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Von Brüning zu Hitler . Gewerkschaftliche Illusionen. Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht Genosse Auf- Häuser in der Parteipress« einen Aufsatz über die Ge- spräche zwischen Zentrum und Nationalsozialisten, dem wir die folgenden Stellen entnehmen: Es ist nicht anzunehmen, daß Reichskanzler Brüning Neigung verspüren sollte, gerade jetzt Hitler an die Staatsmacht bringen zu wollen. Dennoch verdient die sehr eingehende Aus- spräche der den christlichen Gewerkschaften nahestehenden Tages- zeitung ,chex Deutsche " und desVölkischen Beobachters" aufmerk­sam verfolgt zu werden. Den Auftakt bildete ein AufsatzBrüning und Hitler ", der in derHandelswacht", dem Organ des Deutsch - nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, am 2S. Oktober, einige Tage vorher aber bereits imDeutschen " erschienen war. Es ist kein Geheimnis, daß der DHV. durch die wachsende Zahl seinir Nazimitglieder unerhörten Schwierigkeiten aus- gesetzt ist und deshalb nach einem Ausgleich auf politischem Ge- biete sucht. Die ganzen Betrachtungen, wie sie jetzt in maßgeblichen Or- ganen der christlichen Gewerkschaften angestellt werden, gehen von der Annahme aus, daß ein« Loslösung der Nationalsozialisten vom Harzburger Bündnis, also von dem geistigen Inspirator Hugenberg, auch gleichzeitig einer Loslösung von der Sozialreaktion gleich­kommen könnte. Sie hoffen, die von Hugenberg befreite Hiller- Partei gewertschaftsfreundlich und positiv-fozial- politisch machen zu können. Hier liegt die große Illusion dieser christlichen Gewerkschafter. Die innige Verbindung der Ratio- nalsozialisten mit der Sozialreaktion erschöpft sich nicht in der Bindung der beiden Parteien von Hitler und Hugenberg. Die innige Wechselwirkung zwischen Faschismus und Sozialreaktion ist weit mehr als eine Parteifrage. Der Faschismus ist seinem ganzen Wesen nach eine Aufruhrbewegung ohne eigenes wirtschaftliches und soziales Wollen. Er ist vielmehr das Instru- ment des heute absteigenden und krampfhaft ringen- den Kapitalismus, wie einst die Gelben das Unternehmer- Instrument gegen die unabhängigen Gewerkschaften gewesen sind. Die Tatsache, daß durch die erwähnt« Diskussion das ohnehin lose gewordene Band zwischen den beiden nationalistischen Parteien bald reihen kann, besagt für die gesamte politische Situation noch nicht allzuviel. Kein Gewerkschafter kann hoffen, daß eine so ge- reinigtenational« Opposition" etwa weniger arbeiter- -feindlich werden könnte, als die Harzburger Gesamtfront. Wenn aber gar die Trennung Hitlers von Hugenberg mit einer Annähe- rung Brünings an Hiller erkauft werden sollte, so würde dieser ganze Gewerkschaftstraum zur Gefahr für die deutsche Ar- beiterklasse. Die Klassenfronten, wie sie Harzburg aufgezeigt hat, bestehen, und wer sie zu verwischen sucht, schwächt die breite Gewerkschaftsfront. Das Los der bedrängten Arbeiterschaft ist unlösbar verbunden mit dem gleichfalls bedrohten Volksstaat. Der Verteidigungskampf für Staat und Arbeiterklasse ist nicht zu trennen. Der heutige Staat aber kann seine Selbstbehauptung nur erringen, wenn di« Maatsführung enffchlosien ist. unterstützt von der Arbeiterschaft, den Kamps mit den Staatsfeinden Hitler und Genossen rücksichtslos aufzunehmen. Bei einem Kompromiß Brüning-Hitler aber wäre die werktätige Be- völkerung allein das Opfer. Di« Reichsregierung täte gut daran, bald volle Klarheit zu schaffen, was gespielt wird.

