Im Spiegel der Not.
Was Kleingewerbetreibende aus Arbeitervierteln zu erzählen wissen
Trügerische Hoffnung auf den Damenfalon.
Auch der Friseur, den ich besuchte, nannte als Gefchäfts= rüdgang die traurige Ziffer von 40 Proz. Er und mancher seiner Kollegen hatten gehofft, sich durch die Einrichtung eines Damentäuscht. Die hohe Erwerbslosenziffer gerade auch bei den Arbeite Salons durchhelfen zu können. Die Hoffnung hat affzuoft ent rinnen und weiblichen Angestellten hat dazu geführt, daß auch hier fehr oft zur Selbsthilfe geschritten wird. Der Geschäftsinhaber Ratten daran gefnabbert hätten um mich in Nahrung und Brot meinte drastisch: Und wenn das Haar auch aussieht, als wenn die 34 feben, dazu reicht eben das Geld nicht." Mancher Friseur hat
Die sonnigen Lage, die uns ein freundlicher Herbst beschert,| mahnwißigen Wirtschaftsordnung heraus den Säuen vorgefeßt. Die werden, wenn man durch ein Groß: Berliner Arbeiter, Moltereibefizer jollen jest an Wohlfahrtsempfänger den Liter Milch viertel geht, perdüstert durch das Straßenbild, das sich dem für 20 Bf. abgeben, dagegen fträuben sich aber die Unverständigen Auge bietet. Bielleicht macht die erschütternd große Zahl vor allem unter ihnen. auch junger Menschen, die man in einem von Woche zu Woche ftärker werdenden Ausmaß das Straßenpflaster treten sieht, den bedeutsamsten Eindrud. Es sind die schier unzähligen Arbeiter und Arbeiterinnen, die unter dem furchtbaren Zeichen: erwerbs: los stehen. Das hat in den letzten 1½ Jahren ein grauenvolles Tempo angenommen. Das unverkennbare Bemühen dieser von der großen Krise am heftigsten geschlagenen Menschen, durch irgend mögliche Sauberkeit der Kleidung über das Elend der Wirklichkeit hinwegzutauschen, schafft die eingefallenen Backen und den Blic, der vom Hunger des Magens und der Seele spricht, nicht aus der Welt. Die abgetretenen Abfäße laffen fich nicht perbergen, und auch die mühseligen Flicken an der Jacke sind beredt. Aber das Straßenbild im Arbeiterviertel zeigt noch mehr. Da sind die Frauen, die im zerschliffenen Handtäschchen framen, um die paar Pfennige, die just für das Billigste reichen, zusammenzufragen. Da ist weiter die ständig wachsende Zahl der bettelnden, mit Schnürsenkeln oder Streichhölzern handelnden, fingenden und auf verstimmten Instru menten musizierenden Menschen. Die Not der Zeit wird aber viels leicht am deutlichsten, wenn man in die Betriebe und die Bücher der Kleingewerbetreibenden hinein schaut. Nicht allein, daß die Läden der Fleischer und Kolonialmarenhändler, der Friseure und Bäder, der Gastwirte und Schuhmacher eine erfchredende Leere aufmeisen, nicht allein, daß man immer weniger Geschäftsfuhrwerke auf den Straßen sieht, legien Aufschluß gibt erst eine direkte Aussprache mit dem Kleingemerbetreibenden. Lassen wir Menschen und Zahlen sprechen!
Der Schuhmacher erzählt.
den
Ein alter Schuhmacher berichtete: ,, Seit ich meine kleine Bude habe, war gerade zur Herbstzeit immer Hochbetrieb in Reparaturen. Seit zwei Jahren hat sich das polkommen geändert. Ich arbeite hillig und bin Fachmann in meinem Beruf, aber selbst gute billige Arbeit fann heute nicht mehr bezahlt werden. Es tommen noch nicht halb so niel Menschen wie früher. Wenn nicht die Be: stellungen von der Wohlfahrt wären, die mich noch tatsächlich über dem Wasser halten, dann wäre es noch viel schlimmer, uns ich müßte auch noch meinen lezten Gesellen entlassen. Sehr viel Erwerbslose gehen heute baran, die Stiefel selbst zu befohlen. Da mill man den Gang zum Schuhmacher ersparen, weil man eben tein Geld hat. Das geht auf Rosten des Oberleders, denn ein richtiger Handwerker muß Fachkenntnisse und das richtige Hand: richtiger Handwerker muß Fachkenntnisse und das richtige Hand: wertszeug haben. Doch erst wenn der Stiefel beinahe ganz faput ift, wird der Weg zum Schuhmacher angetreten."
