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daß davon der größte Teil für Personallasten beansprucht wird. Daraus ergeben sich zwangsläufig Personaleinschränkungen. Es gibt für die Einsparungen nur die Wahl zwischen drei Wegen: 1. durch Mehrbelastung der Lehrpersonen durch Erhöhung der Pflichtstunden- b zahlen, 2. durch Einschränkung des Unterrichts, 3. durch Vergröße= des

Um die Chirurgische Klinik

ridis habe ich den weſentlichsten Gebrauch gemadt, von der Ber - Aufklärung über die Schließung der Universitätsklinik in der Ziegelstraße

größerung der Klassen so wenig wie möglich und von der Mehr­belastung der Lehrenden so schonend wie möglich. Auch die schärfste Stritit hat mir bei der grundsätzlichen Wertung der drei Wege recht

nicht gehört habe, würde ich selbstverständlich prüfen.

Geheimrat Sauerbruch bei seiner Berufung nach Berlin versprochen gegeben! Aber auch andere brauchbare Borschläge, die ich bis jetzt Resolution angenommen, in der sie gegen die Schließung zweiter ordentlicher Professor für Chirurgie nach Berlin berufen hätte, daß nach der Pensionierung von Geheimrat Bier kein neuer werden sollte. Die unrichtigkeit dieser Behauptung wurde von der Berliner medizinischen Fakultät einstimmig festgestellt!

Bei der Not des Lehrernachwuchses ist zu beachten, daß die Bersonaleinschränkungen sich zunächst auf die nicht festange­stellten Lehrkräfte auswirken.

Hier droht die Notverordnung tatsächlich eine verordnete Not zu werden. Ich verstehe die Enttäuschung, die die jungen Lehrer empfinden müffen und das gesamte Staatsministerium hat die Verärgerung, die Verbitterung. ja diz Verzweiflung dieser jungen Menschen in feinem Augenblick der Berhandlungen leicht genommen.

Aber wie groß muß die Not des Staates sein, wenn das Staats­minifterium trotzdem diesen Weg beschreiten muß! Das ist die Tragit, daß junge Menschen, in denen alles zur Aktivität drängt, fich mit der Jugend verbunden fühlen, vom Beruf abgeriegelt

werden.

Es geht dabei nicht nur um die jungen Lehrer, es geht um unsere Kinder. Gerade der junge Lehrer bringt von seiner natürlichen Altersstufe her die Jugend mit in die Schulstube.

So fehe ich die größte Gefahr der Notverordnung mit der Oeffentlichkeit darin, daß eine Generation von Lehrern aus­zufallen droht, die dem Lebensalter nach der Jugend am nächsten steht.

Deshalb habe ich mich gegen diese Zwangsläufigkeit gewehrt und nach Wegen gesucht, sie trotz allem der Schule zu erhalten.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.)

zu erwägen wäre die Erleichterung der frei= willigen Pensionierung, indem man auf den Nachweis der Dienstuntauglichkeit verzichtet. Es ist gelungen, wenn auch mit perminderten Bezügen und verminderter Arbeit, 1600 Jung lehrer in der Arbeit zu halten. Zu den Studienassessoren beziehen 1100 Anwärter weiter vier Fünftel ihrer Bezüge. Bei den hohen Ausgaben für die Anwärter ist es aber nicht möglich gewesen, für Nichtanwärter Unterstützungsmittel flüssig zu machen. Trozdem soll versucht werden, fie in der Schularbeit zu halten und ihnen vor Bermittlung von Mebenverdienst Erwerb zu schaffen.

Ich werde weiter bemüht sein, auf Mittel und Bege zu finnen, Raum für unsere Jugend zu schaffen, nicht nur um der Schule willen, nicht nur um des Lehrernachwuchses willen, sondern deshalb, weil das Schicksal Deutschlands davon abhängt, ob es gelingt, der deutschen Jugend froß der schweren wirtschaftlichen Verhältnisse wieder Hoffnung zu geben zur Erfüllung ihres Lebensfinnes! Das halte ich für meine vornehmste Amts- und Gewissenspflicht.( Leb­hafter Beifall links und in der Mitte.)

