Judenhehe?

lleber dem österreichischen Heimwehrputsch und dem Kommu­nistentrach vor und in dem Sportpalast sind die Hakenkreuz­framalle, die sich am letzten Sonnabend im Berliner   Westen abspielten, in der öffentlichen Beachtung etwas zu furz gefommen. Desto mehr sind sie leider! im Ausland beachtet worden, und darüber muß noch einiges gesagt werden.

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Die Nationalsozialisten spielen sich als die Vorfämpfer der deutschen   Volksinteressen auf. Hätten sie aber nur einen Funten politischen Verstand, so müßten sie begreifen, daß sie durch die Ber­anstaltung von Judenhegen ben allerschlimmsten Schaden an richten Der eigentlich Geschädigte dabei ist viel mehr als das

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Judentum das deutsche Bolt, dessen Ansehen durch derartige Borkommnisse den schwersten Stoß erhält. Denn der Antisemitis­mus, wie er in Deutschland   betrieben wird, findet nirgends in der zivilisierten Welt Verständnis und wenn aus Berlin   die Nach­richt tommt, daß Juden, die an einem ihrer Feiertage aus ihrer Andacht tamen, auf der Straße geprügelt wurden, dann ersteht für die Welt draußen das Bild des alten zaristischen Rußland   wieder mit seinen Schwarzen Hundert und seinen berüchtigten Judenhetzen, den Bogromen.

Es kommt noch etwas anderes dazu, nämlich die bekannte Eigen­schaft der Antisemiten, Juden und Nichtjuden absolut nicht von einander unterscheiden zu können. Jeder irgendwie fremdländisch Aussehende, besonders jeder Ausländer von dunklem südlichen Typ wird als Jude betrachtet und behandelt. Mitglieder so mancher aus­ländischen Missionen fönnen sich vor Anpöbelungen faum noch retten. So hat im letzten Sommer ein angesehener ausländischer Diplomat aus den angegebenen Gründen seinen Urlaub entgegen seiner ur­bracht, nachdem er sprünglichen Absicht nicht in Deutschland  , sondern im Ausland ver­denn in Deutschland   überhaupt noch reisen fönne, ohne belästigt zu werden! In den meisten dieser Fälle, wie in dem eben berührten, sind die Angepöbelten überhaupt gar feine Juden. Aber im Ausland

Gestern abend legte Loose endlich ein Teilgeständnis ab. Danach will er das Kind im Walde zufällig getroffen haben. Plötzlich habe er die Kleine gepadt und mit einem eisernen Topf auf sie einge­schlagen. Als er sah, was er angerichtet hatte, will er entsetzt davon. gelaufen sein.

Diese Angaben stehen aber in Widerspruch zu dem ärzt­lichen Untersuchungsbefund. Weiter ist ermittelt worden, daß 2. am Mordtage eine Tafel Schokolade gekauft hat. Im Magen des Kindes wurden bei der Obduktior Schokoladenreste und ebenso am Anzug des Täters Schokoladenflecke entdeckt. Man schließt daraus, daß Loose die Kleine an sich gelodt und dann das Verbrechen begangen habe. Die Polizei glaubt, daß der Täter sein Geständnis noch erweitern wird.

gibt es sehr viele Juden, die sich in einflußreicher Stellung befinden, deren Muttersprache Deutsch   ist und die für Deutschland   starke Sym­was dem deutschen   Volke damit genügt wird, daß man diesen Leuten pathien haben. Kein vernünftiger Mensch wird einsehen können, ihre Sympathie für Deutschland   sozusagen aus dem Leibe prügelt. Freundschaft für die Juden wird niemand von den Haken­freuzfern verlangen. Dafür würden sich die Juden selber wahrschein­lich bestens bedanken. Aber hätten die nationalsozialistischen Draht­zieher auch nur ein wenig Berantwortungsgefühl, so müßten sie selber gegen die stumpfsinnigen Judenhezen Front machen nicht den Juden, sondern Deutschland   zuliebe!

Die höheren Beamten wollen klagen.

Anfechtung der preußischen Sparmaßnahmen. Der Vorstand des Landesverbandes der höheren Beamten Breußens teilt mit, daß er über die Rechtsgültigkeit der von der preußischen Staatsregierung getroffenen Sparmaßnahmen im or­dentlichen Rechtswege eine Entscheidung herbeiführen werde. Die Notverordnung greife in das Beamtenrecht willkürlich und mit dauernder Wirkung abändernd ein. Sie überschreite zugleich den Rahmen der Notverordnung des Reichspräsidenten   vom 24. Auguft.

Neuwahl in England.

Bielleicht schon in vier Wochen.

London  , 15. September.

Am Schluß der Aussprache über das Sparsamteitsgesetz äußerte der Konservative Minister Neville Chamberlain   u. a., daß ein konstruktives Programm zur Förderung von Industrie und Land­wirtschaft schnellstens aufgestellt werden müsse; je eher dieses ge­bauende Arbeit leisten können.

hatte, wohin mo zuvor im Auswärtigen Amt   angefragt schaffen sei, um so eher werden unsere Nachfolger wieder auf­

Die Heimwehr--

bor

und

nach dem Putsch

Diese Worte legt der arbeiterparteiliche Daily Herald" dahin aus, daß das Parlament bis Freitag seine Arbeiten ab­schließen soll, so daß seine Auflösung in der nächsten Woche und Neuwahlen etwa am 15. Ottober erfolgen fönnen.( Von diesem Tage an gelten die neuen Wählerlisten.) Die Konservativen und die Liberalen verhandeln über ein Wahlab­fommen. Die Tories feien entschlossen, die 30lltariffrage zur Wahlparole zu machen.

Der diplomatische Korrespondent der konservativen Daily Mail" dagegen behauptet, die konservativen Unterhausmitglieder, die noch Dor furzem den dringenden Wunsch nach baldigen Neuwahlen hatten, seien jetzt überzeugt, daß dies für das Land verhängnisvoll märe und daß die jetzige Regierung einen Zolltarif einführen könne.

Die Katastrophe des Bindestrich". Der gerettete Flieger Doret berichtet.

Moskau  ( über Kowno  ), 15. September.

Der französische   Flieger Doret, der bei dem Absturzunglüd

des Flugzeugs Bindestrich" mit dem Leben davonkam, berichtete am Montag in Ufa in einer Unterredung mit Bertretern der Sowjet­preffe einige Einzelheiten über das Unglück. Danach ist die Ursache des Unglüds auf eine Explosion des Motors zurückzuführen. Als die Explosion erfolgte, so erzählte Doret, habe er gesehen, wie der Bordmonteur Mesmin, der die Maschine steuerte, gleich ihm versuchte, mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug zu springen. Da fich die Umhüllung des Fallschirms nicht öffnete, blieb Mesmin im Flugzeug. Le Brig   hatte feine Zeit mehr, die Riemen zu lösen. Doret, der sich wohl befindet, wird sich in der Nähe der Unglücks­stätte aufhalten, bis ein Vertreter der französischen   Botschaft ein. getroffen ist.

Zum Bericht über die Sportpalaftverfammmlung. Dem Referat des Genoffen Künstler im Sportpalaft ist noch nachzutragen, daß die Sozialdemokratie in Berlin   allein 85 000 Mitglieder zählt und nicht, wie es in unserem Bericht durch einen Uebermift­lungsfehler heißt, einschließlich Brandenburg   und Grenzmart.