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BERLIN  Freitag 25.September

11931

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Der Abend=

Erfcheint täglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin   SW68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Donhoff( A 7) 292-297

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Spalausgabe des Vorwärts

B 225 48. Jahrgang

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Berlin   Nr. 37 536.

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Der Verlag behält sich das

Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Arbeiter fordern Arbeit!

Gewerkschaftliche Kundgebung: Nicht Pessimismus, sondern Tatwille!

Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund   und der AfA- Bund nahmen heute vormittag in einer großen Kundgebung im ehemaligen Herrenhaus Stellung zu der katastrophalen Zuspigung der Wirtschaftskrise. In der Kundgebung kam als einheitliche Forderung der Spikengewerkschaften und ihrer Verbände zum Ausdruck das Verlangen an die verantwortlichen Stellen, sofort mit der Bekämpfung des öden Wirtschafts­pessimismus zu beginnen.

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Zur Arbeitslosigkeit und Arbeitsbeschaffung sprach als erster Redner Franz Spliedt vom Borstand des ADGB  . Spliedt mies einleitend auf den geradezu verheerenden Zustand hin, den die Arbeitslosigkeit bei den Gewerkschaften jetzt bereits vor dem Winter angenommen hat. Ende August waren nur noch 45 Proz. aller Gewerkschaftsmitglieder voll beschäftigt, 21 Proz. waren Kurzarbeiter und mehr als ein Drittel 34,1 Proz. voll arbeitslos. Die lange Dauer der Arbeitslosigkeit fomunt darin zum Ausdruck, daß von den insgesamt 4,2 Millionen Menschen 1,1 Mit fionen als Krifenunterstügte über ein halbes Jahr er­beitslos und 1,4 millionen als Wohlfahrtsunterstüßte mindestens 1 bis 1 Jahr ohne Arbeit sind. Es gibt aber heute bereits Hundert. tausende, die seit zwei Jahren von jeder Arbeit aus. geschlossen find. Die Unterstützung der Arbeitslosen hat im Laufe des letzten Jahres ganz ungeheuerliche Verschlechterungen erfahren.

Der versicherte Arbeitslose erhielt einschließlich des Krantentaffenbeitrages im Jahresdurchschnitt:

1928 monatlich.

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1930

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1. Quartal 1931

78,50 M. 75,11 68,25

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58,-

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nach der Juni- Berordnung 1931 Man muß der Regierung mit allem Ernst zurufen, daß es so nicht weiter geht, wenn man nicht Gefahr laufen will, das wertvollste Wirtschaftsgut, Millionen arbeitsfreudiger deutscher Menschen gänzlich taputt gehen zu lassen.

Die Gewerkschaften wissen, daß es

fein Zaubermiffel und fein Wunder

zur lleberwindung der Weltfrise gibt. Um so cher müssen alle Möglichkeiten zur Arbeitsbeschaffung ausgenutzt werden. Seit langen Monaten liegen viele Arbeitsmöglichkeiten brach, weil die verantwortlichen Stellen nicht die Energie aufbringen, alles auf die eine Frage der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit einzu­stellen. Sparen fann weise sein. Eine Sparpolitit aber, wie sie gegenwärtig betrieben wird, fann für den schon geschwächten Wirtschaftskörper tödliche Folgen haben. Von der Vers waltungsreform, die ganz erhebliche. Beträge einsparen würde, hört man nichts, und die wirtschaftlich längst überholte Bielstaaterei und Instanzenwirrnis bleiben weiter bestehen. Eine unerträgliche Berschwendung sind die direkten und indirekten Subven­tionen an die Landwirtschaft. Diese fosten zusammen. mit dem übersteigerten Zollschutz jährlich rund 3 Milliarden Mart, also nicht mehr und nicht weniger als die Erhaltung des Millionen­heeres der Erwerbslosen   in schwerster Krise. Anstatt alle Mittel zur Erhaltung der Kauftraft einzusetzen, setzt eine unsinnige Lohn­politik die Zerstörung der Kaufkraft des deutschen   Arbeitnehmers immer weiter fort.

Die Gewerkschaften rufen der Regierung zu: Schluß mit dem Lohnabbau! Keine weitere Senkung der Reallöhne!

In der Kartellpolitik muß die Regierung fich endlich entschließen, den Standpunkt der einseitig orientierten Interessenpolitik preis­zugeben. Auch in der Frage der 40- Stunden- Woche hat sich das Rabinett durch den Widerstand der Arbeitgeberverbände von einer rücksichtslosen Ausnugung der in der Juni- Notverordnung gegebenen Möglichkeiten abschrecken lassen. Die Gewerkschaften sehen die Si­tuation sehr ernst an, sie wenden sich aber mit aller Energie gegen den zerstörerischen Pessimismus und fordern gegenüber dem tatenlosen Zuwarten Attivität auf allen wirtschaftlichen Gebieten.

Danach ergriff Ritolaus Bernhard, Vorsitzender des

dar aler

Charbin wird nicht besetzt

Japanregierung für teilweise Räumung

Schanghai   über Paris  , 25. September. Die vier einflußreichsten japanischen Minister, näm­lich Katsuki, Shidehara  , General Minami und Finanz­minister Inouye, haben beschlossen, daß Japan   seine Stellungnahme im mandschurischen Konflikt den Mächten in einer Note auseinandersehen werde. Weiter wurde erwogen, die japanischen Einwohner Charbins nach Tschangtschun zu schaffen, falls sich die Lage in Charbin  verschärfen sollte, Japan   würde jedoch in diesem Falle die ost chinesische Eisenbahn nicht beseten und, sobald die Ordnung wiederhergestellt sein werde, Kirin räumen.

