Ln Genf wird erkläri:„Die japanischen Truppen sind unausgefeht mit der Räumung der Mandschurei beschästigi."Macdonalds neues Kabinett.Gir Lohn Simon Außenminister.— Aeville Chamberlain Schahkanzler.t o n d o a, s. November. lTigeubcrichl.)Die Zusammensetzung der neuen Regierung Zllac-douald wurde am Donnerstagabend bekanntgegeben. Die Kon-servatlven sind in dem neuen Kabinett noch stärker ver-treten al» in der ersten Regierung M a c d o n a l d. Die Ministerlistelautet:Autzenministerium:Sir Iohn Simon. Führer derliberalen Gruppe, die den Sonseroa-tioen am nächsten steht.Neville Ehamberlai».Raldwin.Sir Herbert Samuel,Snowden.Sir Samuel Haare,I. H. Thomas,Sir Philipp Cuulifs.Lister,Sic E. Hillou-Bonug.Ruucl man,- i-iLord Hall shaM,Lord Londonderrq.Sir v. Syros-Mousell.Sir Donald Maclean.Sir Henry»alkerton.Sir 3ohu Gllmour.Ormsby-Gore.Lord Sankey.Schatzkanzler:Minister ohne Portefeuille:Sicherheilsminister:Lordsiegelbewahrer:Zndlenminlster:Minister für die Dominien:Kolonialministerium:Innenministerium:Handelsamt:-öriegsuüaist«:.......Luftminlster:Mariuemtuister:Krziehuugsminlsterium:Zlrbei tsmwisterium:Laudwirtfchastsmluister:OeffenMche Arbeiten:Lordkauzler:*Das neue Kabinett enthält 20 Namen, darunter elf Kon-servatme, vier dissidente Arbeiterparteiler und fünf Liderale,davon zwei, die der rechtsstehenden Simon-Gruppe ange-hören. Die Konservativen verfügen somit innerhalbdes Kabinetts über die absolute Mehrheit, was frei-lich durchaus logisch ist, da sie im Unterhaus selbst über dreiNiertel der Sitze verfügen. Sie haben es jederzeit in derHand, den rein konservativen Standpunkt durchzusetzen undnötigenfalls eine Kabinettskrise zu provozieren.Am interessantesten ist natürlich die Ernennung desrcchtsliberalen Führers SirIohnSimonzumAutzen»minister on Stelle des anderen, etwas mehr linksgerich.teten Liberalen Lord Reading. Simon steht im 39. Lebens-jähr und ist somit wesentlich jünger als�der 70jährige Reading.Er hat den gleichen Posten im Kabinett Asquith währendder ersten Kriegsjahrc 1915/16 bekleidet. Er ist aber nichtDiplomat, sondern Jurist von Berns und verteidigte erst dieserTage als Rechtsanwalt den zu Gefängnis verurteilten LordKylsant. Er war der Vorsitzende der Untersuchungskommissionin Indien, deren sehr umstrittener Bericht zum großenTeil von der Regierung freigegeben werden mußte.Die M a c d o n a l d- G r u p p e ist im Kabinett unoer-hältnismäßig stark vertreten, aber es ist erklärlich, daßMacdonald oenen wenigstens die Treue hält, die gemeinsammit Um der Arbeiterpartei die Treue gebrochen haben. Rurder Iustizminister Sir William Jowitt. der sein Unterhaus-Mandat durch eigene Schuld verloren hat, well er nicht wagte,in seinem bisherigen Wahlkreis zu kandidieren, ist aus derKabinettsliste automatisch verschwunden.Für den künftigen Kurs der britischen Innenpolitik istallerdings die Besegung des Finanzministeriumsdurch N eoille Chamberlain die wichtigste Tatsache.Dieser ist seit jeher ein entschiedener Verfechter des Schutz-z o I l g e d a n k o n s. Er hat während des Wahltampfes inausgesprochenem Gegensatz zu Snowden den Standpunkt ver-treten, daß im Fall einer konservativen Mehrheit die neueRegierung verpflichtet wäre, Schutzzölle«inzuführen. Mac-danalds Versuch, don gemäßigten Baldwin für das Schatz-kanzlsramt zu gewinnen, ist an dessen Weigerung gescheitert.Um nun die Wirkung der Betrauung Nevrlle Chamberlainseinigermaßen