Sflarefs Lieferungen.

Dunkle Geschäfte mit dem Abbruchlager.

Auch in der heutigen Morgenfihung ging es äußerst lebhaft zu. Zur Berhandlung standen Stlarets Lieferungen an die BAG. Die Hauptakteure dieses Prozeßabschnittes fehlen: Mag Sflaret liegt im Sterben, Kieburg ist tot.

Eine gewisse Rolle spielt dabei das Abbruchlager. Ein Teil der zu liefernden Ware sollte auf das Lager geschafft und je nach Bedarf den Bezirten ausgebändigt werden.

Den Borschuß erhielt Stlarek für die gesamte Lieferung. Das erste Mal handelte es sich um Deden im Werte von 197 000 art. Die Antlage behauptet, daß die Ware wenigstens zum Teil gar nicht auf dem Abbruchlager war, sondern erst allmählich hergestellt worden sei. Die Angeklagten bestreiten das. Ein Teil der Decken soll tatsächlich in der Fabrit des Herstellers gelagert haben, weil die Räumlichkeiten des Abbruch Herstellers gelagert haben, weil die Räumlichkeiten des Abbruch Ingers zu flein gewesen seien. Die zweite Lieferung an Decken und Stoffen hatte den Wert von 200 000 Mart. Das Geld wurde auf das Konto der Textilwerke Gebrüder Sflaret überwiesen. Die Angeklagten bestreiten, daß das geschehen sei, weil ihre andere Firma zuviel Schulden gehabt habe. Die dritte Lieferung laut Auftrag vom 29. Mai 1925 im Werte von 299 000 Mart bezog sich auf Stoffe und Anzüge. Hierher gehört ein Schreiben der Firma Stlaret; es wurde darin gebeten, angesichts der großen Verluste, die die Firma durch die Inflation gehabt habe, ihr einen Teil ihres großen Lagers, das Waren im Werte von Millionen aufweise, abzunehmen. Am 5. Juni war der Auftrag mit geringen Streichungen perfeft, die angeforderte Borschußsumme sollte über wiesen werden. Aber schon am 29. Mai übersandte Kieburg ohne die später im Magistrat vorgenommenen Streichungen den Auf­trag zur Erfüllung an Stlaret. Obgleich die Lieferung für sofort gelten sollte, wurde fie in Wirklichkeit erst später geliefert.

Die Brüder Sflaret fönnen über die Vorgeschichte des Auf­trags nichts sagen. Willi erklärt, feine Sache sei nur gewesen zu fabrizieren. Daß sie den Auftrag erhalten haben, sei auch weiter nicht verwunderlich gewesen. Während der Inflation seien sie diz einzigen gewesen, die vertragsmäßig geliefert hätten, und so be­trachtete die Stadt es als ihre Pflicht, dafür zu sorgen, daß nun das Personal der Firma auch beschäftigt werde. Auch Leo Stlaret weiß von der Bestellung gar nichts. Das Verhältnis zum Bruder Mag sei damals bereits nicht nur ein gespanntes gewesen, sondern ein dirett feindliches. Mar Stlaret habe fie, die Brüder, geradezu wie Stiefelputzer behandelt. Es mag jetzt lächerlich scheinen, er, Leo Stfaret, habe sich vor Mag gefürchtet. Leo Stlaret: Mag hat alles gemacht, ohne uns zu fragen, höchstens beriet er sich mit der Wahrsagerin Frau Seidler. Wir hatten zum Beispiel 15 000 Mäntel von der Inflationszeit her, selbst für 6 Mart pro Stüd fonnten wir sie nicht los werden. Mag Stlaret tam eines Tages und sagte: Ich gehe nach Kiel . Dann hörte ich, wie er mit Frau Seidler telephonierte: Liebe, verehrte, gnädige Frau' Ich möchte Ihnen 10 000 Mark dafür geben."( Frau Seidler hatte ihm den Tip gegeben.) Ich sagte mir, wenn die Frau Seidler das fann, so fann sie mehr als der liebe Gott. Der angeflagte Buch= halter Lehmann bestätigt, daß die Brüder sich sogar ge= schlagen haben. Herrschte einigermaßen gute Stimmung zwischen ihnen, so besprachen sie die Angelegenheiten zusammen.

