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Die Hoffnung der andern.
»Seht nur, seht nur,- es hat sich was abgespalten!"
Deutsche   Mittelstandsbank pleite! Wer wird die Kosten für Herrn Orewih'Gsthastlhuberei zahlen?
Die Deutsche Mittelstandsbank A.-0., Berlin- Charlottenburg  , und ihr« G ö r l i tz e r Filiale haben die Zahlungen eingestellt. Das Unternehmen verbreitet dazu die Cr- klärung..daßdie Auszahlungen mit dem Zurückfließen der im Interesse des Mittelstandes ausgegebenen Kredite nicht mehr Schritt halten" könnten gemeint ist natürlich das Gegenteil: die Aus- Zahlungen sind so stark geworden, daß die Rückflüsse nicht mehr aus- reichen! Es wird ein gerichtlicher Vergleich angestrebt. Jetzt scheint also der Laden des Herrn Bäckermeister Drewitz, der bis vor kurzem Vorsitzender der Wirtschaftspartei war, endgültig pleite zu sein. Schon das Geschäftsjahr 1930 hatte mit einem so hohen Verlust abgeschlossen, daß im Juli dieses Jahres das Kapital von 0,6 auf 0,3 Mill. Mark herabgesetzt werden mußte. Die Wiedererhöhung auf 0,3 Mill. Mark scheint nicht durch- geführt zu sein, so daß der Bank inzwischen keine neuen Mittel zu­geflossen sein dürften. Diese Pleite ist das Ergebnis einer u n g l a u b- lichen Geschäftspraxis, die unter der Leitung des Herrn Drewitz wir wissen nicht, ob er inzwischen seinen Aufsichtsrats. posten aufgeben mußte eingerissen war. Das erste erfuhr davon die staunende Oeffentlichkett aus einem Prozeß, der geführt wurde,
als man sich vergeblich um französisches Kapital bemüht hatte. Die Rivalitäten um die Führung der Wirtschaftspartei sind auch im Vorstand der Bank ausgesochten worden, so daß«in Vorstandsmitglied gegen das andere intrigierte. Nach Herrn Drewitz' eigenen Worten habenpolitische Auseinandersetzungen innerhalb des Vorstandes" der Bank schwer geschadet. Sehr merkwürdig waren vor allem die Bilanzierungs- Methoden. Was allesim Interesse des Mittelstandes" finanziert wurde, ist im einzelnen nicht bekannt. Jedenfalls stellte sich auf der Generaloersammlung heraus, daß unter den Forderungen von 1,7 Mill. Mark auch der Wert von sieben Häusern sich befand dos war also eine glatte Irreführung in der Bilanz, da Häuser. besitz stets als festgelegtes Kapital, niemals aber alsForderungen" anzusehen ist, Kein Wunder, daß dann Abschreibungen in Höhe von fast 2S Proz. derForderungen" notwendig wurden. Daß die Einleger bei solchen Methoden mißtrauisch wurden, > so daß sie ihre Gelder(insgesamt 2,1 Mill. Mark) zurückforderten, ' ist wirklich kein Wunder. Was bei dem gerichtlichen Vergleich heraus- kommen wird, bleibt abzuwarten. Zu befürchten ist, daß die Kundus  der Mittelstandsbank den politischen und geschäftlichen Ehrgeiz des Herrn Drewitz teuer bezahlen müssen.
