ütran MeUi iHt Bauer Giene hatte ein paar Äühe auf der Weide und sein slück Gemüfeland— da war es begreiflich, daß er eines Tages auf den Gedanken kam, auf irgendeine Weife müsse er noch etwas hinzuverdienen. Die Zeiten find nicht so, daß ein paar Kühe die Wirtschaft erhalten. Aber wie— wie sollte er die Quelle neuer Einnahmen finden? Er besprach sich mit seiner Frau. Und so kamen sie zusammen zu dem Entschluß, in der Zeitung der nächsten großen Stadt das ländliche Anwesen als Aufenthalt für erholungs- bedürftige Städter zu empfehlen. In ihrer Anzeige konnten sie stolz aus die eigene Milchwirtschaft hinweisen, und es dauert« nicht lange, so traf schon die erste Anmeldung ein. Hurra, der erste Besuch kam an! Dieser erst« Besuch war ein etwa dreißigjähriger Mann namens Nei,, Jürgen Nei. Er erzählte, daß er in seinem Beruf als Maler- gehilfe einen Unfall erlitten hätte; infolgedessen wäre ihm durch die Versicherung ein Erholungsaufenthalt von drei Wochen bewilligt worden. Und so sei er denn da. Die Geschichte, die ich hier erzähle, geschah in, Herbst. Die eigentliche Reisezeit war vorüber; je weiter die Zeit vorschritt, um so weniger war mit der Ankunft eines neuen Gastes zu rechnen. Auch Herr Nei, ein überaus redelustiger Mann, bedauerte das sehr, allein war ihm nun einmal nicht wohl. Da hielt er sich also an Frau Giene, und in ihr hatte er eine sehr freudige Gesprächs- Partnerin gefunden. Anstatt in der Sonne zu sitzen oder Spazier- gänge zu unternehmen, saß Herr Nei in der Küche auf einem Stuhl. Uni sich nützlich zu machen, half er sogar manchmal beim Kartofselschälen. Der Bauer, der immer mit einer kurzen Pseiie im Munde herumging, sah Herrn Nei in der Küche und sog an der Pfeife. Aber er sagte nichts. Vielleicht hätte er gern Herrn Nei ersucht, sich nicht so ausgiebig mit seiner Frau zu unterholten: die Folge davon hätte jedoch sein können, daß Herr Nei seinen Erholungsaufenthalt verlegte— und dies wollte der Bauer nicht riskieren Dos ging einige Tag« so. Dann kam ein zweiter Gasb. Dieser zweite Gast bin ich. Natürlich siel ich sofort dem redelustigen Herrn Nei in die Hände. Er sing damit an, daß er mir alles, was er und Frau Giene sich inzwischen erzählt hatten, wieder- erzählt«: daß es sich dabei um Personen und Verhältnisse handelte. die ich nicht kannte, tat seiner Erzählungswut keinen Abbruch. Gleich am Abend meiner Ankunft hatte er mich bereits so dumni geredet, daß ich mir als ein ganz besonders unerfahrener und zurückgebliebener Zeitgenosse erschien. Der Bauer Giene aber sah mit Wohlgefallen zu, wie Herr Nei seine Redelust an mir ausließ. Am ersten Morgen, nach'einer unruhigen Nacht, fand ich unten in der Stube des Herrn Nei bereits auf mich warten. Ein ge- waltiger Schreck durchfuhr mich. Das konnte ja eine schöne Er- holungszeit für mich werden! Ich fragte ihn, wie lange er hier noch auf Ferien bleiben würde?— Herr Nei faßte diese Frage so aus, als ob ich fürchtete, er müsse allzubald wieder fort, so daß ich meinerseits dann seine liebenswerte Gesellschaft entbehren müßte. O, da beruhigte er mich gründlich. Noch vierzehn Tage würde ich ihn bei mir haben, sagte er. Und im Anschluß dar»n erzählte er mir noch einmal ausführlich— zwar hatte er es schon am Abend vorher ausführlich getan, aber diesmal war er eben noch aus- führlicher— die Geschichte seines Unfalls. Als er hiermit zu Ende war, erhob ich mich in der Absicht, mich von ihm zu verabschieden. Ich wollte einen Spaziergang machen, bis zur Fähre, vielleicht noch über den Fluß bis zur Mühle. Aber ich beging hie Unvorsichtigkeit, am Ende zu sagen: „Nun, heut« mittag sehen wir uns wieder, Herr Nei.. was Herr Nei prompt als einen schmerzlichen Verzicht'meinerseits aus seine angenehme Unterhaltung auslegte. Er erwidert«, sehr gern würde er mich bis zur Mühle begleiten, zumal mir der Weg doch unbekannt wäre. Auf dem Wege erzählte Herr Nei mir die Geschichte seiner ersten Lieb«. Als er damit fertig war, glaubte ich, damit wäre das Thema erschöpft. Nein, das war ein Irrtum. Jetzt fing er von seiner zweiten Liebe an. Aus der Fähre begann er die Geschichte von seiner dritten, bei der Mühl« war er schon bei der vierten. Und so ging es weiter. Ueber den ganzen Weg zurück erzählte Herr Nei sein gesamtes Liebesleben, das nun wie eine Sammlung auf- gespießter Schmetterling« vor mir lag. Anscheinend hatte ihn da« Erzählen besonders hungrig gemacht. Mit einer mörderischen Eßlust stürzte er sich über die Suppen- terrin«. Aus Dankbarkeit, weil ich ihm zugehört hatte, ließ er immerhin etwas für mich darin. Aber hatte Ihn seine Redewut ausgehungert, so hatte sie mich in eine bleierne Müdigkeit versenkt. Vor Ermattung fehlte mir der Appetit. Und als ich vom letzten' Gericht spärlich gegessen hatte, stand ich aus— ich wollt« umgehend in meinem Zimmer Schlaf, Erholung und Sammlung finden von dem Sturz der Liebesgeschichten, der über mich hergeprasselt war. Ich kam mir wie ein unglücklicher erlebnisarmer Waisenknabe vor, wenn ich an Herrn Reis reichentwickelten Lebens-Liebesroman dachte. „Gesegnete Mahlzeit", murmelt« ich und war an der Tür. Aber wer in der Hölle ist, entwischt nicht so leicht. „Einen Augenblick", rief Herr Nei und sprang auf,„ich habe Ihnen doch noch gar nicht den Schluß meiner letzten Sache erzählt!" Die letzte Sache war«ine Sache, die eigentlich noch schwebte. Es handelte sich um die Tochter eines Professors— ja, Herr Nei liebte es, hoch hinauf zu greifen, wenigstens in seinen Erzählungen »r- und er tat, als ob es eine besondere Gnade seinerseits wäre, wenn er sie, di« Tochter, zur Frau nehmen würde. Es war eine furchtbar krause Geschichte. Nämlich die Mutter, also die Frau des Professors, wäre sterblich in ihn, in Herrn Nei, entbrannt. Na, auf so was ließe er. Herr Nei, sich natürlich nicht ein. Aber was di« Tochter betras, so wollte ihr Vater, der Professor, gern einen Studierten als seinen Schwiegersohn sehen. Darüber zeigte Herr Nei seine berechtigte Entrüstung. Was hat die Liebe mit den» Studium auf der Universität zu tun? fragt« Herr Nei. Hier— und er schlug sich mit einer großen Geste aufs Herz—..hier muß es sitzen, hier muß es richtig sein— dann ist alles in Ordnung. Ich hatte genug. Für die Frau Professor, die der Redegabe Herrn Nei, scheinbar tiefste Sympathie entgegenbrachte, vielleicht weil sie ihrerseits von der gleichen leidenschaitlichen Sucht besessen war � für sie hatte ich ausrichtige Bewunderung. Nichtsdesto- weniger suchte ich jetzt den Hausherrn, den Bauer Giene. Ich erzählte ihm von meinem Leiden. Herr Nei mochte ein prachtvoller Mensch sein, ich wünschte ihm das Allerbest«— aber wenn ich auch mir«inen Tag länger bleiben sollte, so müßte ein Ausweg gefunden werden, ein Mittel, das Herrn Nei davon überzeugen würde, daß er ein Gift für inein« Gemütsruhe wäre. Und wenn die, Mittel in einer offenen Aussprache bestünde— es müßte crgrissen werben. Sonst— adieu. Der Bauer hatte mich stumm angehört. Er hatte mit dem Kopf genickt, an seiner kurzen Pfeife gesogen und vor sich hin aus die Diele gesehen. „Tsä". sagt« er dann und spuckt« aus.„mit unserem Nei, dot i»'ne»erkwürdige Sache. Erst hett hei alle»-m meine Frau vertellt— nn nu oertellt er Ihnen datselbe."
