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Dagmar Sperk: Zweierlei Sprachen

Sie leben in einem Land, in der selben Stadt, nicht nur das, sagar im selben Haus, sagen die gleichen Worte, aber sie reden doch nicht dieselbe Sprache.

Die einen sprechen die ihrer guten Erziehung, die anderen die ungeschminkte ihres Herzens. Es muß die Sprache der Gut erzogenen nicht notgedrungen Falschheit und die des Herzens nicht unbedingt eitel Güte sein; beide sagen unendliche Male das gleiche, unterschieden nur durch das Wie". Dieses Wie" hört jeder. Es ist mie eine Schale um einen Kern, jedem sichtbar. Das Was" aber den Kern, wer kennt den? Man vergißt, daß nur er allein wesentlich ist, verwechselt das Aussehen der Schale mit der Be­schaffenheit des Kernes. Ja, so ist das...

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Denken Sie, Meta, das Fleisch hat dem Herrn heute gar nicht geschmeckt!" Die Frau hat sich darüber geärgert, das dem so war und noch mehr darüber, daß der Mann es ihr nicht lieber ver­schwieg. Das Mädchen steht am Fenster, dreht der Frau den Rüden zu und wendet sich nicht einmal bei der Mitteilung. Der Herr Dr. hat ja immer mas zu medern", sagt sie. Ist ja eigentlich egal, denkt fie, aber auf jeden Fall, alles was wahr ist die Frau hat sich mit dem Fleisch heute wirklich Mühe gegeben, und nu mäfelt der eflige Kerl wieder dran rum. Klar, daß sich die Frau darüber ärgert. Sie sollte das nicht tun, denn wie gesagt, er hat ja immer was zu medern.

Das Mädchen Meta denkt dabei an zu Hause, an ihre Mutter, mie die sich kränkte, menn der Vater über das Essen brummte, mie ste und die Schmester zu der Mutter irgend etwas fagten mie: Ach, mach dir bloß nichts draus, wenn der Olle dämlich quatscht." Das bedeutete Trost. Is ja immer und ewig dasselbe Medern und Brummen. Gar nicht weiter dran denken.

,, Der Herr Dr. hat ja immer was zu medern." Nein, die Berson hat ja schon mirklich alles Maß verloren; die weiß ja rein gar nicht mehr, wie meit sie gehen darf, denkt die Frau verlegt. Rein, nein, man soll ein Mädchen überhaupt nicht so lange halten, und außerdem soll man mit den Leuten wirklich nicht so gut sein, wie sie es ist, sich nicht mit ihnen so einlassen. Ihre Freundin sagt es ihr ja immer: Du bist selbst dran schuld, meine Liebe, wenn sie dir frech fommt, wenn man auch die Leute so verwöhnt wie du, meine Liebe. Es ist ja auch wirklich lächerlich, wie du die Person behandelst, mit welcher Rücksichtnahme und nein..."

Die Frau geht ins Zimmer, legt sich aufs Sofa, denn nach dem Essen muß sie wenigstens eine halbe Stunde Ruhe haben. Man hat doch heute wirklich genug Auswahl, überlegt sie, da hat man's bach nicht nötig... Man bekommt auch Leute für meniger Geld. Immerhin, es märe zu überlegen, ob man nicht jemand anders nehmen sollte. Muß man mal sehen

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C. P. Hiesgen: Der Ejeltreiber

In hellen Rechtecken und Quadraten liegen die Felder gegen die dunklen Gebirgswände der Pyrenäen .

Die Schatten der Kastanienbäume zeigen talmärts und die meinrote Abendsonne umrandet mit verlöschenden Glutstreifen die Gebirgspfade.

Die Stille der Abendstunde beunruhigt das sichernde Auge und alle Sinne flüchten hin zum Ohr, das sausend in den Abend lauscht. Blöglich ertönt wie von Tamburinen Musit, schmillt mirbelnd on und bricht mit hellem Lärm in das nachtgewordene Schweigen. Hundertfaches Schellengeläut erklingt und im Steigern des per mirrenden Spiels nähert sich in der Begebiegung eine Karawane von 20 Maultieren.

Sell und flar öffnet der Mond sein Viertel.

