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Rr. 521 48. Jahrgang

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3. Beilage des Vorwärts

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Walter Schirmeier: Die Stimme

Bei uns liefen schon seit einigen Tagen Gerüchte um, daß wir in Kürze einen Angriff unternehmen sollten. Die Front, die an dieser Stelle eine Einbuchtung zeigte, follte nad) vorn ausgeglichen merden. Mit heimlicher Angst sahen wir alle dem Befehl entgegen. Wir waren so müde, so ausgepumpt von Hunger, Rot und Ent­behrung- so müde des finnlosen Mordens und der vergeblichen Hoffnung auf das Ende, das immer und immer noch nicht tam! Ich war als Horchposten tommandiert. Nachts um dret frod) ich durch den halbmetertiefen Gang nach vorn, wo in einem Trichter ber Kamerab wartete. Er flüsterte mir zu: Drüben ist auch eben abgelöst worden!" Dann machte er, daß er fort tam. Ich richtete mich, to gut es ging, cin, legte das Gewehr auf den Erdrand und starrte in die Nacht hinaus.

Wir saßen zu dritt um den Tisch herum. Draußen war es falt, I trieben worden; nur durch den zerstörten Stall voneinander ge­doch hier im Zimmer verbreitete ber Ofen eine behagliche Wärme. trennt, faßen Nacht für Nacht die Horchposten in ihren Löchern. Ernst drehte an den Knöpfen des Radioapparates. Unintereffantes Brogramm in Berlin  ", sagte er. Bielleicht triege ich eine andere Station herein, die mas Nettes sendet!" Richard fah ihm lächelnd Er hielt in der rechten Hand die turze Pfeife; sein linter Arm hing steif und leblos herab. Seit 1918, trug er schon die Prothese, sein Arm lag irgendwo in Frankreich   neben hundert anderen amputierten Armen, Beinen, Händen und Füßen, die von den Sani tätern in die Grube hinter dem Lazarett geworfen worden waren. Ernst drehte unbeirrt an den Kondensatoren des Apparates her um. Manchmal pfiff es, Bruchstüde von Gesprächen flatterten auf. Musik erklang einzelne Tatte lang. Blöglich fagie eine Stimme auf französisch: Mesdames et messieur, monsieur..." eine Stö rung fnatterte dazwischen lieft aus seinem pazifistischen Buche: ,, Kameraden von drüben". Einen Augenblid blieb es still. Dann sagte eine tiefe, ruhige Stimme:., Chemin des dames..."

Richard fuhr mit einem Rud auf. Seine fünstliche Hand schlug mit hartem Laut gegen das Holz des Tisches. Er blieb weit vorn übergebeugt figen und lauschte wie gebannt der dunklen Männer stimme, die aus dem Lautsprecher tönte.

So plöglich, wie das Sprechen begonnen hatte, riß es auch wieder ab Atmosphärische Störungen machten die Worte unver ständlich. Die Lautstärte ließ immer mehr nach, so daß zum Schluß nur noch ein undeutliches Geräusch übrigblieb.

Wir blidten erschrocken auf Richard, der, den Kopf in die Hand gestützt, dasaß. Keiner von uns sprach ein Wort. Leise schaltete Ernst den Apparat aus. Es wurde ganz ftill im Zimmer. Rad) einer Weile hob Richard den Kopf und sah uns mit einem abwesen den Blick an. Dann strich er sich mit der Hand über die Augen und fagte schwerfällig: 3hr wundert euch gewiß über mein Benehmen. Aber es war so unfaßbar für mich, diese Stimme zu hören gerade jetzt diese Stimme zu hören. Ihr könnt das nicht ver stehen" er fab uns unficher lächelnd an; ich bin sonst nicht so leicht aus der Fassung zu bringen aber diese Stimme..."

