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Angestellte und Arbeiter solidarisch.

Die Angestelltenversicherung hat bisher den An­griffen der Sozialreaktion standgehalten. Der Bersuch, sie einmal mit der Arbeitslosenvet sicherung, zum anderen wieder mit der Knappschaft zu Gefahrengemeinschaften zu vereinigen, ist vom AfA­Bund mit Erfolg abgewehrt worden. Aufhäuser erflärt gegen­auf das Bermögen der Angestelltenversicherung:

AfA- Kongreß gegen Angriffe auf das Tarifrecht.- Drei Milliarden Angestellten über dem Reichsarbeitsministerium, zu den fortwährenden Angriffen

gehalt jährlich weniger.

J. St. Leipzig, 5. Oftober.( Eigenbericht.) In der Reihe der Begrüßungen sprach der Präsident der Reichs­versicherungsanstalt für Angestellte Grießmeyer, der für den Kampf um die Unversehrtheit der finanziellen Grundlage der An­gestelltenversicherung um tatkräftige Mitarbeit bat. Namens des Internationalen Gewertschaftsbundes mies Stolz auf die Bedeutung der Angestelltenschaft im Ringen um die gesell­schaftliche Kontrolle der Wirtschaft hin. Für den Internatio­nalen Bund der Privatangestellten, der 49 Verbände in 1 Ländern mit mehr als 900 000 Mitgliedern umfaßt, sprach Generalsekretär Smit, Amsterdam .

Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands wurde mit demonstrativem Beifall empfangen. Ge= t: osse Wels führte aus: Die Sozialdemokratische Partei hat mit vollem Bewußtsein sich ihren Namen gegeben. Ihr Programm und ihre Absichten sind untrennbar verbunden mit der Demokratie und Hem Sozialismus. Heute wird so gern über das Wort von der ,, revolutionären" Sozialdemokratie gepredigt.

Revolutionär? Das sind auch wir!

Ein Narr, der es nicht ist oder sich heute vor der Revolution fürchtet. Hauen, Stechen und Schießen, das ist freilich keine Revolution. Die Rationalisierung, der Weltkrieg und feine Folgen in der gesamten Welt, das ist eine neue Revolution. Der Kapitalismus als System geht seinem Ende entgegen. Aus seinem Schoß steigt sein Erbe her­vor, der auch sein Totengräber ist, das Proletariat. Unsere schwere Aufgabe ist es, Totengräber, aber auch Erbe zu sein. Deswegen müssen wir die Wirtschaft erhalten und fördern. Das wird freilich nicht von allen in einer Zeit begriffen, in der die Erziehung zum Wunderglauben und in der das System des politischen Meuchel mordes wieder aufersteht. Ich wünsche von der Arbeit des Kon­gresses, daß er gleich einer Feuersäule in der Dede der Lebensnot unserer Tage den Schönheitsbau einer freien und gerechten Gesell­

schaft gestalten helfe."

Im Namen des ADG B. begrüßte Genosse Graßmann den Rongreß und wies darauf hin, daß es zwischen AfA- Bund und ADGB . wohl hie und da Unstimmigkeiten gegeben habe, aber beide eine Familie seien und bemüht sein werden, sich gegen eine feindliche Umwelt zu behaupten: In jeder Familie kann es Meinungsverschiedenheiten geben. Das Wesentliche ist, daß sie fameradschaftlich ausgetragen werden.( Beifall.) Gemeinsame Not erheischt gemeinsame Abwehr.

Wir sind bereit, der Not der Zeit Rechnung zu tragen, aber über Tarifrecht und tollektive Arbeitsvertretung lassen wir nicht mit uns reden. Wir müssen alle zusammenstehen, um diese Wirt­fchaftsordnung zu beseitigen,

nicht nur, weil diese Wirtschaftsordnung in steigendem Maße der Arbeiterschaft Unrecht zufügt, sondern meil die gesamte Menschheit verzweifeln müßte, wenn es nicht gelänge, die heutige Not zu be= feitigen.

Weiter begrüßt im Namen des Allgemeinen Deutschen Be­amtenbundes Albert Falkenberg den Kongreß; sodann Mar Josephsohn im Namen des Zentralverbandes der Konfumber eine und der Großeinkaufsgenossenschaft, der auf die Anfänge der Bewegung hinweist. In Leipzig sei es gewesen, mo vor 37 Jahren die erste freie Angestelltenorganisation tagte und Ende 1897 maren es erst 255 Mitglieder. Das gebe ihm als alten und früheren Führer der Bewegung das Recht zu sagen, daß er trotz der Not der Zeit nicht verzweifeln könne.

