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Rr. 485 48. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

2 Milliarden Exportüberschuß.

Deutsche Außenhandelsbilanz Januar bis September 1931.

Wir haben gestern bereits berichtet, daß im September der Aus­fuhrüberschuß Deutschlands mit 387 Millionen Marf einen neuen Rekordstand erreicht hat. Die in Großbritannien und in an deren Ländern eingetretene Entwertung der Währungen durch Los­fösung vom Goldstandard hat sich also beim deutschen Außenhandel bisher noch nicht bemerkbar gemacht.

Die Entwicklung des Außenhandels zeigt aber, daß die Welt­wirtschaftskrise immer schärfere Formen annimmt. Die Ausfuhrpreise sind gegenüber dem August im Durchschnitt um 5,5 Proz., bei den Rohstoffen allein sogar um 6,2 Proz. ge= sunten, während bei den Einfuhrpreisen ein weiteres Abbröckeln um 3,6 Proz, und bei den Lebensmitteln allein um 5,9 Proz. ein getreten ist. In diesen Preisbewegungen kommt der in allen Län­dern sich verstärkende Ausfuhrzwang zur Geltung. Dies zeigt sich besonders deutlich in der Mengenbewegung des Exports. Im Berichtsmonat September ist die Ausfuhr gegen über dem Vormonat mengenmäßig um 10 Broz. gestiegen, eine Entwicklung, die über den saisonmäßigen Umfang bei weitem hinausgeht. Infolge der eingetretenen Preisrückgänge beträgt die Wertsteigerung des Exports allerdings nur 4 Proz. Auf der Ein­fuhrseite der Handelsbilanzen ist mengenmäßig gleichfalls eine schwache Zunahme, wertmäßig dagegen( infolge der Preissenkungen) ein weiterer Rückgang von 454 auf 448 Millionen Mark festzustellen. Die Handelsbilanz im September schließt mit einem Ausfuhr­überschuß von 363 gegen 322 Millionen im August. Rechnet man die Reparationsjachlieferungen hinzu, so erhöht sich der Ausfuhr­überschuß auf 387 gegenüber 348 Millionen im Vormonat. In den abgelaufenen neun Monaten dieses Jahres steht einer Gesamt­

Sächsischer Autotrust.

Nimmt die Autoindustrie endlich Vernunft an? Seit Jahren befindet sich die deutsche Autoindustrie in einer verzweifelten Lage. Obwohl fast alle Werke in einem tech nisch hervorragenden Zustand sind, obwohl die deutschen Fabrikate so ziemlich in jeder Hinsicht der ausländischen Konkurrenz ge­wachsen sind, kommt die Industrie auf keinen grünen Zweig. Daran ist nicht in erster Linie die Absatzkrise, der Rückgang der Kaufkraft schuld, das ist in der Hauptsache eine Folge der Produktion in einer viel zu großen Anzahl von selbständigen Unternehmen. Diese sind alle auf Serienfabritation eingestellt, sie haben zusammen eine Produktionsfähigkeit, die die unter besten Verhält nissen mögliche Nachfrage weit übertrifft. Daran hat auch die jahrelange Krise bisher nichts geändert; die Tradition stand den Autoindustriellen höher als wirtschaftliche Bernunft; das Projekt des" deutschen Autotrusts ist längst begraben.

Jetzt kommt aus Sachsen die Nachricht, daß man dort wenigstens einen Schritt auf dem Wege der so dringend notwen­digen Konzentration der deutschen Autoindustrie tun will. Aber catch hier sind es nicht die Unternehmer, die führen, auch hier fommt man nur unter mehr oder minder sanftem Druck des Staates vorwärts.

Es handelt sich um die vier Firmen Horch , DKW , Audi und Wanderer. Die drei ersten merden von der Sächsischen Staatsbant, also vom sächsischen Staat tontrolliert; die

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einfuhr von 5271,3 millionen Mark ein Gesamterport von 7232,7 Millionen Mark gegenüber. Die deutsche Handelsbilanz hat also im laufenden Jahre bisher einen reinen Devisenüberschuß von fast zwei Milliarden Marf ergeben. Die gestern veröffent­lichten Maßnahmen der Reichsbank gegen die Saboteure der De­visenablieferung werden mit ihren scharfen Bestimmungen hoffentlich endlich dazu beitragen, wesentliche Teile dieses Devisenjegens in den Tresor der Reichsbank fließen zu lassen.

