Arthur Schnitzler . Dem Gedächtnis eines Dichters. Was war das für eine Beglückung, als Arthur Schnitzler die „Liebelei" und den„A n a t o l" auf die Bühne brachte. Haupt- mann, auch Sudermann und Halbe hatten da: junge Mädchen aus dem Boll ganz tragisch aufgefaßt. Sie hatten den Instinkt, die � Freude am Ausleben des Sinnes, wie einen Fluch dargestellt. Sie hatt« erzählt, wie schwer, wie dunkel alles Leben dann fein wird, wenn das junge Mädchen aufwacht. Bei Schnitzler fehlen die Tra- gödicn nicht. Sie waren naturalistisch beobachtet. Es konnte auch nicht anders fein. Denn Schnitzler war ja ein Arzt, und er verstand sich auf das Trauerspiel des kleinen und großen Lebens. Aber feine Frauengestalten sind sanft. Selbst dann, wenn sie sich nach dem Tode sehnen, ist noch nicht alle Heiterkeit in ihnen eingeschlummert. Verzückt wollen sie sterben: nicht als Anklägerinnen der sozialen Ge- sellschaftsordnung, sondern in der Schönheit eines Engels, der zu- fällig entgleiste. Dos war der wienerische Naturalismus der Empfindsamkeit. Es war ein Naturalismus, der über die
ganze Welt siegte und besonders ln romanischen Ländern verstanden wurde, wo man für den herben, sachlichen norddeutschen Naturalis- mus nicht viel Verständnis aufbrachte. „Anatol": Ein junger Herr, der nichts anderes zu tun hat, als sich der Liebe zu widmen, der eleganten Liebe wie der aus dem Volt geholten. Sein Sinnspruch:„Sie hat in meinen Armen ge- legen, sie ist heilig' Das ist Mut, das ist U e b e r m u t, aber es ist auch eine große Gutmütigkeit. Zwischen den Geschlechtern wird kein leidenschaftlicher Kampf ausgekämpft, sondern man verständigt sich in Zärtlichkeit. Manchmal geht hier und da ein Mensch in die Brüche, doch olles geschieht artig, manierlich und auch— operettenmäßig. Schnitzlers Sanftheit, die Anmut, mit der er Lebensrätsel löst, verrät stets, daß er sehr viel Musik im Blut hatte: eine leichte, schwingende, schwebende. Gehen, wie im„E i n s a m e n W e g". die Entwurzelten, die nicht mehr zur erdenfesten Gesellschaft gehören, gern in ein unbekanntes Jenseits, dann trällert es noch ein bißchen in ihrer Seele. Das Rachtigallmäßige, das Amselmäßige, etwas seltsam-kostbar zwischen den Zeiten Schwebendes ist das Wesen der Schnitzlerschen Weichheit. Dieser geduldige, schwermütig-froh« Menschengestakter starb in einer Zeit, in der— so scheint es— dieses milde Fühlen und Denken keinen Raum mehr hat. Und das ist das Unvergängliche an diesem Dichter: er hat eine Welt, die — wenn auch nicht immer und heut« nicht mehr die unsere— das Kulturgeschehen und die menschliche Entwüklung stark be- einflußte, in fester Prägung für die Weltliteratur erhalten, jenes wienerische und österreichische Wesen, das jammervoll und still ein- ging, hat er im letzten Augenblick seines Berklingens und Vergehens für die Nachwelt aufgezeichnet. Einmal wurde dieser milde, alles verstehende, alles verzeihende Dichter fast zum sozialen Ankläger. Das war damals, da er als Gegenstück zum„Anatol* das kleine Trauerspiel vom„Frei- wild" schrieb Der Dichter setzte die jungen und alten Herren, die die Mädchen aus dem Volk« in die Chambre separees und in die noch geheimeren Winkel locken, beinahe aus die Anklagebank. Aber das war nur eine Episode in dem Schnitzlerschen Schaffen. Im Grunde war er versöhnlicher. Er dachte, daß Jugend zu Jugend gehört. Nicht lange fragen, ob der strenge Paragraph des Sitten- und Justizgesetzes den Verführer bestrafen will oder ihn entschuldigen. Man las, man sah, aufgeführt im Theater, den „R e i g e n", ein Lebenstanz, und— trotz allem— auch ein wenig Totentanz der Liebe. Die Jünglinge und die Mädchen, sie geben und nehmen sich ohne viel Grübelei Alles ist natürlich: bejaht wird alles, was