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la Sabrgang 1. Beilage des Vorwärts

Nr. 503 48. Jahrgang

Drei Zentner Sprengstoff gefunden

Genug um ein Stadtviertel in die Luft zu sprengen!

Die im Laufe des gestrigen Tages noch im Keller der Wohnung Ueberbrüds gefundenen Sprengstoffmengen wer­den auf annähernd einen 3entner geschäßt, so daß dieses Sprengstofflager fich nach den bisherigen Feststellungen auf rund drei Zentner Explosivstoffe belief, eine ganz ungeheuer­liche Menge, genügend, um ein ganzes Stadtviertel in die Luft zu sprengen. In den Kellerräumen fand man weiter Drahtrollen, Metallbehälter, die zur Herstellung von Sprengkörpern dienen jollten, eine behelfsmäßig hergestellte Handgranate, Aufschlag- und elektrische Zünder und sonstiges Zubehör. Die Sprengstoffmengen haben zum Teil schon längere Zeit gelagert; fie stammen feines­falls direkt aus den Fabriken, in denen sie hergestellt wurden, jon­dern müssen von Zechen- oder Steinbruchbetrieben entwendet sein. Untersucht wird auch in Anbetracht der Tatsache, daß Ueberbrüd auf der Rückkehr aus Schlesien   verhaftet wurde, ein etwaiger Zu­fammenhang mit den kürzlich aufgedeckten Sprengstoffdiebstählen bei Petershain, wo bekanntlich eine zu linksradikalen Kreisen der dortigen Gegend in Beziehungen stehende Familie Bart els wegen des Verdachtes der Täterschaft verhaftet wurde. Die Durch­fuchung des Liebknecht- Hauses in Verbindung mit den Sprengstoff­Funden bei Ueberbrüd( nicht Kirch, wie irrtümlich am Sonntag mitgeteilt), hat gleichfalls äußerst belastendes Material zutage ge­fördert.

Die Belegung der Berliner   Kommunistenzentrale am Bülowplay durch die Politische Polizei   währte bis in die späten Abendstunden des Sonntags. Bis auf die Räume des 3K.( Zentral- Komitee) ist das Liebknecht- Haus gestern früh wieder freigegeben worden. Bei der Durchsuchung und Sichtung des verdächtigen Schriften­materials und verschiedener Korrespondenzen wurden von der Polizei neue Spuren und Hinweise auf geheime Sprengstoff­nester entdeckt. Es wurden in verschiedenen Wohnungen kom­

Die lare Praxis".

Wichtige Sachverständigenaussage im Gflaref- Prozeß.

Zu Beginn der geftrigen Verhandlung im Sflaret- Prozeß, bei der die Angeklagten Gäbel, Degner, Schmitt und Cuding fehlten, ordnete der Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Keßner, an, daß sämtliche Angeklagten vom heutigen Dienstag ab aus Sicherheitsgründen, und zwar vermutlich um feinen Revisionsgrund zu schaffen, morgens an Gerichtsstelle zu erscheinen haben. Sie könnten dann eventuell fortgehen, wenn sie die Erklärung abgegeben hätten, daß fie fich freiwillig entfernten.

Der Sachverständige für die städtische Berwaltung, Ober­magistratsrat Dropmann, wurde dann über die Frage gehört, ob das Abweichen von Beschlüssen des Magistrats und der Stadt­verordnetenversammlung zulässig sei, wie es durch den Vertrag mit den Sklarets betreffs Uebergabe der KVG. der Fall war. Der Sachverständige hielt grundsätzlich ein Abweichen von Beschlüssen der städtischen Körperschaften für nicht korrekt und hielt es auch nicht für zulässig, daß einzelne Magistratsmitglieder sich über die Be­schlüsse hinweggefeizt hätten und den Vertrag genehmigten. Seine weiteren Ausführungen waren für die Angeklagten Kohl und Sakoloffti insofern günstig, als nach seiner Ansicht die Kämmerei­verwaltung für die Ausführung der Beschlüsse verantwortlich sei. Vorf.: Man muß also in der städtischen Verwaltung wohl zwischen dem unterscheiden, was formal forrekt ist, und dem, wie es eigentlich in der Praxis ausgeführt worden ist. Es scheint da eine lage Auf­fassung zutage getreten zu sein. Sachverst.: Ja, es stimmt, es hatte sich eine I age Bragis eingebürgert. Der Vorsitzende

