Einzelbild herunterladen
 

Beilage

Mittwoch, 21. Oktober 1931

Hermann Wendel :

tomind asus toge Der Abend

Spalausgabe des Vorward

Klosterbruder, Hofprediger, Professor

Eulogius Schneider Schreckensmann/ Zu seinem 195. Geburtstag

Was nüht es, wenn ich Türkenblut, Champagnerwein und| daran, mit seinen gegen Frankreich im Felde stehenden Landsleuten| 60 bis 70 Opfer dem Fallbeil überantwortet wurden, tamen in Austern schlürfte, und doch dabei nicht schreiben dürfte? Die zu liebäugeln; im Gegenteil rief er den biedern Deutschen " zu:

Freiheit ist mein höchstes Gut

Eulogius Schneider .

Ha! Es gilt auch eure Rechte, Ha! Es gilt der Menschheit Glüd. Unterliegt der Franke im Gefechte, Oh, so beugt die Knie, werdet Knechte, Völker, fehrt zum Joch zurück!

Am Sonntag, dem 10. Juli 1791, drängen sich Gläubige und Neugierige zu Hauf im Schiff des altehrwürdigen Münsters zu Straßburg . Heute hält der neue bischöfliche Vikar feine Antrittspredigt. Daß er von drüben stammt, ein ,, Schwob" ist, wissen alle, aber auch sonst schwirren allerhand Gerüchte über ihn Doch weil es dem auf. Stimmt es, daß er die Franziskanertutte abgeworfen, daß er es auch mit dem Herzog von Württemberg verschüttet, daß er unter dem Kurfürsten von Köln ebenso wenig Seide gesponnen hat? Auf jeden Fall liegt von ihm ein Band Gedichte" vor, 1790 in Frankfurt erschienen, der seinen Namen Eulogius Schneider in aller Munde gebracht hat. Ah- und da steht er schon auf der Kanzel und hebt die Hände, ein mittelgroßer, gedrungener, wohlbeleibter Mann mit angenehmen Gesichtszügen und lebhaften dunklen Augen unter nicht sehr hoher Stirn, in die dichtes, schwarzes, schon mit Grau gemischtes Haar hineinwächst. Und da er mit eindringlicher Stimme zu reden beginnt, niden die Zuhörer befriedigt; es ist in einem tieferen Sinne die frohe Botschaft des Tages, worüber er predigt: Die Uebereinstimmung des Evangeliums mit der neuen Staatsverfassung der Franken".

Ein nicht gewöhnlicher, aber im Grunde gerader Weg hat Schneider von dem fränkischen Maindorf Wipfeld, wo seine Geburt am 20. Oftober 1756 ein blutarmes Winzerehepaar erfreute, auf die Straßburger Münstertanzel geführt. Schon in seiner Jugend, da der blendend Begabte sich

bei den Jesuiten in Würzburg

die geistliche Bildung seiner Zeit aneignete, hatten zwei Mächte in ihm revoltiert, das heiße Blut, das sich gegen die aufgezwungene Enthaltsamkeit wehrte und der Erkenntnisdrang, der das schönste Dogma nicht unbesehen hinnahm. Wenn auch damals weder die Libertinage", der unbekümmerte Lebensgenuß, noch die Auf­die Libertinage", der unbekümmerte Lebensgenuß, noch die Auf­flärung, die Prüfung alles Ueberkommenen durch den Verstand, an den Klosterpforten Halt machte, so trieb der Bruder Eulogius , der 1777 bei den Franziskanern in Bamberg untergeschlüpft war, es mit beiden doch etwas toll, so daß er froh war, nach seiner wie eine Bombe einschlagenden Augsburger Toleranzpredigt von 1785 in Stutt gart als Hofprediger des Herzogs Karl Eugen Amt und Brot zu finden. Weil er aufgeflärt war im Sinn feiner eigenen Verse: Ein Theolog, der Duldung lehrt Und dürre Dogmen so behandelt, Daß er sie in Moral verwandelt,

redete er dem württembergischen Menschenschinder, der auf seine alten Tage den Freigeist spielte, derb und deutlich ins Gewissen und verkündete, ganz auf dem Boden von Rousseaus Gleich­heitstheorie und Gesellschaftsvertrag stehend, in seinen Predigten politische und soziale Grundsäge, die bald die französische Revolution als kleine Münze unters Bolt werfen sollte: Die bürgerliche Gesellschaft besigt die Grundgemalt, und der Fürst ist nur der erste Beamte des Staates und der Geschäftsträger seines Boltes",

und:

