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20. Oktober

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= Der Abend=

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B 246 48. Jahrgang

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Bürgerkrieg in Braunschweig

Die Wahrheit über das Hakenkreuzverbrechen/ Mordsturm 33 wütet in Braunschweig / Reichsbanner zur Abwehr entschlossen

Der Bundesvorstand des Reichsbanners Schwarz­Rot- Gold teilt uns mit:

Am 17. und 18. Oftober 1931 fand in Braunschweig ein Treffen der Hitlerschen SA. und SS. statt, worüber die Rechtspresse be= geistert berichtet. Geflissentlich wird verschwiegen, daß es dabei zu wüsten Ausschreitungen und zu regelrechten Straßenlämpfen ge­tommen ist.

Um der Wahrheit willen und um die wirklichen Absichten der

Das dritte Todesopfer.

Ein Arbeiter erstochen.- Neue schwere Unruhen in Wolfenbüttel .

Braunschweig , 20. Oftober.( Eigenbericht.) In Wolfenbüttel wurde ein Arbeiter von Nazis durch Stiche in den Kopf getötet, das ist das dritte Todesopfer aus den Reihen der braunschwei­gischen Arbeiter aus Anlaß des Sakenkreuzaufmarsches. In Wolfenbüttel kam es infolge der neuesten Nazi­bluttat am heutigen Tage zu schweren Zusammen= stö cn.

Hitlerschen Bürgerkriegshorden festzustellen, ist es notwendig, auf folgendes hinzuweisen:

republikanischen verfallen im Lande

Das Unglück von Mont Cenis

Drei weitere Todesopfer

Herne , 20. Oftober.

Das Grubenunglüd auf der Zeche Mont Cenis hat drei weitere Todesopfer gefordert. In der Nacht zum Dienstag sfarben von den insgesamt 22 Verletzten drei Bergknappen. Der Betrieb auf der Zeche wird bis auf das Unglücksrevier vollkommen durch­geführt.

Ueber die Ursachen

werden erst am Dienstag genauere Meldungen vorliegen. Das von der Explosion betroffene Flöz war bereits feit längerer Zeit in Kreisen der Bergarbeiter als fchlagmetterhaltig bekannt. Daß die Explosion feinen so großen Umfang angenommen hat, wie diejenige vom 20. Juni 1921, bei der 83 Bergleute getötet und 72 verlegt wurden, ist auf die Gesteinstaubsperrer zurückzuführen, die sich diesmal sehr gut bewährt haben.

Von den ins Krankenhaus eingelieferten Berlegten fonnten bis zum Abend sechs nach Hauie entiassen werden. Den übrigen noch im Krankenhaus Liegenden geht es den Umständen nach gut. Bici besprochen wird das tragische Geschick des tödlich ver

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unglüdten Steigers Otto Schneider. Der Berunglückte hatte erst am letzten Sonnabend nach mehrjähriger Vorbereitung an der Bergschule in Bochum die Betriebsführerprüfung bestanden.

Straßenbahn gegen Lastauto.

Unglück in der Prenzlauer Allee.

An der Ecke der Prenzlauer Allee und Wichert­fraße ereignete jich heute früh ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einer Straßenbahn der Linie 72 und einem Lastauto.

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Das Auto, das die Kreuzung zum Teil bereits passiert hatte, wurde von der Straßenbahn mit großer Wucht seitlich ge­rammt. Der Vorderperron der Straßenbahn wurde zer­trümmert. Der Führer, ein 31 Jahre alter Mag Lehmann aus der Cemgorffraße 4 in Weißensee, erlitt schwere Verletzungen; Leh­mann fand im Krankenhaus am Friedrichshain Aufnahme. Der Straßenbahnwagen mußte aus dem Verkehr gezogen werden. Durch den Unglücksfall entstand eine längere empfindliche Berkehrsstörung.

Braunschweig seit langem behördlichem Berbot. Es iſt bezeichnend, Polizei darf sich nicht wehren mener Rüdjahrt durch Mäntel und hochezis ihre eigen

Terrorafte der Hafenfreuzler auf den Dörfern.

Braunschweig , 20. Oftober.( Eigenbericht.)

Die Berhandlung ergab, daß die mutigen Uniform während hochgeschlagene Kragen unsichtbar gemacht hatten. Der Vorsitzende betonte deshalb, das Verbot des Uniformtragens besage lediglich, daß die Uniform nicht öffentlich getragen werden dürfe. Die Nazis hätten die Uniform auf der Rückfahrt unsichtbar getragen, so daß sie für lnbeteiligte von der Straße aus in den Autobussen nicht erkennbar gewesen wären.

In Braunschweig entwidelten sich am Montag abend wieder an mehreren Stellen der Stadt Schlägereien zwischen Kommunisten und Nationalfozialisten. Ein Lieferwagen, deffen Chauffeur als Natio­nalsozialist erkannt wurde, wurde angehalten. Dem Chauffeur wurden mehrere Kopfverlegungen zugefügt. Polizei brachte ihn in Herr Klagges hett Berliner Schüler auf

Sicherheit.

