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Volkmar Iro:

Die zwei aus dem Jenseits

..Das ist das erste Glas Bier, seitdem ich tot bin! Brost!" Sämtliche Mitreisenden in dem vollgestopften Abteil blickten verwundert auf den Bionden, der dem ihm gegenüberfügenden älteren Mann zutrank. Die Beiden waren soeben in Dresden   in den Münchener   Nachtschnellzug gestiegen, der Blonde hatte sofort i nach der Abfahrt des Zuges eine Flasche Bier entforft, machte jetzt einen kräftigen Schluck und bot dem anderen eine Zigarre an. Der Grauhaarige dankte, gab Feuer und fragte dann sachlich:

"

,, Wie lange sind Sie denn schon tot?" ,, Knapp vier Jahre!"

Der andere wurde merklich verlegen, aber der Grauhaarige lenkte sofort ein.

Der Blonde zog eine Zeitung aus der Tasche, reichte sie dem leiter herunter!"

anderen.

,, Das Blatt enthält die Grabrede, die mir Amtsrat Bulde hielt, und den Bericht über meine Trauerfeier in der Stadtverordneten­fizung."

Das ganze Abteil musterte jetzt den lebenden Toten. Man hielt fon noch immer für einen aufdringlichen Wigbold, wartete aber trozdem gespannt auf die Fortsetzung dieser sonderbaren Unterhal­fung. Während der andere las, marf seine Nachbarin verstohlen einen Blick in die Zeitung und erschrak sichtlich, das Blatt trug tat­sächlich das Datum vom 8. Juni 1927!

,, Sehr ehrend, darauf können Sie stolz sein!" sagte der Grau­haarige und reichte die Zeitung zurüd. Bei mir sind es allerdings schon weit über dreißig Jahre seit meinem Begräbnis, ich weiß taum mehr ein Wort von den vielen Reden und die einzige musi kalische Erinnerung, die mir aus meinem Leben blieb, ist der Trauermarsch der Schüßenkapelle. Sie gehören noch zur jungen Generation und werden erst später erfahren, wie grauenhaft schnell wir Toten vergessen. Ich rate Ihnen sehr, diese Zeitung gut auf­zubewahren!"

Der Blonde nickte nachdenkliche.

., Sie haben leider recht, auch mein Gedächtnis wird immer schlechter. Manchmal scheint mir, als ob ich überhaupt nich jelebt hätte. Nur die Sorgen und Aufregungen, die tauchen immer wieder auf."

Der andere stimmte zu.

,, Jawohl! Man hat noch immer keine Ruhe von den Sorgen. Ich fahre jede Woche, genau wie vor dreißig Jahren, möchentlich zweimal von Dresden   nach München  . Ich hatte damals die Ver­tretung einer Malzfabrit, das war ne gute Sache. Aber jetzt hat das Unternehmen schwer zu kämpfen, das läßt mir keine Ruhe und so muß ich immer wieder Dienstag und Freitag zum Nachtschnell zug auf dem Dresdener Bahnhof."

Er lächelte.

,, Ich habe übrigens heute am Bahnsteig schon von weitem fest­gestellt, daß Sie noch nicht lange tot find. Wir alten Toten haben dafür eine sehr feine Nase!"

Erika Mann  :