ui: 3>ie ffiraune „Wir müssen jemanden finden", rief ich,.Her sich für mich opfert— und wenn wir ihm den Schaden vergüten müsien." „Da weiß ich ein ganz einfaches Mittel", sagte der Bauer langsam und sah vor sich auf die Siel«.„Wir machen unseren Herrn Nei verliebt." „So? Ist das aber so einfach?" zweifelt« ich;„läßt sich das so hurtig machen?" „Wo er doch den ganzen Tag lang den Kopf voll vdn Liebes- geschichten hat..." fuhr Giene fort.„Lassen Sie mich nur machen. Wenn er oerschossen i», läßt er Sie bestimmt in Ruh." „Das ist richtig!" rief ich erleichtert. Der Bauer nickte, von dem Gelingen jeines Plans scheinbar fest überzeugt. „Tjä", sagt« er, und zum erstenmal während dieser Unter- redung sah er mich richtig an,„für ein junges Mädchen sind alle Männer zu haben, wat? Sie wohl auch, na na?" „Wenn Sie nur die Sache mit Nei in Ordnung bringen"... schloß ich ab.„Das ist vorerst alles, was mein Herz sich wünscht." Am Nachmittag, beim Kasseetrinken, sing der Bauer an. Er sah mit uns am Tisch, erzählt« von den Nachbarn, und kam wie zufällig darauf zu sprechen, daß drei Höse weiter ein„ganz übernatürlich hübsches" Mädchen wohnt«,„die Braune". Sie habe noch immer den Herren aus der Stadt gefallen: und sie selber hätte auch Gefallen an ihnen gezeigt. Tatsächlich begannen di« Augen unseres Herrn Nei zu blitzen, seine Nasenflügel blähten sich außergewöhnlich. Sogleich ließ er sich noch mehreres über die Braune berichten, und der Bauer er- zählte verschiedene Sachen, die geradezu ausregend wirken konnten. Als ich mich später für einen Augenblick mit dem Bauer allein auf dem Hof befand, lachte ich ihm wie einem Mitverschworenen zu, weil Nei so ausgezeichnet und wunschgemäß auf den Leim ging. Aber der Bauer sah mir steif in die Augen und sagte: „Wat ich von der Braunen vertellt hebb, bat stimmt." Ich begriff nicht, weshalb er mich bei diesen Worten so ernst ansah.— Am selben Abend noch sollte ich's erfahren. Herr Nei, in seiner unerschöpflichen Redelust, erzählte mir während eines kleinen Abendspazierganges, den ich des Alleinseins
€rich Wunler: Stefan Prus verstummte. Unerwartet war Alexander Gargin ins Zimmer getreten und sagte:„Stefan, du hast mir doch ver- sprachen, nicht mehr darüber zu reden. Warum hältst du dein Ver- iprecüen nicht?" Der Gefragte antwortete nicht. Unwillig aber--ief Ljuba, Alexander Gargins Frau:„Bin ich denn ein Kind? Du bemühst dich ängstlich, meine Nerven und mein Gemüt zu schonen und mir zu verheimlichen, was meine Brüder und meine Schwestern haben leiden müssen!" „Wozu kann es nützen, wenn du dir hiese Dinge anhörst und deine Seele mit Scheußlichkeiten belastest?" fragte Alexander mit müder Stimnie. Die sunge Frau sprang auf, glühend vor Erregung.„Meinst du, ich sei ein Stein?!" brach es aus ihr hervor.