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Nr. 513 48. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Wie lebt der Ruhrbergmann?

Die Verwüstung seiner Arbeitskraft.- Ein dritter Lohnabban?

Der Lohntonflitt im Ruhrbergbau, der den Unternehmern ab Oftober eine Lohnfürzung von 10 Proz. brachte, ist kaum beendet und die Zechenbefizer haben schon wieder den Tarif ge­kündigt und damit den driften Cohnabbau für dieses Jahr ge­schmiedet. Die unglaublichen Zumutungen der Zechenherren ver­tragen sich durchaus nicht mit der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Ruhrbergleute. Bill man

das nominelle Einkommen der Bergarbeiter

errechnen, dann muß man den täglichen Verdienst mit der Zahl der Arbeitstage in einem gewissen Zeitabschnitt multiplizieren. Bon dieser Berechnungsgrundlage ausgehend ergibt sich auf Grund amt­lider Zahlen folgendes Bild:

Jahr Barverd. je Schicht Mr Zahl der Schichten

1913

1924

1928

1929.

1930

5,60

5,96

8,57

8,92

8,99

1931( 1. Quart.) 8,45 1931( 2. Quart) 8,43

Nominaleinkommen Mt.

( 3 Quartalsdurchschnitt)

82

459,20

63

375,48

68

582,76

70

64

624,40 575,36 523,90 505,80

62 60

Bei dem Bar verdienst handelt es sich um Gedinge oder Bei dem Bar verdienst handelt es sich um Gebinge oder Schichtlohn einschließlich der Zuschläge für leber­arbeiten, Hausftands und Kindergeld fomie um die Arbeiterbeiträge zur Sozialversicherung, jedoch ohne die Beträge für Urlaubs­vergütung und wirtschaftliche Beihilfen( Deputatfohle). Um also das Gesamteinkommen zu ermitteln, muß man von dem ausgewiese­nen Barverdienst die Sozialbeiträge abziehen, Urlaubsgeld und den Bert der Beihilfen hinzurechnen. Vergleicht man nun unter diesem Borbehalt die Entwicklung des Barverdienstes, dann fann man fest­stellen, daß seit 1924 bis zum Höchststand im Jahre 1930 beträcht liche Lohnsteigerungen zu verzeichnen find.

Entscheidend ist jedoch nicht nur, wieviel die Bergarbeiter je Schicht verdienen, sondern wieviel Schichten sie verfahren. Die erste Zahlenreihe muß daher mit den übrigen verglichen mer­den. Daraus ergibt sich, daß in den Nachkriegsjahren, besonders in der gegenwärtigen Krisenzeit, der Beschäftigungsgrad wie 1913 bei weitem nicht erreicht werden konnte. Im Jahre 1924 wurde die Beschäftigungslage durch einen Ausstand, in den übrigen durch Feierschichten beeinträchtigt. Infolgedessen erfuhr das Ein­fammen der Bergarbeiter bei weitem nicht die Steigerung, wie sie aus der prozentualen Vermehrung des Schichtverdienstes ersichtlich ist. Die bisher erwähnten Zahlen besagen nun für die wirtschaft liche Lage der Bergarbeiter sehr wenig. Von dem angeführten Berdienst müssen vor allem Steuern, Strafen, Sozial beiträge abgerechnet werden, will man

das Nettoeinkommen

Dor­

feststellen. Belche Abstriche dabei vom Bruitoeinfommen genommen werden müssen, zeigt die Entwicklung der Sozialversiche rungsbeiträge:

Sozialversicherungsbeiträge je Ruhrbergarbeiter( Quartalsdurchschn.) 19,68 Mr. 1930. 77,94 Mt. 45,34 1931( 1. Quartal) 72,54 91,37 1931( 2 Quartal) 73,20 85,43

1913

1924

1928

1929.

"

"

Der Bollständigteit megen müßten nun auch die übrigen Posten, wie Steuern und Strafen usw. in Abzug gebracht werden, mährend das Urlaubsgelb, bas 1930 je Quartal 21,39 M. betrug, hinzu­gerechnet werden müßte.