auszugleichen, hat man das für Schutzzoll»fragen nächstbetsiligte Ressort dem Rechtsliberalen W a l t s rR u n c i m a n anvertraut, der den gleichen Posten in dem«selben Kriegskabinctt Asguith bekleidete, in dem SimonAußenminister war.Die sonstigen Ernennungen sind nicht besonders auf-fallend: Es handelt sich entweder um die bisherigen Minister,die im Kabinett beibehalten werden, oder um konservativ«Politiker, die in der einstmaligen Regierung Baldwinbereits ein Ministeramt bekleideten.Ausgesprochene Die-Hards, also extrem- konservativeMänner, sind in der Regierung nicht enthalten, was alsein Zugeständnis Baldwins an seine Koalitionspartner auf-gefaßt werden kann. Immerhin ist es bemerkenswert, daßein Bericht der„Telegraphen-Union" aus London die viel-sagende Bemerkung enthält, wonach die Wahl des Konser-vativen B e t t e r t o n zum Arbeitsminister den Rückschlußgestatte, daß„die Regierung den Erwerbslosenkeine Zugeständnisse machen" werde!verkrag und die Berbkndlichkeitsertlärung, wennauch in der Handhabung Aenderungen in mancher Hinsicht getroffenwerden müßten. Darüber wird in der nächsten Woche im Unter-ausschuß des Wirtfchaftsbeirats gesprochen werden.Wir werden bestimmt über den Winter hinwegkommen. Wirmüssen und werden dafür sorgen, daß das Volk nicht zu hungernbraucht. Dann müht« es aber sonderbar zugehen, wenn wir nichtdie Kraft aufbrächten, auch die übrigen Aufgaben bewältigen.Wir sind über den Inflations- und Etabilisationswinter 1923/24auch nur hinweggekommen mit dem Belagerungszustand, und wennalles hart auf hart geht, ist der gegenwärtige Staat noch lange nicht* am Ende seiner Kraft angelangt.(Lebh. Beifall.) Wenn unser Voltvor der klaren Situation steht, die ich gekennzeichnet Hab«, undwenn man dann vom Radikalisinus trotzdem die Zukunft einesStaates zerschlagen ließe, für solch« Kälber dürfte tat»sächlich der selb st gewählt« Metzger das Messerschleifen.(Lebh. Zustimmung.) Wenn dafür gesorgt wird, daßdie Menschen nicht zu hungern brauchen, dann wird es auch möglichlein, äußerstenfalls mit dem Ausgebot aller st aat»lichen Machtmittel Ordnung zu schaffen.In der Diskussion polemisierte der Vorsitzende des DeutschenGewerkschastsbundes Otte gegen die Rede Thyssens in Amerika.Rcichsminister a. D. Dr. W i r t h hielt eine normal funktionierendeDemokratie für notwendig.Im Schlußwort sprach Dr. kaas über die bevorstehenden außen-politischen Verhandlungen:Langsam, langsam hebt sich der Vorhang zu Verhandlungen,die meiner festen Ueberzeugung nach entscheidungsvollerfein können als alles, was seit Versailles an den Tischen derDiplomaten verhandelt wurde. Wenn etwas heute die internationaleSzene beherrscht, in einem Maße, wie man es vor verhöltnismäßigkurzer Zeit in manchen Kreisen noch nicht gehofft und erwartethatte,dann ist es die Einsicht in die Tatsache, daß Versailles doch tat-sächlich ein verhängnisvoller, ein verunglückter Start zum so-genannten wettfrieden gewesen ist.Wir nähern uns langsam dem Augenblick, wo der innere Nonsensder sogenannten Friedensverträge durch einen drastischen An-ichauungsuntcrricht auch solchen greifbar wird, die sich bisher—sei es aus Unverständnis, sei es aus Gegemnteressiertheit— dagegen gesträubt haben. Und wem ist es zu danken, daß diese Cnt-Wicklung sich, wenn auch verspätet, wenn auch immer noch zu lang-sam im Vergleich zu dem Tempo unserer Ungeduld und unsererErwartungen so