Nr. 487 48. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
.Metallmärkte unter Krisendruck.
Ihre Rolle als Stimmungsbarometer.- Erfolglose Kartellpolitik.
Berhüttung der Erze jeht in großem Umfange in den überfeeischen Grubengebieten
Immer noch sind die Metallmärkte, die Märkte für Kupfer,| Krieg hat mit der Isolierung der einzelnen Volkswirtschaften Blei, zink und Zinn, in besonderem Maße Stimmungs- bewirkt, daß die barometer" der Wirtschaft. Die Preisentwicklung auf diesen Märkten Tiefert auch heute noch, auf lange Sicht gesehen, ein getreues Ab= bild der Konjunkturlage, obwohl im abgelaufenen Jahr zehnt die Produzenten immer wieder versucht haben, die Märkte und die Preise durch kartellpolitische Maßnahmen ,, in die Hand zu bekommen". Und es ist auffallend, wie jeder kleinere oder zum Ausdruc fommt.
erfolgt. Die europäische Metallerzeugung hat dadurch einen Rückschlag erlitten, der nicht wieder eingeholt werden kann. So erfolgt jetzt die Verhüttung der Kupfererze ausschließgrößere Vorgang im Wirtschaftsleben sofort in den Metallpreisen ich an den Standorten der Kupfererzgruben. An der Förderung der Erze wie an der Produktion von Kupfer hat Amerika einen Anteil von mehr als 70 Proz. Europas Anteil an der Weltfupferproduktion ist seit der Vorfriegszeit von 19 auf 12 Pro3. ge: funken, während der Anteil Afrikas ( Kongogebiet) von 1 auf 10 Proz. gestiegen ist. Der Kupferbedarf Europas muß zu 80 Broz eingeführt werden.
Als Hoover seine berühmte reparationspolitische Aktion in Gang sehte, da waren es zuerst( und allein!) die Metallmärkte, die die Hoffnung auf Erleichterung der wirtschaftlichen Situation sofort in einer regelrechten Hausse, in ansehnlichen Preissteigerungen ausdrückten. Die Aufgabe des Goldstandards in England und die Entwertung des Pfundes führte sofort zu Preissteigerung von Bleierzen gegenüber der Vorkriegszeit fast verdoppelt rungen für diese Metalle. Es setzte eine Flucht aus dem Pfunde ein, die sich in erhöhten Metallankäufen auswirkte aber bezeichnend genug, obwohl die in( entwerteten) englischen Brunden notierten Preise dauernd stiegen, blieben sie lange Zeit unter den Goldpreisen, wie sie vor Aufgabe des Goldstandards festgestellt wurden. Erst in den letzten Tagen, seitdem der Wert des englischen Pfundes auf etwa 80 Proz. seines Goldwertes einigermaßen stabil geblieben ist, sind die Metallpreise in London so weit gestiegen, daß die früheren„ Goldpreise" wieder erreicht und sogar teilweise etwas überschritten wurden. Und Anfang dieser Woche haben wir ja etwas Aehnliches an den deutschen Metallbörsen
erlebt. Nach dem vielfachen Inflationsgeschwätz der letzten Wochen, besonders nach der berüchtigten Harzburger Rede des Herrn Schacht segen plötzliche starke Käufe auf dem Berliner und Hamburger Metallmarkt ein. Als Käufer traten nicht allein die für gewöhnlich an diesen Börsen vertretenen Händler und Fabrikanten, sondern auch Leute aus dem Publikum" auf, die zweifellos nach der Harzburger Tagung an die Möglichkeit einer Inflation glaubten und sofort eine fleine Flucht in die Sachwerte inszenierten. Da die Umsätze seit Monaten sehr flein sind, so daß sich jede unerwartete Nachfrage ziemlich start auswirft, fonnte es geschehen, daß die deutschen Metallpreise zwei Tage lang über den englischen Preisen lagen. Inzwischen hat man sich mieder beruhigt.
Im allgemeinen wird die
Aehnlich verhält es sich bei Blei. Amerika hat seine Förde: und damit seinen Anteil an der Weltproduktion von Blei außer ordentlich erhöht. Europa , das in der Vorkriegszeit in starkem Umfange eingeführte Erze verhüttete, war im Durchschnitt der Jahre 1909 bis 1913 mit 46 Proz. an der Weltproduktion von Blei beteiligt; im Jahre 1930 machte sein Anteil etwa halb so piel, nämlich 24 Bro3. aus. Weil die Bleierze jetzt überwiegend in Uebersee verhüttet werden, muß Europa jezt die Hälfte seines Bedarfs an Blei( 1913 nur 20 Pro3.) einführen. feeischen Hüttenindustrie festzustellen; doch werden immer noch Bei Zink ist ebenfalls eine starke Ausdehnung der über in Europa neben den eigenen Erzen soviel eingeführte Erze verhüttet, daß der europäische Bedarf an Zink durch die europäische Produktion gedeckt wird. Aber der Anteil Europas an der Weltproduktion ist doch von 69 auf 51 Broz. zurüdgegangen. Etwas anders liegen die Dinge bei 3inn. 3innerze finden sich fast ausschließlich in Asien ( Malaienstaaten, Siam , Niederländisch Indien) und in Bolivien . Soweit die Verhüttung dieser Erze nicht in Asien erfolgt, wird sie in Europa ( England) vorgenommen. Der europäische Anteil an der Weltproduktion von Zinn ist von 25 auf 32 Proz. gestiegen.
