land wie jeder Eintauf des Auslandes bei uns selbstverständlich in gewissem Umfange Arbeit. Die Russen geben sich aber außerdem Mühe, bei uns Arbeitslose zu machen. Die deutschen Sowjetpropheten sollten sich einmal bet den
aber auch bei den Holzfällern im bayerischen Walde erkun
Der Standal vom Kurfürstendamm
Bekleidungsarbeitern, im besonderen in der Belzinduſtric. Der Judenpogrom war organisiert.- Frechheit der Angeklagten vor Gericht. digen. Da würden sie erfahren, daß die billige russische Ein- Die Polizei ließ den Haupträdelsführer entfliehen.- Der höfliche Polizeimajor.
fuhr von Bau- und Nuhholz und von verarbeiteten Belzen in Deutschland schon viele Tausende von Arbeitern brotlos gemacht hat. Solche Beispiele gibt es noch viele.
Siebentens beutet die Somjetmacht die Völker dort, wo fie tann, geschäftlich genau so aus wie die Großfapita listen der ganzen Welt. Das russische Benzin zum Beispiel wird in Deutschland gemeinsam auf gleichem Niveau, und in Verständigung mit dem Rockefeller- Trust und den englischholländischen Deterdingleuten verkauft.
Hitler hat in Moabit unter seinem Eide die Legalität seiner Bewegung beteuert. Seine SA. - Mannen haben ihm gestern in selben Gerichtssaal einen dicen Strich durch die Rechnung gemacht. Bereits das Ergebnis des ersten Verhandlungstages im Prozeß der Sur fürstendammhelden hat dem angeklagten Studenten Sen recht gegeben:
Der Judenpogrom am Sonnabend, dem 12. September, war planmäßig vorbereitet und nicht minder planmäßig durchgeführt. Die Herren von der obersten Ceifung in eigener Perfon, der Stabsleiter des Gaues Berlin Ernst, der Oberführer Graf Hell dorf , mit der Reitpeitsche in der Hand, und der Führer der Wache des Stabes Berlin Gewehr pendelten im Auto den Kur fürstendamm hin und zurück, überwachten die Durchführung der Affion, erteilten Befehle, tamen ungeschoren nach Hause und gaben mit Ausnahme von Gewehr Fersengeld als es galt, vor
Gericht in aller Deffentlichkeit Rechenschaft abzulegen. Sie ließen ihre SA - Jungen schuldig werden, brachten ihre Unter gebenen wegen Landesfriedensbruchs vor den Richter, um selbst wohlgeborgen in irgendeinem Braunen Hause oder sonstwo gut Wetter abzuwarten. Echt nationalsozialistisches Verantwortungsgefühl!
Prüft man, wie hier eben geschehen, die Tatsachen der Russenaufträge, dann werden gegenüber früher drei charakteristische Unterschiede sichtbar. Einmal kauft Rußland heute von uns viel weniger als in der Vorfriegszeit, zum anderen tauft es im Gegensatz zu früher jetzt mit mehrjährigem Kredit, und drittens bilden sich die deutschen Kommunisten ein, daß das alles etwas Großartiges, Neues fei, das weithin sichtbar die Ueberlegenheit der sozialistischen Wirtschaft über den bankrotten Kapitalismus" demonstriere. Selbstverständlich legen wir in Deutschland auch auf den Außenhandel mit Rußland großen Wert. Er steht aber in unferer Ausfuhr nach der ganzen Welt erst an elfter Stelle. England kaufte zum Beispiel im Jahre 1930 von Während die SA. - Jünglinge auf dem Kurfürstendamm eine Eruns dreimal soviel( für 1219 Millionen Mark) wie die werbslosendemonstration mimen, Hunger! Brot! Arbeit! schreien, Sowjetmacht. Ebenso tausten die kleinen Niederfahren die Regisseure in ihrem Auto mit der Reitpeitsche in der Hand, unter der Maste harmloser Kurfürstendammautobummler Ian de dreimal soviel( für 1206 Millionen Mark) als durch die Straßen. Auch ein anderes Auto gefiel sich in diesem die Sowjetunion . Wenn es nun in Deutschland Bendelverkehr nun in Deutschland Bendelverkehr es gehörte dem Kameradschaftsführer der dritten irgendwo Arbeiter gäbe, die in diesen niederländischen Jungstahlhelmkameradschaft des Gaues III. Auch er wollte sich nur Einkäufen etwas ganz Besonderes sehen, daraus einen informieren! Begegnete er feinen Stahlhelmjungens, so schickte er Beweis für die Wirkungskraft ihrer niederländisch - sie nicht nach Hause, sondern warnte sie davor, sich fassen zu lassen. religiösen Ueberzeugung machen und die ganze Welt mit In der gestrigen Berhandlung nannten die Stahlhelmleute die SA. Jubellärm