Sinne fordern, wenn nur Anmut regiert. Und gegen diese Anmut empörten stch die Mucker. Sie empörten sich besonders in Berlin und unternahmen gegen Schnitzler und seine Künstler einen Infamierungsprozeß. Es siegte glücklicherweise der Geist der Anmut. Und doch sehlle in der persönlichen Existenz Schnitzlers und in seiner Lebensauffassung nicht das Tragische in seiner Tiefe. Sein Patriotenstück vom jungen Medardus, der Oesterreich politisch freimachen will, zeigt einen Schwärmer, der fähig ist, sich auszu- opfern. Und es fehlen unter den Schnitzlerschen Menschen, die so liebenswürdig genießen und untergehen, auch nicht die Außenseiter. Ja, sie sind besonders rührend und besonders echt. Packt es die Melancholiker an der Donau , wie etwa den Leutnant G u st l und das F r ä u l e i n E l s e. die beide aus härterem Holze geschnitzt sind, dann steigen sie bis in den finstersten Abgrund des Seelen- fchicksals hinab. In Oesterreich war soviel Aufrichtigkeit nicht er- wünscht, als die Habsburger noch kaiserlich regierten. Gegen den Militärarzt Archur Schnitzler wurde ein Ehrenoerfahren ein- geleitet, weil er die k. k. Armee getränkt haben sollte. Oft sind die Schnitzlerschen Gestalten Doppelnaturen. Wesen. die sich komödiantisch beleuchten und dauernd behorchen. Das Schau- spielerische, das Tänzerische, die Natur des hochkultivierten Lebens- genießers war das Hauptproblem Schnitzlers. Er hörte die hundert Zwischentöne, die in zarten, empfindsamen Seelen erklingen. Er deutete sie aus seine weltmännische Art. So wurde er ein ochrist- steller des österreichischen Kosmopolitismus, eines Kasmopolitismus, der sich aus der Banalität hinüberrettcn möchte in die vertiefte und verfeinert« Seelenkunde. Und so deutete das Wert des Ver- storbenen hinüber auch in unsere Zeit, in der die Erforschung der Seele eine selbständige wisienschaslliche Disziplin geworden ist. Xsax Hochdorf. Das Dolksbildungsaml Prenzlauer Vera veranstaltet eine Wilhelm-Raabe-Gedenkseier am Freitag, dem 23. Oktober, Pasteurstr. 44— 46. Mitwirkend«: Käthe Conrad(Klaoierj. Lekior Schröder(Vortrag und Rezitation). Hans Joachim Andrejen (Gesang). Beginn 20 Uhr.
Wissenschast/ Weltanschauung Auseinandersetzung unier physikern
In einem Vortrag zum Besten der Frauengruppen für soziale Arbeit führte Albert Ein st ein am Mittwochabend aus, daß die Ergebnisse der Naturforschung unsere gesamte Lebensauffassung außerordentlich beeinflussen, sowohl unmittelbar als auch mittelbar auf dem Wege über die Technik. Wir können uns heute kaum eine Vorstellung von der auf der Sklavenarbeit beruhenden alten Welt machen, in der nur eine kleine Oberschicht Träger aller geistigen Kultur war: das war auch noch vor wenigen hundert Iahren nicht anders, als fast jeder Mensch durch seine Muskelkraft in den Lebensprozeß eingereiht war. Die Entwicklung der Technik hat den Menschen von der schweren Muskelarbeit befreit in neuester Zeit aber zur erheblichen Störung des wirtschafllichcn Gleichgewichts und übermäßiger Arbeitslosigkeit geführt. Die Schuld daran trägt freilich nicht die Technik, sondern der Mangel an wirt- schaftlicher und sozialer Organisation. Daraus, wie hier zu helfen sei, wollte er nicht eingehen, sondern es dem Kollegen von der Technik überlassen. Der unmittelbare Einfluß der Naturforschung auf unsere Lebens- auffassung zeigt sich in unserem ganzen geistigen Verhalten. Seit Jahrhunderten, schon seit den Zeiten Newtons, galt als physi- kalisches Weltbild, daß die Welt aus getrennten Massen besteht, die durch den Raum hindurch aufeinander wirken und sich in ganz be- stimmtcr gesetzmäßiger Weise bewegen, so daß der Zustand zu irgendeiner Zeit die Ursache des darausfolgenden ist, der sich aus dem vorhergehenden berechnen und