Spazierfahrt nach Rußland  . Gegenleistung: ZersehungSarbeii in der Sozialdemokratie. Die Kommunistische Partei  , unter der Verkleidung eines Bundes der Freunde der Sowjetunion  ", sucht vierzig in der Sozialdemokratie, der SAJ. oder im Reichsbanner organi- sierte Arbeiter für eine Spazierfahrt nach Rußland  . In den Richtlinien zur Vorbereitung dieses Unternehmens heißt es: Die Delegierten sollen solche oppositionell gesinnt« Genossen aus der SPD. oder SAJ. sein, die im Betrieb stehen. Sie müssen auf jeden Fall noch heut« organisierte Mitglieder in der SPD.   oder SAJ. oder Reichsbanner sein. Die Wahl zur Rußland-Delegation muß in einer lokalen Orga- nisation der SPD.  , SAJ. oder Reichsbanner«rfotgen. Die Delegierten müssen in der Lage sein, in Bersammlungen reden zu können, um über das in der Sowjetunion   Gesehen« und Erlebte einen ausführlichen Bericht in möglichst viel Versammlungen zu erstatten. Sie müssen auch den Willen dazu haben. Diese Richtlinien zeigen klar und deutlich, daß es durch- aus nicht der Zweck des Unternehmens ist, den so�ialdemokra- tischen Arbeitern Gelegenheit zu einer objektwen Unter- suchung zu geben. Es handelt sich vielmehr darum, unter dem Vorwand einer Wahl von Rußland-Delegierten in sozial- demokratischen Organisationen, später unter dem Vorwand einer Rußland-Berichterstattung in der sozialdemokratischen Organisation kommunistische Zellenbauerei zu betreiben. Vier Wochen Spazierfahrt mU gutem Essen und Trinken ist der Judaslohn, der für den Parteiverrat bezahlt werden soll. Jede Beteisigung an diesem Unternehmen muß deshalb aufs schärfste abgelehnt werden. Mit angeblicherSowjet- seindlichkeit" hat eine solche Ablehnung nicht das geringste zu tun. Wünschte die Sowjetregierung in ein besseres Verhällnis zur sozialdemokratischen Arbeiterbewegung zu kommen, so gäbe es dazu gerade und ehrliche Wege. Zersetzungsmanöver nach Art der üblichen Rußland  -Delegationen erreichen das Gegenteil. Wenn man versucht Mitglieder der Partei zum Parteiverrat zu verleiten, so muß sich die Sozialdemokratie dagegen aufs schärfste wehren. Sie muß ihre Anhänger vor den Zersetzungsabsichten, die mit diesem Reiseplan verbunden sind, auf das eindringlichste warnen.
20 Wochen Arbeiislosenversicherung. Herabsehung der Llnterstühungsdauer. Keine Kürzung der Sähe. Durch die Verordnung des Reichspräsidenten   vom S. Juni 1931 ist der Vorstand der Reichsanstalt für Arbeitsvermitt- lung und Arbeitslosenversicherung ermächtigt und verpflichtet, den Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben der Reichsanstalt sicherzustellen. Auf Grund dieser Verordnung hat der Vorstand in seiner Sitzung vom 1. Oktober d. I. beschlossen, die H ö ch st d a u e r der versicherungsmäßigen Arbeitslosenunterstützung von 26 Wochen aus 20 Wochen, für berufsüblich Arbeitslose auf 16 Wochen, zu kürzen. Der Vertreter der Reichsregierung stimmte dem Beschluß des Vorstandes zu. Die Neuregelung tritt am 5. Ottober in Kraft. Die durch den Beschluß des Vorstandes erzielte Einsparung soll die finanziell«, Anforderungen sicherstellen, die bei einer Höchstzahl von 615 Millionen Arbeitslosen im kommenden Winter für Unter- 'tützungsleistuHgen in der Arbeitslosenversicherung erwachsen wer- den. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit hat sich bisher so gestaltet, baß im laufenden Jahr in der Zeit zwischen dem tiefsten Stand des Sommers und dem IS. September die Zahl der Arbeitslosen um rund 370 000 gestiegen ist, d. h. nicht erheblich stärker als in der entsprechenden Zeit des Vorjahres, wo die Zunahme rund 348 000 betrug. Am IS. September d. I. belief sich die Zahl der 2lrbeits- losen auf rund 4,3 Millionen. Ein abschließendes Urteil über die weiters Entwicklung ist zur Zeit nicht möglich. _ I Die Bürgersteuer. Tleue Durchführungsbestimmungen im ZieichSrat beschlossen Der Reichsrat beriet am Donnerstag den Entwurf von Durch- führungsbestimmungen zur Vürgersteuer für 1931. Der Entwurf schließt sich im allgemeinen an die Bestimmungen für 1930 an. »nthält aber eine Reihe wesentlicher Aenderungeiu Die allerkleinsten Einkommen bis zu S00 Mark jährlich werden von der Bürgersteuer freigelassen. Wenn aber ein Vermögen, z. B. ein landwirtschaftliches Betriebsvermögen 5000 Mark übersteigt, wird der Steuerpflichtige zur Bürgersteuer herangezogen, auch wenn das Einkommen aus diesem Vermögen 500 Mark jährlich nicht erreicht. Die Zahlungstermine für die Bürgersteuer und für die Ähnsteuer- Pflichtigen werden auf die Zeit vom Januar bis zum Juni 1932 ver- teilt. Auf den veranlagten Steuerpflichtigen fallen sie im Januar, Februar und März 1932. Im übrigen ist ein vereinfachtes Der- fahren eingeführt worden. Die Steuer wird immer direkt an die Gemeinden und nicht mehr an die Finanzkasse zu entrichten sein.
