scheidenden Machtpositionen die Vurg besetzt halte, so lange gebe es im Burghof keinen Frieden, sondern Krieg. Den„Feind deutscher Freiheit" sieht Goebbels innenpolitisch im Marxismus und vor allem in der Sozialdemokratie. Solange diese Partei noch eine Machtposition innehalte, komme ein Mit- regieren oder eine Mitverantwortung für die Nazis nicht in Frage. Dr. Goebbels schloß: Wer wagt heute zu prophezeien, was im November dieses Jahres der Vergangenheit angehören wird? Jeden- falls stehen mir Gewehr b e i F u h, jederzeit bereit, in die Eni- wicklung einzugreifen. Japans Regierung muckt auf. Die Flugbomben auf Kintfchau. .ißemi auch die Nichtverfolgung der Mörder jenes japanischen Ossiziers, der spionierend in Mittelchina herumreiste, Japan den Vorwand geliefert hat, sich selbst Recht verschaffen zu müssen und seine ZS-Kilomcter-Zone an der mandschurischen Bahn„erweitern" zu müssen, so hat sich doch wieder gezeigt, daß es kein Halten gibt, wenn man einmal den.Militärs freigestellt hat, gegen wehrloses, noch dazu fremdes Volk loszugehen. Die neueste Aktion zur Vcr- Mehrung japanischen Kriegs ruhmes, der Flugbombenabwurf auf die Stadt Kintfchau. an der Bahn Mukden— Peking, ist damit„begründet" worden, daß die oerjagte Regierung der Ostprovinzen(Mandschurei ) von dort aus Unfrieden und Unordnung verbreite. Dieses Bombardement soll aber die Regierung in Tokio dazu gebracht haben, sich gegen diese Eigenmächtigkeiten der Militärs aufzulehnen. Bei diesem Luftangriff auf eine wehrlose Stadt sind wie der Schanghaier Kvrrespondent des„Petit Parisien" meldet, sieben Per- sonen getötet und IS verletzt worden. Unter den Toten soll auch ein deutscher Professon sein, der in Tientsin ansässig und auf der Durchreise in Kintschau war. Andere Meldungen sprechen von mindestens 25 Toten. Immer neue Kinanzkrachs. Auch in den Goldländern. Paris , g. Oktober.(Eigenbericht.) Die Banque Syndicale de Paris hat ihre Schalter schließen müssen, da sie durch die Festlegung von Krediten in zahl- reichen, durch die Wirtschaftskrise betroffenen Jndustrieunternehmun- gen in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist. Es ist eine mittlere Bank, die in Paris mehrere Filialen unterhält. Das Direktorium der Federal Reserve Bank in New Port hat den Diskontsatz um 1 auf 2� Proz. erhöht. Den unmittelbaren Anlaß dazu boten die Goldoerschiffungen nach Frankreich , die in den letzten Tagen ständig wachsenden Umfang angenommen haben. Verurteilter Demonstrant verzichtet auf Bewährung London , 9. Ottober. Der Rädelsführer der Erwerbslosenkrawalle wurde wegen Auf- reizung gegen die Gesetze zu vier Wochen Gefängnis verurteilt, nachdem er eine einjährige Bewährungsfrist gegen Stellung einer Kaution abgelehnt hatte. Zwei andere Rädelsführer von Er, werbslosendemonstrationen wurden in Salford zu drei bzw. fünf Monaten Gefängnis oerurteilt.