Die Armen im Staate

find entweder fähig, sich ihren Unterhalt durch eigene Arbeit zu verschaffen oder nicht. Sind sie fähig, so müssen sie beschäftigt werden. Sind fie unfähig, so müssen sie genährt und mit den nötigen Be­dürfnissen des Lebens versehen werden." Damit war seines Bleibens in Stuttgart nicht, und auch als er 1789 zum Professor der schönen Wissenschaften an der doch als Bollwerk der Aufklärung gedachten Hochschule zu Bonn ernannt war, weďte er zwar die Begeisterung der Studentenschaft, erregte aber mit seinem Ratechetisch en Unterricht, einem dogmenfreien Lehrbuch des praktischen Christentums, und mehr noch mit seiner Schwärmerei für die Staatsumwälzung in Frankreich Anstoß; der den Bastillensturm in entzückten Strophen feierte, war in allem ein Vorläufer der Mainzer Klubisten und rheinischen Republikaner von 1792.

"

Nur als Abschluß einer logischen Entwicklung erschien es denn, daß Schneider nach Straßburg ging, auf dessen Rheinbrücke eine Trifolore mit der Inschrift wehte: Hier beginnt das Land der Freiheit. Obwohl fast alle seine Predigten der Befestigung unserer meisen Staatsverfassung" galten, wurde das Münster bald seinem politischen Eifer zu eng. Immer häufiger wühlte er die Menge von der Tribüne der Gesellschaft der Verfassungsfreunde" auf und schlug in seinem Blatt ,, Argos" eine gute Klinge für die neue Zeit. Wie er sich im Religiösen weiterentwickelte, für die Priesterehe eintrat, im Stil dieser Jahre von dem ,, Sansculotten Jesus" sprach und vor seiner völligen ,, Entpriesterung" zum Fest der Vernunft im Münster die Religion der Natur" feierte: Die Wahrheit allein ist heilig; Pfaffengaufeleien sind verbannt aus der Frankenrepublit", so wandelte er sich im Politischen aus einem Befürworter der konstitutionellen Monarchie zum überzeugten An­hänger der Republik . Dem überaus Eitlen und Ehrgeizigen blieben Posten und Würden nicht vorenthalten, obwohl er sich mit seiner Sehnsucht nach einem Sig im Nationaltonvent den Mund wischen mußte: Bürgermeistereiverwalter von Hagenau , Mitglied des Straßburger Gemeinderats, und als er im Februar 1793 zum öffentlichen Antläger beim Kriminalgericht, bald Revo­lutionstribunal, erforen wurde, konnte sich kaum ein anderer im Departement Niederrhein mit ihm an Macht, Ansehen und Einfluß vergleichen.

Aber wenn ihn die Parteigänger des alten Regimes in Geist­lichkeit und Großbürgertum wegen seiner republikanischen Entschie­denheit haßten, so war er auch den zugezogenen Jato binern aus Innerfrankreich ein Dorn im Auge, die, ohne eine Spur non Berständnis für die Eigenart des Elsaß, aus der deutschen Mundart dieser Gaue auf gegenrevolutionäre Gesinnung, ja, auf Neigung zu den feindlichen Desterreichern und Preußen schloffen. In Wahrheit war troz mancher Lobredner des Königtums, derentwegen es in Molsheim und andermärts zu Unruhen fam, die Masse der Elsässer, ob sie gleich Französisch nicht verstanden, der neuen Ordnung gugetan, und auch Schneider als anerkannter Führer der für die Freiheit entflommten Einheimischen dachte nicht im Traum

