Der Herr Generaldirektor...
Ein oberschlesischer Kollege Kahenellenbogens.
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In der oberschlesischen Industrie- und Handelstammer erörterte unlängst der zum Zentrum zählende Reichstagsabgeordnete Hartwig Oppeln das Problem der Kapitalflucht. In Oberschlesien ist dieses Problem besonders interessant. Weiß man doch z. B. vom ehemaligen Generaldirektor der Schaffgottschen Werte, der ein Jahreseinkommen von mehreren hunderttausend Mart bezog, daß er alsbald nach seinem Rücktritt von der Leitung der gräflich Schaffgottschen Verwaltung in die Schweiz gegangen und Schweizer Staatsangehöriger geworden ist. Troß dem fand natürlich bei den oberschlesischen Industriemagnaten Herr Hartwig mit feinen Anflagen feine Gegenliebe. Das Oppelner Hugenberg- Blatt, das bezeichnenderweise den Borstoß des Zentrumsabgeordneten als ,, völlig unmotiviert" bezeichnet, berichtet über das weitere folgendermaßen:
Der Herr Reichstagsabgeordnete mußte fich von Generaldirektor Brennecke eine Leftion erteilen lassen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ und die ihm wahrscheinlich für immer den Mut nehmen wird, im Kreise von Wirtschaftsführern parteidemagogisch über die Wirtschaftsfragen zu sprechen. GeneralDirektor Brennede brachte zum Ausdruck, daß Schuld an diefer bedauerlichen Kapitalsverschiebung in das Ausland in erster Linie jene Kreise haben, die durch ihre Politik nicht gewillt find, das Kapital in Deutschland zu schützen. Im übrigen, so führte er weiter aus, selbst wenn dieses Kapital nach Deutschland zurückkäme, würde es nicht zur Belebung der deutschen Wirtschaft verwandt werden, sondern wie das bisherige verwirtschaftet werden.
Wem schenkt Dietrich Steuern?
Der Farbentrust steckt 24 Millionen ein.
Aus einer Meldung des Berliner Tageblatts" geht hervor, daß das Reichsfinanzministerium dem deutschen Chemietrust der 3G. Farbenindustrie auf dem Berwaltungswege durch Erlaß bzw. weitestgehende Ermäßigung der inländischen mineralölsteuer Millionenbeträge als Subventionen gewährt hat. Dieser Steuererlaß, der nach der Meldung des Berliner Tageblatts" schon längere Zeit zurückliegt, ist vor der Deffentlichkeit
bisher geheim gehalten worden.
Das Reichsfinanzministerium hatte wohl auch guten Grund hierfür; denn schon die bisherige steuerliche Subventionierung der inländischen Treibstofferzeuger, von der neben dem Benzolbergbau in erster Reihe die IG.- Farbenindustrie profitierte, hatte in der Deffentlichkeit den schärfsten Protest hervorgerufen. Die Besteue rung der inländischen Treibstoffe war troß mehrfacher starter 3oll erhöhungen für die eingeführten Treibstoffe außerordentlich niedrig gehalten worden, so daß heute das Leuna- Benzin bei dem offiziellen Steuersatz einen 30llschutz von etwa 300 Proz. genießt; dieser lief schon bei der bisherigen relativ geringen Benzinproduktion der 3G. auf einen garantierten Mehrerlös( lies Subven tion) von 15 millionen Mark im Jahre hinaus. Nunmehr wird bekannt, daß die 36. nicht einmal diesen gefei
Natürlich fand Herr Generaldirektor Brennecke mit diesen lichen, an sich schon viel zu niedrig bemessenen Steuerfah von Worten bei seinen Standesgenossen brausenden Beifall.
Wer ist dieser Brennecke?
Er ist Generaldirektor der Oberschlesischen Berg. und HüttenA.-G., die vor fünf Jahren aus öffentlichen Mitteln mit insgesamt 46 millionen Mart faniert werden mußte ( ungeschützt!). 10 Millionen wurden davon als von vorn herein Derlorenes Darlehen gegeben, die restlichen 36 Millionen sollen nach zehn Jahren mit 1( ein) Prozent amortifiert werden.
Was nun die Verwirtschaftung anbetrifft, so hat der Staat das Geld unter der ausdrüdlichen Bedingung gegeben, daß feine Betriebseinschränkungen, feine Stillegungen und feine Entlassungen erfolgen dürften. Trogdem ist der wertvollste Befiz der Gesellschaft, die Abwehr- Grube in Nifolschüß, aus der Gesellschaft herausgelassen und dem Hauptattionär Graf Balle strem überlassen worden.