Die Tiere traben nedisch wie dressiert im rechtwinklig gehobenen Schritt,

In messingbeschlagenen Lacledergeschirren, das Riemenzeug mit grünblaurotem Samt bepaspelt, traben die Tiere den steilen Ge­birgspfad hinab.

Das Felsgeröll hat sie klug gemacht und kein Maultier stößt fich zweimal an einen Stein.

In ihrer Bewegung spielen Wildheit, Freiheit und Stolz. Bei aller Gemandtheit und Slugheit ist in den Tieren die ungebrochene Kraft der Berge lebendig geblieben.

In sichernden Abständen gehen die Treiber nebenher im gleichen talmärts tänzelnden Schritt. Das gleiche Muskelspiel gibt Männern und Tieren ein Verwandtsein, Wildheit, Freiheit und Stolz.

Hoch oben in der Wildnis des Hochwaldes schlagen die Männer feltenes Edelholz für die Drechsler in den Gebirgsdörfern. Allwöchentlich tragen die vierbeinigen Gefährten die schweren Klafter unbeschadet zu Tal.

In den Bergen droben sind zwei heiße Steine den wetterharten Gesellen Herd und Tisch. In 100 000 Jahre alten Höhlen, an deren Wänden sich uralte Zeichnungen finden, flüchten sie mit ihren Tieren vor dem Wintersturm.

Meta steht in der Küche, stellt das Geschirr zusammen und beginnt mit dem Abwasch. Mein Gott, die Frau macht manchmal ' n Gesicht, eben auch mal wieder. Na ja, is eben so." Das ist alles, was sie denft; dann wendet sie ihre Aufmerksamkeit dem Spülen der Teller zu.

Es ist ungewiß: vielleicht wird die Frau überhaupt nicht mehr dran denken, statt Meta eine andere zu nehmen. Im Augenblic war sie wirklich verlegt und geärgert durch Metas Art, aber es ist ganz gut möglich, daß sie das wieder vergißt. Sie ist ja fein böser Mensch, diese Frau Doktor, und sie hat sogar Gefühl( so eine Art) für das Mädchen, aber wenn die ihre Güte so lohnt mit ihr frech und beleidigend ist nein dann...

-

...

Metas Schicksal wird möglicherweise davon abhängen, was sie in'den nächsten Tagen sagt, was sie antwortet. Es wird von den Worten abhängen, die sie infolge eines augenblicklichen Impuljes spricht, sprechen muß, die, ohne zensiert zu werden, geradeswegs aus ihrem Innern fommend gesagt werden. Ihr Schicksal wird vielleicht an einem dünnen Faden hängen. Wenn ihr die Frau fündigt, wird Meta den Grund hilflos erstaunt nicht recht be­greifen.

Denn die Frau und Meta leben wohl in derselben Stadt, im gleichen Hause, und sie sprechen wohl die gleichen Worte, aber nicht dieselbe Sprache, deshalb können sie einander nicht wirklich ver­stehen.

Nach unendlichem Elend, das der Krieg über die Menschheit gebracht hat, der Krieg, der aus der Unmöglichkeit der Völker verständigung entstand, ist man versuchsweise zu der Idee eines Schüler und Studentenaustauschs gekommen. Sicherlich will man damit der friedlichen Verständigung zwischen den Nationen dienen, denn, so sagt man sich, wie fann man noch eines Feind sein, dessen Sprache man versteht und dessen Leben mit seinem schwer und leicht" man einmal von der Nähe gesehen hat?

Neben diesem Problem der Völkerverständigung besteht ein irgendwie dazu parallel laufendes, das des Friedens und freund lichen Wohlwollens innerhalb der eigenen Nation. Vielleicht könnte man die Lösung dieses Problems auf ähnliche Weise zu fördern versuchen. Dene Wohlhabenden, durch Generationen Gebildeten ist die Sprache und das innerste Wesen des Armen, des Primitiven, fremd. Der eine fennt nicht die Lebensbedingungen des anderen, weiß nicht, in welcher Weise er Denken und Fühlen in Worte formt.

Warum lam man noch nie auf den Gedanken, Kinder Bohl­habender einmal ein paar Wochen bei unbemittelten Eltern das Leben armer Kinder führen zu lassen und umgekehrt? Wäre diese Idee nicht auch friedensfördernd?