Es ist äußerst bezeichnend für die Stellungnahme der natio­nalen Opposition", daß der begrüßenswerte Entschlußz der Reichsbant, die Devisenablieferung durch scharfe Kreditsperre zu er­Reichsbank, die Devisenablieferung durch scharfe Kreditsperre zu er­zwingen, den heftigsten Protest deutsch nationaler Presse­organe hervorgerufen hat. Diese Wut bestimmter Rechtsblätter zeigt deutlich, welche& reise in Deutschland die neuen Druckmaß­nahmen der Reichsbank zu fürchten haben.

Die Entwicklung der deutschen Einfuhr läßt den fortschreitenden

Schrumpfungsprozeß in der verarbeitenden Industrie Deutschlands deutlich hervortreten. Bei der Rohstoffeinfuhr sind Textilien weiterhin um 11 Millionen gesunken. Eisenerze weisen einen Rückgang um 5 Millionen auf, während Mineralöle ihre Ein­fuhr um 7 Millionen verringert haben. Andererseits ist die Ein­fuhr von Lebensmitteln saisonmäßig gestiegen. Erfreulich ist, daß an der Ausfuhrsteigerung im wesentlichen Fertigfabritate, die den wichtigsten Aktivposten der deutschen Handelsbilanz darstellen, mit 30 Millionen Mark beteiligt sind. An erster Stelle stehen Eisen­waren für 13 Millionen und ferner Textilien mit 11 Millionen Mehrausfuhr gegenüber August.

zylinderwagen). Das Kapital wurde im Jahre 1929 von einer auf 10 Millionen Marf erhöht, wovon den größten Teil ebenfalls die Sächsische Staatsbant übernahm. DKW. befizt auch die Aktienmehrheit der Audi Werke A.-G., 3 widau, die Vier-, Sechs- und Achtzylinderwagen bauen. Das Kapital beträgt 2,6 Millionen Mark.

Die Wanderer- Werfe( Kapital 15,73 Millionen Mark) stehen nicht unter dem Einfluß der Sächsischen Staatsbank; sie produ­zieren Vier- und Sechszylinderwagen. Wenn sie sich dem Trust, der aus den Staatsbank- Unternehmen gebildet werden soll, anschließen, dann deshalb, weil ihre Autoproduktion trotz einiger Erfolge in der letzten Zeit doch mit Verlust arbeitet. Den Ausgleich brachten die Ueberschüsse aus dem Bau von Fahrrädern, Schreib- und Rechenmaschinen und aus der Fabrikation von Werkzeugmaschinen. Uebrigens fabrizieren auch DK W. neben Autos und Motorrädern noch Motoren und Kühlschränke.

Wie der neue Trust aussehen wird, ist noch nicht bekannt. Es ist aber anzunehmen, daß nur die Autofabrikation dieser vier Firmen vercinigt wird. Damit wäre wenigstens für einen Teil der deutschen Automobilindustrie- am deutschen Gesamt absatz waren diese Unternehmen mit zusammen 10% Prozent be­teiligt die notwendige Konzentration erreicht, die die Voraus setzung für eine wirtschaftliche" Rationalisierung bildet. Wann folgen die nächsten Schritte?

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Englands Schiffbau start gejunten. Der Schiffbau geht infolge der Weltwirtschaftskrise und der Uebersehung" aller Handelsflotten immer mehr zurück. Am stärksten betroffen ist England. Die Ende September im Bau befindliche Tonnage ist die kleinste seit 1887; es waren nur noch 0,42 Millionen Tonnen im Bau, das sind 62,5 Proz. weniger als Ende September 1930. Dagegen beläuft sich der Rückgang bei den sechs anderen führenden Ländern des Schiffbaus( Vereinigte Staaten , Frankreich , Italien , Schmeden, Deutschland mit 113 500 Tonnen, Holland ) nur auf insgesamt 17,5 Broz. England ist zur Zeit nur noch mit 43 Proz. am Schiff bau der Welt beteiligt, während es vor dein Kriege 73 Proz. der

Banderer- Werke, Schönau bei Chemnitz , sollen mit der Dresdner Bank in Geschäftsverbindung stehen. Die Horch Werte 2.-G., 3midau, produzieren große Personen- und Lurusautos: Acht­und Zwölfzylinderwagen. Das Unternehmen mußte vor einem Jahre das Kapital im Berhältnis 10: 1 Don 5 auf 0,5 Millionen Mark zusammenlegen. Die neuen Aftien im Betrage von 3 Mi!- lionen Mart übernahm die Sächsische Staatsbant. Die 3 scho= pauer Motorenwerke J. S. Rasmussen A.-G., 3schopau ( DK W) produzieren Motorräder und Kleinautos( 3wei- und Vier-| Welttonnage herstellte.

