äleila�e Diemtag, 15. September 1931
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Die Ausgangsanstalt üebergang von Unfreiheit zur Freiheit 0- von Leo Rosenthai
Jedem ist die Lorstellung geläufig: der Üebergang aus dem Dunkel ins Licht. Ein Taumeln, ein Sichmicht-orientieren- können, ein allmähliches Anpassen des Auges an die Umgebung. Un- gefähr so ergeht es dem Gefangenen, der nach jahrelanger Ein- kerkerung plötzlich der Freiheit zurückgegeben wird: ein Geblendet- sein, ein Taumeln, ein Sich-nicht-zurechtfinden nach 10, 12, IS und mehr Iahren des Ausgeschiedenseins in einer Zeit, da Technik, Wirt- fchaft, Politik sich in der Entwicklung überhasten und überschlagen. Die erlebt- Monotonie, das ewig Gleichförmige tagein, tagaus, läßt vor der Mannigfaltigkeit der Eindrück« erschauern: die ein für alle- i mal festgelegte Ordnung hat jede Selbständigkeit ertötet, zum Kampf ums Dasein unfähig gemacht. Weltfremdheit paart sich mit Minder- wertigkeitsgefühlen, mit einer kaum zu überwindenden Scheu vor freien Menschen: die Unsicherheit im sexuellen Empfinden und Können raubt den letzten Nest des Selbstbewußtseins, völlige Un- kcnntnis über die Veränderungen, die im Leben vorgegangen sind, erhöht die allgemeine Gefahr der Situation. Um ihr zu steuern, oder um diese Gefahr wenigstens ein wenig abzuschwächen, hat die Verordnung über den Strafvollzug vom 7. Juni 1929 die sogenannte Ausgangsanstalt geschaffen sowohl für Zuchthaus - wie für Gcfäng- nisinsassen. Diese Anstalt stellt gewissermaßen eine Uebergangs- station zur Freiheit dar und ist bestimmt für Gefangene, die sich in den Gefördertenanstalten, d. h. in der zweiten Situs« bewährt und ein Anrecht darauf haben, daß ihnen Vertrauen geschenkt werde. Vag Fehlen der veraakworklichen Persönlichkeit. Die erst« preußisch« Ausgangsanstalt befindet sich in Kottbus . Sie ist im früheren Frauengefängnis untergebracht und steht wirt- fchaftlich wie verwaltungstechnisch unter derselben Regie wie das Iugendgefängnis. Obgleich in den Strafvollzug Brandenburg ein- geordnet, reicht ihre Bedeutung doch weit über die Grenzen der Provinz hinaus. Di« Gefangenen aus den Zuchthäusern Wohlau, Neustrelitz , Striegau , Cell«, Flensburg und aus anderen mehr kommen hierher, um im kameradschaftlichen Zusammenleben Schritt für Schritt sich an die Freiheit zu gewöhnen, die voll Gefahren und Fallen ihrer harrt.> Die Anstalt besteht erst seit einem Jahr. Nur ganz langsani, vorsichtig vorwärtstastend, entwickett sich die Hausordnung und ent- steht der Geist einer Gemeinschaft, wie er bisher in preußischen Ge- fängnissen nicht vorhanden war. Die Not der Zeit wirkt sich auch hier aus, der Arbettsmangel draußen macht es für die Gefangenen fast unmöglich, Außenarbeit zu tun, obgleich die Verordnung solcher Beschäftigung nicht im Wege steht. Di« Geldknappheit hat ' auch zur Folge, daß die Ausgangsanstalt keinen besonderen Beamten für sich hat, der voll und ganz die Verantwortung für die Entwicklung der Anstalt und für das Wohl und Wehe der Gefangenen zu tragen hätte, bloß dem Direktor untergeordnet wäre und in dessen Maßnahmen die übrigen Beamten nicht hineinzureden hätten. Wenn die Anstalt bisher auch nur 30 Gefangene beherbergt, so hätte solch ein Beamter all« Hände voll zu tun. Die Gefangenen, die mtt einem Fuß in der Freihett stehen, sich allmählich ihrer Persönlichtett bewußt und von verschiedenen Sorgen gedrückt werden, müssen in der Lag« sein, sich jederzeit mtt einem Menschen ihres Vertrauens aussprechen zu können, und dieser hätte die Aufgab«, die Beziehungen der zur