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BERLIN

Donnerstag

12. November

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266

= Der Abend

1931

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Spälausgabe des Vorwärts

48. Jahrgang

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Kampf der Wirtschaftsnot!

Der Vorstand des Internationalen Gewerkschafisbundes tagt

Heute trat in Berlin der Vorstand des Internatio­ nalen Gewerkschaftsbundes zu seiner ordentlichen Tagung zusammen. Außer dem Generalsekretär Schevenels und dem Untersekretär Stolz nehmen an ihr teil: Citrine England, Jo u haug Frankreich, Leipart­Deutschland, Mertens.Belgien, Jacobsen Däne­mart und Taherle Tschechoslowakei.

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Am ersten Tage beschäftigt sich der Vorstand vor­nehmlich mit den Fragen, die die ungeheure Welt. wirtschaftskrise sozusagen automatisch auf die Tagesordnung gestellt hat. Zunächst beabsichtigt der Internationale Gewerkschaftsbund eine große

Aktion zur Durchführung der 40- Stunden- Woche zu unternehmen. Im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Wirtschaftskrise werden auch die Fragen zur Besprechung kommen, die die deutschfranzösische Wirt. schaftskommission beschäftigen und die besonders einen deutsch französischen Wirtschaftsausgleich zum Ziele haben.

Es wird wahrscheinlich in diesem Zusammenhang auch die Frage erwogen werden, ob nicht zur Klärung aller wirtschaftlichen Fragen zur leberwindung der Krise ein außerordentlicher internationaler Kongres ein­berufen werden soll.

Zum Tode Friedrich Bartels.

Bestattung am Montag.

Ueber die Beisehung des verstorbenen Landtagspräsidenten Genoffen Friedrich Bartels find bisher folgende Be­ftimmungen getroffen worden:

Die Leiche wird zunächst in der Amiswohnung des Land­tagspräsidenten aufgebahrt werden. Die Ehrenwache stellt das Reichsbanner, deffen Mitglied und Förderer der Ber­storbene war.

Am Sonnabend erfolgt die Ueberführung des Sarges in die Wandelhalle des Landtagsgebäudes. Dort wird am Montag um 3 Uhr nachmittags eine Trauerfeier abgehalten. Im Krematorium Gerichtstraße, wohin die Ueberführung erfolgt, wird dann die Partei ihre Abschiedsfeier für den toten Freund und Führer veranstalten.

Beileidsfundgebungen.

Bei den Angehörigen des verstorbenen Landtagspräsidenten laufen fortwährend neue Beileidsfundgebungen ein, so vom Reichs­Tanzler Brüning namens der Reichsregierung, vom Oberbürger­meister Sahm für die Stadt Berlin , vom Kultusminister Grimme und viele andere Behörden.

Der Fall Scholz.

Groener deckt seinen Beauftragten.

Zum Fall Scholz übergibt Reichsinnenminister Groener der Presse heute eine formulierte Erklärung, in der es heißt: ,, Gegen meinen Vertreter im Ueberwachungsausschuß der Funk­stunde, Ministerialrat Scho 13, ist in einem Teil der Breffe der Vorwurf erhoben worden, er habe mich in der Angelegenheit des Rundfunkvortrages Höltermann falsch unterrichtet und getäuscht. Diese für die Ehre eines mir unterstellten Beamten schwer ver­legende Bemerkung weise ich entschieden zurück."

Groener sagt dann weiter, Scholz habe ihm das Manuskript in der von der Mehrheit des Ueberwachungsausschusses genehmigten Faffung vorgetragen und ihn auf die Punkte hingewiesen, die seiner Ansicht nach zu beanstanden waren. Der Minister schließt seine Erklärung mit den Worten:

,, Ministerialrat Scholz hat mir ferner die Stellen bezeichnet, die nach dem Beschluß des Ausschusses in einer Besprechung zwischen dem Intendanten der Funkstunde und Höltermann noch geändert werden sollten. Alle anderen Darstellungen sind falsch."

Daß Herr Groener sich vor den angegriffenen Beamten seines Minifteriums ftellen mürde, mar nach seiner ganzen Bergangenheit nicht anders zu erwarten. Es chrt ihn fogar, Aber es ändert nights

HERMANN

Hermann Müllers Grabmal

auf dem Friedhof in Friedrichsfelde

an der Tatsache, daß ein in seinem ganzen Wortlaut und seiner Tendenz jetzt ja bekannter Vortrag von dem Beauftragten des Reichsinnenministeriums und nachträglich vom Minister selbst be­an standet worden ist. Diese Beanstandung eines in seinem Wortlaut so schlechthin patriotischen Vortrags, der nur in lofer Beziehung zum 9. November steht, ist das, was die Repu­blikaner wirklich beanstanden müssen. Will Herr Groener wirklich für seine Person verhindern, daß in Zukunft überhaupt von der Revolution und von der Republik am Mikrophon gesprochen werde? Einstweilen möchten wir daran noch zweifeln. Aber wir machen darauf aufmerksam, daß die republikanisch Denkenden und für die Republik opfernden Arbeitermassen bereits sehr hellhörig geworden sind. Sie werden die weitere Entwicklung mit gest ei gerter Wachsamteit verfolgen.

Neue Straßenschlachten.

Opfer der Bürgerkriegshetze.

