Sozialistische Krisenlösung. Reschluß der Internationale in Paris . Paris . 2. November.(Eigenbericht.) Das Büro der Sozialistischen Internationale hat am Sonntag- abend nach einer langen und zum Teil heißen Debatte einstimmig eine ihm von Leon Blum unterbreitete Entschließung über die Wirtschaftskrise angenommen. In der Entschließung heißt es: Der Zusammenbruch der Weltwirtschaft ist nicht auf die Aktionen der Arbeiterregierungen und Arbeiterparteien zurückzu- führen. Er bedeutet vielmehr eine endgültige Verurteilung des kapitalistischen Systems� der Kapitalismus hat sich als unfähig er- wiesen, die Probleme zu lösen, die er selbst aufgeworfen hat. Er tonn teilweise und provisorische Maßnahmen zur Be- seitigung der Krise nur auf dem von dem Sozialismus vorgezsich- neten Wege suchen. Die Wirkungen der Wirtschaftskrise sind durch die Währungs- und Kreditkrise vermehrt worden. Nur eine inter - nationale Verständigung kann die Devisenspekulation verhindern. Nur eine internationale Organisation kann endgültig die Währungen stabilisieren, die kurzfristigen Kredite konsolidieren, die Schwierig- leiten beseitigen, die sich aus dem Mangel in der schlechten Ver- tcilung des Goldes ergeben und die erneute Prüfung des Schulden- und Reparationsproblems ermöglichen. Es ist absurd und trüge- risch, das Heilmittel in einer Verringerung des Ertrages des Pro- duktionsapparates zu suchen. Die einzig vernünftige und wirksame Anstrengung muß daraus hinzielen, den verbauch und den Warenumsatz anzuspornen. Erhöhung der Kaufkraft, rationelle Verteilung des Kredits an die Nationen, deren Lebensniveau herabgedrückt ist, und Herabsetzung der Zollschranken seien die wesentlichsten Bedingungen für eine Um- bildung der Krise. Damit ist notwendigerweise die Aufrechterhaltung der Löhne, die Kürzung der Arbeitszeit, die Ausführung großer internationaler Arbeiten, der Ausbau der Arbeitergesetzgebung und die Erhöhung des Arbeiterwohlstandes verbunden. Zum Schluß ruft die Entschließung die Arbeiter zu einer internationalen Aktion auf; die Formen dieser Aktion können zwar nicht überall gleich sein, sondern müssen sich nach den politischen Bedingungen und der Natur der Widerstände in den verschiedenen Ländern richten. Aber die Aktionen müssen in ihrem Geiste und in ihren Zielen e i n h e i t- l i ch bleiben. Die Kundgebung schließt:„Die solidarischen An- ftrengungen, die der Kapitalismus zu seinem eigenen Hell nicht liefern kann, wird die Arbeiterklasse zu ihrer Verteidigung und Befreiung vollbringen." Das Büro der Internationale beschloß ferner einstimmig die Absenkung eines Telegramms an den Vorsitzenden der englischen Arbeiterpartei Henderson. In dem Telegramm wird Hender- son und die Partei dazu beglückwünscht, daß sie gegen die Koalition oller antisozialistischen Kräfte den Block der Arbeiterklasse u n v e r- sehrt aufrecht erhalten und in einer äußerst schwierigen Lage die Ehre des englischen Sozialismus gerettet haben. Ein weiteres Telegramm wurde an das Zentralorgan der polnischen Sozia- listen, dem„Robotnik", abgesandt, in dem das Büro Dr. Lieber- mann und die anderen Angeklagten dazu beglückwünscht, daß sie trotz der in Brest Litowsk erlittenen Martern ihre moralischen Kräfte bewahrt haben und stellt fest, daß die lächerliche und absurde An- klage gegen sie die Empörung und Verachtung aller derjenigen hervorgerufen habe, die noch Sinn für Gerechtigkeit haben. Schließ- lich nahm das Büro auf Vorschlag Bauers und Vandcrveldes ein- stimmig eine Entschließung an, die gegen den japanischen Ge- w a l t st r e i ch in der Mandschurei protestiert und bedauert, daß der Völkerbund bisher nicht imstande gewesen ist, diesem für den Frieden so gefährlichen