vorhersagen läßt. Diese Auffassung von der unbedingten Kausalität oder Determiniercheit alles Geschehens wurde auch auf das geistige und moralische Leben übertragen. Hierin besteht einer der stärksten Einflüsse der Natur- Wissenschaft auf unsere Lebensanschauung. Dringt diese Auffassung noch tiefer in das Bewußtsein der Menschen ein. so wird auch unser Verhalten gegenüber den Verbrechern sich ändern und der Be> griff der Strafe, der von dem des Rochegefühls begleitet ist, fallen müssen. Wer dies einfache physikalische Weltbild Newtons erfuhr zwei erhebliche Wänderungen. Durch die Arbeiten von F a r a d a y und Maxwell wurde klar, daß der Begriff von durch den leeren Raum wirkenden Kräften sich für das Gebiet der Elektrizität nicht halten läßt: man war genötigt, in den Zwischenräumen zwischen den Massen selbst Aenderungen, also rein räumliche Zu- standsänderungen anzunehmen, und kam so zu dem Begriff des Feldes, der von elektrischen Massen auch auf schwere Massen übertragen wurde. Die einheitliche Auffassung der realen Welt ging dabei verloren, indem neben den Massen nunmehr auch den sie um-
gebenden Feldern Realität zugeschrieben werden mußte. Um wieder zu einer einheitlichen Auffassung zu kommen, versuchte man, die Massen, sowohl die elektrischen wie die schweren, als räumliche Stellen von stärkerer Intensität aufzufassen. Diese Versuche haben freilich noch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Aber diese neue Auffassung rüttelte nicht an dem Begrisf des kausalen Geschehens. Das geschah jedoch durch die neueste Em- Wicklung, die auf den Tatsachen der Molekularphysik beruht, Durch die Arbeiten, vor allem von Schrödinger und H c i s e n- b e r g, wurde klar, daß ein ursächlicher Zusammenhang zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zuständen erfahrungsgemäß gar nicht festgestellt werden kann, und daher neigen die modernsten Physiker zu der Auffassung, daß auch die Theorie gar keinen kausalen Cha« rakter haben soll. Hierüber besteht allerdings keine Einigkeit, und Einstein selbst bekennt sich nicht zu dieser Auffassung, von der er annimmt, daß sie wieder überwunden werden wird. Freilich erkennt auch er an, daß keine Erfahrung uns nötigen kann, eine kausale Theorie zu verlangen. So hat die neueste Phase der Naturforschung die für das allgemeine Bewußtsein wichtigste Auffassung in Frage gestellt. Doch würde es abwegig sein, so schloß Einstem seine inter - cssanten Ausführungen, den Begriff der Kausalität auch für das Geschehen im Großen und im Leben der Menschen in Frage zu stellen, die Erfahrung zeigt vielmehr, daß dieser Begriff aus- reicht, um auch die geistigen' Vorgänge in den letzten Jahr- Hunderten zu erfassen. Erwin Schrödinger. der Nachfolger van Max Planck aus dem Berliner Lehrstuhl der theoretischen Physik, suchte dann noch näher den Standpunkt der nichtkausalen Physik zu be- gründen, die hier ein Dogma habe fallen lassen. Sie sei dadurch bescheidener geworden und hüte sich, etwa neue Dogmen an Stelle der alten ausgegebenen auszustellen. Professor Riebensa hm von der Technischen Hochschul«, der dann das Wort zu der im ersten Teck der Einsteinschen Ausfüh- rungen aufgeworfenen Frage nahm, wußte dazu allerdings nur zu sagen, daß man uMet Verzicht auf Rationalisierung und technischen Fortschritt zum früheren Zustand zurückkehren müsse. Wenn etwa in nur drei Stunden täglicherArbeit alles zum Leben Notwendige geschaffen werden könne, so sei das unhaltbar, weil die Menschen eben arbeiten müßten, um die Zell hinzubringen.' Daß geistige Beschäftigung mit Dingen, die über die Lebensnot- wendigkeiten hinausgehen, zu einer höheren Kullur führen werden, ja führen müssen, scheint diesem Kopf etwas ganz Unverständliches zu sein. Lt.