erfüllen wollten, was würde man dann sagen? Leute Kameraden". Die Laufejungen", wie Hindenburg die Die Antwort ist sehr einfach: die Leute haben sich einen eige- Nationalsozialisten bezeichnete, und die Mitglieder des Stahlhelms, nen Gott gemacht, beten ihn an, sehen nicht mehr die Wahrradschaft beim. Juden pogrom! Das sollte sich die Stahldessen Ehrenmitglied Hindenburg ist, geeint in treuer Rame heit und sind so trunken, daß sie nüchterne Tatsachen über- heimleitung ins Stammbuch schreiben! haupt nicht mehr erkennen. Das ist das, was man zu dem hysterischen Geschrei über die Milliarde Sowjetaufträge ebenfalls gleicherweise sagen muß. Daß uns gegenüber die Niederlande nicht durch ihre Regierung als Einfäufer auf treten, während das die ruffische Regierung tut, zeigt nur, daß in dem einen Lande ein Außenhandelsmonopol existiert und in dem anderen feines. Mit der Lage der arbeitenden Klasse in Rußland hat das an sich gar nichts zu tun.
Die ,, Germania " erteilt dem ,, Tag" eine Leftion. Im ,, Tag" hat gestern morgen zum dritten oder viertenmal Herr von Me dem sein ,, ceterum censeo" ausgestoßen: Im übrigen bin ich der Meinung" nämlidy, baß die Re gierung Brüning verschwinden muß.
Tub Grodn
Dabei plaudert er auch einiges ganz Interessante über die Entstehungsgeschichte dieser Regierung. Sie ist, wie er erzählt, aus einer Dienstaggesellschaft entstanden, der neben damals deutschnationalen Abgeordneten auch Herr Brüning angehörte. Ziel dieser Dienstaggesellschaft sei es gewesen, ,, eine Reichsregierung der Mitte zu bilden, um die Macht der Sozialdemokratie in Preußen zu brechen". Die Regierung Brüning, heißt es zum Schluß, habe die Aufgabe, die sie vom Reichspräsidenten erhielt und die sie nicht löste, dem Reichspräsidenten zurückzugeben, und dann müsse die nationale Kampffront die Führung über
nehmen.
Die Germania " von gestern abend beschäftigt sich mit diesen Ausführungen des Herrn von Medem in einem Leitartikel und sagt allerhand Lehrreiches über den Ursprung des Wortes ,, ceterum censeo" und seinen Urheber Cato( gest. im Jahre 149 v. Chr. Geb.). Uns wäre es, aufrichtig gejagt, interessanter gewesen, menn sie weniger meit ausgeholt hätte und lieber auf die Geschichte der Dienstaggesellschaft eingegangen wäre. Schließlich wendet sich die„ Germania " jedoch entschlossen der Zukunft zu, um zu bemerken:
Eins wird dem ,, Tag" bestimmt nicht gelingen, daß sein ,, Ceterum censeo" die Reichsregierung ins Wanten bringt und es wird ihm auch nicht gelingen, den Fall Curtius zu einem Falte Brüning und des Kabinetts zu machen. Das können wir dem ,, Tag" bestimmt versichern.
Daraus geht zunächst einmal hervor, daß für die ,, Ger mania " ein Fall Curtius existiert. 3weitens aber auch, daß nach ihrer Meinung oder nach ihrem Rat der Reichsfanzler Brüning den Fall seines Außenministers so erledigen wird, daß er selber dabei nicht ins Wanten gerät. Dieser Optimismus ist bemerkenswert. Nach der Lösung der Nachfolgerfrage und nach der Wiedereröffnung des Reichstages wird sich zeigen, ob er auch gerechtfertigt ist.
Parteidiftator Hugenberg.
Eröffnung des deutschnationalen Parteitags.
Steffin, 18. September. Als Auftakt zum deutschnationalen Parteitag fand am Freitag eine Sigung des Parteivorstandes statt, die von Dr. Hugenberg geleitet wurde. In der Sitzung standen in erster Linie organi fatorische Fragen zur Debatte. Die anschließende politische fatorische Fragen zur Debatte. Die anschließende politische Aussprache dehnte sich bis in die Nachtstunden aus. lleber die Sizung wurde ein Bericht ausgegeben, in dem es heißt: zur Durch führung organisatorischer Maßnahmen wurden dem Parteiführer Dr. ugenberg besondere Bollmaten erteilt. 3m Bordergrund der Erörterungen standen Jugend- und Arbeiterfragen. In der anschließenden politischen Aussprache wurden eben falls in bewußter Abkehr von demokratischen Gepflogenheiten das Führerprinzip in den Bordergrund gestellt. Die Aussprache beschäftigte sich vor allem mit den Gefahren, die in den einseitig französischen Kurs unserer Außenpolitik liegen.
