Beilage
Donnerstag, 12. November 1931
Der Abend
Spätausgabe des Vorwärts
Ein Arbeiterkinder- Gespräch
Nach Stenographischen Aufzeichnungen mitgeteilt van C, D.
Sophie: Der Sonntag ist doch ein schrecklich langweiliger Tag. Hanna: Warum wohl? Mir macht es schon Spaß, wenn ich reine Wäsche und ein neues Kleid anhabe. Man kommt sich ordentlich fonntagsmäßig vor.
Oswald: Sonntagszeug ist ne Strafe! Da muß man sich so in acht nehmen, daß kein Fleck reinkommt.
Heinz Werner: Mir ist es gleich; mir liegen doch am Saumstein oder auf der Treppe und spielen Karten.
Rosa: Wir gehen spazieren.
Richard: Dazu gehört doch Geld!
Rosa: Geld braucht man nicht, wenn man nur frische Luft hat. Friz: Macht es dir vielleicht Spaß, wenn andere im Café fizen und Schokolade trinken und Kuchen essen, und du mußt zu= guden?
Rosa: Brauchst ja nicht hinzusehen! Friz: Aber die Cafés find doch gerade immer da, wo die frische Luft ist, und wo man hinspaziert. Georg: Café fommt für uns nicht in Frage. Das ist was für Reiche; ein Arbeiter kann sich so was nicht leisten.
Friz: Na, und zugucken? Nee, dann lieber zu Hause bleiben! Jonni: So siehst du gerade aus! Du markierst bloß Stuben
hoder.
Alfred: Du bist ja Stammgast auf dem Sportplay. Friz: Sport ist auch was Bernünftiges. Oswald: Wo man bei fiebern kann. Rosa: Schön fiebern
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Eisbeine triegt man!
Otto: Doch nur vom Rumstehen und Zuguden! Fidi: Ich spiele selber mit, Handball gegen FTB. Die friegen jedesmal so viele an den Bahnhof, daß wir uns immer gleich ne Kommode mitbringen.
Johanne: Wofür das denn?
Fidi: Kannst dir doch denken! Da pacen wir die ganzen Tore rein, die wir gefriegt haben. Oswald: Warum soll ich für solche Abhezerei auf den Sportplatz gehen?
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Friz: Du sagst doch, du fieberst beim Sport! Oswald: Mensch, das fann man am Radio doch auch! Mein Bater sagt das auch. Wenn Länderkampf ist, ist er gespannt wie ein Regenschirm. Seine Zigarre wadelt ihm im Mund immer hin und her. Er vergißt das Ziehen, und sie geht aus. Wenn das Spiel zu Ende ist, liegen da lauter abgebrannte Streichhölzer bei seinen Füßen.
Heinz Theo: Mein Vater fit Sonntags auch gern zu Hause. Die Sonntage find schön, sagt er, man braucht nicht zu arbeiten. Bloß die zweiten Festtage müßten nicht sein.
Johanne: Kino ist doch auch ein schönes Sonntagsvergnügen! Lenchen: In der„ Stala" ist jeden Sonntagnachmittag Kindervorstellung.
Friz: Ihr Mädel habt Geld, das merkt man; euer Bater hat wohl Millionär gelernt? Dewald: Das sind dieselben, die spazieren gehen und sich Kuchen und Schlagsahne vorfezzen lassen.
Rosa: Ich spare jede 5 Pfennig für das Kino und verschlicere
nichts.
Fidi: Kino ist nichts für die Gesundheit, aber für 5 Pfennig fann man sich allerhand kaufen, was gesund ist, Brustbonbons und so.
Rosa: Kriegst bloß schlechte Zähne davon! Alfred: Ich geb den Deerns recht. Kino ist ein schönes Sonntagsvergnügen. Man lernt auch was dabei.
Friz: Wenn es unjonst wäre, würden die meisten hingehen. Friz: Klar, auf Fahrt gehen ist immer noch besser. Bloß hat man nicht immer Gesellschaft.
Heinz Theo: Ich will doch lieber an der frischen Luft sein.
Heinz Theo: Ich bin bei den Kinderfreunden, und wir gehen fast jeden Sonntag auf Fahrt.