Schon in den Verhandlungen des zweiten Tages war die in- hallliche Vielseitigkeit des Hegelschen Systems deullich geworden. So sprach B a e r, Halle, über„lzegel und die Mathematik",- wober festgestellt wurde, daß trotz der Whängigkeit Hegels von den mathematischen Einsichten seiner Zeitgenossen er doch wichtige Erkenntnisse, die erst das fortschreitende 19. Jahrhundert im einzelnen aussprach, vorweggenommen hatte. Der letzte Ver- Handlungstag wurde eingeleitet durch ein Referat von Professor Ge utile, Rom , der.Hegels Verhältnis zum Staat" behandelte. Leider bediente sich Senator Gentlle der italienischen Sprache, so daß ich nicht beurteilen kann, ob er den faschistischen Staat in Italien als die„Verwirklichung der sittlichen Idee" be- trachtet.(Im übrigen darf man wohl anmerken, ohne der Well- geltung Italiens zu nahe zu treten, daß drei Kongreßsprachen. nämlich deutsch, französisch und englisch , eigentlich genügen sollten.) Dr. Lorenz, Göttingen , hiell eine scharfsinnige Vorlesung über „Hegel und das Prioatrecht". Professor G l o ck n e r, Heidelberg , setzte die Linie, welche die Welle und Umsassungskraft des Hegelschen Systems aufzeigen sollte, fort. Er sprach über„D i e Ae st hellt in Hegels S y st e m der Philosophie". Es war dem Redner ein leichtes, nachzuweisen, wie die Trennung der einzelnen„Gebiete" des Geistes dem inneren Sinn des Hegelschen Denkens widerspricht.„Die Wahrheit ist das Ganze", d. h. nicht nur, daß der Mensch in einer Gegenwart auf den Schultern der vorausgehenden Gegenwart steht, sondern es heißt auch, daß in einer bestimmten Epoche Wirtschaft, Rechts- und Staatsordnungen. Künste, Wissenschaften und Moral ein„Ganzes" sind. Niemand hat dies so tief aufgefaßt wie Hegels größter Schüler, Karl Marx , von dem allerdings aus diesem Kongreß sehr wenig die Rede war. Professor Stenzel. Kiel , hielt in der Nachmittagssitzmig einen außerordentlich lehrreichen Vortrag über„Hegels Auf- fossung der griechischen Philosophie". Hegel hat die unvergänglichen Leistungen- des griechischen Denkens in sein eigenes System eingearbellet, kein Philosoph vor und nach ihm hat die
Tiefe und Bedeutung, namentlich des Aristotelischen Denkens so in seine eigenen Forschungen eingeschmolzen. Indem 5)egel aus die Grundlagen des europäischen Denkens zurückgrifs, erwies er sich als der europäische Phllosoph. der mll gutem Recht von einem inter - nationalen Kongreß gefeiert werden darf. Der Vorsitzende des Kongresses, Pfarrer G. Lassan, hielt das Schlußreferat über „Hegels Relrgionsphilosophie". lieberblicken wir kurz die Gesamtarbell des Kongresses. Gewiß wurden einzelne ausgezeichnete Vorträge gehalten, auch die Weste, die Universalität des Hegelschen Systems wurde den Zuhörern deullich. Aber war es nicht Hegel , welcher der Philosophie den Beruf zusprach,„ihre Zell in Gedanken gefaßt" darzustellen? Hegel hat diese Forderung für sein eigenes Denken vorblldlich verwirk- licht. Er, der große Philosoph des vollendeten F r ü h k a p i t a- l ismus, schloß wirklich seine Zeit ab, jedoch nicht, ohne ihr auch eine Aussicht der Zukunft zu weisen. Hegel kannte sehr wohl die elende Lage des damaligen Proletariats(man lese nur seine „Rechtsphilosophie), nur glaubte Hegel , daß Welchandel und Welt- verkehr den Gegensatz von Proletariat und Bourgeoisie aufzuheben vermöchten. Erst Marx deckte diese Lösung Hegels als eine falsche Lösung auf. Die wahre Ueberwindung der bürgerlichen Gesellschaft ist der einhellsstiftende Sozialismus Sehr wenig war auf diesem Kongreß von unserer Gegenwart zu spüren. Und doch hat eine Auseinandersetzung mit Hegel nur dami einen Sinn, wenn in dieser Auseinandersetzung die Fragen unserer Gegenwart mitschwingen. Unsere Philosophieprofessoren sind Beamte des Staates. Der Staat soll, im Geiste Hegels, der Allgemeinheit dienen. Somit muß auch die Philosophie i n der Zeit stehen, jede Frage, die sie auswirft, muß ihre Gegenwärtigkeit ausweisen Vernachlässigt die Philosophie ihre Gegenwart oder ver- liert sie sich in eine antiquarisch aufgefaßte Vergangenheit, dann muß sie es sich selbst zuschreiben, wenn sie ihre Berufung, ihre Be- deutung verliert.). L. Ick.