Der frühere braunschweigische Minister Dr. Franzen wurde auf seinem Antrag in Kiel als Rechtsanwalt zugelassen und wird seine Bragis hier bereits in nächster Zeit aufnehmen.
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In der Nachmittagssigung im Kurfürstendamm - Pogromprozeß immer das gleiche: alle waren sie dabei, niemand von ihnen hatte ging die Bernehmung der jugendlichen Angeklagten weiter. Es mar fich aber in irgendeiner Weise betätigt, der größte Teil war rein zufällig ins Gedränge geraten, ebenso schuldlos verhaftet und auf die Anklagebant gebracht. Tatsächlich ein purer Zufall, daß GA Leute von dreizehn verschiedenen Stürmen zu vielen Hunderten sich auf dem Kurfürstendamm ausgerechnet am jüdischen Neujahrstage ein Stelldichein gaben. Da war zum Beispiel der dreißigjährige Betriebsassistent Fischer aus Zehlendorf vom Sturm 49. Ein Bekannter, dessen Namen ihm unbekannt ist, hat ihn aufgefordert, einen fleinen Bummel auf dem Kurfürstendamm zu madjen. Der 21jährige Arbeiter Michalat vom Sturm 7 wollte sich bloß das Straßenbild ansehen. Der 26jährige schwer friegsbeschädigte Shmigt, Mildbrabeschoß, das Rügliche mit dem Angenehmen zu vereinen sich die Juden am Neujahrstage anzusehen und auf dem Kurfürstendaman ein Glas Bier zu trinken. Wohl haben irgendwelche Leute hinter ihm gepfiffen, auch hat er„ Deutschland erwache!" rufen hören, aber daß er etwa gesehen haben sollte, wie das Café Reimann zertrümmert wurde, das nein, das durchaus nicht. Eigentümlich", meint der Vor fiende. Sie sind nun der 24. Angeflagte, der das vom Café Reimann nicht gesehen hat. 3d fann mir das gar nicht vorstellen!" Der 29jährige Schlächter e de stand vor dem Dilemma tegeln zu gehen oder sich auf dem Kurfürstendamm den Klamaut anzusehen. Er entschied sich für das lettere. Er jah viel Menschen auf der Straße, hörte Rufe aus stoßen, wollte aber aus dem Knäuel heraus und wanderte nun mit seinem Freund von einem Restaurant ins andere. Und das tat er, das NSDAP.- Mitglied und Leiter einer Betriebszelle, während feine Genossen als gute Erwerbslose" den„ Brillantenjuden" vom Kurfürstendamm Hunger, Arbeit und Brot ins Gesicht schrien. Der 22jährige Bäder Ostar Johl vom Sturm 30 batte ausgerechnet den Sturfürstendamm zum Rendezvousplatz mit feiner Freundin auserwählt. Ein Schäfer ganz besonderer Art ist der 24jährige Schlächter toch. Er hatte den langen Weg von der Beters burger Straße, wo er wohnt, bis zum Kurfürstendamm bipß zu dem Zweck gemacht, um dort vor allen jüdischen Mitbürgern, denen er begegnete, höflich den Hut zu ziehen und ihnen Profit Neujahr" zuzurufen. Warum taten Sie das?" fragte ihn der Borsigende. um den Leuten eine kleine Aufmerksamkeit zu erweisen." Rufe, mie ,, Juda verrede", hat er selbstverständlich nicht gehört, geschmeige denn selbst ausgestoßen.
