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Nr. 46748. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts Dientes. 6.

Krise der Zahlungsbilanzen."

Wie die Krise entstand.

Es ist wohl allgemein bekannt, daß in den letzten Jahren das| lionen Mark verloren, Australien vom September 1929 Gold ständig und in großen Mengen nach USA . und nach Frank- bis Ende 1930 für 185 Millionen Mart, Brasilien reich floß. Nach dem, was hier über den Ausgleich der Zahlungs - hat vom November 1929 bis Januar 1931 fein ganzes Geld, bilanzen gesagt wurde, muß man daraus die Schlußfolgerung ziehen, nämlich 640 Millionen Mark, verloren und Japan seit daß einige Länder ihre passiven Zahlungsbilanzen nicht anders Ende 1929 bis Ende 1930 550 Millionen Mart. Aehnlich ols durch die Abgabe des Goldes ausgleichen konnten, während war die Entwicklung auch in einigen Ländern von geringerer Be­USA. und Frankreich stark attive Zahlungsbilanzen hatten, die deutung für den Weltverkehr( Mexiko , Kolumbien , Bolivien usw.). durch die Einfuhr des Goldes ausgeglichen wurden. Wir Für die starke Aktivität der amerikanischen Zahlungsbilanz war mollen zunächst feststellen, wie es mit dem Goldstrom nach Amerika noch bis zum Juli 1931 von Bedeutung, daß

war.

Wenn wir die amerikanische Zahlungsbilanz für 1927 be­trachten, so sehen wir, daß die USA . in diesem Jahre insgesamt Gold für 154 Millionen Dollar( rund 650 Millionen Mark) a b gegeben haben. Es wurde zwar nur für 6 Millionen Dollar Gold mehr ausgeführt als eingeführt. Der größere Teil des von den USA . verkauften Goldes blieb liegen wo es war, also in den amerikanischen Kellern, aber als Eigentum anderer Länder. 1928 haben die USA . wiederum für 272 Millionen Dollar( rund 1150 Millionen Mark) abgegeben und haben darüber hinaus einen Teil des früher verkauften Goldes ausgeführt, so daß die Goldausfuhr um 392 Millionen Dollar( 1570 Millionen Mark) größer als die Goldeinfuhr war. In dem gleichen Jahre sette aber schon ein Umschmung ein. In den ersten sieben Monaten ( Januar bis Juli) betrug der Ausfuhrüberschuß des Goldes 436 Mil­lionen Dollar, mährend in den letzten fünf Monaten schon ein Einfuhr überschuß von 44 Millionen Dollar da mar. Seitdem hat der Goldstrom seine Richtung scharf geändert: das Gold floß in großen Mengen den USA . zu. 1929 betrug schon der Einfuhrüberschuß des Goldes nach den USA. , in Gold­mart umgerechnet, 735 Millionen und 1930 bereits 1180 Mil­lionen Mark.

Es fragt sich nun, wodurch dieser Umschwung zu erklären ist. Um die Antwort zu finden, brauchen wir nicht alle einzelnen Zahlungen von Amerika und nach Amerika zu prüfen, sondern nur diejenigen, die sich wesentlich geändert haben. So war 3. B. die amerikanische Handelsbilanz 1929 und 1930 start aftiv, aber nicht stärker als 1928. Amerika hat mehr Waren verkauft als getauft. Dieser Ausfuhrüberschuß, der bei einigen anderen Ländern als Einfuhrüberschuß in Erscheinung trat, wurde aber 1928 mehr als ausgeglichen, so daß Amerika 1928 noch Gold abgeben mußte. Ganz anders war es mit dem Kapitalstrom. 1928 hat Amerika sehr viele Anleihen und furzfristige Kredite gegeben, so daß, wenn man die Kapitalbemegung von Amerika mit der 11ah Amerika vergleicht, die reine lang- und furzfristige Kapital­ausfuhr aus den USA . 1928 schäzungsmeise rund 900 Millionen Dollar betrug, dagegen 1929 nur etwa 300 millionen Dollar und 1930 etwa 700 Millionen Dollar.

Der Umschwung bestand darin, daß weniger amerikani­fches Kapital im Auslande und mehr ausländisches Kapi­tal in Amerika angelegt wurde.

Deshalb ging einigen Ländern die Möglichkeit verloren, ihre Bahlungsbilanzen durch amerikanische Anleihen auszugleichen, und sie mußten ihr Gold nach Amerita schiden.