Knochen, Knochen, Knochen!
Ein Schlächtermeister, der feit Jahren in der gleichen Gegend einen sehr sauberen Laden besigt, sagte, daß der geschäft liche Rüdgang fid) auf nahezu 50 Broz. beläuft. Die Klage lautet: 2ftfe wolfen nur billige Waren. Mehr als 90 Bf. oder höchstens 1 Mart dari in den allermeisten Fällen der Einkauf nicht fasten. Weil das Geld zum Fleisch nicht reicht, werden so große Majjen an nochan perlangt, mie fie überhaupt taum zu befaffen find. Unser Bertauf an Fleisch ist durchschnittlich um 30 Broz. gesunken."
Kein Geld für Brot!
Gehen wir unfern Rundgang fort! Ein Bädermeister hat einen Rüdgang von 50 Broz. zu nerzeichnen, der bei Kuchen und sonstigen weißen Badmaren jogar bis zu 60 Broz, geht. Wir zitieren, was er uns mörifich sagte: Was ich früher in einer Woche an Kuchen verkaufte, vertaufe ich jetzt in drei Monaten." Wer erinnert sich hierbei nicht angesichts der Einstellung deutscher Wirtschaftsführer um Schacht und Bögler an das Wort der Königin Marie Antoinette von Frankreich, die, als sich die große Revolution durch Hungerrevolten anfündigte, fagte:„ Die Leute haben fein Brot? Warum effen sie denn feinen Kuchen?" Früher war das sogenannte Schsthaden beliebt: man brachte den angerührten Teig zum Bäcker und ließ ihn dart backen. Das ist heute, wenigstens in den Arbeltervierteln, faft ganz vorbei.
In einer Molterei bieß es, daß täglich 40 Liter Milch übrigbleiben, die der Besizer, wie er fagte, netgedrungen, zur Ber: fütterung an feine Schweine verwendet. Belch ein Widerfinn! Auf der Straße, auf beengten Höfen und in stidigen Wohnungen hausen bedürftige Kinder, und die Milch wird aus den Gefeßen" einer
Ueberflüssige Schulen.
Folge des Geburtenrüdgangs während des Krieges. Die Schuldeputation hat in ihrer Sigung am Donners tag die bereits seit 14 Tagen norberatenen Zusammenlegungen und Schließungen von Boltsschulen der inneren Bezirke angenommen. Es handelt sich um Schulen mit nur acht bis zehn, in einzelnen Fällen fogar nur fünf bis sieben Klaffen. Zum Teil merden Schulen wie die 74. und 79. Schule in der Bappelailee su einer Schule) aufammengefaßt, zum Teil werden Klassen anderen Schulen anges gliedert, die damit aufgefüllt werden. Die Maßnahme ist nat wendig geworden, weil die Zahl der Bolfsschüler pon Jahr zu Jahr zurückgeht, eine Auswirkung des Geburtenrädganges während des Krieges. Die Lehrer werden nach wie vor an ben einzelnen Schulen beschäftigt bleiben. Für die überzähligen Rektoren ist jederzeit eine Weiterbeschäftigung möglich, da in Berlin rund 50 Rettorenstellen frei sind. Bei der Zusammenlegung pon Schulen fall in weitestgehendem Maße darauf Rüdjicht genommen werden, beß für die Schuffinder feine fängeren Schulwege entstehen.
Das Waffensterben der Ulmen.
-
Dar Utmanirantheit, die in allen Zeilen der Stadt un gezähtie Ulmen( Rüstern) Bestände befallen hat, sind auch im Berwaltungsbezirt topenid eine große Menge Bäume zum Opfer gefallen, Einen besonders starten Befall zeigen die Straßen bäume in der Raulsdorfer Straße in Köpenid. Bedauerlicherweise kann ein Teil der Bäume nicht mehr gerettet werben. den Berkehr eine Gefahr besteht und außerdem ein weiteres Da für Umsichgreifen der gefährlichen Krankheit mit allen Mitteln ver hindert werden muß, müssen die abgestorbenen Bäume im Laufe des
Feierstunde im Rundfunk
veranstalt.vom Arbeiter- Kultur- Kartell Gr.- Berlin 1. Arie. Georg Fr. Händel
Quartett: Herbert Zydatis( 1. Violine), Alwin Deterding( 2.Violine), Herbert Lehmann( Cello), Kurt Zydatis( Bechstein- Flügel) 2. Das wahre Reich der Freiheit Karl Marx Vorspruch, gesprochen von Albert Florath 3. Elegie
Quartelt
... Kurt Kläber b) Lied der Arbeit( Karl Bröger ). Hans Ziegler Sprechchor für Proletarische Felerstunden, Leitg Alb. Florath
Sonntag, den 8. Novemb., 11-11.30 Uhr vormittags, im Berliner Rundfunk
den Erwerbslosen verbilligte Preise eingerichtet. Notzeit erzwingt Motmaßnahmen, und es ist tatsächlich so, daß durch diefes Berhalten die Geschäftsinhaber in der Nähe der Arbeitsnachweise und im Bereich der Berliner proletarischen Wohnviertel in rund 400 Fries feurgeschäften 750 Gesellen beschäftigen können, die sonst ermerbslos mären.