1. Bild: Herr Katzenellenbogen hat sich stark an Gchultheiß-Bier übernommen.

3. Bild: Oer braunschweigische Minister Klagges verletzte sich die Finger beim Aufhängen eines Haussegen«.

Die deutsche Regierung hat zu dem Schlußtermin des 1. No- vember, an dem die Antworten auf den Vorschlag eines Rüstungsfeierjahres eingegangen sein müsien, in einem Schreiben an den Bölkerbundsrat ihre Stellungnahme bekanntgegeben. Es ist anzunehmen, daß die Antwort der deuffchen Regierung in zustimmendem Sinne ausgefallen ist. wenngleich in der Begründung die Einzigartigkeit der Lage in Rechnung ge- stellt sein dürfte, die gerade für Deutschland infolge der Zwangs- hestlmmungen des Versailler Vertrages in der Rüswngsjrage ge» geben ist. Auch Frankreich dafür unier Vorbehalt. Paris , 21. Oktober. Amllich wird mitgeteilt: Der französische Außenminister-wird noch am heutigen Sonn- abend dem Generalsekretariat des Völkerbundes di« Antwort der französischen Regierung auf den Borschlag eine» Rüstungsstillstandes übermitteln, der am 29. September vom Volkerbund angenommen wurde. In dieser Antwort teilt die französisch« Regierung mit, daß sie bereit sei, sich dem Rüstungsstillstand anzuschließen, wenn er auch von den Frankreich benachbarten Ländern angenommen wird. Die Annahme der französischen Regierung wird sich im Rahmen des Wortlauts der Entschließung bewegen, di« vom Bölkerbund verabschiedet worden ist, und unter den Bedingungen erfolgen, die in dem Bericht festgelegt sind, der diese Entschließung begleitete." LlSA. ebenfalls unter Vorbehalt. Genf . 21. Oktober. Am heutigen Sonnabend wurde der Wortlaut der Antwort der Vereinigten Staaten von Amerika auf die Anregung des Völkerbundsrates zu einem Rüstnngsstlllstand veröffentlicht. Die Regierung der Vereinigten Staaten nimmt den Vorschlag eines Rüstungsfeierjahres ab 1. November 1921 unter dem Vor- behalt an, daß ein gleicher Entschluß auch von den übrigen großen Seemächten gefaßt werde. Amerika ist weiter der Auf- sassung, daß sich der Rüstungsstillstand nicht bezichen konire auf Schiffsbouten, die schon begonnen seien oder für solche Bauten, für die schon Vertröge vor dem 1. November abgeschlossen seien. .Die Regierung der Vereinigten Staaten hofft, daß durch einheitliche Annahme des Vorschlages ein Zustand.des Vertrauens geschaffen werde, der dem Rüstungswettbewerb ein Ziel setzen und den Boden für die künftige allgemeine Abrüstungskonferenz und ihren Erfolg vorbereiten werde. Die Zustimmung der Vereinigten Staaten könne jedoch nicht die.Haltung ihrer Abordnung während der Abrüswngs- konfereizz beeinträchtigen noch Einfluß ausüben aus die Dorschläge, welche die Regierung der Vercinigten Staaten der Abrüstungs- konferenz unterbreiten werde. Immer nur Vorbehalte... Gens. 21. Oktober. Am 1. November beginnt die Rüstungspaus«, die di« September-Versammlung des Völkerbundes nach eingehender und bewegter Debatte im Abrüstungsausschuß beschlossen hat. Die Re- gierungen, die an der Abrüstungskonferenz teilnehm«? werden, sind in Verfolg dieses Beschlusses vom Völkerbundsrat aufgefordert worden, vom 1. November 1921 ab alle Maßnahmen zu unter- lassen, die auf eine Vermehrung ihrer Rüstungen zielen, ohne daß jedoch ein Präjudiz für die Entscheidungen der Konferenz geschaffen werden soll. Die Regierungen wurden ersucht, bis zum 1. November 1931 zu erklären, ob sie bereit seien,«inen derartigen Rüstungsstillstand für die Dauer ein«? Jahres anzunehmen. Bis zum 31. Oktober abends haben folgende Staaten der. Rüstungspause zugestimmt: Luxemburg , Aegypten , Ruhland, Albanien , die Schweiz , Japan . Spanien , Lettland , Tschechoslowakei , Chile , Belgien . Holland , Ungar«, Neu-Seeland , Australien , Däne»