Der hier geschilderte Umschwung fand während des stürmischen Aufschwungs der amerikanischen Wirtschaft statt. Es schien viel ver­locender, das Geld in Amerita selbst anzulegen( in­vestieren), als es nach dem Ausland zu schiden, zumal man in Amerika glaubte, daß der wirtschaftliche Aufschmung in USA . tein Ende finden würde, während die Lage im Ausland als unsicher angesehen wurde. Gleichzeitig entwickelte sich die wildeste Spekulation.

Durch die Aussicht auf riesige und mühelose Börsen­gewinne wurde auch das Geld vom Ausland nach Amerika angezogen.

Es geschah also genau das Gegenteil dessen, was notwendig mar, um verschiedenen Ländern die Bezahlung der amerikanischen Waren und der Zinsen für früher abgeschlossene Anleihen zu er möglichen, und diese Länder mußten zum letzten Ausgleichs­mittel, nämlich zum Verkauf des Goldes greifen. Nach dem die Krise ausgebrochen war, wurde 1930 aus Amerifa zwar wiederum mehr Kapital ausgeführt; es entstand aber allmählich eine ganz allgemeine Angst vor irgendwelcher Festlegung des Geldes. Zugleich entstanden bei vielen Ländern neue Schwierig feiten, ihre Verpflichtungen zu erfüllen.

Bekanntlich setzte die Weltkrise mit dem Preissturz für Rohstoffe und landwirtschaftliche Erzeugnisse ein. Die Länder, die auf die Ausfuhr dieser Waren in starkem Maße angewiesen find, haben dadurch

eine katastrophale Berschlechterung ihrer Zahlungsbilanzen erlitten, so z. B. Argentinien( Weizen), Australien ( Wolle), Brasilien ( Kaffee), Japan ( Rohseide), und die Folge war der Goldabfluß aus diesen Ländern. So hat Argentinien vom Ende des Jahres 1928 bis Januar 1931 Gold für 890 Mil *) Vgl. ,, Vorwärts" Nr. 461 vom 2. Oktober 1931.

ein großer Teil der Reparationen

auf dem Wege über die interallierten Schulden nach Amerifa floß. Dasselbe galt auch für Frankreich . Frankreich hat zwar eine passive Handelsbilanz, bekommt aber auch sehr viel vom Aus­land in der Form der Ausgaben der ausländischen Reisenden. Wenn ein gewisser Fehlbetrag nach der Abrechnung des Waren­handels und verschiedener Leistungen( Schiffahrt, Versicherung, Touristenausgaben) übrigblieb, so murde er mehr als ausgeglichen durch die Bezahlung der Zinsen für das im Ausland angelegte franzöfifche Kapital und durch die Reparationen. Die französischen Sparer haben eine besonders starte Abneigung gegen die Anlage ihres Geldes im Auslande. Sie haben noch nicht vergessen, daß soundso viele Milliarden, die vor dem Kriege in Rußland angelegt wurden, völlig verloren gegangen sind. Sie widerstrebten sich aus politischem Mißtrauen namentlich gegen die Anlagen ihres Geldes in Deutschland . Die Folge war, daß der leberschuß an Zahlungen nach Frankreich in Form der Goldabgabe geleistet wurde.

Seit Ende 1928 bis Januar 1931 haben die Goldvorräte in Frankreich um 3,9 Milliarden Mark zugenommen. Französische Banken haben sich zwar an der Gewährung des Geldes an verschiedene Länder beteiligt, zum größten Teil aber in Form von furzfristigen, zu jeder Zeit abberufbaren Krediten, in sehr vielen, vielleicht in den meisten Fällen nicht direkt, sondern durch die englischen, amerikanischen, holländischen und schweizerischen Banten. So befam 3. B. Deutschland die Kredite von Eng= land, die zum Teil das von englischen Banken in Frankreich geliehene Geld darstellen. Bei jeder politischen Beunruhigung trugen die französischen Banken der Nervosität ihrer Einleger Rech nung und verlangten einen Teil des nach dem Ausland aus: geliehenen Geldes zurück. Auf diese Weise ist allmählich eine voll­tommene Unsicherheit entstanden. Wenn.. sagen mir, die englischen Banken plöglich größere Summen nach Frankreich zurück zahlen müssen, so find fie gezwungen, auch selbst einen Teil ihrer nach dem Ausland gegebenen Kredite zurüd zufordern.

Nach den deutschen Wahlen vom 14. September 1930 verbreitete sich die Nervosität der Geldgeber weit über Frankreich hinaus.

