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Japans Krieg.

Briands Vorwürfe.

Paris  , 9. November.  ( Eigenbericht.) Briand   hatte eine lange und erregte Aussprache mit dem japanischen Botschafter Voshisama, der eine japanische   Antwort auf den letzten Brief Briands überbrachte, worin der Ratspräsident die japanische Regierung aufgefordert hatte, sich mit den chinesischen  Zusicherungen zu begnügen und so schnell als möglich mit der Zus rückziehung der Truppen zu beginnen. Briand   sprach dem Bot­schafter in ziemlich heftigen Ausdrücken sein Befremden über die Kämpfe am Ronnifluß aus, d. h. in einer Zone, die etwa 600 Kilo­meter von der Eisenbahnzone, die Japan   zu schüßen hat, entfernt liegt. Der Vertreter Japans   erwiderte, daß die ostchinesische Eisen­bahn am Nonnifluß mit japanischem Kapital erbaut sei, China   feine der im Anleihevertrag enthaltenen Verpflichtungen erfüllt habe und Brücken sprengen wolle. Briand   wies den Botschafter auf die moralische Bedeutung der Ratsentschließung vom 24. Oktober hin und auf die heitle Lage, in die der Völkerbund gerate, wenn Japan   auch auf der Tagung am 16. November unnachgiebig bleibe.

Der Krieg geht weiter.

London  , 9. November.  ( Eigenbericht.)

Die chinesischen Truppen, die am Nonnifluß von den Japanern geschlagen wurden, stehen im Begriff, sich 7 Meilen südlich von Angangchi wieder zu sammeln. Man nimmt an, daß ein zweites Gefecht bevorsteht.

In Tientsin   verübten Chinesen in den Fremdenvierteln Ge­walttätigkeiten gegen Japaner. Französische, italienische und ameri­tanische Truppen haben den Schutz der Fremden übernommen.. Aus Mukden   wird gemeldet, daß der japanische Konsul in Tsitsikar   und mehrere Beamte seines Konsulats getötet worden sein sollen. Die Chinesen bestreiten das mit aller Entschiedenheit.

Höllenmaschine im Blumenforb.

Tientsin, 9. November.

Gegen den ehemaligen Kaiser von China   wurde ein Attentatsversuch verübt. Ein Chinese gab in dem Hotel, in dem der Eptaiser wohnt, einen Blumenkorb ab. Der Ertaiser entdeckte auf dem Boden des Korbes, unter den Blumen verborgen, eine Höllenmaschine, die glücklicherweise nicht explodierte. Die Polizei hat bisher von dem mysteriösen Spender des Blumengebindes feine Spur entdecken können.

Revision der Bombenleger. Berhandlungsbeginn vor dem Reichsgericht.

Leipzig  , 9. November.

Die Revisionsverhandlung im Altonaer   Bombenlegere prozeß begann heute früh vor dem 3. Straffenat des Reichs­gerichts unter dem Vorsitz des Reichsgerichtsrats v. Kienizz. In der mehr als zweimonatigen Verhandlung beim außerordentlichen Schwurgericht in Altona  , die am 31. Oktober vorigen Jahres endete, waren gegen die Angeklagten zum Teil schwere Zuchthaus und Gefängnisstrafen wegen gemeinschaftlich begangenen Verbrechens gegen die§§ 5 und 6 des Sprengstoffgesetzes verhängt worden

Es handelt sich um jene Bombenanschläge, die in verschiedenen Amtsgebäuden Niedersachsens   und Holsteins von Hofbesitzern und anderen Personen in den Jahren 1928 und 1929 durchgeführt wor­den sind. Von den 18 Angeklagten haben inzwischen 11 auf das Rechtsmittel der Revision verzichtet, darunter der 50 Jahre alte Hofbefizer Klaus Heim aus Sanft Annen, der das Haupt der Bombenleger war, an allen Attentaten entscheidend mitgewirft hat und deshalb zu 7 Jahren 3uchthaus rechtsträftig ver­teilt ist. Die übrigen sieben Angeklagten sind der Schriftsteller Her­bert Bold, die Hofbefizer Vick, Lehmann, Holländer, Bossen, Ham tens und der Kraftwagenbesitzer Wieburg.

Die Revisionsbegründung stützt sich in materieller Hinsicht dar­auf, daß nicht die schweren Bestimmungen des Sprengstofgesetzes hätten Anwendung finden dürfen. Außerdem wird von den Ber­teidigern behauptet, die Angeklagten hätten sich in einem sogenann­ten übergesetzlichen Notstand befunden, d. h. fie hätten die Straf gefeßze in so schwerer Weise verletzen dürfen, um sich selbst in ihrer drückenden Not zu schützen.

