Gegen den Inflationswahnsinn. Scharfe Absage Brünings und Luthers an die Znsiationstreiber.
gesprochen haben. Denn das Lebensniveau nicht noch tiefer sinken zu lassen, ist für die Wirtschaft ganz Europas zu eiyer Frage um Sein oder Nichtsein geworden. Leider gibt es auf diesem Gebiet noch kein Stillhaltekonsortium, das bei- spielsweise Mund- und Handwerk eines Schiele stillegen könnte. In Paris schätzt man den Berliner Besuch als einen Er- folg für L a v a l und B r i a n d. Sicherlich bedeutet es auch für Brüning und Curtius ein Plus— das freilich auf ein sehr erhebliches Minus aufzurechnen ist. Die Sozialdemo- kratie hat keinen Grund, sich mit einer der beteiligten Regie- rungen zu solidarisieren. Um so mehr Grund hat sie, das fest- zuhalten, was an dem Ergebnis des Berliner Besuches i h r Erfolg ist. Auf dem Wege zur Herstellung des wahren Völker- frieden?, � auf dem Wege zum Aufbau einer sozialistischen Wirtschaftsordnung liegt die deutsch -französische Verständi- gung, das heißt Verständigung der arbeitenden Massen der beiden Länder. Von ihrer politischen Reife und Willens- kraft hängt das Schicksal der ganzen Menschheit ab. Un- beirrbar werden die sozialdemokratischen Parteien beider Länder ihren Weg weitergehen, durchdrungen von der Ueberzeugung, daß nur ihr Sieg für die leidenden Völker Europas Leben, der Sieg ihrer Feinde aber Untergang für alle bedeutet. Günstiger Eindruck in Paris . Paris , 28. September. �Eigenbericht.) Der französische Mini st er besuch in Berlin bildet in der Pariser Nachmittagspresse am Montag das Hauptthema der Betrachtungen. Die Zeitungen weisen vor allem auf die Bedeutung des Empfangs der französischen Minister durch den Reichs- Präsidenten hin, der nach dem„Intransigeant" einen b e d e u- tungsvollen Akt in der deutsch -französischen Annäherungs- politik darstelle. Die nationalistische„L i b e r t 6" erklärt, daß der Tag der An- Wesenheit Lavals und Briands in Berlin der Tag Stresemanns, der Tag des Triumphes seiner Politik sei, weil sich diese Politik trotz aller Fallstricke und Enttäuschungen durch die Kraft der Notwendig- keit den Leidenschaften der Meeschen auferlegt. Der„Temps", der den warmen Empfang der französischen Minister und den Ber- lauf des ersten Tages ermutigend findet und die Hoffnung aus- spricht, daß die durch den Besuch geschaffene Atmosphäre in weitem Maße die auf beiden Seiten des Rheins unternommenen Bemühün- gen um die Entspannung und Verständigung begünstigt, schreibt zu den Trinksprüchen, die Brüning und Laval bei dem Diner in der Reichskanzlei ausgetauscht haben:„Die Rede Brünings ist die Rede eines Mannes, der guten Willen hat. Der Reichskanzler hatte schon während seines Besuches in Paris diesen Eindruck bei allen denen hinterlassen, die mit ihm zusammentrafen. Der Reichskanzler und der französische Ministerpräsident haben in ihren Reden einen Beweis ihres politifchcnVerstandes erbracht, indem sie jede unklare Sprache, die die Zukunft engagiert hätte, vermieden haben. Beide Reden sind vor allem bemerkenswert durch die Tatsach«, daß in ihnen jede Anspielung auf die Fragen unter- lassen wurde, die Franzosen und Deutsche nicht mit Kaltblütigkeit und Ruhe diskutieren und lösen können. Darin, daß dies van der öffentlichen Meinung der beiden Länder verstanden wird und der Takt und die Geschicklichkeit der beiden Regierungschefs 'diesen politischen Fortschritt möglich gemocht haben, kann man den Anfang eines Sieges der Vernunft und der Klarheit über die zu lange entfesselten Leidenschaften erblicken." Das schwerindustrielle„Journal des Debats " findet die Reden Brünings und Lavals nage und zurückhaltend und erklärt. daß die Redner dos Bedürfnis empfunden hallen, die Völker mit Hoffnungen zu rühren, daß sie aber auch Enttäuschungen befürchteten. Man sei also heute nicht mehr über die berühmte deutsch -französische Zusammenarbeit erleuchtet. Das einzig Klare sei, daß die Deutschen Kr« d i t e haben möchten, daß aber die Fran- zosen ihre Gelder nicht einem Land geben wollten, besten Absichten sämtlich gegen Frankreich gerichtet seien.
