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Nr. 441 48. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 20. September 1931

De Winterkopft an

Wir ersticken in Vorräten.

Doch fo groß auf der einen Seite die Rot, so ungeheuer auf der anderen der Ueberfluß. Die Welt erstickt in ihren Vorräten, und die Menschen leiden Hunger. So lagerten Ende dieses Sommers an Waren auf den verschiedenen Märkten:

Weizen

Zuder Kaffee Steinkohle

1931

12,0 Mill. Tonnen

1927

4,9 Mill. Tonnen

4,3

"

"

0,5

"

"

7,0 1,5

"

"

" 1

"

5,3

"

"

19,6

"

Das ist der Kapitalismus, der als Triebfeder nur den Profit kennt. Es ist doch einem Kapitalisten gleich, ob er mit Zeitungen, mit Stiefelwichse oder mit Präzisionsapparaten handelt. Es hat deshalb auch keinen großen Sinn, eine Vorschau auf den Winter zu geben, ob wir zu essen und zu heizen haben werden. Natürlich ist das alles, nur ob wir es werden faufen können, das ist die Frage. In ben beniden Steinfohlenrevieren lagerten Onde Juni diefes Jahres den deutschen Steinfohlenrevieren lagerten Ende Juni dieses Jahres 5,19 Millionen Tonren Kohle und 5,95 Millionen Tonnen Koks. Rechnet man den Kofs auf Steinkohle um, dann ergeben sich 12,9 Millionen Tonnen Steinkohle als nicht abgesetzte Halden­bestände. Und die Haldenbestände werden immer größer, froßdem durch Arbeiterentlassungen und Feierschichten die Produktion bis zum äußersten gedroffelt wird. Der Hausfrau etwas näher steht die Braunkohle, die uns als Briketts in den Keller getragen wird. Da lagen nun Ende Juni allein im Bezirk des Mitteldeutschen Braunkohlensyndikats, wohlgemerkt ohne das Ostelbische, 1% Mil lionen Tonnen Brifetts auf Stapel. Und die Haldenbestände mer­den immer größer, trotzdem Millionen eingelegter Feierschichten und trotzdem von 66 000 Grubenarbeitern 12 000 entlassen wurden. Sie sind nicht abzusetzen, die Preßkohlen. Allein die Berliner Ar­beitslosen machen mit Angehörigen über 1 Million Menschen aus, vnd das will etwas heißen, wenn 1 Million Menschen mit einemmal feine Briketts mehr kaufen. Vor zwei Jahren, da war es umge­fehrt, da war noch einigermaßen Geld da, aber die Kohlen tamen nicht heran. Aber heute? Der Jahresverbrauch der Berliner Be­völkerung an Braunkohle beträgt etwas über 2 Millionen Tonnen Briketts. Und anderthalb Millionen liegen allein in Mitteldeutsch­ land auf Stapel.

Wieder Kartoffelfegen.

Oder nehmen wir die Kartoffel. Die Kartoffeln wachsen, blühen und gedeihen, daß es nur so eine Art hat. 1928 murden 41 Millionen Tonnen geerntet, 1929 40 Millionen Zonnen, 1930 gar 47 Millionen Tonnen, und in diesem Jahre werden es wieder 43 Millionen Tonnen sein. Ein wahrer Erntesegen. Man muß hierzu noch bedenken, daß davon für Speisezmece nur 12 bis 13 Millionen Tonnen benötigt werden und für die Biehfütterung 20 Millionen Tonnen. Trotzdem haben die Arbeitslosen keine Kar­toffeln. Selbst die Landwirtschaft muß das zugeben, so stand in einem der letzten Berichte der Preisberichtsstelle des Deutschen Land­wirtschaftsrates zu lesen: Der Forderung nach einem höheren Preis steht die außerordentlich geringe Aufnahmefähigkeit der Ver­braucher gegenüber, die sich bei der wirtschaftlichen Nollage auch beim Kartoffelverzehr die allergrößten Einschränkungen auferlegen." Das ist wohl mit einer anderen Absicht gesagt, als wir es meinen, aber deutlich genug. In diese Situation griff die sozialdemo= fratische Reichstagsfrattion ein, indem sie eine groß zügige Aktion des Reichs an zufäßlicher Naturalhilfe für die not­leidende Bevölkerung forderte. Es fommt alles auf die Mobilifie­rung der fofen Borräte an Kohlen und Kartoffeln an. Fünf Mil­lionen Familien sollen je sechs Zentner Kartoffeln und 20 Zentner