„O Alexander, du könntest mich aus eine weltabgeschiedene Insel setzen und mich mit himmlischer Musik, mit allen Herrlichkeiten der Welt betäuben, so würde ich dazwischen doch immer di« Todesschreie meines Volles hören!" Und leise, in furchtbaren Schauern bebend, fügte sie hinzu: „Man hat mein« Kindheit in einem Wirbel des Grauens ertränkt; ich kann mich nie mehr richtig lebendig suhlen, nie mehr meines Lebens froh werden." Als jetzt der Mann neben sie trat, sah sie eben so als aus wie er, der viel Aeltere, Vierzigjährige, merklich Alternde, der sonst neben ihrer jungen blühenden Schönheit wie der Vater, nicht wie der Gatte erschien. Er fetzte sich zu ihr und legte seinen starken Arm um st«. Prus erzählt« wieder. Wie unter einem Zwange gab er immer von neuem die gleichen Schilderungen, hartnäckig und stur, als müßte er die Bilder für alle Zeiten festhalten»nd in den furcht- baren Farbwirtungen vertiefen, unvergeßlich machen dem entsetzten Beschauer, so, wie sie ihm selbst unvergeßlich im Hirzen eingezeichnet waren Gleichermaßen unter einem Zwange lauschten die Zuhörer. Um ihre Seelen war der hypnotische Bannkreis de, Grauens ge- zogen, über dessen Peripherie sie trotz aller Anstrengung nicht hinauskonnten. Aber»Ine Erlösung hielt der grausame Chronist immer für sie bereit: auf st» warteten die Zuhörer jedesmal wie Ertrinkende. „Unbeschädigt an Leib und Seele kam P e t l j u r a, der Menschenschlächter, der die Juden masienweise und bestialisch hatte ermorden lassen, nach der Revolution noch Paris , wo er wie«in echter Spießbürger sich schlecht und recht seines Daseins freute. Hatte Iehova ihn vergessen, ihn. seine Schandtaten und das von ihm gemartert« Dolt?I— Eines Tages wollte er auf dem Boulevard St. Germaln ein Restaurant betreten. Da hielt ihn ein junger Mann an und fragte ihn:„Sind Sie Petljura ?" Der vornehme, korrekt, wohlanständig und fast gutmütig aussehende Herr bejahte. Blitzschnell zog der junge Mann«inen Revolver und schoß auf ihn. Lautlos sackte Petljura zusammen und schlug mit dem durchlöcherten Kopf auf» Pflaster" Ein Ausatmen folgt», wie immer, nach diesen Worten des Er- zählers. die den blutigen Abschluß eines blutigen Dramas schil- derten. All« Anwesenden in dem großen Räume schwiegen und hingen ihren Gedanken nach. In den tiefen Falten von Alexander Gargin» zerrissenem und zerfurchtem Gesichte zuckte es. Die lange Narbe über seiner Wange siel nicht sehr aus. weil sie sich wie eine her vielen Gruben zwischen die Wülste legte. Dämmerung erfüllte das Kellergeschoß der Berliner Miet- tasern», in dem di« russischen Flüchtlinge oersammelt waren. Ihre Gedanken und Erinnerungen treisten hier wie überall und immer um den gleichen Punkt: die Judenpogrome, di« schrecklichen Metze- leten, denen st« vor knapp einem Jahrzehnt entronnen waren. Ge- zeichnet« und vom Schicksal Geschlagene, deren Geist und Herz sich nie wieder vom Spuk des Erlebten befreien konnten. Ihre Seele war für immer umdüstert. Ljuba verlieh da» Zimmer, um das Abendessen für die Männer zu bereiten. Man hörte st» in der Küche hantieren. Die brennenden Augen Ierzy Gerstnskis starrten aus dem Dunkel auf Alexander Gargin. Ierzy, der Bruder Ljubas, sprach selten und dann irr. wie im Fieber. „Ein Neiner Junge war ich" � begann„als ich die großen Iudenoersolgungen in Lodz erlebte. Ruhland hatte damals den Krieg gegen Japan verloren. Im Volke gärt« es. Di« Regierung suchte di» Wut de» Volke» von sich abzuleiten und warf ihr die Juden al» Opfer hin.— An einem Herbstabend, bei einbrechender Duntelbejt. zogen die gedungenen Mörder durch da» Ghetto und brachen wie dt» Wölf» tu unsere Hutten»in. Ei» trugen weite.
