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455-45. 3ebrgang 1. Beilage des Vorwärts Dienstag, 29. September 1931
oftens. Der hier schon gedrückte Lebensstandard ist kaum noch meiter herunterzuschrauben. Die Zinshäuser in diesen Gegenden 20218find trotzdem heute noch die besten Einnahmequellen der Hausbefizer. Hier fann noch mit 25 Proz. Rente gerechnet werden. Der stabilste Wohnungsstand ist in der City. Der mitten im Getöse des Verkehrs seine Wohnung aufschlagen muß, ist meist geschäftlich oder beruflich dazu gezwungen.
Rückwanderung in die Provinz.- Flucht aus dem Steinmeer.
Zum 1. Oktober verändert ein außerordentlich hoher Prozentjah von Mietern den Wohnsitz. Die starte Bewegung in der Wohnungswirtschaft ist eine typische Erscheinung für die Wirtschaftsnot der Berliner Bevölkerung.
Das Berliner Straßenbild wird seit einigen Tagen von Möbelwagen und vorgespannten Treckern beherrscht. Die Spediteure haben Konjunktur. Die Anforderungen an die Ziehleute sind derart, daß die Speditionsfirmen feine Aufträge mehr zum Quartalsbeginn annehmen können. Der Rekord an Umzügen kann nicht einmal zu den bisher vorgeschriebenen Terminen ausgeführt werden. Der Polizeipräsident sah sich deshalb veranlaßt, die Karenzzeit auf drei Tage zu verlängern, wie wir bereits berichteten. Kleinere Wohnungen sind bis zum 1. Oftober, 13 Uhr, mittlere, mit mehr als 2 bis 4 Wohnzimmern, am 2. Oftober, bis 13 Uhr, und alle übrigen Wohnungen am 3. Oftober, bis 13 Uhr, zu räumen.
Schon der 1. April brachte den Hausbesizern eine unverhältnismäßig hohe Anzahl von Kündigungen, der 1. Oftober aber hat alle Erwartungen übertroffen. Die Berliner , von denen man sagte, daß fie vor 1914 die unruhigsten Bewohner Deutschlands waren, haben in den langen Jahren des Krieges, der Inflation und der Rationalifierung lernen müssen, in ihren Wohnungen auszuhalten. Zwar ist die Bewegung in den Altwohnungen bis 600 M. Friedensmiete, die ja noch der Zwangswirtschaft unterstehen, gering. Aber auch da machen sich Zeichen einer beginnenden Erschütterung geltend.
Die radikalste Umwälzung vollzieht sich bei den Groß- und Größtwohnungen.
8, 10, 12, 14 und 16- Zimmer- Wohnungen stehen seit langem im Tiergartenviertel, in Wilmersdorf , Charlottenburg und Schöneberg leer. Sie sind unvermietbar, wenn sich die Hausbesizer nicht dazu entschließen können, die Wohnungen zu teilen. Selbst aus den 6-3immer- Wohnungen hat die Flucht eingesetzt. Nicht immer sind es wirtschaftliche Gründe, die das bewirken. Die Wohnkultur ist eine andere geworden. Man zieht eine Villa mit 4 Zimmern den repräsentativen Wohnungen in den Mietsfasernen des Westens vor, hat dabei Garage und einen schönen Garten zur Verfügung. Die gesellschaftlichen Berpflichtungen, denen das Bürgertum in seinen Großwohnungen nachfam, find in andere Bahnen gelenkt worden. Festlichkeiten werden in Hotels abge halten. Bei Einladungen im eigenen Heim wird nur Tee gereicht. Wohnungen mit Zentralheizungen sind stark gefragt. Obwohl die Heizkosten dabei durchschnittlich das Doppelte der Dfenheizungen ausmachen, zieht man die materielle Mehrbelastung vor und erspart in vielen Fällen die Hausangestellten. Die fortschreitende Technik vermindert immer mehr die Differenz zwischen Zentral- und Ofenheizung. In zahlreichen Wohnungen bezahlt der Zentralheizungsbezieher nur die Wärme, die von den Wärmemessern registriert
wird.
ganz besonders oft in den Arbeitervierteln zu beobachten. Nicht selten sogar ist festzustellen, daß man die Wohnungen aufgibt, die Möbel unterstellt und wieder in Untermiete zieht.