Vier Arbeiter erschlagen. Neues Unglück in Beuthen. — Wieder ein Schacht eingestürzt Breslau , 9. Oktober. (Eigenbericht.) Auf der 124- Meter- Sohle der Karsten- Zentrumsgrube bei Reuthen ging in der Nachtschicht zum Freitag aus bisher unge- klärtcr Ursache ein Pfeiler zu Bruch. Fünf Bergleute wurden verschüttet, einer von ihnen wurde nach kurzer Zeit durch die sofort eingesetzten Bergungsmannschasten geborgen. Die vier anderen konnten am Freilagsrüh nach zwölfstündiger Ar- bcit aufgefunden werden. Sie waren sämtlich von den Gesteins- mästen erschlagen. Sechs Arbeiter verschüttet. Kreuznach. 8. Oktober. Bei Ausschachtungsarbeiten für einen Wasserleitungsbau brach in K a l l b a ch plötzlich der ausgehobene Graben zusammen. Sechs Arbeiter wurden von den Erdmassen verschüttet. Die Ret- tungsarbeiten gestalteten sich außerordentlich schwierig und zeit- raubend, da immer nur ein Mann mit der Spitzhacke arbeiten konnte. Schließlich gelang es, einen Arbeiter mit leichteren Ber- letzungen zu bergen. Bier wurden so schwer verletzt, daß sie dem Krankenhaus zugeführt werden mutzten. Ein 40jähriger Arbeiter konnte nur noch als Leiche geborgen werden. Einheiisfront der Gewerkschaften. Gegen Sozialreakiion und Scharfmacherei. Frankfurt a. M.. 9. Oktober. In einer stark besuchten Mitgliederversammlung der freiheitlich nationalen Arbeiter- und Angestelltenoerbänve, die im G e w e r t- s ch a f t s r i n g als Spitzenorganisation zusammengeschlossen sind, fprach gestern abend der Reichstagsabgeordnete Ernst L e m m e r in seiner Eigenschaft als Generalsekretär des Gewerkschaftsringes. Das, was der schwerindustrielle Flügel der volksparteilichen Reichstags- fraktion in diesen Tagen zur Veranstaltung einer Regierungskrise gcgen das Kabinett Brüning-Stegerwald-Dietrich in Szene gesetzt habe, das dürfte allen deutschen Arbeitern und Angestellten rest- los die Augen geöffnet haben. Diese Krise, die unter dem unwahr- haftigen Deckmantel einer sogenannten„nationalen Oppo- s> t i o n" betrieben werde, soll der deutschen Arbeitnehmerschaft den letzten Rest von Schutz und Rechten nehmen. Die Krisenmachcr dürfen davon überzeugt sein, daß es sich hier nicht um eine Angelegenheit der„roten Gewerkschaften" handelt, wie man es gern betörenderweise darzustellen pflegt, sondern daß dieser Frontalangriff der sozialen Reaktion von allen Gewerk- schaftsrichtungen ohne Unterschied ihrer sonstigen weltan- schaulichen und politischen Orientierung als ein Schlag gegen die Grundlagen moderner Sozial- und Gewerkschaftspolitik empfunden werde. Klare Fronten seien dadurch geschaffen. Die unerschütterte Widerstandskraft der gesamten deutschen Gewerkschaftsbewegung werde sich geschlosien zum Kampf stellen, wo er nur von den Krisenmachern gewünscht werden möge. Dieser Kamps wird Millionen der deutschen Arbeitnehmer gewerkschaftlich und polltisch aufrütteln.
In hohenseefeld bei Jüterbog ist, wie schon kurz be- richtet, der 22 Jahre alle frühere Schmied und jetzige Pferdeknecht Kurt Barthel festgenommen wurden. Er steht im Verdacht, in seinem Geburtsort pelershain(O.-L.) einen größeren Spreng st osfdiebstahl ausgeführt zu haben, und weiter vermutet man einen Zusammenhang mit den Elsen- bahnattentäkern von Jüterbog . Barthel befindet sich zur Zeit im Polizeigewahrsam in Berlin . Im Verlaufe der vielen Spuren wurden ziicht nur die Alibis zahlreicher verdächtiger Personen nachgeprüft, sondern auch alle Sprengstosfdiebstähle, die sich in der letzten Zeit ereignet hatten, untersucht. Von den Behörden in Rothenburg (O.-L.) wurde Barthel verdächtigt, an dem Sprengstoffdiebstahl in Peters- Hain beteiligt zu sein. Die Untersuchungskommission hatte ermittelt, daß sich Barthel jetzt in Hohenseefeld aufhielt und nahm ihn dort fest. In der Nacht zu Donnerstag wurden zwei Kommissare nach Jüterbog entsandt, die den Festgenommenen nach Berlin brachten. Im Laufe des Donnerstag wurde er von Kriminalrat Gennat einem eingehenden Verhör unterzogen. Barthel behauptet mit aller Bestimmtheit, daß sich seine Heimatbehörden irren mühten. Er hätte den Diebstahl nicht ausgeführt. Ebensowenig käme er für eine Beteiligung an dem Eisenbahnattentat in Betracht. Von Berlin aus wird nun vor allen Dingen das Alibi des Verdächtigten für die Tage vor dem Attentat und für den Attentatstag selbst nach- geprüft werden. Es handelt sich hier um die Zeitspanne vom 1. bis 8. A u g u st, an dem bekanntlich die Explosion erfolgte. Da bereits zwei Monate vergangen sind und die Prüfung in An- bctracht der Wichtigkeit äußerst genau vorgenommen werden muß, ist vorläufig noch kein abschließendes Ergebnis zu erwarten. Mit der Aufgabe der Nachprüfung des Alibis in Jüterbog und Hohen- seefeld ist Kriminalkommissar Dr. Wächter betraut worden. In Berlin gehen inzwischen die Verhöre weiter.