Aufhäuser antwortete auf die Begrüßungsreden: Die Er­flärung des Ministerialdirektors Dr. Sigler oder vielmehr die Botschaft des Reichsarbeitsministers über die Aufrechterhaltung des Tarifrechts und der produktiven Arbeitsverträge haben wir mit Be friedigung zur Kenntnis genommen, und ich erkläre hier im Namen des Rongresses:

wir werden jede Regierung unterstützen, die diese Grundrechte der Arbeiterschaft aufrechterhält. Wir werden aber mit Ent­fchloffenheit jede Regierung bekämpfen, die bereit wäre, diese Grundfähe preiszugeben..

Zu der Erklärung von Graßmann sagte Aufhäuser, daß die große Linie der Solidarität immer aufrechterhalten worden sei zwi­schen den beiden Organisationen und die beste Fundierung ist der politischen Einheit der Arbeiterbewegung.

Zu Vorsitzenden werden gewählt Stähr, Aufhäuser und

Urban.

Der Geschäftsbericht.

Den Geschäftsbericht erstatten W. Stähr und Auf­häuser. Stähr führt u. a. aus: Die Organisationen des AfA­Bundes haben sich in der zurückliegenden Geschäftsperiode trotz Wirt schaftskrise und Arbeitslosigkeit gut gehalten.

Die Mitgliederbewegung hat sich nicht wesentlich ge­ändert. Mit der Abgrenzung der Bezirkskartelle ging eine systematische Bearbeitung der Ortskartelle vor sich. Anfang des Jahres 1929 verzeichneten wir 381, am 1. Januar 1931 627 Orts= fartelle im Reich. Diese Zahlen kennzeichnen die günstige Entwicklung unserer Bewegung. Die Durchführung dieser Aufgaben erforderte die Einrichtung einer Organisationsabteilung im Bundesbüro.

Die freigewerkschaftliche Bildungsarbeit ist in der Be­richtsperiode weitgehend gefördert worden., Neben der fachlichen Bildungsarbeit der angeschloffenen Berbände hat der Bundesvor­stand

41 Wochenendkurse

durchgeführt, in denen über sozial- und wirtschaftspolitische Themen referiert wurde. Hieran nahmen etwa 2120 Funktionäre teil. 1930/31 fanden vier zentrale Kurse, darunter solche für die Be­triebsräte im Aufsichtsrat statt.

Angestellte und Wirtschaftskrise.

Aufhäuser gibt einleitend eine Uebersicht über die Ent­midlung der Wirtschaftskrise seit dem Hamburger AfA- Gemert­schaftstongreß im Jahre 1928. Bei den Angestelltenverbänden mar die Arbeitslosigkeit im August 1931 durchschnittlich 15 Proz. Am stärksten ist der Bund der technischen Angestellten und Beamten er­faßt, bei dem nahezu ein Viertel der Mitglieder stellenlos ist. Die Gesamtzahl der erwerbslosen Angestellten beträgt 450 000 bis 500 000. Der Abbau der Tarifgehälter hat mit dem Jahre 1931 begonnen und betrug bis Mai etwa 6 bis 7 Proz., einschließlich der abgebauten Leistungszulagen und der durch Kurzarbeit entstandenen Abzüge aber 25 Proz.

Die durch Erwerbslosigkeit und Gehaltsabbau der Angestellten verlorengegangene Kauffraft beziffert der Referent mit 3 Mil­liarden Mark jährlich.

,, Wir biffen um Schluß der Diskussion!"

Der Angriff auf die Sozialpolitit richtete sich vor Bei den Notverordnungen der Juli- Krise war auch eine Teil. allem gegen diejenigen Einrichtungen, die als Lohn- zahlung der Angestelltengehälter in Privatbetrieben schuh angesehen werden können, nämlich Tarifs, Schlichtungswesen verfügt worden. Es ist dem AfA- Bund gelungen, diese Teilzahlung und Arbeitslosenversicherung. Ein Abbau des Schlichtungswesens wieder zu beseitigen. ist durch den gewerkschaftlichen Widerstand verhindert worden. Das Tarifwesen hat durch die neuere Rechtsprechung des Reichsarbeits­gerichts eine Aushöhlung erfahren. Die freigewertschaftlichen Spizenverbände haben zur

Wiederherstellung der Rechtssicherheit Anträge zur Ergänzung des Betriebsrätegefeges und der Tarifver tragsordnung einbringen lassen.