Berliner   Singgemeinschaft 1930 im Friedrichshain  .

Heute herrscht ein ganz anderes Leben als sonst. Die Jugend hat die Oberhand und fühlt sich". Namentlich die etwa 20 Jungen und Mädels, die das Schülerorchester bilden, kommen sich als das Zentrum vor. Aber Spaß beiseite, es kann aus diesen paar Mon­dolinen, Mundharmonitas und Geigen, dei sich so nett und lieblich ergänzen, ganz gut einmal Großes werden, nur ist es nicht so fisher wie ehedem. Sie denken jetzt mit der Raschheit der Jugend:" Weg mit den langweiligen Klavier- und Geigen- Etüden und Finger übungen, her mit des Lebens grünem Baum!" Aber so sehr der Kern( nicht nur Jöde, sondern auch der viel frühere Daleroze sind die Bäter) gesund und lebensfähig ist, so geistlos früher viel­fach Mufit eingetrichtert wurde, so sehr ist vor Ueberschäzung zu warnen. Wohl arbeiten diese Schüler der weltlichen Schulen Distelmeŋerstr. 6 bei ihren frischen Liedern unter der energischen Leitung H. Tschöp es mit voller Lust und Liebe, die Mandoline mit ihrer durchdringenden Melodie, die Mundharmo­nifas mit ihren hingebenden Gefühlstönen, die Geigen mit ihrer großzügigen Durchführung( hier wäre frischer Zuwachs am not­wendigsten). Was man hört ist gut, ob aber daraus sich einmal eine größere Kunst entwickeln wird, muß die Zukunft lehren. Jedenfalls brauchte für sie der Vorsitzende Willi Brumm( Der erst seit einem Jahr bestehenden Singgemeinschaft) noch weniger um Nachsicht zu bitten, als für die großen Elternchöre, die bei allem soliden Können noch oft etwas flach in der Tongebung und schablonenhaft in der Nuancierung sich bewegen. Auch machen ihnen die modernen Kontrapunktiker( Lendvai  ) noch sehr zu schaffen. Aber Uthmanns Der Freiheit mein Lied" war schon eine Tat. Frisch und begeistert singen die Kleinen. Ein guter Geist herrscht im Saalbau, und der Borsigende des Elternbeirats, Martus hat

recht, wenn er in einer Ansprache schon jetzt auf die ungeheure Wichtigkeit der weltlichen Einschulung im Frühjahr 1932 aufmert fam macht.

Werfen.

H. M.

Hermann Stehr  , der große Erzähler, liest am 10. November, abends 8 Uhr, im Haus der Ingenieure, Friedrich- Ebert- Straße 27, aus eigenen Im Institut für Meeresfunde spricht Dienstag Prof. 2. Beid mann über Eindrüde eines Meteorologen auf der Arktisfahrt des Suftschiffes ,, Graf Zeppelin".

Manfred Currlitts Oper Soldaten", die schon in der vorigen Spiel cit on der Städtischen Oper zur Erstaufführung gelangen follte, Bat am tommenden Freitag die hiesige Bremiere.

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Das völkische ,, Nationaltheater".

Es brennt an der Grenze."

Der Bund Königin Luise  ", der Kampfbund für deutsche Kultur  , die Bereinigten Baterländischen Verbände, Stahlhelm, Hauptfrieger­verband usw. wünschen ihr eigenes Theater oder es wird ihnen nahegelegt, daß sie es wünschen sollen. Otto Wilhelm Lange, Generalintendant a. D. der Berliner   Volksoper, organisiert. Deut­fches Nationaltheater wird firmiert. Zur Eröffnungsvorstellung wird mit deutschem Gruß" eingeladen. An der Kleiderablage wird dem Kritiker in die Hand eine Liste sämtlicher Größen gedrückt, die das Unternehmen patronisieren. An der Spitze figuriert Dr. Goeb= bels. Es folgen Prinz August Wilhelm  , fronprinzliche Adjutanten, bels. Es folgen Prinz August Wilhelm  , fronprinzliche Adjutanten, ein Generalbevollmächtigter des kaiserlichen Haushalts, der Vorstand des Rheinisch- Westfälischen Kohlensyndikats und andere siebenzeckig und fünfzadig gefrönte Persönlichkeiten und schließlich einige Damen und Herren, die den Adel und die Monarchie nicht im Gotha  , son­dern nur im Herzen und im Reichstag vertreten. Das Deutsche Nationaltheater verfügt über einen Reichsverband für deutsche Film­funst E. V. und über eine Zeitschrift Bolt im Licht". Der fett und durchschossen gedruckte Aufruf besagt:" Denn wo sollen wir hinkommen, wenn wir die Stätten, von denen aus wir als Deutsche zu unserem Volke sprechen wollen und möchten, fremden Unterneh­mern überlassen, wenn wir dulden, daß durch diese fremden Unter­nehmer fast ausschließlich deren Gesinnungsgenossen und Freunde zu Worte fommen, wenn wir dulden, daß man im großen und ganzen Den deutschen Dichter faum noch aufführt, während artfremde, aus­