Alfred: Wer bezahlt das?
Heinz Theo: Das foftet ja bloß 20 Pfennig, und das ist immer noch billiger als das Kino. Und man hat den ganzen Tag was davon und nicht bloß ein paar Stunden.
Herbert: Und es macht auch Spaß, wenn man mit mehreren geht.
Oswald: Und mit einem Bund kann man mehr machen, als
wenn alle verstreut sind.
Friz: Ich tue eigentlich alles, was ihr gesagt habt: mal gehe ich ins Rino, mal auf den Sportplag, und im Sommer gehe ich auch gern auf Fahrt.
Artur: Ich gehe Sonntags nach der Kirche. Friz: Ist es da denn so schön? Artur: Ich mag die Musik gern hören, die Predigt auch. Alfred: Jeder kann tun und denken, was er will. Die Gedanken sind frei.
Irmgard: Ihr sprecht bloß vom Sonntagsvergnügen; einige müssen aber auch arbeiten.
Herbert: Ich muß am Sonntagmorgen die Schuhe für die ganze Familie puzen und beim Kassieren helfen nur nachmittags bin ich frei.
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Ernst August: Ich muß Stube und Kammer sauber machen. Jonni: Ich besorge das Aufwaschen. Sophie: Ich mach die Küche rein.
Oswald: Ich muß auf dem Lande arbeiten. Erita: Ich muß aufdecken, abdecken und abwaschen. Und über Tag muß ich Kindermädchen spielen. Wenn ich Sonntags mal irgendwo hin will, dann sagen meine kleinen Schwestern: Wir wollen mit! Dann sagt meine Mutter: Dann nimm sie doch mit. Und dann hat man vom ganzen Sonntag gar nichts.
Sozialdemokratische Lehr- und Lefebücher
Seit die von Heinrich Dietz gegründete Internationale Bibliother" den Stürmen der Inflation zum Opfer gefallen ist, find zwar manche vortreffliche Aufklärungsschriften im Parteibuch handel erschienen. Aber es fehlt bisher an einem systematischen Aufbau des Bestrebens, die Gedankenwelt des Sozialismus den Berneifrigen näherzubringen, besonders unter Berücksichtigung der fozialen Strutturmandlung der Arbeiterklasse und der heutigen Ar
Ein Ueberblick
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von Gerhard Krebs
Die Arbeiterbildungsbewegung Nordamerikas ist grundsäßlich, Institute mit einer Vielzahl von Kursen, so in Philadelphia , in einer ungünstigeren Position als die der europäischen Industrie. länder. Sie findet feinen Halt in einer starten, umfassenden Arbeiterbewegung, weil es in USA . eine solche nicht gibt und die vorhandenen Organisationen entweder indifferent oder feindlich sind. ,, Nicht die Arbeiterbewegung trägt die Arbeiterbildung", wurde auf einer Tagung der amerikanischen Arbeiterbildner Anfang 1931 ausgesprochen, sondern umgekehrt versuchen die an der Arbeiterbildung Interessierten, eine fortschrifttlichere Arbeiter bewegung erst aufzubquen."
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Die amerikanische Arbeiterbewegung, im wesentlichen also die Gemertschaften( da die politischen Organe praktisch ziemlich bedeutungslos find), nimmt, von ein paar Einzelverbänden abgesehen, keine der bestehenden Sozialordnung feindliche Stellung ein, setzt dem kapitalistischen System fein anderes, etwa gemeinwirt. schaftliches, entgegen. Sie sieht ihre Aufgabe vielmehr nur darin, dieses bestehende System für die amerikanischen Arbeiter selbst das noch mit Einschränkungen wohnlich zu gestalten, d. h. sich auf die Organisierung der einzelnen Gewerbe und den Kampf um bessere Löhne und einen kürzeren Arbeitstag zu beschränken. Aus dieser Einstellung, deren Ursachen hier nicht untersucht werden fönnen, ergibt sich natürlich die Leugnung einer besonderen, flassen mäßig bedingten Lage der Arbeiterschaft innerhalb der amerikani schen Gesellschaft, in der sie ja( formal) die gleichen demokratischen Rechte genießen wie jeder Unternehmer. Für eine besondere Arbeiterbildung mit spezieller Zielfeßung wird daher auch teine Notwendigkeit gesehen, vielmehr die Bildungsarbeit, soweit solche erforderlich, als in den Händen der Universitäten am besten aufgehoben betrachtet. Dort werden schwerlich Kritiker und Rebellen herangebildet, viel eher schon Arbeiter, die im Berufe besseres
leisten als vordem.