Chorkonzert Fichte-Georginia. Der Männerchor Fichte-Georginia 1879, der Sonntag- nachmsttag st, der gut besuchten Philharmonie sein großes Können zeigte, ist einer der besten Chöre des Deutschen Arbeiter- Sängerbundes: sein vortrefflicher Leiter, Musikdirektor Wilhelm Knöchel , ist allen Arbeitersängern nicht nur als Chormeister, sondern auch als Komponist und Bearbeiter bekannt. Das Pro- gramm, das unter Hintansetzung jeder Betonung der Weltan- schauung des Arbeiters und seines Klassenbewußtseins nur auf reine Freude am Singen gestellt war, umfaßte ausschließlich wertvolle Werk«, die fast alle der Männerchorsammlung des Deutschen Ar- beiter-Sängerbundes entnommen waren: das ist keineswegs immer der Fall und als vorbildlich hervorzuheben. Der romantische Klang herrschte vor: wir hörten ältere und neuere Volksweisen aus aller Herren Länder, Sommernacht von Tiessen sowie drei Chöre von Knöchel nach Worten von Herman Läns. Besonders dankenswert waren das mit großem Beifall aufgenommene Echo von Orlando dt Lasso(das Eche wurde vom Freidenler-Doppelquartett unter Lei- tung von Rudolf Vahrs vorgetragen) sowie entzückende, selten ge- hörte Kanons von Haydn , Cherubini und Mozart, die allerdings sehr schwierig sind und nicht immer ganz gelangen. Das Eberl- Manz-Quartett(die Chormitglieder Manz, Theifen. Mag- dziarz und Kuthning) brachte einen Tango und einen Foxtrott von Nelson in der Bearbeitung von Knöchel zu Gehör, ohne daß es ihnen so recht möglich war, diese sehr schweren Stücke zu meistern und charakteristisch herauszubringen. Viel besser gelangen ihnen Weisen von Telemann, Janaczek und Röntgen. Zum Schluß sei
noch Paul Leise erwähnt, der in verschiedenen Chören, vor allem in dem„Verstohlen geht der Mond aus" von Zuccalmaglio mit schöner Stimme das Tenorsolo sang. A.\V.
„Soviel Krach um Muckepick." Komische Oper. Das Theater für Kinder ist ehrlich bestrebt, seinem Namen gerecht zu werden. Man verschmäht den Vorhang, die Kinder sehen beim Eintritt in den Zuschauerraum sofort die offene Bühne und hernach dürfen sie beim Umbau sogar kommen und helfen. Die Kulissen sind einfach, man verzichtet völlig auf erborgte Pracht und sinnverwirrende Farben— oder Lichteffekte. M u ck e p i ck ist ein Hund, dessen Weste durch die Neugierde eines kleinen Schulmädchens verloren geht. Doch zum Schluß erscheint, nach vielen ergötzlichen und unangenehmen Zwischenfällen, Muckspick, angetan mit seiner Weste. Trotz der Aufregungen mannigfacher Art fällt kein häßliches Wort. Man ist besecll von der Lehre, der Gute. Tapfere siegt doch zum Schluß. Man über- windet das Mißgeschick, wenn man zusammensteht. Sehr nett ist auch die Rolle des Schupos, wird er doch zum Schutzengel der Kinder im Kampfe mit dem Verkehr. Muckepick erscheint selbst, recht brav und ein wenig ängsttich. Was versteht schließlich auch ein Hund vom Thcaterspielen! Sehr viel aber verstehen die Menschen davon: Rolf Wenkhaus , Inge Bartsch , Hans R a t h m a n n, Richard T o m a s e l l i, Herbert Nußbaum, Hedwig Schlichter und Walter Lieck.— a.