Juan ist der Anführer der Gesellschaft, ein stolzer Baste. Er hat vor Jahren seinem Lande den Rüden gefehrt, weil er nicht als Hyänenfutter für einen Primo in Marokko sterben wollte. Heute treibt er zum ersten Male wieder nach langen Jahren feine Maultiere nicht mehr nordwärts in die französischen Täler, sondern füdmärts, feinem freien Spanien zu.

Die harten Hufe der Maultiere Hlappern eilig über den steinigen Fußpfad zur Seite des schäumenden Gießbaches.

Zur Musit des Schellengeläutes schwenken die Treiber ihre ge­mintelten Arme und tänzeln neben den Tieren den schmalen Steig zu Tal.

Hinter Felsen, die wie Kulissen eine Häuserreihe verdecken, öffnet sich eine Straße.

Das Schellengeläut vertausendfacht seine Melodie und wird zum ohrenbetäubenden Lärm.

Sie gehen mit den Männern nach langen Jahren einen alt­bekannten Weg.

Schnaufend und prustend saufen und drängen sich die Tiere um das runde Brunnenbecken.

offen bastischen Leber, die er ein halbes Sahrzehnt in Hen hofteren Gefängnissen Barcelonas und Figueras sang..

Er zahlt Speise und Trank für den ganzen Tisch.

Wozu ist Geld anders da, als damit den Hunger und den Durst aller Gleichgesinnten zu stillen?

Montag, in aller Frühe, schrien die Tiere in den Ställen und gaben nicht Ruhe, bis sie das Eisen zwischen den Zähnen spürten und Stall und Schenke tief unten im Tale versanten.

Dann framte Juan seine Taschen um und flopste jedes Stäubchen aus dem Futter seiner Taschen.

Erwischt er noch eine Münze oder Banknote, oder sogar ihrer mehrere, schleuderte er sie im Bogen über das Steingeröll in den gähnenden Abgrund.

Lachend schlug er seinem Tiere die Schenkel, daß es wie ein Handschlag von der Felswand schallte.

Sein Sprechen war eine Unterhaltung mit dem Tier. Freiheit ist Kraft, sonst nichts!"

Die Hand auf den Rücken des Tieres gelegt und den Körper eng an sein Tier gelehnt, schritt er bergan. Sein Schritt und der Huffchlag des Tieres wurden zu einem Rhythmus und er fang aus voller Kehle seine alten, bastischen Lieder.

Gesang und Schritte tönten über den Weg, als wäre die Schwerkraft der felsigen Erde mit der Zugkraft von Tier und Mensch ein einziger, zusammenhängender Klang.

Hans Bauer: Der Haferfack

Im Bierlokal, zmei Tische entfernt von mir, faß eine animierte Gesellschaft, die viel lachte, viel lärmte und ihre dröhnende Fröhlich­feit vornehmlich aus dem Gebrauch des Wortes Haferfac " bestritt. Es war nicht zu ermitteln, was es damit auf sich hatte und wie die Hintergründe dieses Begriffes maren. Irgend etwas, von dem ich feine Kenntnis hatte, mußte vorangegangen sein, ein Ereignis oder eine Erzählung, worin ein Haferfack eine Rolle gespielt hatte: jeden­falls beherrschte dieses Wort die Situation, schwebte als Harlefins­müze über dem Tisch, gab immer aufs neue das Motiv heraus­plagenden Gekichers ab.

Die Tür ging auf und ein behäbiger, alter Mann trat ein, ein Mitglied der Runde, ein gewisser Ostar, wie aus den Zurufen hervor­ging, die ihm entgegenflogen. Es stellte sich heraus, daß Oskar im Theater gewesen war und es war ihm anzusehen, daß er noch einiger­maßen unter dem Eindruck des Gesehenen und Gehörten stand. Er schien, bei allem Verständnis für die alkoholfeuchte Stimmung, die hier herrschte, geneigt, ein mindestens oberflächliches Intereffe für sein Kunsterlebnis zu erwarten und sagte ein paar Worte freundlicher Anerkennung für eine Schauspielerin, die er soeben genossen hat.