ländische Minderware von deutschen   Bühnen dem deutschen   Zuhörer als Offenbarung hoher Kunst dargeboten wird? Dem müssen mir endlich entgegentreten! Nicht mit papiernen Einsprüchen und the­retischen Abhandlungen, sondern mit der Tat!"

Die erste Tat wird im Theater am Schiffbauer damm" vollbracht. Aufgeführt wird Es brennt an der Grenze" ,,, Ein deutsches Schauspiel" von Hans Kyser  . Man trifft also einige befannte Namen von Männern, die bisher fleißig arbeiteten und nicht unsympathisch waren. Doch diese Männer sagten sich, daß ihr Schlechtestes für das deutsche Nationaltheater gerade gut genug sei. Besser von den Schwachtöpfen versorgt, als gar nicht. Damit sie ihren Erhaltungstrid verschleiern, bringen sie einen Schwall von abgedroschenen Redensarten vor. Tagtäglich ist jetzt im Bölkischen Beobachter" das nationalsozialistische Kunst­

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Dr. Otto Klepper  , bisher Präsident der Preußischen Zentral- Genossenschaftstasse, wurde zum preußischen Finanzminister ernannt.

Javanische Tänze.

Matinee im Theater am Bülowplah.

In der dritten Tanzmatinee, die die Volksbühne in diesem Jahr veranstaltete, zeigte Raden Mas Jodjana neue Tänze. Der Eindrud, den seine Kunst im vergangenen Jahr hinterließ, bestätigte und vertiefte sich, obwohl auch diesmal nicht alle Tänze für den Zu­schauer tiefstes fünstlerisches Erlebnis wurden. Die meisten Tanz­fzenen scheinen ohne wesentliche Abwandlung fultischen javanischen Tanzübungen entnommen, bei denen Gesten, Schmuck des Tänzers und Farben seiner Kleidung traditionell festgelegte, den ein­heimischen Zuschauern bekannte Bedeutung haben. Dem Europäer fehlt dieses Verständnis; er sieht nur die mit wunderbarer Prä­zision gemeisterten Bewegungen, die sich zu schönen und seltsamen Motiven zusammenfügen. Manchmal fann man den Eindruck ge= minnen, als sei das nur tänzerisches Kunstgewerbe. Doch bei den meisten Tänzen erlebt der Zuschauer die Inbrunst des Tänzers; er scheint gebannt in die magischen Formeln seines Tanzes, die den scheint gebannt in die magischen Formeln seines Tanzes, die den Ablauf seiner Bewegungen bestimmen. Eine Welt voll Geheimnis und Bunder tut sich auf. Die scheinbar monotone und doch in Rhythmus und Klangmischung so unendlich ausdrucksreiche Musik des javanischen Gamelan- Orchesters entfaltet Tanzformen, die ihr gleichen. Erst das Auge, das sich an sie gewöhnt hat, vermag ihre Fülle zu erfassen.

Wohl alle Darbietungen Raden Mas Jodjanas haben ihren Ursprung in fultischen Tänzen, und ihr mehr oder weniger tiefer Eindruck auf den Europäer hat vielleicht gar nichts mit der Kunst des Tänzers zu tun, sondern hängt nur davon ab, wiemeit sie sich unserer Gefühlswelt nähern. Immerhin wurde ein musikloser Tanz zum überragenden Erlebnis, der, nach Gesten und Kostüm zu urteilen, anscheinend eine weniger traditionell gebundene Schöpfung Raden Mas Jodjanas war: ,, Der Prophet." Der Tanz fließt nicht in pantomimischen Bewegungen nach außen, sondern er scheint in den Tänzer hineinzuströmen, der ihn in sparsamen Gebärden von inbrünstiger Frömmigkeit einfängt. Dieser vielleicht ganz unfultische Tanz fündete das Geheimnis der Erleuchtung, von dem die philosophischen Religionen des Ostens voll find.