Die Wirtschaftskrise mit ihrem Zwang zur Wohnungseinschränkung hat weitschauende Hausbesitzer dazu veranlaßt, ihre Mieter um Rücknahme der Kündigungen zu bitten. Die Mieten sind in solchen Fällen stark reduziert und kurze Kündigungsfristen von einem Monat bis zu einem Vierteljahr fest gesetzt worden. Eine interessante Erscheinung ist, daß kleine Kaufleute, die eine von ihrem Laden getrennte Wohnung besitzen, diese aufgeben, um in die mit den Läden zusammenhängenden Hinter stübchen zu ziehen. Verhältnismäßig gering ist die Bewegung in Altwohnungen des Nordens, Ostens und Süd
Die Ladenmieten haben unter der Hand schon eine beträchtliche Senfung erfahren.
Im allgemeinen gilt der Grundsatz, bei Vermietungen lieber einen schlechten, als einen bankrotten Mieter zu haben. Läden, in denen Firmen bankrottieren, sind kaum weiter zu vermieten.
Die Wohnungsnot ist über Nacht einem Wohnungsüber fluß gewichen. Von Neubauten stehen 1 Prozent der Wohnungen leer, die sofort greifbaren Altwohnungen übersteigen das Vielfache davon. Der Zug an die Peripherie der Stadt, der Zug in die Kleinwohnungen, der Wegzug in die Provinz und das Zusammenziehen von Verwandten kennzeichnet die Rekordwanderung am 1. Oktober.
Nacht der Brände.
Eckdachstuhl in Flammen. - Vermutlich Brandstiftung.
Durch ein Großfeuer wurde gestern abend der Da ch stuhl des, tere Züge nachalarmieren, da die Flammen mit rasender Wohnedhauses Ratibor str. 1 und Wiener Straße gegenüber dem Görlitzer Bahnhof völlig zerstört. Ein großes Feuerwehraufgebot war unter Leitung des Oberbranddirektors Gempp stundenlang mit der Eindämmung des Brandes beschäftigt.
Kurz nach 19 Uhr züngelten aus den Bodenluken des Dachstuhls an mehreren Stellen zur gleichen Zeit hohe Flammen empor. Als auf den Alarm die Zugwache Reichenberger Straße der Feuer wehr schon nach wenigen Minuten an der Brandstelle erschien, mußte sofort Großfeueralarm an die Hauptfeuerwache weiter gegeben werden, da der Dachstuhl bereits in seiner ganzen Aus= dehnung lichterloh brannte. Die Umgebung des Brandortes war zeitweise in einen undurchdringlichen Rauch gehüllt. Die vordringenden Löschtrupps hatten trotz der Rauchmasken und Sauer-stoffgeräte sehr unter den stickigen Qualmwolfen zu leiden. In kurzer Beit waren sechs Löschzüge zur Stelle, die mit 8 Schlauchleitungen in die Bekämpfung des Großfeuers eingriffen. Erst nach mehrstündigem Wassergeben konnte das Feuer eingefreist und gelöscht werden. Dae Ablöschungs- und Aufräumungsarbeiten zogen sich bis in die späte Nacht hin. Durch herabdringende Wassermassen sind in den Räumen der oberen Stockwerke schwere Ver wüstungen angerichtet worden.