Entlastung Kommenden mtt der Außenwelt anzubahnen, sich um Arbett für sie zu bemühen und auch nach der Entlassung die Der- bindung mtt seinen Schützlingen aufrechtzuerhalten. Die Unselb- ständigkett der Ausgangsanstalt, die gewissermaßen ein Anhängsel zum Jugendgefängnis darstellt und das Hauptsorgenkind des Di- rektors, der Erziehungs- und der anderen Beamten ist, bedeutet«inen Mangel, der sich nach außen hin in einer gewissen Unsicherheit, Unstätigkeit und Bedrücktheit der Gefangenen der Aus- gongsanstall kundgibt. � Selbstoer wallung der Gefangenen. Und doch ist der Besucher der Anstatt von dem, was er hier sieht, überrascht. Sowohl die Grundstimmung der Gefangenen wie auch der Gesamtgeist, der unter ihnen herrscht, unterscheidet sich radikal von dem in Gefängnissen und besonders in Zuchthäusern sonst üb- lichen. Einen Aufsichtsbeamten gibt es in der Anstalt nicht. Die Zellen wie auch der Gemeinschaftssaal werden nicht verschlossen, auch die Türen zum Gefängnisgarten und zu den übrigen Gefängnis- Höfen stehen offen. Ein Teil der Fenster hat noch nicht die Normal- größe, auch die Giller sind noch vorhanden, ebenso die Umfassungs» mauer. Das alles nur, weil dos Geld zu der von der Beroidnung gestatteten Aenderung fehtt. Für die Hausordnung ist der von den Gefangenen gewählte Obmann verantwortlich. Die Hausarbetten werden bei wöchentlicher Ablösung von durch den Obmann bestimmte Kameraden erledigt. Der Obmann hat auch für Fleiß und Arbetts- disziplin der Gefangenen zu sorgen, die Aufsicht des Beamten be- schränkt sich auf die arbellstechnisch gebotene Fachanlettung. Jeden Montag findet ein« Besprechung der Gefangenen stall, die Beschlüsse und Wünsch« werden zu Protokoll genommen und vom Obmann an den Mittwochs stattfindenden Anstattskonferenzen— an denen er mtt beratender Stimme teilnimmt— vorgelegt. Die allmähliche psychische Wandlung der Gefangenen. Nur ganz langsam gewöhnen sich die Neuankömmlinge an diese auf Selb st Verantwortung aufgebaut« Gemein- schaft. Sie waren bisher bloß gewohnt, dem Beamten zu ge- horchen und sich dem Anstallsgeist. der nicht immer von den besten Elementen bestimmt wurde, zu fügen. Die Gefangenen bildeten gewissermaßen eine geschlossene Kaste, die als Ganzes der Beamten- schaft feindlich gegenüberstand. In der Ausgangsanstall findet der Gefangene eine Kameradschaft vor, die aktiv« Teilnahme am Gesamlleben im Interesse der Gesamtheit fordert. Der Beamte ist nicht mehr der„Feind* des Gefangenen, sondern nur Diener des Staates und der Gesamthett. Er übt seine Tätigkott im I n t e r e s s e der Gefangenen aus, um ihnen die Rückkehr ins bürgerliche Leben zu erleichtern. Der Gefangene beginnt langsam sich selbst als Bürger zu füllen, er hört auf. bloß Gefangener zu fein. Dies« allmähliche Veränderung in der Psyche des Gefangenen, die nicht zuletzt durch die relative Bewegungsfreiheit innerhalb der Anstatt und auch das Nichtbeaufsichtigtsein bedingt ist, erhätt einen starken Impuls durch die Berechtigung, in der Freizeit Zivilkleider zu trage». Wen» das Wort„Kleider machen Leute* richtig ist, so