Er dachte einen Augenblic nach. Dann fuhr er fort: ,, Es ist eine kleine, ganz unpathetische Geschichte, die damit zusammenhängt. Ein Kriegserlebnisbeileibe keine Selbentat im üblichen Sinne, obwohl vielleicht unter den damaligen Berhältnissen mehr Herois mus dazu gehörte, als es das Erstürmen eines feindlichen Grabens erforderte aber", Richard sprach verhalten, wie vor wenigen Augenblicken jener Fremde am Mikrophon irgendwo in Frant reich, dieselbe Stimme war vor dreizehn Jahren für mich die Stimme der Menschheit, die aus einem französischen   Schüzengraben erflang!"

Richard überlegte und sprach weiter. Es war 1918, zwei Mo nate vor Kriegsschluß. Wir lagen vor einer Ferme, einem Bauern. hof. Gehöft tonnte man es nicht mehr nennen, denn die Gebäude waren in wochenlangen Schießereien bis auf die Grundmauern zer stört worden. Unser Graben verlief in zwanzig Metern Abstand Don dem Gehöft; jenseits etwa in der gleichen Entfernung, befand fich der des Gegners. Bon beiden Seiten waren Sappen vorge.

Camille d'Orange:

Eine halbe Stunde mochte vergangen fein, als ich plöglich einen leisen Ruf hörte. Erschrocken fuhr ich zusammen und tastete nach den Handgranaten, die neben mit lagen. Es war so unglaub­lich, daß jemand rief- hier rief, wo man jede Bewegung ver mied, um nicht den Gegner auf sich aufmerksam zu machen und eine Handgranate herüberzubekommen.

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Ich lauschte atemlos und da einen Augenblick später rief es wieder rief er, von drüben:, Camarade mon cama­rade allemand!"--- Was ich in dieser Sekunde empfand, ist nicht mit Worten zu schildern. Wollt ihr es glauben, daß ich nach einer Handgranate griff, daß einen Herzschlag lang der Drill, dieser vierjährige, eiferne, bluttriefende Drill mich fast gezwungen hätte, jenen dort, der vertrauensvoll fein: Camarade!" in die Nacht flüsterte, durch einen Wurf zu zerfezen, zu ermorden?

Ich bezwang mich. Ich antwortete. Genau, wie er gerufen hatte, erwiderte ich: Ja, Kamerad!" Und dann geschah das Wunder, das große, unfaßbare Wunder: Aus der Nacht, von jenem Unsichtbaren vor mir von meinem Feinde kam der Ruf, die Bot schaft: Der Friede fommt, Kamerad Deutscher  !" nichts nur dies: Der Friede tommt!"

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Weiter

Richard hielt ein. Dann sagte er leise: Ich schäme mich nicht, es zu fagen: Ich faß in meinem Loche und habe geheult wie ein Kind. 3mei Tage später erfolgte unser vergeblicher Angriff. Kurz darauf erhielt ich den Schuß, der meinen Arm fostete. Aber fönnt ihr jetzt verstehen, was es für mich bedeutete, als ich vor­hin jene Stimme wieder hörte? Dasselbe, was ihn damals getrieben hat, sich in Tobesgefahr zu begeben, um mir, dem Un­bekannten. fein tröstendes, hoffnunggebendes Der Friede tommt!" zuzurufen, ist es auch, das ihn heute vor dem Mitrophon sprechen läßt. 3um zweiten Male höre ich ihn aus dem Duntel der Nacht sprechen, über eine Mauer von Understand und Hegerei in beiden Ländern hinweg feine Stimme, die zu Millionen Ohren Worte gegen den Krieg spricht! Jetzt werdet ihr auch verstehen," wes halb ich trotz allem, was wütende Reafton in beiden Ländern ihnen wie bei uns zu ihrer Berhinderug tut, doch an die Ver­ständigung, an den endlichen Frieden glaube, weil auch drüben die Stimme des Friedens, der Menschheit spricht!"-

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bei

Wieviel Musik verträgt der Mensch?