vollzogen hat, wie sie sich heut« zu vollziehen be-ginnt? Hier liegt eine erste Frucht der geduldigen, besonnenen,zleloricntierten Außenpolitik im Geiste Brünings vor.Wir haben lange gewartet, es ist unendliche Zeit ungenutztdahingegangen. Was soll geschehen, wenn noch weitere Monate.wenn noch ein weiteres Jahr dahingehen soll, ohne daß wir endlichwenigstens an der Pforte zu Totallösungen stehen, dieden Völkern die Möglichkeit geben, zu glauben an ihre Zukunft, zuhassen auf ihren Aufstieg und dadurch die innere Kraft zu be-lommen für diejenigen Entschließungen, die die internationale Ko-operation von jedem einzelnen fordert.Die Volkspartei fühlt sich getroffen.Die Deutsche Volkspartei hat sich durch die Rede Brüningssehr getroffen gefühlt, namentlich durch eine im parteioffiziellenBericht nicht enthaltene Aeußerung, daß der Beschluß der Volks-parlei auf Einberufung des Reichstags im Sommer Teutschlandeinen Deoisenverlust von 220 Millionen Markon einem Tage gebracht habe, ferner durch Angriffe auf dieUnternehmerpropaganda im Auslände. In einerVerlautbarung droht die Volkspartei:„Die Deutsche Volksportei denkt nicht daran, einer Ausein-andersetzung mit dem Reichskanzler aus dem Wege zu gehen,wenn er sie wünscht. Sie hat ihm gegenüber auch in dem Augen-blick des Ueberaangs zur oppositionellen Haltung und danachstets eine loyale Haltung eingenommen. Sie würde es be-dauern, wenn derartige agitatorische Angriffe erfolgt wären, diechi.. dl« Fortsetzung jener.Haltung. unmoKich machen njärdenF.Die Voltspartei ist in der Lage eines Halbstarken, der ständigruft:„Fange doch an!" ohne den Mut zu haben, selbst an-zujangen.Hiiler wird degradiert.Oer Iaauschauer spricht ihm die sHegienmgSfähigfeit ab.Herr von Oldenburg-Ianuschau hat in Plauen eine Redegehalten, m der er gegen Sozialdemokratie undZentrum wetterte. Dann nahm er sich die National-j o z i a l i st e n vor:„Es sei ein« gefährlich« Verkennung der Tatbestände des wirk-lichen Lebens, wenn man aus der Befähigung, im nationalenSinne mitreißend auf die Massen zu wirken, ohne weiteres dieandere ableite, praktischer Ge st alter einer erfolgreichenPolitik zu sein. Die nationale Zukunft erfordere, daß die G r e n-z e n klar erkannt würden, die jeder Organisation und Bewegungvon Natur gesetzt seien."Hitler darf trommeln, mitreißen, agitieren— aberregieren darf er nicht. Das bleibt den Junkern und.Herrn Hugenberg vorbehalten. Sie glauben, daß HerrHitler von Natur aus bestimmt ist, nurWerkzeugzu sein.Das ist die schallendste Ohrfeige, die Hitler seit langemerhalten hat!_Siarhemberg will wieder puffchen.Oer Echvtzbund steht auf der Wacht.Wie«» 5. November. lEigenbericht.)Eine Wiener Korrespondenz teilt„von völkischerSeite" mit, daß Starhemberg für die Nacht zum 8. No-vember zum Zwecke eines Putsches einen Alarmbefehlausgegeben habe. Er wolle R-ichsverweser werden unddie Föderation mit Ungarn vorbereiten. Di« National-sozialisten hätte» sich dagegen gewandt.Starhemberg bestreitet diese Mitteilung. DerRepublikanische Schußbund halt sie jedoch nicht für wn-glaubwürdig, da auch ihm seit einiger Zeit Mitteilungenüber die Vorbereitung eines Heimwehrputsches zu-gegangen sind.Hilferding bei Laval.Und natürlich Verdächtigungen durch die Hugeuberg-PresseDer sozialdemokratische Reichstageabgeordnete Dr. Hilf er-ding wurde am Donnerstag in Begleitung des sozialistischenKammerabgeordneten Grumbach von Ministerpräsident Lavalempfangen. Die Unterhaltung bezog sich auf die Finanz» undWirtschaftslage Deutschlands.