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Der Sturm 33, berüchtigt durch seine vier Prozesse im ebendemselben Gerichtssaal, ist auch diesmal gut vertreten mit ganzen fünf Mann. Wieviel Mitglieder dieses Sturmes auf dem Kurfürstendamm ihren Heldenmut an mehrlojen Mitbürgern betätigt haben, verraten die Angeklagten selbstverständlich nicht. Dem 20jährigen Arbeiter Scheffler, Mitglied dieses Heldensturnes, wurde bereits am Freitag erzählt, daß auf dem Kurfürstendamm eine Schlägerei stattfinden würde. Also fuhr er am Sonnabend dahin, hörte Arbeit, Brot und Hunger" rufen und wurde ganz ungerechtfertigterweise von einem Beamten mit dem Gummifnüppel bearbeitet. Der 26jährige Bäder Mazdorf gehört bereits seit vier Wochen diesem Sturm nicht mehr an; es fehlt ihm das Geld, um alles mitzumachen. Er hoffte, auf dem Kurfürstendamm den jüdischen Silvester mit Feuerwerf zu erleben. Auch den 22jährigen Bäder Angerstein vom Sturm 33 hatte die Neugierde zum Kurfürstendamm getrieben. Das ist ein ganz Schlauer. Der Klamaut sei hier künstlich hervorgerufen worden, erklärt er. Eine ähnliche Erklärung mit einer nicht mißzuverstehen den Anspielung auf die Kommunisten bediente fich auch der 18jährige Arbeiter Couvreug und der 21jährige Bäcker Dziemien. Das war aber alles gewissermaßen nur Kleinzeug.
Der 26jährige Arbeiter Ponte ist aber Führer des Sturm 43. Jm Gegenjah zu feinen mitangeflagten Untergebenen bestreitet er, irgendwelche Befehle in bezug auf die Demonstration auf dem Kurfürstendamm gegeben zu haben. Die Erwerbslosen, behauptet er, hätten sich einmal die Brillant. juden auf dem Kurfürstendamm ansehen wollen. Er bestreitet auch, die Scheiben vom Café Reimann eingeschlagen zu haben. Die Pistole, die bei ihm gefunden wurde, trägt er ber reits zwei Jahre bei sich zum Schuß gegen die Kommunisten. Eine Anweisung von der Obersten SA. Zeitung sei nicht
erteilt worden.
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Wie es aber in Wirklichkeit mit dieser Obersten SA. - Leitung stand, erfuhr man von dem Führer der Wache des Stabes Berlin- Brandenburg , dem 23jährigen Ingenieur Georg Gewehr. Seinen Dienst tut er in der Hedemannstraße. Er hat dort für den Ablauf des Verkehrs zu sorgen. Auch die Autos für die Führer vermittelt er. Bloß an diesem Tage hat er es nicht getan.
Am Nachmittag des 12. September bestiegen er, der Stabsleiter Eraft und der Oberführer Helldorf ein Auto. Man fuhr juerst in ein Nazilokal, dann in ein anderes und ein drittes, begab sich weiter nach Halensee und pendelle ven dort aus den kur fürstendamm entlang hin und zurück; etwa fünf- bis sechsmal. zu welchem 3wed?" fragte der Vorsitzende. Um sich zu informieren." Einmal stieg man auch aus und unternahm eine Infor mationstour zu Fuß. Eigentlich war nichts Auffälliges zu be= merken. Die Leute demonstrierten, schrien Hunger", verhielten sich aber im großen und ganzen ruhig. Einmal wurde das Auto von einem Major angehalten.
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..Graf Helldorf ", sagte der Polizeioffizier,„ was haben Sie uns hier eingebrockt?"„ Das sind doch keine Nationalsozialisten", erwiderte darauf Graf Helldorf, das sind ja Erwerbsloje, vielleicht find es kommunisten, höchstens einige Nationalsozialisten darunter."„ Dann sagen Sie Ihren Leuten, daß Sie sich beruhigen follen, rufen Sie sie zur Ordnung, schiden Sie sie nach Hause", sagte der Major.
und was geschah?" fragt der Vorsitzende.„ Es konnte ja nichts geschehen", meint der Angeklagte, höchstens bei der Gedächtniskirche faben wir unsere Leute. Einmal kam ein Mann auf uns zugelaufen, stellte sich auf das Trittbrett und erzählte was. Das ist ja allerhand", erklärte Helldorf , sehen Sie zu, daß Sie die Leute zum Wittenbergplay abdrängen." Der Wagen des Stabsleiters Ernst wurde schließlich von einem Privatwagen, der ihn längere Zeit beobachtet und verfolgt hatte, gestellt.
Alle doci Herren wurden zur Wache gebracht und nach Feststellung ihrer Namen nach Hause geschickt. Man wußte ja damals noch nicht, daß die Sache planmäßig organifiert war. Herr Gewehr ist höchst empört, daß man es gewagt hat, ihn zwei Tage später festzunehmen.