Wissenschaftlich erforscht müßte einmal werden, welches Quantum Musit der Normalmensch täglich aufzunehmen imftande ist( ohne in die Luft zu gehen). In einem Zeitalter, in dem mein Nachbar um halb acht Uhr morgens seinem Lautsprecher Kriegs. märsche entlodt und die nahen Laubenkolonisten sämtlich perfeft ausgebildete Grammophonspieler sind, müßte sich diese Frage doch eigentlich lohnen. Was das Frühfonzert meines Nachbarn betrifft, so wollt ich es anfangs nicht glauben; ich blieb lange dabei, daß ich Gehörshalluzinationen hätte. Wer in aller Welt fann um halb acht Uhr morgens das Bedürfnis nach dem Brautmarsd) empfinden? Schließlich fiel mir ein, daß es wahrscheinlich Leute gibt, die früher aufstehen als ich.( Fassen Sie das auf, wie Sie wollen.) Jedenfalls sind diese Leute schon am frühen Morgen bei Braut­marsch und Ständchen. Und das macht mir das Leben problematisch. Früher passierte es höchstens jebem tausendsten Einwohner, daß ihm ein Heldentenor oder eine Primadonna die Nägel zum Sarge lieferte heute ist die Reichspost, die ihr Postillonhorn in einen Lautsprecher verwandelt hat, selber solch ein Lieferant. Und sie flopft ihre Nägel sicher und dauerhaft. Dies ist das Unfaßlichste, das jemals geschah: Daß eine Institution des Staates, der die Ruhe als erste Bürgerpflicht proflamiert, selber um siebeneinhalb oder früher noch zu mufizieren beginnt. Es muß sich wohl so verhalten, daß Ruhe zwar die Pflicht des Bürgers. daß aber der Staat eben fein Bürger iſt. Alſo tann er ſich's liſten.

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Das Unglüd zieht immer weitere Kreise. Um mich vor dem Lautsprecher zu schüßen, fange ich gewiß noch einmal an Klavier zu spielen auf diese natürliche Weise entstehen Weiterungen. Gin Krönungsmarsch ist das Glend für zwanzig Hausparteien. Aber niemand mudt auf; niemand will sich verkrachen; wissen Sie, dabei fommt nichts Butes heraus; jeder fürchtet Schifane als Rache. Sind, es ist besser, sich zu verhalten... So geht es weiter bis ins Grab. Hoffentlich haben die Würmer fein Rammerorchester. Das wäre ein Reinfall...

Was aber meinen musikeliebenden Nachbarn betrifft, so ist er durchaus nicht mein Nachbar. Er wohnt im anderen Hause und dort überdies ein Stockwerk tiefer als ich. Aber wie Einstein neu­hat was Bölkerverbindendes. Einer im nächsten Haus sigt mir nun lich so schön gesagt hat: Der völkerverbindende Rundfunk... Ja, er sozusagen direkt auf dem Dhr.( Damit auch alles zu feiner richtigen Wirkung kommt, hat der Hauserbauer von vornherein für die richtige Dicke Dünne der Wände gesorgt.) Das habe ich nun von der Bölterverbindung.no.

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Und dabei habe Riebe unter den Völkern noch größere Fort­

ich's heute noch relativ gut. Wie soll das

aber werden, wenn die schritte macht!

Eine gewisse Art von Lichtreklame wurde untersagt, weil dem Auge schädlich: den Radlern wurde ein schauriges Signalgeheul­den Automobilisten das dem Sinn nicht entsprechende Hupen ver­boten. Sie fümmern sich zwar nicht um die Verbote, aber der Zeitungslefer lieft befriedigt von Zeit zu Zeit, daß die Polizei einige beim Kragen ergriffen hat.( Diejenigen, die dich stören, sind es leider nie, das ist komisch.) Nur die Musike vegetiert ungehemmt leider nie, das ist komisch.) Nur die Musike vegetiert ungehemmt in die Höhe und Breite. Eines Tages wird sich der liebe Gott im Himmel noch beschweren. Alle Klagen über seine schlechteingerichtete Welt sind in der Tat lächerlich, solange die Menschen ihm in feine besten Absichten hineinpfuschen. Glauben Sie, der liebe Gott wüßte nicht ganz genau, weshalb er dem Menschen kein Klavier in die Wiege gelegt wat? Die Tiere kennen noch nicht solche Perversi­täten. Sie haben ihr unantastbares Organ für die Stille. Außer dem Hund, der zum Radaumachen erst vom Menschen abgerichtet worden ist, fommt kein Bierbein auf den komischen Gedanken, aus der nachbarlichen Störung eine Kultur zu machen.