Das Feuer hatte in der belebten Gegend eine riesige Menschenmenge angelockt, so daß ein größeres Schupoaufgebot eingesetzt wer @den mußte, um den gefährdeten Straßenabschnitt abzusperren. Da
nd 7- Zimmer Wohnungen im Hanjaviertel ohne Zenitals heizung mit einer Monatsmiete von 250 bis 280 mark finden feine Reflettanten. Beamtenwitwen, die ihre Wohnungen bisher beibehalten konnten, sehr oft aber die Hälfte der Zimmer in Untermiete gaben und dafür frei wohnten, sind jetzt gezwungen, ihre Wohnungen aufzu= geben. Möblierte Zimmer gibt es wie Sand am Meer. In den besten Gegenden des Westens hängt ein ,, Möbliertes- Zimmer"-Schild neben dem anderen. Der Traum mancher Wohnungsinhaber, ihren ganzen Lebensunterhalt an ihren Untermietern zu verdienen, ist aus. Die Zahl der von Berlin nach der Provinz Ziehenden ist er heblich. Bei guten Bekannten oder Verwandten sucht man vor der Wirtschaftskrise Unterschlupf. Nicht unterschätzt darf die Anzahl der jungen Ehepaare werden, die ihre Heime auflösen, um mit ihren Eltern zusammen zu wohnen, oder umgekehrt. Diese Fälle sind
WENN DERKURSFALL
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ROMAN
VON
Folly Scherret
Lili preßt Tasche und Paket fester an sich und umfaßt Bilma mit dem freien Arm. Die Bewegung ist merkwürdig steif und befangen. Lili besigt nicht die schauspielerischen Talente der Schwester. Programmäßige Liebkosungen ge= lingen ihr immer daneben. Aber ich muß sie heut umarmen, denkt Lili und ist erleichtert, als Bilma ihr mit dem Finger auf die Nase tippt und fragt:
Was ist los?"
"
Lili ist Herr der Situation. Ein Triumphgefühl erfüllt sie. Große, fluge Schwester, du weißt nicht, was los ist. Gar nichts", sagt sie und tut erstaunt über diese Frage. Was soll denn los sein...?"
Vilma zuckt die Achseln.
,, Aber warm ist es mit einemmal geworden...!" Lili zieht tief die Luft ein. Ich müßte doch etwas sagen, etwas, woran sie sich nachher erinnern fann. Man geht nicht so mit polnischem Abschied davon.
,, Also denn auf Wiedersehen, Lil!" " Auf Wiedersehen!" entfährt es Lili. Sie lacht, während ihr die Tränen in die Augen steigen.
,, Na, Bilmachen, willst wirklich schon gehen?" Frau Rosolf hält Vilmas Hand in der ihren. Viel zu lange für Bilmas Empfinden. Als dazu Lili ihr noch einen verunglückten Fuß gibt, der auf der gepuderten Wange landet anstatt, wie er sollte, auf dem Mund, sagt sie ärgerlich:
,, Du hast wohl' n Klaps?"
Lili antwortet nicht. Sie sieht der Schwester nach, bis sie um die Ede zur Straßenbahnhaltestelle gegangen ist. ,, Liebe Bilma", sagt sie noch einmal für sich allein.
Dann steigt sie die Treppe zur Wohnung empor. Tag, Batel!" Sie verschwindet in ihrem Zimmer.
Julius Rosolf grunzt in seinen blonden Schnurrbart. Er liegt dösend auf dem Sofa. Nach den alkoholischen Anstrengungen des Tages ist es schwer, flare Gedanken zu fassen. Eins steht fest: ausgeschlafen ist er, jetzt hat er Hunger. Muttel!" ruft er dröhnend. Muttel, tomm mal fir her!"
der Brand an verschiedenen Steller zu gleicher Zeit ausgebrochen ist, wird bisher Brandstiftung vermutet. Der Schaden ist sehr hoch.
Ein zweiter großer Alarm. Schadenfener auf dem Lehrter Güterbahnhof. Während die Wehren noch in der Ratiborstraße mit der Bekämpfung des Dachstuhlgroßbrandes beschäftigt waren, lief bei der Hauptfeuerwehrwache in der Lindenstraße ein zweiter Großfeueralarm vom Hamburg - Lehrter Güterbahnhof ein.
Inmitten der Lagerhallen befindet sich in der Heidestraße 21 ein Teer- und Dachpappenlager der Firma Bischer und hoff mann. Um 21.30 Uhr bemerkten Bahnbeamte in der langgestreckten Halle starken Feuerschein. Die Feuerwehr rückte auf dritten Alarm zunächst mit drei Löschzügen an, mußte jedoch sofort vier mei
Schnelligkeit um sich griffen und die angrenzenden Gebäude in größte Gefahr gerieten, mit zehn Schlauchleitungen stärkster Kaliber wurde gegen das Flammenmeer vorgegangen. Auch hier leitete Oberbranddirektor Gempp wieder den Löschangriff. Die leicht brennbaren Materialien boten dem Feuer reiche Nahrung, und es bedurfte großer Anstrengungen, ein Weitergreifen des Riesenfeuers zu verhüten. Die ungewöhnlich starte Qualmentwicklung machte die Zuhilfenahme von zahlreichen Rauchschuh- und Sauerstoffgeräten notwendig.
