Der Abend
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B 2200
48. Jahrgang
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Notverordnung über Banken
Stückwerf und Flickwerk
Die Notverordnung über die Banken kontrolle und über die Aktienrechtsreform ist soeben erlassen worden. Die Bankenkontrolle wird nach den ursprünglichen Plänen der Reichsregierung durchgeführt, also durch einen Kommissar im Zusammenwirken mit einem Kuratorium, dem außer dem Kommissar Vertreter der Reichsregierung und der Reichsbank angehören.
Unsere wirtschaftsdemokratischen Forderungen über die Zusammensetzung des Kuratoriums blieben
berücksichtigt.
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Die Aktienrechtsreform beschränkt sich auf die am dringlichsten einer Reform bedürftigen Gebiete, also Publizitätsbestimmungen, Pflichtrevision, Verschärfung der Strafbestimmungen für die Verwaltungen und für die Funktionen des Aufsichtsrates. Sie enthält aber die bedenkliche Bestimmung, daß die Vorschriften über die Verschärfung der Publizität und über die Pflichtrevision von der Reichsregierung auf Grund einer Ermächtigung nach ihrem Gutdünken in Kraft gesetzt werden können und daß Uebergangsbestimmungen geschaffen werden können.
Der Banfenfommiſſar.
In Durchführung der heute veröffentlichten Not verordnung über die Bantenaufsicht wird der Reichspräsident den Ministerialdirektor im preußischen Handelsministerium Dr. Ernst zum Reichskommissar für das Bankwesen ernennen.
Er will feine Berordnungspolitik.
Der Parteivorstand der Deutsch nationalen Partei hat in den späten Nachtstunden noch folgende Entschließung angenommen:
Granatfeuer in der Mandschurei
Japaner beschießen und besetzen Mukden
Tokio, 19. September. ( Reuter.)
In der Umgebung von Mukden kam es zu einem Zusammenstoß zwischen japanischen und chinesischen Truppen, nachdem Chinesen versucht hatten, die Brücke der südmandschurischen Eisenbahn zu zerstören. Die Japaner nahmen die chinesische Garnison von Peitaying
gefangen.
Peking , 19. September. ( Reuter.)
Eine japanische Abteilung eröffnete das Feuer auf das Arsenal von Mukden . Im Anschluß daran beschoß sie auch das chinesische Lager und die Stadt. Von zehn Uhr abends ab fielen alle zehn Minuten Granaten nieder, obwohl die Cinesen das Feuer nicht erwiderten. 70 bis 80 chinesische Soldaten wurden getötet.
Als der Gouverneur der Mandschurei , Marschall Tschangh. sueliang, diese Nachricht erhielt, befahl er den chinesischen Truppen die Waffen in die Waffendepots zu bringen und das Feuer nicht zu erwidern. militärbehörden so gehandelt haben, um die Chinesen zu zwingen, In Beling glaubt man, daß die japanischen die Angelegenheit des Hauptmanns Nakamura zu regeln, der dem japanischen Generalstabe angehörte und im Juni in der Mongolei ermordet wurde, angeblich von von chinesischen Soldaten der Mukdener Armee. Chinas 3ögern, auf die japanischen Proteste wegen der Ermordung Nakamuras zu ant morten, rief große Erbitterung im japanischen Militär hervor.
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Entgegengesetzte Darstellungen nur die Be: fchießung steht fest.