Werke der Donnersmard- Hütte, die vor der Verschmelzung um 30 Prozent Dividende ausgeschüttet hatten, wurden als unrentabel stillgelegt, Arbeiter und Angestellte nach dreißigjähriger Tätigkeit auf die Straße gesetzt. Aehnlich ging es mit der Julian- Hütte. Oberbedarf und Hegenscheidt sind Krämer. tetriebe geworder, Tausende von Arbeiter sind seit der glorreichen Leitung der Gesellschaft durch Herrn Generaldirektor Brennecke brotlos geworden und fallen der Gemeinde zur Last.
Das verhindert aber nicht, daß der erfolgreiche Generaldirektor Brennecke ein Monats-( nicht Jahres-) Einkommen von 40 000 m. bezieht! Nachdem die 46 Millionen Mart Staatshilfe auf diese Weise zum großen Teil verwirtschaftet sind, sieht man fich jetzt nach der Osthilfe um. Wieder foll Staatshilfe der rett.nde Strohhalm sein, nach dem eine am Ende ihres Lateins angelangte Verwaltung greift. Das hindert aber nicht, daß die gleichen Herren Wirtschaftskapitäne den Staat beschimpfen!.
,, Achtung! Aufnahme!" heißt die neue Parodie Kurt Robitschefs, der hier für das Kabarett ber Romiter und für lfe Bois ein von Geist und Wiz sprühendes Werk schrieb. Der Tonfilm ist diesmal das Opfer, das geschlachtet wird, der Tonfilm mit allen seinen Lächerlichkeiten und lebertreibungen. Mit ein paar Wizen umreißt Robitschek die Szene und gibt ihren Eriraft etwa die verlogene Süßlichkeit der Wiener Filmoperette oder den Kitsch eines amerikanischen Unterweltfilms. Unübertreff lich die Berfiflage gestellter Kulturfilme mit nackten Frauen und
vertierten Männlein.
In diesem Rahmen steht Ilse Bois , die geniale Parodistin. Aber ihr Spiel übersteigt die Parodie und wird große Gestaltungskunst. Es ist gleichgültig, ob sie als Diva tobt und schmollt oder als holdes Wiener Kind vom Hofopernballett Pirouetten schlägt und auf ZehenSpigen tanzt, ob sie als Happy- end - Braut mit mastenhaft starrem Lächeln einen Blumenstrauß an die Brust drückt, oder in der Rolle des Naturkindes hebräische Melodien vor sich hinbrabbelt, immer gibt sie mehr als diese Szene, fie trifft ein ganzes Genre. Eine Geste, ein Lächeln enthüllt das Wesen der Filmmache.
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Afrium: Jeder fragt nach Erifa". Der Titel ist sehr anmaßend, denn nach dieser Erika wird schwerlich alles fragen, zumal der Zuschauer gar zu viele Qualen erdulden muß, bevor das kleine Mädel aus dem Parfümerieladen den Herrn Baron heiratet. Bei stummen Filmen besaß der Regiffeur Friedrich 3elnit, felbst wenn er Operette verfilmte, immerhin Charme. Jetzt schwankt er zwischen Operette und Lustspiel und läßt feine Schauspieler sich unendlich albern benehmen, Die einzig wahre große Geste erlaubt sich Adele Sandrod, wie sie dem mit Spiel zeugfoldaten spielenden General alles durcheinanderwirft und sagt: ,, Herr General, die Schlacht ist zu Ende."
Sonst folgt eine Enttäuschung der anderen. Am schlechtesten schneidet der Star ab; denn Lya Mara fann nicht sprechen. Sie hat mit großer Mühe Sprechtechnik gelernt und zeigt diese durch diverse Mundverrenkungen dem Bublifum. Es bleibt mithin nichts anderes übrig, als das Baar Mara- Zelnik als Opfer der fortschreitenden Technik( in diesem Falle Tonfilm) zu buchen.
Profeffor Economo, der Erforscher der Kopfgrippe, ist in Wien an den Folgen eines Hirnschlages gestorben. Er war einer der bedeutendsten Hirnforscher unserer Zeit. Als in den Jahren 1918-1919 die Grippeepidemie wütete, gelang es ihm, die entzünd. lichen Beränderungen im Gehirn zu entdecken, durch die die Krant heitserscheinungen verursacht wurden. Economo hat mit seiner Darstellung eines eigenen Schlafzentrums in unserem Zentralnerven instem, dem die Steuerung des Schlafmechanismus obliegt, der Wissenschaft unvergängliche Dienste geleistet.