Sonnabend. 17. Oftober 1931
50 Proz größer als in der Vorkriegszeit war. Der Ausdehnung der überseeischen Industrie entsprach nicht eine entsprechende Schrumpfung des Produktionsapparates in Europa ; fo weit diese Ausdehnung in der Nachkriegszeit erfolgte, fiel sie mit einer Zeit guter Ronjunttur zusammen.
Diese Zeit der guten Konjunktur gehörig auszunuzen, schlossen sich die
Produzenten zu Kartellen zusammen. Das internationale Kupferfartell brachte es fertig, den Kupferpreis von 14,4 Dol. Iarcents je englisches Pfund auf 24,4 Cents hin aufzutreiben; heute werden 7 Cents gezahlt. Die
dehnung der Produktion, was nach) Ausbruch der Krise um so hohen Preise waren natürlich ein ständiger Anreiz zur Ausschärfer sich auswirken mußte. Die Borräte an Kupfer stiegen tember 1931; die Vorräte an Zink von 13 000 Tonnen im Jahre Don 41 000 Tonnen im Jahre 1928 auf 430 000 Tonnen im Sep1926 auf 147 000 Tonnen im Juni 1931; die Vorräte an 3 inn von 14 000( März 1927) auf 53 000 Tonnen( Juni 1931).
Diese Vorräte drücken um so mehr auf den Preis, als die Kartellmitglieder sich nicht an die Einschränkungsvorschriften halten; denn jede Einschränkung bedeutet Berteuerung der Produktion, und viele Produzenten fönnen auch bei den heutigen niedrigen Preisen noch rentabel arbeiten. Die Kupferproduzenten halten noch in diesem Monat ein Konferenz in New York ab; es soll eine weitere Einschränkung der Produktion um 25 Broz. beschlossen werden. Das 3inkkartell hat im August sogar eine 45 prozentige Verminderung der Produktion beschlossen. Das 3innfartell will 20 000 Tonnen der Vorräte aufkaufen, un den Preis zu stüßen. An die Einschränkungsbeschlüsse haben sich die Malaienstaaten bisher nicht gehalten. Auch das Bleifartell fonnte bisher nicht Produktion und Berbrauch in Einflang bringen, geschweige denn eine Vorratsminderung herbeiführen.
Die Wirtschaftstrije hat die Metallmärkte nahezu still gelegt; die Umsätze sind ganz gering, die Preise finfen immer los erweitert haben, bemühen sich vergebens, die Produktion dem weiter. Und die Produzenten, die nun einmal ihre Anlagen sinn= Verbrauch anzupassen. Mit Kartellmaßnahmen, die stets zu machen. Ehe nicht die Krise eine völlige Stillegung der überdas Weiterbestehen aller Mitglieder garantieren sollen, ist nichts flüssigen Anlagen erzwungen hat, ehe nicht andererseits der VerDie große Umstellung in der Metallproduktion hat dazu gebrauch infolge einer Besserung der Konjunktur steigt, ist auch in der führt, daß die Gesamtproduktion im Krisenjahr 1930 noch um etwa Metallproduktion mit einer Besserung nicht zu rechnen.
Die Schweizer Handelspolitik. Bor den deutsch - schweizerischen Wirtschaftsverhandlungen. Am Montag beginnen in Bern die Wirtschaftsverhandlungen zwischen der Schweiz und Deutschland über eine Revision des im Jahre 1926 abgeschlossenen Handelsvertrages.
