Einzelbild herunterladen
 

Rr. 495 48. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts.

Donnerstag. 22 Oftober 1931

Auch Frankreich   voll in der Krise.

650000 Arbeitslose- 2500000 Kurzarbeiter.

fraftwerken und vor allem der elektrizitätswirtschaftliche Ausbau in den französischen   Kolonialgebieten wirkten hier günstig.

Die französische   Republit, die bislang von der Weltfrise| Berteilungsnetzes für elektrischen Strom, die Errichtung von Wasser-| das Bundesreserveamt diese Ausweitung im Hinblick auf die Ab­verschont schien und von den bürgerlichen Nationalökonomen als das klassische Beispiel für die Möglichkeit einer autarken nahme der Warenumsäße und die Senkung des Preisniveaus als im höchsten Grade anormal. Das Bundesreserveamt veranschlagt die ( selbstgenügsamen) Wirtschaft zitiert wurde, ist jetzt mitten im Bereits im Juni dieses Jahres lag die industrielle Produktion Bargeldhortung des Publikums mit etwa 1 Milliarde Strudel der Weltkrise. Léon Blum   schäßt auf Grund amt­licher Erhebungen im Populaire". daß Frankreich   am Frankreichs   mindestens um 10 Proz. niedriger als im Juni des Dollar. Im Rahmen der allgemeinen Zunahme des Zahlungsmittel­1. August 650 000 Arbeitslose und 2 500 000 Kurzarbeiter Borjahres. Im Rückgang der Elektrizitätsverwendung spiegelt sich umlaufes ist übrigens in letzter Zeit auch eine erhebliche Steige­zählte. Seitdem hat sich die Lage noch schnell verschärft. der Konjunkturumschwung sehr marfant wider; im April lag die rung des Goldmünzenumlaufes zu verzeichnen er ist Während alle Länder der Welt unter der Geißel der Weltwirt­französische Stromerzeugung um etwa 12 Prozent, im Mai dagegen feit Anfang dieses Jahres um 24 Millionen auf 376 Millionen schaftskrise litten, schien es, daß Frankreich   dank seiner ausgedehnten fchon um 17 Prozent unter den entsprechenden Zahlen für 1930. Dollar gestiegen. Diese Zahlen beweisen, daß das Hamstern von Agrarwirtschaft eine Insel in der kapitalistischen   Unordnung sei. In den ersten neun Monaten des Jahres 1930 hatten die sieben Goldmünzen bereits erheblichen Umfang angenommen hat, Die Arbeitslosenziffern, die bis zum Frühjahr bekannt wurden, französischen Eisenbahngesellschaften, bei denen der und liefern damit eine Erklärung für die von der New- Yorker waren völlig irreführend. Sie gaben nicht den geringsten Eisenbahnverkehr Frankreichs   im wesentlichen tonzentriert ist, Ein- Bundesreservebant soeben beschlossene Sperrung der Abgabe ion | 1011 Anhaltspunkt für die wirtliche Situation, da die Statistik nur die nahmen in Höhe von 10,37 Milliarden Franken, das sind 962 Mil Goldmünzen Arbeitslosen bei den Unterstützungskassen anführte. Geradezu lächerlionen Franken oder rund 9 Pro3. weniger als im vergangenen liche statistische Angaben( 1484 Arbeitslofe im Januar 1930 und Jahr. Der Frachtverkehr läßt von Monat zu Monat weiter nach. 11 952 Arbeitslose im Dezember 1930) veranlaßten die französische Die Weltereignisse der jüngsten Zeit sozialistische Partei zu einem Drud auf die Regierung zur Schaffung ciner Statistik, die ein genaues Bild vom Arbeitsmarkt in Frankreich  gebe. Das Nebeneinander von privaten Stellennachweisen und staat­lichen Arbeitsämtern, die von den Arbeiterorganisationen und Unter­nehmerverbänden gemeinsam verwaltet werden, machte eine zahlen mäßige Erfaffung der Erwerbslofen unmöglich. Frankreich   fennt auch wie Amerifa noch feine Arbeitslosenversicherung.

Jetzt sind endlich wichtige Anhaltspuntte geschaffen. Das Arbeitsinspektions- und Bergwerkaufsichtsamt kontrollieren die ihnen unterstellten Betriebe mit Belegschaften von mehr als 100 An­

gestellten. Die Belegschaftsziffern der Jahre 1930 und 1931 wurden

ins Verhältnis gesetzt und so die Arbeitslosenzahl errechnet.