Ein Lehrplan, der die Billigung des Amerikanischen Gemertschaftsbundes findet, sieht dann etwa aus wie der für 1930 des Baltimore Labor College, das von einem Ausschuß aus Delegierten der örtlichen Gewerkschaften geleitet und von jenen finanziert wird. Er umfaßt Kurse in Englisch , Eisenbahnfahrpreisen, Psychologie, Reden, Neuhumanismus, Anthropologie und Literatur. Eine Arbeiterbildungsanstalt jedoch, die sich mit sozialen Problemen befaßt und dem Arbeiter seine Klaffenlage zu verdeutlichen fucht, und als äußeren Ausdrud internationaler Arbeitersolidarität den 1. Mai feiert oder, in Ermangelung eines amerikanischen Revolutionstages, im November eine Revolutionsfeier veranstaltet, huldigt bolfchemistischen Tendenzen in den Augen des Gewerkschaftsbundes( vgl. Am. Arbeiter- Jahrbuch 1929, S. 117
Die lokalen Abendschulen.
Es lassen sich heute drei Typen non Bildungseinrichtungen deutlich feststellen. Da sind zunächst die lokalen Abend. schulen, getragen von einem örtlichen Arbeiterkartell, einer einzelnen Gewerkschaft oder sonstigen Gruppe. Infolge sehr starfer Fluktuation läßt sich über sie nichts Einheitliches aussagen. Teils find es jahrelang bestehende, wenn auch im Umfang zurückgegangene
beitsbedingungen, die ein vertieftes Studium nur sehr wenigen starten Charatteren geftatten.
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Ein Versuch, diese Lücke auszufüllen, ist neuerdings von dem Parteinerlag 3. H. W. Diez Nachf. unternommen worden durch Herausgabe einer Broschüren- Reihe Sozialdemokratische Lehr- und Lesebücher". Diese Reihe wurde eingeleitet durch eine Abhandlung Baul Kampffmeyers Sozialdemofra tische Wahlpolitik nach Friedrich Engels und fortgesetzt mit einer Schrift Mary Engels und der fapita listische Staat", von Kampffmeyer und J. P. Mayer gemeinsam bearbeitet. Die Verfasser zeigen an dem Lebenswert von Marg und Engels , an deren zahlreichen Schriften und Aeuße rungen die ,, pielseitigen und lebendigen Beziehungen beider führender Sozialisten zu ihrem Gegenwartsstaat, der ja auch seiner tapita listischen Grundlage nach im wesentlichen noch unser Gegenwartsstaat ist". Nicht durch aus dem Zusammenhang gerissene, mehr oder weniger revolutionäre Zitate, sondern durch eine zwar knappe, aber lebensvolle Darstellung der gesamten Arbeit der theoretischen Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus geben sie dankenswerte Anleitungen zum Verständnis auch der heutigen politischen Pro
bleme.
Mitten in diese Tagesfragen führt die Arbeit Otto Friedländers:„ Der Staat der deutschen Arbeit." Hier werden nach einem kurzen geschichtlichen Ueberblick über das Werden des neuen Staates, die sozialen Leistungen der deutschen Republik aufgezeigt, Leistungen, die nicht nur in den Versicherungsbeträgen oder Unterstüßungen im Wohlfahrtswesen sich ausdrücken, sondern vor allem in der Durchdringung der staatlichen Gesetzgebung mit sozialen Ideen. Auf dem Gebiete des Arbeitsrechts wie der Schulbildung, der Jugendfürsorge oder des Woh mungsbaues überall macht sich der gesellschaftliche Einfluß der sozialistisch denkenden organisierten Arbeiterklasse geltend. Der politische Kampf der Gegenwart richtet sich ebenso gegen die Sozialreaktion der faschistischen Kräfte, wie gegen das mechanistische Schlagwortsystem der Bolschemiſten. Jeder, der die Entwicklungsmöglichkeiten verteidigen helfen will, die die demokratische Republik bietet, wird aus der Zusammenstellung Friedländers eine Fülle von Material, aber auch dankenswerte Anregungen für den Abwehrtampf entnehmen können.