2. Bild: Auf dem Wege zum Wirtschastsbeirat stolperte Herr Bankdirektor Beinhart.

4. Bild: Nur bei den Kommunisten herrschte eitel Freude und Wonne.

wart, Italien und die Bereinigten Staaten von Amerika. (Inzwischen auch Deutschland und Frankreich . Reh. d. V.".) Fast alle Regierungen weisen in ihrerer Antwortnote auf die Vorbehalte hin, unter denen sie die Rüstungspause an- nehmen. Diese Vorbehalte bestehen hauptsächlich darin, daß ge- wisse Maßnahmei., wiedie normale Durchführung gesetzmäßiger Bestimmungen über die Streitkräfte, die Ausführung vdn Programmenfurden Unterhalt und die Erneuerung?»? Materialien der Land-, See- und Luftstreitkräfte oder von Befestigungen und die Bereitstellung entsprechender Vorräte", nicht für unvereinbar mtt dem Prinzip des Rüstungsstillstandes geHallen werden. Verschiedene Regierungen, z. B. di« Schweiz , Japan , Lettland , Belgien , erklären ausdrücklich, daß ihre Zustim- mung nur für den Fall gelte, daß auch ihre Nachbarstaaten den Rüstungsstillstand annähmen. Man darf die Bedeutung dieser Zustimmungserklärungen nicht überschätzen, weil die Entschließung selbst, aus die sie sich beziehen, überaus elastisch gehakten ist, wie aus den obigen Meldungen bereits hervorgeht. Im Vergleich zu dem unsprüng- liehen scharfformulierten italienischen Lorschlag. der dann von den ftandinavischen Ländern übernommen wurde und für desien Annahme sich di« Sozialistische Arbeiter- internale eingesetzt hatte, ist infolge des Widerstands Frank- reich» und seiner osteuropäischen Bundesgenossen schließlich nur «ine verwässerte Entschließung entstanden, die in der Praxis nicht unerhebliche Umgehungen des Rüstungsstillstandes ermöglichen wird. Dadurch wird der moralische Wert dieser ganzen Aktion stark ver- mindert.

pariser Tagung der GAZ. Gemeinsame Beratung mit Gewerkfchastsführem. Parts, 31. Oktober.(Eigenbericht.) Das erweitert« Büro der Sozialistischen Arbeiter- Internationale ist am Sonnabend in Paris unter dem Vorsitz Vanderveldes zu einer' Tagung zusammengetreten. Deutschland ist durch Wels und H i l s e r d i n g vertreten, Oesterreich durch Bauer. England durch G i l l i e s, die Schweiz durch Grimm. Frankreich durch Bracke, Blum Grumbach, Renaudel, das Sekretariat durch Friedrich Adler . In den beiden Sitzungen, die am Sonnabend vormittag und nachmsttag stattfanden, wurde über die Finanz- und Wirt- schaftskrise und die Stellungnahme der Sozialistischen Inter - nationale zu diesem Problem gesprochen. An der Nachmittagssitzung nahmen gemäß einem am Bormittag gefaßten Beschluß auch die Gewerkschaftsführer Iohaux(EGT), Tarnow , Schweitzer und Arans (ADGB .) teil, von denen Iohaux, Tarnow und Schweitzer Mitglieder der deuffch- französischen Wirtschaftskommission sind. Am Sonntag wird über die gemeinsame Abrüstungsaktion der Arbeiier-Jnternationale und der Gewerlschafts-Internationale und über organisatorisch« Fragen verhandelt werden, Die Vereidigung der neuen Unterhausmitglieder begann am Mittwoch und wird 2 bis 3 Tage beanspruchen. Die Eroffnungs- sitzung am 10. November wird nur kurz sein. Ende November wird man sich wahrscheinlich bis Februar vertagen, Die südsiawische Wahlkomädie. 674 Regierungskairdidaten, darunter 18 Minister, alle ohne Gegenkandidaten, stehen zur öffentlichenWahl". Der ehemalige Äußenmimster Dr, Trumbits ch, einer der Gründer des Südflawenreiches, ist in EM zwang» interniert worden.