etwas einseitig. Im Interesse des gutnachbarlichen Verhält nisses und der traditionellen Wirtschaftsbeziehungen ist aber zu hoffen, daß die Berhandlungen zwischen Deutschland und der Schweiz delsvertrages durch die Schweiz nicht vorgenommen wird. nicht im Sande verlaufen und eine Kündigung des Han
adni
Lage auf den internationalen Metallmärkten dadurch gekennzeichnet, daß immer noch die Produktion die Nachfrage übersteigt, so daß die Vorräte meiter ansteigen und einen immer stärkeren Drud auf die Preise ausüben. Die internationalen Produzententartelle haben längst einsehen Die Ursachen dieser Verhandlungen gehen auf die nach und nach an müssen, daß sie sich durch ein Preisdiktat den Auswirkungen der stärker werdenden Kriseneinflüsse in der Schweiz zurüd. jugoslawischen Handelsministeriums und den zuständigen Reichs. In den letzten Tagen haben in Berlin zwischen Vertretern des Weltwirtschaftskrise nicht entziehen können; sie haben es aber nicht Die Verschärfung der Wirtschaftslage hat zu einem Herumugoslawischen cinmal fertig gebracht, ihre Mitglieder zur Einhaltung der Bewerfen des handelspolitischen Steuers geführt. Die stellen Besprechungen zur Vorbereitung von Verhandlungen über schlüsse auf Einschränkung der Produktion zu bringen. Schweiz fordert eine schärfere Begrenzung der ausländieine Zusatzvereinbarung zum deutsch - jugoslawischen Handelsvertrag lleberblickt man die Produktions- und Preisentwicklung dieser schen Einfuhr durch Kontingentierung und versucht, die in dem vom 6. Oktober 1927 stattgefunden. Bei den Besprechungen wurde Metalle im letzten Jahrzehnt, so muß man eine starte lle ber- Handelsvertrag mit Deutschland bestehenden Bindungen zu revidieren. das Programm für die in Aussicht genommenen Verhandlungen cinstimmung mit der Entwicklung der weltwirtschaftlichen Kon erörtert und die beiderseitigen Wünsche soweit geflärt, daß die Verjunkturlage feststellen. Die große Krise des Jahres 1921 handlungen in einigen Wochen beginnen können. prägt sich bei allen vier Metallen in einem Liefstand der Produktion wie der Preise aus. Die Produktion weist dann bis zum
Jahre 1929 einen dauernden Anstieg auf, um danach scharf ab
zufinden. Nicht ganz so gleichmäßig war die Preisentwid lung: Blei und Zink meisen bereits im Jahre 1925, 3inn im Jahre 1926 den höchsten Preisstand auf, während der Kupfer preis, nicht zuletzt durch die Maßnahmen des Kupfererport fartells in die Höhe getrieben, erst im Hochkonjunkturjahr 1929 den höchsten Stand erreicht. Bei allen Metallen ist seit 1929 ein Preissturz zu verzeichnen; am schärfsten aber war er bei Kupfer. Die jetzigen Preise für Kupfer und Zink sind die niedrigsten seit dem Jahre 1800,
wie die Metallgesellschaft A.-G., Frankfurt , in ihren statistischen Zusammenstellungen festgestellt hat.
Kaum ein anderes Gebiet der Weltwirtschaft hat gegenüber der Bortriegszeit so gewaltige Strutturmandlungen, eine. fo starke Aenderung des Anteils der einzelnen Produktionsländer an der Gesamtproduktion aufzuweisen wie die Metallwirtschaft. Der
Die Schweiz versucht, die Berechtigung ihres Vorgehens durch den Hinweis auf die Entwicklung der Handelsbilanz mit Deutschland zu erbringen. In den letzten Jahren hat Deutschland im Handelsverkehr mit der Schmeiz in der Tat eine ständig fuhrüberschuß Deutschlands war von 1927 bis 1930 von 156,6 bis auf 372,1 Millionen Marf gestiegen. Allerdings hat sich im ersten Halbjahr 1931 die Situation etwas mehr zugunsten der Schweiz verschoben.
wachsende Attivität zu verzeichnen gehabt, denn der Aus. Das Ergebnis der Reichsbahnanleihe.
Nun ergibt allerdings die Gegenüberstellung der gegenseitigen Ein- und Ausfuhr fein richtiges Bild von dem, mas Deutschland und die Schweiz gegenseitig im wirtschaftlichen Verkehr vonein ander haben. Man sollte in der Schweiz nicht vergessen, wieviel hundert Millionen jährlich der deutsche Fremdenver fehr in der Schweiz ausgibt. Wenn hierüber sichere Angaben vorlägen, so würde die deutsch - schweizerische Zahlungsbilanz zweifellos einen Aktivüberschuß zugunsten der Schweiz ergeben.
Die wirtschaftlichen Ueberlegungen, die von den zuständigen Schweizer Regierungsstellen über die Entwicklung des Handelsver fehrs mit Deutschland angestellt worden sind, erscheinen demnach
Bisher 173,6 Millionen gezeichnet.
Das bis Freitag nachmittag festgestellte 3sichungsergebnis auf die neue Reichsbahnanleihe beträgt rund 173,6 Millionen Mark. Es handelt sich dabei nur um Zeichnungen, die bis zum Ab. lauf der Steueramnestie am 15. Oftober getätigt wurden. Die allgemeine Zeichnungsfrist läuft dagegen erst am 31. Dezember dieses Jahres ab.
Das Ergebnis der Zeichnungen auf die Reichsbahnanleihe bis zum Ablauf der Steueramnestie hat die Erwartungen über troffen. Besonders am letzten Tage find zahlreiche Zeichnungen auf hohe Beträge erfolgt und zwar überwiegend über Notare, so daß es sich hier ganz offensichtlich um Steuerfluchtgelder handelt. Troß des niedrig erscheinenden Zinsfußes von 4% Prozent ist die tatsächliche Verzinsung der Reichsbahnanleihe infolge des gänzlichen Wegfalles jeglicher Steuerart sehr hoch. Sie erreicht bei
6 Stück nur 20
TETA
«
EA
Die gute
und milde
TETA
20