Das zugeftopfte Loch.

Bon ganz besonderem Interesse ist aber der Auftrag auf 26 000 Deden im Werte von 499 000 Marf vom Dezember 1925. Der Vorsitzende stellt fest, daß die Stadt 8000 Decken für 1926 auf Lager hatte, daß der Jahresbedarf an Deden bloß 6000 betrug und daß also nach dieser letzten Bestellung der Be= darf für fünf Jahre gebedt gewesen wäre. Leo Sflaret erklärt: Die Bestellung tam nur zustande, weil durch sie das Loch verstopft werden sollte, das bei der Kieburgschen Wirtschaft entstanden war.

Prof. Dr. Chajes, M. d. L., schickt uns folgende Erklärung: Am 14. d. M. hat die Berliner Medizinische Gesellschaft" eine der von Geheimrat Biergeleiteten I. chirurgischen Universitätstlinit, die das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zum 1. April 1932 verfügt hat, protestiert. Auch die medizinische Fakultät hat eine Entschlicßung im gleichen Sinne angenommen. So sehr man die Tatsache der Schließung einer altberühmten Lehrstätte, an der u. a. ein Langenbed und Bergmann gewirkt haben, bedauern muß,

so wird man in Anbetracht der ungeheuren Finanznot verstehen, daß der Staat heute nicht in der Lage ist, diese alte, völlig unzeitgemäße Klinik neu zu bauen.

als im Jahre 1927 Profeffor Sauerbruch aus München nach Berlin berufen wurde, erhielt er vom Finanzminister die schriftliche Zusicherung, daß die chirurgische Klinik in der Ziegel­straße neu gebaut werden und daß er die Leitung derselben nach dem Fortgang Biers erhalten würde. Gerade weil mit Zustimmung Sauerbruchs mit dem Bau gewartet wurde, bis die Amtszeit Ge heimrats Bier abgelaufen war Geheimrat Bier hat ja bereits im November 1929 die Altersgrenze von 68 Jahren erreicht haben sich eben durch die Verschlechterung der Finanzlage Preußens die Schwierigkeiten eingestellt, die den derzeitigen Neubau unmöglich machen.

Es ist zur Zeit für den Staat unmöglich, das Defizit der ver­alteten Klinik, das im letzten Jahre über 170 000 Mart betragen hat, nach dem Fortgang Biers noch länger zu tragen. Die Stadt Berlin mußte ja auch dazu übergehen, das Hindenburg­Krankenhaus, ebenso das in der Kirchstraße zu schlie Ben. Es wäre faum verständlich, daß diese notwendige Sparmaß­❘nahme in einer Zeit, in der die notwendigsten Fürsorgeeinrichtungen abgebaut werden müssen, die Deffentlichkeit so start erregt hätte, wenn nicht mit unfachlichen oder unzutreffenden Argumenten gearbeitet worden wäre. Zunächst wurde die Be­hauptung in die Presse lanciert, daß der Ministerialdirektor beim Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Boltsbildung Richter dem

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Es wurde dann weiter ins Feld geführt, daß nach dem Fort­gang von Professor Bier nur der Sauerbruchsche Lehre stuhl den Medizin- Studierenden zur Verfügung stände. Dabei wir geflissentlich verschwiegen, daß die Chirurgische Klinik des Krankenhauses Moabit unter Leitung von Prof. Borchardt seit Jahren ebenfalls als Universitätstlinit an­erkannt ist.