Der Goffwirt foll pumpen!
Allgemeine Wetterlage.
6.Nov. 1931, abds.
755
750
5 斤
740
740
746
760
Madrid
750
755
760
765
0
Lening
5 726
10780
€ 5
O
6
H
765
Owolkenlos, heiter, halb bedeckt Owolkig, bedenkt Regen. & Graupein Schnee, Nebel, GewittecWindstille
Die Wetterlage hat sich in den letzten Tagen grundlegend mp gestaltet. An Stelle eines fräftigen Tiefdrudgebietes über dem Nordmeer ist nach starkem Prudenstieg über Nordeuropa eine Brüde hohen Drudes getreten, die vom russischen Hoch nach Grön land reicht. Heber Skandinavien fcheint fich ein felbständiger Hochbrudfern entwidein. Die Sjobaren haben dabei eine nord- südliche Richtung erhalten und die Winde haben nach Südosten gedreht. den öftlichen Zeilen des Reiches beginnt hereits die Zufuhr ist ein Teillies über Mittelfrankreich maßgebend. Os bat am Freitag fühlerer tontinentaler Luftmaffen. Für unsere fünftige Witterung der westlichen Reichshälfte bereits Bempftung, gegen Abend in Südwesten leichte Regenfälle gebracht. Da anzunehmen ist, daß es in seiner bisherigen Bewegung nach Osten beharrt, mird das Better in unserm Bezirt allmählich stärker pon ihm beeinflußt merden.
Wetterausfichten für Berlin : Meist stärker hemölft, später langaftliche winde. Für Deutschland : In her jübmeſtlichen Hälfte fam auffonymende Regenneigung; ziemlich fitht; bittige vis fidvielfach frühe und regnerisch: im übrigen Reiche nach vorwiegend traden und im Nordosten ziemlich heifer, Temperaturen allgemein
nur menig perändert.
SA Sosialininde Arbeiterjugend Groß- Berlin
Ein Softmist erzählte, daß die Abgaben an Steuern und einen Mongt die Summe erreichen, die früher ein ganzes Jahr sanftigen staatlichen oder kommunalen Berpflichtungen heute für beanspruchte. Demgegenüber ist aber der Umfag um die Hälfte zurädgegangen. In Geschäften, bei denen in besseren Lagen vielleicht zwei Kellner und eine Röchin tätig maren, ist heute fein einziger Mensch mehr angeftellt. Der Mann besorgt die Wirtschaft vorn im Geschäft, die Frau steht in der Rüche; oft helfen arbeitstofe Söhne aber Töchter mit. Für die Einstellung auch nur eines Angestellten, so heißt es, reicht es heute bestimmt nicht mehr. Das allerschlimmste ist, daß sehr viele Gäste auf Bump essen und triglen möchten." Nicht felten fommt es vor, daß Gäste, die ichon längere Zeit dem Wirt bekannt sind, eines guten Tageslicht. tommen, Bare auf Ware bestellen und dann zum Schluß erklären: Heute muß angefchrieben werden, ich habe lein Geld. Der mahnende Spruch an der Wand mit dem Feuerwehrmann an der Pumpe und den Worten: Hier wird nicht gepumpt!" findet zum Leidwesen des Wirtes feine Beachtung.
Ueberall alja das gleiche Bild! Der Kleingewerbetreibende leidet Mot, meil die Boltsmassen, meil Arbeiter, Angestellte und Beamte Not leiden. Die Not der Arbeiterschaft ift die Net des Kleingewerbes. Leider wird dies von vielen Bertretern des feinen Mittelstandes nach immer nicht erkannt. Man fchimpft auf die Rechte für Arbeiter und Angestellte und verwünscht die gesamte Sozialgeleggebung, meil man die Richtigkeit des ab gemandelten alten Sprichwortes nicht erkannt hat.