Nichts für ungut, an diesem vorübergehenden Zustand läßt sich eben nichts ändern! Mir ging es vor kurzem nicht besser, als ich meinen Ontel traf, der als preußischer Tambour bei Königgräz fiel. Er wehrte mit beiden Händen ab, als ich in seine Nähe kam, trotzdem ich doch schon dreißig Jahre tot bin. Es ist in dieser Be­ziehung leider wieder genau so wie im Leben: Dort machte das Geld den Unterschied, jetzt ist es der Vorrang der Jahre und die Geruch losigkeit. Man kommt eben in aller Ewigkeit nicht von der Stufen­Ein Herr räusperte sich jetzt scharf, warf dem alten Toten einen wütenden Blick zu, stand mit seinem Sohn auf und ging auf den Korridor. Die ängstliche Nachbarin des Grauhaarigen folgte so­fort mit ihrem Gatten, es entspann sich draußen eine hitzige Debatte. Vater und Sohn meinten, daß sich die beiden auf Kosten der Mit­reisenden unterhalten wollten, der Gatte erklärte dagegen, daß es fich bestimmt nicht um zwei Dummföpfe, sondern um Irrsinnige handle, die in der Wahnvorstellung lebten, daß sie bereits tot seien. Er wurde in dieser Meinung noch durch den Signachbar des Dicken und eine ältere Frau bestärkt, die nach einiger Zeit ebenfalls das Abteil verließen und über den Fortgang des Gespräches berichteten: fahre, die nach vierjähriger Witwenschaft wieder heirate. Seine ver­Der Blonde hatte erzählt, daß er zur Hochzeit seiner Gattin mirrten Aeußerungen und die Art, wie er über die bevorstehende Feier sprach, ließen bestimmt auf eine Geistesstörung schließen. Die beiden Frauen erklärten jezt ängstlich, unter feinen Um­ständen in diesem Abteil zu bleiben, man fand die Angelegenheit höchst ungemütlich, rief den Schaffner, berichtete. Der gute Mann mar ratlos. Er verwies auf seine Dienstvorschrift. Darin war wohl von Betrunkenen und Radaumachern die Rede, aber gegen Reisende, die sich tot hielten, konnte er beim besten Willen nicht einschreiten. Man suchte also neue Bläge, schleppte das Hendgepäck aus dem Abteil. Die unheimlichen Bassagiere fümmerten sich mit feiner Miene um den Auszug. Vor Plauen   kam der Schaffner wieder bei dem Abteil vorbei, sah die Vorhänge vorgezogen, horchte. drinnen um die Wette. Sie schnarchten ebenso fest, als der nächste Die beiden schnarchten Schaffner zwischen Marktredwig und Hof wiederholt vor dem ver­dächtigen Abteil lauschte.

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In Regensburg   erschienen fie frisch und ausgeschlafen beim Büfett und tranfen Kaffee. Die sechs Vertriebenen standen schon übernächtig beisammen und horchten erwartungsvoll hinüber.

Die beiden Toten ließen sie eine Weile warten. Dann sagte der Blonde niederträchtig vergnügt:

..Na, so fest habe ich schon lange nicht jeschlafen! Für den er­sparten Schlafwagenplay wird jezt noch ne Wurstsemmel senehmigt. Und' n fleines Schnäpschen! Proft!

gansen Sommer durch, bis in Herbst, wo de Abern umn bas alles in foller Bliede schdeht. Bis dahin hamms dann sogar de Aebbel beime unn de Flaumbeime fergessen, dasse eegendlich noch gans fcheen gebleht gehabbt hamm ,, unn bedeiligen sich an den neidschen iemrichridden had, so in Oldomer, da eignen sich die Beime den Gefiehln. Sißde, unn wenn nachher de Bluhmbliede ihrn Heehebunkt Farbschdoff an, der in den underirdischen Forradstammern noch iemrig is, unn färm da drmit ihre Blädder. Unn weil se off die de Naduhr, indem se die bunden Blädder fon Wind runderrubben Weise gegen ihre nadierliche Beschdimmung ferschooßen, schdraft se läßt. De Nadelbeime, die hibbsch grien bleim, wie sich geheert, unn die baar fernimfdjen Schdreicher wie Schdechbalme unn fo, die der­fen ihrn Schmuck zr Belohnung Sommer unn Winder behalden, unn brauchen in Winder nich zu friern."

Meenst du werflich, daß das so is?" ,, Andersch nich!"

,, Da wunder ich mich bloß, daß die Beime nich middr Zeit drhinderkomm, unn den Untug underlassen. Denn das finn doch Schließlich die baar Dage Bracht unn Scheenheet nich wert, dasse nachher keene Brädder hamm, wenn se se am allerneedigsden ge­

brauchen kennden."

Das schdimmt schon. Amr willst du fon so ner Flanse ferlang', dasse fernimfdjer is wie ä Mensch?"