Die Entstehungsursache des verheerenden Brandes konnte bis her noch nicht geklärt werden. Die Kriminalpolizeit hat die Ermittlungen aufgenommen.
Großfeuer auch in Weißensee.
Brandstifter am Werk?
In der Falkenhagener Straße 11 in Weißensee wurde in der Nacht zum Montag gegen 2 Uhr von Passanten ein Feuer entdeckt, das nach Eintreffen der Feuerwehr einen so großen Umfang angenommen hatte, daß großer Feueralarm gegeben werden mußte und sieben Löschzüge zur Stelle
waren.
Christ brannte der bis oben mit Holzvorräten gefüllte Schuppen Im Lagerschuppen des Zimmerei und Baugeschäfte Paul in einer Ausdehnung von 250 Quadratmetern. Durch den Brand des Holzes entstand ein sehr gefährliches Flugfeuer, so daß in Kürze auch die anliegenden Gebäude mit einem Feuerregen überschüttet wurden und die Dachkonstruktionen des Hauses Falkenhagener Str. 13 und Hohenschönhausener Str. 84/85 in Flammen aufgingen. Außerdem war das Feuer auf ein angrenzendes zweigefchöffiges Giebelgebäude übergesprungen, das in furzer Zeit so verqualmt war, daß die Bewohner dieses Hauses von Polizeibeamten und Zivilpersonen über eine Anstelleiter in Sicherheit gebracht werden mußten. Während der Holzschuppen völlig ausbrannte und der Dachstuhl des Giebelgebäudes vernichtet wurde, gelang es der Feuerwehr, die unter der Leitung von Oberbaurat Müller zwei B- und fünf C- Rohre einsetzte, die anderen Gebäudezum größten Teil zu retten. Die Bekämpfung des Feuers gestaltete sich besonders schwierig, da durch das brennende Holz eine ungeheure
,, Ja, Julchen, was willst du denn?" Frau Rosolf hantiert| gut gehenden Destillationsbetrieb führt. Seine Frau kann, im Schlafzimmer, zu dem die Tür offen steht.
Hab ich nicht gesagt, du sollst herkommen?" Julius Rosolf ist immer noch nicht ganz ausgenüchtert. Frau Rosolf berücksichtigt diesen Zustand.
,, Aber Mann." redet sie ihm freundlich zu. ,, Hab ich das nicht gesagt? Ja oder nein?!" Ja, doch! Nu sag schon, was du willst." Frau Rosolf zieht ihrem Mann ungeduldig das Kissen unter dem Kopf zurecht. ,, Na, also...!" Julius Rosolf atmet tief und ruhig. Er ist im Begriff, wieder sanst einzuschlafen.
Frau Rosolf legt ihm fürsorglich eine wollene Decke über die Füße. Sie geht auf Zehen in die Küche. Das Abendbrot muß hergerichtet werden. Da ist noch ein Stückchen faltes Fleisch vom Mittag. Das wird Julius gut tun. Er muß etwas Handfestes in den Magen bekommen. Die Borräte werden auf ein großes Tablett gestellt: Wurst, Käse, fetter Speck, den Julius Rosolf in Verbindung mit Paprika gern ißt. Frau Rosolf setzt ihren Ehrgeiz darin, alles auf einem Tablett unterzubringen. Selbst die dickbäuchige Teekanne findet dar auf noch Platz. Eine vielbeschäftigte Hausfrau erspart sich gern doppelte Gänge. Julius tann dieses Brötchen von gestern ruhig aufessen. Es ist noch ziemlich weich. Ich mache es ihm schön zurecht. Julius muß immer alles zurecht gemacht betommen. Er wüstet sonst mit der Butter und belegt sich sein Brot in geradezu verschwenderischer Weise. Aus purem Uebermut, darüber ist sich Frau Rosolf klar. Sie trägt das schwere Tablett ins Zimmer und deckt den Tisch.