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Denver , Seattle , teils sind es mehr zufällige Klassen in kleineren Orten, wo sich etwa ein Absolvent einer Arbeiterhochschule mit Arbeitskollegen oder Freunden zu gemeinsamem Lesen und Diskutieren zusammentut, um nach fürzerer oder längerer Zeit infolge unzureichender geistiger oder materieller Mittel oder megen mangelnder Ausdauer der Teilnehmer wieder aufzuhören.. Rednerische Ausbildung und Bersammlungstechnik sind meist die Lehrgebiete in kleineren Orten, wobei im Rahmen der Redeschulung oft wirtschaftliche und soziale Themen als Ausgangspunkt dienen.
Demselben Typ der örtlichen Abendschule gehören die seit langen Jahren in New York City bestehende Rand School of Social Science( Sozialistische Partei) mit im letzten Jahre über 1000 Hörern, die Workers' School( Kommunistische Partei ) mit etwa der gleichen Anzahl von Kursusteilnehmern, sowie die Workers' University, eine Gründung des fortschrittlichen Verbandes der Damenkonfektionsarbeiter, meist osteuropäische Juden, an. Gleichfalls zu erwähnen sind noch die sog. Chauttauquas, einoder mehrwöchige Sommerveranstaltungen halb erzteherischen, halb. unterhaltenden Charakters in Gegenden, in die sonst kaum je ein Aufklärungsstrahl dringt, also etwa abgelegene Bergmertsdistrikte, und unorganisierte Baumwollindustrieorte in den Südstaaten. Sommerschulen.
Der zweite Typ sind die Bereinigten Sommer Schulen für Industriearbeiterinnen". Da ist Bryn Mawr Summer School , die feit 1921 jeden Sommer 100 Arbeiterinnen mit mindestens zweijähriger Industrietätigkeit für einen achtwöchigen Kurjus aufnimmt, Wisconsin Summer School ( 1924) mit 57 Arbeiterinnen für sechs Wochen, Barnard Summer School ( 1926) mit siebenwöchigem Kursus für 51 Teilnehmerinnen, somie eine jeweils den Ort wechselnde Sommerschule im Süden, wo seit 1926 etwa 30 Arbeiterinnen während sechs Wochen zusammen lernen. Mit Ausnahme von Barnard ( New York City ) sind diese Schulen Heimschulen. Der Unterricht, in der Hauptsache Volkswirtschaft, Geschichte und Englisch , sowie Besprechung gewerkschaftlicher und weltpolitischer Probleme, ist kostenlos; alle Ausgaben, einschließlich der für Verpflegung, werden durch Stipendien und individuelle Spenden gedeckt.
Die Schülerinnen, darunter durchschnittlich 50 Broz. organifierte, tommen großenteils aus der Textil- und Beklei dungsindustrie( mo in den Sommermonaten meist Arbeits mangel herrscht), im Süden ebenfalls aus der Tabaf branche. Nach Beendigung des Kursus gehen sie in ihre Industrie zurück und viele nehmen Führerstellungen in den örtlichen Gewerkschafts gruppen Bryn Mawr veranstaltete 1928 eine Rundfrage unter den 600 ehemaligen Schülerinnen. Von 209 Berichtenden haben 74 in fleinen Zirkeln Bildungsturje aufgemacht.
ein.
Arbeiterhochschulen.
Kursen von längerer Dauer als 6 bis 8 Wochen. Die Summer Der dritte Typ schließlich ist die Arbeiter hochschule mit Schools haben seit Oftober 1929 in Vineyard Shore School eine solche Spitze, wo jeweils 16. Arbeiterinnen in 8 Monaten inten finer Arbeit den in einer Sommerschule oder anderswo aufgenom menen Stoff, in der Hauptsache wieder Sozialwissenschaften und Englisch , vertiefen können.