daß beispielsweise auch volksparteiliche Blätter bereits darauf hin­gewiesen haben, daß die einseitige Bevorzugung der Nationalsozialisten, denen jede Versammlung und jede Demonstration erlaubt wird, untragbar wäre. Die Stimmung in den Kreisen der braunschweigischen Republikaner , die an der Aus­übung ihrer verfassungsmäßigen Rechte behindert werden, denen man nicht gestattet, für den gesetzmäßig festgestellten republikanischen Volksstaat auch nach außen hin zu demonstrieren, ist infolge der böswilligen Haltung der braunschweigischen Rechtsregierung und ins­besondere des Naziministers Klagges außerordentlich erregt. Als mun der in Preußen und im Freistaat Sachsen verbotene Mitteldeutsche Ein Schußpolizeibeamter, der sich am Sonntag gegen eine Tag" der Nazis für Braunschweig erlaubt wurde, ist die Bundes vielfache Uebermacht von Nationalsozialisten leitung des Reichsbanners am 8. Oktober an das Reichswehren mußte, machte in der Notwehr von seinem Säbel ministerium des Innern herangetreten mit der Bitte, Gebrauch. Auf eine Beschwerde der Nationalfozia für eine gerechte Behandlung der verfassungstreuen Staatsbürger listen wurde der Mann, ohne daß er gehört worden wäre, aus im Freistaat Braunschweig einzutreten und zu erwirfen, daß das dem Straßendienst zurüdgezogen. In der Umgebung Nazitreffen verboten werde, weil seine Veranstaltung böse Gefahren Braunschweigs find in vielen Dörfern Terrorakte durch mit sich bringen würde. Im gleichen Sinne ist die Gauleitung des braunschweigischen Reichsbanners beim Reichsministerium vorstellig Nationalsozialisten, die dort einquartiert waren, vorgekommen. geworden. Ohne Erfolg. Die Tagung wurde in Anwesenheit Hitlers abgehalten.

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Wie sehr die Besorgnisse der Reichsbannerführung berechtigt waren, geht aus den Vorkommnissen hervor, die sich am Sonnabend und Sonntag in Braunschweig abgespielt haben. Auf Grund ein­gehender, wahrheitsgetreuer Informationen stellen wir fest,

Der

daß die Nationalsozialisten zwei Arbeiter namens Fischer und Engelke ermordet haben. Der Mörder des Arbeiters Fischer wurde festgestellt als der SA.­Mann Heymann aus Plauen , der flüchtig ist. gleichfalls erstochene Arbeiter Engelfe hinterläßt fünf Kinder. Die Gesamtzahl der Schwerverletzten beträgt 62, die Zahl der Leichtverletzten läßt sich nicht feststellen, weil diese sich nicht in Krankenhausbehand. Iung begeben haben.

Der Reichsbannermann Wilhelm Kohlmeier tam om Sonnabend mit dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause. Die Reichsbannerfofarde an der Mütze fennzeichnete ihn als Republi­faner. Er wurde von 60 azis überfallen, mit Stahlruten, Schulterriemen und durch Fußtritte mißhandelt, sein Rad demoliert, feine Mühe gestohlen. Der Arzt stellte vier Kopfwunden und ( Fortfegung auf der 2. Seite.)

Milde für die Bürgerkriegsbanden.

Hannover , 20. Oftober.( Eigenbericht.) Die Mehrzahl der am Sonntag bzw. in der Nacht zum Montag von Braunschweig zurückkehrenden und von der hannoverschen Bolizei wegen Verstoßes gegen die Notverordnung verhafteten 150 Nazis wurde freigesprochen, nur wenige erhielten Geld= strafen von 10 Mart.

In Braunschweig ist noch nicht Unruhe genug! In den Berliner höheren Schulen wird von nationalsozialisti­selbst von zehnjährigen ein Flugblatt des schen Schülern Schülerversammlung auffordert, in der neben Herrn Goebbels ,, Nationalsozialistischen Schülerbundes" verbreitet, das zu einer

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der braunschweigische Minister für Unruhen lagges sprechen soll. Der braunschweigische Innenminister unternimmt es also, die Schuljugend in Preußen gegen die preußische Regierung aufzuheben. Dies Unternehmen ist zum min­desten eine grobe Ungehörigkeit und Taktlosigkeit des braunschwei­gischen Innenministers.

Schüffe in der Nacht. Schlimmer Ausgang einer Kneipfahrt.

Einen verhängnisvollen Ausgang nahm in der vergangenen Nacht die Bierreise zweier junger Leute in Buchholz . Der 27jährige Richard Mildner und der 24 Jahre alte aller=

Oeffentl. Frauenkundgebung or Thornier trieben in Buchholz in der Trunkenheit

heute Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr( Saalöffnung um 19 Uhr), in der Neuen Welt", Hasenheide Es sprechen zu dem Thema:

SP

lei Unfug und feuerten aus einem Trommelrevolver mehrere Schüsse in die Luft ab. Eine Polizeistreife vermutete beschossen zu sein und nahm die Verfolgung der beiden jungen Leute, die in das Haus Schönhauser Straße 105 in Buchholz hineinliefen, auf.

Die Beamten waren aber dicht hinter ihnen her, und als beide

,, Frauen im Kampf gegen die Not" auf bie mehrfachen Haltrufe nicht stehen blieben, gaben die Be­

Franz Künstler, M.d.R. Toni Pfälf, M.d.R.

Tony Sender , M.d.R. Mathilde Wurm , M.d.R. Rezitationen: Martha John, Friedel Hall.- Musik: Freie Musik- Vereinigung des Arbeiter- Turn- und Sporibundes und das Musikkorps des Reichsbanners Neukölln. Fehneneinmarsch der Arbeitersportlerinnen.

amten mehrere Schüsse ab. Mildner und Thornier wurden von den Kugeln getroffen und lebensgefährlich verletzt. Durch das Rettungs­amt wurden die Schwerverlegten in das Krankenhaus gebracht. Bei Mildner wurde ein Bauchschuß und bei seinem Freunde ein Brustschuß festgestellt. In den Taschen Thorniers wurde ein Trommelrepolder mit fechs Iceren Hülsen gefunden.

Genossinnen! Sorgt für Massenbesuch. Cine genaue Untersuchung ist eingeleitet worden.