Konflikt ein Ende zu machen. Grubenunglück in Schottland . Zehn Äergleute 600 Meter unter der Erde erstickt. London , 2. November. Durch eine Explosion auf der Bowtzill-Grnbc bei Lochgellt, in der schottischen Grasschaft Fifeshire wnr- de» zehn Bergleute getötet. Die Grube ist eine der größten in Schottland und hat eine Belegschaft von 1 440 Mann. Die Morgenschicht hatte die Grube am Sonnabendnachmtttag gerade verlassen, als die heim- lehrenden Bergleute eine Detonation hörten, die die ganze Ortschaft Lochgelly erschütterte, so daß die Fenster- scheiden klirrten. Sofort füllten sich die Straßen mit Nlcnschen und die Bevölkerung eilte zur Grube. Rettungs- Mannschaften organisierten sich und stiegen hinab. Sie nahmen sechs Kanarienvögel mit, um die Luft zu prüfen. Die Bögel starben aber sämtlich unter dem Einfluß der Gase. Trotzdem hielt die Mannschaft weiter aus. Nach sechsstündiger schwerer Arbeit mußte sie jedoch wieder zurückkehren, ohne Erfolg gehabt zu haben. Wel�pre Rettungsmannschaften wurden hinabgesandt und nach vielen Stunden eifriger Arbeit gelang es ihnen endlich, in den Nachtstunden an die Unglücksstelle zu gelangen, wo sie zehn vollkommen verstümmelte Leichen unter den Trümmern fanden. Das Unglück ereignete sich tivv Meter unter der Erde. Am Eingang der Grube wartete« Frauen unter Tränen auf weitere Nachricht, bis sie endlich die Unglückstuwdc erhielten. TaS Unglück ist daS größte, das sich jemals in dem Kohlenbergwerk von Fifeshire ereignet hat. IKettungSmannschasten selbst in Lebensgefahr. Erst 24, Stunden nach der Explosion aus der Bowhill-Grubc in Fifeshire gelang es, die Leichname der zehn verunglückten Bergleute zutage zu fördern. Iimner wieder mußten die Rottungsntannschasten ihre Arbeit wegen der Gase ausgeben und an die Oberfläche zurück- kehren. Die meisten von chnen waren vollkommen erschöpft, als sie dos Tageslicht erblickten, und mußten sich zum Teil ärMchcr ReHandlung unterziehen. Die ganze Nacht hindurch warteten große Menschenmengen am Ausgang der Grube auf dos Ergebnis der Bergungsarbeiten. Das Unglück ereignete sich, als die Bergleute «inen Ventilator von einem Abschmtt der Grube zu einen anderen schaffen wollten._ Kurzarbeitsabkommen verbindlich. Für die Ehemische Industrie Mitteldeutschlands. halle(Saale). 2. November. Das am 28. Februar 1331 abgeschlossene Kurzarbeitcrabkommen für die chemische Industrie(Sektion Si>) ist mit Wirkung ab 1. No- »emper 1931 für allgemeinverbindlich erklärt worden und zwar für die Provinz Sachsen , für den Freistaat Thüringen und Anhalt.
Die Sezession im neuen Heim Eine Ausstellung der künstlerischen Lugend
Die Sezession hat im„Romanischen" Hause(an der Kaiser- Wilhelm-Gedächtniskirchc) ein neues Heim bezogen, ihr viertes und hoffentlich endgülitges, das um vieles angenehmer und brauch- barer ist als das bisherige an der Tiergartenstraße. Die Räume sind ganz in Weiß gehalten, nicht sehr groß und daher anheimelnd. Man wird aber vor allem aufs angenehmste überrascht von der vortrefflichen Art, mit der gehängt worden ist und vor allem von dem, was zur Eröffnung an Gemälden und Skulpturen heran- gezogen wurde. Es ist eine der trefflichsten und anregendsten Ausstellungen der Sezession seit dem Kriege geworden. Die bekannten Mitglieder haben sich zurückgehalten, sie sind jeweils nur durch ein vorzügliches Bild vertreten, und dies alles paßt so gut in den Rahmen frischer vorwärtsdrängender Jugend hinein, daß man ihrer Leitung Gluck wünschen kann. Man sieht ein vortreffliches Porträt unseres Kultusministers Grimme von Charlotte Berend , schön bewegte und liebens- würdige Landschaften von Fritsch, Jacobi, Birkle. Kraus köpf, ein Mädchen voller pikanter Grazie