Es ist doch nicht angängig, daß in der heutigen Zeit der Staat neue Kliniken baut, lediglich um Traditionen aufrechtzuerhalten, wo muftergültige städtische Krankenhäuser zu Lehrzwecken eben­falls ausgenutzt werden können in gleicher Weise, wie es 3. B. in den Universitäten Frankfurt a. M., Köln und Düsseldorf al geschieht.

Es foll hier nicht die Frage angeschnitten werden, ob der Staat die Berpflichtung hat, seine Institute dem heute vorhandenen übergroßen studierenden anzupassen. Der Ausbildung des wirklichen Bedarfs und volkswirtschaftlich nicht berechtigtem 3ustrom der Medizin­an ärztlichem Nachwuchs genügen die beiden Berliner chirurgischen Lehrstühle jedenfalls. Sollte sich aber herausstellen, daß die not­wendige Ausbildungsmöglichkeit in der Chirurgie für die Studenten in Berlin nicht ausreicht, so wird auf dem angedeuteten Wege Abhilfe geschaffen werden können.

Solange aber noch in den anderen preußischen Universitäten überalterte Institute und Kliniken vorhanden find, die nicht durch gleichwertige ftädtische Anstalten ersetzt werden können, ist es unverantwortlich, lediglich aus Traditionsgründen unvoll­tommene Anstalten mit erheblichem Zuschußbedarf aufrecht­zuerhalten und anderen Stellen dadurch die viel nötigeren Mittel zu entziehen. Es ist notwendig, endlich einmal hierüber die Deffentlichkeit aufzuklären!

übermittelt; denn indische und Neger- Artisten sind in Europa meit mehr Alltagserscheinung als in Afrika . Und was den Ton anbelangt? Nun, man hört eine arabische Bambusflöte, die man in Berlin bequem als Schallplatte kaufen kann und vernimmt Gebetsrufe, die im Film freilich zu unrechter Zeit erklingen. Stimme ist ungeeignet. Ein paar töftliche Momente bringen Karl person- Für Ellen Richter ist das Tonfilmdebut bebentlich, thre Huizar Buffy als fliehender Mann und Senta Sön eland als verfolgende Ehefrau in den Film. Damit dieses prächtige Film­Ehepaar und Rosa Valetti als Film- Bordellwirtin zur Geltung tommen, braucht man die Handlung wirklich nicht nach Tunis zu verlegen.

Ein Konzertrückblick. Philharmonifer und Berliner Sinfonieorchester. Wilhelm Furtwängler pflegt man bei allem schuldigen Respekt vor seinem unerreichten Können oft den Vorwurf der ,, leberinterpretation" zu machen, der Uebersteigerung, der persön lichen Etstase, der zu subjektiven Ausdeutung auf Kosten der Werke. In seinem ersten Konzert in dieser Saison war von all dem nichts zu merken; gewiß, er baute, gestaltete, stufte die Steigerungen und wog die Tempi gegeneinander ab, wie mur er es vermag( und die Philharmoniker spielten, wie nur sie es fönnen), immer aber blieb er Diener am Wert und genialer Berwirklicher der Klang­visionen der Meister. Schuberts Unvollendete, diese gefährlich bekannte, oft verzerrte, in flache Sentimentalität umgebogene Sinfonie hier erflang sie in vorbildlicher Schlichtheit, sparsam in den Azenten und in einer bei aller Ausarbeitung der Einzel­heiten großartigen Einfachheit. Fast schöner noch waren die Haydn­Bariationen von Brahms , mit überraschenden Feinheiten, pridelnden Subtilitäten und doch durch große Bögen gebändigt und von un­erhörter stilistischer Geschlossenheit. Solistin des Abends war Erica morini , ein einst pielbestauntes Wunderkind; dem Schicksal so vieler Wunderkinder ist sie glücklich entgangen, und es ist gar fein 3meifel, daß fie, ganz abgesehen von ihrer blendenden Technif, viel zu sagen hat; sicherlich mehr, als sie bei dem wirkungsvollen, aber äußerlichen und epigonalen Geigenfonzert von Glazunoff zu zeigen vermochte. Den Schluß bildete die Betruschta- Suite von Stra­vermochte. minsky mit( enttäuschendem) Konzertschluß vom Komponisten. So fehr auch bei diesem Stück die Bühne fehlt, deren notwendige Er­gänzung es ist, so erstaunlich war die unleugbar große Wirkung dieser amüsanten Mufit voll pulsender Rhythmif, voll grellen Kolo rits und barbarischer Pracht auf ein begeistertes und hingeriffenes

Publikum.