Wieso?"

"

Nu wieso! Sag doch mal zu enn Menschen: rooche nich, drinke nich, liewe nich, räg dich nich off, dreib keene Bollidik, lies feene Zeidung', schbiel nich in dr Lodderie, denn da drfon gehn dr de Haare aus, unn Falden friegsde in Gefichde, unn de Nerfen wern abgenizzt duht der sich da filleicht drnach richden? Fälldn gar nich ein! Unn genau so is das bei den Beim'... Dr. R. France:

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Hochstapler der Pflanzenwelt

dadurch befruchten, weiß jedermann. Warum tun sie es? Daß die Insekten ununterbrochen Blumen besuchen und sie Die Biene liebt Zucersaft und mit ihr auch alle anderen Blumengäste, die Wespen und Falter, die Fliegen, die Käfer, die unterbrochen versuchen, sich an Blumen gütlich zu tun, und deren Ameisen, Millionen und aber Millionen gierige Wesen, die un­die ihnen so tausendfach nüzlich find. Im Lichte dieses Gedankens Intelligenz nicht dazu ausreicht, Blumen freiwillig fortzupflanzen, mutet es nun ganz besonders eigen an, zu sehen, mit melchen An­ftrengungen die Blume diese Besucher befriedigt, von denen sie Nuzen hat.

Die Blume ist in der Lage eines Geschäftsmannes, der Kunden anlocken muß und dabei mit starker Konkurrenz zu kämpfen hat.

Dauernd wird sie die Kundschaft nur fesseln, wenn sie ihr den Tisch reichlich deckt. Das entwickelte in ihr eine merkwürdige Basser. Auch Düsen hat sie, um Zuderwasser auszuscheiden. Nun Fähigkeit. Zucker hat sie in ihrem Stoffwechsel genug, ebenso stellt sie solche, fälschlich Honigbrüsen benannte Organe in der Blüte reichlich auf.

Merkwürdigerweise tann das aber nicht jede Pflanze. Es gibt auch honiglose

Erste Begegnungen mit Berühmtheiten igloſe Biſten. Dieſe müſſen mun, um besucht zu merden,

Nichts hat man als Kind mehr geliebt als das Theater. Gab es tein wirkliches zu sehen, im rotgoldenen Haus und mit der Musit, für die vorher so herrlich verheißungsvoll gestimmt wurde, ted la, begnügte man sich mit dem, was zu Hause fich bot, man genoß die Gespräche der Eltern, den Empfang der Gäste, thr Dajein, ihre Gesichter als Theater, man hörte zu, jag feierlich gefleidet bei seite, und tat den Mund nicht auf, Zuhören und Zuschauen mar alles.

Es gab Gäfte, die mir entschieben nicht mochten, aber nicht, daß sie uns unsympathisch gemesen mären. Tur amüsant maren fie nicht, fie boten nicht genug, es verlohnte fich nicht um sie, und wir gingen vor der Zeit zu Bett, gähnend, mie nach einem miß glückten Theaterabend. Andere liebten wir.

Es war schön, wenn Bruno Walter   uns besuchte, er erzählte, daß es eine Pracht war, feine Gespräche waren genau das, wofür mir uns so bereitmillig gepugt hatten, sie handelten vom Hans Seiling" und vom Fliegenden Holländer". Es war herrlich, seiner Begeisterung zuzuhören, menn er von seiner Arbeit an unserer Oper sprach, und es erging ihm dabei, wie jener Mutter, die, als man fie fragte, welches ihrer Kinder sie am meisten liebte, ant­wortete: das, an welches ich gerade denke. Er selber hat das so formuliert. Sänger tamen bei ihm vor, die stolperten in dem Augenblick, da sie den Ton singen sollten, von dem ihr Lebensglück abhing, und Kinderchöre, die falsch fangen( eine Vorstellung, bei der uns heiß und angst wurde). Benn er dann gar noch dem Klavier sich näherte, wuchs unsere Begeisterung ins Riesenhafte, denn er spielte ganze Opern, sang alle erdenklichen Partien, deutete die Effekte der Regie an, bis man sie sah. So waren wir geneigt, Bruno Walter   für das Ideal eines Gastes zu halten, für den Gast schlechthin.