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Familie Soviet

Roman

von Else Möbus

,, Germaine ist in der letzten Zeit vollkommen verändert, ich beobachte sie schon seit Wochen und bitte Sie"- damit ich beobachte sie schon seit Wochen und bitte Sie" damit wandte sie sich zu den Gästen ihr Benehmen zu ent­schuldigen, Sie hängt unendlich an ihrem Bruder, und feit­dem er frank ist, leidet sie mit. Bei jeder Gelegenheit bricht sie in Tränen aus fie ist nicht wiederzuerkennen."

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Draußen aber schob Fräulein Holl ihren Arm unter den ihrer Freundin und sagte zweifelnd: Ich weiß nicht, ent­wever it diese Frau eine stille Heldin, die ihre Rolle be­mundernsmert spielt, oder aber sie ist ein wenig sehr dumm

und naiv."

Die andere lachte laut auf: ,, Das Lettere, meine Liebe, das Lettere. Aber die Düring hat den Profit davon der fann feiner mehr am Zeug fliden!"

Die letzten Gäste hatten sich verabschiedet, nur Fräulein Düring war im Gespräch mit Frau Loriot   noch einen Augen­blick zurückgeblieben. Ein plögliches, betretenes Schweigen trat ein, als Loriot zu den beiden Frauen trat, und sich die drei Menschen unvermittelt ohne Zeugen gegenüberstanden. Dann brach Fräulein Düring mit raschem Entschluß die Stille und streďte ihrer Gastgeberin die Hand entgegen.

Wie soll ich Ihnen danken, verehrte gnädige Frau", fagte fie bewegt, ich werde niemals vergessen, was Sie heute für mich getan haben. Wenn es nach den Klatschbasen ginge, dann säße ich schon morgen irgendwo, wo sich die Füchse und die Hasen gute Nacht sagen. Und ich bin doch so gern hier!" Schelmisch blickte sie zu Loriot   hinüber.

Aber der Professor sah verschlossen vor sich nieder. Johanna Loriot drückte das junge Mädchen sanft in einen der großen Polsterfeffef nieder und setzte sich ihr gegenüber. Komm, Andre", sagte sie ruhig, fezze dich auch zu uns, wir wollen nun rasch alles ins Reine bringen, wie es vernünftige Menschen tun müssen." Dann ergriff sie die Hände des jungen Mädchens.

munistischer Parteiangehöriger, deren Adressen im Interesse dec Untersuchung von der Polizei zunächst noch geheim gehalten werden, größere Mengen Sprengstoffe. und dazugehörige Sprengmaterialien beschlagnahmt. Weiter sind auf Grund der polizeilichen Aktion eine Reihe von Berbindungsleuten und zum Teil auch die Lieferanten" ermittelt worden. Die Fäden dieser Sprengstoff- Gruppe reichen bis nach Oberschlesien   und Schleswig- Holstein  . Am Sonnabend haben in der Provinz verschiedene Durchsuchungen stattgefunden, über deren Ergebnis die Berliner   Polizei jedoch noch feine ausführlichen Berichte erhalten hat. Mit weiteren Festnahmen der an dem Verschwörernet be­teiligten Personen ist zu rechnen. Die polizeilichen Ermitt Iungen in Breslau  , von wo Ueberbrück mit den mit Spreng­stoff gefüllten Koffern nach Berlin   kam, dauern noch an, wie natür­lich auch in Berlin   die Untersuchung in dieser Affäre noch lange nicht beendet ist. An zuständiger Stelle neigt man zu der Annahme, daß Ueberbrück, der übrigens schon aus früheren Jahren als soge nannter ,, militärischer Obmann" befanni war, mit der im Früh­jahr unschädlich gemachten Sprengfolonne Gutsche und Ge­nossen im Zusammenhang stand, deren Anführer Gutsche nach Ruß­ land   geflohen ist, während die übrigen Mitglieder der Kolonne in Leipzig   in Untersuchungshaft figen, meil gegen sie ein hoch per ratsverfahren schwebt. Auch die sonstigen Sprengstoff- Funde, die in der letzten Zeit in Berlin   gemacht worden sind, werden mit in den Bereich der Nachforschungen gezogen.