von Kohl- hoff, ein starkes Figurenbild von Michelfon: Peiffer- Watenphul romantisiert den Strand von Etretat , P a e f ch k e liebt das lustige Chaos von steigenden Drachen, und Champion das von Fischernetzen und Takelage, Geigenberger die streng geschlossene Landschaftssorm der Halbinselstadt Wasserburg. Von A n n o t ist ein reizendes Sonneschirm-Aper�u da, von Hermann H u b e r ein Trio von Kindern im Obstgarten, seiner besten Mal- laune entsprungen, S ch r i m p f sendet seine vegetativ schönen Bauernmädchen am Fenster und G l e i ch m a n n die schwermuts- voll anmutige Halbfigur einer„Jungen Dame im Pelz". Besonders hervorgehoben durch klein« Kollektionen find L e s f e r U r y, dessen Verlust uns durch einige bezaubernde Bildchen aus seinen glück- lichsten Tagen schmerzlich zum Bewußtsein gebrocht wird: Werner Gilles mit feinen mystisch erregenden Phantasien, die Nahes und Fernstes in der malerischen Einbildung zusammen- bringen: und Werner Scholz , dessen aggressive Malerei in Ab- bildern von Frömmelei und Mutterliebe zu großer Eindruckskraft und Bildrnößigkeit gereift ist. An Zahl der Werke überragt aber die Jugend diese aus- gezeichnete Auswahl bekannter Künstler, und auch ihre Qualität steht fast überall so hoch, daß es schwierig ist, die wichtigsten heraus- zuheben. Auch die nicht Genannten haben ihre Verdienste: die
Menge, die da andrängt, ist zu groß: es scheint, daß unsere Fähig- leiten in dem Maße wachsen, als die materielle Basis für unsere Künstler immer schmaler wird. Da sind zunächst die Maler der blühenden Phantasie, voller Geist und Wechsel im formalen Ausdruck ihrer Bisionen Martha Hegemann bezaubert durch ein anmutig verspieltes und gleich- wohl streng konstruiertes Traumbild„Revue", S ch a m o n i durch die winzigen Tafeln„Sirene" und„Ikarus", die soviel zärtlich antiken Spuk enthalten. Die konstruktivistisch gefestigten Er- scheinungen in grauen Tönen von Jene, die lockeren Farben- Visionen Schobingers und die starken und strengen Bilder Döbels legen den Nachdruck ganz aut eine malerische Ausdrucks- kraft der Farbe, fast mit Verlust des Gegenstandes. Die anderen bleiben im Umkreis einer naturnäheren Dar- stellung, vertiefen sie aber durch Bejonderheiten des Kolorits und des Auftrags— Dinge, die im bloßen Wort unscheinbar wirken, den Bildern selber aber ihren ganz wesentlichen und gestalterischen Wert geben. Die„große Abendlandschaft" von A. Bode ist auch im geistigen Sinne groß, eine geheimnisvolle Vision des Grüne- waldes. Lindgens bezaubernder Einfall eines„Ve regneten Fensters", Pa Nizzas reiche und dunkeifarbige Strandlandschaft, Szpingers Helles Farbengewebe mit dem Reiz von Gobelin, und Eu l e n st e i ns Fischerhafen sind Beispiele, wie unvergleichlich die in entsprechende Technik umgesetzte Anschauung Landschasts- motive verwandeln kann. Aehnliche Verzauberung erlebt man vor den tonschönen und zarten Figurenbildern Kohlers, Nie- meyer-Holsteins, dem stillen Interieur von T e u b e r. dem starken Selbstbildnis Kutters, der ungemeinen Zartheit in der „Familie" von Büchner und der„Korbträgerin" von Fleisch- mann, der süßen Schwermut der Bildnisse von Inge Dinand und S t r ü b e. Unter den Skulpturen ragen durch Strenge des Stils die Mädchenfiguren von F e h r l e, der wundervolle Kopf E m m y R o e d e r s und die Gruppe junger Menschen von M i l l y Steg er hervor, durch Lebendigkeit der Natur und Empfindung die Kleinplastiken von Jenny Wiegmann, L. F. Keller, Isen stein. Eine Mittelstellung zwischen Stil und Naturwahrheit nehmen die Reliefs von L ö r ch e r und Otto Baum , die „Mutter " von Garbe und die herrliche Holzgruppe von R a t h l e f f- K e i l m a n n ein. IPaul F. Schmidt.