London , 19. September. ,, Die Deutschnationale Volkspartei mendet sich aufs schärfste gegen jeden Versuch der jezigen Regierung, auf dem Ver- Telegramm aus Mulden erhalten, daß Mukden von Japanern Marschall Tschanghfueliang, der sich in Peking aufhält, hat ein ordnungswege das Wahlrecht zum Reichstag oder zu einem der beschossen wurde und dabei etwa 80 chinesische Soldaten Länderparlamente abzu ändern. Verfassungsmäßig hat über solche Aenderungen allein die ordnungsmäßige Gesetzgebung 3u Japaner am Freitag um 10 Uhr morgens das Feuer eröffnet. In getötet wurden. Nach den chinesischen Berichten haben die entscheiden. Versucht eine Länderregierung, wie jetzt die preu Abständen von je 10 Minuten seien Granaten in die Stadt gefallen. Bische, unter Berufung auf eine verfassungsrechtlich anfechtbare Das Feuer sei zuerst auf das Arsenal , dann auf das Truppenlager Notverordnung der Reichsregierung das Wahlrecht des Landtags und die Stadt gerichtet worden. Japanische Truppen seien durch und damit ihre eigenen staatsrechtlichen Grundlagen selbstherrlich das Westtor in die Stadt einmarschiert. Der Marschall behauptet, abzuändern, dann ist das sowohl vom Standpunkt des Reichsrechts daß die japanischen Militärs einen 3 wischenfall hätten hervor abzuändern, dann ist das sowohl vom Standpunkt des Reichsrechts wie des preußischen Staatsrechts ein Verfassungsbruch. Die Deutschnationale Volkspartei legt gegen dieses Vorgehen um so rufen wollen, um einen Vorwand für die Besetzung von schärfere Verwahrung ein, als die derzeitige Regierung in Anbetracht der heutigen politischen Einstellung der preußischen Wählerschaft die moralische Pflicht hat, schleunigst abzutreten und alle Ent scheidungen grundsäßlicher, einschneidender Natur einer Regierung zu überlassen, die nach der Landtagsneuwahl dem Willen der Wähler entsprechend gebildet iſt."
Diese Entschließung fönnte ihren inneren Wert haben, wenn sie ehrlich gemeint wäre. Aber haben nicht gerade die Alldeutschen mit Hugenberg an der Spize immer wieder
Handelsbilanz erzwinge eine Aenderung. Die Schweiz hat zunächst die Abänderung einiger Positionen des bestehenden Handelsvertrages mit Deutschland in Berlin beantragt. An eine Kündigung des Vertrages denkt die Schweiz nicht.
Mukden zu finden. Die chinesischen Truppen hätten sofort bei Beginn der Aktion Befehl erhalten, auf keinen Fall das Feuer zu beantworten. Die chinesischen Berichte stehen in direktem Gegensatz zu den Meldungen aus Tokio , die besagen, daß die Chinesen zuerst einen Teil der mandschurischen Eisenbahn gesprengt und die japanischen Truppen angegriffen hätten, die die Eisenbahn bewachten. Nach einem scharfen Gefecht hätten die Japaner die Kasernen der chinesischen Truppen besetzt.
Japan gesteht den Raubzug ein.
Tofio, 19. September.
Laut japanisch- militärischer Mitteilung haben die Japaner den Gürtel der Stadt Mukden angegriffen und sind in den Platz eingedrungen, nachdem sie das chinesische Lager nörblich der Stadt besetzt hatten. Es tam im Innern Mukdens zu
Scharmügeln zwischen japanischen und mandschurischen Truppen. Angesichts der ernsten Lage wurde beschlossen, das Haupt= quartier der japanischen Kwantung- Armee von Dairen na ch Mukden zu verlegen. Ein neuer Zusammenstoß erfolgte bei die Stadt ein, die sie vorher beschossen hatten. Eine unKwangtschangtse nördlich Tschangtschun. Dort nahmen die Japaner bestätigte Nachricht aus Mukden befagt, daß das japanische Geschützfeuer die Stadt Beitajing zerstört und mehrere hundert Todesopfer gefordert habe. Nach einer anderen Meldung da= gegen hätten die Japaner nur einige Schüffe abgefeuert.
Gestern hat japanische Infanterie mehrere Truppenteile der chinesischen Regimenter entwaffnet und die Offiziere in Haft behalten. Bei der Schießerei wurden auch drei chinesische Arbeiter, die sich zufällig auf der Straße aufhielten, erschossen. Der japanische Kommandierende in Mukden erklärte, daß der ganze Festungsgürtel Mufdens besetzt werden würde, um die japanischen Staatsangehörigen vor irgendwelchen feindlichen Kundgebungen zu schützen". Der japanische Generalfonful hat abgelehnt, irgendwelche Erklärungen über die militärische Aktion Japans zu geben.