(Spinale Kinderlähmung in Hage«.Bisher vier Todesopfer.3a Hagen in Westfalen ist eine Epidemie. von spinalerKinderlähmung ausgebrochen. Fünfzehn Kinder sinderkrankt,»ier find berett» gestorben.Herunter mit dem Brotzoll!Oie Brotfrage im vottswirtfchastlichen Ausschuß.Dem Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages lagen inseiner Donnerstagsitzung 16 Anträge vor, die sich mit den Verhältnissen in der Landwirtschaft befaßten. In diesen Anträgen wurdedie Niederschlagung der Kredite und Zinsen, sowie die Einführungeine» Verwendungszwanges für verschiedene landwirtschaftliche Erzeugnisse verlangt. Im übrigen beschäftigten sich fast all« Anträgemit der Not der Landwirtschast Wenn die Forderungen in diesenAnträgen zur Durchführung kommen, dann würden dem Reichnatürlich wieder erhebliche Kosten entstehen. Ohne den Antrag-stellern nahezutreten, muß gesagt werden, daß ein beachtlicher Tolldieser Antröge im wesentlichen aus agitatorischen Gründen gestelltworden ist. Durch Erklärungen der Reichsregierung wurde eineAnzahl dieser Anträge einfach als erledigt erklärt.Die sozialdemokratischen Vertreter benutzten diese Gelegenheit,um in eindeutiger Weise der Regierung zu sagen,daß hinsichtlich des Brolpreise« unbedingt die Gesetzesbestimmungen zugunsten der Verbraucher nunmehr durch;»-führen sind.Die Regierung, dos heißt das Reichslondwirtschaftsministerium,Theater am Kurfürstendamm.Ilse Langner:„Oie Hellige von USA."Heber die große Schwindlerin des Geistes ein« ehrlich« Repor-tage in zwölf Bildern mit viel Lärm und wenig Geist Darumgroßes Entzücken und Beifall für die Dramatikerin. dl. H.dürfe nicht glauben, daß sie eine Brotpreiserhöhung vermeidenkönne durch schleppende Verhandlungen mit den Bäckermeistern,sondern es müßten die Zölle für Roggen herabgesetzt werden.Ein Antrag befaßt sich mit der Absatzförderung beimSchlachtvieh. Bei dieser Gelegenheit haben die sozialdemo-kratischen Vertreter auch darauf hingewiesen, daß das Reichs-crnährungsministerum die Pflicht habe, die Handelsspanne zu ver-ringern, damit die breiten Massen in den Genuß niedriger Fleisch-preis« kommen.Von einem Vertreter des Zentrums wurde gesagt, daß leiderdie Bevölkerung die beste Qualität beim Fleisch bevorzuge. GenosseBergmann(Soj.) widerlegte die Behauptung und sagte mitRecht, daß Millionen sich heute gerne die Fleisch- und Speckwarcnminderer Qualität kaufen würden, wenn sie die nötigen Mittelbesäßen. Vom Genosse» Baabe(Soz.) wurde die immer wiederaufgestellte Behauptung widerlegt, daß die Sozialdemokratie zuirgendeinem Zeitpunkt in bestimmter Form für einen Roggenprelsin Höhe von 230 Mark pro Tonne eingetreten wäre, obwohl dieSozialdemokratie eingetreten Ist für einen angemessenen Schutz derlandwirtschafllichen Produkte, selbstverständlich unter Wahrung derVerbraucherinteressen.Der Abgeordnete Ehrhardt sZ.) wies darauf hin,daß der hohe Zoll auf Roggen und Weizen auf die Dauer«ichso bleiben könne.Niemals hob« man früher angenommen, daß femals Zölle in solcherHöhe zur Einführung kommen würden. Gegenüber einer Bemer-kung de» Abgeordneten Drewitz(Wirtschp.), daß die wenigePfennig betragende Brotpreiserhöhung doch nicht ms Gewicht falle,wies Ehrhardt(Z.) darauf hin. daß dies doch der Fall sei. wennman an die Notlage und Arbeitslosigkeit der breiten Massen denke.