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Nicht minder empört darüber ist der 27jährige Kaufmann Kühn, der Eigentümer des Autos. Da er beſchäftigungslos ir stellt er seinen Wagen des öfteren der Hedemannstraße zur Berfügung. Auch diesmal fuhr er drei nationalsozialistische Herren, die er nicht tannte natürlich erkennt er auch seinen Nachbarn, den Angeklagten Gewehr, nicht wieder. Was die Herren auf dem Kur fürstendamm eigentlich wollten, ahnte er nicht im geringsten, daß sie an Passanten Anweisungen gegeben hätten, hat er nicht bemerkt; auch hat sich niemand auf das Trittbrett des Autos gestellt, ein Gespräch mit einem Major hat allerdings stattgefunden, eine kleine Sprißtour zu Fuß haben seine Fahrgäste tatsächlich gemacht, und von einem Privatauto ist sein Auto wirklich zur Bache gebracht morden, Wieviel er für die Fahrt bekommen habe, ist Geschäftsgeheimnisponibilid
Und schließlich der Kameradschaftsführer der Dritten Jungffahlhelmkameradschaft vom Gau III, der 31jährige Diplomingenieur Wilhelm Brandt.
Ich habe ein vollkommen reines Gemissen", erklärte er.„ Ich hörte, daß es auf dem Kurfürstendamm Klamauf geben würde, ich bestieg mit drei Kameraden ein Auto, fuhr zuerst in die Fasanenstraße zum jüdischen Tempel, es war alles ruhig; auch am Kurfürstendamm mar menig los; bloß um die Gedächtniskirche herum gingen Gruppen hin und her und riefen: Deutschland ermache! Ich sagte zu meinen Leuten: Kinder, man sieht ja nichts", ließ zwei Kameraden bein Wagen, ging ein paar Schritte weiter und sah nun Demonstranten in Gruppen von 50, 100 und 200 Mann. Mit einem Wort, einen großen 3irtus. Ich traf auch drei bis vier Kameradschaften Dom Chaulottenburger Stahlhelm. Als mich dann ein Beamter aufforderte, mit meinem Wagen weiterzufahren, fuhr ich auch los; wurde aber später noch von zwei Stahlheimkameraden angerufen. Gudt ihr euch das jüdische Neujahr an", fragte ich fie. ,, Ja", erwiderten sie grinsend. Der eine erzählte, er hätte ein feststehendes Messer bei sich. Wenn du dich nicht kriegen läßt, dann tut es nichts", sagte ich zu ihm... Der Vorsitzende unterbricht hier die humorvollen Ausführungen des Angeklagten mit der Feststellung, daß er
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wegen Rädelsführerschaft angeklagt ist und daß er sich dessen wohl nicht bewußt ifft, daß bei Berjagung mildernder Umstände die Strafe zehn Jahre Zuchthaus betragen fann. Der Angeklagte meint darauf, daß er sich gar feiner Schuld bewußt fei, er finde es empörend, wie die Beamten unschuldige Leute behandelt hätten und daß man ihn, der harmlos der Aufforderung der Polizei, ins Polizeirevier zu fommen, gefolgt sei, verhaftet habe.
Der harmlose Stahlhelmführer ist bereits einmal wegen Sachbeschädigung und ein anderes Mal wegen Verstoßes gegen das Republitschußgefeß bestraft. Uebrigens hat er auf dem Kurfürsten damm noch einen zweiten Stahlhelmgemeinschaftsführer getroffen. Die Vernehmung der Angeklagten wurde gestern beendet. Heute folgen die 44 Zeugen der Anklage und wer weiß noch wieviel Zeugen der Verteidigung. Dem Antrag der Verteidiger auf Haftentlassung wurde nur in bezug auf zwei Angeklagte stattgegeben- megen Krankheit. Gegen alle übrigen Angeklagten wurde wegen Fluchtverdachts ein aftbefehl erlassen. In der Begründung des Gerichts hieß es u. a., daß ja der Stabsleiter Ernst und der Oberführer Helldorf tatsächlich ge= flüchtet seien. Auf dem Gerichtstisch liegt nur noch die Reitpeitsche des Herrn von Heldorf...
Hitler Demonstration in Braunschweig
Die Mera Franzen wird von neuem eröffnet. Braunschweig , 18. September. ( Eigenbericht.) Der neue Raziminister von Braunschweig hat jeßt für seine Berufung an Adolf Hitler seinen Dant abgestattet, indem er das von seinem Vorgänger Franzen verhängte Demonstrationsverbot aufgehoben hat. Am Sonntag spricht Hitler in Braunschweig . Er wünscht zugleich eine Parade über die SA. - Leute abzunehmen. was hitlers Wunsch ist, ist klagges Befehl. So wird in Braunschweig regiert.