An Stelle Helmut Thierfelders wurde Frieder Weiß mann zum Dirigenten des Berliner Sinfonieorchesters gewählt, an dem er( ein bekannter und geschätzter Schallplattendirigent übrigens) neben Ernst Kunwald wirken soll. Er absolvierte ein reichhaltiges Programm; leider hatte das sonst so verdiente Sinfonie­orchester feinen guten Tag, jede einzelne Gruppe, Streicher sowohl wie Holz und insbesondere das Blech ließen an Reinheit und Präs Bision vieles zu wünschen übrig. Auch Weißmann machte diesmal teinen hervorragend günstigen Eindruck. Debussys Nocturnes waren viel zu laut, zu grobschlächtig, zu wenig differenziert; Don Juan von Strauß dick, verquollen, in ewigem Expressivo, in ewigem Fortissimo die schlanke Grazie dieser Musik, die Struttur, die unter der Farbe schließlich nicht ganz verschwinden darf, das ging alles unter. Auch eine Uraufführung war zu verzeichnen: eine Suite für Streichorchester mit Bauten von Wladimir Bogel ( das Sinfonieorchester plant übrigens in dantenswerter Weise ge­meinnützige Uraufführungskonzerte, die ohne Gewinnablicht durch geführt werden sollen). Durch einen Film Jaekels war Bogel feiner­eit( 1920) zu dieser Musik angeregt worden; auch in der Ueber­arbeitung, in der Suitenform ist der Anlaß deutlich, das Ganze als absolute Musit nicht recht lebensfähig. Im Grunde impreffionistisch, ist es mit damals fortschrittlichen Elementen gemischt und stilistisch uneinheitlich, etwas dürftig im Inhalt und anspruchsvoll in der uneinheitlich, etwas dürftig im Inhalt und anspruchsvoll in der Form; nicht aber ohne Reiz, nicht ohne Originalität: ein Jugend­

werk eben, das verspricht, was andere hoffentlich halten werden. A. W.

,, Die Abenteuerin von Tunis ."

U. T. Kurfürstendamm.d Durch eine alberne Conférence führte Mar Ehrlich den Film sehr schlecht ein. Er hat freilich fein besseres Schicksal verdient. Weil zwei weiße Ausbeuter einen fleinen Privatkrieg führen, werden in Tunis Eingeborenenaufstände in Szene gefeßt und als Mattaroni deflarierte Maschinengewehre eingeschmuggelt. Der Neffe des einen Großindustriellen transportiert die Schmuggelware durch die Wüste, im Verein mit einer Tänzerin, die mal Freude an Spio nage hatte und darum von seinem Gegner erpreßt wird zum Schluß bleiben noch ein paar Eingeborene als Leichen auf dem Schlachtfeld und die Europäer formieren sich zu Liebespaaren.

Dieser Reisefilm ist außerordentlich leichtfertig gemacht. Man sieht eine sehr gute Gesamtaufnahme von Tunis , damit ist die ganze tunesische Herrlichkeit erschöpft. Vom Volksleben wird uns nichts

Diesen Reisefilm fonnte man schaffen, weil man das Geld dazu hatte, es ist jedoch besser, es drehen derartige Filme Menschen, die das können dazu haben.

Tönende Kulturgeschichte. e. b.