Betriebe mit mehr Belegschaft Belegschaft als 100 Personen 1930

1931

1930

1 Jan. 5643 1887 427 1 März 8181 2842 064 1.Juli 8.415 2 831 394 1 Aug. 2453 2814 752

1806 649

2 688 613 2 647 563 2596 752

Kurzarbeiter Differenz berechnet auf die Arbeitslose Belegschaft v. 1931 Proz Proz. 80 778= 4,4 252 831= 14 153 451= 5,4 859 352-32 188 831= 6,5 794 268= 30 218 694-8,4 856 696= 33

Léon Blum   fommt im Populaire" auf Grund dieser Ziffern, die dieser Tage in der Boir du Peuple" veröffentlicht wurden, zu Resultaten, die auf die tatsächliche Lage in Frankreich   ein hoch bedeutsames Licht werfen.

Die offiziellen Nachprüfungen bezogen fich nur auf die Betriebe, die mehr als 100 Arbeiter oder Angestellte beschäftigen. Sie lassen also die Lohnempfänger, die in Betrieben mit meniger als 100 An­gestellten und Arbeitern arbeiten und jene, die daheim arbeiten, außer acht. Die Frage, ob ein gleiches Verhältnis von Arbeitslosen in diesen beiden anderen Kategorien vorhanden ist, ist nach Blum zu bejahen. Wenn man aber der zweiten und dritten Kategorie gegenüber das gleiche Verhältnis zumißt, das aus der oben an­geführten Aufstellung für die erfte Kategorie vorhanden ist das. heißt 8,4 Proz. völlig Arbeitsloser und 33 Proz. Kurzarbeiter für den verflossenen 1. August so gelangt man zu folgendem Resultat: es find mehr als 650 000 völlig Arbeitslose und 2 500 000 Kurz arbeiter für die Gesamtheit der französischen   Arbeiterschaft feft­zustellen." So Léon Blum  .

-

Die Statistik und ihre Erweiterung durch Léon Blum   ist durch die Entwidlung aber bereits überholt.

Warum die Krife langsam fam.

Für Frankreich   war es bisher ein Vorteil, daß die In­dustrialisierung nicht den gleichen Grad erreicht hat wie in England und Amerika  , daß also die internationale Absatztrije der Industrie dort nicht so tatastrophal auf die Lage der Gesamt­mirtschaft einwirkt wie in anderen Ländern. Ferner verfügen nicht mur der Staat, die Bank von Frankreich, die großen Privatbanken, sondern auch die industriellen Unternehmungen und die Mehrzahl der Bevölkerung über größere Reserven als andere Länder. Frank reich hat auch das Geld mesentlich vorsichtiger angelegt als z. B. Deuthland. Man hat Investierungen großen Stils nach Möglichkeit v mieden. Der Vorteil einer solchen Industriepolitik war eine ger gere Verschuldung der Unternehmungen, statt dessen das Borhand ſein größerer flüffiger Mittel. Ein Nachteil war, daß die fran sische Industrie auf dem Weltmarkt vielfach weniger bab bin fast je 3. Finige Jahre hatte es star generet, der französische   Franken, der auf ein Fünftel seines Borkriegswertes| stabilisiert wurde, die entsprechende Anpassung der Löhne, der Produktionstosten und der Warenpreise nach sich zog; dann aber ging die außerordentliche Billigkeit französischer Baren, durch die ihnen viele Märkte geöffnet worden waren, verloren.

diefer Um

Die Entwidlung im Jahre 1931.