M i t v e r d ä ch t i g t sür den Sprengstoffdiebstahl in Peters- Hain wird auch ein Bruder des Barthel. Wo dieser Bruder sich zur Zeit aufhält, ist noch nicht ermittelt. Wie aus Görlitz berichtet wird, liegt die Untersuchung in den Händen der dortigen Oberstaatsanwaltschast. Ob der fest- genommene Bartels mit dem Iütcrboger Attentat in Verbindung gebracht werden kann, läßt sich nach dem bisherigen Untersuchung?- verlauf nicht beweisen. Es ist bis zur Stunde nicht einmal gelungen, Bartels den Sprengstoffdiebstahl nachzuweisen. Jedenfalls steht man ebenso wie in Görlitz auch in Berlin allen Behauptungen, nun endlich den Jüterboger Attentäter gefaßt zu haben, skeptisch gegen- über. Die polizeiliche Untersuchung, die zunächst nur von Görlitz aus geführt wurde, richtete sich gegen einige unbekannte Täter, die in einem Werk in Petershain Sprengstoffe und Spreng- kapseln entwendet hatten. Dabei stieß man auf Kurt Bartels, der früher in Petershain beschäftigt war, sich dann aber als Land- arbeiter nach Hohenseefelo verdingte. In der Zwischenzeit wurde durch Zufall im Walde bei Petershain ein Sprengstofflager ei:t- deckt. Nach wochenlangcn Nachforschungen wurde der Kreis der Verdächtigen immer kleiner, bis die Polizei sich zur Festnahme des Bartels entschloß. Gestern wurde auch die in pelershain wohnende, aus sieben köpfen bestehende Famil-e von der Ortspolizci festgenommen und nach Görlitz gebracht. In der Wohnung der unter sehr primitiven Verhältnissen leben- den Menschen wurden Sprengkapseln und Sprengstoff gefunden. Der ganze Fund ist beschlagnahmt worden und wird der Chemisch-Technischen Reichsanstalt zur Untersuchung überwiesen. Gleichzeitig ist die Polizei bemüht, die politische Zugehörigkeit der Festgenommenen zu ermitteln.
Die Anstifter des Pogroms Neuer Krawallprozeß— Rädelsführer vor Gericht— Antisemitische Provokation durch die„Verteidiger"
Nach mehrmaligen Vertagungen konnte endlich heute vor dem Schöffengericht Eharlottenburg die Verhandlung gegen Graf Helldorf und Genossen ihren Anfang nehmen. Der Prozeß ist von den Nationalsozialisten als große politische Demonstration gedacht: sie haben sich zu diesem Zweck aus Mün chen den nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten Rechtsanwalt Dr. Frank II kommen lasten.. Vorsitzender und Beisitzer sind die gleichen wie im Prozeß gcgen die Nazipogromisten am Surfürsten- dämm vor dem Schnellschössengericht: Landgerichtsdirektor Schmitz und Landgerichtsrat T hie mann. Die Anklage wird von den Staatsanwaltschaftsrälen S t e h n i g und H e r f vertreten. Die Angeklagten werden von den Rechtsanwälten Frank II. Dr. Sack. Dr. Triebet. Everling. voß und Dr. Freister verteidigt. Angeklagt sind Gras H e l l d o r s und sein sogenannter Adjutant Ernst, der Stahlhelmsührer Brandt, der Zeitungsfahrer Damerow und der Expedient Schulz. Nach dem Zeugenaufruf und nach der Belehrung über die Eidespflicht erhält Rechtsanwalt Dr. Frank II das Wort zu seinem Ablehnungsantrag gegen den Vorsitzenden Landgerichtsdirektor Schmitz und den Landgerichtsrat Thiemann. Die beiden Richter, so meint Frank II, hätten an dem Urteil mitgewirkt, durch das der Angeklagte K ü h n s, der Chauffeur des Grafen Helldorf, wegen Beihilfe zu schwerem Landfriedensbruch zu einem Jahr sechs Mo- naten Gefängnis verurteilt worden sei. Dieser Umstand lasse bei den Angeklagten Helldorf und Ernst die Besorgnis der Befangen- heit der beiden Richter entstehen.