Die Pressestelle des Reichsbanners teilt uns mit: Nachdem am Dienstagabend nach einer Gewerkschaftsversamm­lung in Neumünster zwei Gewerkschaftsfunktionäre durch Nationalsozialisten schwer und mehrere leicht verletzt worden waren, ereigneten sich gestern abend neue Zusammenstöße zwischen Nationalsozialisten und politisch Andersdenkenden. Man hatte den

werden beleidigt und angerempelt. Beschwerden bei der Regierung und beim Polizeichef find ergebnislos geblieben. Beide Stellen er­flären, daß von polizeilicher Seite der Bevölkerung ein größerer Schutz gegen die Nazihorden nicht gewährt werden könne.

Zuchthausantrag gegen Nazibanditen.

Die Mörder von Hamburg .

Hamburg , 12. November. In dem Prozeß wegen der Ermordung des fommunistischen Bürgerschaftsmitglieds Henning erklärte heute der Oberstaats­anwalt in seinem Plädoyer, et sehe eine Verabredung nicht als gegeben an, sondern halte Totschlag für gegeben. Die Tat fei aber so feige und gemein, daß keine Milde am Platze sei. Er beantragte für Hoedmayr zehn Jahre 3uchthaus, für Jansen neun Jahre 3uchthaus und für Bammel a chl Jahre Zuchthaus .

Vor der Dezemberfonferenz.

Deutschland beantragt Einberufung des BIZ.- Ausschusses.

In Berliner diplomatischen Kreisen verlautet, daß die Pariser Besprechungen über das Reparationsproblem vor dem Abschluß stehen. Infolgedessen sei zu erwarten, daß von deutscher Seite bald der Antrag auf Einberufung des beratenden Sonderausschusses bei der Baseler Bant für internationalen Zahlungsausgleich, die gleich­bedeutend ist mit der späteren Einberufung einer internationalen Konferenz, gestellt wird.

Der Reichspräsident empfing am Mittwoch den Reichskanzler zu einem längeren Vortrag über die außenpolitische Lage und den Stand der Arbeiten in den Unterausschüssen des Wirtschaftsbeirats.

Waffenstillstand in der Mandschurei . Bülow und Dawes als Vertreter Deutschlands und Ameritas in Paris .

London , 12. November.

( Eigenbericht.)

Der amerikanische Botschafter in London und frühere Vize­präsident von USA . General Dawes hat von seiner Regierung den Auftrag erhalten, an den bevorstehenden Pariser Verhandlungen des Völkerbundsrates über den Konflikt in der Mandschurei teilzu­nehmen. Dawes wird London Ende dieser Woche verlassen.

Aus Tokio wird gemeldet, daß zwischen den Japanern und Chinesen ein vorläufiger Waffenstillstand an der Nonni- Brücke vereinbart worden sei. Danach verpflichten sich beide Parteien, ihre Truppen aus der Brückenzone zurückzuziehen, und zwar die Japaner unter der Voraussetzung, daß die= paratur der Brücke in der vereinbarten Zeit von vier Tagen beendet ist. Japan verpflichtet sich ferner, seine Expeditionskorps nicht in die Brückenzone zurückzuschicken. Allerdings geschieht auch das nur unter der Voraussetzung, daß die Chinesen weder die Brücke zerstören noch den Verkehr über die Brücke in irgendeiner Weise stören.

Als Vertreter der Reichsregierung wird nicht der mit der Führung der Geschäfte des Auswärtigen Amtes beauftragte Reichs­tanzler, sondern Staatssekretär von Bülow an den Pariser Ver= handlungen des Völkerbundsrates teilnehmen.

Margisten" und Reichsbannerleute machten. Es kam dabei zu Eindruck, daß die Nationalsozialisten förmlich Jagd auf Berliner Elektrizitäts- Union. schweren Zusammenstößen, bei denen ein Nationalsozialist getötet und zwei weitere schwer verletzt worden sind. Nähere Fest­ftellungen fehlen zur Zeit noch.

Reich, Staat und Preußen gründen neue Gesellschaft. Der Magistrat hat beschlossen, einer Anregung der Elektro­werke A.-G. und der Preußischen Elektrizitäts- Aktiengesellschaft zu Union G. m. b. H. zu beteiligen. Eine Dringlichkeitsvorlage wird bereits heute der Stadtverordnetenversammlung zugehen.

Unter dem dringenden Verdacht, die Schüsse auf den National­sozialisten abgegeben zu haben, wurde heute früh der kommu- folgen und sich an der Gründung der Berliner Elektrizitäts­nistische Führer Weißig verhaftet.

dauert an.

Die Untersuchung

Schreckensherrschaft in Eutin .

Eufin, 12. November.( Eigenbericht.)

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Die Stimmung in der Stadt ist fürchterlich. Das Reichsbanner ist zum Freiwild geworden. In größeren Gruppen ziehen die Nazis durch die Stadt und bedrohen jeden Reichs bannermann. Eine Anzahl Personen, darunter auch gänzlich Unbeteiligte, find pon ihnen niedergeschlagen worden. Frauen

Von der Berliner Kraft- und Licht A.- G., in die die Stadt die städtischen Elektrizitätswerke und die Aktie: der Berliner Städtische Elektrizitätswerte Aktiengesellschaft ( Bemag) eingebracht hatte, besitzt die Stadt nom. 4 Millionen Mark A- Aktien und nom. 38 Millionen Mark B- Attien. Sie verfügt mit­hin über ein Stimmrecht von zusammen 80 Millionen Mark Aktien, d. h. über 4 der Gesamtstimmen. Ueber die nom. 80 Millionen Mart B- Attien mit doppeltem Stimmrecht, an denen außer der Stadt