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Im Flur des Hauses Große Frankfurter Straße 19 wurde von Angestellten des Juweliers Freundlich am gestrigen Sonntag ein Paket gefunden, das 150 Schuß Infanterie­Munition enthielt. Die Patronen wurden der Politischen   Polizei übergeben.

schnitt diese Erörterungen schließlich mit der Feststellung ab, daß es darauf ankomme, was sich der Kämmerer Karding und der Syndikus Lange gedacht hätten, als sie den Bertrag, obwohl er den Beschlüssen zuwiderlief, genehmigten.

Die weitere Erörterung galt zwei Nachtragsverträgen, durch die die Sklareks durch die Angeklagten Kohl und Sokoloffti weiter nach Ansicht der Staatsanwaltschaft begünstigt worden sein sollen, was diese jedoch bestritten. Eine Pflichtwidrigkeit der beiden Angeklagten wird auch darin erblickt, daß die Preise für die übernommenen Waren von der KVG. zugunsten der Firma Stlaret start ermäßigt worden sind. Leo Stlaref erklärte in diesem Zu­sammenhang wieder, daß Kieburg ihn mit dem ganzen Lager der KVG. betrogen und übervorteilt habe, denn die Waren seien lauter Schund und Lumpen gewesen. Der Staatsanwalt meinte in diesem Zusammenhange, es fei dann doch eigenartig, weshalb die Eflarefs Rieburg ein zinslojes Darlehen von 150 000 Mart gegeben und auch noch bis zum November 1926 an ihn 3ahlungen geleistet hätten.

Im übrigen seien die Behauptungen der Stlarets, daß sie Kieburg betrogen habe, daß die guten Waren gegen schlechte ver­tauscht worden seien, völlig unbewiesen, was man Punft für Punkt nachweisen werde.

Leo Sflaref: Herr Kieburg hat sich von einem Berliner  Trödler Anzüge für 8,50 M. gekauft, die er uns hingehängt hat. Davon steht nichts in der Anklage. Vors: Seien Sie doch zu­frieden, daß nicht alles darin steht.( Heiterkeit.) Der Angeklagte Rohl vertrat die Auffassung, die Interessen der Stadt gewahrt zu haben, und bestritt sehr entschieden, daß er die Sklarets mit dem Lager der KVG. übervorteilt hätte. Ein Posten Ware in Höhe von

,, Kind", sagte sie herzlich ,,, ich bin Ihnen niemals böse gewesen. Ich will auch meinen Mann nicht hier zu Hause einkapseln und ihn der Jugend, zu der er gehört, entziehen. Aber ich habe Pflichten gegen meine Kinder. Auf sie darf fein Makel fallen. Unsere Familienverhältnisse müssen nach außen rein sein und auch nach innen." Ihre Stimme schwankte.

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Fräulein Düring beugte sich über ihre Hand und küßte sie. ,, Gnädige Frau", sagte sie fest ,,, hier haben Sie mein Versprechen, daß ich mich nie mehr mit Ihrem Gatten heim­lich treffen werde und wenn unser Zusammensein noch so harmlos ist. Denn das ist es in der Tat. Die alten Tanten sind bloß neidisch. Aber ich habe eingesehen, daß es besser ist, nicht in die Höhle dieser Löwinnen zu fallen." Sie lächelte spöttisch.

Ihnen", sagte sie schlicht, und damit wollen wir die An Draußen klopfte es. Frau Loriot   erhob sich. Ich danke Draußen klopfte es. Frau Loriot   erhob sich. Ich danke gelegenheit als erledigt betrachten." Sie schritt zur Tür, durch die hastig die Krankenschwester einfrat.