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berücksichtigen, will man den realen Wert des bergmännischen Netto einkommens erfassen. Das reale Nettoeinkommen des Ruhrberg­mannes, über den Stand des Lebenshaltungsindexes errechnet, er­gibt nachstehendes Bild:

Netto- Realeinkommen im Quartalsdurchschnitt: in Proz. Jahr 1930

Jahr Mart 1913 439,52

1924

267,04

335,94

1928 1929

355,94

100

60,8

Mart in Broz. 352,22 80,1 1931( 1.Quart.) 328,87 74,8 1931( 2.Quart.) 335,88 76,4

76,3 81,0

Aus dieser Gegenüberstellung geht hervor, daß der Ruhrberg arbeiter im ersten Quartal 1931 rund 25 Pro3. weniger verdient als 1913. Wenn sich das Verhältnis im zweiten Quartal etwas ge bessert hat, dann liegt das daran, daß ab 1. April mit dem Begin des neuen Urlaubsjahres sehr viele Feierschichten als Urlaubstage

angerechnet wurden.

Zur Beurteilung des gegenwärtigen Einfommens der Bergarbeiter muß berücksichtigt werden, daß bie neue Lohn türzung ab Oftober bei den Untertagearbeitern 3,75 und bei den Tagesarbeitern 7 Broz. beträgt. Da die Feierschichten sich nicht ver­noch weiter verschlechtert. Im Gegensatz zu der Entwicklung des ringert haben, so haben sich infolgedeffen die Einkommensverhältniffe Lohnes steht

die Leistung der Bergarbeiter.

Während das Realeinkommen der Bergarbeiter heute erheblich unter dem Stande von 1913 liegt, war der Förderanteil je Mann und Schicht im Ruhrbergbau im Juli 58 Proz. höher als in der Vor­kriegszeit.

Infolge dieser Entwidlung erscheint es auch verständlich, daß der Lohntoftenanteil, der 1913 abfolut 5,94 m. betrug, bereits im Juni dieses Jahres 25 Pfennig unter der Stand von 1913 lag.

Aus dieser Tatsache ergibt sich zugleich, daß das Argument, die hohen und starren Tariflöhne hätten einen besseren Beschäftigungs­grad und damit eine Steigerung des Bergarbeitereinkommens ver hindert, absolut falsch und irreführend ist. Böllig abmegig find daher auch die Anklagen der Unternehmer, die Politisierung der Lohn­gestaltung habe sich zum Schaden der Zechenbefizer ausgewirkt. Das Gegenteil ist richtig.

Während man sich in Regierungsfreifen, besonders im Reichs­wirtschaftsministerium, von dem fapitalistischen Rechenstift leiten und von fragwürdigem Zahlenmaterial blenden ließ, hat man völlig vergessen, daß die wichtigste Grundlage des Bergbaues die Ar­beitstraft ist. Mit dieser Arbeitskraft hat man aber bisher leider mit Duldung und Mithilfe des Arbeitsministeriums einen unverantwortlichen Raubban getrieben.

Muß man daher noch besonders betonen, daß

die erneute Kündigungsaffion der Zechenbesitzer von den Bergarbeitern als eine Berhöhnung ihrer mißlichen Lage empfunden wird und daß durch die maßlofen Verschlechte rungspläne innerhalb der Bergarbeiterschaft ein Grad der Er= bitterung erzeugt wird, der faum noch zu überbieten ist! Wollen die Zechenbefizer den überreichlich angehäuften Zündstoff für eine foziale Explosion noch vermehren und verschärfen?

Tagung der Banfangestellten.

Am 7. und 8. November 1931 mird im Berliner   Gemertschafts­haus der 10. Verbandstag des Allgemeinen Berbandes der Deutschen  Das auf diese Weise eimas grob ermittelte Nettoeinkommen Banfangestellten abgehalten. Neben Referaten von Marr( Ge­tann min feineswegs ohne weiteres mit dem Lohnſtand von 1913 verglichen merden. Das könnte man nur, wenn das Preisniveau schäftsbericht) und Emonts( Tarifpolitit). wird im Mittelpunkt der Tagung die Frage Deutsche Silbsthilfe in der und damit der Geldwert von heute dem Stande von damals entwirtschaftskrise?" stehen, wozu Prof. Dr. Hermberg. sprechen würde. Das ist jedoch nicht der Fall, wie die Entwicklung Jena   als Referent gewonnen worden ist. Den Beratungen des des amtlichen Lebenhaltungsinderes zeigt. Man muß deshalb Barlaments der Bantangestellten dürfte in der jetzigen Situation die gestiegenen Lebenshaltungskosten besondere Bedeutung zukommen.

Verandabteilung

Berlin   SO 16

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Sonntag, 1. November 1931

Bäcker- Gesellenausschuß!