trifft das ganz besonders auf die Gefangeiren zu. In dem Augen- blick, wo sie nach vollbrachter Arbeit— die Gefangenen arbeiten in der Küche, in der Wäscherei, in der Schneiderei, in der Weberei— ihre Gefangenenkleider abgestreift haben, fühlen sie sich gewisser- maßen kaum noch als Gefangene, ganz so wie sie sich als Sports- lcute fühlen, wenn sie beim Speerwerfen, Kugelstoßen oder Fuß- ballspielen ihre Sporthosen tragen. Die Gewöhnung an die Mannig- fattigkett der Eindrücke des Lebens und an fremde Menschen, die sie in, Laufe von vielen Jahren nur ganz vereinzett zu Gesicht bekamen, geht während der sonntäglichen Spaziergänge in Begleitung des Fürsorgers, Lehrers oder Pfarrers vor sich. Die Gewöhnung an die Freiheit zum Urlaub. Bon noch größerer Bedeutung ist der lätägige Urlaub, auf den der Gefangene der drttten Stufe ein Anrecht hat. Der erste Besuch nach zehn- oder zwölfjähriger Abwesenheit von der Heimat ist nicht fetten mit äußerst peinlichen Gefühlen verbunden. Der Urlauber findet sich in der alten Häuslichkeit kaum noch zurecht, er kann seine Scheu vor seinem Nächsten, geschweige denn vor Nachbarn und alten Bekannten kaum überwinden. Häufig ist er froh, wenn der Urlaub zu Ende ist. Die Eindrücke der Urlaubszett wirken aber im Gefäng- nis nach, er überwindet die innerlichen Hemmungen und der nächste Urlaub verläuft schon ganz anders. Das Minderwertigkeitsgefühl ist beretts recht abgeschwächt, er findet den richtigen Umgangston mit seinen Nächsten und seinen Bekamllen. Natürlich ist dies ganz individuell. Kehrt der Gefangene nach nicht sehr langer Strafzeit zu seiner Frau zurück und wird mit offenen Armen aufgenommen, so reißt er sich von Frau und Kind nur schwer wieder los, die erste Zeit nach dem Urlaub wird sehr schmerzlich. Während des Urlaubs hat der Gefangen« die Möglichkeit, sich selbst nach Arbett umzusehen. Arbeit und Unterkunft nach der Entlassung gehören zu den wich- tigsten Problemen der Strasentlassenenfürsorge, und die Begnadi- gung wird nicht selten davon abhängig gemacht, ob beides vor- handen ist. Der Briefverkehr ist unbeschränkt und braucht nicht zensuriert zu werden. Die Fremdenbesuche werden mitunter in Gegenwart des Obmanns empfangen, wenn es die Frau oder die nächsten Angehörigen sind, in den Zellen. Das Mittagessen wird gemeinsam eingenommen, Frühstück und Abendbrot in den Zellen. Den Abend verbringt man je nach Wunsch in seiner Behausung oder im Gemein- schaftsraum bei Zeitunglesen und Radiohören. Auch«in Schreib- zimmer steht zur Verfügung. An warmen Sommerabenden sitzt man plaudernd im Garten, die Fußballer vertreiben sich die Zeit beim Spiel usw.
Es ist den Gefangenen nicht immer leicht, sich in die Kamerad- schaft, die sie in der Ausgangsanstalt vorfinden, einzuordnen. Sie fallen in der ersten Zeit nicht selten aus der Reihe und stören durch allzu starke Jchbetonung das Gemeinschaftsleben. Kann sich irgend- ein Neuankömmling gar nicht in den Geist der Anstalt einfügen, so ist der Obmann auf Veranlassung der Kameraden berechtigt, bei der Anstattstonferenz um Zurückversetzung des Gefangenen in die frühere Anstalt nachzusuchen. Ein schwieriges Moment ist, daß die Gefangenen aus den verschiedensten Anstalten kommen, seder ge- wissermaßen den Geist seiner Anstatt mtt sich bringt. Nicht leicht fällt es auch, sich ohne weiteres auf die weitestgehende Selbst- perwattung umzustellen. So tonnte es z. B. auch geschehen, daß der Obmann, anstatt den Kameraden die Verfehlung eines Ge- fangenen mitzuteilen, sich unmittelbar an den Direktor wandte und erst durch den Beschluß der Kameraden eines bessern belehrt werden mußte. Ob daß ein Kamerad, als der Obmann ihm den Beschluß der Anstaltskanferenz mttteilte, sich diesem gegenüber häßlich benahm und der Obmann, anstatt die Kameraden davon in Kenntnis zu setzen, sich unmittelbar mit einer Beschwerde an den Direktor wandte. Auch das wurde gerügt. Wieder einmal weigerte sich ein Kamerad. an dem gemeinsamen Aussäten des Gartens teilzunehmen. Das war ein besonders schwerer Verstoß. So bildet sich