Museumsführungen. Im Rahmen der amtlichen Museumsführungen merden sprechen: Sonntag, 25. Oftober, 9 Uhr, Dr. Blümel über den fleinen Fries von Bergamon im Bergamon Museum; 10 Uhr Dir. Demmler über die deutsche Kunst nach der Reformation im Dent shen Museum; Dr. Waldschmidt über die Krischnalegende in der Kunst im Museum für Böllerfunde
Meisterwerke der Bildniskunst. Die Conderausstellung: We i fter. merteber Bildnistunst im Saal der Raffaelteppiche des sai ser Friedrich Museums wird vom 31. Oftober an geöffnet sein. Die Ausstellung ist zugänglich an den gleichen Tagen und zu den gleichen Stunden wie das Kaiser- Friedrich- Museum. Die Ausstellung wird die Monate November und Dezember bauern.
3,60 m. je Doppelzentner oder 2,80 2. je Hektoliter zu entrichten brauchte, sondern daß der Steuersah auf den Betrag von jage und fchreibe 10 Pfennig je Heftoliter oder ein Zehntel Pfennig je Lifer herabgefeht wurde. Man hat also bis jetzt der JG. eine inländische gefehliche Steuer eine ganze Zeitlang ohne jede Mitteilung an die Oeffentlichkeit geschenkt.
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Die bisherige Erhebung einer Abgabe von ein Zehntel Pfennig pro Liter für JG.- Benzin gegenüber einer Belastung von rund 17 Pfennig für jeden Liter eingeführtes Benzin- tann nur als Feigenblatt gekennzeichnet werden, das die Finanzbürokratie ber fast völligen Steuerfreiheit für Leuna - Treibstoff umgehängt hat. Nunmehr hat man mit der JG. eine neue Regelung getroffen, wonach die JG. in Zukunft nicht mehr ein Zehntel Pfennig, sondern schon einen vollen Pfennig Steuer pro Liter Benzin zahlen soll; aber auch das ist nur etwa ein Drittel des gesetzlichen Steuerfages. Da indessen die JG. ihre Benzinproduktion gesteigert hat und in dem Halbjahr Oftober 1930 bis März 1931 mit einer Produktion von 80 000 Tonnen rechnet, sieht das Geschäft für die JG. wie folgt aus: Die JG. behält zunächst für das laufende Halbjahr neben der Subvention aus der Differenz zwischen Zoll und Ausgleichssteuer in Höhe von 15 Millionen Mart immer noch ein besonderes Steuergeschent von 2 Millionen Mart.
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Man hätte erwarten müssen, daß die Regierung entsprechend den auch in bürgerlichen Blättern scharf vertretenen Auffassungen die enormen Subventionen für die inländischen Treibstofferzeuger abbaut, statt dessen erhält die JG. durch vollen und auch jezt
Wo steht der Katholozismus?
Bericht über zwei Borträge
Die katholischen Akademiter haben den Dominifanergeneral P. Gilles eingeladen, über„ Die aftuelle Krise des Gewissens" zu sprechen. Der gelehrte Sprecher hielt vor einem zahlreich erschienenen Bublifum, unter dem sich auch der päpstliche Nuntius befand, in französischer Sprache einen meisterlich aufgebauten Vortrag, in dem er eine Geschichte des europäischen Menschen stizzierte. Das Gewissen wurde von dem Redner als ein Zustand der Seele gefaßt, in dem der Geist das llebergewicht und die Herrschaft über die Materie habe, während heute dieses Verhältnis gestört und in sein Gegenteil verkehrt ist. Seit die firchlichen Ordnungen des Mittelalters zunehmend durch weltliche Ordnungsinsteme aufgehoben wurden, hat sich der Mensch immer mehr der Materie ergeben; diese Entwicklung gelte gleicherweise für die Individuen, wie für Familie und Gesellschaft. Die Individuen laufen auseinander, gegeneinander, weil sie ohne innere Bindung find, die Familie ist in bedrohlicher Aufhebung begriffen, weil Geburtenrüdgang und Scheidungsmöglichkeit der Ehe erschreckend um sich greifen; damit, so behauptet der Vortragende meiter, sei die Gesellschaft schlechthin bedroht. Deshalb habe der Papst in seinem Rundschreiben über die Ehe ein deutliches Wort fprechen müffen.