Unfinn der gewaltsamen Französierung oder Francilisation", wie es damals hieß, mit guten Gründen widerstrebte, wurde er dem neuen Bürgermeister. Monet , einem beflissenen Innerfranzosen, verdächtig und verhaßt. Als nach dem bedrohlichen Berlust der Weißenburger Linien Saint- Just und e Bas als allmächtige Kommissare des Konvents im Oktober 1793 nach Straßburg tamen, ließen sie, ohne jede Ahnung vom Elsaß , sich von Monet einreden, daß alle Deutschsprechenden verkappte Gegenrevolutionäre und Baterlandsverräter feien, und daß Sch ne is der, der deutsche Priester", der Untertan des Kaisers", an ihrer Spize seine Ränke spinne.

Der lebhafte, redselige Mainfrante, war fein düsterer Blut­fäufer, sondern ein fröhlicher Weintrinker mit der Losung: Leben und leben lassen! Die Guillotine diente ihm, ähnlich wie einem Danton, gerade dazu, erbitterte Boltsmassen von Septembriaden abzuhalten und Gegenrevolutionäre einzuschüchtern, nicht aber dazu, Hekatomben hinzuschlachten. Doch als jeßt Saint- Just angesichts der Gefahr von außen, die das Elsaß bedrohte, Entfesselung des Schredens im großen Maßstab gebot, verlor Schneider den Kopf und bestätigte das Wort von Friedrich Engels , daß die Schreckensherrschaft die Herrschaft von Leuten sei, die selbst er schrocken find", und daß der Terror großenteils aus nuklofen Grau­famkeiten bestehe ,,, begangen von Leuten, die selbst Angst haben, zu ihrer Selbstberuhigung. Nachdem fein Revolutionstribunal im November zu Straßburg 18 Angeschuldigte wegen gegenrevolutio närer Umtriebe aufs Schafott geschickt hatte, setzte er im Dezember

die Guillotine in Marsch

und ließ in Mußig, Barr , Epfig, Oberehnheim und Schlettstadt Köpfe springen, darunter den einer zweiundsiebzigjährigen Witwe. Aber wenn auf dem Höhepunkt der Schredenszeit in Paris täglich

fieben Monaten auf Schneiders Rechnung 32 Hinrichtungen.

"

Nur erwarb er sich damit weder das Wohlwollen Monets noch Saint Just s. Vielmehr ließ der junge, puritanische Kon­ventskommissär Schneider verhaften, weil er samt seiner Ver­lobten Sarah Stamm ,, mit übermäßiger Pracht" in Straßburg eingefahren sei, wegen dieses Bergehens gegen ,, die Sitten der ent­stehenden Republit" am 15. Dezember 1793 an die Guillotine ge bunden auf dem Paradeplatz ausstellen und in Ketten nach Paris schaffen; der wahre Grund zu diesem Vorgehen war die deutsche Abstammung des Mißliebigen; fie stempelte ihn zum geeigneten Opfer der politischen Psychose, die Verschwörung des Aus. landes" hieß. Alle Lügen und Verleumdungen, die sich jetzt an Schneiders Namen hefteten, griff Robespierre auf, als er sich im Februar 1794 im Konvent entrüstete: Die tyrannischen Berrüdtheiten dieses Menschen machen alles wahrscheinlich, was man von Caligula und Heliogabal erzählt. Aber Schnei. ber, nicht tusch, ließ aus dem Kerfer heraus seine Antwort an den unbestechlichen" drucken und verlangte Beweise für die gegen ihn geschleuderten Beschuldigungen. Beweise? Beweise gab es nicht. Darum hinderte man den Häftling, eine zweite Rechtfertigung in Drud zu geben, und als sein offener Brief ,, An die freien Männer aus allen Ländern und allen Jahrhunderten" Robespierre in die Hände gespielt wurde, rief der Tribun ärgerlich aus:

"

Lebt der Kölner Kapuziner denn immer noch?" Das war ein allzu deutlicher Wint; am 1. April 1794 schickte das Revolutionstribunal Schneider mit einem sehr schlechten April scherz, nämlich mit der lächerlichen Begründung, Spießgeselle des früheren gegenrevolutionären Bürgermeisters Dietrich zu sein, auf die Guillotine.