halber unternommen und zu dem er sich rechtzeitig angeschloffeu hatte: Der Bauer habe ihm anvertraut, nur aus einem ganz bo- stimmten Grunde hätte er am Nachmittag so ausführlich von der Braunen erzählt— nämlich um mich, der ich ihm kein sicherer Gast zu sein schien, an den Ort durch di« Liebe zu fesseln. Der Bauer wollte seine Gäste so long« wie möglich beholten, und so habe er dies geschickte Mittel gewählt. Aha, der Bauer spielte also ein Doppelspiel mit uns beiden.— Ich sah meinen Herrn Nei von der Gest« an. Fast hätte ich Mitleid mit ihm gehabt. Wie der arme Mann, der selbst auf dem Honig- leim kroch, es sich angelegen fein lieh, mich zu warnen... „Also fallen Sie nicht auf den Trick hinein", sagte er eben. Mein lieber Nei, dachte ich für mich, vielleicht fürchtest du nur einen Konkurrenten in mir, einen Mitbewerber bei„der Braunen", den du durch deine— Warnung auf die einfachste Weise auszu- schalten gedenkst. Wenn ich an deine funkelnden Augen denke, mein lieber Nei, dann kommt mir diese Erklärung durchaus plausibel vor. Und in der Tat— wenig« Minuten, nachdem er seine... Warnung an den Mann gebracht hatte, empfahl sich Herr Nei. Er sagte, nun wollte er mich nicht länger mit seiner Unterhaltung langweilen(O, wie rücksichtsvoll! dachte ich)— und er verschwand in der entgegengesetzten Richtung. Es dunkelte. Die Sterne blühten gelb am Himmelsgewölbe, Stille und Frieden, mit schlürfenden Sinnen genoß ich die Ruhe, die an ineiner Seite herrschte: und das leise Wehen und die herben Gerüche der Nacht... Herrn Neis Reise ins Liebesabenteuer endete damit, daß der Vater„der Braunen", der gleichfalls aus Sommergäste erpicht war. den Vorschlag machte: Herr Nei sollte seine Ferientage bei ihm auf dem Hofe verleben... worauf er sogleich ein begeistertes„Ja!!" zu hören bekam. Der Bauer Giene. als er von dieser Entwicklung der Dinge erfuhr, vergaß an seiner Pfeife zu saugen. Seine Frau schimpfte ihn möchtig aus. „Dot hest du von deiner Schlauheit!" rief sie ihm zu:„wer zu klug is. is dumm."— Ich versicherte dem Ehepaar, daß ich für mein Teil ihnen treu bleiben würde, lind das war Trost und Beruhigung für sie. Herr Nei aber hat es bei„der Braunen" noch sehr weit gebracht. Er wurde zuerst ihr Liebster, dann ihr Bräutigam und am Ende ihr Mann. Und als das erste Kind zur Taufe getragen wurde— wissen Sic, wer da Pate und Patin war? Herr und Frau Giene.
schwarze Mäntel und Masken vor dem Gesich« oder schwarze, über das Gesicht hängende Schlapphüte. Unter den Mänteln hielten sie lange scharfe Messer verborgen; damit erstachen sie alles: Männer, Frauen, Kinder. Unsere Eltern waren erschlagen. Ich hatte mich versteckt und auch die ohnmächtige Ljuba mit ins Versteck geschleppt. Da kam einer der Mörder ins Zimmer. In der Verzweiflung ergriff ich ein Küchenmesser, das ich zu mir gesteckt hatte, und warf es noch ihm." Ierzy hielt einen Augenblick inne und sprach dann heiser und eindringlich:„Wenn ich deine Narbe sehe, Alexander, dann muß ich immer an jenen Messerwurs denken." Alexander sagte nach einer langen Pause ruhig:„Diesen Vorfall will ich dir heute austlaren. Ein Freund von mir, der auch deinen Vater gut kannte, war Beamter des Gouverneurs von Lodz , der aus Veranlassung der Regierung die Pogrome stillschweigend duldete. Er beschloß, dein« Familie zu retten, es gelang ihm aber nur, dich und deine Schwester zu beschützen. Mit deiner Masse hast du chn und demnach den Falschen getrossen. Komm mit in meine Kammer: ich will dir sein Bild zeigen." E» klang wie«tn Beiehl. Ierzy sokgte dem Schwager. In der Kammer standen sich die beiden Männer allein gegenüber. „Du brauchst mir das Bild nicht zu zeigen," sagte Ierzy.„Ich weiß jetzt, wer der fremd« Retter gewesen ist. Verzeih mir. Alexanderl Jahrelang habe ich mich mit dem bösen Verdacht gegen dich getragen. Ich tonnte ja nicht ahnen, aus welchem Grunde du dich damals bei den Mördern befandest." „Du darfst mein Geheimni» nie preisgeben!" bat Alexander. „Denn wie könnte es Ljuba je oerwinden, d a ß ich mich überhaupt bei den Mördern befunden Habel Der Gedanke allein, daß ich deren Maske trug, wenn ich darunter auch mein Rettungswerk vollbrachte, würde sie mit ewigem Grauen vor mir erfüllen..