nur ganz allmählich eine gewisse Tradition, die zu straffem Gemeinschaftsgebiet, zur Selbstverwaltung, aufgebaut auf Verantwortung, führt. Die Ausgangsanstalt befindet sich erst im Entstehen. Ver- waltungstechnisch hat sie noch manche Mängel aufzumessen. Sie bietet vorläufig nur Möglichketten in der Richtung zur Schaffung einer wirklichen Uebergangsanstalt. Die Gefangenen leben noch nicht in der Stimmung der freudenvollen Erwartung ihrer Befreiung. Es gibt nicht selten Mißklänge, Mißstimmungen, Sorgen, Unzulänglichkeiten� die vermieden werden könnten und müßten. Im großen und ganzen hat sich jedoch die Idee der Ausgangsanstalt bewährt. Allein schon die Loslösung von der altgewohnten Umgebung der Mutteranstalt, das Sich-anpafsen- müssen an die neuen Verhältnisse wirkt erzieherisch wohltuend. Das Strafvollzugsamt sollte sich aber sagen: selbst in dieser Zeit der großen Geldknapphett dürfen die Anstalten, die für den neuen Strafvollzug entscheidend sind und deren Mißlingen die neue Ver- ordnung über den Vollzug der Strafen in Stufen kompromttlieren, nicht allzu kurz kommen. Zu diesen Anstallen gehört außer dem Iugendgefängnis und den Gefördertenanstallen in erster Linie die Ausgangsanstalt. Hier sollte der Finanzminister für seinen Kollegen, den Justizminister, die erforderlichen Mittel ausfindig machen.
in
Was der Kolonialaasstellang fehlt
i.
Bald wird die vielgepriesene Kolonialausstellung in Paris wieder abgebrochen, und dann kehren auch die verschiedenen „wilden* Stämme, die ihre Arbeits- und Lebensart den Besuchern vorzuführen hatten, in ihre fernen Heimatländer zurück. Ob sie wohl viel Gutes hinzugelernt haben und die zurückgebliebenen Brüder von den Vorzügen der europäischen Zivilisation überzeugen werden?... Man stelle sich nur richtig vor, welch« primitive Vorstellungen auch heute noch einzelne„wilde" Stämme beherrschen! Gibt es nicht Völkerschaften, die sich eigenhändig ihre Götter schnitzen? Ein aufgelesenes Stück Holz wird wochenlang emsig mtt dem Messer bearbeitet, bis es die Form einer wüsten Fratzengestalt angenommen hat, dann stellt der Mann das Werk seiner eigenen Hände auf den Altar, betet es an und fleht es um Schutz gegen feindliche Noch- barn, Hungersnot und andere drohende Gefahren an. Muß nicht der fortgeschrittene Europäer mitleidig lächelnd sich abwenden, wenn er diesen andächtigen Glauben an die Allmacht der Gestalt sieht, die ihr Entstehen der Geschicklichkeit derselben Hände verdankt, die sich zum Gebet vor ihr falten?--- Hoffentlich hat der lange Aufenthall in Paris die„Wilden* überzeugt, wie einfältig solche Verehrung selbstgeschajfener Götzen ist. Das Zusammentreffen der verschiedenen europäischen Kanzler und Außenminister in der Haupsstadt Frankreichs und ihr« gemein- same Ueberfahrt nach England bot den Farbigen die beste Gelegen- heit, sich eines Besseren belehren zu lassen. Sahen sie nicht mit eigenen Augen das Spalierstehen der Menschen in den Straßen und ihr« ehrfurchtsvoll entblößten Köpfe? Jeder Fetzen illustrierten Zeitungspapiers, in das ihre kleinen Einkäufe gewickelt wurden, zeigte ihnen dasselbe Bild respektvoll staunender Massen, salutierender Polizisten und strammstehender Schlafwagenschaffner vor Reihen aneinandergekoppeller Salonwagen. Die Männer, die so geehrt, gefürchtet und in Watte gewickell behütet werden, halten ja auch das Schicksal der vielen Millionen Menschen in Händen, die sie zu Ministern gemacht haben. Was wäre natürlicher als die Ehrfurcht, die ihnen eittgegengebracht wird? Auch der Holzgötze des Fidschinsulaners kniet nicht vor dem