Das meiste im Leben muß zweimal gerechnet werden. Da sind grüne Bohnen und ein Stück Hammel­fleisch dazu oder ein Kopf Wirsingkohl und Rindfleisch dazu; das ganze Mittagessen soll eine Mark kosten, aber die Rechnung stimmt nicht. Denn wenn man nur die Finger unter den Topf halten würde, davon wird kein Essen gar. Man braucht auch Briketts, fünf Stück sogar und die kosten immerhin einen Groschen. Also macht das Mittagessen schon 1,10 Mark. Wer weiß, was da noch alles vergessen wurde, es zu berechnen. Jeder erlebt in diesen trüben Tagen das Anklopfen des Winters. Die Menschen frösteln und hüsteln und wollen sich abends eine warme Stube machen. Und als in diesem griesgrämigen Herbst die Frauen zum ersten Male Kohlen in den Ofen legten, da fiel das vielen auf, welcher Faktor die Kohle in der Hauswirtschaft ist. ,, Nein", seufzten arme Frauen, wie die Kohlen bloß abnehmen. Aber man muß doch kochen und heizen." In diesem Winter wird buchstäblich jede Kohle gezählt werden. Genau so die Kartoffeln, die Kohlköpfe, die Kohlrüben. Ulkig, wie das alles mit ,, K" anfängt, immer weiter: Kabljau, Kotelett, Konserven, Karotten, Käse...

Kohlenrampe astralauer Platz.

gende Preise sein. Der Konservenindustrie verwandt sind die Mar­meladenfabriken. Die Deutschen müssen noch vom Kriege her ,, die Nase voll haben" an Marmelade, Pflaumenmus und all dem Kram. Man ißt lieber eine Schmalzstuile als eine Musschrippe. Absolut gesehen mögen die Produktionsziffern an Marmelade, Obstmus und Gelee sehr hoch sein, aber auf den Kopf der Bevölkerung ist das nicht viel: die 0,8 Kilo pro Jahr. Dagegen beträgt der deutsche Butterverbrauch pro Kopf und Jahr 7,9 Kilo und dicht auf die Margarine mit 7,6 kilo.

Kohle erhalten. Für die Finanzierung dieser Aktion sind ein-| Obstkonserven sind knapp. Und das Ende vom Liede werden stei­leuchtende und durchdachte Vorschläge gemacht worden. 1ns er wächst hierzu die Aufgabe, unermüdlich an der Popularisierung dieses Programms mitzuwirken, auf jedem Arbeitsnachweis und an jeder Zahlstelle für die Unterstügung es den Erwerbslosen zu sagen: Seht, das wollen wir. Und unsere flare Sprache wird etwas anderes sein als die Untenrufe radikaler Echarlatane. In Deutschland wer­den anscheinend die guten Kartoffeln den Schweinen gegeben und die schlechten den Großstädtern. Wann merden einmal die Hausfrauen Berlins auf den Tisch schlagen und sagen: Dieses angefaulte 3eug wollen wir nicht mehr. Man seze sich doch nur einmal mit einem Bauern an den Tisch und esse mit, dann weiß man doch erst, was überhaupt Kartoffeln find. Eine prächtige Sache, von der bedauer­licherweise nur der Ausschuß in die Stadt kommt.

Aber Konserven knapp.

Damit Licht und Schatten gleichermaßen verteilt find: an on­ferven if t ferven ift. fein leberfluß. Das Statistische Reichsamt ist gegenwärtig dabei, für die Konservenindustrie eine Produktionsaufnahme durch zuführen. Zuerst hat man die noch vorhandenen Vorräte ermittelt. Das maren am 1. Mai d. 3. 42 809 000-Büchsen Gemüsekonserven, davon allein die Hälfte Bohnen. Erst in weitem Abstand folgen Erbsen und Karotten. Zu diesen Gemüsekonserven fommen dann noch 4040 000 Büchsen Obstkonserven. Das ist herzlich wenig. Und wenn man dazu nun die Berichte nimmt, die die Wirtschaftliche Bereinigung der Konservenindustrie allmonatlich herausgibt, dann foll es mit der ganzen Einmacherei in diesem Jahre recht spärlich gewesen sein. Besonders Spargel ist nur wenig konserviert worden, den meisten hat man im Frühjahr frisch gegessen. Das soll richtig sein, faum jemals ist soviel Spargel meggeputzt worden wie in diesem Jahr. Erbsen, sagen die Konservenfabrikanten, hätten sie auch weniger als im Vorjahr eingemacht, ebenso Bohnen. Der Grund hierfür war einmal der Geldmangel und zum anderen eine nicht befriedigende Ernte an Erbsen und Bohnen. Diesem knappen Angebot steht nun aber eine recht rege Nachfrage des Handels gegen über, besonders für Erbsen, Karotten und Leipziger Allerlei. Selbst

Was hat man den Zwiebeln getan?