,, hat sie eigentlichen einen Haferfad gehabt?", scholl ihm da eine ultig verstellte Stimme entgegen. Brausendes Lachen begleitete diesen Einmurf, überschäumender Jubel der Gesellschaft. Oskar mußte nicht, was er mit dieser Frage, deren Voraussetzung er nicht fannie, an­fangen follte. Wie er sich auch bemühte, ihren Sinn, der allerdings nur ein Unsinn sein tonnte, zu erfassen: er tappte im Dunkeln und es bot sich ihm tein Anhaltspunkt. Er zwang sich ein wohlmeinendes Lächeln auf, aber es mißglückte ihm und es tam mur eine Frage zu­stande. Was habt ihr denn", fragte er dennoch forsch, warum soll sie denn einen Haferjad gehabt haben?"

" Mensch, Ostar", sprudelte sein Nachbar heraus, dessen Ange­trunkenheit schon besondere Fortschritte gemacht hatte ,,, in hundert. Jahren werden alle Menschen einen Haferfad haben, wenn du das noch nicht wissen solltest!"

Neues Gekreisch, neues hingerissenes Gejoht biergeröteter Köpfe. Oskar ergriff in seiner Berlegenheit sein Glas und sagte: Na da: Brost auf den Haferfack!" Aber es fehlte die Leidenschaft der Luftig­feit, es flang ärmlich und fläglich. Niemand erwiderte seinen Bu spruch: sie waren alle viel zu sehr mit ihrem Lachen beschäftigt. Oskar, der einzig Seriöse an diesem Tisch, würde diesem Kreis fomischer Gestalten zur komischen Figur. Immer von neuem warfen sie ihn auf das Sprungtuch des Wortes Hajerjad, prellten ihn jauchzend in die Höhe, spielten Fangball mit ihm, weideten sich an seiner Unfähigkeit, in ihr Lachen einstimmen zu können. Wer auch

Die Lasten fallen gelöst von den Rücken der Tiere und Futter- immer jegt hierher verschlagen worden wäre, wie weise und flug, frippen poltern über den Blaz.

Aus vollen Säcken fließt wie helle Sternenfaat der Hafer um die schäumenden Mäuler.

In der Schenke wechseln die Abholer mit klingender Münze die Hölzer ein.

Jauchzendes Wiedersehen umdrängt die dampfenden Tische. Mädchen flankieren die lärmenden Bänke und geben mit aus­gelassener Freude Scherze und Späße zurück.

Heute schenken sie das Beste aus vollen Krügen ein und ver­gießen nicht einen Tropfen des blutflüssigen Weins.

Mitten unter der Kreuzwölbung ist Juans alter Play. Durstig faßt er sein Glas und trinkt im Fingerspiel der Fäuste. Greift er das Brot, brechen die Fäuste wie Zangen den Leib mitten entzmei. Im Zermalmen der frustigen Kanten und im Hinunterwürgen der Bissen zeigt sein Gesicht Gebärden, die jedem eine Drohung sind, der ihm eine Krume mißgönnt.

Ist fein Hunger geftillt, springt er auf den Tisch und singt seine

wie wizig und geiftvoll er hätte sein mögen: er hätte die Position eines Dummtopfes innegehabt, eines Analphabeten des Roderes, der hier gebräuchlich mar.

Oskar trant Glas um Glas. Und allmählich geschah das Wunder­bare. Er begann, den Reiz der finnlosen Anwendung des Wortes Hafersack zu erfassen. Zuerst bediente er sich seiner zögernd und tappend, doch später als Routinier: unter wollüftiger Ausschöpfung aller Möglichkeiten und bereit, es mit der überlegenen Geste des Wissenden gegen jeden auszuspielen, der ihm in die Klauen geriet. Es war, als habe er die Weihen eines Geheimbundes erhalten und verwende nun mit allem Eifer des Befehrten sein Vokabular. Es war nur der läppische Mißbrauch eines Wortes, in dem die Mit­glieder dieser Runde sich einig waren, aber es mirfte doch als ein starkes, festigendes Band, und wäre es statt eines luftigen ein pathe­tisches Wort gewesen: es hätte es, trotz aller Sinnlosigkeit seiner Anwendung, in diesem Kreise eventuell zum Range einer Gesinnung gebracht.

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