Man soll sich an die Polizeivorschriften halten, die Polizei macht es schon richtig, nicht wahr? Ja, aber wenn wir alle Rechte aus. nügten, welche die Polizeivorschriften uns gestatten, dann können wir das Dasein einander fein zur Hölle machen, meine Lieben dann nur zu. Es ist uns gestattet, unser ganzes Leben lang ausschließlich Musite zu spielen, der Lautsprecher richtet sich stritte danach. Und wenn er nicht das Trommelfell durchbohrt und das tut er nicht, er ist vorsichtig, er bleibt lieber hart an der Grenze so ist es fein ruhestörender Lärm. Und dazu bedenke man, was von einer Serenade, die aus dem Lautsprecher kommt und wenn Kreisler fie spielte nach ihrem Weg durch einige Wände übrig bleibt: Brummen und Jaulen. Wann konsumiert der Mensch von heute eigentlich feine Musit? Ueberall ist er von ihr umblökt. Ich frage, ob das gesund sein fann? Möchten Sie einen Bekannten haben, der Sie täglich besucht, um den ganzen Tag lang zu quaffeln und nichts als zu quaffeln und zu mufizieren? Solch einen Be­kannten habe ich, das ist meines Nachbarn Lautsprecher. Bennligen Schlafs, sondern vielmehr um die Abwehr des Angriffs auf mein Nachbar einmal genug haben sollte bis jetzt ist es noch nicht so weit, er genießt das Leben so würde der Lautsprecher das Maul halten müssen. Ja, und wenn ich genug habe? Wo bleibt hier die Freiheit? Wer leidet mehr: Mein Nachbar, wenn er feine Musik hört oder ich, wenn er mich zum Mithörer macht? Ganz abgesehen davon, daß es mir nirgendwo weh tut, den Schlußchor her Neunten Sinfonie meinem Nachbarn die Café musit ersetzen zu hören- auf die er eigentlich gar nicht hinhört,

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aber die er nun einmal nicht missen will.

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Es ist so schön zu betrachten, wie alle Kinder Gottes vom Edelsten zu speisen bekommen, aber, igitt, sie müssen sich gleich überfressen und dem Rest der wahren Genießenden die Freude

Derleiden.

Es handelt sich eigentlich nicht um die Verteidigung des hei die heilige Stille überhaupt. In einer anderen Zeit als dieser wäre es gestattet zu sagen, daß die Musik der Stille die Unterhaltung des Menschen mit Gott sei. Aber mit folchen Ausdrücken soll man besser warten, bis dafür wieder eine Konjunktur besteht, in den Cafés und in der Literatur, was übrigens gewöhnlich das gleiche ist. Jn. zeitgenössischer Sprache gesprochen: Mensch, du findest ja niv gends' n Fled, wo du mal so für dir hindufeln kannst nich mal am Sonntag nich... nee, am Sonntag fogar am wenigsten.

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Um die Sache von meinem musikeliebenden Nachbarn zu Ende zu erzählen, muß ich nur noch sagen, daß er der Hauswart ist. Er versorgt uns alle mit Heizung und Liedern.

Gott   gebe dem Mann seinen Lohn dafür!