Die Offensive des Unternehmertums gegen das kollektive Lohn­abkommen geht weiter. Wenn die Tarifverträge als abdingbar Wenn die Tarifverträge ais abdingbar erklärt werden, dann ist auch die Friedenspflicht der Gewerkschaften abdingbar. Man kann nicht einen Tarifvertrag teilweise abbauen und die Friedenspflicht der Gewerkschaften aufrecht erhalten. Der Kampf um das tollettive Arbeitsrecht ist der Kampf um die Existenz der Gewerkschaften selbst. Der AfA- Bund warnt die Reichsregierung, den Kollektivismus nach dem Willen der Unter­nehmer zu zerschlagen.

In einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Lohnfrage stehen die Kämpfe um den

Schutz der Arbeitslosenversicherung. Aufhäuser stellt die Haltung der Regierung Müller­wissell der des heutigen Kabinetts gegenüber und übt ins­besondere Kritik an der Juni- Notverordnung, die jetzt durch das Eingreifen der Gewerkschaften wieder eine gewisse Korrektur erfahren hat. Der Kampf um den Schutz der Arbeits­losenversicherung wird auch in nächster Zeit weitergehen. Das inter nationale Finanzkapital verlangt von Desterreich, aber auch von England, die Zerschlagung der Arbeitslosenversicherung. Deutsch land dürfe sich eine solche soziale Zwangsjacke von Gläubigerſeite nicht überziehen lassen. Zu den verfehlten Maßnahmen auf dem Gebiete der Arbeitslosenhilfe rechnet der AfA- Bund die Einführung der Arbeitsdienstpflicht. Die Hinauffeßung des Schutentlassungsalters wird als ständige, also nicht befristete Maßnahme unterstüßt. Schließlich wird auch vom AfA­Bund in lebereinstimmung mit dem Gewerkschaftstongreß die ge­fehliche Einführung der 40- Stunden- Woche als vordringlich vertreten.

Börsensturz in Paris .

\ Pfund und Bantaffien schwächer.

Paris , 5. Oktober. ( Eigenbericht.)

Das englische Pfund ist an der Pariser Montags- Börse wieder erheblich gefallen. Am Freitag noch 100% Franten, fegte es am Montag mit 96 ein und schloß nach einer geringen Ab­schwächung mit 961/8 Franken. Die Tendenz an der Effektenbörse war im Zusammenhang mit der Pfund- Baiffe und auf Grund der un­günstigen Nachrichten über die Finanzlage Deutschlands ebenfalls ausgesprochen schmach. Diese Haltung ist auf rein pinchologische Faktoren zurückzuführen, fie trägt in teiner Weise der unangreifbaren Stellung der franzöfifchen Währung und der wahren Lage der meisten französischen Unternehmungen Rechnung. Besonders schwach waren Bantaftien( Bank von Frankreich minus 725, Banque Nationale de Crédit minus 100), Metallwerte. Auch Suezkanal gaben Elektrizitäts- und 720 Franken nach. In vielen Fällen mußte die Abgabe reduziert werden, da sonst mit der Nachfrage feine Kursnotiz zustande ge­tommen wäre.

Constans gestorben.

Paris , 5. Oktober. ( Eigenbericht.)

Einer der Beteranen des französischen Sozialismus, der Abge­ordnete Paul Constans, ist am Sonntag im Alter von 75 Jahren gestorben. Am vorigen Sonntag hatte die sozialistische Partei des Departements Allier, zu deren Gründern Constans gehörte, sein politisches Jubiläum gefeiert, an dem er selbst wegen seiner Er­frankung nicht teilnehmen konnte. Constans war zum erstenmal im Jahre 1902 in die Kammer gewählt und fast ständig wiedergewählt worden. Er interessierte sich als Abgeordneter hauptsächlich für die Gesetzgebung auf sozialem und hygienischem Gebiet. Con­ stans war außerdem Präsident des Provinziallandtags des Departe ments Allier. Die sozialistische Partei verliert mit ihm einen ihrer hervorragendsten Förderer und Kämpfer.