Beim Obst und Gemüse will man den Verbraucher wieder ein­mal graulich machen. Das Rezept ist folgendes: Also zweifellos ist die Ernte gut, was ja jeder Mensch in Berlin selbst feststellen fann an den einigermaßen erschwinglichen Preisen. Jetzt fommen jedoch

tausend Wenn und Aber". Da hat es geregnet, und dort schien die Sonne nicht, zur Abwechslung hat es wieder einmal gar nicht geregnet, oder die Sonne hat zu sehr gebrannt, so daß man be­stimmt für die Spätpflaumen eine ausgesprochen schlechte Ernte erwartet. In Nordwestdeutschland soll das nämlich nicht ganz ge­flappt haben. In Schleswig- Holstein haperte es wieder mit dem Kohl, da hat es zuviel geregnet, und was mit den 3 wiebeln, unserer geliebten ,, Bolle"; in der Provinz Sachsen los fein soll, das ist nicht recht ersichtlich, aber es wird schon schief gehen. Jeden­falls ist die Ernte nur mittel, und das Ueberangebot an Zwiebeln wie im vorigen Jahr wird nicht eintreten. Zu guter Letzt haben auch noch die Tomaten und die Gurken etwas abgefriegt. So hätten wir glücklicherweise alles beisammen, und da die Kohl= plantagenbesiger ja nicht zum Spaß feststellen, daß die Ernte schlecht ist, werden sie schon versuchen, uns im Winter den Brotkorb höher

zu hängen.

Einmachen im Haushalt.

Noch ein Schlußwort zum Einmachen. Ja, wenn der Zucker nicht so teuer wäre, dann gerne", sagen die Hausfrauen. Und es ist nicht nur der Zucker. Wer wirklich Obst kunstgerecht sterilisieren

1600 Hunde in den Messehallen.

Die Jubiläums- Rassehund- Ausstellung, die in| hunde ausgestellt. Etliche an den Wänden angebrachte Bilder geben den Ausstellungshallen am kaiserdamm vom deutschen Kartell für Hundewesen veranstaltet wird, ist über alles Erwarten gut beschickt worden.

In den Funkturm- hallen ist alles vortrefflich organi fiert, doch fehlen, wenn man vom 11- Bahnhof Kaiserdamm tommt, die Wegweiser nach den Hallen, was namentlich von den Fremden unangenehm empfunden wird. Es sind vom größten Bern hardiner bis zum fleinsten Schoßhund alle Rassen vertreten und insgesamt stellen sich über 1600 Hunde zur Schau. Unter ihnen befindet sich auch der Dobermann, der einem ins Eis einge­brochenen Kinde, ohne jede Aufforderung, also aus eigenem An­triebe, nachsprang und ihm das Leben rettete. Das Tier nahm es mit seiner Pflicht so genau, daß es, obwohl selbst erschöpft, noch den Schlitten und die Pantinen des Kindes holte. Damit wurde dieser Hund zum Ehrenretter seiner ganzen Rasse; denn ausgerechnet dem Dobermann hatten Freunde anderer Rassen in letzter Zeit Falsch­heit nachgesagt. Neben diesem Lebensretter sind berühmte Polizei­

von der Arbeit der Sch- und Diensthunde Zeugnis, während eine interessante Uebersichtstafel von der Verwendung des Hundes bei der Reichsbahn Auskunft gibt. Die Reichsbahndirektion Berlin hat die meisten Hunde, 73 an der Zahl, in ihrem Dienst. Hannover besitzt 40 und Oldenburg die geringste Zahl, nämlich 4. Der Z00­logische Garten Berlin hat eine sehenswerte Sonderschau. Man sieht einen Mischling zwischen Wolf und Hund, der für den Hausgebrauch nicht ratsam ist, da sich bei ihm die Wildtriebe bemerkbar machen, einen Pharaonenwindhund, der auf den kanari­schen Insein entdeckt und wieder neu eingeführt wurde, Dingos, die australischen Wildhunde, pommersche weiße Hütehunde, eine ur­alte norddeutsche Haushundform und Renntierspitze, die gleichfalls eine uralte Haushundform sind. An Ehrenpreisen gibt es allerhand, so können die Befizer von Bernhardinern beispielsweise Fahrräder und die Besitzer von Schäferhunden ein eingerahmtes Bild von Hindenburg gewinnen.

Die Ausstellung ist heute, von 9- Uhr morgens bis 6 Uhr abends,

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