Erwin Lendvai-Abend im Volkschor. Jedes Unglück hat auch sein Gutes. Eine Zeit, die einem Berliner Voltschor nicht mehr gestattet, eigene, wenn auch noch so bescheidene Konzerte zu geben, zwingt wenigstens zur Kon- zentratwn und wehrt die flachen Programme ab, die so oft gut rentierende Konzert« schmückten. Ein Lendoai-Abend in dem dicht gefüllten Andreas-Reolgymnasium, ausgesührt durch die .�-oapella-Vereinigung des Berliner Volkschors unter Dr. Zander und den Jugend- und Kinderchor unter W. H ä n e l ist eine Tat, die zwanzig andere Konzerte aufwiegt. Lendoai ist einer der wenigen ganz Notwendigen. Nach den orientierenden Worten Hänels sind selbst seine größten Lob- preiser ikl der Praxis bis zu dem epochemachenden Lendoai-Abend der Michaelsche» Chöre in Hannover in der Praxis sehr- saumselig gewesen. Auch Dr. Zander klagt sich an. jetzt endlich«in« Ehren- schuld abtragen zu müssen. Die Hauptsache ist, daß beide Diri- genten mit voller Liebe in chre Aufgabe sich vertieft haben und namentlich Dr. Zander mehrere<iz-czpo-retfe Leistungen hinstellte. Dem Komponisten, der demnächst seinen 50jährigen Geburtstag feiert, hat der Verlag des DASB. eine größere Orchesterkomposition in Auftrag gegeben. Es ist übrigens kein Wunder, daß Erwin Lendvai , ein gebürtiger Budapester, so lange darauf warten mußte. daß seine ungeheuer zahlreichen Männer- und auch Frauenchöre endlich an die Reihe kamen. Neben der falschen„Nachromantik" stand er da als eine Persönlichkeit, die zu keiner Schablone passen wollte. Deutlich war nur seine ganz neue Stimmkultur und die innig« Verwandtschaft mit den großen alten Kontrapunktikern. Aber sein genialstes Werk, das gestern unter Zander volle Begeisterung auslöste,„N i p p o n", nach altjapanischen Gedichten, zeigt, daß er auch unendlich seine, höchst persönliche Töne hat. Diese schwer- mütigen, halb erdenferneu Gedichte haben ihn offenbar bis ins Innerste ergriffen. Wenn gegen den Schluß des schönen Konzerts auch einigere flachere, rein gesanglich spielerische Chöre sich ein- schlichen, so verwischte es das imponierende Gesamtbild gar nicht. Der Pianist Dr. A. W o l s s als ausdrucksvoller Interpret der zum Teil sehr originellen„Fünf Bilder" trug zum Gelingen Wesent- liches bei. H. M. Hegel und die Sozialdemokratie. Eine Ausstellung des partei-Archivs. Bor wenigen Wochen tagte der 2. Kongreß des Internationalen Hcgel-Bundcs in Berlin . Aus mancherlei Beschwerden, die über die Leitung des Kongresses bekanntgeworden sind, erhält man den Eindruck, daß auf diesem Kongreß die verschiedenen philosophischen und politischen Richtungen, die sich heute auf Hegel berusen, nicht in genügender und gebührender Weise zum Wort gekommen sind. Es ist auch die Behauptung ausgesprochen worden, daß der Marxis- mus die wichtigste Form sei, in der heute noch Hegel lebendig ist. Die geistige Abhängigkeit, in der die Begründer des Marxismiis, Marx und Engels, von dem Philosophen Hegel stehen, ist eine un- bestreitbar e Tatsache, und die Werke der beiden Theoretiker der deutschen Sozialdemokratie find stark verbreitet. Die sozialdemo- kratischc Arbeitcrbildnngsbewegung hält das Interesse der deutschen Arbeiterschaft an den nationalökonomischen, soziologischen und ge- schichtsphilosophischcn Lehren von Marx und Engels ständig wach. Im Zentrum der sozialdemokratischen Bildungsbestrebungen steht vor allem die ökonomisch-sozialc Entwicklungstheorie von Marx und Engels. Aber hinter beiden Denkern und Kämpfetn erhebt sich sofort der Philosoph G. W. Fr. Hegel, der das Denken einer ganzen Generation von Philosophen, Rechtsgelehrten, Histo- rikern, ja Schönliteraten und Journalisten befruchtet hat. Keine politische Partei Deutschlands verfügt über«ine so aus- gebreitete Hegel -Literatur wie die deutsche Sozialdemokratie, weil diese Partei unter dem Einfluß des Marxismus immer wieder Stellung zu der Hegelschcn Philosophie nahm. Wir streifen hier nur kurz die epochemachenden Sckiristen von Marx . Engels und Laffalle selbst. Schon vor der bürgerlichen Revolution schoß eine sehr bedeutende Hegel -Literatur auf, und bis zur jüngsten Gegen- wart setzte sie sich fort. Wir nennen hier nur ihre bekanntesten