Fassen Sie sich, Frau Professor", sagte sie, als sie den jähen Schred im Gesicht der Frau bemerkte, aber das Be finden Ihres Sohnes scheint sich leider etwas zu verschlim mern. Ich habe socben den Arzt telephonisch gerufen und damit seine Beifung befolgt, ihn von jeder Veränderung in Kenntnis zu setzen. Er wird jeden Augenblick hier sein

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,, Sie unterbrach sich jäh, denn ein gellender, wilder Schrei drang durch den weiten Korridor herüber. Das Kind", sagte sie entsetzt, während Frau Loriot hinausstürzte. Aber Germaine mar wie con Sinnen. Sie schlug wie rasend um sich, als sie die Mutter vom Bett des Bruders entfernen wollte. Berzweifelt schüttelte sie die Hand des Bruders, der unbemeglich in den Kissen lag.

,, Dolf, Schnolfi, Dolfchen, mach auf, mach auf!" Sie streichelte sein Gesicht und füßte die tief eingefunkenen Wangen. Aber der Bruder rührte sich nicht.

Beruhigend sprach der dazu kommende Arzt auf sie ein. Aber sie biß und tragte jeden, der sie anfassen und vom Bett megführen wollte, fie stieß mit Händen und Füßen um sich wie eine Verzweifelte. Dann richtete fie fich mit jähem Rud auf.

,, Ihr seid schuld, ihr alle!" Mit überschlagender Stimme schrie sie es den Eingetretenen entgegen. Dann brach sie in Krämpfen zujammen

Dienstag, 27. Oftober 1931

80 000 Mart sei allerdings minderer Qualität gemesen und hätte eine bittere Beigabe zu dem Geschäft dargestellt. Man könne sich ja aber nicht aus einem Geschäft nur die Rosinen herausfuchen. Ob wirklich durch Kieburg Waren vertauscht worden seien, wisse er nicht, er habe nur einmal in einem Unterausschuß der Stadtverordnetenver­fammlung davon gehört.

Mehr Fahrgäste- weniger Geld

Die neuesten BVG.- Verkehrszahlen.

Die neuesten von der Berliner   Berkehrsgesellschaft ver­öffentlichten Berkehrszahlen laffen zum erstenmal die Auswirkungen des am 1. September eingeführten Tarifes er­fennen.

Im Monat September 1931 wurden auf den Verkehrs­mitteln der BBG. 71 808 760 Personen befördert.( Im August dieses Jahres 69 563 921.) Davon entfallen auf die Straßenbahn 43 819 578, auf den Omnibus 10 177 000 und auf die U- Bahn 17 812 182 Fahrgäste. Im gleichen Monat des Vorjahres mur­den 81 574 196 Personen gezählt. Die Straßenbahn beförderte 52 699 367, der Omnibus 12 544 055 und die U- Bahn 16 330 774 Fahrgäste.

Der Rückgang im Monat September 1931 im Vergleich zum September 1930 beträgt 12 Prozent. Für die einzelnen Berkehrs­mittel ist das Ergebnis folgendes: Bei der Straßenbahn minus 16,8 Prozent, bei dem Omnibus minus 18,9 Prozent und bei der U- Bahn eine Steigerung von 9,1 Prozent.

Nach der Neueinführung des Tarifs vom 1. September ab wurden 21 594 320 Fahrten auf Sammeltarten gezählt. Es ergibt sich auch bei einem Vergleich mit den Zahlen des Monats August 1931, daß nach der Einführung dieses Tarifes 2244 839 Personen mehr befördert wurden.

Der neue Tarif hat der BVG. einen nicht unerheblichen Zu= strom neuer Fahrgäste gebracht. Nicht gleichen Schritt mit der Er­höhung der Berkehrsziffern haben jedoch die Einnahmen gehalten. Hier ist ein weiterer Rüdgang zu verzeichnen, die genauen Summen hat die Gesellschaft noch nicht bekanntgegeben. Die Tatsache des Einnahmerüdganges bei gesteigerten Benutzungsziffern hat ihre Ursache in der Neueinführung der Sammelfarten, die die Einzelfahrt bei Straßenbahn und U- Bahn auf 20 Pfennig verbilligt hat. Ge­rade die Sammelfarten aber sind es, die der BBG. viele verloren gegangene Fahrgäste wieder zurüdgewonnen haben. Die Verfehrs­gesellschaft hat sich mit der Einführung der Sammelfarten eine neue Popularität erworben, die allerdings durch das Bekanntwerden des unmöglichen Einschränkungsprogramms" schon in Gefahr ist, wieder verlorenzugehen.