Die Angestellten müssen sich bewußt sein, daß in nächster Zeit alle sozialistische Arbeit von der Neugestaltung der Wirtschaftspolitik und Wirtschafsverfassung abhängig sein wird. Ein Erfolg zu den vomi AfA- Bund aufgestellten Forderungen konnte bei der Reform der Versicherungsaufsicht erzielt werden. Insbesondere wird fünftig bei der Genehmigung von Fusionen bei Versicherungsgesellschaften die soziale Sicherung der beteiligten Angestellten vorher geprüft werden müssen. Völlig unbefriedigt ist der AfA- Bund von den Wirtschaftsprüfer. Das Monopol der großen Treuhandgesellschaften bisher getroffenen Maßnahmen der Reichsregierung hinsichtlich der müsse gebrochen und den Gewerkschaften die erforderliche Mit­wirkung gewährt werden. Für die gesamte wirtschafts- und lohn­politische Tätigkeit der freien Angestelltengewerkschaften hat sich die Statistik des AfA- Bundes gut bewährt, insbesondere die von ihm herausgebrachten Wirtschaftsbücher und seine Tarifftatistit.

Im gegenwärtigen Stadium des fapitalistischen Systems fommt es, wie der Referent zum Schluß ausführt, nicht nur darauf an, Einzelforderungen zu stellen, sondern die den Gewerkschaften ge­stellte gesellschaftspolitische Aufgabe zu erfüllen und

die Staatsherrschaft über die Wirtschaft

zu erringen: Wenn es eines Tages hart auf hart gehen sollte, und diese Eventualität müssen wir ins Auge fassen, dann werden mir nicht die RGD. und die angebliche Sozialistische Arbeiterpartei als Bundesgenossen haben, dann werden wir unsere Bundes­

genoffen dort fuchen, wo wir fie im Jahre 1920 gesucht und auch daß wir Wunderkuren vornehmen können. Was aber geschieht, das gefunden haben.( Stürmischer Beifall.) Man darf nicht erwarten, muß heute, in dieser Gesellschaft noch geschehen. Wir müssen darauf bedacht sein, in die heutige Gesellschaft, in die kapitalistische Ge­fellſchaft Fremdkörper einzubauen, um zur Umformung der Ge­fellſchaft zu kommen.( Stürmischer, lang anhaltender Beifall.) Der Bericht der Mandatsprüfungstommission ergibt die Anwesenheit von 199 Teilnehmern, wovon 88 stimm berechtigt find.

Blutiger Flamenkampf.

100 Berlegte.

Brüffel, 5. Oktober. ( Eigenbericht.) Am Sonntag abend fam es in Hasselt , der Hauptstadt von Flämisch- Limburg, zu schweren blutigen Zusammenffößen zwischen Flamen und Wallonen. Mehr als 100 Personen wurden verletzt.

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Tausende von Flamen fanden sich am Sonntag seit den frühen Morgenstunden in der Umgebung von Haffelt zusammen. Der erste Zusammenstoß zwischen Flamen und Ballonen erfolgte morgens in Zonhoven, nördlich von Hasselt, auf einem Friedhof. Später warfen flämische Nationalisten einen Lastwagen um, in dem sich Batrioten" aus Gent befanden. 17 Personen wurden verletzt. Mit­tags wurde bei Gent vpn flämischen. Gegendemonstrationen ein Sonderzug mit Steinen beworfen. Zahlreiche Insassen des Zuges wurden verlegt.

Abends tam es in Hasselt zwischen Flamen und Wallonen zu schweren Zusammenstößen. Die Gendarmerie griff wiederholt mit blanter Waffe und gefälltem Bajonett gegen die flämischen Gegen­demonstranten ein. Besonders heftige Zusammenstöße erfolgten vor dem flämischen Haus, das von der Polizei mehrmals gestürmt wurde. Der Festzug der Patrioten" wurde mehrmals durchbrochen. Die Menge schrie: Es lebe Flandern ! Nieder mit Bel­ gien !" Belgische Fahnen wurden von den Massen heruntergerissen und vernichtet. Die Rundfunkanlage, die für die llebertragung auf den Sender eingerichtet war, wurde zerstört und die Uebertragung unmöglich gemacht.

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Ministerialdirektor Kästner , der langjährige Leiter der Volks­schulabteilung im preußischen Kultusministerium, hat am Montag auf ärztliches Anraten einen längeren Urlaub antreten müssen. Da er bereits seit längerer Zeit leidend ist, hat er sich Departemen. zugleich entschließen müssen, gleichzeitig sein Abschiedsgesuch einzureichen.

Populaire" teilt mit, daß der Altmeister der Pariser Sozialisten Léon Osmin schwer erkrankt sei.

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1.

Die Demission des Finanzministers Dr. Redlich wurde vom öster­reichischen Bundeskanzler angenommen. Bundeskanzler Buresch hat die Leitung des Bundesministeriums für Finanzen übernommen.

Wie lange noch?

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Wie lange, lieber Laval, werden wir beide das noch in Ruhe mitansehen können?"