Die Reichseinnahmen im Juli. Rückgang der schwebenden Schuld. Die Entwicklung der Reichseinnahmen bis Ende Juli zeigt ein nicht ungünstiges Bilo. In, ordentlichen Etat übertrafen die Julieinnahmen von 856 Millionen Mark die Juliausgaben von 597 Millionen Mark um 259 Millionen Mark. Doch ist dabei zu bedenken, daß in den hohen Einnahmen Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer enthalten find. In den ersten vier Mo- naien des lausenden Rechnungsjahres(April bis Juli) ergab sich ein U e b e r s ch u ß der Einnahmen(2958 Mill. M.) über die Aus- gaben(2868 Mill. M.) von nmd 90 Millionen Mark. Dagegen er- gab sich im außerordentlichen Etat ein Fehlbetrag von 27 Millionen Mark, so daß die gesamte Einnahmen- und Ausgabenberechnunz der ersten vier Monate mit einem Ueberschuß von 62 Millionen Mark abschließt. Der Stand der schwebenden Schuld zeigt einen Rückgang von 1906 Millionen Mark am 30. Juni aus 1828 Millionen Mark am 31. Juli, ver Umlauf an Reichswechseln(400 Mill. M.), der Betriebskredit bei der Reichsbank(100 Mill. M.) und ander« Ver- pflichtungen(4,4 Mill. M.) sind unverändert. Der Umiaui an un- verzinslichen Schatzanwcisungen hat sich von 1124 wif 1150 Mii- lionen Mark erhöht. Wer die kurzfristigen Darlehen find von 278 auf 174 Millionen Mark zurückgegangen. Der Kassenbestand bei der Reichshauptkasse betrug Ende Juli 89 Millionen Mark.
Keme in der Hiiler-Partei? Anschlag aufdenDerlagsdireltordeS�VölkischenVeobachter" Nürnberg  , 1. Oktober.  (Eigenbericht.) DerVölkische Beobachter" brachte vor einigen Tagen die Meldung, daß der Direktor des Verlages, in dem der Völkische Beobachter" erscheint, der Münchener Stadtrat Amann, in Ottobeuren   einen Jagdunfall erlitten habe. Wie nun derFränkischen Tagespost" mitgeteilt wird, handelt es sich nicht um einen Unfall, sondern um einen planmäßigen An- schlag auf den Direktor Amann. Die Zerwürfnisse und oppositionellen Bestrebungen innerhalb der Nationalsozialistischen   Partei haben in der letzten Zeit auf den völkischen Zentralverlag übergegriffen. Amann stand im schärf st en Gegensatz zu Hitler  , waltet« vollkommen selbständig und in allerletzter Zeit kam es zu scharfen Zusammen- stößlni mit einigen Ressortchess. Am Sonnabend, dem 5. September, fuhr Amann in Begleitung mehrerer Herren, darunter auch General von Epp, nach Ottobeuren  . Er lieh, den Krastivagen vor einem Gasthof stehen und die Herren gingen dem Ortseingang zu. Plötzlich krachten aus dem Hinterhalt mehrere Schüsse, von denen einer den linken Arm Amanns zerschmetterte. Die Verletzung war derart schwer, daß in der Nacht zum Sonntag eine Amputation vorgenommen werden mußte. Die Täter, als welche zwei völkische Parteigenossen Amanns in Betracht kommen sollen, entkamen in der Dunkelheit.