Es gab Gäste, die wir, wiewohl sie nicht ganz so glänzend waren wie er, fast ebenso sehr liebten. Hans Reisiger   gehörte zu ihnen, von dem wir wußten, daß er sehr jung war, meist in Tennis­hosen erschien, trotzdem aber schöne Geschichten schrieb und ebenjo schöne aus dem Englischen übersetzte. Das Theater, das er bot, mar stillerer Natur, dafür spielte er nach Tisch Räuber mit uns. Heute übersetzt er leibhaftiges Theater, zum Beispiel das Stück von der Anderen Seite".

Wenn alles ging, wie wir wollten, dann Björn Björnson  , des großen Dichters produktiver und aufgeräumter Sohn, ziemlich ost bei uns zu Abend. Und nicht genug damit, daß er von Ibsen  und Grieg   das Intimste zu erzählen wußte, sprach er auch noch das Norwegisch- Deutsch, das wir vergötterten, hatte den weißen Seehundskopf, der uns gefiel, und den Schwung und Scharme, der uns zu den besten Zuhörern machte. Das überhaupt waren wir ( so frech und dumm wir sonst gewesen sein mögen).

Wir liebten Bruno Frant, begreiflicherweise. Er war es, der ,, Des Sängers Fluch  " und andere Uhlands mit Donnerstimme vor­tragen konnte( ganz abgesehen von den Hunden und Staatseifen­bahnen, die er uns mitzubringen pflegte, ohne das fatale Aufsehen von ihnen zu machen, mit dem man Kindern Mitbringsel verleidet). Doch es gab schöne Theaterabende für uns in jener Zeit.. Später, als wir größer wurden, verloren solche Begegnungen an Scharme. Sollten wir selber reden und scherzen, wo blieb da der Genuß? Er verschwand oder mich zumindest einem anderen, dem des Mitspielens, der freilich auch seine Borzüge hatte.

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Das Meer sahen wir zum erstenmal, als wir schon ganz groß und umgetrieben waren. Wir reisten damals mit den Eltern nach Hiddensee  . Dort war es auch, wo wir Gerhart Hauptmann   trafen. Er wohnte im selben Hotel mit uns, nur daß er natürlich den ganzen ersten Stod inne hatte, häufig Wandervogel- Deputationen aus Stralsund   empfing und des morgens allein vorm Haus sein Frühstüd nahm, wobei die lainen Esel, die wir liebten, von ihm fich füttern ließen. Wir frühstückten derweil neiderfüllt mit den

| übrigen Gästen auf der Glasveranda. Am Abend, wenn Haupt­mann Freunde und Verehrer beim Wein versammelte, durften wir, so recht erwachsen, dabei sein. Und es ist wahr, daß wir es ge­nossen. Die naturgewaltige Persönlichkeit mit dem weißumlohten Dichterhaupt hat man zu oft schon schildern hören. Aber es ist vermunderlich, daß noch die Jüngsten und Schnabbrigsten sich ihr nicht entziehen tönnen und mögen, trifft fie fie erst persönlich. ( Unb mir maren sehr jung und sehr schnoddrig in Hiddensee  .)

Aber neugierig waren wir vor allem. Es war schön, tennen zulernen, menn es auch jezt bereits galt, fich zusammenzunehmen dabei, verständig zu sein und nicht so frech zu gähnen, wenn etwas langweilig war.

München   ist eine gute Durchreisestadt, und so hatten wir piel Besuch. Die Wiener famen, Jakob Wassermann   erschien zum Tee. Er fonnte düster sein und zugleich schelmisch, wir fanden, daß er rührend und bedeutend wirkte, ein beunruhigter Märchenerzähler. Da wir wußten, daß er um die Jugend sich besonders bekümmerte junge Leute kommen so oft und so liebenswürdig bei ihm vor, hörten wir gut zu, wenn er sprach.