In den ersten acht Monaten des Jahres 1931

werden die französische   Wirtschaft noch stärker beeinträchtigen. Die französischen   Fabrikanten werden ihre Waren noch schwerer als bisher ins Ausland absetzen können. Eine besondere Erschwerung für die weitere Entwicklung ist das Umsichgreifen der Ber trauenstrife auch in Frantreid. Die Zahlungs­schwierigkeiten bei zwei Pariser   Großbanten haben im franzöfifchen Bublifum eine tiefgreifende Beunruhigung hervorgerufen: In großem Umfange merden jegt auch in Frankreich  von den Spartassen und den Banken die Spargut= baben abgehoben, man hamstert statt deffen Bank noten und, so weit dies möglich ist, auch Gold. Eine weitere große Schwierigkeit wird im kommenden Jahr der Staatshaushalt bereiten. Schon im laufenden Finanzjahr hat Frankreich   einen versteckten Fehlbetrag, und im kommenden Jahr wird es zu einem offenen Defizit von mehreren Milliarden Franken   kommen. Der Staat wird dann, entgegen seiner bisherigen Praris, die Steuern auch auf Kosten der Wirtschaft erhöhen müssen. Es wäre eine Dummheit, wollte man sich in Deutschland   darüber freuen, daß nun auch Frankreich   seine Krise hat, und daß diefe Krise ganz offensichtlich noch im Zunehmen begriffen ist. Die nationalistische Hetzthese aber von dem durch Deutschlands   Unglück im Wirtschaftsglück schlemmenden Frankreich   ist erledigt.

Geldhamstern in USA  .

Die New- Horfer Banten verlieren in 2 Monaten 3 Milliarden Mark Depositen.

Angesichts der in den Vereinigten Staaten   als Folge der Bankentrise festgestellten Bargeidhamsterei dürfte der neue Aus­weis des Bundesreservea nites intereffieren. Ihm ist zu weis des Bundesreserveamtes intereffieren. Ihm ist zu entnehmen, daß der Zahlungsmittelumlauf in USA  . ſeit Ende Juli dieses Jahres um 600 Millionen Dollar und damit ſeit Jahresfrist um rund 1 Milliarde auf 5,43 Milliarden Dollar zu genommen hat. In einem Kommentar zu diesen Ziffern bezeichnet

Der Depositenbestand der New- Yorker Banken hat sich in diesem Jahre, namentlich in der letzten Zeit, infolge der Depositen­abhebungen und Bargeldhamsterei des Bublifums start verringert. Den neuen Bankbilanzen ist zu entnehmen, daß der Depofitenbestand der zehn größten New- Yorker Banken von 8163 Millionen Dollar zu Beginn des laufenden Jahres auf 7753 Millionen Mitte des Jahres und im Laufe des dritten Quartals 1931 weiter auf 7270 Millionen Dollar zurückgegangen ist. Diesen zehn Großbanken find fomit if diesem Jahre Depofitengelder im Gesamtbetrage son 893 Millionen Dollar oder rund 3,75 Milliarden Mark entzogen worden, wobei allein die Depositenabzüge im dritten Quartal 483 Millionen Dollar oder über 2 Milliarden Mark betrugen.

New- Yorker Zinssatz für französische   Depofiten.

Die New- Yorker Banten haben sämtlich vereinbart, den Zins faz für Depofiten der Bank von Frankreich nicht über den gegen­wärtigen Sah zu erhöhen.

bank. Die Bayerische Beamten- Genossenschaftsbank, München  , hat Zahlungseinstellung der Bayerischen Beamten- Genossenschafts­ihre Zahlungen eingestellt. Die Bank wird das gerichtliche Ver­gleichsverfahren beantragen. Der Status, der von einem Treu­händer geprüft werden soll, ist nach Erklärung der Bank bei einer einigermaßen angemessenen Verwertung des Grundstücks als aftiv anzusehen. Der Grund für die Jlliquidität des Instituts liege, wie gesagt wird, darin, daß seit den Banffeiertagen im Juli dieses Jahres keinerlei Einlagen, aber sehr erhebliche Abhebungen er­folgten, die sich noch steigerten, als wiederholte Kürzungen und die Halbierung der Auszahlung der Beamtengehälter eintraten.

Auch Aluminiumwaren- Industrie spürt die gesunkene Kauftraft. Der Inlandsabsah der Aluminiummaren- Industrie ist bis Ende August auf dem deutschen   Binnenmarkt ganz erheblich ge= funten. Bei Haushaltswaren macht sich eine ausgesprochene Abwanderung des Konsums zu billigen Quali­täten bemerkbar. Die Politik des Handels, die auf starke Lager­tember noch verringert, so daß eine nicht unerhebliche Borratssteige räumung gerichtet ist, hat die Abrufe bei der Industrie im Sep­rung eingetreten ist. Das Exportgeschäft hat sich noch gut gehalten und dürfte mengenmäßig den Stand des Vorjahres er­reichen. Billige Massenware wird auch auf den Auslandsmärkten bevorzugt.