sozialdemokratischen Wortführer: Professor Karl Vorländer , Karl K a u t s k y, Eduard Bernstein , Dr. Konrad Schmidt, Georg P l e ch a n o w, Dr. Max und Friedrich Adler usw., die sich mit den Zusammenhängen des Martismus und Hegelianismus befaßt haben. Wir erinnern ferner an die Arbeiten Professor Guftao Mayers und des Marx -Forschers D. R j a I a n o w, der bis zur Diktatur Lenins der deutschen Sozialdemokratie nahestand. Wie wir hören, denkt das Partei-Archiv zum huitdertsten Todestage Hegels eine Ausstellung der sozialdemokratischen Werke, Broschüren, Abhandlungen und Vorträge zu veranstalten, die sich mit dem Hegelianismus und seinen Beziehungen zum Marxismus beschäftigen. Oer neueste, mechanische Mensch. Di« Menschenautomoten, die in der zweiten Hälfte des acht- zehnten Jahrhunderts chre Glanzzeit erlebten, erstehen im Zeichen der neuesten Technik wieder auf. Besonders in Amerika beschäftigt man sich mit der Herstellung solcher„Robots", wi« sie dort genannt werden. So erregte vor einiger Zeit der„Televox" großes Aufsehen, ein Automat, der Pfeifensignolen gehorchte und auf ihr Geheiß ver- schieden« Arbeiten ausführt«: ihm solgte der„Telelur", der durch Lichtsignol« in Betrieb gesetzt wurde. Ein neuer mechanischer Mensch. der seine Vorgänger in jeder Hinsicht übertrifft, wurde kürzlich von der amerikanischen Westinghouse-Gesellschaft als„Mr. Bocalite" vor- gestellt und wird von Dr. A. Gradenwitz in„Recloms Universum" geschildert. Dieser Automat, der schon durch sein m'.nschenähnliches Aussehen und Gebaren auffällt, befolgt Befehle, die man ihm in menschlicher Sprache erteilt. Das Telephon, durd) das die An- Weisungen erfolgen, steht mit seinem„Gehirn" in Verbindung, nämlich mit einem Schaltwerk, das durch einen Lichtstrahl in Tätig- keit gesetzt wird. Dieser Lichtstrahl wird unter dem Einfluß der Sprache abwechselnd stärker und schwäd)er und wirkt auf eine über- aus empfindliche Photozelle«in. Diese Zelle entsendet elektrische Ströme van entsprechender Stärke, die durch eine Fernsteuernng für die Ausführung der Befehle sorgen. Der künstliche Mensch steht auf' Defehl auf und setzt sich aus Wunsch: er singt, spricht, raucht eine Zigarette und erfüllt viele nützliche Obliegenheiten, wie das Ein- und Ausschalten von Ventilatoren und Lampen usw. Er kann seine verschiedenen Funktionen entweder nacheinander oder gleichzeitig verrichten.„Mr. Bocalite" zeigt so in anschaulichster Weise, was die moderne Fernmeldetechnik zu leisten vermag. Ein Haus der Farben. Es ist der irischen Regierung vorbehalten geblieben, ein Institut gn schassen, in dem man sich ausschließlich dem Studium der Malersarbcn hingibt. Dieses Institut wurde vor kurzem feierlich in Dublin eingeweiht, es hat die Bestimmung, jede Art der Farbenforschnng zu linterstutzen, gleichzeitig aber den■ Wert der Farben nach wirtschostliche», technischen und soziachygienisdien Grundsätzen zu bestimmen, jederzeit über Mode und Fortschritt auf dem Gebiet der modernen Farbenanwendung unterrichtet zu sein und selbst zu unterrichten. Dieses..Institut«! kor painting and colourising arts" ist aus einer Stiftung des Millionärs O'Dive entstanden, der selbst in seiner Jugend das- Malerhandwerk erlernte und später durch eine chemische Erfindung ein reicher Mann wurde. Dos Institut ist für die Maler der ganzen Welt bestiimnt. Daher ist auch sogleich ein ausgedehntes Korrespoichenzbiüro vorgesehen, das mit der ganzen Welt in Verbindung treten soll.
Gedentscicr für Alfred wegener . Der Hamburger Senat veranstaltete an dem Tage, an dem vor einem Jahre Professor Alfred Wegener seine letzte Forschungssahrt von der grönländischen Station Eismitte antrat, im Rathause eine schlichte Gedenkstunde für den Forscher, der der Hansestadt durch seine Arbeiten an der Deutschen Seewarte und an der Universität besonders eng verbunden war. Zu der Feier hatten sich neben Angehörigen der Expeditionsteilnehmer zahlreid)e Wissenschaftler eingesunden. Im Museum für Raturkuudc, Jnwalidenstr. 13. spricht Mittwoch um 18 Uhr Dr. Rrnfch über: Eine blologisrbe Reise nach Nord- Skandinavien : um ZO Uhr spricht Tr. Eisentraut über: Winter» schlaf und Winterschläsern.