Immer noch war Zuhören unsere Taktik. Wir hörten zu, wenn Ludwig Hardt   uns besuchte, den wir über die Maßen ver­ehrten. Er war der erste Vortragsfünstler, der uns vortam, aber auch der beste. Er tami, tanzte, fuchtelte, hatte knallblaue Friesen­hemden an, er kopierte, raste, war flein. berserkerhaft, pfiffig, zärt lich, ernsthaft. Ihm verdanten wir die intimsten Eindrücke, er las uns, als erster, Prosa von Franz Kafka   vor, die Manier, in der er ihn vermittelte, war von unheimlicher Eindringlichkeit; der Landarzt", die Elf Söhne", wir träumten von ihnen.

Zum ersten Male." Die Zeit war lustig, in der alles zum ersten Male passierte. Der erste Schauspieler( er verjagte uns vom Schnürboden, als wir heimlich und lebensgefährdet einer Probe beizumohnen gedachten), der erste Intellektuelle"( er ertappte uns beim schwunghaften Handel mit persönlichen Freikarten), der erste Caujeur großen Stils( er hieß Fürstenberg und wir genossen seine Anekdoten unfäglich, ohne zu wissen, daß er so berühmt für sie war). Die Zeit war luftig und man hat sie sich gut gemerkt, diese ersten Begegnungen.

einfach vortäuschen. Die Barnassie, das unschuldige Stu­dentenröschen, ist ein solcher Hochstapler der Pflanzenwelt. Sie lockt Insekten an durch die gelben, glänzenden Knöpfe, die sie so zahlreich an Stielchen in die Höhe hält. Allerdings verführt sie damit nur Fliegen, die die dümmsten aller Insekten sein sollen. Ein anderer derartiger Schwindler und ich behaupte fühn: geradezu die interessanteste aller heimischen Pflanzen ist aber eine Orchidee, die man den Fliegenstängel oder die Fliegenblume nennt.

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Beider ist fie felten; sie ist im Aussterben begriffen Sie mächst mur bort, mo falfiger Boden ist, also in den Finschland­schaften der Voralpen, in Thüringen  , in dem weiten Bogen der Juraberge. Es ist ein mehr grotestes als schönes Pflänzchen, denn sein Blütenstand sieht bei flüchtigem Hinsehen so aus, als ob er mit den Schmetterlingen besetzt wäre, die man Blutfled nennt. Näher besehen, schwindet dieser Eindruck, aber es bleibt eine Aehn­lichkeit mit einem phantastischen schmetterlingsartigen Insett bestehen, die der Blume auch den Namen verschafft hat. Ein Kopf, zwei Fühler, grünglozende Augen, zwei Flügel, ein glänzender Teil, den man als Leib ansprechen fönnte, alles ist da. Und Das ist das Wunderbarste es scheint auch auf die Insekten einen ähnlichen Eindruck zu machen wie auf uns, denn nur höchst selten nähert sich eines, und kaum einige unter hundert Fliegenblumen werden von Infeften befruchtet.

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Die Blume erreicht den Eindruck, sie sei bereits besetzt". Ein für sie sehr unvorteilhafter Eindrud, denn er bringt sie dem Aus­sterben nahe. Wenn das eine Täuschblume ist, so hat sie sich mit ihren Anpassungen am allermeisten selbst getäuscht, und wir hätten bei der so vielgerühmten, angeblich unbedingten Zweckmäßigkeit der Natur einmal den( für die Kenner allerdings feineswegs vereinzel ten) Fall einer Unzweckmäßigkeit, einer Dummheit der Natur", wie man das genannt hat. Hier hat die Pflanze einmal anders gehandelt, als ein intelligenter Mensch handeln würde, und stellt uns damit vor ein vollendetes Rätsel.