„Es ist auch nicht anders möglich", ruft Rechtsanwalt Frank mit großem Stimmaufwand aus:„Die Richter können heute nicht, ohne ihr erstes Urtell zu desavouieren, ein anderes Urteil als damals fällen. Sie gehen an diese Verhandlung bereits mit einem Vorurteil heran, sie müssen die Angeklagten des schweren Landfriedensbruches für schuldig sin- den, um ihrem eigenen Urteil nicht untreu zu werden." Die presse ist schuld. Der Verteidiger fährt fort: Die Presse hat geschrien, geheult, getobt: Stroit sie! straft sie! Die Oeffentlichkeit hatte erwartet, daß der Vorsitzend« gcgen diese Pressehetze Stellung nimmt. Er hat aber gar kein Empfinden für das Drängen des Deutschtums gegen diese herrschende Gewalt. Der Vorsitzende schien vollkommen ein Herz mit denen, die Auwei! schreiend sich auf dem Kursürstendamm schlagen liehen. Man hätte erwarten können, daß der Vorsitzende sich selbst ablehnen würde. Da dies nicht geschehen ist, hat es den Anschein, als ob der Vor- sitzende selbst darauf Wert lege, das Werk, das er begonnen, zu Ende zu führen. Wenn es durch die Urteilsbegründung bereits fest- steht, daß die Angeklagten Helldorf und Ernst auf dem Kurfürsten- dämm die SA.-Leute gelenkt haben— wozu denn die heutige Gerichtsverhandlung? wozu der ganze Apparat? Sogen Sie doch: das Urleil ist fertig! Sie haben die Nationalsozialistische Partei in den Vordergrund der Verhandlung gerückt. Sie haben durch Ihr Urteil die Partei strafen wollen. Wir sind gewohnt, daß die feindliche Preste uns verleumdet. Alle diese Lügen und Herabwürdigungen sind uns gleichgültig. Ungeachtet des gegnerischen Geschreies werden wir unseren Weg gehen zum Sieg. Wir stehen hier als kämpfende Menschen. Der Vorsitzende hat es an den letzten Versuchen fehlen lassen, dem Einfluß der Presse zu widerstehen. Es ist ja einmal so, daß jeder Richter, der es wagt, einen Nationalsozialisten freizu- sprechen, bedroht wird. Rechtsanwalt Frank wiederholt zum Schluß noch einmal seinen Ablehnungsantrag. Vorsitzender: Ich wollte Sie nicht unterbrechen, möchte aber doch in bezug auf die Form Ihres Antrages die Verteidiger bitten, sich nicht persönlich an mich zu wenden und mich auch nicht ausfordern, irgendeine Erklä- rung abzugeben. Ich bin strafprozessual dazu nicht in der Lage. Rechtsanwalt Dr. Sack ergänzt den Antrag seines Kollegen, beschäftigt sich gleichfalls eingehend mit Presseberichten über den Kurfürstendamm -Prozeß und überreicht, dem Gericht ein ganzes Heft mit Zeitungsausschnitten. Rechtsanwalt Dr. Freißler unterstützt den Ablehnungsantrag und sagt zu dessen Begründung u. a. folgendes: Millionen deutscher
Menschen hatten bei dem ersten Urteil die Ueberzeugung gehabt, daß hier nicht dem Recht zum Siege verholfen werden sollte, son- dern daß bei der Wahl zwischen zwei Weltanschauungen die Wahl zuungunsten der Angeklagten ausgefallen ist. Diese Ueberzeugung entstand nicht nur wegen des Strafmaßes, sondern auch wegen der Tatsache der Verurteilung selbst. Das Strafmaß war so ungeheuer- lich, daß schon aus diesem Grunde bei den heutigen Angeklagten die Besorgnis der Befangenheit entstehen müsse. Die Ereignisse aus dem Kursürstendamm bedeuten nichts anderes als den Kampf des Deutschen gegen das Vorrecht einer gewissen Rasse auf bestimmte Straßen.