Die Gefährlichkeit dieser ganzen Entwicklung befunde die Weltwirtschaftstrije, über welche die technische Vollendung unserer Zeit vorläufig scheinbar doch nicht Herr werden könne. Die Technit fei nicht mehr Dienerin der Menschheit, sondern ist Selbstzwed geworden. Bei dieser Gelegenheit machte der Redner einige fehr interessante Bemerkungen über die Geschichte der Technik und ihre gesellschaftliche Funktion, aus denen man feine tiefe Bertraut heit mit diesem Gegenstand heraushören tommte. Die Weltwirtschaftstrije zeige das Bersagen der Wirtschaft ein riesiges Arbeitslofenheer bei vollen Lägern und doch sei zum Beispiel soviel Baumwolle in der Welt vorhanden, daß alle Frauen der Welt mit zwei Kleidern versorgt werden könnten, sogar mit langen. Die Auswege aus dieser Krise? Kein Nationalismus, der nur Grenzen fennt, fein Kommunismus, der feine Grenzen fennt, sondern ein auf entschiedener Friedensbereitschaft gegründeter Wille. Für diese Verständigung, namentlich zwischen Deutschland und Frankreich , predige er und damit für den Frieden der Welt. Es fann nur begrüßt werden, wenn sich auch die hohe Geistlichkeit Es kann nur begrüßt werden, wenn sich auch die hohe Geistlichkeit mit in den Dienst so realer, politischer Notwendigkeiten stellt.
2.
noch weitgehenden Steuererlaß auf dem Verwaltungswege riesige Steuergeschenke.
auf dem Verwaltungswege, die es jetzt zuzugeben geDas Reichsfinanzministerium versucht, diese Subvention zwungen ist, mit seinen Vollmachten zum Steuererlaß aus BilligDieser Steuererlaß aus Billigkeitsgründen hat in der Verwaltungsteitsgründen nach der Reichsabgabenordnung zu begründen. pragis aber bisher selbstverständlich nur dort Platz gegriffen, wo eine offensichtliche Notlage der Steuerschuldner vorlag. Man wird schwerlich die JG. hier einrangieren fönnen. Es ist eine durchsichtige Ausflucht, um den
unerhörten Vorgang der neuen Subventionsgewährung auf dem Verwaltungswege zu bemänteln.
Benzins volkswirtschaftlich und finanzpolitisch nicht zu rechtfertigen Ganz abgesehen davon, daß das Verfahren zugunsten des IG.ist, müssen wir aber auch gegen das hier angewandte Berfahren des individuellen Steuererlasses gegenüber einem Großunternehmen schärfste Verwahrung einlegen. Ein derartiges Vorgehen ist geeignet, die Grundlagen der gleich. mäßigen gefeßlichen Besteuerung zu zerstören. Wenn man Großfinanzielle Leistungsfähigkeit über jeden Zweifel erhaben ist, auf unternehmungen vom Range der JG., deren wirtschaftliche und erläßt, so wird damit einer uferlosen, unfontrollier dem Verwaltungswege Steuern und dazu noch indirekte Steuern baren Subventionspolitit Tür und Tor geöffnet Es ist unerträglich,
daß in einer Zeit, in der aus Mangel an Geldern wichtigste öffent liche Aufgaben in geradezu gefährlicher Weise eingeschränkt werden müssen, Steuergeschente an einzelne steuerpflichtige Unternehmungen gemacht werden, und daß wegen des Steuergeheimnisses die Deffentlichkeit nur durch Zufall etwas von solchen Geschenken und Subventionen erfährt. Ein solches System birgt die Gefahr in sich, auf Grund der Willfür der Steuerverwaltung zur Korruption zu führen. Auch bei dem Steuergeschenk an die JG. wäre es fehr wichtig, zu erfahren, wann es ges währt wurde, d. h. ob es schon aus der Zeit des Reichsfinanzministers Dr. Moldenhauer stammt, der früher dem Aufsichtsrai der 5G. angehörte, oder ob Herr Dietrich allein die Verant wortung für dieses Geschenk trägt.
Wir fordern von dem Reichsfinanzminister, daß er dieses nicht zu rechtfertigende Steuergeschent zurückzieht und daß er gleichzeitig der Deffentlichkeit eindeutig mitteilt, welche Subventionierungen durch Steuernachlässe an Großfirmen sonst erfolgt find. Wir fordern auch von dem neuen Reichswirtschafts. minister, daß er getreu der öffentlich verfündeten Einstellung der. industriellen Organisationen, aus denen er stammt, sich mit Nachdruck dafür einsetzt, daß diese Subvention der chemischen Industrie in der Form des Steuergeschents unverzüglich rüdgängig gemacht wird.
eine entschiedene soziale Tendenz war der Grundton des Vortrags. Hoffentlich bleiben sich die geistlichen Herren und, was wichtiger ist, ihre politischen Vertreter, der Gefahr bewußt, die, wie das elfpiel des italienischen Faschismus lehrt, in berufsständischen Ilufionen liegen.
„ Der Kongreß tanzt."
M.