Gelbst Mussolini gegen Lohnsenkung. Aber Hitler in Einheitsfront mit den Scharfmachern Vom. 31. Oktober(Eigenbericht). Er»« weitere allgemeine Senkung der Löhne und Ge- hälter, die in Italien bereits den tiefsten Stand erreicht haben, wurde am Sonnabend von dem Zentralkomitee der Korporationen für unmöglich erklärt. Das Zentralkomitee der Korporationen, das in den Wwtfchasts- i tagen die oberste Entscheidung fällt, hat unter dem Lorsitz von Mussolini in mehrtägigen Beratungen festgestellt, daß eine weitere allgemeine Lohnsenkung säion vom wirtschaftlichen Stand- punkt aus keineswegs nützlich sei, weil sie die Konsumkraft des Volkes ungeheuer schwach«. Nur in ganz bestimmten Sonderfällen sei eine Ausnahme von dieser Regel erlaubt. In diesem Falle aber müßte von solchen Industrieunternehmungen 1.«ine völlige Garantie dafür gegeben werden, daß ein« länger« BeMftigungsdauer der Arbeiter mit der Lohnsenkung verbunden sei; 2. müsse gleichzeitig eine Senkung aller anderen Produktionskosten nachgewiesen worden: 3. müßte sich die Lohnsenkung in solchen Ausnahmefällen in vernünftigen Grenzen hallen: 4. dürfe sie überhaupt nur nach einem Abkommen mit den zuständigen Gewerkschaften erfolgen. Diese Gewerkschaften seien aber berechtigt, die wichtigsten Faktoren des Produktionsprozesses, die zur Bestimmung der Löhne und Ge- hätter führen, genau zu kontrollieren.

Verordnung über Notgeld. Beichsfinanzmwifierium räumt mit dem Votgeldunfug auf. Der Reichs flnanzminister hat jetzt eine Verordnung erlassen, die die Herstellung, Ausgabe. Weitergabe und Annahme von Notgeld oerbietet. Ws Notgeld im Sinne der Verordnung werden unter anderem besonders die in der holsteinischen Landwirtschast eingeführten Aus- gleichsschecks, ferner Roggenanweisungen. Bauanteile. Tauschzettel und die in Süddeutschland in Umlauf gesetzten Wäraschein« ange- führt. Notgeld, dos bereits vor Inkrafttreten dieser Verordnung ausgegeben ist, muß in spätestens einem Monat nach Inkrafttreten der Verordnung aus dem Verkehr gezogen und vernichtet werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen bis zu 10 000 Mark belegt. Notgeld, das in der festgesetzten Frist nicht aus dem Verkehr gezogen ist. wird beschlagnahmt. Ansprüche aus Entschädigung gegen das Reich werden durch diese Verordnung nicht begründet. Die Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Derkündung imRcichsanzeigcr", am 31, Oktober 1931, in Kraft, Diese Verordnung des Rcichsfimmzministeriums ist zu begrüßen, denn sie räumt endlich mit dem in verschiedenen Teilen des Reiches grassierenden Notgeld-Unfug auf.

pilsudskistan. Die Verfolgung der Sozialtsien. Lodz . 31, Oktober. Hier hat ein Hochverratsprozeß gegen 32 Mitglieder der Pol- nischen Sozialistischen Partei begonnen. Die Anklagebehörde legt > ihnen Vorbereitung zu hochverräterischen Umtrieben zur Last. Dem Warschauer Prozeß wohnt Genosse Louis de Brouckere-Brüffel ols Vertreter des �Peuple" bei.

Deutschland und Büstungspause. Grundsähliche Zustimmung in Genf mitgeieili.