Im Gefolge der pfund-Eniweriung. Gkandineviens Abkehr vom Golde.— Diskonterhöhungen überall. Die Entwertung des englischen Pfundes wirkt sich immer stärker aus. Nicht allein Privatbanken, die hohe Bestände an Pfund-Wechscln und Pfund-Devisen haben, kommen in Schwierig- leiten, auch eine ganze Anzahl europäischer Notenbanken können nicht mehr die Goldparität ihrer Währungen halten. Am stärksten sind bisher die skandinavischen Länder Dänemark , Schweden und Norwegen betroffen. Diese mußten schon in der vorigen Woche ihre Diskontsätze auf 6 Prozent erhöhen! in Norwegen und Schweden ist inzwischen eine weitere Erhöhung auf 8 Prozent erfolgt. All« drei Länder haben ein Goldausfuhr- verbot erlassen. Und Norwegen und Schweden haben am Sonntag— gerade eine Woche später als London — beschlosten, vom Goldstandard abzugehen, das heißt, ihre Notenbanken wurden von der Verpflichtung befreit, ihre Noten zum gesetzlich festgelegten Kurs in Gold umzutauschen. In Dänemark hat man bisher keinen Entschluß gefaßt! es ist damit zu rechnen, daß zunächst einmal der Prozentsatz, zu dem die Noten durch Gold zu decken sind, von SO aus 33)4 Prozent herabgesetzt wird. Die Valuten aller drei Länder— unter dem Goldstandard wurden für 10g Kronen 1t2.S0 Mark gezahlt— haben bereits einen starken Kursoerlust zu verzeichnen. Am Montag wurden in Berlin 1<X> Norwegen -Kronen mit S3 Mark, 100 Dänen-Kronen mit 92,50 Mark, 100 Schweden -Kronen mit 100 Mark notiert. Daß gerade die skandinavischen Länder so stark uiller dem Kurssturz des Pfundes zu leiden haben, ergibt sich aus der engen wirtschaftlichen Berbindung dieser Länder mit Großbritannien . Der Markt für Dänemark » Landwirtschaft ist England-, aber auch die Ausfuhr der beiden anderen Länder geht zu einem hohen Prozentsatz nach England. Bei Norwegen kommt hinzu, daß die norwegische Schiffahrt, die mit ihren hohen Einnahmen wesentlich zum Ausgleich der Zahlungbilanz bei- trögt, langfristig« Bcrträge in englischen Pfunden abgeschlossen hat. Auch H ol l a n d ist nicht unberührt geblieben, da die Nieder- ländischc Bank einen hohen Bestand an Pfundwechseln hat. Sie hat aber erklärt, auf alle Fälle am Goldstandard festhalten zu wollen. Doch mußte sie ihren Diskontsatz von 2 auf 3 Proz. erhöhen, uin möglichst Kapitalabwanderungen aus Holland vorzubeugen. Eine Diskonterhöhung von 5)<! auf 7 Proz. hat apch Italien , eine Elchöhuicg von 9 auf 12 Proz. Griechenland vornehmen nrüisten. In P a r i s ist übrigens das Pfund wieder etwas gestiegen: es wurden 99>i nach 97 Franken für ein englisches Pfund gezahlt.