Dachstuhlbrand in Schöneberg  .

Im Dachstuhl des Edhauses Hauptstraße 11 und Borbergstraße in Schöneberg   brach gestern nachmittag Feuer aus, das schnell m fich griff.

Die Flammen hatten ihren Ausgang in einer Bodenfammer genommen und waren auf ein Maleratelier, das in einer Mansardenwohnung untergebracht ist, übergefprungen. Ein großer Teil des Ateliers mit vielen Arbeiten des Künstlers wurde vom Feuer zerstört. Zum Glück fonnte der Brand verhältnismäßig schnell eingedämmt werden, so daß der größte Teil des Dachstuhls gerettet wurde. Die Entstehungsurfache fonnte noch nicht geflärt

werden.

Polizeipräsident Grzesinski   wird am Mittwoch, dem 28. Oktober, abends 8 Uhr, in einer gemeinsam vom Reichsbund der und dem Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold veranstal­Kriegsbeschädigten,-teilnehmer und-hinterbliebenen teten Versammlung in Wittenau  ( Vereinshaus, Behnke, Oranienburger Straße   88/89) über das Thema Polizei und Wirtschaft" sprechen.

6.

Wieder ist die Nacht hell und sternenklar wie einft. Wieder summt der Nachtwind in Sträuchern und Bäumen. Mild und sanft streicht die Luft in leisen Wellen über den Garten. Im vollen Licht des Mondes liegt das kleine Land­haus.

Loriot fizzt am Schreibtisch seines mit eingebauten Bücherschränken fast übermäßig belasteten Arbeitszimmers. Er hat ein schmales, schwarzes Heft vor sich und ließt.

Bapa hat Augenblice, in denen er mich haßt, das fühle ich genau. Warum nur? Bin ich schon ein zu erwachsener Sohn für ihn, wird er älter durch mich? Oder ist es etwas anderes? Und doch liebt er mich wieder, ist von einer rühren­den Besorgnis, erfüllt mir jeden Wunsch, den ich ausspreche. Er motiert sich über meine Liebe zur Astronomie und meine Kameraden in der Schule darum geben, wenn sie Mathematik und doch hat er mir heute zum Geburtstag eine herrliche astronomische Bibliothek geschenkt. Was würden einen solchen Bater hätten! Nein, ich darf und will nicht un­

dankbar fein."

24. Februar. Heute ein herrlicher Tag. Die beste Mathematifarbeit geliefert. Professor Fiedler nannte mich einen genialen Kerl Burde an die Tafel gerufen, mußte selbständig Formeln entwickeln und der Klasse erklären. In meinem Kopf alles leicht und frei, mie noch nie, ich fann denken, denken, alles strömt mir zu.

Der Ordinarius hat mir den großen Schulpreis in Aus­sich gestellt. Wie wird sich Papa freuen! Und Mamas Gesicht wird strahlen, und Germaine- die wird den ganzen Tag fingen und Purzelbäume schlagen und vor Stolz auf mich nicht missen, was sie machen foll."

11. Mai. ,,... nein, ich finde keine andere Lösung, es ahnen. Mein Gehirn funktioniert nicht mehr. Auch die Augen lassen täglich nach.

gibt nichts anderes mehr. Ich bin frant, fränfer als alle

Ich habe mich schon in die erste Bant gesezt, aber selbst hier fann ich teine Zahl an der Tafel mehr erkennen. Wie soll das werden! Heute von Doktor Harber untersucht worden, er meint, es sei rein nervös, ich solle Sport treiben.

28. Mai. Ich muß mich damit abfinden, muß versuchen, das Schidsal, das mir beschieden ist, auf mich zu nehmen. Es ist fein Zweifel mehr, ich bin gehirnfrant. Ich begreife nicht, daß keiner der Aerzte bisher diese Diagnose gestellt hat. Oder doch? Vielleicht haben sie nur den Mut nicht, mir zu jagen, daß ich verloren bin ( Fortjegung folgt.)