Die Mahnung aus einer seiner Predigten: Um von einer Berson richtig urteilen zu fönnen, muß man dieselbe nicht etwa nach der Oberfläche, sondern ganz bis auf den Grund fennen", wandte die Nachwelt nur zum kleineren Teil auf ihn an. Wohl fuchte die un­parteiische Geschichtsforschung sein Bild in den ursprüng lichen Farben wieder herzustellen, aber in der Boltsüberliefe= rung des Elsaß lebt noch heute Eulogius Schneider im Zerrbild, als moralisches Ungeheuer, das er nie gewesen ist, und behaftet mit Schandtaten, die er nie begangen hat.

Winzer und Wein am Rhein

Ein Ueberblick/ Von Karl Moeller

Das rheinische Weinbaugelände entspricht ungefähr der poli­tischen Provinz Rheinhessen . In weitem Bogen vom Rhein und dem unteren Rahetal eingeschlossen, erstrect es sich bis hinüber zu den sonnigen Abhängen der Haardt: heiteres Hügelland mit habenden Dörfern und kulturgeschichtlich bedeutsamen Städten. grünen Rebenhängen, Obstgärten und Gemüsefeldern, mit wohl.

Wenn man von Wiesbaden oder Mainz fommt, den beiden Hauptumschlagsplätzen für den rheinischen Weinhandel, so durchfährt man auf breit angelegter, belebter Straße viele Ort­schaften dicht hintereinander. Und dazwischen liegen die weiten Weingärten, terrassenförmig übereinander gestuft und oft bis an die Straße heranreichend. Diese Südhänge haben reichlich Sonne und sind durch ihren Tertiärkalk besonders für den Weinbau geeignet.

Früher dehnten sich ja die Weinberge noch viel weiter nach Norden aus. Selbst in Berlin deuten Namen wie Weinbergs weg und Weinmeisterstraße darauf hin, daß vor mehreren hundert Jahren in der Mart noch Wein gezogen wurde. Ja, bis hinauf nach Seeland ( Dänemark ) und dem südlichen England fonnte sich damals der Weinbau behaupten. Ob die Verdrängung nach dem Süden durch einen besseren und verwöhnten Weingeschmad oder durch ein fälter werdendes Klima in Mitteleuropa verursacht wurde, darüber streiten sich heute noch die Fachleute. Jedenfalls wurde mit den besseren Verkehrsmöglichkeiten der Weinbau im Norden aus geschaltet, und diese Entwicklung dauert noch heute an. Von den Höhen am Rhein ziehen sich die Weinfelder immer weiter hinunter in die Haupttäler.

Dort unten aber gedeihen gute Sorten. Die Namen Eltville , Hattenheim , Destrich und Ingelheim sind jedem Weinkenner als Herkunftsplätze eines guten Tropfens bekannt.

Die Abfahfrage ist der heifle Punkt der Weinbauern. noch immer lagern die beiden letzten Jahrgänge in den Kellern, und die Winzer wissen nicht, wo sie die Mittel für die neue Kellerung herbekommen sollen. Die Verbände vermitteln zwar nach Möglich feit Reichskredite gegen Lombardierung, aber eine eigene Verkaufs­zentrale der Winzergenossenschaften besteht immer noch nicht.

Die Gründe der Weinkrise in der ganzen Welt sind die Ber mehrung der Weinanbaufläche, die Steigerung der Ernteerträge pro Flächeneinheit und das Sinten des Wein verbrauchs. Da auch die Weltweinvorräte noch sehr groß sind, muß jede neue, gute Ernte die Krise verschärfen. Mit Steuer­erlassen, Subventionen und Kredithilfen kann auf die Dauer nichts gebessert werden. Hier ist Aenderung von Grund auf notwendig. Und da fönnte wohl noch allerlei geschehen. So etwa eine Umlegung des start zersplitterten Besizes. Dringend in Angriff zu nehmen wäre auch die Aufschließung durch neue Wirtschaftswege, die Züch tung neuer, reblausfester Propfreben und die Schaffung eines Inpenkonsumweins. All diese Maßnahmen sind aber, wie auch in der übrigen Landwirtschaft, nur durch einen engen 34* fammenschluß der Bauern möglich. Hier müssen natür lich die Riefenmeingüter der alten Grafen und Barone hemmend wirken.