So arbeiten Wirtschaftsführer!

Gesunde Zechen durch Fehlinvestionen erdrückt.

Wir haben bereits vor einiger Zeit( vgl. Vorwärts" Nr. 445 vom 23. September) auf die Mißwirtschaft im Bergbau­fonzern Ewald- König Ludwig hingewiesen, die ein Schulbeispiel für die in der Schwerindustrie übliche Finanzpolitik darstellt. Die Gewerkschaft Ewald war bis vor wenigen Jahren weiteren Kreisen der Deffentlichkeit völlig unbekannt. Die Auffaugepolitit dieses Unternehmens die Angliederung der Gewerkschaft König Ludwig und Langenbrahm- haben Ewald jedoch zu einem der mächtigsten Zechentonzerne Deutschlands   gemacht, deffen Syndikatsquote mit 7,35 Millionen Tonnen die zweite Stelle hinter der führenden Harpener Bergbau A.-G. einnimmt.

Bisher hatte Ewald als Gemerfschaft feine Bilanz veröffent­licht, so daß der jetzt vorgelegte Abschluß für 1930 die erste Jahres­bilanz darstellt, die der Deffentlichkeit Einblick in die Verhältnisse dieses Bechentonzerns gibt.

Der Eindruck der Ewald- König- Ludwig- Bilanz ist, mit einem Worte, niederschmetternd.

Die schnelle Berfchlechterung der französischen   Bei Ewald find furzfristige Schulden von rund 42 Mil­Außerhandelsbilanz ist vielleicht die gefahrenreichste Folge lionen und bei König Ludwig in Höhe von über 38 Millionen Mark betrug der Wert der französischen   Einfuhr 30,03 milliarden vorhanden. Demgegenüber belaufen sich die Forderungen bei Franken   gegenüber 34,99 Milliarden Franken   in der gleichen Zeit beiden Gesellschaften auf noch nicht 7 Millionen Mark. Inzwischen des Vorjahres. Der Rückgang betrug also 4,96 Milliarden Franken.| sind seit dem Bilanzstichtag vom 31. Dezember weitere Schul­Die Ausfuhr ist in dem angegebenen Zeitraum von 29,31 auf den aufgelaufen, so daß die gesamte kurzfristige Verschuldung des 20.97 Milliarden Franken zurückgegangen, d. h. um 8,34 Milliarden Konzerns dicht an 90 Millionen herankommen dürfte. Franken. Der Ueberschuß der Einfuhr belief sich in den ersten acht Monaten des Vorjahres auf 5,68 Milliarden Franken, d. h. nahezu 1 milliarde Mark. In der gleichen Zeit des Jahres 1931 betrug er aber bereits 9,06 Milliarden Franken   oder etwas über Milliarden Mark.

Die französische   Steinfohlenförderung betrug im ersten Halbjahr 1931 25,65 Millionen Tonnen gegenüber 27,17 Mil­lionen im ersten Halbjahr 1930. Der Rückgang beträgt 5,6 Br03. Die Roheisenerzeugung ist arbeitstäglich von 27 800 Tonnen im Juli 1930 auf 21 900 Tonnen im Juli 1931 zurückgegangen; der Rückgang beträgt also 21 Pro 3. Die arbeitstägliche Rohstahl= erzeugung fant von 29 300 Tonnen im Juli 1930 auf 25 000 Ton­nen im Juli 1931, was einen Rückgang von etwa 15 Proz bedeutet.

Besonders groß ist die Berschlechterung im Bauwesen Der Bau" on Wohnhäusern ging in ben ersten sieben Monaten des Jahre verglichen mit dem Borjahre, um 42 Pro 3., der Bau von industi en Anlagen um 34 Proz. zurüd.