Die gestrige llubiläumslagung der Deutschen Sparkassen- verbände, über die wir an anderer Stelle eingehend berichten, erhielt durch die Anwesenheit des Reichskanzlers Dr. Brüning, des preußischen Innenministers S e v e r i n g und des Reichsbankpräsi- deuten Dr. Luther eine hochpolitische Rote. Besonders bedeul- fam war in währungspolitifcher Hinsicht die scharfe Absage des Reichskanzler» und des Reichebankpräsidenten gegen jede Art von Inflationspolilik und gegen die Inflations - t r e i b e r. Dr. Brüning erklärte u. a: Die Regierungen aller Staaten stehen vor schwerwiegenden Entscheidungen, die möglicherweife die Wirtschaftsentwicklung der Welt auf Jahre hinaus festlegen können. Die Währung muß in Deutschland unversehrt erhalten bleiben. Ge- wiß mögen manche Kreise von einer Verwässerung der Währung neue Impulse für das Wirtschaftsleben erwarten. Sie mögen in ihrer Auffassung durch Beobachtungen bestärkt werden, die sich an die Entwertung des englischen Pfundes anschließen, wobei von vorn- 'herein freilich zu beachten ist, daß solche Vorgänge bald als vor- übergehend erkannt werden. Ein armes Land muß billig sein. Wenn es gelingt, Ansprüche und Preise in dieser Richtring zu orientieren, dann werden auf solider Basis Wir- kungen erzielt, wie sie durch eine Berschlechterung des Währungs- wertes nur vorübergehend möglich wären. In Deutschland liegen aber die Verhältnisse überhaupt anders als iin Britischen Reich. Sein Volk, das wie das deutsch « das furchtbare Erleben einer solchen Inflation über sich ergehen lasten mußte, wird es erneut ertragen können, wenn in den Zeiten größter Anficherheit und Angst dem vertrauen aus den Bestand von Sparvermögen und Rücklagen erneut ein Stoß verseht würde. Zegliche verquickung zwischen ösfent- liche Finanzen und Sparkasten bleibt ausgeschlossen, wenn von Zeit zu Zeit Gerüchte austauchen, daß Sparguthaben beschlagnahmt wer. den sollen, so sind diese Gerüchte völlig unbegründet. Auch Reichsbantpräsident Dr. Luther setzte sich sehr scharf mit den vielfachen Jnflationsgerüchten auseinander. Die Cr» eigniste in England, so erklärte Dr. Luther, machen es erforderlich, den I n f l a t i o n s i d e e n, die zur Zeit in Deutschland umher- schwirren, eine deutliche Absage zu erteilen. Das sogenannte Wohlbefinden der Wirtschaft, das man in England fetzt erwartet und
Chemnitz fest zur Partei. OettinghauÄ über Sonderorganisaiionen/ Ausschlüsse in Dresden . Der Bezirksvorstand Chemnitz -Erzgebirge der Sozial- demokratischen Partei hat zu den Vorgängen innerhalb der Partei Stellung genommen und eine Resolution gefaßt, in der gesagt wird, daß„die Einheit der Partei gewahrt und jede Spaltungsabsicht unnachsichtlich bekämpft w-rden muß". Vom P-rteioorstand wird die Einsetzung einer Untersuchung«- kommission gefordert, vor der sich die der Spaltungsarbeit angeklagten Abgeordneten verteidigen können. Wörtlich heißt es dann zum Schluß der Resolution: „Der Bezirksvorstand fordert die Genossinnen und Genossen auf, die präcbtige politische Geschlossenheit unseres Bezirkes, die sich Achtung erkämpft hat in der gesamten Partei. weiter aufrechtzuerhalten, wachsam zu sein gegenüber allen Spaltungsbestrebungen und nicht zuzulassen, daß aas, was mit unsäglicher Mühe der Funktionäre seit Jahrzehnten aufgebaut worden, in einer Stunde der Verwirrung zerschlagen wird zur Freude des Gegners." Inzwischen haben wiederum zahlreiche Bezirksvorstände zu dem Beschluß des Parteiausfchustes Stellung genommen und ihn vor- b e h a l t l o s gebilligt. Der zur KPD. übergetretene Reichstagsbgeordnete Oetting- Haus hat sich der kommunistischen Anhängerschaft mit einem Auf- ruf vdrgestellt, der einleitend folgenden bemerkenswerien Satz enthält: „Meine Freunde aus dem Lager der oppositionellen SPD. - Führer wollten gemeinsam mit mir als Antjport auf den Beschluß des Parteiausschustes eine Organisation innerhalb der Sozialdemokratie schaffen." Das Vorhandensein sonderbündlerischer Bestrebungen innerhalb der Partei wird noch diesem Zeugnis noch schwerer zu bestreiten sein als bisher. Der Bezirksvorstand der SPD. von Ostsachsen hat die Mit- glieder Dr. Walter Fabian , Helmuth Wagner und B l a- zeizack aus der Partei ausgeschlossen. In der Begründung dieser Entscheidung heißt es, daß alle drei eine Tätigkeit entfaltet haben. die den Zweck haben sollte, durch die Bildung von Sonderorgani- sationen die Organisation der Partei zu untergraben und die Partei zu spalten. ♦ Fabian ist Herausgeber der Zeitschrift„Sozialistische Jnfor- mation", deren Tendenz darauf gerichtet ist, in der Partei Zer- setzungsarbcit zu leisten.