Der lokalisierte Raubzug. Japans   Antwort an den Bölferbund.

Genf  , 25. September.  ( Eigenbericht.)

In der japanischen Antwort an den Böllerbund heißt es, daß Japan   sofort nach dem Ausbruch des Konflikts entschlossen war,

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einem

ihn zu lokalisieren. Japan   widersetze fich nicht Meinungsaustausch zwischen dem Bölkerbund und den Ver gen als ein Mittel aus, die beste Lösung zu finden, die die Zuric tretern Japans   und Chinas   in Genf  , aber es lege diese Besprechun­ziehung der Truppen auf die von ihnen früher befeßten Stellungen erlaubt, ohne daß dadurch die Sicherheit der Japaner in der Mandschurei   gefährdet wird. Außerdem dürften sich die Be­sprechungen nicht mit der diplomatischen Regelung der Angelegen­heit beschäftigen, die Japan   mit China   allein vornehmen wolle. Da jedoch die japanischen Truppen im Begriffe feien, nach ihren früheren Bosten zurückzukehren, sei die

japanische   Regierung fest davon überzeugt, daß der ganze Meinungsaustausch nuklos

sei. Die chinesische Antwort billigt die Borschläge des Bölker­bundes auf sofortige Zurückziehung der Truppen aus China   und macht darauf aufmerksam, daß China   niemals eine aggressive Hal­tung eingenommen, noch andere als chinesische Gebiete besetzt habe. China   spricht die Hoffnung aus, daß der Völkerbund seine Ber­mittlertätigkeit fortsehen wird und erklärt sich bereit, die Ver­antwortung für den Schuh der Ausländer nach dem Rüdzug der japanischen Truppen zu übernehmen.

Deutschen   Baugemertsbundes, das Wort. Die Krise hat, wie Bern  -| Einzelne Städte erklären, daß sie auf Jahre hinaus feinen Bau­hard eingangs ausführte, auf dem

Arbeitsmarkt der Bauarbeiter besonders starke Verheerungen

angerichtet. Ende August waren fast zwei Drittel der organi­fierten Bauarbeiter erwerbslos, und man muß fürchten, daß bis Dezember die Bollerwerbslosigkeit allgemein auf 75 Prozent steigt und in einzelnen Bezirken ein völliges Absterben des Bau­arbeitermarktes eintritt. Heute schon sind in Westfalen   82 Prozent und im Rheinland   74 Prozent brotlos.

Allein in den letzten Wochen sind massenhaft große öffentliche Bauten und wirtschaftlich wertvolle Privatbauten eingestellt worden.

Völkerbund  !

ANK

A VOLKERBUND

Laß dir nicht auf dem Dach herumtanzen!

auftrag vergeben können. Grundfalsch ist es, von einem nicht mehr bestehenden Wohnungsmangel zu reden. Es fehlen mindestens noch 550 000 bis 600 000 Wohnungen und gerade bei den Klein­mohnungen hat die Ueberbelegung erschreckende Formen an genommen. Wo bleiben die Reparaturarbeiten des Haus besizes, der zu diesem Zweck 1,25 Milliarden von der Reichs­regierung erhalten erhalten hat? Diese Subventionen haben die Hausbefizer nicht dazu verwendet, um durch die Reparaturarbeiten 250 000 Bauarbeitern Brot zu geben, sondern zur Steigerung ihrer Lebenshaltung verbraucht. Hier muß die Regierung mit einer Rotverordnung eingreifen.

Hunderttaufende feiern im Baugewerbe und auf der anderen Seite fürmen sich die Borräte an Baustoffen zu Bergen, verfault das Rüstzeug und verroffen die Maschinen.

Die Verzweiflung bei der Bauarbeiterschaft hat Formen an genommen, über die die Gewerkschaftsführer die Regierung nicht im Unklaren lassen dürfen. Die Einstellung zum Staat und zur Ge­sellschaft ist auf ein Minimum herabgedrückt, und die Masse der Erwerbslosen nähert sich bedenklich dem Standpunkt, daß sie nichts zu verlieren habe als ihre Ketten.

Danach sprach Ministerialdirektor Meyer vom Brenßischen Wohlfahrtsministerium über die

Beseitigung der Hauszinssteuer.

Wie der Redner darlegte, macht eine Beseitigung dieser Steuer eine erträgliche Wohnungswirtschaft unmöglich. Die Behauptungen, der Hausbesig sei infolge der Hauszinssteuer am Zusammenbrechen, find absolut falsch. Es werden über die Höhe der Hauszinssteuer bewußt unrichtige Angaben in der Deffentlichkeit verbreitet. Die Steuer beträgt nicht 48 Prozent, sondern 15 bis 48 Prozent der Friedensmiete. Eine Reform der Hauszinssteuer wird auch von ihren Anhängern dringend befürwortet. Die beste Lösung stellt eine ablösbare Rente dar, deren Ertrag sich auf der Höhe der bisherigen Steuereinkünfte halten müsse. In den nächsten Jahren werden Hauszinssteuermittel dringend benötigt. Der Wohnungsfehl bedarf in Deutschland   ist trop des Leerstehens vieler Häuser nach wie vor groß. Soll der Fehlbedarf und der laufende Neubedarf befriedigt werden, müßten in Preußen auf ein Jahrzehnt jährlich 180 000 Klein- und Kleinstwohnungen hergestellt werden.

Als letzter Redner sprach Staatssekretär Krüger vom Breußis schen Landwirtschaftsministerium über die

Möglichkeiten der Siedlung.

Wie der Redner ausführte, würde die deutsche Bandwirtschaft technisch in der Lage sein, den hohen Einfuhrüberschuß an Rahrungs