Hat der Arbeiter Geld, Hat's die ganze Welt!
Man falgt der Wirtschaftspartei mit ihrem reaktionären Kompottellerhorizont oder gar dem Hitler, dem Berbündeten des aus der Schwerindustrie hervorgegangenen 5ugenberg. Politische Einsicht müßte aber gerade den Kleingewerbetreibenden in das Lager der Sozialdemokratie führen, weil nur sie durch ihren Kampf gegen die Möte des Arbeiters und Angestellten auch die rechtverstandenen Intereffen des Kleingemerbes pertritt.
Herbstes und Winters gefällt werden. Die erkrankten Bäume sollen vorläufig nur start zurückgeschnitten merden, um fie nach Möglichkeit zu retten.
Führungen durch Alt.Berlin unter Mitwirkung des Bezirksamts Mitte. Nächste Führung Sonnabend, 7. Nopember, 15% Uhr, durch Rettor Michaelis. Treffpunkt vor der Nicolailirche, Boststraße. Der Reinerteag wird der Winters hilfa sugeführt.
Aus der Partei.
Fortschritte der Jugendbewegung in Schweden . Stockholm , 6. November.( Eigenbericht.) verband, der in diesen Tagen einen von mehreren hundert Dele Der schwedische sozialdemokratische Jugend. gierten und einer größeren Zahl ausländischer Gäste besuchten Konge ut Stocholm abhäft, tann auf eine außerordentlic
93,
folgreiche Berbetätigteit in den letzten Jahren zurückbliden Dem Berband, der nor einem Jahrzehnt zur sozialisti fchen Erziehung der schwebijchen Arbeiterjugend ins Leben gerufen murde, find gegenwärtig 1106 3meignerbände mit zufammen 63 000 Mitgliedern angeschloffen. Wie grps die Berbetraft piefes Jugend verbandes it, geht daraus hermor, daß die Mitglieherzahl feit dem lepten Rengren im Sahre 1928 um 22 000, alip u in über 50 gestiegen i Den Kern des Berbandes biben die jungen In buftriearbeiter, die zur Seit 56 Braz der gesamten Mitgliedſchaft ausmachen; 40 Brez der Mitglieder des Berbandes find im Aller an 15 bis 20 Jahren. Der jozialdemokratische Sugendperband, der heute einen politischen Machtfaktor syften Ranges in Schweben bar stellt, hat in seinen Anfangsjahren einen schweren Kampf gegen die fiegreich hervorgegangen, während sie tommunistische Jugend tommunistischen Jugendverbände geführt. Er ist aus diesem Stampf bewegung in Schweben heute mur noch eine geringe Anhängerschaft zählt,
Einsendungen für diese Rubrit aus an das Jugendfekretariat Berlin SW 68, Sindenstraße 3 Streichorchester Groß- Berlin: Morgen, 1714 Uhr, Hauptmitgliederperfomnts Jung, Ballsbühne, Eingang Sinienstraße. Das Erscheinen aller Genessen ist Am Montag, 9. Nopember, fallen alle Gruppenveranstaltungen aus. Unfere Genojen beteiligen fich an der Revolutionsfeier der Partei im Sportpalast. Alle Fahnen werden mitgebracht. Die Fahnenträger haben freien Eintritt.
Heute, Sonnabend:
Schönhauser Vorstadt: 19 Uhr Sozialistenede", morgen 914 Uhr ebendet. Franzniederlegung am Grabe Hugo Haafes. Brig : Fahrf. 18 Uhr Sohn, Ecke Rudower Straße. Berbebezirt Mitte: Rüpenider Gir. 02, 18 Uhr: Funktionärsigung. Berbebezirk Ziergarten: Borstandssigung 18 Uhr beint Genossen Schlegel, Jagamit. 4.
Werbebezirk Prenzlauer Berg : Süngerenfurfus: Einführung in den Sozialismus, 20 Uhr, Danziger Str. 62,..
Werbebezirk Schöneberg: 18 und 20 Uhr Treffpunkt Bhf. Schöneberg, margen 7 Uhr ebendort: Bildungsschufturfus in Briefelang. Berbebeziet Teltowlanal: 20 Uhr Bhf, Südende: Bildungsschulfurfus in Briefelang.
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