Oer parteiiag der Staatspartei. Eine Entschließung gegen die Diktatur angenommen. Auf dem Parteitag der Staatspartei hielt Reichsfinanzminister Dr. Dietrich ein Referat, in dem er sich cntjchieden g«g«n alle inflationistischen Gedankengänge aussprach. Am Schluß der ein- gehenden politischen Aussprache fanden die Wahlen statt, und zwar wurde der Vorsitzende der staatsparteilichen Reichstagsfraktion, Dr. August Weber, durch Zuruf Mm ersten stellvertretenden Vorsitzenüen der Deutschen Staatspartei gewählt. Die.Wahl des Führers, Reichsfininzministers Dietrich, stand nicht zur Debatte. Es wurde alsdann noch vorgeschlagen, als weitere stellvertretende Vorsitzende Reichs- und Staatskommissar z. D. Ronneburg und Frau Dr. Marie-Elisabeth Lüder«, zu wählen. Auch diese Vorschläge fanden einstimmige Annahme. Der Parteitag nahm ferner eine Entschließung an, in der die MitglUdfchaft in der Friedensgesellschaft für unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der Deutschen Staatspartei erklärt wurde. Er faßte ferner die folgende Entschließung gegen die Diktatur: „Demokratie ist nicht nur«ine staatliä)« Form, sondern eine neu«, auf dem Gedanken staatsbürgerlicher Gleichberechtigung aller Staatsbürger gegründete gesellschaftliche Ordnung. Nicht gesetz- geberische Akte allein, sondern eine neue politische Gesittung in den
das wir auch im ersten Stadium der Inflation am eigenen Leibs gespürt haben, hat sehr schnell ein Ende, wenn alsbald die Kosten und damit die Preise nachrücken. Dann verschwindet auch die Export- Prämie, von der man sich jetzt so viel verspricht. Wir in Deutschland muffen uns darüber ganz klar sein, daß bei uns die kosten und Preise bei der allerersten Entwertung der Mark sofort nachrücken würden, weil jedermann in Deutschland , durch die Erfahrungen ge- wiht, sofort zur Goldrechnung übergehen würde. Deshalb scheidet für uns der Gedanke aus, es könnte eine dosierte, eine kontrollierte Inflation geben. Es muß all denen gegenüber, die sich von einen?„Inflatiönchen" einen Erfolg oersprechen, ganz deutlich gesagt werden, daß der Hin- weis jener Jnflationstreiber, die Wirtschaft würde von Schulden ent- lastet werden, einmal nur auf die Reichsmartschulden zutreffen kann. War es nicht ein fürchterliches Erlebnis, wie im gleichen Schrill mit dem Verschwinden der Schulden die Sparkapitalien des deut- scheu Volkes zusammenschrumpften? Es ist nur dem gesunden Kern des deutschen Volkes zu verdanken, daß nach dem Ende jener ent- setzlichen Inflation der Spargedanke wieder in die Höhe gebracht werden konnte. Es muß hinzugefügt werden, daß wir im übrigen an das Ausland überwiegend nicht in Reichsmart, sondern i n Gold, Dollar oder anderen goldbeständigen Wäh- rungen verschuldet sind. Mit einer Entwertung der Reichs- mark würde also nicht, wie die Parteigänger der Inflationsideen behaupten, eine Schuldenentlastung eintreten, sondern mit jeder Ab- schwächung des Markkurses würden die Milliarden Auslandsschulden einen härteren Druck auf die deutschen Schuldner ausüben und diese von einem gewissen Punkt an rettungslos bankrott machen. Wenn das Festhalten an der Goldwährung uns zunächst neue Schwierigkeiten bereitet, so ist das doch nur scheinbar und vorüber- gehend. In Wirklichkeit bewahrt uns das Festhalten an der Goldwährung vor unübersehbaren Schwierigkeiten, die uns von einem Hineingleiten in eine Inflation erwachsen würden. Schließlich wird und muß das Festhalten am Goldstandard auch Deutschlands Kredll stärken. Dr. Luther schloß seine eindrucksvolle Rede mit den Worten: Für unser käglich Brot ist feste Währung dle notwendigste Bor- aussehung. Daher: Feste Mark— solide wirlschast! (Weiterer Bericht siehe 2. Beilage.)