Mann, der ihn geschnitzt hat, sondern umgekehrt. II. Wie jedermann weiß, ist die Kolonialausstellung zur Feier der hundertjährigen Zugehörigkeit Algiers zu Frankreich veranstaltet worden. Bei allem Reichtum an Sehenswürdigkeiten muß doch eine bedauerliche Lücke konstatiert werden: man hat vergessen, die glorreiche Geschichte der hundertjährigen Kolonie mtt der gebühren- den Aueführlichkett in Festkataloge und Prospekte aufzunehmen! Leider fehtt es hier an Raum, die Memoiren bei bedeutendsten .Kolonisatoren*, will sagen der ersten Eroberer der Kolonie, aus- sührlich zu zttieren. Der General St. Arnaud, der als Marschall von Frankreich gestorben ist, hat genau Buch geführt über die anderthalb Jahrzehnte, die er in Algier Dienst tat. und sein Tage- buch ist sogar gedruckt worden! Wäre es nicht effetwoll gewesen,
mtt dem offiziellen Führer auch dieses Tagebuch den Besuchern iy die Hand zu drücken? Da steht z. B-: „Milana, Juni 1842. Man verwüstet, man äschert ein, man plündert, man reißt alle Häuser der Araber ein,-- zu Gefechten kommt es nicht oder nur sehr selten." Auch die gesammelten Briefe des Generals an seine Gattin sind in das Buch aufgenommen, und es ist besonders wirksam, wenn zwischen zärtlichen Sätzen Berichte eingeklemmt stehen wie z. B.: „Quarsenis, Oktober 42. Du bist mir bis zu den Brosen gefolgt, ich habe sie verbrannt und verwüstet. Jetzt bin ich bei den Sindgands und wiederhole dasselbe im großen. Hier ist das reine Kanaan. Einige Stämme haben versucht, mir das Pferd der Unterwerfung entgegenzuführen, ich habe jede Gnade abgelehnt.--- Hausen von Leichen liegen durcheinander» geworfen und erfroren über Nacht.* Zwei Jahre später, 1844, schreibt derselbe:„Ich habe gestern mehr als zehn prächtige Dörfer eingeäschert." Es wäre aber ein Unrecht gegen die Nachfolger General Saint Arnauds, wollte man ihre Aufzeichnungen nicht auch anführen. So schreibt Oberst Pein an seine Frau: Du fragst mich, was wir mit den Frauen anfangen? Einig« werden als Geiseln behalten, die anderen gegen Pferde einge- tauscht, die meisten aber verkaufen wir als Arbeitstiere."(Da» tiert: Maecara, 31. März 1842.) Ein ganz junger Graf von Htrisson, frisch aus der Akademie von St. Cyr nach Algier gelangt, fühlt ssch anfangs noch unan, genehm berührt von den abgeschnittenen Ohren, die seine Soldaten als Trophäen sammeln, er spricht von.unglaublichen Grausam- leiten*, im Gegensatz zu seinem General, der als guter Kamerad einem Stamm die erflehte Gnade verweigert, damit ein benoch» barter Regimentskommaudant ihn„wegputzen* kann und auch zu einem Ehrenkreuz kommt. Derselbe kollegiale Herr ist es, der seine» Soldaten für jeden Araber, den sie am Leben lassen, einen Hieb mit dem flachen Säbel verspricht und in seinen Aufzeichnungen zur Be- lehrung besonders vermerkt, der Anblick von Christen, die eigen- händig die Köpfe der Gefangenen abschlagen, wirke außerordentlich aus die Araber. --- Es muß wiederholt werden: all dies ist aus gedruckten Büchern wortwörtlich angeführt, die Bücher sind entweder von ihren Ver- fassern oder deren Familien herausgegeben! Darf«in« Ausstellung, die über die„Belange" der Kolonisation Ausschluß geben soll, voll- kommen genannt werden, ohne eine bibliophil« Abtettung, die He- sammell auch dies« lehrreichen Werte dem Interesse des Publikum» empfiehlt? vi« fogeaannlea Wanderdünen haben«ine so starke Bewegung, daß sie zum Beispiel in Ostpreußen in einem Jahre bis zu S0 Meter zurücklegen. Im Schmolfiner Forst sind im Laufe von fünfzig Iahren 2000 Hektar Kiefernwald von den Dünen begraben worden.