Egon Friedell  :

Freitag, 6. November 1931

Der Sänger in Thule

Aus dem soeben bei C.$. Bed- München   erschienenen 3.( Schluß-) Band von Egon Friebells Kulturgeschichte der Neu­geit". Er enthält die Kulturentwidlung von 1815 bis zur Gegenwart.

suchen: in dem Norweger Holberg und den Dänen Andersen und Die geistigen Ahnen Jbsens sind in dessen eigenem Lande zu Kierkegaard  . Holberg   ist oft mit Molière verglichen worden, den er an philosophischer Kultur und Eleganz der Form nicht entfernt erreicht, aber an Saftigkeit der Satire und Schärfe der Feder­zeichnung noch übertraf. Die Erinnerung an den scheinbar harm­losen Andersen mag im ersten Moment überraschen, aber nur so lange man vergißt, daß dieser Jugendautor einer der tiefsten Menschendurchleuchter und stärksten gestaltenden Ironiker der Beit­literatur gewesen ist. Zu Kierkegaard   verhält sich Ibsen   etwa wie Wagner zu Schopenhauer  , Hebbel zu Hegel  , Sham zu Carlyle, bezogen, wobei er bisweilen von dem schönen Vorrecht der Künstler Schiller   zu Kant  : er hat von ihm einen Teil seines Ideenrüstzeugs Gebrauch machte, die Philosophen mißzuverstehen. Bon großer, man möchte fagen: verkehrstechnischer Bedeutung war für die damalige nordische Dichtergeneration auch der Däne Georg Brandes  , der, eine Art literarischer Kingmaker, mit starter Witterung für die treibenden Kräfte der Zeit dem gebildeten Europa   die reiche Literatur seiner Heimat erschloß und umgekehrt den Strom der Geschmack und Anpassungsvermögen immer nur die oberen Schichten europäischen Bildung nach Skandinavien   leitete, freilich bei allem der Künstlerpersönlichkeiten berührend, indem er sich nie über das Niveau des feingeistigen Literaturessays erhob, das die Wunder der Tiefsee in gepflegten Baffins zur Schau stellt. Im übrigen läßt sich die norwegische Literatur von der dänischen ebensowenig trennen ganz zum dänischen Kulturkreis, dem es vom Anfang des fechzehnten wie die holländische Malerei von der belgischen. Norwegen   gehört Jahrhunderts bis zum Wiener Kongreß   auch politisch eingegliedert Sprache der Kirche, des Gesezes und der Gebildeten das Dänische, war. Mehrere Jahrhunderte hindurch war im ganzen Lande die und erst im neunzehnten Jahrhundert begannen Wieberbelebungs­versuche durch Aufnahme von Elementen der norwegischen Volks sprache in die dänische Schriftsprache. Ibsen   und Björnson schrieben ein norwegisch tingiertes Dänisch.

In den Kronprätendenten" sagt der Stalde Jatgejr: ,, Kein Lied wird bei hellem Taglicht geboren." Bon dieser Art waren die Lieder des Stalden Ibsen: geboren im Lande der Mitternachts. sonne, seltsam klar und düster. beschattet vom Gestern, erhellt vom Morgen, in doppelsinniges 3mielicht getaucht, dämmerig zwischen Gedächtnis der Nachwelt: als die finstere Flamme des Nordens, ben Seiten webend. So steht die Gestalt Jbsens por dem staunenden ber geheimnisvolle Sänger aus Thule.