-Iz.

Schülervorstellung in der Komischen Oper. Der Biberpelz  ."

Die Bühnengenossenschaft veranstaltet seit Jahren Borstellungen für die Schulen Berlins  . Zusammen mit den Schuldirektoren wird der Spielplan aufgestellt. Die Rollen in den Stücken find fast aus­nahmslos mit engagementslosen Darstellern besetzt. In dieser Saison beginnt man mit Gerhart Sauptmanns Komödie ,, Der Bieber­pelz". Der Wahl ist unbedingt zuzustimmen, denn abgesehen von seinen dichterischen Qualitäten bleibt das Wert eine Satire auf die wilhelminische Aera, die heute von nielen zurückgesehnt wird.

Die Satire liegt eingebeftet in der Handlung, die der Menschen

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programm zu lesen. Wer lesen fann, ohne der Phrasenbesoffenheit zu verfallen, der stellt fest: Alles, was jetzt in der deutschen  Literatur unfruchtbar und greisenhaft geworden ist, was feinen Ton mehr in der Kehle, keinen Gedanken mehr im Kopf, im Herzen kein cigenes Gefühl hat, alles, was neidgeschwollen gegen Schriftsteller­originalität, gegen Gewissensturage, Ueberzeugungsernst, stilistische Kraft, furz, gegen das Talent spuden möchte, friecht als Werksklave beim faschistischen Kunstflüngel unter. Viele dieser Halben, dieser Heuchler aus Arbeitslosigkeit oder Gerissenheit wissen im Grunde ganz genau, daß fie falsches Spiel treiben. So gehen sie gegen thre bessere Ueberzeugung ein auf den Chauvinismus und Antisemitismus ihrer Brötchengeber. Was sie treiben, ist eine heute nicht seltene Art von Intellektuellenprostitution.

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Kyser dichtet nicht mehr, er dienert nur noch vor den Herren, denen er sich vermietet. Er schreibt ein Stück, etwa zu betiteln: Glauben und Heimat an der polnischen Grenze". Natürlich ist diese Grenze ein diplomatischer Blödsinn, und die Bauern fühlen sich dort freuzunglüdlich, und mit Recht wird gezeigt, daß sie tausend Gründe haben, um sich zu beklagen. Aber es hat keinen Sinn, um eine miserable politische Situation ein noch elenderes Theaterstück zu schreiben, das von einer findischen Ungeschicklichkeit, Aufdringlichkeit, verlogenen Romantik und tragischer Unzulänglichkeit ist. Diese Grenznot fönnte ein tief ergreifender Stoff sein, wenn Kyser nicht seinen Verstand und seinen früher vorhandenen Respekt vor dem

dichterischen Wort, seine Scheu vor rhetorischem Schwulst beurlaubt, hätte, um schäbige Soldschreiberei zu seinem Handwerk zu machen. Die Aufführung entspricht dem Stüd. Keinen Augenblid ist eine Leistung zu verspüren, die sich über das Mindestmaß der Dürftigkeit erhöbe. 2bgeflapperte Phrafen, abgeflappertes Komödiantentum. Dabei sagt der Reklameprospekt bei jedem Schauspieler, wo er in besserer Zeit engagiert war, wenn er engagiert war bei einem jener fremdstämmigen" Unternehmer, die durch das Deutsche National­theater ausgerottet werden sollen. Trübselige Groteske! Die Unter­nehmer des Nationaltheaters müssen sich mit dem siebenrangigen Personal ihrer östlichen" Konkurrenten begnügen, und sie bemühen sich trotzdem wie Ramscher aus der Grenadierstraße, ihren Kunden einzureden, daß es sich um eine Komödiantenware allerfeinsten Ur­sprungs handele. Max Hochdorf.  

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gestaltung dient. Darin besteht die Größe dieser Komödie. Nicht tendenziös gesehene Typen, sondern Menschen stehen auf der Bühne, einmalige Individuen, die trotzdem typische Bedeutung haben. Innerhalb der kleinen Welt dieser Komödie vollzieht sich dasselbe wie in der großen Welt, die das Schicksal der Völker spiegelt. Dieselbe Schichtung. Dieselbe Dummheit! Dieselbe Intrigue. So war es, und hat die Gegenwart viel daran geändert?