Ein ähnliches, seinem äußeren Aufbau nach jedoch mehr
akademisches Institut ist Commonwealth College( 1923), dessen Eigentümlichkeit es ist, sich von der Außenwelt weitgehend unab hängig zu halten durch gemeinsames landwirtschaftliches und handwerfliches Arbeiten der Lehrer und der zirka 50 Schüler.
Die am meisten versprechende Arbeiterhochschule Ameritas, deren Leiter richtunggebend sind für die gesamte amerikanische Arbeiterbildung, ist Brookwood Labor College in der Nähe New Yorks . Achtmonatige Kurse vereinigen 40 Arbeiter und Arbeiterinnen von verschiedenem Alter, Beruf und Herkunftsland. Analyse des gesellschaftlichen Prozesses und Probleme der Arbeiterbewegung sowie ihre Geschichte gehören zum Lehrplan neben so
praktischen Dingen, wie Versammlungsleitung, Reden, Agitationsmethoden, Streifftrategie, Dingen, die für ein Wirken innerhalb der so gering organisierten amerikanischen Arbeiterschaft ebenso unerläßlich find wie die bewußtseinsmäßige Klarheit.
Es ist auffallend, daß sämtliche Arbeiterbildungsschulen Eng lisch als Unterrichtsfach führen. Die Tatsache jedoch, daß 3. B. von 100 Barnard - Schülerinnen nur 44 in Amerika geboren sind, während die übrigen 56 aus 13 verschiedenen Ländern stammen, oder daß von bisher 186 Brookwood- Schülern nur 47. eingeborene Amerikaner, 139 dagegen Kinder nichtamerikanischer Eltern oder direkt im Ausland geboren sind, macht die Notwendigfeit englischen Sprachverbesserungs- Unterrichts augenscheinlich.
Rückblick.
Bor zehn Jahren, im März 1921, als von einer Gruppe von Arbeiterbildnern und Gewerkschaftern beschlossen wurde, in einem ehemaligen Farmhaus, einer Schenkung, eine Arbeiterhochschule einzurichten, und als diese Schule, Brookwood Labor College, im Oktober desselben Jahres ihren ersten Kursus mit drei Lehrern und einem Dugend Schülern begann, trat die amerikanische Arbeiterbildung aus einem bis dahin sporadischen Dasein in einen festeren Zustand ein. Der gleiche Kreis von Lehrern gründete im April 1921 das Workers Education Bureau in New York City , das als Clearing- Haus und geistiges Zentrum der gesamten Arbeiterbildung gedacht war. Von den in der Folgezeit gegründeten es war eine Periode größter organisatorischer Stärke der Gewerkschaften bestehen heute nur noch die lebensfräftigsten. Das W. E. B., das sich von einem Mittelpunkt der fortschrittlichen Arbeiterbildung zur Bildungsabteilung des Gewerkschaftsbundes entwickelt hat und außer der Herausgabe einiger Tertbücher ( The Workers' Bookshelf) teine Tätigkeit nach außen ausübt, steht zu den meisten der vorhandenen Schulen indifferent, zu Brookwood seit 1919 offen feindlich. Das wahre geistige Zentrum der amerikanischen Arbeiterbildung ist heute in Brookwood, unter der Leitung des Genossen A. 3 Muste, und die einzuschlagende Politik wird auf der alljährlich von Brookwood einberufenen Konferenz aller Arbeiterbildner besprochen.
Auf ein anderes Gebiet führte ein weiteres Heft dieser Reihe: „ Einführung in die Gedankenwelt Josef Diez- Schulen gens", von Mar Apel. Hier wird in knapper Form, aber in glücklicherweise leichtverständlicher Sprache, das Wert des Arbeiterphilosophen Dietzgens erschlossen, der auf die geistige Entwicklung vieler älterer Sozialisten einen tiefen Einfluß ausgeübt hat. In der neueren Zeit mit ihrer sich überſtürzenden Fülle von Erzig nissen ist die philosophische Vertiefung in gesellschaftliche Zu fammenhänge leider beiseite gedrängt worden. Apel versteht es vortrefflich, den Arbeiterphilosophen der neuen Generation näherzubringen. Seine Schrift ist wirklich ein gutes Lehr- und Lesebuch für Sozialdemokraten und solche, die auf dem Wege sind, es zu merden. Kl
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