„Hier muß ich", fährt der Verteidiger fort,„aus die per- sönlichen Beziehungen des Vorsitzenden zu dieser Rasse zu sprechen kommen. Es bestehen zwischen ihm und dieser Rasse Versippungs- beziehungen. Zur Glaubhaftmachung dieser Behauptung ersuche ich um die dienstliche Aeußerung des Vorsitzenden. Ist das. was der Angeklagte Schulz in dieser Hinsicht behauptet, richtig, lo löst sich das Rätsel jenes Urteils von selbst. Es wäre ein übermenschliches Ver- langen von dem Vorsitzenden, daß er bei so nahen Bezichungen zu der anderen Welt ein objektives Urteil zu sprechen imstande sein sollte. Damit der Verteidiger seinen Ablehnungsantrag schriftlich stellt, wird die Verhandlung unterbrochen. Nach Wiedereintritt in die Verhandlung bittet Rechtsanwalt Everling um die Namensnennung der beiden Schöffen. Es sind dies der Kaufmann Stark und der Werkmeister Müller. Rechtsanwalt Everling gibt darauf folgende Erklärung ab: Ich lehne den Kaufmann Stark als Schöffen ab, seine Befangenheit wird durch den Augenschein festgestellt, er gehört der jüdischen Nation an. Nach längeren Darlegungen beantragt der Verteidiger zwecks Glaubhaftmachung seiner Behauptung, den Schössen Stark um eine schriftliche Aeußerung über seine Zugehörig- keit zum Judentum zu ersuchen. Als der Vorsitzende den Verteidiger daraus aufmerksam macht, daß eine Glaubhaftmachung durch In- augenscheinnahme strafprozessual nicht zulässig sei, und daß:m übrigen anscheinend die Ironie im Prozeß auch von der Verteidi- gung nicht ganz verpönt sei, kommt es zwischen Verteidigung und dem Vorsitzenden zu einer scharfen Kontroverse. Erklärung des Staatsanwalts. Als letzter erhält Staatsanwaltschaftsrat S t e h n i g das Wort zum Ablehnungsantrag der Verteidigung. Er beantragt, die Ver- Handlung zu unterbrechen und die Akten der Strafkammer zuzu- leiten, und er erklärt, daß die Staatsanwaltschaft beabsichtige, bei der Strafkammer zu beantragen, den Ablehnungsantrag als unbegründet zurück- zuweisen. Die ausführlichen Gründe hierüber würde die Staatsanwaltschaft der Strafkammer selbst zukommen lassen, da das Schöffengericht nicht berufen ist, von sich aus über den Ablehnungsantrag zu ent- scheiden. In Rücksicht aus die hier heule in aller Oeffentlichkeit gegen die Verhandlungsleitung im kurfürstendammprozeß erhobenen Vorwürfe halte die Staatsanwaltschaft es doch für erforderlich, zu sagen, daß diese Vorwürfe vollkommen unbegründet seien. Der Vorsitzende habe den Angeklagten in jenem Prozeh die Möglichkeit gegeben, frei von der Leber zu sprechen: sie haben dabei die Grenzen des Erlaubten hart gestreist, wenn dabei irgendwelche burschikosen Wendungen des Vorsitzenden gefallen seien, so sei das durch die Art der Darstellung der Angeklagten selbst bedingt gewesen. Nicht minder unbegründet sei der Vorwurf, das Urteil in jenem Prozeß habe dem in diesem Prozeß zu erwartenden Urteil vor- gegriffen. In der Urteilsbegründung habe es damals ausdrücklich geheißen, daß das Gericht in bezug auf die heutigen Angeklagten, den damaligen Zeugen, bei der Beurteilung ihrer Tätigkeit auf dem Kursürstendamm besondere Vorsicht habe walten lassen. Die Urteils- begründung habe nur von der Möglichkeil einer gewissen Betätigung gesprochen. Der Vorsitzende verkündet, daß die Verhandlung bis morgen 9 Uhr unterbrochen wird, damit die abgelehnten Richter die Mög- lichkeit haben, der Beschlußkammer ihre schriftlichen Aeußenmgen zuzuleiten.