Der Regisseur Emil Lind arbeitet die Satire heraus. Er sucht gewissermaßen nach dem Generalnenner der Menschen. Theo Lingen  , der Wehrhahn, übrigens der einzige der auftretenden Schauspieler, der nicht engagementslos ist, stilisiert fast die Figur. Er ist ein schneidiger Simplizissimusmik, knapp in Wort und Geste. Die anderen spielen mehr in naturalistischer Breite. Gute Leistungen fallen auf: Else Bäd- Neft als Mutter Wolffen, Carl Wilhelm Burg der Rentier Krüger, Stifter als Mothes und Richard Golz, der die ganze verschlafene und verschlagene Dumpfheit des Schiffers Wolff zum Ausdruck bringt.

Die Stadt Berlin  , die früher diese Vorstellungen finanziell unter­stützte, hat jetzt ihre Unterstügung gestrichen. Dadurch ist das ganze Unternehmen in Frage gestellt. Hoffentlich werden sich Mittel und Wege finden, um eine Sache, die für Zuschauer und Künstler wertvoll ist, am Leben zu erhalten.

,, Palmen und Pyramiden."

Gloria Palaft.

―t.

Dieser Aegyptenfilm, der von Herbert Körösi und Rudi Schmidt gedreht wurde, ist eine gewissenhafte und abwechslungs­reiche Berichterstattung. Die Bilder sind mit Leichtigkeit rein optisch aufzunehmen und doch zwingen die krassen Gegensätze, die fie offenbaren( obwohl der ägyptischen Zensur Szenen aus dem Wolfsleben zum Opfer fielen), zu einer seelischen Verarbeitung der Eindrücke. Unwillkürlich rekonstruieren wir die glanzvollen Residenz­städte der Pharaonen; wir erschauern vor der schier unmenschlichen Macht ägyptischer Könige, die Grabmäler errichten ließen, die Reiche Pyramiden immer bedenken, daß Aegypten   damals eine andere und Völker überdauern. Freilich muß man beim Schauen dieser Vegetation hatte.

Heute betrachtet man das ganze Land nur als ein Geschent des Nils. Der Fruchtstreifen ist unvergleichlich schön, aber der Sand nimmt zu in Aegypten  . Und diesen schmalen, frucht­treibenden Raum haben die Kapitalisten ausgenützt. Für die reichen Reisenden gibt es Hotellurusbauten und märchenhaften Komfort, und. der Fellach, der dem Boden mühsam Ertrag abringt, hat gar nichts. Bislang hat noch keine Regierung die Summe aufgebracht, um die wird als malerische Staffage der Landschaft benutzt. Es ist das uralten Wasserschöpfräder durch Maschinen zu ersetzen. Das Volk Photographiertwerden gewohnt. Gut ist Kairo   in seiner Drei­einigkeit der Europäer, der arabischen Welt und der Toten geschildert..

e. b.

Die Czardasfürstin" im Thalia- Theater. Das Thalia- Theater eröffnete unter neuer Leitung mit Kalmans Czardasfürstin", die ein ungemein angeregtes und beifallsfreudiges Publikum ange= lockt hatte, das die Wiederholung aller wirkungsvollen Nummern, und das sind nicht wenige, erzwang. Es war aber doch wohl mehr ein Erfolg der unverwüstlichen Operette als dieser Aufführung, bei der es weder im Orchester noch in der Regie so recht klappte, bei der mittelmäßig gesungen und sehr schlecht gespielt wurde. Erwähnens mert lediglich Peter Hönselärs als Edwin, Ruth Habranfe als Sylva und Phily Einide als Komtesse Stasi. Für die ver­unglückte Spielleitung war Paul Ce blin verantwortlich. A. W.

Eine halbe Million Mark für eine Gutenberg- Bibei. Ein Londoner  Buchhändler hat eine Gutenberg- Bibel   an einen unbekannten Käufer zum Preise von über eine halbe Million Mark verkauft. Bon der Gutenberg- Bibel  , der ersten gedruckten Bibel, die Johann Gutenberg  im Jahre 1455 in Mainz   herausgab, sind in der ganzen Welt nur etwa 41 Exemplare vorhanden.

Elje Johannsen spricht am Dienstag, 20 Uhr, im Lyzeum- Club, Lützow­play 15, eine Novelle von Wilhelm Raabe  .

W

In der Gesellschaft für Ostasiatische Kunst spricht Dienstag, 20 11hr, Prof. Sauerlandt Hamburg über instlerische Wechsel­beziehungen zwischen Ostasien   und Europaim   18. Jahr­hundert", im Harnad- Haus.

Scheidung" von Siegfried Neumanu gelangt omt 13. November, 20 Uhr, els Gastspiel der Spielgemeinschaft Berliner   Schauspieler im Inter nationalen Theater"( Kleines Theater) zur Aufführung.