Tsingtau , 19. September. Japanische Truppen sind heute vormittag hier gelandet. Die chinesischen Behörden haben Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung ergriffen. Die - Vergnügungslokale sind geschlossen worden.
Wieder eine unruhige Nacht. Zwischenfälle in allen Stadtteilen.
Nach Schluß einer Hakenkreuzierversammlung im Sportpalast fam es gestern in den Nachtstunden an verschiedenen Stellen der Stadt zu Zwischenfällen. Die Polizei, die überall einen verstöße im Heim erstiden.
von Hindenburg verlangt, er folle den Reichstag davonjagen Tolles Banditenstück in Köln . stärkten Patrouillendienst eingerichtet hatte, konnte die Zuſammen
und mit Hilfe des Artikels 48 gar eine neue Verfassung ,, verordnen"? Hat Hugenberg das alles vergessen?
Genf , 19. September. ( Eigenbericht.) Die schweizerische Ankündigung von Sperrmaßnahmen gegen ausländische Einfuhr von Industriewaren veranlaßten den deutschen Regierungsvertreter Dr. Posse, heute im Ausschuß, unter ein dringlichem Hinweis auf die ungeheure Arbeitslosigkeit in Deutsch land , die Schweiz sehr deutlich vor den Folgen solcher Maßnahmen land, die Schweiz sehr deutlich vor den Folgen solcher Maßnahmen zu warnen, ihr die Verantwortung für weitere Schädigung der europäischen Wirtschaft vorzuhalten und stärkste Gegenwehr
Studi- Schweiz hofft noch auf ein befriedigendes Ergebnis der schwebenden Verhandlungen; die Verschlechterung der Schweizer
Ein tolles Banditenstück, bei dem ein Straßenpassant sein Leben einbüßte, und mehrere andere verletzt wurden, verursachte am Freitagabend in der Spichernstraße große Aufegung.
Ein Autodieb, der dort einen unbeaufsichtigten Personenkraftwagen rauben wollte, wurde dabei von der Besitzerin überrascht. Auf die Hilferufe der Frau eilte ein mit seiner Familie die Straße paffierender 35jähriger Mann herbei. Der Verbrecher 30g fofort einen Revolver und jagte dem Mann eine Kugel in den & opf. Durch einen Blutergus traf der Tod auf der Stelle ein. Der Autodieb floh mit einem komplizen in dem gestohlenen Kraftwagen. Auf der Fahrt gab er noch fieben Schüsse ab, durch die zwei Männer und eine Frau verletzt wurden. Das Ueberfallkommando und zwei andere Kraftwagen nahmen die Das Ueberfallkommando und zwei andere Kraftwagen nahmen die Verfolgung der Banditen auf, die jedoch bisher erfolglos geblieben ist.
In der Anklamer Straße auf dem Gesundbrunnen eröffneten mehrere Kommunisten auf vier National= ozialisten ein Pistolenfeuer. Eine Polizeistreife nahm die Verfolgung der Schüßen auf, es gelang den Tätern jedoch zu enttommen. An der Ecke Gneisenau- und Nostizstraße bedrohten mehrere Kommunisten von der Sportpalastversammlung heimkehrende Nazis mit Schußwaffen. Daraufhin wurden von der Polizei mehrere fommunistische Verkehrslokale durchsucht, die aber erfolglos verliefen. In der Sonntagstraße in Lichten berg wurde ein Passant von Hakenkreuzlern überfallen und erheblich verlegt. Die Täter flüchteten und entfamen trotz der sofort eingeleiteten polizeilichen Verfolgung. Bei einer Durchsuchung des fommunistischen Parteilokals in der Edertstraße durch Beamte der Politischen Polizei wurden sieben Personen festgenommen und ins Polizeipräsidium gebracht.
Kurz nach Mitternacht entstand in der Mariendorfer Straße eine Schlägerei zwischen Kommunisten und Angehörige der NSDAP . 3m ei kommunisten wurden dabei leicht ver