Beziehungen der Volksgenossen, die Standesvecht« und Klassenvor- urteil überwindet, macht die deutsche Republik erst zum wahren Volksstaat. Die führend«» Persönlichkeiten der öffentlichen Verwaltung wie der Wirtschaft müssen hier beispielgebend sein, indcm sie in ihrem persönlichen Leben alle an den Feudalstaat erinnernden Formen vermeiden und«in volkstümliches und soziales Führertum vorleben. Die Deutsche Staatspartei lehnt den Ge- danken der Diktatur oder einer anderen despo- tischen Führung der Sta als g e s chäfte auf das ent- s ch i e d s n st e a b. Es muß von den Parteien verlangt werden. daß sie sich nicht weller um die Verantwortung herumdrücken, die ihnen als Träger des politischen Willens der Nation obliegt. Das deutsche Volt muß zeigen, daß es die nach Lage der Sache«rförder- lichen Opfer freiwillig zu bringen versteht und sich nicht weiter diese Opser zwangsweise auferlegen läßt. Nur auf dem Boden des demokratischen Volksstaates wird der Weg zu einer befferen, großen, deutschen Republik gefunden wsrdcn* Mit einem Hoch aus die Republik wurde der Parteitag ge. schlössen._____ Justiz in Hatte. Ouefierberg schimpft straffrei. — Abwehr wird bestraft. halle, 28. September. (Eigenbericht.) Vor dem Amtsgericht Halle erzielle der durch seine Schimpfereien aus Republikaner bekannt« zweite Bundeeführer des Stahchelms, Oberstleutnant a. D. Duesterberg, am Montag gleich zwei Erfolge über die von ihm so gehaßten Marxisten. Der Regierungs- Präsident von Merseburg , von Harnack, wurde im Privatklage- verfahren zu 100 Mark, der Redakteur der Chemnitzer „Volks- stimme", F r e n z e l, zu ISO Mark Geldstrafe verurteilt. Duesterberg ist der Mann, der an der Verrohung und Ber- giftung des politischen Kampfes in Mitteldeutschland und darüber hinaus führenden Anteil hat. Von dieftn verwerflichen Methoden hat er in der Propaganda für da« sogenannte Volksbegehren- Freihellsgesetz besonders reichen Gebrauch gemacht. Er eröffnete seine Kampagne seinerzeit mit einer Rede in Eisleben , die nach dem Bericht eines nationalistischen Organs die schwersten Beschimpfungen des damaligen preußischen Innenminister« Grzesin«ki und des damals noch lebenden Vaters des Regierungspräsidenten sowie des Regierungspräsidenten Harnack selbst enthielt. Mit Bezug auf den damaligen Innenminister Grzestnski sagte Duesterberg, er habe sich durch den Erlaß des Stahlhelmverbots im Rheinland den Orden der Ehrenlegion verdient, den er sich an seinen Frack heften müsse, damit man ihn bei seinen Festgelagen besser vom Kellner unter- scheiden könne. Vor Gericht halle Duesterberg die Frechheit, diesen Ausspruch als harmlos hinzustellen, denn es Handel« sich bei einem Kellner doch um einen durchaus ehrlichen, gelernten Beruf, während man heutzutage Minister ohne alle Vorbildung werden könne. Weil die Chemnitzer „Volksstimme" in ihrem Bericht über diese Ver- Handlung die Ueberschrist„Ein Stahlhclmlump" und im Kommentar ein ähnliches Wort gebraucht hatte, wurde der Redakteur zu 150 Mark oerurteilt, dieselbe Summe, die Duesterberg al» Strafe wegen seiner unglaublich klotzigen und gemeinen Anwürfe gegen den preußischen Minister zudiktiert wurde. Regierungspräsident von Harnack hatte in einer am 16. Januar 1931 in Halle nbgehallenen sozialdemokratischen Versammlung die Angriffe auf seinen Vater und seine Person kurz abgetan und darauf hingewiesen, daß Duesterberg wenige Tage zuvor in Landsberg endlich einmal energisch auf die Finger geklopft worden sei. Er fügte hinzu, es schein«, daß dieser Stohlhelmfeldwebel allmählich seinen eigenen Leuten auf die Nerven falle mll seinen schäbigen Kasernenhofwitzen und seinem rauhbeinigen Kasernenhofton. Wenn ein Duesterberg den Minister Severing anzupöbeln wage, so käme ihm da» vor wie wenn sich ein Pinscher neben den Moni Blanc stell«. Dafür soll der sozialdeinokratischc Regierungspräsidem von Harnack 100 Mark Strafe zahlen, während Duesterberg für die Beleidigung Harnacks straffrei ausgegangen ist.