Will man Ibsen tatalogisieren, so muß man ihn zweifellos in die Familie der Klassiker einreihen. Unter einem Klassiter ist nicht ein Dichter zu verstehen, der in bestimmten Formen schafft. zum Beispiel in Bersfüßen, oder bestimmte Stoffe bevorzugt, zum Bei­spiel tragische oder antife; sondern jeder Dichter, deffen Werte nicht bloß Produkte der Bitalität, des Erlebens und Erleidens, sondern auch der Rationalität, der planvollen Berechnung und ebeln Bes jonnenheit sind, jeder Dichter, in dem Leidenschaft sich zur Wiffen­schaft geläutert hat, laffffer. Solche flaffische Werte find bem Reibenschaft sich zur Wiffen­ist ein alle uns befannten griechischen Trauerspiele: Schöpfungen des ge­reiftesten Kunstverstandes, sorgsam in allen Teilen durchkomponiert und abgewogen wie ein alter Tempel oder Altarschrein  , vermöge der reichsten und sichersten Kenntnis des Handwerks, des Materials, der Geseze und Proportionen; solche Werte sind die Dramen Goethes und Schillers, Corneilles und Racines, in denen alles fich gegenseitig hebt, verdeutlicht, beschattet und beleuchtet, bis für jede Ginzelheit eine vollendete Bühnenperspektive entsteht, und die Dia­loge Lessings und Molières mit ihrer leichten und lichten, geglie loge Beffings und Molières mit ihrer leichten und lichten, geglie derten und geschlossenen Architektur. Der legte Klaffiter dieser Art Bon ihm gilt in noch höherem Maße, was Goethe von Shakespeare  war Henrik Ibsen  ; der vollendetste, weil er der komplizierteste war.

gesagt hat: Seine Menschen sind wie Uhren mit Sifferblatt und Gehäuse von Kristall  ; sie zeigen nach ihrer Bestimmung den Lauf der Stunde an; und man kann zugleich das Räder- und Federwert erkennen, das sie treibt." Ja; Ibsen   sah durch die Menschen hindurch, als ob sie transparent wären, erkannte das verborgene Gerüst, das sein Auge sandte geheimnisvolle X- Strahlen durch das dunkle unsere Welt trägt, das stille Herz, das in ihr unermüdlich schlägt; Erdengeschehen.

Das Anwachsen der Menschheit

Die Englische Statistische Gesellschaft" hat es unternommen, die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen zu schäßen, und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß zur Zeit rund 2 Milliarden Personen auf ihr leben. Da man im Jahre 1831 die Bevölkerung der Erde auf 800 Millionen Menschen schäßte, beträgt also die Zunahme in den legten 100 Jahren genau 150 Broz. Am weitaus stärksten ist die Bevölkerung Ameritas angewachsen, nämlich von 36 quf Ebenso Australien  , wo die Einwohnerzahl von 1 Million auf 240 Millionen, allerdings in der Hauptsache durch Einwanderer. für die Menschen auf der Erde geben würde, ist verkehrt; die Men­10 Millionen gestiegen ist Die Annahme, daß es bald feinen Platz europäischen   Staaten sowie Japan   ihre Menschenmassen bald nicht schen sind nur ungenau verteilt. So tönnen eine ganze Reihe von mehr ernähren, während andere Länder, in erster Linie die füd­amerikanischen Staaten und Rußland  , noch viele hundert Millionen Personen aufnehmen fönnen. Die Höchstzahl der Menschen, die auf der Erde   Platz finden können, wird auf 5 Milliarden Personen geschäßt.

Cocktails find feine moderne Erfindung. Sie waren in Amerifa bereits vor hundert Jahren bekannt. Schon Captain Harryat, der schreibung Coctails und ihre Beliebtheit bei der amerikanischen   Ju­bekannte Schriftsteller, der 1848 starb, erwähnt in einer Reisebe­gend. Er sagt, daß der Knabe von 15 Jahren ein Mann sein wolle, in Kneipen gehe, Cocktails trinte, Tabat faue und über Politik spreche. Auch in den Romanen Thackerays und Hawthornes werden Cocktails erwähnt.

Der Kork wird von der Korkeiche gewonnen, die in Südeuropa  heimisch ist; die besten Qualitäten tommen aus Spanien  . Die Rinde dieser Korteiche ist sehr dick und fegt in jedem Jahre neue Schichten

ant.

Alle acht Jahre fallen die Schichten von selber ab, aber die besseren Qualitäten erzielt man, wenn die Rinde abgeschält wird, ehe sie von selber abfällt.

Das Hauptnahrungsmittel der Menschen ist nicht Brot, sondern Reis, der mehr als der Hälfte der Bevölkerung der Erde fast als einzige Nahrung dient.