Ein Tendenzprozeß. Ein Disziplinarverfahren gegen den Präsidenten der sächsischen Landesversichemngsanfialt. Dresden  . 1. Oktober.  (Eigenbericht.) Im Verlauf der Berufungsverhandlung im Difziplinar-Straf- verfahren gegen den Präsidenten der Landesversicherungsanstalt Tempel, der im ersten Verfaliren zur Dienstentlassung ver­urteilt war. machten die Verteidiger Apfel(Berlin  ) und Günther (Dresden  ) aufsehenerregende Enthüllungen. Die Rechtsanwälte teilten mit, nach Abschluß der Voruntersuchung habe der Oberstaatsanwalt in einem Bericht an das Kabinett seine Auf- fafiung dahin zum Ausdruck gebracht, daß keine geeignet« Grundlage für ein Difziplinar-Strafoerfahren mit dem Ziel« der Dienstentlassung gegeben sei, und zwar sei es der heute wieder amtierende Oberstaatsanwalt gewesen, der dem Ministerium gegenüber sich dahin ausgesprochen Hab«, daß da» Dienst. strafverfahren gegen Tempel nlcht vor sich gehen möge, weil«ine geeignete Grundlage dafür nicht vorhanden sei. Aus dieser Mitteilung geht hervor, daß da» sächsische Kabinett das Verfahren gegen Tempel hat weiterführen lassen, obwohl sich die Staatsanwaltschaft gegen dl« Einleitung des Disziplinarverfahrens ausgesprochen hatte. Das Gericht lehnt« es übrigens ab, das Gut- achten des Oberstaatsanwalts beizuziehen, und zwar mit der Be» gründung, daß es seine Entschließung nur auf Grund des Ergeb- nisses der Hauptverhandlung zu treffen habe.
Oer Raubkrieg gehi weiter. Japaner attackieren Ehinabahnen. Die Ehinesenliga für Vaierlandsverieidigung in Deutschland  erhält aus Nanking   folgenden Bericht: Von der japanischen   Armee in Korea   dringen zwei Divisionen in der Richtung nach Mukde» vor. Die Verfolgung der Peking  - Mulden- Bahn durch japanische Militärflugzeuge wird fort gesetzt. Ein zweiter Ueberfall auf den Peking   Mufden-Ziig in Be Tschi Jan. vermutlich durch japanische Ageiüen, wird ge- meldet. Zwei japanische Kriegsschiffe sind in Haüichou eingetroffen und haben 500 Marinesoldaten gelandet. Je drei Vertreter der Pekingregierung und der Kantonregicrung sind in Hongkong   zu- sammengetreteii und scheinen zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. Es ist folgendes vereinbart worden, was aber noch der Billi­gung Tschiangkaischeks bedarf: 1. Tschiangschaischek wird sein« Demission ankündigen, worauf die Kantonregierung gleichfalls zurücktritt: 2. Wangtschingwei wird an das chinesische Volk ein« Botschaft richten, in der er seine zukünftige Politik zur Verein- heitlichung Chinas   auseinandersetzt: 3. eine Einigungskonferenz wird darauf in Schanghai   abgehalten.
Menschenraub in Zoppot.  polen   verschleppen einen Flüchtling. Aus dem Seebad Zoppot  , das im Freistaat Danzig   liegt, ist der Kommunist Balsam, polnischer Staatsbürger und Flucht- ling, nach Polen   verschleppt worden. Die Danziger   Kriminalpolizei hat den polnischen Seefahrtsschüler aus Gdingen Rodczjejowski sowie einen gewissen Wochna(alias Ankudowicz) in dem Augenblick ver- haftet, als sie wieder Danziger Gebiet betraten. Rodcziejowski hat bereits gestanden, daß er als polnischer Regierungsspitzel im Austrage des Kapitänleutnants Kopjecz, eines polnischen Nach- richtenofsiziers, gehandelt Hab«. Der emfichrte Kommunist sei von der Abteilung II des polnischen Generasstabes wegen Spionage gesucht worden. Die beiden Verhafteten haben mit einem gewissen S w j a n t e k, der der eigentliche Urheber der Entführung sein soll, Balsam in der Wohnung einer Frau Dudziisska unter Al- kohol gesetzt und ihn dann in einem Auto nach Polen   ent- führt. Frau Dudzinska ist die Tochter des polnischen Danziger  Volkstagsabgeordneten Kubacz. Swjantek und Frau Dudzinfka sind nach Polen   geflüchtet. Die Danziger Staatsanwaltschaft Hot gegen die beiden Festgenommenen Anklage wegen Menschen­raubes erhob«».
Krick am Reden verhindert. In einer am Donnerstagabend im Berlin  «? Sportpalast ob» gehaltenen Kundgebung der Nationalsozialisten kam es nach der Rede des Berliner   Stadtverordneten Engel bei den Ausführnngon des Herrn Fr ick aus Pirmasens   zu einem Zwischenfall. Frick wurde von dem anwesenden Polizeioffizier das Wetterreden ver- boten, nachdem er ein« Viertelstunde lang gesprochen hatte.