Der Sproki oder die Sprotte? Kieler Sprotten kennt jedermann. Donipfer und Eisenbahnen sorgen dafür, daß die Bewohner zweier Welten sich an der Delikatesse erfreuen können. Früher war das anders. Im Altdeutschen, Mittelhochdeutschen und Hochdeutschen bis zum legten Viertel des 18. Jahrhunderts kommt der Name „Sprotte" des schmackhaften Fischchens nicht vor. Der Binnen- länder nennt es die Sprotte, und man findet diese Form auch in fast allen Wörterbüchern. Der Niederdeutsche lagt aber der Sprotl, und diesem Sprachgebrauch folgen unter den Zoologen alle, die ihr Wissen nicht allein in der Studierstube, sondern� auch im Verkehr mit der Küstenbevölkerung erworben haben. Sproltensang wird auch an der französischen und englische» Küste betrieben, und der französische und englische Fischer fassen die Namen„I'esprot" und „sprat" männlich auf. Limee gab dementsprechend den Fischen den lateinischen Namen Clupea sprattus. Nur bei den Holländern ist sprot r eminiftum- Die Bezeichnung Sprotte ist zuerst im�Iahre 177.t in einer Uebersetzung von Limee»„Systerna nalurae" von Professor Müller in Erlangen ausgetaucht. Er hatte offenbar das Wort von der Mehlzahl„Sprotten" nach dem Vorbilde Motte. Flotte. Zotte usw. gebildet. Wo sag« man Alm. wo Alpe ? Das Wort Alm, das auch dem Nichtkenner des Hochgebirges schon deshalb geläufig ist, weil es den Ort bezeichnet, wo es nach dem Lied„ka Sünd" gibt, ist zwar im allergrößten Teik'des Alpengebietes üblich, tritt aber im Allgau als Bezeichnung für hochgelegen« Hütten und Weideplätze vielfach hinter das Wort Alpe zurück. Um di- Sache zu klären, hat sich das bayerische Kultusministerium an die Wörterbuchkommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften gewandt, und diese hat sich gutachtlich dahin geäußert, daß es angezeigt sei, auf Karten und Wegweisern, in Fremdenführern und Veröffentlichungen für die Gegend von Sonthofen , Ämmenstadt und Oberstdorf sowie inner- halb des Regierungsbezirks Schwaben überhaupt das Wort Alpe dem Sprachgebrauch gemäß zu verwenden, daß aber in Veröffent- lichungen von mehr als lokaler Bedeutung das Wort Alm und seine Zusammensetzungen, wie Almwirtschast, Almweide usw.. zu ge- brauchen sei. llnverbrennbare Bäume. Zur Verhütung der großen schallen- reichen Waldbrände in den Vereinigten Staaten wird gegenwärtig in Amerika und in Frankreich durch die systematische Anpflanzung unoerbrennbarer Bäume ein neues und vollkommen sicheres Mittel ausprobiert. Einen solchen Baum hat man in dem Niauli. einer australischen Eutalyptusart gefunden, dessen Rinde aus überein- andergeschichteten vertrockneten, steinharten Blättern besteht. Die Zwischenräume sind lufthaltig, und das gummiartige Harz des Baumes erstickt jede Flamme, so daß der Baum so gut wie unver- brennbar ist. Breite Streifen dieser Niauli-Bäume. quer durch die Wälder gepflanzt, bilden einen vorzüglichen Schutz gegen das Um- stchgreifen von Waldbränden. In kanadischen und nordameriianischen Wäldern hat sich die Anpflanzung de, Niauli. der von großer Schön- Jett ist und selbst ln diesen Breiten noch ein« Höh» von fünfzig Itetern erreicht, schon stark eingebürgert und ois Braichschutz- Msttel außerordenUlch bewährt.