Während man sich in Wien über Rangfragen der Fürsten stritt, während man tanzte und das Neg der Reaktion spann, das die Bölfer Europas jahrzehntelang umstriden sollte, landete Napo leon in Frankreich , und der Wiener Traum war ausgeträumt. Der Kongreß, das große Fest politischer Intrige, das Duell der beiden Meister Metternich und Talleyrand , flog auf, ein Menuett riß ab.
Dem Film genügt es, daß auf dem Kongreß getanzt und geliebt runde, daß es schon 1813 den Heurigen gab und daß die Hofoper mit wundervollen Balletts aufwarten konnte. Die Ge schichte dient als Libretto einer Operette und einer Tanzfurie, bai der Erik Charell seine dekorativen Künste entfalten kann. Um tanzende Massen auf die Szene zu bringen, ist der Wiener Kongreß nicht notwendig. Empirekostüme fönnen auch bei anderer Gelegenheit gezeigt werden. Aber man verspricht sich Erfolg, wenn ein rerliebter Herrscher auftritt und bekannte historische Borgänge den Hintergrund bilden. Nur ein paar Bilder deuten an, in welcher Tonart auf dem Kongreß gegeigt wurde. Metternich durchleuchtet die Korresp ndenz oder horcht die Gespräche ab. Geheimpolitik und Freude am intriganten Spiel, in dem die Völker gleichgültig bleiben.
einer Handlung. Zar Alexander, ein echter Operettenfürst, fnüpft Innerhalb des rauschenden Tanzes entwickeln sich Anfäße zu zarte Bande mit einer Handschuhverkäuferin. Diese zarten Bande zerreißen bei der plötzlichen Abreise des Herrschers. Aber auf dekorativen Rahmen. Crif Charell, der im Film debütiert, mertet Handlung und Historie tommt es nicht an, sondern nur auf den seine Revueerfahrungen aus.
Das Bild ist stänung rhythmisch bewegt. Das Auge wird von pruntpollen Aufzügen geblendet. Mufif und Bewegung bilden eine Ginheit, durchdringen sich und steigern sich gegenseitig. Charell versucht nicht, wie etwa Lubitsch, eine Charakteristik der Masse, ihm genügt die Bewegung um jeden Preis, und in diesem Bewegungsfieber schredt er nicht vor Geschmadlosigkeiten zurück, vor zudrigen, ritschigen Gruppen, vor Stellungen, die an Marzipan. gebilde erinnern
In einem Vortrag der katholischen Volkshochschule sprach Bater Ur über die Bewegung vergißt er die Schauspieler. In Oswald von Nell Breuning über die päpstliche Nebenrollen herrscht das gewohnte Schema, und Fritsch und Enzyllita von der sozialen Geregtigteit Quadra ilian Harvey erstiden im Konventionellen. Allerdings findet gesimo Anno). Der Redner gab eine sehr aufschlußreiche Aus Fritsch Gelegenheit zu charakterisieren. Er, der Darsteller des legung der päpstlichen Kundgebung. Die soziale Gerechtigkeit oder liebenswürdig lächelnden Zaren, spielt auch den Doppelgänger, Gemeinschaftswohlgerechtigteit fordere für den Ar- einen fleinen Offizier, der den zaren in unangenehmen Situatiobeiter gerechteren Lohn, einen Lohn, der ihm und seiner Familie nen erfeßen muß. Hier zeigt es sich, daß Fritsch ein Gestalter ein menschenwürdiges Dasein, Teilnahme an den Kulturgütern der werden könnte, aber diese Momente bleiben diesmal nur Momente. Menschheit gestatte. Das Proletariat müsse ent proletarisiert Allein Conrad Veidt , der Metternich , wächst über das spielerische werden, die gegenwärtigen Zustände seien finnwidrig und wider Niveau hinaus. Der steptische Diplomat, der weltmännische sprechen jeder Vernunft. Bemerkenswert scharf unterstrich das Mephisto würde auch in einem Film, der die Hintergründe des Referat die berufsständische Idee, wie sie in der Enzyflita aus Wiener Kongresses belichtete, eine ausgezeichnete Figur machen. gesprochen ist. Nicht Klassen sollen sich in dem heute notwendigen Ein großer Aufwand ist vertan um nichts. Gesellschaftsneubau gegenüberstehen, vielmehr sollen die Berufs- fläche tennt man genügend. Charell hat Gulen nach Athen geBewegte Oberstände wiederum Glieder einer organischen Gesellschaft werden. Wie tragen. Der Wiener Kongreß müßte anders behandelt werden. dies heute konkret durchzuführen ist, bleibt allerdings dunkel. Aber
F. Sch.