Lili!" ruft sie mit gedämpfter Stimme. omm, mein Kind, und sei schön leise, Batel schläft noch.
"
,, Wer sagt das?" Julius Rosolf fährt auf. Ich schlafe?" ,, Herrgott, hab ich mich erschrocken!" Frau Rosolf beginnt böse zu werden. ,, Laß jetzt deine Possen und komm essen!" Julius Rosolf horcht auf. Er ist musikalisch und sogar in einem Gesangverein. Dieser Ton fündigt an, daß es besser ist, flein beizugeben. Außerdem hat er heute ein schlechtes Gewissen. Die Grenze, wo der Geschäftseifer aufhört und das Bergnügen anfängt, wurde erheblich überschritten. Er steht vom Sofa auf und reckt sich. Dazu stöhnt er einige Male behaglich. Vor dem großen Stehspiegel zwirbelt er die Spigen des blonden Schnurrbartes nach oben. Er bindet sich den steifen Kragen mit denscharf umgebogenen Ecken und den eisernen Schlips um, denn er will nach dem Abendessen noch zu dem Sangesbruder Grabowski gehen, der an der Ecke einen
nein sie soll sogar nachkommen. Er wird es verlangen. Julius Rosolf prüft noch einmal sein Aussehen. Dazu singt er mit allmählich anschwellender Stimme sein Lieblingslied, das aus jener Zeit stammt, in der er sich zusammen mit vielen anderen vornahm: Siegreich woll'n wir Frankreich schlagen..." Bei dem Refrain Annemarie" schwingt sich der Tenor in die höchsten Höhen. Dieses Lied rührt Julius Rosolf. Außerdem erinnert es ihn merkwürdigerweise jedesmal an eine Hamsterfahrt nach Lebensmitteln auf die umliegenden Dörfer während des Krieges, bei der er in einen Torsbruch fiel.
,, Damals gab es noch Männer", sagt er unmotiviert. Sonst will er keineswegs altmodisch sein und in fortschrittlichen Stunden setzt er sich sogar für die Gleichheit aller Menschen ein. Doch bewahrt er den Größen seiner Jugend ein dankbares Herz, und bei der Fürstenabfindung war er unbedingt dafür, daß man jedem der Herrschaften ein kleines Schloß laffen müsse.
Frau Rosolf hat inzwischen einen Teller mit belegten Broten und dem dazwischen geschmuggelten Brötchen von gestern auf ihres Mannes Plaz gestellt.
Lili kommt herein und setzt sich wortlos an den Tisch. Frau Rosolf macht sich daran, auch für die Tochter etwas zuzubereiten. Es ist üblich, daß sie zuerst alle Familienmitglieder versorgt.
Wann kommt sie selbst zum Essen...? Lili verfolgt die Bewegungen ihrer Mutter. Man müßte das viel mehr schäßen. Geschätzt haben!
,, Du hast mir ein Glas zerschlagen, gerade eins von den guten. Ich habs in der Küche gesehen, trotzdem du die Scherben im Mülleimer versteckt hattest!" wendet sich Frau Rosolf an ihren Mann.
Julius Rosolf hat nur Interesse für seinen Teller. ,, Ich war so nervös..." faut er.
,, Ach was, nervös! Besoffen warst du. Du mußt die Dinge beim richtigen Namen nennen. Ich will sehen, daß ich es fitten fann", ereifert sich Frau Rosolf. Sie weiß, daß sie Oberwasser hat. Eine nette, kleine, häusliche Plänkelei beginnt, bei der Julius Rosolf den kürzeren zieht, ziehen muß, wie die Situation augenblicklich liegt.
Kinder, will Lili dazwischen rufen, seid doch nett miteinander! Sonst machen ihr die elterlichen Wortgefechte großes Bergnügen, und sie selbst beteiligt sich lebhaft daran. Heute kommt sie sich alt und müde vor. Was geht mich das alles noch an? ( Fortsetzung folgt.)