In einer Hinsicht hat sich die Selbsthilfe der Winzer burchgesetzt: in der Schaffung der Straußwirtschaften.

Es ist heute den einzelnen Winzern erlaubt, während vier Monaten im Jahr in ihren eigenen Wohnungen den selbstgezogenen Wein auszuschenten. Und so fieht man heute in jeder Ortschaft am Rhein Sträuße und fleine Tannenbäume als Zeichen an den Häuserfronten heraushängen, daß hier gezapft wird. Und zu welchen Preisen! 1930er ist das Glas schon für 20 Pfennig zu haben und 1929er für 30 Pfennig. Große Schilder locken den Reisenden an, fich in Flaschen einen Vorrat mitzunehmen, wobei die Flasche Wein für 50 bis 80 Pfennig verkauft wird.

Selbst die großen Herren haben ihre Besitztümer für dieses Geschäft geöffnet, und der Hauch einer a deligen Kneipe" zieht natürlich viele Schauluſtige an. So hat der Baron Lang.

werth von Simmern in Eltville , Besizer von 150 Morgen Beinland, feinen großen Garten für die Deffentlichkeit bereitgestellt und wird kein schlechtes Geschäft dabei machen. Gegenüber solchen Großgrundbefizern erscheint das Eigentum eines Kleinbauern minzig: er hat etwa 3 bis 4 Morgen Weinberg. Aber jeder Morgen trägt etwa 4000 Stöcke, die einzeln bearbeitet werden müssen und eine Unsumme von Arbeitskraft und Unterhaltungskosten ver­schlingen.

So sehen wir am Wege einen Mann einen Graben schaufeln, der fast einem Schützengraben ähnlich sieht. Der Alte hat sich die Beine mit Lumpen zum Schuß gegen Kälte und Schmutz ummidelt und arbeitet so drauflos, daß er uns erst gar nicht bemerkt. Dann aber gibt er uns freundlich auf unsere Fragen Aus funft. Das Stück hier, höchstens zwei Morgen groß, muß neu gerodet werden. Dabei nuß der Boden 75 Zentimeter bis einen Meter tief umgeworfen werden. Diese schwere Erdarbeit geht im Afford. Wenn er in zwölf Wochen fertig wäre, meint der Mann, sei er froh. Dabei arbeite er täglich mindestens zwölf Stunden. Und was ist der Lohn? 300 Mart für fast 900 Stunden schwerster Arbeit.

Das haben wir in den Weinbergen bei Rüdesheim gesehen, wo helle Schilder an den Grenzmauern die Befizer der einzelnen Stücke angeben. Viel besungene und beschriebene Namen fann man da lesen. Aber der ganze Zauber der Drosselgasse mit den Trans­parenten und Scheinwerfern, Musiklärm und Tanzbetrieb schmeckt merkwürdig fad, wenn man die Nöte der Bevölkerung fennt.

Die wirkliche Rheinstimmung kann man in den fleinen, ver­schwiegenen Schenken der einheimischen Bevölkerung tennenlernen. Und da ist es wirklich immer wieder ein Wunder, wie fich die Menschen über die Sorgen des Alltags hinwegheben und lange in froher Laune beieinandersizen, ohne in die wilde, un­gezügelte Art der großstädtischen Trinker zu verfallen. Das ist in der Tat alte, überkommene Tradition, wie die Männer an blanken Holztischen fizen und den Wein wie Wasser aus hohen Gläsern trinken, dabei singen, Karten spielen und erzählen.

Freilich, das sind auch schon die gehobeneren Schichten: kleine Handwerksmeister, Bäcker, Megger. Die Bauern selbst bleiben zu Hause, und viele hätten wohl heute auch nicht die paar Pfennige. um ins Wirtshaus zu gehen.