Zur Schaffung des Staatlichen Lautinftituts. Bor menigen Tagen ist Professor Wilhelm Doegen mieher in feinen alten wirtungsfreis zurüdgefehrt, um die Lautabteilung der Preußischen Staatsbibliothek ganz neu aufzubauen. Der Kern­punkt der Reorganisation ist die Loslösung von der Staatsbiblio­thet und die Bildung eines selbständigen Staatlichen Laut. instituts im Rahmen der Universität.

Als die Lautabteilung vor elf Jahren eingerichtet wurde, hatte man noch teine blasse Ahnung von Rundfunk und Tonfilm. Man begnügte fich mit der Schallplatte und hat im Laufe der Jahre ein umfangreiches Archiv angelegt. Man findet da die Stimmen bedeutender Zeitgenossen neben Volksweisen und Ar­beitsliedern aus der Heimat und der Fremde, die Trommelsprache der Dualaneger, den tibetanischen Tempelgefang und den Gebetsruf des Muezzin vom Minarett der Moschee. Auf anderen Platten sind Sprachen und Dialette festgehalten, was für die Forschung und das praktische Studium von Scuzen ist. Auch die Tier. sprache hat man durch Aufnahmen zu ergründen versucht. Für die physikalische Analyse der Lauterzeugung und des Schalles hat man das Pfeifen des Windes, das Schlagen der Uhr, das Abschießen des Gewehrs und das Geräusch des Donners auf die Platte gebannt.

Rundfunk und Tonfilm, die dem Leben inzwischen ein ganz neues Gepräge gegeben haben, fordern aber unbedingt eine Anpassung des Lautinstitutes an die neue Zeit. Auf diese Not­wendigkeit ist übrigens schon vor Jahresfrist hingewiesen worden, als der Gedanke des tönenden Museums" auftauchte. Aber auch die planmäßige Verwendung der Schallplatte im Schul­unterricht bringt dem Institut neue und große Aufgaben, die nur in einer engen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und In­dustrie gelöst werden können. Mit dem Ausbau des staatlichen Lautinstitutes wird wohl auch noch eine andere Anregung in Er­füllung gehen, die in letzter Zeit lebhaft erörtert worden ist, nämlich die Schaffung einer Zentralstelle zur Sammlung und Auswertung aller fulturhistorisch wertvollen Dokumente des Tonfilms.

Die fulturhistorische Bedeutung des Lautinstitutes dürfte beim Ableben Edisons, des Vaters der Sprechmaschine, besonders scharf in Erscheinung treten. Das Lautinstitut besigt nämlich eine Balze,

auf der Edison als junger Erfinder ein Zwiegespräch mit dem deutschen Physiter Helmholt festgehalten hat, als dieser ihn vor Jahrzehnten in Amerika besuchte! Werden die deutschen Rund­funt hörer wohl Edisons Stimme vernehmen? Das neue Laut­institut tönnte sich damit viele Sympathien erwerben und der attu­ellen Stunde des Rundfunks einen wertvollen Beitrag liefern! Dr. H. Unger

,, Kunst in dieser Zeit", zweiter Abend der Sonderabteilungen der Volks. bühne E. V. am Sonntag, 20 Uhr, im Bürgersaal des Rathauses, Eingang Königstraße. Thema: Kampf um Kitsch und Schule". Rob. Ad. Stemmle, Karl Heinz Martin und Junglehrer diskutieren. Unkostenbeitrag 40 Pf., Arbeitslose 20 Bf.

Im Kaiser- Friedrich- Museum hält Regierungsrat Dr. Berthold Daun ant Sonntag, dem 18. Oktober, 10 Uhr, einen Vortrag über die Gemälde der italienischen Frührenaissance.

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Amtliche Museumsführungen: Sonntag, 9 Uhr: Direktor Andrae über Die fultische Bedeutung Babylons " im Vorderasiatischen Museum. 10 Uhr: Prof. Voz über Malerei des 18. Jahrhunderts" im Kaiser- Friedrich­Museum; Dr. Doppelfeld über Troja und die frühen Kulturen des Mittel­meeres" im Museum für Vor- und Frühgeschichte( ehemals Völkerkunde­museum II).