Beltnismäßig gut steht noch die Elettroindustrie, die auf dem Start wie auf dem Schwachyftromgebiet noch recht umfangreiche Aufträge hat. Der Ausbau des Fernleitungs- und

Hiervon sind etwa 70 Millionen Bankschulden. Die eigentliche Kraftquelle des Konzerns liegt in der Kohlenförde rung. Im vergangenen Jahr wurden bei den Zechen von Ewald 2,39 Millionen Tonnen und bei König Ludwig 1,30 Millionen Tonnen Kohle zutage gefördert. Die Gesamtförderung belief sich also im letzten Jahr auf rund 3,69 Millionen Tonnen. Inzwischen hat sich, wie die monatlichen Ausweise der Kohlenförderung zeigen, die Situation im Ruhrbergbau ganz beträchtlich verschlechtert. Wenn man den Rückgang der Kohlenförderung bei dem Ewald­Konzern für 1931 auf etwa 20 Proz. bemißt, so würde das für das laufende Jahr nur noch eine Fördermenge von fnapp 3 Mil­lionen Tonnen ergeben Rechnet man ganz vorsichtig eine jähr liche Durchschnittsbelastung des Unternehmens mit

Bankzinsen von 9 Proz., so machen allein die 70 Millionen Bank Schulden eine Jahresbelastung von 6.3 Millionen Mart aus.

Es würde also bei der reichlich optimistisch eingeschähten Kohlenförderung von knapp 3 Millionen Tonnen für dieses Jahr jede Tonne geförderte Kohle mit 2,13 Mart vorbelastet sein, das find mehr als 13 Proz. der über­höhten inländischen Kohlenpreise.

Diese verheerende Finanzlage ist die Folge einer sinn- un planlosen Expansionspolitik, die seit fünf Jahren der gesamten rheinisch- westfälischen Schwerindustrie ihren Stempel aufgedrückt hat. Ewald hat Ende 1928 eine neue Schachtanlage gebaut, die zu den teuersten und modernsten ihrer Art im Ruhrgebiet   gehört. Im Juli dieses Jahres hat man diese fostspielige Anlage aber wieder stillgelegt. Bugleich hat man bei König Ludwig eine neue Doppelschachtanlage errichtet, deren Förderung nur durch Ab­drosselung der übrigen bisher recht wirtschaftlich arbeitenden Anlagen voll in Betrieb erhalten werden fonnte. Damit nicht genug wurde Ende 1928 noch eine große Stickstoffabrit errichtet, die nach dem Kostenanschlag etwa 7 Millionen betragen sollte. Der Bau dieses Werkes hat aber rund 17 Millionen, also weit mehr als das Doppelte, erfordert. Dieser gewaltige Betrieb, dessen Bau bereits in eine Zeit start abflingender Stickstofftonjunktur fiel, fann heute nur zu einem Drittel feiner Leistungsfähigkeit aus­genügt werden.

Alle diese riefigen Neuanlagen find mit furzfristigen Banffredilen finanziert worden.

Außerdem aber hat Ewald den Ankauf von König Ludwig gleid falls nicht aus eigenen Mitteln, sondern mit Bankgeldern bezahlt. Trotz der damals phantastisch hohen Börsenkurse, die die Kure von König Ludwig auf 30 000 Mart je Stück hinaufgetrieben hatten, bezahlte Ewald seinerzeit etwa 45 000 Mart je Stück. Heute werden diese Kuge etwa noch mit 10 000 bis 11 000 Mart das Stück be­wertet. Diese Kure stehen in der Bilanz mit 15 Millionen Mark zu Buche. Wieviel wird ihr heutiger Zeitwert noch betragen?

Es zeigt sich hier bei Ewald mit erschreckender Deutlichkeit, wie an sich gesunde Zechenbetriebe durch eine sinn- und planlose Expansionspolitit mit einer Schuldenlast behängt werden, die jede Rentabilität ausschließen. Hier liegt eines der Geheimnisse, warum die Schwerindustrie an der Ruhr von ihren Monopol­preisen inmitten der schärfsten Krise nicht herunter will und ein Angriff nach dem anderen auf die Löhne unternommen wird. Mit dem Schlagivort Selbstfostenfentung" ist es der Schwerindustrie gelungen, die Regierung für ihre Zwede einzu­fangen und zugleich von dem eigentlichen Krankheitsherd abzv. lenten. Der Fall Ewald steht nicht allein. Die bevor

12

fiehenden Abschlüffe des Stahltrusts, der Harpener Bergbau un

der anderen Montanfonzerne werden ein ähnliches Bild zeigen.

Der Schwerpunkt der deutschen   Krife liegt in der völlin er rüffeten und desorganisierten Schwerindustrie, und jede krisen bekämpfung muß Stüdwerk bleiben, wenn diefer am Mark der Volkswirtschaft zehrende Krankheitsherd nicht rüdsichtslos aus­gebrannt wird.