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Freitag, 16. Oftober 1931

Alarm in New York .

Die zweite Diskonterhöhung in einer Woche.

Die New- Yorker Notenbank hat ihren Diskontsak von 2% auf 3% Proz. heraufgesetzt, nachdem erst am Freitag bergangener Woche der Diskont von 1% auf 2% erhöht war. Innerhalb einer Woche hat also die New- Yorker Bundesreservebank ihren Wechseldiskontsak mehr als verdoppelt.

Der Beschluß der New- Yorker Notenbank, eine zweite scharfe Diskontverteuerung vorzunehmen, ist ein Alarmsignal. Die Bank ist zu dieser scharfen Abwehrmaßnahme infolge der anhaltend hohen Goldverluste gezwungen worden. Die erfte Diskonterhöhung vor einer Woche hat sich als wirkungslos erwiesen. Hauptsächlich ist die Wirkung wohl deswegen verpufft, weil die Bank von Frank­reich, die zu den größten Goldabziehern der Bundesreservebant gehört, unmittelbar nach der New- Yorker Diskonterhöhung mit einer Heraussetzung ihres Diskonts von 2 auf 2% Pro3. folgte. Ameri­tanische Finanzkreise haben hierin eine Torpedierung der ameri­tanischen Notenbankpolitik gesehen. Die Frage ist, was die Bank von Frankreich jetzt unternehmen wird.

Durch die Abrufe der ausländischen Notenbanken haben die Vereinigten Staaten im letzten Monat allein 2,4 milliarden Gold( in Mark umgerechnet) verloren. In der Zeit vom 1. Januar bis 15. September betrug der Goldzuwachs in den Bereinigten Staaten rund 1,6 Milliarden, womit er, in Goldmark ausgedrückt, einen Gesamtbestand von 21,2 Milliarden erreichte. Der Umfang der Ab­züge in den letzten Wochen wird dadurch gekennzeichnet, daß die USA . in fürzester Frist mehr als 10 Proz. ihres Gesamtbestandes an Gold wieder ins Ausland zurückfließen lassen mußten.

Lage des Baumarktes Ende August. Rüdgang der Bauanträge und Baubeginne auf ein Viertel Nach Feststellungen im 1. Oktober- Heft von Wirtschaft und Statistit" ist die Bautätigkeit im August weiter zurüd­gegangen.

In den ersten acht Monaten dieses Jahres sind nur 79 600 Wohnungen fertiggestellt worden; gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres, in der 106 600 Wohnungen fertiggestellt wurden, beträgt der Rückgang etwa 25 Prozent. Die Zahl der Bau­erlaubnisse blieb, in der Zeit von Januar bis August um 39 Proz. gegnüber dem Vorjahre, die Zahl der Baubeginne fogar um 49 Proz. zurück.

Daß die Lage des Wohnungs- Baumarktes sich immer fata= strophaler gestalten wird, das zeigen die August- Zahlen für die Bauanträge und die Baubeginne. Die Zahl der Bau­anträge war im August um nicht weniger als 75 Proz. ge= ringer als im August vorigen Jahres; die Zahl der Bau­beginne zeigt einen Rückgang um 74 Proz. Das ist die Folge der Bestimmungen der Reichsbürokratie über die Verwendung der auszins steuer; in der Rotverordnung vom Dezember vorigen Jahres begann man mit der Kürzung der Hauszinssteuermittel für den Baumarkt, um die Realsteuern senken zu können nach der letzten Notverordnung bleibt für den Baumarkt so gut wie nichts mehr übrig.

Auch der Bau von Nicht wohngebäuden( Verwaltungs­und Industriegebäude) hat start nachgelassen. Von Januar bis August wurden 3500 Gebäude mit 7,16 Millionen Kubikmeter Raum­inhalt hergestellt; dem Raumin halt nach ist ein Rückgang um 44 Proz. gegenüber dem Vorjahr festzustellen.

50 Jahre Statistisches Jahrbuch. Mit dem soeben herausgekommenen Jahrgang 1931 erscheint das Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich zum fünfzehnten Male( Verlag Reimar Hobbing, Berlin ). Dieses für jeden Wirtschaftler und Praktiker schlechthin un=

Wertarbeit!