Heute Wahl! Liste 4!

Die Einheitsgemeinde Berlin   hat 17 Bäderinnungen. Eine da­von, die Zwangsinnung für die Stadtbezirke 1 bis 6, läßt nach langer Zeit wieder einen Gesellenausschuß mählen. Damit die von der Innung bevorzugten Gelben bei dieser Wahl nicht etma gänz lich abrutschen, bekennt man sich zu dem System der Verhält

mismahl.

Der Wahlvorschlag der Gelben hat die Nummer 1 bekommen. Durch Säulenanschlag hatten die Gelben eine öffentliche Versamm lung zur Propaganda für ihre Kandidatenliste einberufen. Sie war Don 78 Personen, einschließlich der Neugierigen, besucht. In dieser Ziffer erschöpft sich allerdings nicht die gesamte Wählerschaft der Gelben, da sie von den Meistersöhnen Zuwachs zu erwarten haben. Weniger aus besonderer Vorliebe für die Gelben als aus Gegnerschaft gegen die freien Gewerkschaften.

In der Versammlung sprach der deutschnationale Landtags­des Gesellenausschusses ganz merkwürdige Vorstellungen bekundete. abgeordnete   Wischnöwski, der von den sachlichen Aufgaben Dafür provozierte er im Schlußwort seine Leute, einen Vertreter der freien Gewerkschaften zu verprügeln. Er fand zwar durch Zu­rufe Zustimmung zu diesem Plan, allein man traute dem Stärke­verhältnis nicht recht. Daß die Gelben feine Arbeiterinteressen vertreten wollen oder fönnen, steht längst fest.

Bedauerlich ist unter diesen Umständen, daß auch die Christ­

3ersplitterung den Gelben hilft. Um so mehr müssen alle frei­lichen und Hirsch- Dunderschen Listen eingereicht haben, meil jede gewerkschaftlich organisierten Bäder heute ihre Pflicht tun, in der Zeit zwischen 9 und 1 Uhr in der Krautstraße zur Wahl erscheinen arbeiter, ihre Stimme abgeben. und für die Liste 4, Verband der Nahrungsmittel- und Getränke­

Die Lohndruckschraube. Metallindustrielle als Dreher.

Hagen  , 31. Oftober. Der Märkische Arbeitgeberverband hat den Gemertschaften er­

neut das bestehende Lohnabkommen zum 30. November 1931 ge=

fündigt. Durch diese Maßnahme ist der eben erst beendete Cohn­fampf, der eine Lohnfenfung von 6 Broz. brachte, in der Metali industrie Hagen- Schwelm   wieder aufgenommen worden.

Die Gewerkschaften haben den Rahmentarif zum gleichen Zeit­punkt gekündigt. Halle, 31. Oktober.

band mitteldeutscher Metallindustrieller, der den Tarif zum 31. Of Zum Lohnstreit der mitteldeutschen Metallindustrie hat der Ber­Die Wiederholung einer nur ungenügenden Cohnsenkung bringe tober gefündigt hatte, den Arbeitnehmern neue Borschläge gemacht. nicht die erforderliche Erleichterung in den Produktionsbedingungen, sondern führe zu einem weiteren Abgleiten der Metallindustrie, was die Erwerbslosigkeit weiterer Tausender zur Folge haben müßte. Der Industriellenverband will aufs Ganze gehen, den tarif­lichen Facharbeiterffundenlohn auf 65 Pf. herunterschrauben und dementsprechend auch die übrigen Positionen der Lohntabelle.

Die Firma Adolf Schustermann.

Gie will wieder den Zarif ,, auflodern".

Bei der Firma Adolf Schustermann, eine der größten Adressen­perlagsanstalten Berlins  , spielen fich neuerdings wieder tolle Dinge ab. Die Durchsicht der Lohnzettel der Adreffenschreiber bei dieser Firma ergab, daß in einem Zeitraum von 14 Tagen bei einer pro Woche zwischen 48 und 72 Stunden schwankenden Arbeitszeit ein zwischen 19 und 34 Pfennig schwankender Stundenverdienst er­zielt werden konnte.

Aber selbst diese Hungerlöhne sind der Firma Adolf Schuster mann, ihrem Geschäftsführer Hofheimer und ihrem Broturisten Scholz, deren Einkommen im Monat um eine vierstellige Zahl her. um liegt, offenbar noch zu hoch. Um die gesamten Angestellten ge­

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