Fische als Gummibälle. Der im Nil   lebende, zu den sogenannten

Walther Appell: Naturgeheimnis abigteit befigen, thren störper mit Zuft aufzublafen, wie große

,, Weeßde, was nach meiner Ansicht nich schdimmt? Die Behaubdung, daß de Naduhr uns als Vorbild an Schbarsamteet dien' fennde. Jetzt zum Beischbiel, in Herbst, da dreibt die eine Ferschwendung. wie mr se nich greeßer forschdellin fann. Zu was mussn das Laub offn Beim' erscht noch so ibbig bunt mern, in sein letzden baar Dagen, eh's runderfällt? Ich gähwe ja zu, daß's sehr scheen aus­sieht, wenn ä Wald, oder enne Schdraße, oder ä Garden in alln Farm leichdet, awr fr so a turzel Schdidel Zeit embfinde ich das als Ferschwendung. Ae halwes Jahr grien, unn filleicht einne halwe Woche rohd oder gelb oder fioledd...., was is denn das fr ne Eindeilung? Unn das soll ich mir zum Vorbild nemm? Nu he!" Du scheinst nich zu wissen, wie die ganse Sache urschbringlich ,, Nee, weeßt denn du's?

gefomm is."

,, Godd sei Dant. Das is nämlich ä Einblick ins diefsde Walden dr Mudder Nabuhr, der bloß dn wenigsden gegähm is." Unn dir iẞr gegähm?"

Jawohl, mir ihr gegähm. Daß die Blädder in Herbsde so bunt wern, das is nämlich Jewrmut, unn dasse dann glei abfalln missen, das is de Schdrafe."

,, Ach nee. Du, das mußde mir mal erklärn."

,, Also horche droff! Die Beime, die hamm   doch bekanntlich fon Naduhr aus griene Blädder. Das is den ihre Beschdimmung. Awr fon erschden Friehjahr an blagen die for Neid, wenn ſe in Garden se oder off dr Wiese die scheen bunden Bluhm' sehn. So geht das du

Bläh oder Kugelfischen gehörende Fahat- Fisch( Tetrodon Fahaka), dient den Aegyptern als merkwürdiges Spielzeug. Nach dem Rück gang der regelmäßigen Nilüberschwemmungen bleiben nämlich die Fahat- Fische massenhaft im Schlamm zurüd, mo sie sich, da sie die Fähigkeit Kugeln herumbewegen. In diesem Zustand werden sie nun, wie Robert mitteilt, von den Kindern gefangen, getrocknet, wieder mit Luft aufgeblafen und sodann als Gummibälle zum Ballspielen diese Bälle bei den kleinen Aegyptern sehr beliebt, weshalb sie dem verwendet. Da die luftgefüllten Kugeln besonders gut fliegen, find Surücktreten des Nilwassers immer mit großer Freude entgegensehen.

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Seit wann Siezen wir uns? In welchem Volte das Siezen zuerst gang und gäbe wurde, darüber liegen teine genauen Nachy Ehre, das Siezen, vielmehr das Ihrzen, aufgebracht zu haben. Denn richten vor. Allem Anschein nach gebührt Rom   die zweifelhafte von Julius Cäsar   weiß man, daß dieser im Pluralis majestatis angesprochen wurde, und daß dieser die deutschen   Stämme, denen er große Achtung entgegenbrachte, zum Beweise seiner Berehrung gleichfalls mit Ihr" anredete. Während des ganzen Mittelalters hindurch war das Ihrzen allgemein. Erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts fam die Sitte des Siezens im Plural unter den Gebildeten auf.

Der Verkehrsschuhmann in der Luft. Um den Riesenverkehr in London   überwachen zu tönnen, hat man türzlich Flugzeuge in den Dienst der Berkehrspolizei gestellt. Sobald der Pilot des über den stä: tsten Verkehrszentren freisenden Flugzeugs an einer Stelle eine größere Menschenansammlung oder Berkehrsstörung bemerkt, gibt er sofort eine entsprechende radiotelephonische Weisung an den weitergegeben wird. Da von olen her die ungefäh: e Menge der unten stehenden Verkehrsschußmann, die von diesem dann gleich angesammelten Fußgänger und Fahrzeuge viel leichter zu übersehen ist, laffen sich auch die Bortehrunen zur raschen Abwicklung des Berkehrs besser vom Flugzeug aus treffen.