Seit jener Zeit wurde die Krise der Zahlungsbilanzen auch für viele europäische Länder akut. Wir brauchen hier nicht die weitere Entwicklung der Verbreitung dieser Krise auf Dester reich und Deutschland noch im einzelnen zu behandeln. Sie ist bekannt. Wenn aber die englische Krise so rasch der deutschen folgte, so ist das dadurch zu erklären, daß auch England schon seit längerer Zeit eine schwere Krise seiner Zahlungs bilanz hatte, die es in den beiden letzten Jahren nur durch die Aufnahme ausländischer kurzfristiger Kredite überstehen konnte.

N

G. Decker.

Sozialisierung des Rififos.

Das Reich in der Kreditversicherung.

Die neue Notverordnung der Reichsregierung, über die bereits vor der programmatischen Rede des Reichskanzlers im Reichsrat Ein­elheiten durchgesidert sind, wird auch eine Maßnahme erhebliches Befremden erregen muß. Auf Grund der Notverordnung der Regierung enthalten, die größte Heberraschung und wird das Reich nämlich das Kreditrisiko der privaten Kredit gemährung im Wege der Rückversicherung über nehmen. Da die Hermes Kreditversicherungsbank A. G. in diesem Geschäftszweig ein Monopol in Deutschland besaß, handelt es sich bei der vorgesehenen Maßnahme des Reiches darum, das Risiko der Rückversicherung bei der Hermes A.-G. zu übernehmen. Die Hintergründe zu diesem überraschenden Schritt des Reiches liegen darin, daß das Geschäft in der Kreditversicherung feit längerer 3eit fa ft zu einem Nichts zufammengeschrumpft ist, weil mit der zunehmenden Unsicherheit der allgemeinen Wirtschafts­lage selbstverständlich das Kreditrisiko ständig wuchs. Die Interessenten, die großen Versicherungskonzerne, haben infolge der allgemeinen Kreditunsicherheit in Deutschland sehr schnell ein haar in diesen Geschäften gefunden und sich mehr und mehr davon zurüdgezogen. Da die nahezu völlige Stillegung des Kredit­versicherungsgeschäftes selbstverständlich Rückwirkungen auf die allgemeine umfaßtätigkeit der Wirtschaft gehabt hat, haben die interessierten Stellen das Reich jetzt veranlaßt, seiner seits dieses Versicherungsrisiko zu übernehmen. Weil also den

Dienstag, 6. Oftober 1931

großen Bersicherungskonzernen wie der Allianz das Eisen der Rüd­versicherung zu heiß geworden ist, hält man das Reich gut genug, sich hieran die Hände zu verbrennen. Praktisch hat der Allianz­konzern, der in seinem Jahresabschluß für 1930 aus der Rückversiche­rung bei der Hermes- Kreditversicherungsbank einen Berlust von rund 775 000 m. ausgewiesen hat, seit Beginn dieses Jahres feine Verbindungen zu diesen Geschäften gelöst. Es wiederholt sich hier das gleiche Spiel, das der Kapitalismus in Deutschland auf allen anderen Wirtschaftsgebieten meistens mit Erfolg versucht hat. Bei Berluften und risikoreichen Geschäften für Sozialisierung Profiten für freiesten Kapitalismus.

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bei den

Wir möchten bei dieser Gelegenheit nur daran erinnern, mit welchem Elan die Führer der großen privaten Versicherungskonzerne gegen ein Eingreifen des Staates in die Geschäftstätigkeit der privaten Versicherung protestiert haben. Jetzt aber halten sie das Reich für gut genug, ihnen das Geschäft abzunehmen, bei dem in der gegenwärtigen Krise das stärkste Risiko verantert ist, während bei den Interessenten ein Sturm der Entrüstung ausbrechen würde, wenn das Reich diesem, wie wir glauben, unglücklichen Schritt meitere Maßnahmen zur Sozialisierung des Versicherungsgewerbes folgen lassen würde. Man wird wahrscheinlich in den beteiligten Reichsstellen darauf hinweisen, daß die Ausfallbürgschaft, die das Reich bei der Export­versicherung übernommen hat, keine Verluste nach sich gezogen hat. Diese günstige Erfahrung des Reiches im Versicherungsgeschäft fann man aber unter teinen Umständen zum Maßstab für die jetzt vor­gesehene Einschaltung in das Kreditversicherungsgeschäft machen. Bei der gegenwärtigen Situation liegt jedenfalls die Befürchtung sehr nahe, daß im großen Umfange Reichsmittel beansprucht werden, die den Etat aufs neue schwer belasten.

Die Reform der Sparkassen.

Notverordnung regelt die Anlagepolitik.

In der bevorstehenden Notverordnung der Reichsregierung, deren Veröffentlichung morgen zu erwarten ist, werden auch Bor schriften über die Anlage und Liquiditätspolitik der Sparkassenorganisationen enthalten sein. Nach den Erklärungen, die der Reichskanzler und der preußische Innenminister Severing fürz­lich auf der 50jährigen Festsitzung der deutschen Sparkassen- Berbände abgaben, werden die in der Notverordnung enthaltenen Bestim­mungen teine sonderliche Ueberraschung bringen.

Zunächst werden sämtliche Sparkassen, die bisher unselbständig waren, eine eigene Rechtspersönlichkeit erhalten. In der Liquiditätspolitik wird, wie wir hören, die Notverordnung be­stimmen, daß die Sparkassen von den reinen Spareinlagen 30 Broz. und von den sonstigen Einlagen 50 Proz. flüssig halten. Bon den Spareinlagen sind mindestens 10 Proz. und von den anderen Einlagen 20 Proz. bei der zuständigen Girozentrale als Liquiditäts­reserve zu unterhalten. Nach der bisherigen Satzung waren nur 30 Pro 3. sämtlicher Spareinlagen einschließlich der Giroeinlagen flüssig anzulegen. Auch bei der Realkredit­gemährung wird der Enlagepolitik der Sparkassen eine gewisse Grenze gezogen. Während bisher 40 bis 50 Proz. der Spareinlagen in hypotheken angelegt wurden, wird jetzt die Höchst= grenze auf 40 Pro 3. festgelegt werden. Die Gemährung von Darlehen wird fünftig über 25 Proz. der Gesamteinlagen nicht hinausgehen, während die Kredite an die Kommunen ihre Grenze bei 20 Broz. der Einlagen finden. Sagungsgemäß hatten die Spar­tassen bisher das Recht, den kommunen Kredite bis zu 50 Broz. ihrer gesamten Einlagen zu gewähren. Da die Kommunen aber in der Inanspruchnahme der Spar­tassen sich außerordentlich zurüdgehalten und die Ausleihung an die Gemeinden noch nicht die Hälfte der erlaubten Höchstgrenze betragen haben, so kommt dieser Bestimmung der Be­grenzung der kommunalen Kredite im Augenblid feine praf­tische Bedeutung zu. Schließlich wird die Notverordnung noch die Bestimmung enthalten, daß an einzelne Kreditnehmer Kredite nur in Höhe von 20 000 bis 30 000 Marf gegeben werden. Im wesentlichen liegt diese Bestimmung auf der gleichen Linie, die. in der Kreditpolitik der Sparkassen auch bisher schon innegehalten wurde.

Gewinne und Berlufte im 3G.- Farben- Konzern. Die Abschlüsse der Brauntohlengesellschaften, die zum Konzern der IG.- Farbenindustrie A.-G. gehören, wurden in den Generalversammlungen, die alle am gleichen Tage stattfanden, Bei den Gruben Elsa, Hermine, den Gewerkschaften Elise II, Tannenberg, der Wallendorfer Kohlenwerke A.-G. denen kaum eine noch arbeitet wurde ein geringfügiger Berlust oder Geminn ausgemiesen.

genehmigt.

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Don

Dagegen haben die arbeitenden Tochtergesell­Die Grube Auguste haften recht anständig verdient. verteilt 4 Prozent, die Deutschen Gruben 2.-G. 8 Prozent, das Braunkohlen- Bergwerf Carolina 10 Prozent und die Dörstewiz Rattmannsdorfer Braunkohlen- Industrie- Gesellschaft fogar 12 Pro­zent Dividende. Nur bei der Zuderfabrik Körbisdorf A.-G.( eine Braunkohlen- Gesellschaft!) hat sich der Verlust auf 0,37 Millionen Mart bei einem Kapital von 2,7 Millionen Mark erhöht.

Arbeitereinstellung bei dem Steffiner Hochofenwert Kraft". Das Hochofenwerk Kraft bei Stettin , ein Tochterunternehmen des Lübecker Hochofenwerkes, wird einen stillgelegten Hochofen wieder anblasen. Hierdurch werden etwa 200 Arbeiter neu ein­gestellt werden können.

Viele Raucher wollen

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preiswert aber doch gut rauchen sie werden also lange suchen und schliesslich auch die neue CLUB probieren. Dann werden sie begeistert sagen: Das ist endlich die richtige 3% Pfennig- Zigarette!

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